Samstagsvorschauer – College Football Woche 2

Zweiter Spieltag im College Football. Die Lage sollte sich nach einem durchaus spektakulären Auftakt wieder etwas beruhigen.

Kurzer Rückblick auf Woche 1

#1 Alabama pustete die Miami Hurricanes wie erwartet 44-13 aus dem Stadion. Das Ergebnis hätte höher ausfallen können. Die Bama-Defense war total dominant. Aber der Star der Runde war Bamas QB-Debütant Bryce Young, dessen Auftritt die Selbstverständlichkeit eines langjährigen Veterans hatte. Wir können fast sicher davon ausgehen, dass Young an die fantastischen Vorgänger Tua/McCorkle anschließen kann. Auch auf Receiver hat Bama wie angekündigt alle Antworten schon am Feld.

#2 Oklahoma mühte sich zu einem 40-35 über Tulane, und der Star-QB Spencer Rattler sah dabei einmal mehr bissi wackelig aus.

#3 Clemson und #5 Georgia lieferten sich einen Defense-Schlagabtausch, den man in der Form in der Gegenwart nur mehr ganz selten serviert bekommt: Der einzige TD resultierte aus einem Interception-Return-TD, die Offenses brachten nur jeweils ein Fieldgoal (wohlgemerkt: pro Team) zustande. Georgia gewann 10-3.

Beide Defensive Fronts waren extrem dominant. Georgia zerhackte die mäßige O-Line von Clemson einfach in ihre Einzelteile. Die stand zum wiederholten Mal gegen „große“ Gegner im Brennpunkt und sah dabei nicht glücklich aus:

Georgias Superstars waren DT Jordan Davis, der als Einmann-Abrissbirne gegen jeglichen Laufspielversuch fungierte, und LB/EDGE Nakobe Dean als Blitzer. Und natürlich DB Christopher Smith, dessen Pick Six die Partie letztlich entschied:

Die beiden QBs waren nicht gut. Den Mann mit der markanten Wurfbewegung, Clemsons D.J. Uiagalelei, kann man noch gerade so entschuldigen, weil er hinter der O-Line kein leichtes Leben hatte, aber er hielt dann doch den Ball sehr oft sehr lange und kassierte eine unfassbare Anzahl an Sacks (sieben Stück).

Aber Georgias J.T. Daniels war einfach Graupe. Ohne dominantes Laufspiel als Entlastung kam da sehr wenig. Klaro waren quasi alle nennenswerten Receiver im Krankenstand, aber nur ein einziges Mal genug Eier für einen tieferen Pass? Nick Saban lacht sich schlapp, wenn er mit Bama im SEC-Finale so einen „Angriff“ verteidigen darf.

#4 Ohio State brauchte mehr als eine Halbzeit um gegen Minnesota in Schwung zu kommen, gewann dann aber doch noch locker 45-31.

#6 Texas A&M feierte einen deutlichen 41-10 Auftaktsieg gegen Underdog Kent State. #7 Iowa State dagegen mühte sich zu einem frustrierenden 16-10 gegen das unterklassige Northern Iowa. Es war nicht der erste Holperstart für die Cyclones – diese Woche muss gegen das überzeugende Iowa im Lokalderby („Cy-Hawk-Trophy“) eine ordentliche Leistungssteigerung her.

#8 Cincinnati hat mir sehr gut gefallen. Angeführt von QB Desmond Riddler pulverisierten die Bearcats das kleine Miami/OH 49-14. Cincinnati hat eine bekannt starke Defense. Wenn deren Offense nun auch vom oberen Regal ist, kann das in Playoff-Sphären hochgehen… wenn man denn in zwei Wochen Notre Dame wegbläst.

#11 Oregon war grausam gegen Fresno State, gewann aber gerade so 31-24.

#10 UNC war noch grausamer, hatte aber nicht das Glück gegen einen kleinen Gegner zu spielen, sondern gegen die kultivierte Virginia-Tech-Defense. Für QB Sam Howell und Co. setzte es eine verdiente 10-17 Pleite. Ich bin seit längerem skeptisch gegenüber Howell als NFL-Prospect. Diese Partie hat mich in meiner Vorsicht eindeutig bestärkt, denn von Howell ist absolut nichts gekommen, was wie ein 1st Round Pick aussah.

Das als Big-Ten-Mitfavorit gehandelte #12 Wisconsin verlor 10-16 gegen #19 Penn State. Es war ein Spiel der verpassten Chancen für Badgers, deren QB Graham Mertz eine unterirdische Performance ablieferte.

Penn State war offensiv nicht viel besser, aber die Nittany-Lions-Defense kann sich damit rühmen, Drive um Drive um Drive um Drive gehalten zu haben, und damit dem eigenen Angriff letztlich so lange den Rücken freigetackelt zu haben bis dann doch der eine entscheidende Drive zum etwas überraschenden Auftaktsieg kam.

In Wisconsin schrillen dagegen die Alarmglocken.

Denn der direkte Big-Ten-Westkonkurrent #18 Iowa pulverisierte das hoch gehandelte #17 Indiana trotz einer seinerseits wackeligen QB-Vorstellung 34-6 und gilt nun schon als klarer Favorit.

#20 Washington lieferte den größten Stinker des ersten Spieltags mit einer 7-13 Pleite gegen das FCS-Team Montana. Dafür war Steve Sarkisians Einstand als Texas-Headcoach erfolgreich: 38-18 gegen #23 Louisiana.

Lass mich Tränen ausdrücken

Emotionalster Moment in Woche 1 war klarerweise das Comeback vom ex-UCF QB McKenzie Milton, der nach seiner wirklich grausamen Knieverletzung vor fast drei Jahren zum ersten Mal wieder am Feld stand und dabei seine neue Mannschaft FSU gleich mal gegen Notre Dame zu einem beinahe-Comeback verholfen hätte.

Über diese Momente und einige für heute relevante Spiele habe ich beim Lead-Blogger mit Jan Weckwerth und Christian Schimmel ein quickes Frage/Antwort-Spielchen gemacht.

Die Big-12 Spiele des Wochenendes hat Peter Schindler bereits ausführlich „ge-previewed“.

Big 12, Small 12

Coole Partie war auch UCF – Boise State. UCF gewann knapp 36-31. Das Programm der Knights machte übrigens auch gestern Schlagzeilen, als es zusammen mit Cincinnati, BYU und Houston von der Big 12 Conference eingeladen wurde. Die Redneck-Conference ist damit vorerst vor dem Untergang gerettet, aber ich sehe in einem Feld mit…

Baylor
BYU
Cincinnati
Houston
Iowa State
Kansas
Kansas State
Oklahoma State
TCU
Texas Tech
UCF
West Virginia

nicht allzu viel Power-5-reifes Universitätsmaterial. Das Over/Under, wie lange die Big 12 noch imstande ist, ohne die Lobby der Blaublüter Texas und Oklahoma ihren Status als Power-5 zu halten, kann nicht allzu hoch sein.

Wahrscheinlicher ist das, was ich gestern schon auf Twitter schrieb: Es gibt keine Power-5 mehr. SEC und Big Ten haben sich vom Rest erst einmal abgesetzt und werden so schnell nicht mehr einzuholen sein. ACC und Pac-12 sind ein ganzes Stück dahinter, haben aber immerhin den Vorteil, einige Traditionsprogramme zu beherbergen und dickere TV-Verträge als die Big 12 zu halten. Diese beiden Ligen bilden „Tier 2“.

Dann folgt die Big 12 in „Tier 2b“. Die Liga hat IMHO nur eine Chance, länger zu überleben, wenn das Playoff-Feld erweitert wird, und aufgrund der relativ ausgeglichenen sportlichen Situation jedes Jahr aufregendes Meisterschaftsrennen mit einem Playoff-Platz „on the line“ für gute Aufmerksamkeit sorgt. In allen anderen Fällen geht die Big 12 den Weg der Big East Conference.


Und heute?

Supergroße Takes zu anderen Spielen von heute habe ich eigentlich nicht.

Außer dem Cy-Hawk-Classic Iowa-Iowa State gibt es nur ein weiteres Spiel zwischen zwei gerankten Mannschaften: 18h #3 Ohio State – #12 Oregon. Oregons Passrusher Thibodeaux soll auf der Kippe stehen. Ohne den Mann brauchen die Ducks die Reise nach Columbus erst gar nicht antreten, denn Ohio State wird nicht nochmal zweieinhalb Viertel brauchen bis die Offense aufwacht.

Das Spiel ist ein FOX-Spiel, ergo nicht im ESPN Player.

Außerdem reizvoll vielleicht der „Holy-War“ zwischen den beiden Mormonen-Unis, der staatlichen, gemäßigten University of Utah und der Hardliner-Uni BYU. Spielort ist Provo, Kickoff ist 4h15 MESZ. Das Spiel ist im ESPN-Player.

Zum Holy War hab ich übrigens vor fast genau auf den Tag zehn Jahren schon einmal einen ganz kurzen historischen Abriss geschrieben.

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4 Kommentare zu “Samstagsvorschauer – College Football Woche 2

  1. Bei der Big 12 darf man gespannt sein, wohin die Reise ohne die beiden Blue Bloods geht, aber sie haben erstmal die bestmöglichen Programme in ihre Conference geholt. Es wurde auch schon gesagt, dass es keine Pläne gibt, ihren AQ-Status anzugreifen und sportlich war die Big 12 auch wenn man Oklahoma und Texas rausrechnet in den letzten Jahren nach SP+ und anderen Metriken sportlich die drittbeste Conference. Die ACC ist hinter Clemson einfach sehr schwach und die PAC-12 ist auf einem ähnlichen Niveau, nur ohne ernsthaften Titelanwärter. Die Frage ist natürlich, inwiefern das aufrechterhalten werden kann, wenn die Strahlkraft und damit die Einnahmen stark abnimmt.

    Es wurde ja schon angedeutet, dass die Big 12 evtl noch weiter expandieren möchte. Memphis, USF, Boise State und Colorado State gelten noch als mögliche Ziele. Ob das der Qualität und vor allem der Verhandlungsposition gegenüber ESPN und Fox (bzw in Zukunft wohl auch Amazon) helfen würde, ist aber fraglich. Auch ist es natürlich eine Frage, ob die Big 12 so wie es aussieht ihre weiteren etablierten P5-Programme halten können wird. West Virginia (das historisch gesehen größte verbleibende Football-Programm in der Conference) würde in der ACC geographisch und historisch mehr Sinn ergeben. Ob die ACC sie aufnehmen wollen würde, hängt vermutlich daran, ob Notre Dame der ACC beitreten möchte oder nicht. Wenn Notre Dame käme, würde man vermutlich eine 16. Uni haben wollen und da wäre West Virginia der logischste Kandidat.

    Und natürlich gibt es dann noch die Frage, inwiefern die PAC-12 und die Big 10 an einer Erweiterung interessiert sind. Kansas ist eine gute Uni mit einem der besten Basketball-Programme, die würden sicher keiner Conference schaden (auch wenn das Football-Programm natürlich extrem schlecht ist). Iowa State hat ebenfalls AAU-Status, ist derzeit im Football auf einem historischen Hoch und hat eine gemessen an der historischen Performance außergewöhnlich große und loyale Anhängerschaft, die das Stadion auch oft füllte, wenn man 3-9 ging. Da wäre für die geographisch sinnige Big 10 natürlich entscheidend, wio Iowa dazu stehen würde, den innerstaatlichen Rivalen aufzunehmen. Oklahoma State und Texas Tech sind zumindest recht durchschnittliche Programme mit großer Fanbase, aber geographisch sind sie halt recht weit weg von anderen Conferences gelegen. TCU und Baylor haben in den letzten Jahren oft gute Teams gehabt und liegen in den wertvollen Recruiting Grounds von Texas. Kansas State dürfte ohne Bill Snyder und lange nach dem sportlichen Erfolg unter ihm allerdings zu unattraktiv sein, um in eine andere Power Conference zu kommen.

  2. Interessante Punkte zur Big 12.

    Houston hat Potenzial mit seiner großen City und vielen Recruits, liegt dort, wo die Big 12 spätestens seit dem Abgang von A&M keine Ties mehr hatte und hat fanatische Booster, die viel Geld reinpumpen. Aber eben auch Zuschauer Schnitt von <30k, keinerlei historischen Erfolg und weniger Fans in der eigenen Stadt als Texas oder A&M.

    Bei UCF dominieren auch die anderen großen Florida Unis die Region, die Knights haben im Recruiting keine Chance zuhause, wie soll das das Recruiting der Big 12 positiv beeinflussen?

    Cincinnati ist da schon spannender, aber auch hier Zuschauerschnitt unter 35k in einem kleinen Stadion und das übermächtige Ohio State nicht weit entfernt. Vielleicht ist es aber geographisch so günstig gelegen, dass man WVU in der Big 12 halten kann.

    BYU ist als ex National Champion der größte Neuzugang. Das Setting mit dem Lavell Edwards Stadium ist ikonisch und hat eine gewisse Strahlkraft, aber im Recruiting wird man mit seiner Hardcore Mormonen Einstellung immer limitiert bleiben, und es wäre nicht so dass Utah der große Recruiting Hotspot ist oder geographisch gut zum Rest der Conference passt.

    Ich stimme @BlauGelb zu, da sind vier der besten möglichen Kandidaten gekommen, besser als Memphis oder Boise wenn man die wirtschaftlichen Interessen berücksichtigt und auch alles Programme, bei denen der Erfolg nicht nur am jetzigen HC liegt. Alle vier haben unter mehreren Regimen zuletzt performt, das spricht für Committment seitens der Unis zum Football.

    Aber das ist schon ein zusammengewürfelter Haufen wie die AAC, und richtig boosten können die Neuen die Conference jetzt nicht. Die einzige Chance für die Big 12 die ich sehe, ist, dass der sportliche Wettbewerb in Zukunft ausgeglichener/offener ist auch wenn weniger TV Money reinprasselt. Texas hat ja jetzt schon mehr als ein Jahrzehnt versagt, aber Oklahoma hat schon alles dominiert zuletzt, und das war einfach ein zu großes Ungleichgewicht.

    Ich habe aber viel mehr die Befürchtung, dass die Liga monetär ohne die Big Boys abstürzen wird und die langfristigen Effekte ins Mittelfeld führen. Kann mich täuschen aber ich sehe weder, wie das momentane Setting so lange beisammen bleibt noch, dass weitere Neulinge wie Memphis oder Boise da noch einmal Verbesserung bringen.

  3. #3 Ohio State – #12 Oregon.
    Wer hat dies vorher gesehen?
    7 55 Min. vor Ende liegen die Ducks im Auswärtsspiel mit 35 : 28 vorn und bekommen den Ball.
    Was für ne Stimmung. Das Haus kocht, die Ohio-Zuschauer spüren, das Game kann noch gedreht werden.

  4. Pingback: NFL Sonntagsvorschauer 2021 – Woche 13 | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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