Die zehnte Kerze brennt

Update 10.11. Neue Fragen eingebaut


Guten Morgen! Es gibt zum heutigen zehnten Blog-Geburtstag den lange versprochenen Mailbag mit allen Leserfragen, die bis heute Früh eingegangen sind.

Vorneweg die Blogstatistik vom abgelaufenen Jahr: Es war in vielerlei Hinsicht das beste Jahr auf diesem Blog: Meiste Aufrufe, meiste Kommentare, annähernd meiste neue Abonnenten und auch die beiden meistbesuchten Tage hatten wir im abgelaufenen Jahr.

Und damit weiter zum Monster-Fragenkatalog. Ich habe die Fragen [Blog][Twitter] ein bisschen geclustert in verschiedene Kategorien und hoffentlich nix vergessen. Vorsicht: Eintrag hat Rekordlänge.

Chewie16: Wichtige Frage: Zählen nur Fragen die bis Montag eingegangen sind bei dir oder gelten auch Fragen die den Zeitstempel von Montag haben, aber erst später ankommen???

Wir sind hier in Italien, nicht in Amerika! Hier gilt maximale Flexibilität, also natürlich geht alles mit rein. Eventuell reiche ich noch Fragen nach, die noch heute reinflattern.

Sam83: Coach, wir gehen nach 10 Jahren in die Halbzeit. Wie fühlen Sie sich?

Noch recht entspannt, aber wenn ich mir die ellenlange Liste von an die 70 (!) Fragen anschaue, weiß ich noch nicht wie lange die Ruhe anhält.

FloJo: Was sind Ihre Halftime-Adjustments für die nächsten zehn Jahre?

Da muss ich mich erst mit meinem Team besprechen. Frau will mehr Zeit, Corona wird irgendwann vorbei sein, es wird wieder mehr Dinge außerhalb dieser Zeilen auf diesem Blog geben.

Football: Rückschau

FloBlogs: Wie hat sich dein Interesse an der NFL in den letzten 10 Jahren verändert?

Vor zehn Jahren galt mein Interesse vor allem den Spielen, die es in den verfügbaren Übertragungen (z.B. bei ESPN America) gab. Ich konnte nicht jedes Spiel in jeder Woche sehen – gerade auch nicht im College Football. Heute ist das anders: Gamepass, Youtube, ESPN-Player und so weiter geben dir prinzipiell die Möglichkeit, jedes erdenkliche Spiel live oder in Konserve anzuschauen. Das hat bei mir aber gerade im College Football nicht zu einer Verbreiterung, sondern zu einer Konzentration geführt. Ich verfolge heute weniger Teams, weil ich immer wieder die gleichen beim Schauen auswähle.

Abseits davon natürlich die Datenlawine, die mein Interesse weg vom reinen Schauen und hin zum richtigen Analysieren verschoben hat. Vor zehn Jahren war man noch angewiesen auf sehr viel Eye-Test und einige wenige rudimentäre Statistiken. Ich kann mich erinnern an meine Preview vor dem Seahawks-Redskins-Playoffspiel 2012/13 (dem, als Mike Shanahan Robert Griffin III verheizte): Ich analysierte damals im Vorfeld des Spiels Game-Tape und mir fiel extrem hohe Play-Action-Quote bei den Teams auf. Über Play-Action hat damals kein Mensch gesprochen und es gab keine Daten. Es fiel mir einfach bei den beiden Mannschaften auf. Ich schrieb es im Text nieder, aber konnte nichts belegen.

Das ist heute anders. Dank PFF und vieler frei verfügbarer Advanced-Stats lässt sich ein ganz anders detailliertes Bild von den einzelnen Mannschaften malen, bevor ich überhaupt den ersten Snap gesehen habe. Ich bin heute also prinzipiell permanent zwischen dem, was ich gesehen habe und dem was vorher oder nachher in den Daten sehe, hin- und hergerissen. Es ist konstanter Abgleich. Und tatsächlich: RG3 hatte damals 41% Play-Action-Rate – kein QB bis heute hatte mehr! Russell Wilson hatte 37%, was noch immer ein Top-3 Wert in den letzten 8 Jahren über eine ganze Saison ist!

Es gibt aber auch viele kleine Spielsituationen, die mich nun in einem völlig anderen Maße interessieren als damals. „Pass First“ und 4th Downs gilt natürlich schon seit vielen Jahren. In den letzten Jahren neu dazugekommen sind z.B. Sacks. Ich war früher wie eigentlich jeder der Meinung, dass sie zuerst der Offense Line zuzuschreiben sind, aber wir wissen heute, dass sie meistens ein Quarterback-Problem sind. Egal wie schlecht das Blocking ist – der Ball muss einfach im Zweifel schnell genug raus, und das ist machbar für den QB! Sacks sind sehr schädlich, und sie sind häufig dem QB negativ anzukreiden. Interceptions habe ich dagegen stärker als früher mittlerweile als eine Art „notwendiges Übel“ akzeptiert.

Pässe „short of sticks“ sind ein Problem, das ich damals nicht wahrgenommen hatte. Die ganze Coverage-vs-Passrush Diskussion versuche ich noch immer bestmöglich zu fassen, weil sie in der laufenden Übertragung gar nicht so einfach zu greifen ist (allerdings, wenn man es weiß und darauf achtet, schon sehr viel besser). Das sind so die Dinge, die ich durch mein Interesse an der Analytics-Welt heute anders anschaue als früher – und die mein Sehvergnügen an der NFL deutlich gesteigert haben.

Arvid: Was war dein bester/schlechtester Take vor einer NFL Saison?

Uff. Schlechte Takes gab es genug. Zu den übelsten gehörte meine Angst, dass Tony Romos Verletzung 2016 die Cowboys-Saison zerstören würde. Tage später trat Dak Prescott auf die Bühne. Aber ich hatte auch die Texans und Buccs 2013 als Preseason Top-8. Die einen endeten mit dem #1 Pick, die anderen mit dem #7 Pick.

Bei den guten Takes fallen mir lange Jahre „Furchtlose Vorschau“ ein, in der ich beide Superbowl-Teilnehmer unter den Preseason Top-Favoriten hatte. Gerade in obiger NFL-Vorschau 2013 sind am Ende vier meiner Top-5 im Halbfinale gestanden.

In den letzten Jahren gehörten mein anfänglich von nur wenigen geteilter Optimismus für die Eagles und Rams vor der Saison 2017 sowie mein extremer Pessimismus für die Bears 2019 zu den besseren Prognosen. Die meisten hatten Chicago damals trotz Trubisky in der oberen Tabellenhälfte prognostiziert.

Cojak: Gibt’s so eine Art „denkwürdigstes“ Spiel für dich? Bzw einen Play, der besonders herausragt? Also etwas, woran du dich besonders gern erinnerst.

Oh Mann. Die Liste an Highlights ist zu lange! Müsste ich nur ein Spiel benennen, dann wäre es die oft beschworene Fiesta Bowl 2007 mit den unfassbaren Trickspielzügen von Boise State in der Crunch-Time gegen Oklahoma. Das war einfach ein magischer Moment.

Im College Football geblieben, erinnere ich mich auch an Kyle Brotzmans Fehlkicks in der sensationellen Schlussphase von Boise 2010 in Nevada zurück, oder das unfassbare „Miracle in Baton Rouge“ bei LSU-Tennessee, Cam Newtons Run über das halbe Spielfeld gegen LSU mit zig gebrochenen Tackles, oder das 9-6 zwischen LSU und Alabama, oder die beiden unglaublichen Auburn-Spiele am Ende der Saison 2013 gegen Georgia und Alabama („Kick Six“). Oder Georgia gegen Alabama, einmal SEC-Finale 2012, einmal das National Championship Game. Und natürlich die ersten beiden Clemson-Alabama National Championship Games [1][2]. Beide waren All-Timer.

Auch die NFL hat ein paar unmögliche Momente geliefert. Fast alle sind in den Playoffs passiert – es muss einfach richtig um alles oder nichts gehen um mich vollends mitzureißen!

Vor der Blog-Zeit zum Beispiel erinnere ich mich immer an den Bettis-Fumble 2006 an der Goal-Line gegen die Colts zurück. Die ORF-Kommentatoren haben damals meinen Verstärker abgeraucht. Eines der besten NFL-Spiele, die ich jemals gesehen habe, war dann das zweite AFC-Finale zwischen Peyton Manning und Tom Brady, als die Colts nach wilder zweiter Halbzeit 38-34 gewonnen haben. Oder der Helm-Catch von David Tyree oder die atemberaubende Superbowl Steelers-Cardinals.

Wenn wir nur die Momente seit Blog-Gründung nehmen, dann denke ich da zum Beispiel an das Eagles-Comeback mit Michael Vick 2010 gegen die Giants, die beiden überragendsten Aaron-Rodgers-Vorstellungen (Superbowl gegen die Steelers, 2014 gegen die Eagles – besser kann man nicht mehr spielen), Colin Kaepernicks Sternstunde gegen die Packers oder die Atlanta-Falcons-Offense von 2016/17.

Die größten Momente in den letzten Jahren waren Arizona-Green Bay mit der spektakulären Overtime und Fitzgeralds Big-Plays, die aus allen Rudern gelaufene Superbowl Eagles-Patriots, das Minnesota Miracle, Rams vs. Chiefs und das krasse NFC-Finale 2014/15 Seahawks-Packers mit Mike McCarthys Game-Management Bolzen und der w-i-l-d-e-n Schlussphase.

Der irrste Moment war sicher Malcolm Butlers Goal-Line Interception in der auch spielerisch sehr gutklassigen Superbowl Patriots-Seahawks. Das Spiel hatte auch sonst alles, inklusive der Kommentierung von Al Michaels und Cris Collinsworth, die jedem Sportevent automatisch schon eine gewisses Gewicht geben.

Abseits des Spielfelds fallen mir zwei Gesangs-Performances ein, wenn ich an die NFL denke: Josh Grobans „You Raise Me Up“ vor der Patriots-Panthers Superbowl in Houston, und die absolut göttliche Hymne von Kristin Chenoweth vor dem NFC-Finale 49ers-Giants im Nieselregen in San Francisco.

Was ist dein Lieblings-Footballspiel der 10 Jahre? (College und NFL)

College Football: Clemson – Alabama I (2015/16)
NFL: Superbowl Patriots – Seahawks

Spannenderweise beides Endspiele. Im Football gilt die Dramatik von wegen „Endspiele enttäuschen spielerisch“ nicht!

XYZ: Wo würdest du Drew Brees unter den Quarterbacks der letzten 20 Jahre sehen? Und was passiert mit den Saints nach seinem Rücktritt?

Peyton Manning ist die #1. Brady die #2. Brees steht für mich auf einer Stufe mit Aaron Rodgers, und ich weiß nicht genau wen von den beiden ich aufs Podest setzen würde. Rodgers hat den größeren optischen Genuss geliefert und sein „Peak“ war noch gigantischer als jener von Brees, aber Brees war über längeren Zeitraum absolute Spitzenklasse. Mein Herz sagt Rodgers, weil mich sein Spielstil emotional mehr berührte. Aber der Kopf sagt Brees.

Wie es bei den Saints weitergeht muss man schauen. Einen solchen Quarterback wird New Orleans wohl lange nicht mehr bekommen, und der Kader droht aus Salary-Cap-Gründen nach dieser Saison auseinanderzufliegen. Den Saints droht das, was vielen großen Franchises nach dem Abgang ihres Top-QBs passiert ist: Quarterback-Fegfeuer, und ein paar Jahre wechselhaftes Mittelmaß. Es sei denn, Sean Payton schafft es tatsächlich, Jameis Winstons Energien richtig zu kanalisieren!

Flyer86: Mich würde interessieren, wo du Pete Carroll unter den Coaches der letzten 10 Jahre in der NFL rankst?

Spannende Frage, weil Carroll in den letzten paar Jahren (auch von mir) zurecht auf die Kappe bekommen hat, weil seine antiquierte Denke die Seahawks in gewissen Aspekten zurückgehalten hat.

Coaches zu ranken ist immer brutal schwierig, weil sie zwar vieles bestimmen, aber die Ergebnisse letztlich doch so sehr vom Spielertalent abhängen. Spielertalent ist wegen der Spielerentwicklung natürlich ein Henne/Ei-Problem. Insgesamt halte ich es schon für keinen Zufall, dass die allerbesten NFL-Spieler trotz Salary-Cap besser bezahlt werden als die Coaches, für die es keine Gehaltsobergrenze gibt und die eigentlich „Vorgesetzte“ wären.

Belichick ist die #1. Da gibt es glaube ich nicht viel rumzudiskutieren. Aber ich wäre schon verlockt, Carroll an #2 oder nicht tiefer als #3 vorbei an oder neben Andy Reid oder John Harbaugh, vielleicht noch Sean Payton, zu setzen. Carroll ist seit Beginn der Saison 2010 bei Win-% auf Augenhöhe mit den genannten Kollegen, ja sogar minimal besser (0.633 / Reid .619, Payton .632, Harbaugh .614).

Carroll hat mit der Einführung des damals doch innovativen Cover-3 Press-Schemes die NFL gewissermaßen revolutioniert und einen ganz neuen Hype um groß gewachsene, physische Cornerbacks entfacht. Aus seinem Trainerstab sind mehrere Headcoaches hervorgegangen.

Carroll hat die eine Superbowl gewonnen, und sogar außergewöhnlich überzeugend gewonnen. Seine Seahawks-Teams waren von 2012-2015 viermal in Folge die #1 nach DVOA. Es hätten also auch durchaus mehr Titel sein können – gerade die Freakniederlage gegen die Pats war halt auch schlicht unglaubliches Pech.

Vor allem aber waren es ikonische, richtig dominante Mannschaften. Sie waren unverwechselbar und haben in der NFL Schule gemacht. War sie den grandiosen Spielern geschuldet? Vielleicht. Aber die Seahawks haben halt auch diese Spieler gezielt gesucht, gefunden und spielen lassen. Late-Rounder wie Sherman oder Chancellor oder 3rd-Round-Rookie-QB wie Wilson? Null problemo.

Das Problem an Carroll in den letzten 3-4 Jahren war seine Sturheit in der Öffnung seiner Offense. Gerade die 2018er Saison ist nahezu unverzeihlich und das ultimativ vercoachte Playoffspiel in Dallas war mit das deprimierendste Spiel der letzten 10 Jahre. Das fällt auf Carroll zurück. Aber immerhin haben Carrolls Teams immer wieder positive Bilanzen und Playoffs erreicht, obwohl er sich selbst vor Kickoff qua Playcalling ein Handicap auferlegte.

Carroll scheint 2020 die Kurve zu kratzen. Just gestern hat Carroll einen neuen Vertrag für noch einmal ein paar Jahre bekommen. Nicht zu Unrecht! Ich denke, in einigen Jahren wird man wesentlich positiver als heute auf die Carroll-Ära zurückblicken. Die Dominanz der frühen 2010er Jahre wird die zögerlichen letzten Jahre überstrahlen – und das zurecht.

Für Reid, Payton, Harbaugh könnte man auch gute, vielleicht auch bessere, Argumente bringen. Reid ist ein super Offense-Innovator, hat aber den lahmen Abgang in Philly gegen sich. Auch Reid hat seine In-Game-Management-Tücken. Payton ist viele Jahre lang trotz großer Investments daran gescheitert, eine vernünftige Defense zu bauen und hat damit die besten Jahre von Drew Brees vergeigt; andererseits ist sein Titel 2009/10 knapp vor meiner Betrachtungsspanne gekommen. Harbaughs Teams hatten auch ihre Durchhänger. Gerade die Offenses in Baltimore waren ein paar Jahre lang total schwach.

Michael Salomon: Klassikerfrage, die offenbar noch keiner gestellt hat: deine Top 5 QBs alltime? Brady & Montana würde ich mal gesetzt sehen. Bleiben Favre, PManning, Marino, Brees, Elway, Unitas, Graham, …

Oh Mann, All-Time Bestenlisten sind schwierig, weil man die Top-QBs vergangener Perioden nicht live hat spielen sehen und maximal aus einigen Zusammenschnitten historisch wichtiger Partien kennt.

Ich glaube, Peyton Manning muss All-Time an #1 gesetzt werden. Brady gehört wohl auch in die Top-5. Bei den anderen Kandidaten traue ich mir keine Einschätzung zu, aber Brad Oremland hat vor ein paar Jahren mal eine wirklich lesenswerte All-Time-Liste mit tollen Begründungen verfasst: Seine Liste 2015 ist hier, und 2018 hat er wegen Bradys Rekordjagd noch einmal ein Update geschrieben.

Man kann da wohl ewig streiten und vielleicht ist es auch „Recency Bias“, zwei Quarterbacks der Gegenwart bzw. sehr jungen Vergangenheit so hoch zu setzen. Aber wir sind im Zeitalter der Quarterbacks – und vielleicht reden wir schon in einigen Jahren bei einem Pat Mahomes auch schon von einem All-Timer.

Raphael: Welcher NFL Spieler hat dich in den letzten 10 Jahren am meisten beeindruckt? Frei von Stats oder Championships. Entwicklung, private Entscheidungen etc… Positiv wie negativ. Was kommt dir als erstes in den Sinn.

Ich habe über diese Frage lange nachgedacht, aber ich komme immer wieder auf die ersten Namen zurück, die mir durch den Sinn gingen. Das Negativ-Beispiel ist RG3, den ich als College-Quarterback vergöttere und der eine absolut fantastische Rookiesaison in der NFL gespielt hat, ehe seine Karriere mit Verletzungen und Kontroversen den Bach runtergegangen ist.

Ich bin mit den Jahren zum Schluss gekommen, dass das Problem letztlich vor allem RG3 selbst war: Zum einen fußte seine Rookiesaison v.a. auf dem Überraschungsmoment und oben beschriebenen exorbitant hohen Play-Action Momenten. Zum anderen war RG3 wohl auch kein einfacher Typ. Jedenfalls hat sein Absturz mir das Herz gebrochen, und das können nicht viele NFL-Spieler behaupten.

Positive Beispiele gibt es einige. Pat Mahomes wäre eines. Seinen kometenhaften Aufstieg zur #1 der NFL hatte ich so nicht kommen sehen, aber Mahomes scheint auch abseits des Feldes ein cooler Typ zu sein. Er hat keine Angst vor politischen & gesellschaftlichen Statements und ist auch charakterlich das Gegenteil von einem Selbstdarsteller. Er ist ein idealer Posterboy für die NFL.

Jalen Hurts. Er fasziniert mich einfach. Ich glaube (besser: hoffe), ich unterschätze ihn als Spieler. Aber als Typ ist er so mit sich im Reinen, dass ich ihn einfach nur beneide.

Drei andere herausragende Beispiele für mich sind J.J. Watt, Richard Sherman und Colin Kaepernick. Watt ist als eine Art „langweiliger“ Prospect in die NFL gekommen und war nach kürzester Zeit die außergewöhnlichste Urgewalt in der NFL. Er ist mit seinem Off-Field Einsatz heute auch zurecht eine lebende Ikone in Houston.

Sherman ist eine umstrittene Figur, aber er hat keine Scheu zu seiner Meinung zu stehen, und auch wenn ihn viele längst als Provokateur abgeschrieben haben: Ich halte ihn für einen der intelligentesten Profis, die in der NFL über das Feld laufen. Ein richtiger Typ, der bei allen Ecken und Kanten für das Gute in der Welt steht.

Kaepernicks Geschichte ist längst bekannt. Ich will Kaepernick nicht zu etwas verklären was er nicht ist (sein Bekenntnis zum Nichtwählen 2016 ging mir auf den Sack), aber er hat Kante gezeigt, sich auch dann nicht verbiegen lassen als von allen Seiten Kritik draufprasselte. Im Rückblick wird Kaepernick auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Was man bei ihm gerne vergisst: Er war auch sportlich ein absoluter Gewinn! Seine Nevada-Performance gegen Boise State 2010 war episch, und das oben erwähnte erste Playoffspiel gegen Green Bay 2013 war eine der größten Sternstunden der letzten 10 Jahre Football.

Es gibt sicher viele weitere gute Beispiele (Alex Smith mit seiner Horrorgeschichte!), aber das sind so die ersten, die mir einfallen.

Alex D: Wie sehr fehlt fehlt der NFL @CoachJeffFisher?

Haha! Fisher ist in den letzten Jahren in St Louis zu einer Art Punchline geworden, aber die Leute vergessen, dass er in Tennessee ziemlich erfolgreich war und u.a. nur knapp eine Superbowl verlor. Fisher ist ganz einfach irgendwann von der Zeit überholt worden. Die letzten Jahre waren unansehnlich, und irgendwann hat es ihn nichtmal mehr als Gegenbeispiel in Argumentationsketten gebraucht.

Football: Vorschau und Analytics

Buddy: Wie wird der Football in 2030 aussehen?

Tobe: Was glaubst du, wie die NFL taktisch ausgerichtet in 10 Jahren aussehen könnte? Wären wir dann schon bei einer reinen Passing-Liga angekommen oder wäre irgendwann doch wieder der Fokus auf die Defense verstärkt worden?
Und ist Pat Mahomes in 10 Jahren der GOAT?

Badla87: Deine persönliche Einschätzung in welche Richtung sich der Football entwickeln könnte würde mich interessieren. Aktuell läuft es ja immer mehr über das Passing-Game. Wird diese Entwicklung deiner Meinung nach weiter anhalten, oder kannst du dir vorstellen, dass es in den nächsten Jahren evtl wieder mehr in Richtung Run-Game gehen könnte? Ist das Thema Passing evtl. irgendwann mal so ausgereizt und die Defenses / Boxen so leicht und auf die Pass-Verteidigung eingestellt, dass ein Run-Game über so Big-Bruiser-Typen ala Henry evtl. erfolgsversprechender (EPA, DVOA…) sein könnte?

Das sind gleich drei Fragen, die sich zu einer zusammenfassen lassen. Grundsätzlich gilt gemäß dem Prinzip des Nash-Gleichgewichts: Eine Offense ist dann balanciert, wenn Lauf und Pass den gleichen Ertrag bringen. Davon sind wir heute noch meilenweit entfernt, und die entscheidende Frage in der Projection für 2030 ist, wie weit wir dann davon entfernt sein werden.

Es gibt bis jetzt nur wenige bis kaum Anzeichen, dass die Effizienz von Passspiel nachlässt, je mehr geworfen wird. Man möchte meinen, dass die Defense einen Vorteil hat, wenn sie weiß, dass der Gegner wirft – aber die total effizienten 2min-Drills lassen darauf schließen, dass Offense auch bei Preisgabe ihrer Intention noch der Defense überlegen ist. (Natürlich ist die Grenze irgendwo. Bloß noch wurde sie nicht gefunden)

Ich bin überzeugt, dass wir gerade im Early-Down-Playcalling in einigen Jahren über 60%, wahrscheinlich irgendwann über 70% Passspiel haben werden, egal mit wie vielen Defensive Backs sich Defenses dagegen aufstellen. Ob das schon in 10 Jahren der Fall sein wird? Abwarten.

Laufspiel wird keine Renaissance als „gleichberechtigte“ Alternative erleben, aber in verschiedenen Situationen wie Short-Yardage, Redzone oder gegen allzu offene Boxen eine sehr valide Option bleiben. Ich glaube nicht, dass die Belichick/Saban-Prognose eintrifft und eine Art Single-Wing-Offense in den nächsten 20 Jahren ein Comeback erlebt – dafür hat das Passspiel einfach zu viele Facetten, die noch gar nicht ausgeschlachtet sind. Im Passspiel zählt der gedankliche Vorsprung der Offense mehr als im Laufspiel. Und die Quarterbacks werden immer präziser, besser ausgebildet.

Ich denke, dass der Fokus weg von Offense und Defense Line hinaus in den Raum sich so fortsetzen wird. Vielleicht werden wird 10-Personnel mit immer mehr starken Wide Receivern irgendwann zur Standard-Offense. Empty-Backfield mit 5-Mann Protection ist ja heute schon in rund 1/6 der Passspielzüge gängig, aber es gibt noch nicht genügend starke NFL-Receiver um das in jeder Mannschaft so zu praktizieren.

O-Liner und D-Liner werden noch „leichter“ werden, der Fokus auf Explosivität wird steigen. D-Lines werden sich irgendwann leichter überlaufen lassen, aber Coaches werden es akzeptieren, weil sie damit besser fahren als überworfen zu werden. Bei Receivern bin ich gespannt ob wir eine Renaissance der WR-Hünen erleben oder weiter immer mehr dieser kleinen Irrwische in die NFL kommen.

Auf Quarterback wird es noch mehr dieser auch im Lauf präzisen Werfer geben, aber ich glaube nicht, dass Mahomes deshalb in einigen Jahren nur „einer unter mehreren Top-QBs“ sein wird. Dafür ist er heute zu einzigartig.

Vielleicht gewinnt das Attribut der Mobilität in der NFL im Vergleich zur Wurf-Präzision an Wert. Ich meine damit nicht, dass die Mobilität wichtiger wird, aber je mehr Offenses „in space“ agieren und je höher die Rate an frei gelaufenen Routen ist, desto einfacher lassen sich Präzisionsprobleme kaschieren.

Ich bin auch gespannt, wie lange die Linebacker-Position in einer Stamm-Aufstellung überlebt oder ob sie wie die Runningback-Position zu einer Art „Role-Player“ verkommt. Die „Bruiser“ werden in 10 Jahren in meiner Erwartung nach eine noch kleinere Rolle spielen. Wir haben ja heute schon in Derrick Henry nur noch einen letzten Vertreter dieser Branche, und selbst der war ohne den richtigen QB als Offense-Trigger nahezu wirkungslos.

Also ja: Irgendwann wird Laufspiel wieder gleich effizient sein wie das Passspiel. Aber dann nicht mehr in einem 50/50 oder 60/40 Playcalling-Ambiente. Passspiel wird die NFL noch klarer dominieren als heute.

Torku: Glaubst du, dass die weitere Verbreitung von Analytics Methoden dem Football langfristig auch schaden können?

Klares Nein, denn Analytics im Football hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es das Spiel ansehnlicher macht. Die Unterscheidung von „aggressiv“ (=Analytics-getrieben) und „konservativ“ (Gegenteil von Analytics) gefällt mir eigentlich gar nicht so gut, aber im Kern trifft sie die Thematik: Die allermeisten Erkenntnisse der datenbasierten Auswertung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen eindeutige Vorteile im Football bringt.

Wir alle punten zu oft – auch im täglichen Leben. Wir alle nehmen viele Chancen nicht wahr, aus Angst vor dem Unbekannten. So auch die Coaches auf dem Feld. Sie scheuen das Risiko – nicht ahnend, dass ein Punt bei 4th&short oder viele verschenkte 1st und 2nd Downs das viel größere Risiko für die Zukunft sind!

Weniger sinnlose Spielzüge hinein in eine Mauer, mehr attraktives Passspiel, weniger Punts. Ich weiß, dass mit diesen mehr erzielten Punkten auch eine Entwertung der Defense und ultimativ daraus folgend irgendwann auch eine Entwertung von Top-Performern in der Offense einhergeht, aber ich werde weiter unten ausführen, welche Regeländerungen man einführen könnte um wieder besseres Gleichgewicht herzustellen.

Martin: Welche Regeln würdest du gerne ändern? Sei es im Umfeld der Teams oder beim Spiel selbst..
Sollte gerade in der Hinsicht die Defense wieder etwas bevorteilt oder besser weniger benachteiligt werden?

Ich würde den Kickoff abschaffen und ihn durch 1st&10 an der 15 Yards Line ersetzen. 15 Yards Line, weil das grob 0 EPA/Play sind, also der Punkt, an dem sich Punkteerwartung für Offense und Defense die Waage hält.

Ich würde Offensive-Holding viel konsequenter pfeifen und vielleicht mit Down-Verlust anstatt nur Raumstrafe abstrafen (oder Raumstrafe verdoppeln), und ich würde noch einmal die Video-Überprüfbarkeit von Defensive Pass-Interference hinterfragen. Vielleicht kann man das konsequenter als 2019 umsetzen. Es reicht ja schon, wenn man dem Spieler die Verlockung zu halten nimmt.

Ich würde investieren in eine Möglichkeit, „forward progress“ nicht mehr mit der der Chain-Gang, sondern elektronisch zu messen, und sobald verlässlich, das ablösen.

Ich würde Hits gegen den Helm härter abstrafen – auch mit längeren Strafen! Die Defense muss lernen sauberer zu tackeln.

Ich würde die Play-Clock von 40 auf 35 oder noch besser 30 Sekunden herabsetzen. Mehr Speed, mehr Plays – das reduziert ein wenig den Zufall. Wenn es nach mir geht, zahle ich gerne ein paar Euros drauf, wenn dafür weniger Werbepausen eingebaut werden.

Abseits des Spielfelds würde ich die Roster vergrößern, die Injuried Reserve abschaffen oder zumindest auch künftig bei maximal 3 Spielen belassen. Ich würde Spielertransfers nicht nur gegen Picks und andere Spieler, sondern auch gegen Salary-Cap-Budget erlauben um den extremen Vorteil, den die Teams mit einem Star-Quarterback heute haben, ein bisschen besser ausgleichen zu können. Vielleicht sollte man 5-10% des Cap-Budgets traden können, den Teams, die das machen, diese Summe dann aber auch vom Revenue-Sharing abzwacken.

Ich würde das Playoff-Feld wieder auf 12 Mannschaften stutzen und die geplante Erweiterung auf 17 Spiele zurücknehmen.

Vielleicht wäre eine Draft-Lotterie ganz geil.

Und ich würde hinterfragen ob das ganze „Tag“-System mit Franchise-Tag, Transition-Tag und RFA-Tags so Sinn macht. Ich würde die Mindestgehälter abheben, damit sich nicht alles Geld auf die paar Superstars konzentriert, und im Gegenzug die Franchise-Tag am liebsten abschaffen um einen freieren Markt zuzulassen.

torQ.game.ada: Wie zur Hölle bist du zu den Lions gekommen?

Ich stehe auf Underdogs. Und die Lions waren Mitte der 2000er ultimative Underdogs – bis hin zu einer damals beispiellosen sieglosen 0-16 Saison. Gerade die Verpflichtung vom damals als Analytics-lastigen Headcoach Jim Schwartz hat mir dann auch die Chance gegeben, ein Team vom richtigen Rebuild von den Grundfesten auf zu verfolgen und zu unterstützen. Leider ist am Ende nie so richtig etwas draus geworden, weil Schwartz die Hoffnung als „ökonomisch-rationaler“ Coach nicht erfüllte und Stafford nie zu einem Elite-QB reifte.

Felix: Wer ist dein Lieblingsspieler?

Barry Sanders – obwohl ich ihn nie live habe spielen sehen. Aber seine Highlights sind nicht von dieser Welt, und er ist auch menschlich ein Idol.

In der Spielergeneration meiner ersten NFL-Jahre kann ich noch den später ermordeten Steve McNair nennen. Dann RG3, Ed Reid, Larry Fitzgerald und Calvin Johnson, heute Deshaun Watson, Lamar Jackson und natürlich Pat Mahomes. Du siehst, ich stehe in erster Linie auf schwarze Quarterbacks.

Swiss Lion: Wann gewinnen die Detroit Lions ihren ersten Super Bowl?

Ich habe immer wieder Momente, in denen ich mich damit abgefunden habe, dass die Lions in meiner Zeit auf dieser Erde keine Superbowl mehr gewinnen können, aber auf der anderen Seite: Du musst in der NFL „nur“ den richtigen Quarterback draften, und schon bist du auf Jahre Contender. Ich liebe Matthew Stafford, weil er ein richtiger Typ ist und mit seinem Arm super-ästhetischen Football spielen kann. Aber Stafford ist nicht der QB fürs gelobte Land. Insofern: Abwarten und Tee trinken.

Steffen: Hast du schon einmal daran gedacht, dich bei einem NFL-Team zu bewerben?

Als was? Greenkeeper? Ich müsste wenn, dann GM sein. Aber meine Gehaltsforderungen mich aus den Bergen rauszulocken wären zu hoch.

Ich glaube aber, die Frage zielt auf eine Art „Berater-Job“ hin, und das wäre mir in der Tat zu öde. Wenn ich sehe, wie schleppend die Einflussnahme von Analytics-Abteilungen im Football ist, dann hätte ich keine Lust auf die NFL. Ich wäre aber nicht Mathematiker genug um mit den Modellierern der heutigen Zeit mitzuhalten. Und als interner Verkäufer gegen Wände anzureden, dafür wäre meine Zeit mir dann zu schade.

Ich arbeite da lieber das, was ich schon jetzt den ganzen Tag mache. Dort kann ich wenigstens Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen.

Milaidin: Kaepernick, Gesundheitsvorsorge, Ausnutzung im Collegesystem etc., etc.,… Alles das begleitest Du ja auch kritisch. Gibt es einen Punkt bei dem Du definitiv sagst, wenn es dazu kommt bist Du beim Football raus?

Schwieriger Punkt. Der erbärmliche Umgang der NFL mit der Causa Kaepernick führt unweigerlich zu Themen, bei denen ich mir nicht mehr anmaße eine qualifizierte Meinung abzugeben. Ich bin mir nicht auch gar nicht sicher ob ich von einer NFL als Instanz die Art „moralisches Vorbild“ verlangen würde wie es viele Kollegen und Fans tun.

Das College-System ist hehr in der Grundidee („mens sana in corpore sano“), aber im Kern längst überholt. Es wird in den nächsten Jahren recht schnell von der Realität eingeholt und danach so nicht mehr wiederzuerkennen sein. Insofern: Nicht alles gut, aber auch nicht jede Hoffnung verloren. Deswegen ausschalten tue ich nicht.

Beim Football wirklich ausschalten würde ich, wenn die NFL ihre harte Linie bei Hits gegen den Helm auflockern sollte. Vor 15 Jahren noch sind solche Hits wöchentlich in Highlight-Clips abgefeiert worden. Heute werden sie Gottseidank verdammt. Sollte es irgendwann eine Rückkehr in die alte Zeit geben, bin ich raus, denn mir wird übel wenn die Helme in Vollspeed aufeinander knallen.

BlauGelb13: Immer mehr Teams beziehen Analytics und Daten in ihre Arbeit ein. Wird der Vorteil, den Teams sich mit Analytics erarbeiten können, in Zukunft geringer werden, weil es mehr „Mainstream“ wird?
Wie viel Vorteil kann ein NFL-Team sich deiner Meinung nach mit „Analytics“ sichern? Also auf einem neutralen Feld gegen das durchschnittliche NFL-Team A, wie hoch würdest du die Siegwahrscheinlichkeit des durchschnittlichen NFL-Teams B ansetzen, wenn Team B state of the Art Analytics berücksichtigt und in deren Augen alles richtig macht?

Das beginnt mit der Frage, wie (und wie breit) wir „Analytics“ definieren. Es gibt bei datenbasierter Analyse ja auch zahlreiche Abstufungen, und nicht jede Methode ist eine gute

Wenn wir nur über 4th Down Entscheidungen sprechen, dann sind wir bei 4th&short schon *fast* beim Mainstream. Wenn wir über Early-Down-Playcalling, Clock-Management und andere In-Game-Entscheidungen sprechen, dann gibt es dagegen noch einiges zu optimieren. Wir sind noch sehr weit von einem „balancierten“ Offense-Playcalling im Sinne von Pass = Lauf entfernt (ich gehe von über 70% 1st/2nd Down Passspiel als Liga-Durchschnitt aus, momentan sind wir bei knapp über 50%).

Beim Salary-Cap-Management halte ich die NFL immer wieder für auf dem richtigen Weg, aber dann schießen Zeke Elliott oder McCaffrey-Verträge rein, die einfach keinen Sinn machen, und wir sind wieder in Murmeltierschleife. Aber Analytics geht ja noch viel weiter: Draft-Evaluation, Routen-Kombinationen, Cap-Allocation, medizinischer Stab oder auch nur schnellerer Einstieg in die Vorbereitung auf das nächste Spiel: Ich glaube, da kratzt die NFL noch immer erst an der Oberfläche, weil zu viele Coaches der alten Schule unterwegs sind. John Harbaugh ist in seiner Radikalität noch eine Ausnahme.

Analytics wird im Vergleich zum Spielertalent aber wohl immer eine untergeordnete Rolle spielen. Man kann damit einige Nachteile wettmachen oder eigene Vorteile besonders ausschlachten, aber ich glaube nicht, dass ein Kirk-Cousins-Team damit dauerhaft einem Pat-Mahomes-Team Konkurrenz machen kann.

Und noch eins: Wir befinden uns IMHO noch in einer Art Pionierphase. Die Ravens waren 2019 sowas wie Aushängeschilder, aber in einigen Jahren werden die meisten NFL-Mannschaften so ticken. Dann werden die zu holenden Vorteile naturgemäß kleiner sein – und eher etwas anderes passieren: Wer nicht mitmacht, ist dann plötzlich drauf angewiesen, dass man halt den Superstar-QB bekommt, der alles andere zudeckt.

Daniel: Wie siehst du die Entwicklung von Analytics in den letzten Jahren: Werden die Teams mit dem stärksten Fokus darauf die NFL in den nächsten Jahren dominieren? Welche sind die besten Follows für Analytics?

Diese Teams werden besser sein als ihr Erwartungswert, aber „dominieren“ ist in einer Liga, die so stark von der Quarterback-Position abhängt, schwierig. Hast du kein Glück darin, deinen Franchise-QB zu finden, wirst du immer die paar Prozentpunkte mehr brauchen um überhaupt mit den Chiefs gleichzuziehen.

Meine Top-3 Follows bei Analytics? Auf Twitter im Moment Eager, Hermsmeyer, Moo.

(Hermsmeyer ist eigentlich kein „Data Scientist“, aber er hat exzellente strategische Denkweise)

Es gibt dann noch einige sehr gute weitere wie einen Kevin Cole oder Ben Baldwin, der sehr gute Arbeit in der Popularisierung von neuen Metriken geleistet hat. Natürlich bleibt Analytics-Pionier #1, Brian Burke, zu beachten. Der kriegt momentan zwar ziemlich auf die Fresse, aber ich glaube, Tracking-Daten sind neben PFFs Quantifizierung im Play-by-Play die Zukunft bei Analytics, wenn die Kinderkrankheiten erstmal ausgeräumt sind.

Ich habe dann noch einen persönlichen Favoriten, der zwar auf Twitter nicht viel macht, aber der mir in Podcasts seit Jahren aus der Seele spricht: George Chahrouri.

Auf welche Statistiken schaust du zuerst, wenn du ein Spiel analysierst?

Eine sehr gute Frage. Ich schaue mittlerweile fast nur noch auf EPA/Play. Ob ein Spieler 375 Yards und 4 Touchdowns geworfen hat, ist für mich absolut irrelevant geworden. Aber 0.35 EPA/Play ist eine aussagekräftige Zahl für mich. Ich versuche gerade, diese Metrik meinem Publikum greifbarer zu machen und werde darüber auch noch detaillierter schreiben.

EPA/Play ist stabiler als Yards/Play und korreliert besser mit Sieg und Niederlage. Es ist die momentan beste Statistik, die wir haben, auch weil sie auf Lauf und Pass gleich gut angewendet werden kann und Quarterback-Einordnung deutlich erleichtert. Ich bin froh, dass sie vor zweieinhalb Jahren wieder öffentlich zugänglich wurde, nachdem sie Brian Burke einst von seiner Homepage runter und mit zu ESPN genommen hatte.

BlauGelb13: Brady oder Belichick – wer war für den Erfolg der Patriots in den vergangenen 20 Jahren wichtiger?

Meine persönliche Meinung ist: Brady, einfach weil ein absoluter Elite-Quarterback wie er einem Team einen über längeren Zeitraum größeren Wettbewerbsvorteil bringt.

Belichick ist als Coach und Manager natürlich einzigartig. Ich habe darüber oft genug geschrieben, und ich glaube, dass er zurecht als größter Coach ever angepriesen wird. Aber manchmal denke ich auch, dass Belichick auch zu einem nicht zu unterschätzenden Teil deshalb der Beste ist, weil er so wenige Fuck-Ups begeht. Er macht keine stupiden Trade-Ups, spendiert keine Zeke-Elliott-Gedächtnisverträge, begeht nur selten wirklich krasse In-Game Bolzen.

Die große Frage letztlich ist: Wie groß ist Belichicks Anteil daran, dass Brady eben zu dem wurde, was er heute ist? Gerade die letzten Tage ist wieder intensiver darüber diskutiert worden, wie viel Zeit Belichick eigentlich mit der Entwicklung Bradys nach den ersten drei Superbowls investiert hat.

Belichick hat damit zwei Dinge bewirkt: Zum einen geholfen, den einstige Late-Round-Pick Brady zum Star zu formen, aber er hat auch gleichzeitig die Ära des Super-Passings und der Fokussierung auf die Super-QBs eingeläutet.

Aber am Feld hat immer Brady am Feld umgesetzt. Brady war nicht so perfekt wie Manning und nicht so spektakulär wie Rodgers, aber die Patriots konnten mit ihm alles spielen was sie wollten, hatten durch ihn immer eine Antwort. Natürlich war die ganze Dynasty nur durch das Zusammenspiel beider möglich und Coach oder QB ist keine binäre Angelegenheit. Im Zweifel aber: QB > Coach.

D. Gruber: Was ist aus deiner Sicht wichtiger für eine Footballmannschaft: Quarterback oder Head Coach?

Daran direkt anschließend: Quarterback, zumindest in der Spitze. Je weiter wir beim Quarterback-Ranking nach oben klettern, desto sicherer bin ich mir dieser Aussage.

Der Wert eines Coaches ist schwierig zu bemessen, aber nicht zuletzt wieder das Beispiel der Indianapolis Colts mit und ohne Andrew Luck hat gezeigt, wie wichtig der QB ist. Du kannst sonst alles richtig machen und den progressivsten Head Coach haben: Wenn dir dein Top-QB ausfällt, bist du geschissen.

Je weiter wir die Quarterback-Rangliste runter gehen, desto wertvoller wird vielleicht nicht der Headcoach, aber bestimmt der Offense-Play-Caller. Sagen wir, vom 6t-8t besten bis runter zum 20t-25t besten Quarterback haben wir keinen weltbewegenden Talent-Unterschied. Diese Quarterbacks sind alle zu Top-Zahlen in der Lage, wenn das Play-Calling passt. In dieser Range greift das Coaching und ist vielleicht gar wichtiger.

Aber an den Wert der Quarterback-Elite ganz oben reichen auch die besten Offense-Coaches wie Shanahan, Belichick oder Sean McVay nicht heran.

Sacco: Wie viele Spiele schaust du pro Woche? Wie viele schaust du an Samstagen? Wie viele an Sonntagen? Und gibst du dir auch Coaches Tape?

Nicht mehr so viele wie früher. Am Sonntagabend meistens ein Einzelspiel oder Redzone, und wenn ich am nächsten Morgen ausschlafen kann, dann auch das zweite Spiel um 22h. Wenn mich ein Nachtspiel anlacht, dann gibt es Condensed-Game, ansonsten Youtube-Highlights.

Coaches-Tape schaue ich unter der Saison eher selten. Ich lasse mich lieber anleiten von Leuten wie einem J.T. O’Sullivan und beschränke meine eigene Tape-Study auf die Offseason, wenn ich mehr Zeit dafür habe.

College Football hängt mehr und mehr von Familie und Situation im Betrieb ab. Nachts stehe ich dafür nur noch für ganz große Kracher wie Playoff-Semifinale oder National Championship Game auf. Absolute Topspiele gebe ich mir Sonntagfrüh.

College Football & anderes

Holger: Da ich persönlich ja mehr auf College Football samt allem Drumherum stehe: welche Colleges sind hier eigentlich Deine persönlichen Favoriten (außerhalb von Boise State) und welche magst Du gar nicht? Und vor allem: warum? Bei der NFL weiß man das ja von Dir ungefähr (außerhalb Detroit).

Langweilige Antwort: Das College-Team, das ich wirklich nicht mag, gibt es nicht. Ich habe die Jim-Tressel-Buckeyes von Ohio State öde gefunden und finde die Florida Gators wegen ihrer komischen Farbkombination kacke, aber ich bin mir der Sinnlosigkeit einer Argumentation dazu (Boise State hat fast die gleichen Farben) völlig bewusst.

Ich kann mich für jede Mannschaft, die einen intelligenten eigenen Weg geht, begeistern, oder auch nur für einzelne Spieler. Meine Sympathien sind damit ziemlich „vergänglich“. Ich habe z.B. sogar Tebow-Florida gemocht, einfach weil sie eine so faszinierende, stilprägende Offense mit hunderttausend Options gespielt haben.

Zu meinen Lieblings-Teams haben zum Beispiel die Oregon Ducks von Chip Kelly gehört. Ich habe die Deshaun-Watson-Variante der Clemson Tigers heiß geliebt. Ich mag die originale Version der Air-Raid-Offense, habe aber auch mit den eigensinnigen Abwandlungen eines Dana Holgorsen mitgefiebert. Oder Baylor unter Art Briles, obwohl sich dort danach das ganze Drumherum als komplett abgefuckt herausgestellt hat. Ich mag auch die Defense von TCU.

LSU habe ich als Team nie besonders gemocht, aber wenn sich Joe Burrow in 5-wide aufstellt und die Coaches von der ersten bis zur letzten Minute Hansi-Flick-like das Gaspedal durchdrücken, dann bin ich erster Bandwagoner vor dem TV. Alabama? Als College für mich eher meh, aber über die Jahre habe ich Nick Saban immer mehr zu schätzen gelernt, und jetzt spielen sie krasse Spread-Offense und haben sich um 180 Grad gewandelt. Ich mag sowas. Nicht stehenbleiben in der Entwicklung, sondern mitgehen, ja vormachen.

Ist es nur das Passspiel? Nein. Ich habe z.B. immer gerne Paul Johnsons Flexbone-Triple-Option-Offense geschaut und zu Georgia Tech gehalten, und auch die Gus-Malzahn-Offenses bei Auburn oder Arkansas State sind persönliche Favoriten.

Und sonst halt einzelne Spieler oder Coaches. RG3, Lamar Jackson, Deshaun Watson, Jameis Winston, Kellen Moore, Lamarcus Joyner, Joey Bosa, Lamichael James, Roquan Smith, Ndamukong Suh. Bei den Coaches Chip Kelly oder Chris Petersen.

Du merkst: Es hängt bei mir nicht an Orten, Staaten, Teamnamen oder Logos. Ich habe Boise State geliebt, weil sie so besonders waren. Und bis heute ist Boise State am ehesten das Team geblieben, für das ich wirklich roote.

BlauGelb13: Man hat den Eindruck, dass Arbeit mit Daten in der NFL deutlich mehr angekommen ist als im College Football, obwohl diese ja qua Institution eigentlich eine gewisse Nähe zu wissenschaftlichen Ansätzen haben sollten. Trügt dieser Eindruck? Findet die Arbeit der NFL-Teams einfach nur mehr Beachtung? Warum könnte da so sein?

Ich weiß nicht ob die Angestellten im Athletic-Department so wissenschaftlich veranlagt sind 😉 Wenn ich mir Leute wie Tommy Tuberville anhöre, der Headcoach bei Power-5 Footballprogrammen wie Auburn oder Texas Tech war, dann glaube ich da nicht so an Nähe zu analytischen Methoden.

Punkt ist aber auch: Es sind schon deutlich über 70 der 128 FBS-Mannschaften, die z.B. PFF-Ultimate-Daten nutzen. Wofür, weiß ich nicht genau. Mit dem vielen Roster-Turnover ist es am College wahrscheinlich auch schwieriger, vernünftige Analytics für die eigene Mannschaft zu nutzen. In der NFL kommt jetzt verstärkt Draft-Analytics dazu; das College-Pendant dazu wäre Recruiting, aber ich weiß nicht genau ob Rivals und 247 datenbasiert arbeiten, oder einfach ihre Scouts losschicken um die 5-stars zu vergeben.

Gefühlt – bitte wirklich nur gefühlt – waren College-Coaches zu Beginn „meiner Zeit“, also um 2007 herum, viel aggressiver im Playcalling als NFL-Coaches. Da war auch mal ein Spiel auf Sieg gegen Ende der Crunch-Time, da sind 4th Downs ausgespielt worden wo die NFL längst gepuntet hat. Heute hat sich das Blatt fast gedreht. Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass die NFL-Coaches zumindest in diesem Bereich am College Football vorbeigezogen sind.

BlauGelb13: Wäre es dem College Football zuträglich, wenn der Wettbewerb in der FBS mehr reguliert würde? Mittlerweile haben ja nur roundabout 15 Programme realistische Chancen, mittelfristig einen National Title zu holen.
Sollten Power 5 und Group of 5 strikt voneinander getrennt werden, damit die G5-Teams auch um mehr als einen NY6-Bowl-Slot spielen?

Eine Trennung von Power-5 und Mid Majors würde IMHO eine ewige Spaltung in zwei neue Ebenen im College Football bedeuten, quasi eine FBS-I und FBS-II. Ich weiß nicht ob eine solche Spaltung zu verhindern ist, aber grundsätzlich ist College Football ja kein isoliertes Phänomen mit dieser Macht- und Geldkonzentration an der Spitze. Im Top-Fußball erleben wir z.B. das gleiche, und auch in der Formel 1 haben ja seit vielen Jahren nur mehr 2-3 Teams realistische Chance auf den Titel.

Problem im College Football ist: Woher soll die Regulierung kommen? Es gibt einen zentralen Dachverband in der NCAA, aber die ist a) selbst strukturell mehr Problem als Lösung und b) hat kaum bis keine Handhabe in der Gestaltung des Spielbetriebs. Wenn erstmal die Hüllen fallen und der Amateurstatus formell fällt, dann wird im College Football nichts mehr so sein wie es war, und von einer noch stärkeren Fokussierung auf die Top-Ligen bis hin zu einem komplett neuen Gebilde halte ich dann alles für möglich – nur keine Rückkehr in der Vergangenheit. Uni-Direktoren müssen dann begründen, warum an einer großen staatlichen Uni dann überhaupt noch Football gespielt wird.

BlauGelb13: Ich fand deine historisch-basierten Einträge immer sehr spannend (CFB-Geschichte, NFL-Team-Historien etc). Wird es sowas in einer Offseason in Zukunft evtl mal wieder geben? Vielleicht sowas wie die Geschichte von prominenten FBS-Programmen?

Mit dem Gedanken spiele ich schon lange, aber ich würde das gerne mit anderen Autoren zusammen machen.

Nixwichtiges: Meine Frage dreht sich um das neue Projekt European League of Football: Aus deiner Sicht eine Idee mit Potenzial oder eher viel heiße Luft?

Ich kenne die Einzelheiten dieses Projekts noch nicht gut genug um eine qualifizierte Meinung dazu abzugeben, aber grundsätzlich muss ich feststellen, dass solche Versuche der Football-Professionalisierung in Deutschland und Europa meistens krachend gescheitert sind.

Ein Footballteam finanzierst du nicht einfach mal aus der Portokasse. Da sind 50 Spieler plus Trainerstab plus Facilities zu bezahlen, und Stadionmiete für die größeren Arenen ist mittlerer fünfstelliger Bereich.

Ich weiß nicht genau wer die Sponsoren und Finanzgeber hinter dem Projekt sind, aber nachdem selbst die NFL den NFL-Europe Laden mit über 30 Mio. Verlust pro Jahr dichtgemacht hat, kennen wir die Hausnummer einer echten Professionalisierung. Nicht zu vergessen, dass 2021 vielleicht noch keine vollen Stadien möglich sind – sollte das Zuschauerinteresse tatsächlich so groß sein.

Coates: Wie lange dauert es noch bis zu einem fixen NFL-Team in Europa?

Eine ewige Frage, die mit dem Corona-Virus wieder um einige Jahre nach hinten geworfen worden sein könnte. Ich konnte mir ein London-Team nie wirklich vorstellen, aber ich schien damit zusehend allein dazustehen. Ich habe das Gefühl, mit London müssen wir noch ein paar Jahre warten – mindestens.

kleinezerrung: Hallo in die Runde…bin erst vor Kurzem auf dich aufmerksam geworden und seitdem fleißiger Alles-Leser. Mich interessiert, ob du in den nächsten Jahren eine Chance siehst, dass sich eine zweite Profiliga neben der NFL etablieren könnte, beispielsweise die XFL. Und ob du denkst, dass sich die NFL nochmal in naher Zukunft um ein paar Franchise erweitern wird und was du darüber denken würdest. Danke und mach weiter so! Let’s go Broncos!!!

1) NFL/XFL: Wenn „neben der NFL“ als „annähernd gleichwertig zur NFL“ bedeutet, dann ist die Antwort ein klares Nein. Die NFL ist ein Monster, das längst alle anderen Ligen um Lichtjahre überstrahlt, und es bräuchte schon einen unvergleichlichen Kollaps (z.B. durch hunderte Zivilklagen von Ex-Spielern wegen Gehirnerschütterungen, die auch ausgefochten und nicht nur per Vergleich beendet werden, und wo ein Richter contra NFL entscheiden müsste) um die Position der NFL am Markt überhaupt zu schwächen.

Wenn es aber „überlebensfähige Liga“ bedeutet, dann sehe ich da schon die Möglichkeit. Die AAF war miserabel geführt und eine Geldverschwendungsmaschine, aber die XFL hätte schon einen potenten Geldgeber und das Zuschauerinteresse schien zumindest groß genug zu sein um der Liga 1-2 Jahre Chance zu geben ehe Corona dazwischenkam.

Auf der anderen Seite: In Vergangenheit sind solche Experimente meistens krachend gescheitert, sei es durch den Wahn eines Donald Trump (USFL in den 80ern) oder zu wenig Fokus auf sportliche Qualität (XFL 2001).

2) NFL-Erweiterung: In den USA scheint der Markt erst einmal etwas gesättigt zu sein, nachdem die NFL die langjährige Drohgebärde Los Angeles jetzt gleich doppelt besetzt hat. St Louis, San Diego, Oakland sind alles Städte, deren Kommunen in den letzten Jahren vehement gegen einen Stadionbau gestimmt haben; da wird die NFL erstmal nicht zurückkehren. Und andere potenziell willige Städte wie liegen entweder im Dunstkreis anderer NFL-Städte und können daher von Ownern geblockt werden (San Antonio, Orlando, Columbus, Vancouver) oder wären eher Relocation-Kandidaten (Toronto).

Der X-Faktor ist London. Ich habe wie schon oben ausgeführt keine Ahnung wie konkret London wirklich ist und ob es eventuell einen Umzug der Jaguars geben könnte um diese Stadt zu besetzen, oder ob es eine #33 wird.

Persönlich liebe ich die 32. Die NFL ist einfach perfekt durchstrukturiert so wie sie jetzt ist:

256 Spiele
32 Teams
16 Regular-Season-Spiele
8 Divisions
4 Teams pro Division
2 Conferences
1 Champion

Aber wenn die NFL ein 17tes Saisonspiel einbaut, dann wäre auch ein 33tes Team kein Schaden mehr für diese schöne Zahlenreihe.

Alexk: Welche NFL/CFB Saison würdest du auf eine einsame Insel zum rewatch mitnehmen ?

Im College Football eindeutig die Saison 2007 mit ihren zahlreichen Upsets und dem chaotischen letzten Regular-Season-Wochenende. In der NFL? Vielleicht 2012. Dann verpasse ich zwar die größten Mahomes- und Aaron-Rodgers-Highlights, aber das war schon eine sehr spezielle Saison mit dem Aufkommen der Read-Option, den schnellen farbigen Quarterbacks, den richtig radikalen Play-Action-Offenses in Seattle und Washington und spektakulären Playoffs mit einem am Ende völlig überraschenden Titelgewinner.

Bloggen

Christian Lohr: Was motiviert dich seit zehn Jahren jeden Tag aufs Neue?

Prinzipiell vor allem meine Lust am Schreiben. Ich glaube, das ist schon die ganze Antwort auf die Frage.

D.Gruber: Warum „korsakoff“?

Ganz ehrlich? Das habe ich vergessen. Ich hatte diesen Namen bereits zuvor auf anderen Seiten verwendet und ihn dann auf diese Seite mitgenommen. Zur Bedeutung habe ich ja schon kurz etwas geschrieben.

OnePriDE: Vielleicht kannst du mal deine Entwicklung vom einfachen Fan zum Experten umschreiben. Wie bist du mit Unsicherheiten umgegangen, die man zu Anfang sicherlich hat? Was hat dir geholfen den Sport und die Statistiken besser zu verstehen? Welchen Fehlern bist du aufgesessen?
Welche Statistiken nutzt du, welche Seiten und Abos braucht man unbedingt, um alle wichtigen Infos zu haben? Welche Tipps würdest du diesbezüglich geben, worauf sollte man achten?

Ich weiß nicht ob ich mich als „Experte“ bezeichnen würde. Ich habe eigentlich mit dem Bloggen begonnen, weil ich erstmal gerne schreibe und zweitens um 2010 herum bis auf Kai Pahl bei Allesaussersport nicht viel brauchbares auf Deutsch zum Football zu lesen war. Kurz: Ich habe eigentlich vor allem deswegen geschrieben, weil ich es mir dann am besten selbst gemerkt haben (Lerntyp: Schreiben).

Unsicherheit hatte ich eigentlich nie, weil ich nie den Druck hatte jemandem etwas beweisen zu müssen. Von meinem Blog hing nie ein Job ab. Ich habe also immer genau das gemacht, was ich gerade machen wollte. Dass es den Lesern gefällt, ist für mich schön – aber nicht notwendig. Ich würde das meiste trotzdem genau gleich machen, auch wenn nur 5 Leute draufklicken.

Ich kann nicht leugnen, dass mir die Zahlen & Advanced-Stats sehr geholfen haben den Sport besser zu verstehen. Ich fragte mich schon ganz am Anfang, vor 15 Jahren, was dieser Hype um Run in die Mauer to set up Play-Action sollte. Vielleicht kam das aus der Tatsache, dass ich Madden spielte und nicht mit den immergleichen amerikanischen Kommentatoren aufgewachsen war.

Fehler hab ich genug gemacht – mit meinen eigenen Auswertungen, aber auch im Lesen der Spiele. Football ist ein komplizierter Sport, der in vielen Bereichen bis heute nicht detailliert erklärbar ist. Aber deswegen sind wir ja auch immer noch da, weil wir immer besser verstehen wollen wie er funktioniert.

Bezüglich Abos kann ich PFF, The Athletic und den Gamepass ans Herz legen. Frei zugängliche neue Stats gibt es bei RBSDM.com. Verwende keine Total-Stats, sondern Rate-Stats (Yards/Play, EPA/Play, …).

Leon: Was waren meistgelesener und am wenigsten gelesener Artikel/Beitrag ever? Mit wievielen Klicks?

Der meistgelesene Artikel ist auch nach Jahren noch mein TV-Guide zur NFL-Saison 2014/15 mit fast 27.000 Klicks. An zweiter Stelle kommt mein Eintrag zum NFL Gamepass 2012 mit etwas über 21.000 Aufrufen.

Ein anderer noch immer oft gelesener Artikel ist jener über die NFL-Gehälter von Herrman. Dann sind da noch diverse TV- und Gamepass-Updates, der Eintrag über Passverteidigung und College Football Grundwissen.

Der meistgelesene Spielbericht ist jener von Super Bowl 52, Eagles vs. Patriots.

Die wenigsten Klicks? Keine Ahnung, das gibt das Reporting-Tool von WordPress nicht her. Zum Zeitpunkt der Online-Stellung ist es wahrscheinlich dieser Eintrag, den du gerade liest.

Andreas: Welches Format macht dir am meisten Spaß?

Früher war es das Power-Ranking, weil ich immer selbst am meisten gespannt war was sich nach dem letzten Spieltag geändert hatte. Mittlerweile habe ich schon vor der Neuberechnung eine 90%ige Vorstellung davon. Das macht das Ranking in meinen Augen etwas obsolet. Es ist heute eh das einzige Format, das ich vor allem noch deswegen mache, weil es immer wieder von Lesern angefragt wird und weil es für mich eh eine Art „Abfallprodukt“ ist.

Ansonsten kann ich bestätigen, dass ich alles das, was es auf diesem Blog zu lesen gibt, gerne schreibe. Mein Lieblingsformat ist das Blog selbst – jeden Tag irgendetwas anderes. Ich freue mich meistens, wenn es größere College-Football-Spiele wie Semifinale oder Finale gibt. Einige Pre-Draft-Formate gefallen mir, weil es die Möglichkeit gibt, auf größere NFL-Tendenzen zu blicken. Und die furchtlose NFL-Vorschau sowie heuer die neue NFL-Vorschauserie haben mir Spaß gemacht.

Pino91: In deinen Artikeln wird alles mit Statistiken belegt und du stützt dich auf Analytics. Wie wichtig ist deiner Meinung nach aber Teamchemie (Stimmung im Team, eingespielt sein, Disziplin…), die für jedes Team mMn wertvoll ist und mit Daten kaum erfasst werden kann.

Teamchemie hat natürlich ihren Wert. Ich denke, jeder Mannschaftssportler kann davon berichten – aber es ist ja auch im Job nicht anders: Verstehst du dich besser mit den Leuten, lässt es sich besser arbeiten. Verstehst du dich zu gut, droht Schlendrian, und daher sind Reibereien hie und da auch was nützliches. Auch in einer Football-Umkleide wird nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein.

Doch darin liegt auch schon die Krux in der Bewertung, denn was ist „gute Teamchemie“? An welcher Stelle kippt gesunde Rivalität in offenen Hass? Das sind alles schwierige Themen. Nicht ohne Grund wurden bereits tausend Bücher über Führung geschrieben, und niemand hat die Weisheit gepachtet.

Wenn Teamchemie wirklich destruktiv wird, sehen wir es meiner Meinung nach auch in den Zahlen, denn dann sie sind auch die schlecht.

Zauderlehrling: Glaskugelfrage: wo steht sidelinerep, leadblogger und Footballberichterstattung allgemein in 10 Jahren? Wie und mit welcher Methodik und Technik wird über den Sport diskutiert und berichtet? Was hältst du für realistisch, was würdest du dir wünschen?

Puh. Gefühlt geht der Trend der letzten Jahre in Richtung „Twitterei“: Immer kürzer, prägnanter, lauter. Viele Leute haben nicht mehr die Zeit und die Aufmerksamkeitsspanne für längere, gut recherchierte Artikel.

Aber es gibt auch erfreuliche Beispiele in der Nische: Im US-Bereich z.B. findet das „The Athletic“ Portal positiven Anklang, im professionellen deutschen Bereich kommt die starke Arbeit eines Adrian Franke, der ja auch weit über die Basics hinaus ausführlich analysiert, zum Glück gut an. Aber: The Athletic schreibt meines Wissens nach noch immer rote Zahlen, und allgemein ist im Online-Journalismus ein Trend zu bemerken, der nach Kostensparen und damit auch Qualitätsverzicht schreit. Klicks > Qualität.

Nun ist auch im deutschen Online-Medien-Bereich (z.B. Spiegel, FAZ, Süddeutsche, Zeit) ein Trend nach Monetarisierung erkennbar. Ich begrüße das. Journalismus darf sich nicht immer nach Klickzahlen für Werbeeinnahmen richten. Und doch muss irgendwoher das Geld kommen. Also bitte zahlen.

Im NFL-Bereich träume ich nach wie vor davon, dass es eine Seite wie Lead-Blogger als Gemeinschaftsprojekt schafft, sich ein ausreichend großes Publikum aufzubauen. Dass so eine Seite über das Schrei-Gegengeschrei Niveau von Twitter- oder Spox-Kommentar-Niveau hinauskommt. Aber ich weiß, dass das schwierig ist, und ohne Bezahlung fast unmöglich. Ich kann selbst nicht viel mehr Qualität liefern als das hier.

Ich würde mir erhoffen, dass es in den nächsten Jahren vielleicht noch das eine oder anderen Pendant zu einem Adrian Franke gibt – also einen, der Full-Time mit hohem Qualitätsanspruch NFL macht. Was im deutschen Bereich noch deutlich unterbesetzt ist, ist Sensibilität für die „richtigen“ Zahlen (ran macht da prinzipiell alles falsch, hat aber einen völlig anderen Fokus) und mehr Video-Analyse und Erklären von Spielzug-Konzepten. Beides müsste möglich sein.

Thompson: wie lange brauchst du für einen durchschnittlichen Blogeintrag? So etwas wie die eine kurze Teamanalyse, Sonntagsvorschauer, …?

Weniger als die meisten wahrscheinlich vermuten würden. Wenn man jeden Tag ein kleines bisschen am Thema dranbleibt, dann geht es relativ schnell. Die Artikelreihe „All-22“ im Sommer zum Beispiel geht in weniger als einer halben Stunde pro Eintrag. Eine normale Sonntagsvorschau kann beim Schreiben selbst 15-20 Minuten brauchen. Power-Ranking manchmal etwas mehr, manchmal weniger.

Die größere Frage ist: Was passiert „zwischendurch“? Ich höre Podcast im Auto oder im Wald, ich schaue Game-Tape, ich klicke mich durch Twitter und lese in diversen Foren mit. Ich kann nicht genau sagen, wie viel Zeit ich darauf verwende.

Öwi: Wie zum Teil schon angeklungen, würde mich interessieren wie du den ganzen Output mit deinem Arbeits- und Privatleben in Einklang bringst. Bzw. hat dein Tag mehr als 24 Stunden? 

Wie schon in der vorigen Antwort geschrieben: Ich glaube, der Aufwand wird überschätzt. Am längsten brauche ich nach längeren Pausen. Schreibe ich jeden Tag, schreibe ich schnell. Man sieht es auch an den Tippfehlern, die mir immer mal wieder passieren und die kein Review-Editor rauslöscht.

Post-Corona wird der Tag auch wieder weniger Stunden haben, und entsprechend entweder Qualität oder Quantität auf diesem Blog leiden. Das ist nicht zu vermeiden.

Jo: Wie viel Zeit geht pro Woche für eure Arbeit drauf? Macht es immer Spaß, oder ist es manchmal auch *nervig* Content produzieren zu müssen?

6-8 Stunden ohne Podcast hören, Spiele schauen und zwischendurch Foren nachlesen? Vielleicht ist es auch mehr, ich weiß es nicht genau.

Das Thema „nervig“ erledigt sich bei mir insofern, dass ich nur das mache, was mich interessiert, und nur dann etwas mache, wenn ich Lust dazu habe. Den Druck etwas schreiben zu müssen verspüre ich dadurch nie – und es ist auch der Grund, warum solche Mailbags wie der hiesige die absolute Ausnahme sind. Zu viel Risiko dabei, dass Fragen kommen, die mich nicht kratzen. Und dann wird mir die Zeit schnell zu schade, vor allem wenn sie dann nicht vergütet wird.

Öwi: Wäre die von dir angesprochene Community-Zusammenkunft denn evtl. zu einem späteren Zeitpunkt denkbar? 

Die Community ist ja gar nicht so groß 😊 Hier drin lesen ein paar hundert Leute, manchmal niedrig vierstellig, mit, und die Leute sind weit verstreut. Mal schauen ob sich irgendwann ein größeres Treffen ausgeht. Ich treffe aber immer mal wieder Leser, die in Südtirol vorbeischauen. Gerade vor kurzem waren wieder welche bei mir im Haus, Grüße nach Wien an den Georg und Michi!

Anfi: Wie ist die Zusammenarbeit mit Hermann entstanden?

Herrmann hat vor Jahren ein eigenes Weblog bei „Vier Viertel“ geschrieben, und als er mal wochenlang keinen neuen Eintrag veröffentlichte, ging bei mir die Angst um, dass er den Laden zumacht. Also hab ich ihn angeschrieben um seinen Content nicht zu verlieren.

Archer17: Wo wir schon dabei sind: Wo ist eigentlich Herrmann? Und Seminole?

Seminole kindst wahrscheinlich gerade ihre Kleinen, und Herrmann lasse ich einfach mal selbst zu Wort kommen:

„Ich gucke Football! Nicht mehr so viel wie früher, daher dauert das ein bißchen länger, bis ich soweit in eine neue Saison reingekommenen bin, daß ich darüber auch schreiben könnte. Aber ab Thanksgiving bin ich wieder dabei.“

HarryODonnell: Was sind deine Top-Quellen, wo informierst du dich regelmäßig, bevor du deine Blogeinträge schreibst?
Wie viel Zeit nimmt Football bei dir in etwa in Anspruch pro Woche?

Ich tu mir trotz ca. 8 Jahren aktivem Zuschauens schwer solche Sachen wie Routes, Schemes, DEF Konzepte etc. richtig zu begreifen… Muss aber zugeben wenig in Theorie reingesteckt zu haben – hast du hier evtl. gute Quellen oder wär das evtl. etwas für zB. eine Audio/Videoblog Form von dir? Find solche Sachen viel einfacher in Bild und Ton als schriftlich…

Woher beziehe ich meine Informationen:

  • Game-Tape von Spielen, die ich geschaut habe, ganz oder Highlights
  • Video-Analysen von Leuten wie QB-School/J.T. O‘Sullivan
  • Meine Datenbank mit Daten von RBSDM.com, PFF.com, PFR, ESPN und Football Outsiders
  • Artikel bei PFF.com, The Athletic, von Bill Connelly für College oder Rodger Sherman beim Ringer
  • Podcasts (ich hab da schonmal drüber geschrieben)

Für Video-Blog Form fehlen mir sowohl die technischen Kenntnisse als auch das Sprachgefühl als auch Zeit und ziemlich sicher auch die Detailkenntnisse für Offense und Coverages. Ich überlasse das lieber anderen. Exzellente Quellen bei Youtube dafür sind QB-School oder Matt Waldman, teilweise auch Brett Kollmann.

Bei The Athletic z.B. macht Ted Nguyen immer gute Breakdowns, teilweise mit Bildern oder GIFs unterlegt. Auf Twitter gibt es einige Accounts wie z.B. Seth Galina mit richtig geilen Video-Breakdowns.

Adrian Franke macht im deutschen Bereich einiges, aber z.B. bei DAZN komme ich nicht an den Content ran. Ich würde da jetzt einfach mal „blind“ eine Empfehlung dafür aussprechen.

Smart Football war für mein Allgemeinwissen im Footballbereich absolut unverzichtbar. Beste Seite für alles, was Football-Systeme angeht, wenn auch Chris in den letzten Jahren aus beruflichen Gründen nicht mehr viel geschrieben hat. Da sind nach wie vor viele Juwele dabei. Auch sonst ein super Typ, der mir bei vielen Fragen über die Jahre behilflich war.

Milaidin: Du kooperierst nicht erst seit dem Lead Blogger immer wieder mit Menschen die auf Deutsch über Football schreiben und bin und wieder kann man zwischen den Zeilen lesen dass Du auch mit einigen amerikanischen Autoren mehr Kontakt hast als ihnen nur auf Twitter zu folgen. Gibt es da eine vernetzte (internationale) Community? Haben viele Posts einen Ursprung in Diskussionen neben dem Geschehen auf Twitter, in Blogs etc.?

Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet Twitter. Dort tummeln sich fast alle Experten im Footballbereich, und es ist bei den meisten nicht schwierig mit ihnen Kontakt aufzunehmen (offene Diskussion und DM-Bereich). Einige reagieren zwar nicht, aber die meisten sind nett und hilfsbereit. Mit einigen habe ich schon länger Beziehungen und die meisten freuen sich darüber, dass Europäer sich für ihren Sport interessieren. Manche nehmen sich sogar Zeit für direkte Gespräche.

Im deutschen Bereich ist das ähnlich. Es gibt einige organisierte Chat-Gruppen zum Austausch mit Nerds. Für mich sind das in erster Linie „gefilterte Informationen“. Ich muss abends keine langen Twitterlisten mehr durchscrollen um das wichtigste vom Tag mitzubekommen.

Ich würde nicht sagen, dass viele meiner Artikel dort ihren Ursprung haben, aber gerade in der Analytics-Community entstehen etliche Ideen auf Twitter. Ich greife diese Themen manchmal hier auf.

Archer17: Der Content auf dieser Seite ist beeindruckend, insbesondere in der Regelmäßigkeit. Daher meine Frage: Hast du jemals Schreibhemmung verspürt und was muss passieren, dass du nicht schreibst?

Ich hatte zweimal eine längere Schreib-Pause. 2016, weil ich neben einem aufwändigen mehrjährigen Projekt in der Arbeit noch meine Master-These geschrieben habe. Und 2017, als ich neben besagtem, dann immer noch laufenden Projekt (Go Live und Post Go Live) vor allem auch wegen des Spielverlaufs in Superbowl 52 Falcons-Patriots lange Zeit keine Lust mehr auf Football hatte.

Also: Wirklich keine Lust. Ich habe mit jener Superbowl eine vierstellige Geldsumme gewonnen, weil ich in der Halbzeit noch einmal bei den Patriots nachlegte, aber dass diese Falcons die Schäfchen damals nicht ins Trockene brachten, hat mich innerlich zerstört. Ich bin kein Falcons-Fan und normalerweise durchaus den Patriots freundlich gesinnt. Aber das Endergebnis fühlte sich einfach grundfalsch an. Ich schrieb danach ein paar halbherzige Artikel zum Draft, aber ich wusste bis in den Sommer hinein nicht ob ich jemals wieder Lust auf Football haben würde.

Seiter: Kaum. Gerade die immer besser zugänglichen Advanced-Metrics durch Packages wie NFLscrapR und dessen Upgrade NFLfastR sowie die Aufstockung der PFF-Analytics-Abteilung haben meinem Interesse an Football neue Höhenflüge gegeben.

Seven Destiny: Was mich einmal interessieren würde: Hast du eigentlich in den zehn Jahren Jobangebote im Medienbereich bekommen? Und nachdem du auf diesem Blog ja ohne Geld arbeitest, aber auch nur kleine Podcasts schon nach wenigen Aufnahmen um Spenden fragen: Wie siehst du den Drive zur Monetarisierung?

Bislang nein. Es gab ein paar kleinere Portale in deutscher, italienischer und englischer Sprache, die angefragt haben, aber nicht mehr. Ich habe als Student und danach noch jahrelang sonntags in einer Online-Redaktion Lokalsport gecovert, aber die wollten keinen Football, und die Ausbildung zum Journalisten, die man mir angeboten hat, habe ich abgelehnt.

Drive zur Monetarisierung ist, wie schon weiter oben geschrieben, in meiner Weltsicht grundsätzlich gut, weil er für tendenziell bessere Qualität der Inhalte steht. Ich begrüße es, dass die Bezahlangebote jetzt auch im deutschen Bereich ausgebaut werden – nur so kann eine entsprechende Qualitätssicherung garantiert werden!

Weil auch immer wieder die Frage zu dieser Seite aufkommt: Klar würde ich Geld nehmen. Aber bis jetzt war die Leserschaft nicht groß genug als dass es den Aufwand wirklich wert ist z.B. ein Abo aufzumachen. Ich könnte um eine einmalige Spende fragen. Aber irgendwann stehe ich dann vor dem Problem: Plötzlich wäre das alles hier eine *Verpflichtung*.

nil: Warum sträubst du dich eigentlich dagegen, dass dir dein enormer zeitlicher Aufwand ein wenig finanziell entschädigt wird?

Ich sträube mich nicht dagegen. Vielleicht muss ich doch langsam mal dafür interessieren. Ewig kann es so fast sicher nicht weitergehen.

D. Gruber: Warum bist du so selten bei Podcasts zu hören?

Einmal: Ich habe in Non-Corona-Zeiten gar nicht so viel Zeit dafür, z.B. für Sofa-Quarterbacks. Zum zweiten: Es gibt auch kaum Anfragen. Ich bin glaube ich kein guter Redner 😉

FRunner08: Welchen NFL-Coach würdest du gern mal interviewen und welche wäre die Frage aller Fragen?

Belichick. Ich würde ihn fragen wie er mit Saban auf die Idee des Pattern-Matchings gekommen ist und ob er damit jetzt noch einmal eine Umkehrung des Offense > Defense Trends einleiten kann.

Stephan Starke: Sleeper-Artikel? (Den du selbst sehr gut findest, allerdings nicht die Klicks & Rezessionen bekommen hatte wie andere)

Eine coole Frage. Ich fand „Bauprojekt NFL 2013“ damals eigentlich sehr spannend (wenn auch sprachlich eher mittelprächtig). Ich dachte, die Gedanken seien auch inhaltlich anregend, aber damit war ich damals wohl allein.

Das Update 2020 dagegen hat viele Reaktionen hervorgerufen, und die zusammengekrallten Zahlentabellen sind auf verschiedenen deutschen Seiten aufgetaucht – nur leider zum Teil nicht richtig bis hin zu richtiggehend falsch verwendet worden. Dafür kann ich dann leider nix.

MadWurst: Bist du ab und zu auch ein wenig von der deutschsprachigen Fanszene genervt? Sei es online oder vor Ort? Symptomatisch finde ich dafür einige der deutschen Fanclubs, die mir zu Bandwagon-mäßig unterwegs sind.

Zuerst online: Da ich mich fast völlig aus den Twitter-Diskussionen mit „Homer“-Fans heraushalte, lautet die Antwort nein. Diese Diskussionen sind Zeitverschwendung, und wenn ich merke, dass jemand trollt oder schlicht kein Anzeichen dafür zeigt seine Fanbrille abzusetzen, dann breche ich die Diskussion für gewöhnlich ab.

Und dann vor Ort: Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber abseits der Treffen mit Lesern dieses Blogs gibt es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis keinen einzigen Menschen, der sich über Superbowl hinaus für Football interessiert. Also hab ich dort kein Problem 😉

Andre: Welche Footballspiele hast du live im Stadion gesehen? Und welche anderen Sportevents live vor Ort?

Bei einem NFL-Spiel war ich noch nie, und so richtig reizt es mich auch nicht. Vielleicht nehm ich irgendwann eins bei einem London-Trip mit. Ich war in der italienischen Football-Liga früher öfters zu Gast.

Other Sports – aus dem Gedächtnis:

Gaelic Football National Championship Weekend im Croke Park 2014 und 2016. Veranstaltungsmotto der Iren: Dritte Halbzeit findet im Pub statt. (siehe hier meine damalige Vorschau)

Rugby Six Nations Wales – Irland in Cardiff 2009 (Grand Slam Irland durch Drop-Goal zwei Minuten vor Schluss) und Irland – Schottland 2016 im neuen Stadion in Dublin

Schottland – Italien im November 2007 im strömenden Regen, „Flower of Scotland“ mit Ronny Brown – Gänsehaut! Italien gewinnt in der 90ten.

Again Hampden Park: Schottland vs. Tschechien, Fußball 2012 – „Flower of Scotland“ mit Amy MacDonald, die beste Hymne der Welt.

Basketball Aris Thessaloniki – atemberaubendste Stimmung, die ich jemals erlebt habe!

Testspiel mit marokkanischen Fußballfans aus Tanger – der Wahnsinn.

WM 2006 Deutschland – Argentinien.

Frauen Handball-WM in Brixen 2001.

Junioren-Leichtathletik WM 2009 in Brixen. Kirani James gewinnt mehrere Goldmedaillen und wird ein paar Jahre später Doppelolympiasieger. Die damalige Siebenkampf-Siegerin wurde letztes Jahr auch bei den Großen Weltmeisterin.

Maturareise im April 2007: Barcelona mit Messi, Ronaldinho und Eto’o im Camp Nou, 1:0 gegen einen Abstiegskandidaten. Ein ganz merkwürdiges, desinteressiertes Publikum. Stadion nur 3/4 gefüllt und fühlt sich fast leer an, Zuschauer verspotten 90 Minuten lang Ronaldinho und werfen zu Tausenden weiße Papierflieger die Ränge hinunter.

Fiorentina – Sampdoria August 2005. Luca Toni war damals noch ein ziemlicher No-Name.

Everton – Aston Villa Dezember 2008 mit zwei Toren in der Nachspielzeit.

Ski-Weltcupfinale Lenzerheide 2014 – ein unglaubliches Volksfest! Skifahrer gehören zu den Sportlern, für die das Prädikat „volksnah“ erfunden wurde.

Zwei Handvoll BL- und CL-Spiele in der Allianz Arena sowie jedes Jahr 3 Tage Hahnenkammrennen in Kitzbühel.

Non-Football

GeneHakman: In welche Sportarten nach Football kennst du dich am besten aus? (Top 5)

Fußball, Eishockey, Skifahren, Rugby – und vielleicht jetzt wieder Radsport.

Ich liebe auch Gaelic Football, aber kenne mich dort nicht gut genug aus. Rugby schaue ich eigentlich lieber als Football, aber ähnliches Problem: Ich hab nicht so viele Möglichkeiten, das zu sehen.

Skifahren ist obvious, ich bin damit aufgewachsen seit ich ein kleines Kind war und stehe jedes Jahr 30-50x auf der Piste. In Südtirol und Österreich gibt’s im Winter nix öfters im Fernsehen, als einen Skifahrer, der auf die Fresse fliegt.

Playoff-Hockey ist der beste Sport, den es gibt.

Im Vereinsfußball habe ich zunehmend ein Problem mit der Konzentration auf die Spitze, aber in niedrigeren Gefilden ist die Qualität des Gebotenen zu schwach. Ich werde zunehmend zum Champions-League-Playoff- und Nationalmannschaftsturniere-Gucker, wenn ich ehrlich bin.

Und Radsport hat bei mir bei allen Problemen einen Teil meines Herzens zurückerobert. Ich weiß um die Dopingproblematik – aber die habe ich auch im Football. Radsport ist als Kombination zwischen Einzel- und Mannschaftssport auch aus taktischer Sicht ein wirklich cooler Sport – und der leicht freakige Lanterne-Rouge-Kanal hat mit seinen faszinierenden Analysen mein Interesse wieder geweckt. Es ist fast wieder als wäre ich 9 und schaue Pantani beim Klettern vor der Haustür zu.

BlauGelb13: Du hast hier bereits bspw. über Fußball, Rugby und Gaelic Football geschrieben. Werden andere Sportarten auch in Zukunft gelegentlich eine Rolle auf diesem Blog spielen?

Wahrscheinlich, aber wenn, dann eher sporadisch. Eigentlich so, wie in der Vergangenheit 😊

BlauGelb13: Im Fußball bist du Bayern-Fan, oder? Wie kam es dazu? Hast du auch anderswo fußballerische Favoriten (zB in Italien)? Welche Vereine magst du gar nicht? Welche Vereine sind in Südtirol generell populär? Hat Bayern dort viele Fans? Wie sieht es dort mit den großen Klubs Norditaliens aus?

In Südtirol wächst du so auf, dass du (im Fußball zumindest) grundsätzlich für oder gegen Italien bist. Zumindest war das bei „meiner“ Generation noch so. Bist du für Italien, bist du gleichzeitig immer gegen Deutschland. Bist du für Deutschland, dann bist du gegen Italien – und die erste (und gleichzeitig beste) Adresse um Italien zu schlagen ist der FC Bayern. Mein Vater war immer Deutschland und FCB. Ehrlicherweise war fast der ganze Berg und auch die meisten meiner Mannschaftskollegen Deutschland und FCB.

Ich habe darüber schon einmal geschrieben. Seit dem WM-Finale 2014 ist es bei mir mit dem Fußball ein bisschen bergab gegangen. Seit ich die Gerd-Müller-Biographie von Hans Woller gelesen habe (ich muss darüber noch einmal etwas schreiben), sehe ich auch den FC Bayern gespaltener und bin durchaus geneigt, auch mein Bild von den Unterschieden im italienischem und deutschem Fußball grundlegend zu überdenken.

Ich glaube, Bayern wäre auch ohne all das oben Geschriebene mein Favorit, weil ich einfach diesen Stil liebe: Aggressiv, immer offensiv, nie den Gang zurückschalten. Es ist auch der Grund, warum ich das Ideal des holländischen Fußballs so mag. Die Bergkamp-Truppe 1998 ist bis heute einer meiner All-Time Favoriten, und Ajax 2019 hat mich in der Nachspielzeit zerstört.  

In Italien gilt (für mich) der Grundsatz: Juve ist von den Topvereinen das kleinste Übel, alles ist besser als Milan. Von den Mittelklassevereinen mag ich Chievo Verona und Fiorentina, u.a. weil ich eine zeitlang in Florenz gelebt habe. Mein italienischer Lieblingsfußballer war Roberto Baggio – da ist dann auch die Verbindung zur Fiorentina. Aktuell auch Atalanta Bergamo, weil sie einfach „richtig“ spielen.

Klappflügel: Was ist eigentlich mit Baseball und Playoff Baseball, korsakoff?

Baseball ist nicht so mein Ding. Das liegt an mehreren Faktoren: Einmal liebe ich diese dynamischen Sportarten wie Fußball, Rugby oder auch Football mehr. Baseball ist mir zu langatmig und zu statisch. Und ich habe ähnlich wie im Hockey ein Problem mit der langen Saison. 160+ Spiele machen für mich die Regular Season schon qua Umfang völlig uninteressant.

In den Playoffs zappe ich hie und da mal zu einer Partie rein. Als die Cubs die Meisterschaft gewonnen haben, war ich in der Konserve dabei, weil die Rezensionen so hymnisch waren – und ich muss zugeben, das hatte schon was. Aber es ist mir schlicht zu lange Warten auf den einen Moment.

Ich habe aber zwei Baseball-Bücher gelesen: Moneyball und Astroball, und habe daher ein bisschen Bezug zum Sport.

Non-Sports

Deeo: Einfach nur Danke in für deine Arbeit und deinen Blog! Bist du mal in Wien und darf man dich dann auf einen Kaffee einladen?

Ich werde mich melden, wenn ich das nächste Mal in Wien bin. Ich bin da auch schon mit anderen Lesern verabredet 😊. Wann das sein wird – keine Ahnung.

WinF: Hast du auch noch andere Hobbys außer Football?

Musik (ich bin fanatischer Musikant in der Musikkapelle), Wandern & Skifahren, anderen TV-Sport schauen, Lesen (10-12 Bücher im Jahr müssen es schon sein)… der Tag kann oft nicht genug Stunden haben – mit ein Grund, warum ich persönlich für mich dieses Corona-Jahr irgendwie ins Herz geschlossen habe, auch wenn es mit dem jetzt drohenden erneuten Lockdown ein bissl trist zu werden droht.

D. Gruber: Was ist dein Lieblingsessen?

Himbeereis.

Bsg: Hast du 1 life?

An der Stelle blinder Fleck meinerseits. Falls damit der Radiosender gemeint ist: Ich kenne den Namen. Aber ich höre bis auf die Nachrichten eher wenig Radio.

Klara: Du hast vor ein paar Wochen über Serien geschrieben. Schaust du Serien? Wenn ja, welche ist deine Lieblingsserie?

Du meinst, weil ich über „Dark“ geschrieben habe? Dark ist ein Meisterwerk. Eine der besten Serien, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, weil sie so vielschichtig ist. Zeit ist Gott.

Meine aktuellen Favoriten sind aber die spanischen Serien. Sie sind rasant, hemmungslos, verworren, ihre Charaktere sind überzeichnet und trotzdem facettenreich, die Schauspieler (Alba Flores *schmach*) exzellent. Casa de Papel ist für mich die momentan spektakulärste Serie und ich kann die letzte Staffel nicht erwarten. Offene Kapitalismuskritik und eine Titelmelodie, die wir früher mit italienischen Kumpels am Lagerfeuer gesungen haben.

Auch Elite und zumindest mal die ersten beiden Staffeln von Vis a Vis sind auf ihre Weise sehenswert. Letztere wurde allerdings noch nicht ins Deutsche übersetzt.

Eine der nächsten, die mich anlachen, ist Barbaren. Soll sich auf einem Niveau mit Game of Thrones befinden – bin da sehr gespannt drauf.

Harald S: und was sind deine Lieblingsfilme?

Die Herr-der-Ringe-Trilogie steht bei mir sehr weit oben. Dazu Shining (Kubrick-Version), Blue Velvet, Vertigo.

Holger: Da ich alle 1-2 Jahre bei Dir in der Gegend zum Wandern rumturne: lohnt sich ein Besuch in eurem Hotel samt Kaffee und Kuchen? War übrigens in diesem September ein paar Tage nach Deinem Foto vom Pragser Wildsee an genau diesem, war klasse.

Das kommt drauf an, was du dir vorstellst. Wir sind aktuell mehr eine Ferienpension, haben Übernachtung mit Frühstück und Wohnungen, aber kein Wellness. Kaffee und Kuchen geht sich immer aus. Du bist natürlich herzlich willkommen!

Jordy87: Zum einen eine Anmerkung, dass ich es auch sehr schön finde, wenn du auch zu anderen Themen schreibst. Es liest sich einfach sehr gut, ist kurzweilig und man bekommt trotzdem sehr viel Input. Egal ob jetzt Corona, Trump, andere Sportarten oder vielleicht auch zu deiner Heimat.

Auf dem Weg vom Gardasee zurück in den hohen Norden sind wir nämlich durch Südtirol gekommen und wir fanden es so schon sehr schön, nur vom durchfahren. Dazu hatten wir den Wikipedia Artikel von Südtirol durchgelesen und waren fasziniert von der doch sehr wechselhaften Geschichte.

Daher zum einen die Frage wie du dazu stehst? Ich gehe auch davon aus dass du dich als Südtiroler bezeichnen würdest ? Aber auch als Italiener? Oder dann direkt als Europäer?

Ich kriege diese Frage oft und von vielen Gästen gestellt. Ich weiß es nicht genau. Als „Italiener“ hab ich mich nur früher im Ausland deklariert, wegen der Mädels 😉. „Europäer“ ist ein schwammiger Begriff, weil ich nicht genau weiß wofür Europa steht – in den letzten Jahren wird das eher schwieriger als leichter zu beantworten.

Am ehesten „Südtiroler“. Aber das hängt vor allem dran, dass ich die Berge vermisse, wenn ich mal „draußen“ bin, und weil ich unseren „Way of Life“ mit einem starken Dorf- und Vereinsleben so schätze. Das gibt es in anderen Ländern nicht, auch nicht in Italien, wo sich zunehmend alles auf die Städte konzentriert.

On the other side: Ich weiß aber auch nicht so genau, was „Südtiroler“ beinhaltet. Ich hab’s nicht so mit den Nationalismen.

Jordy87: Zudem bin ich denke ich nicht der einzige der hier seit Jahren mitliest und sich denkt, man muss doch auch mal irgendwie was zurück geben und dich unterstützen. Keine Ahnung, du hast oben was von einem Community treffen geschrieben, vielleicht wäre dass ja mal was. Eine Woche/Wochenende in eurem Gasthof in der Nebensaison wenn Corona vorbei ist?

Jederzeit willkommen!

WVU: Kann ich von der Pension zum Schilift / zur Schipiste laufen, oder muss ich das Auto nehmen?

3 Minuten mit dem Auto. Üblicherweise haben wir mit den Nachbarbetrieben einen Skibus organisiert, der mehrmals täglich kursiert. Wenn Signora Corona überhaupt eine Wintersaison zulässt.

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50 Kommentare zu “Die zehnte Kerze brennt

  1. DANKE! Ich les jetzt auch schon sehr viele Jahre hier mit, einfach fantastische Arbeit… 🙂

    So jemanden hätte ich auch gerne für die NBA… 🙂

  2. Mega interessant! Gratuliere, dass du so lange durchgehalten hast, die Seite ist auch bei mir nicht mehr wegzudenken, auch wenn meine Kompagnons beim Football Schauen nix von dem glauben was hier steht, alte Ran Schule 😀

  3. Gratulation zum Jubiläum und vielen Dank für das Beantworten aller Fragen! War sehr interessant zu lesen.

  4. Herzliche Gratulation und DANKE für die sehr interessanten Antworten!

    Fantastische Arbeit, ich hoffe du machst noch lange genau so weiter!

  5. Danke für diese spannenden Antworten, das hat meine Mittagspause jetzt locker um eine Viertelstunde verlängert 🙂

    Das Argument mit dem Sichtbaren im TV ist ganz wichtig denke ich. Die Coverage ist im normalen Spiel nur selten zu sehen, oder meistens dann wenn es eine Completion gibt. Das kann glaube ich schon trügen. Bei Sacks bin ich dank dir jetzt auch immer auf dem Trip den QB anzuschreien „wirf den Ball weg!!“ 😉

    Komplexer Sport, da kann man jeden Tag was neues lernen.

  6. Danke für die Beantwortung der Fragen, nochmals alles Gute zu zehn Jahre und mach einfach weiter so, wie es dir passt, das scheint für die Leserschaft ja auch hinzuhauen.

  7. Kann mich den Vorrednern nur anschließen, vielen Dank für die ganze Arbeit die du hier reinsteckst, hoffe du kannst das ganze noch lange auf diesem Niveau fortführen 😉

  8. Auch von meiner Seite ein großes Dankeschön, bin über Cam Newton und seine 2010er Auburn Tigers zum Football gekommen. Die dort auftauchenden Diskussionen rund um das Georgia Spiel im November 2010 haben mich zum ersten mal gezielt im Internet nach Artikeln abseits der Ergebnisberichterstattung suchen lassen. Über deine Beiträge damaligen Beiträge bei Spox bin ich dann hier gelandet und nicht mehr weg gegangen.

    Ich möchte dir neben den fachlichen Input im Football vor allem für den Hockey und Fußball Artikel ein sehr großes Lob aussprechen.
    Grade was Fußball angeht liebe ich es, wie du hier Mannschaften mit ähnlichem Stil wie deine Football Artikel analysierst. Ist grade bei den großen Länder Turnieren oder Endphasen der CL immer ein Genuss.
    An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass allein durch deine Art der Berichterstattung bei mir die Aufmerksamkeit für die Rugby WM geweckt wurde.

    Vielen Dank und bis zum nächsten Artikel

  9. Widerspruch:

    “ … Es gibt auch kaum Anfragen. Ich bin glaube ich kein guter Redner“

    Das empfinde ich nicht so. Vielmehr freue ich mich immer, wenn Du Zeit gefunden hast, um als Sofa-QB zu agieren.

  10. Erstmal herzlichen Glückwunsch zum 10-Jährigen und alles Gute weiterhin! Die Fragerunde war definitiv auch mal sehr interessant, um über die normalen Formate hinaus Einblicke in das „Drumherum“ des Blogs zu bekommen 🙂

    Ich treib mich generell viel in der Football-Medien-Welt rum, seien es diverse englischsprachige Blogs (z.B. sbnation) oder YouTube Channel (Brett Kollmann usw.), und zieh mir da eh viel zu viel Inhalte rein. Die sachliche, neutrale Sichtweise und tolle Lesbarkeit (dein Schreibstil ist echt klasse) heben deinen Blog da definitiv positiv vom restlichen Durchschnitt hervor! Sonntagabends gilt bei immer der Grundsatz: „Erstmal zum sidelinerep. um das eigene (Bauch-)Gefühl von Korsakoff’s Live-Blogging bestätigen zu lassen!“ Würde mal sagen klassische Confirmation Bias 😀

  11. Herzlichen Glückwunsch zum Zehnten von einem weiteren Stammleser und Wenig-Kommentierer.

    Dass Du das machst, woran Du selbst Spaß hast, liest man immer wieder zwischen den Zeilen und macht den Blog (und auch diesen Mailbag) so großartig.

    Solltest Du es mal lange genug im platten Münsterland aushalten, um dich auf ein Bier einladen zu lassen: Einladung hiermit ausgesprochen!

  12. Pingback: Alles Gute zum 10.! Sideline Reporter | NFL Draft

  13. Mega-interessante Lektüre der ganze Mailbag. Viele neue Ideen. Daran könnte man sich gewöhnen 😉

  14. Ich vermute mal, dass bei Euch daheim Deutsch gesprochen wurde/wird. Das wäre also als Deine „Muttersprache“ zu bezeichnen. In der Schule und besonders im Gymnasium dürftest Du aber generell in Italienisch unterrichtet worden sein. Du kannst Dich aber seit jeher hier in Wort und Schrift stets einwandfrei und korrekt artikulieren. Bildungsinteresse oder Veranlagung?

  15. @Insulaner: Deutsch ist meine Muttersprache und 80% der Schulzeit war Deutsch (restliche 10% jeweils Italienisch und Englisch).

    Ich bin Deutsch aufgewachsen. Wir haben in Südtirol als deutsche Minderheit eine Autonomie, die sich z.B. in der Schule so äußert, dass es deutsche und italienische Schulen gibt, an denen jeweils etwa 5-6 Std. in der jeweils anderen Sprache unterrichtet wird (es gibt dann noch weitere rätoromanische Sprachen, die in gewissen Tälern gesprochen werden und dort ebenso Unterrichtssprache sind).

    Um gut italienisch zu lernen, musste ich nach Florenz gehen, dort wo es keine Ausreden. Das Problem am Schul-Italienisch ist u.a. dass man zu wenig selbst spricht. Und in der Oberschule haben wir dann Dantes Italienisch aus dem 13./14. Jahrhundert gelesen, das bringt dann auch nicht viel.

    Ich kann besser Englisch als Italienisch. Ich verstehe 100% Italienisch (bis auf die süditalienischen Dialekte), aber ich habe im Diskurs manchmal Schwierigkeiten ad hoc die richtige Vokabel zu finden.

  16. Interessant, Danke für die Erklärung!

    Noch eine Frage zu Deiner Internet-Anbindung: Bekanntlich lebst Du ja dort irgendwo ‚auf’m Berg‘ (ausdrücklich nicht „hinter’m Berg“ ;o)). Hat man Euch da ein vernünftiges und leistungsfähiges (Glasfaser-)Kabel für’s Internet gelegt, über das Du auch gut streamen kannst oder musst Du auf drahtlose Verbindungen zurückgreifen? Ich meine mich zu erinnern, dass Du zu Anfangszeiten des Blogs über mangelhafte Verbindungen geklagt hast …

  17. Nein, Kabelanschluss gibt es bei mir noch nicht, dafür ist die Funkverbindung seit eineinhalb Jahren topp.

    Ich teste in den nächsten Tagen z.B. ob es auch für Internet-Telefonie reicht.

  18. Noch eine letzte Frage (für heute):

    Wie ist eigentlich Dein gesteigertes Interesse für „American Football“ entstanden? Das dürfte doch in Deiner Heimat nicht gerade ‚Mainstream‘ und auch noch vor 10 Jahren nicht einfach kontinuierlich zu verfolgen gewesen sein …

  19. Muss doch noch mal drei Sätze da lassen für all Deine Mühe:

    Stichwort Zeit: bin selbständig und Familienvater dazu, Alabama high school alumnus und kenne sowohl Bryant-Denny als auch death valley (das echte in Baton Rouge) von innen

    Deine ‚Arbeit‘ erspart mir eben solche, die Vorschauen auf den Punkt mundgerecht mit den passenden links serviert und kommentiert, sprich: perfekte convenience für mich, ich darf nur noch konsumieren und genießen

    danke dafür

  20. Kannst du es dir einigermaßen ausmalen, was du für die „deutsch-sprachige“ nfl-Communtiy bedeutest? ?
    Und das ist keine Übertreibung !
    1000 x DANKE!
    Bin „fast“ von Anfang an dabei – und das jeden aber wirklich jeden Tag !!!!

  21. Danke für die Mailbag und die Arbeit. hoffen dass es die nächsten 10 Jahre so weiter geht.

    Zum Thema Geld:
    Du hattest vor Jahren (Durch dieses Jahr bin ich völlig durcheinander, was wann war, da mein Zeitgefühl völlig durcheinander ist. So fühlt sich dieses Jahr schon wie Jahre an.) mal gesagt, dass du die Werbung vom Blog nimmst, wenn du den Betrag auszahlen lassen kannst. Ist es da langsam soweit? Die Werbung allerdings nicht groß.

    Was ist eigentlich mit Baseball und Playoff Baseball, korsakoff?
    Natürlich ist mir das ganze WE keine Frage eingefallen, die fällt mir erst jetzt ein.
    Ich habe ja irgendwie eine Schwäche für die MLB Playoffs.

  22. Pingback: Nachklapp – NFL Woche 9 | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  23. Da du erwähnt hast, dass du Musikant bist: Darf man fragen welches Instrument du spielst?

    Grüße von einem begeisterten Flügelhornisten 😉

  24. Erstmal danke für alles auch hier aus der Schweiz. Auf weitere 10 Jahre! Zwei Dinge möchte ich noch herauspicken:

    – Ich dachte ja, ich sei der einzige, der nach Falcons-Patriots keine Lust mehr auf Football hatte und nicht wusste, ob mich der Sport jemals wieder begeistern kann. Er konnte es!

    – Dass du noch nie live bei einem NFL-Spiel dabei warst, hat mich schon extrem überrascht. Muss man eigentlich schon mal gesehen haben, auch wenn mich Jaguars-49ers damals in London auch eher enttäuscht hat.

  25. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, leider wurde meine Frage, die ich auf deinen Facebook-Beitrag gepostet hatte nicht beantwortet 😦

  26. Hallo in die Runde…bin erst vor Kurzem auf dich aufmerksam geworden und seitdem fleißiger Alles-Leser. Mich interessiert, ob du in den nächsten Jahren eine Chance siehst, dass sich eine zweite Profiliga neben der NFL etablieren könnte, beispielsweise die XFL. Und ob du denkst, dass sich die NFL nochmal in naher Zukunft um ein paar Franchise erweitern wird und was du darüber denken würdest. Danke und mach weiter so! Let’s go Broncos!!!

  27. Oh, sorry! Das ist ein Versehen.

    Also hier Antwort:

    1) NFL/XFL: Wenn „neben der NFL“ als „annähernd gleichwertig zur NFL“ bedeutet, dann ist die Antwort ein klares Nein. Die NFL ist ein Monster, das längst alle anderen Ligen um Lichtjahre überstrahlt, und es bräuchte schon einen unvergleichlichen Kollaps (z.B. durch hunderte Zivilklagen von Ex-Spielern wegen Gehirnerschütterungen, die auch ausgefochten und nicht nur per Vergleich beendet werden, und wo ein Richter contra NFL entscheiden müsste) um die Position der NFL am Markt überhaupt zu schwächen.

    Wenn es aber „überlebensfähige Liga“ bedeutet, dann sehe ich da schon die Möglichkeit. Die AAF war miserabel geführt und eine Geldverschwendungsmaschine, aber die XFL hätte schon einen potenten Geldgeber und das Zuschauerinteresse schien zumindest groß genug zu sein um der Liga 1-2 Jahre Chance zu geben ehe Corona dazwischenkam.

    Auf der anderen Seite: In Vergangenheit sind solche Experimente meistens krachend gescheitert, sei es durch den Wahn eines Donald Trump (USFL in den 80ern) oder zu wenig Fokus auf sportliche Qualität (XFL 2001).

    2) NFL-Erweiterung: In den USA scheint der Markt erst einmal etwas gesättigt zu sein, nachdem die NFL die langjährige Drohgebärde Los Angeles jetzt gleich doppelt besetzt hat. St Louis, San Diego, Oakland sind alles Städte, deren Kommunen in den letzten Jahren vehement gegen einen Stadionbau gestimmt haben; da wird die NFL erstmal nicht zurückkehren. Und andere potenziell willige Städte wie liegen entweder im Dunstkreis anderer NFL-Städte und können daher von Ownern geblockt werden (San Antonio, Orlando, Columbus, Vancouver) oder wären eher Relocation-Kandidaten (Toronto).

    Der X-Faktor ist London. Ich habe wie schon oben ausgeführt keine Ahnung wie konkret London wirklich ist und ob es eventuell einen Umzug der Jaguars geben könnte um diese Stadt zu besetzen, oder ob es eine #33 wird.

    Persönlich liebe ich die 32. Die NFL ist einfach perfekt durchstrukturiert so wie sie jetzt ist:

    256 Spiele
    32 Teams
    16 Regular-Season-Spiele
    8 Divisions
    4 Teams pro Division
    2 Conferences
    1 Champion

    Aber wenn die NFL ein 17tes Saisonspiel einbaut, dann wäre auch ein 33tes Team kein Schaden mehr für diese schöne Zahlenreihe.

  28. Danke für die Antwort. Ja die reguläre Saison ist sehr lang um mehr als den Boxscore und eventuell einige der kurzen Zusammenfassung auf YT zu verfolgen. Ist aber auch der richtig Weg die Saison zu verfolgen, wobei ich bisher auch nur die PO verfolgt habe.
    Das Spiel ist auch langsam geworden, war in den 80er im Durchschnitt eine halbe Stunde schneller.
    Das Ende von Spiel 4 der WS war sehr sehr unterhaltsam

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