Hochklassiger Abschluss von Woche 11 heute mit dem NFL-Monday Night Game Tampa Bay Buccaneers (6-3) vs. Los Angeles Rams (6-3). Hier treffen zwei Top-Defenses auf zwei Offenses, die auf unterschiedliche Weise gewinnen.
Bisschen Theorie zu den Defenses
Zuerst kurz zu den Zahlen:
- Tampa hat die #1 Run-Defense nach EPA/Play, ist die #5 gegen den Pass – und die #3 overall
- Die Rams gegen sind die #1 Overall und die #1 gegen den Pass, und als #7 Run-Defense auch vielseitig genug um nicht überlaufen zu werden
Tampa Bay spielt eine der aggressivsten Defenses im Lande: DefCoord Todd Bowles blitzt in 42% der Pass-Plays – nur die Ravens sind noch eine Spur aggressiver. Dahinter hat Bowles keine Angst vor hohen Manndeckungs-Quoten. Nur gegen die Saints hat er überwiegend Zone-Defense gespielt.
Die Rams-Defense dagegen gilt unter dem neuen DefCoord Brandon Staley als eine der schematisch außergewöhnlichsten der Saison. In aller Kürze: Mit der Besetzung von oft nur einer Flanke („Edge Defender“) in der Defense lädt man Offenses per Box-Count zum Laufen ein – aber weil man exzellente Individualisten hat, überlebt die Defense das locker.
In den Coverages rotieren sie kräftig durch. Sie deuten vor dem Snap was anderes an als was nachher kommt („disguise coverage“), z.B. häufig Two-High (2 tiefe Safetys) vor dem Snap, die mit dem Snap blitzschnell in ein Single-High werden (nur mehr 1 tiefer Safety). Damit hat man viel Flexibilität gegen den Pass, kann zahlreiche Coverages spielen. Oft gibt es einfach nur Spot-Dropping von irgendwelchen Cornerbacks, was zu relativ simplen Doppeldeckungen führt.
Prinzipiell klappt das ganz auch, weil die Rams zwei fantastische Individualtalente und einen überraschenden Shooting-Star haben: Da wären natürlich einmal DT Aaron Donald und CB Jalen Ramsey, die so vieles erst ermöglichen, weil sie einmal ultra-dominant im Pass-Rush bzw. ultra-flexibel in der Pass-Deckung sind. Aber dann ist da auch der CB2 Darious Williams, den vor der Saison niemand kannte.
Williams hat sich zu einer exzellenten #2 entwickelt. Er hat eine der besten Ratings bei PFF und wird in der ESPN Matchup-Show hymnisch besungen. Weil die Rams dadurch die zwei besten gegnerischen Offensiv-Waffen recht gut neutralisieren und zudem vorne die Pass-Protection durch Donald beschäftigen können und dann noch obendrauf mit ständig rotierenden Coverages den Quarterback verwirren, haben nur wenige Pass-Offenses diese Saison wirklich gut ausgesehen.
Das Matchup heute Nacht
Fabian Sommer hat beim Lead-Blogger schon auf das Duell geschaut und sich dabei vor allem darauf konzentriert wie die Buccs-Defense den Pressure-aversen QB Jared Goff unter Druck setzen und somit die Rams-Offense kaltstellen können. Gerade nach dem Ausfall von LT Andrew Whitworth ist das auch ein extrem kritisches Matchup.
Aber auch das andere Duell Offense-vs-Defense scheint mir relevant zu sein: Tampas schematisch einigermaßen statische Offense gegen beschriebene dynamische Rams-Defense.
Einmal natürlich haben die Rams mehr Deckungs-Qualitäten als die meisten anderen Mannschaften um die Buccs-Armada um WR Chris Godwin, WR Antonio Brown und WR Mike Evans etwas einzubremsen.
Aber dann haben die Rams auch Donald um innen für Terror gegen Tom Brady zu sorgen. Brady spielt nicht nur für seine 43 Jahre eine hervorragende Saison. Aber Brady ist wohl mit dem zunehmenden Alter auch anfälliger gegen QB-Pressure geworden – und heute wird OG Ali Marpet erneut ausfallen.
Marpet wird durch den unerfahrenen Joe Haeg ersetzt. Der hat in 50 Blocking-Snaps gleich viele Pressures aufgegeben wie Marpet in 350. Haeg gegen Donald ist ein bitteres Matchup – und entweder werfen die Buccs viel schneller als gewohnt oder Brady wird häufiger unruhige Pocket „über innen“ bekommen und kann nicht so schön in seine Würfe hineinstapfen.
Eine Prognose fällt damit insgesamt schwer, weil beide Defenses auf dem Papier die Qualität haben um die Offenses vor schwierig zu lösende Probleme zu stellen. Offenses gewinnen solche Duelle häufig durch schiere individuelle Qualität – und die ist gerade bei den Buccs zum Verschenken da. Aber es gibt da eben zwei mega-kritische Sollbruchstellen: Haeg gegen Donald bzw. Buccs-Blitzes gegen Goff.
Weil diese ganzen Approaches zwar zum einen oder anderen Big-Play führen können, aber auch zu Turnovers, ist dieses Spiel eines der wenigen, bei denen ich mir wirklich alle Spielverläufe ausmalen kann: Knappes Spiel oder Kantersieg – für wen, ist aber offen.
Noch kommentar zu sonntag: bin zwar symphatisant der packers, aber sie sind mir suspekt. Nur 1 Sieg gegen Team aus der oberen Hälfte. Können mit Siegen gegen Bodensatz (bears, lions, eagles) auf 11 siege kommen. Für playoff-siege muss da noch einiges passieren …
@ahmser: stimme zu – nach dem Hype zu Saisonbeginn ist das wieder abgeflaut. Gegen gute D#-Units gab es bis jetzt nur mittelprächtigen Erfolg, mal schauen wie das am SO gegen die nicht un-schlechte Bears-D# aussieht.