Gestern hat im Defensive End der Raiders, Carl Nassib, der erste aktive NFL-Footballer seine Homosexualität öffentlich gemacht. Nassib hat in einem langen, emotionalen Instagram-Post über seine Entscheidung und die Befreiung nach seiner Entscheidung geschrieben.
Raiders und die NFL haben noch gestern positiv auf das Coming-Out reagiert.
Ich verweise an dieser Stelle auf Jessica Fehlhabers vor wenigen Minuten online gegangenen Artikel aus der Reihe „Wie queer ist die NFL“, der mehr Einzelheiten in dem Fall beleuchtet.
Es ist ein weiterer kleiner Meilenstein auf dem Weg zu einer Welt, in der wir irgendwann vielleicht nicht mehr auf Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung usw. achten müssen bevor wir mit der Diskussion loslegen. Dass mit Nassib ein Spieler in der Bastion der Männlichkeit – der NFL – diesen nächsten Schritt gesetzt hat, macht vielleicht sogar kleine Hoffnung, dass der Prozess etwas Beschleunigung erfährt. Kleine Hoffnung. Aber Hoffnung.
In Zeiten wie diesen ist man damit schon zufrieden.
Ich bin ja fast überrascht wie positiv es aufgenommen wird. Gerade wenn man sich nur die Likes, Smileys usw. bei Facebook anschaut. Das hat vor paar Jahren beim ersten weiblichen Official teils noch anders ausgesehen einschl. massig richtig derber Kommentare.
Klar gibt es auch hier paar lächerliche Kommentare…vor allem von Typen die beten sollten Nassib nie persönlich zu begegnen da man sonst sehen könnte wie ein erwachsener Mann einmal quer durch den Raum geworfen wird…aber es hält sich doch halbwegs in Grenzen.
Ja aber der erste Schwule NFL Spieler war doch der schwarze der Name fällt mir Grad nicht ein. Spielte glaub ich eine season bei den saint Louis RAMs.
@Jogi
Michael Sam. Der war aber nur in der PreSeason aktiv und wurde dann entlassen. War dann noch irgendwo aber nie mehr als aktiver Spieler in der NFL. Hat also nie ein „richtiges“ NFL Spiel gespielt.
Carl Nassib hingegen spielt seit 2016 in der NFL.
Und ich denke darum geht es, das sich nicht nur einer outet, sondern das er erfolgreich ist.
Das er nicht nur aus Marketing Gründen von einem Team genommen wurde – was man ja damals bei Michael Sam sagte – sondern das er es von sich aus ins Team schaffte und sich seit Jahren in die NFL gehalten hat…und halt nur zufällig auch schwul ist.
Witzig, einem pro Footballer, und dann noch einem DLiner Prügel anzudrohen
Damit so eine Nachricht mehr Kommentare erfährt:
Stark. Stark. Stark. Hoffen wir, dass das in 10 Jahren keine News mehr Wert ist. Und es eben wirklich einfach zufällig ist. (@garosh: schön geschrieben)
Einfach mal hier ein informativ gemeinter Querverweis aus einer anderen „Bastion der Männlichkeit“, nämlich Rugby: welchen Einfluss ein Outing auf das Fortlaufen einer Karriere haben kann, wenn die umgebende Gesellschaft in dieser Hinsicht einigermaßen unaufgeregt damit umgeht, zeigt vielleicht das Beispiel von Gareth Thomas. Der outete sich, zugegebenermaßen recht spät in seiner nichtsdestotrotz ziemlich beeindruckenden Karriere, im Jahr 2009 als schwul, zu dieser Zeit Rekordnationalspieler von Wales (zum Kontext: Wales ist im Rugby durchaus ne europäische Macht). Schon damals waren die Reaktionen, die ich im Kopf habe, größtenteils ziemlich vernünftig und ermutigend. In einem Interview kurz danach hat er eigentlich alles gesagt, was man dazu sagen muss: „What I choose to do when I close the door at home has nothing to do with what I have achieved in rugby“. 2019 hat er dann öffentlich gemacht, dass er an HIV erkrankt sei, auch mit dem Hintergedanken, um einer Infektion das Stigma zu nehmen. Seit 2020 ist er CBE – man kann also durchaus feststellen, dass ihm das Outing öffentlich nicht geschadet hat. Und das schönste: im Grunde ist die Geschichte von Gareth Thomas aus der Ferne einigermaßen unspektakulär – es gibt meines Wissens nach keine dokumentierten Ausfälligkeiten von anderen Rugby Spielern gegen ihn, ich habe nicht davon gehört, dass Fans ihn in seinen letzten Spielen vor dem gesundheitlich bedingten Karriereende 2011 irgendwie beleidigt hätten; allerdings gab es 2018 einen Übergriff auf ihn durch einen 16jährigen – die Reaktionen die Gareth Thomas im Nachgang erhalten hat, waren aber überwältigend positiv. Wenn ich einen Wunsch freihätte, wäre es dass wir alle in Zukunft ähnlich mit Outings umgehen, bis wir irgendwann vielleicht das Interesse verlieren, weil es nämlich keine Sau was angeht, wer wen und wie liebt, solange man sich an ein paar Regeln hält (die ja bei NFL Heteros auch scheinbar eher einen empfehlenden Character haben).