Der heutige NFL-Spieltag kann den wilden College-Football-Spieltag von gestern unmöglich an Drama überbieten. Aber immerhin bringt er ein korruptes System der Eliten nicht in eine unmögliche Situation etwas machen zu müssen, was ihm absolut widerstrebt: Dem kleinen Mann Anerkennung zu schenken.
Der heutige Spieltag schließt an Thanksgiving an. Ich habe vom Donnerstag nur Cowboys – Raiders in der Turboversion gesehen – harte Kost, aber ein überraschender Raiders-Sieg. Der Superbowl-Geheimfavorit vieler, Dallas, ist jetzt auch nur noch 7-4 nach drei Niederlagen in vier Spielen. Vergessen wir dabei bitte nicht, wie angeschlagen die Dallas-Offense dabei seit Wochen über das Feld humpelt – mal war QB Dak Prescott draußen, dann WR Michael Gallup, dann als der zurück kam zugleich die Top-WRs Amari Cooper und CeeDee Lamb, und am längsten von allen LT Tyron Smith. Dallas braucht die volle Montur um in der NFC oben laut mitzureden. Das war immer klar – und das gilt auch weiterhin.
Was wir sonst über die letzten Wochen auch gesehen haben: Nicht nur die AFC ist total unübersichtlich. Auch in der NFC mangelt es an einem richtig kompletten, unumstrittenen #1 Team.
Heute stehen diese beiden Spiele an:
- Cincinnati Bengals – Pittsburgh Steelers (19h)
- Indianapolis Colts – Tampa Bay Buccaneers (19h)
- Miami Dolphins – Carolina Panthers (19h)
- New England Patriots – Tennessee Titans (19h)
- New York Giants – Philadelphia Eagles (19h)
- Jacksonville Jaguars – Atlanta Falcons (19h)
- Houston Texans – New York Jets (19h)
- Denver Broncos – Los Angeles Chargers (22h05)
- Green Bay Packers – Los Angeles Rams (22h25)
- San Francisco 49ers – Minnesota Vikings (22h25)
- Baltimore Ravens – Cleveland Browns (02h20)
Da ist einmal Großkampftag in der AFC North. Bengals-Steelers und Ravens-Browns kommen beidem dem, was man im altdeutschen für den europäischen Fußball „Hassduelle“ nennen würde, am nächsten. Die AFC North gliedert sich mittlerweile ganz schön wüst:
- Ravens 7-3
- Bengals 6-4
- Steelers 5-4-1
- Browns 6-5
Dabei hat es erst vier von zwölf Divisionsspielen gegeben. Die nächsten zwei gibt es heute – 19h und dann Sunday Night Game.
Bengals-Steelers hat im „Hinspiel“ Cincinnati souverän gewonnen. Prinzipiell geht es in dem Spiel vor allem darum, wie gut die Combo zwischen QB Joe Burrow und seinen Super-Receivern klickt. Kommt der Steelers-Passrush inklusive Blitz schnell genug durch, kann man die Bengals-Offense arg abwürgen. Wenn nicht, muss die Steelers-Offense punkten. Und diese Unit ist in den letzten Wochen langsam, in kleinen, aber beständigen Schritten, immer besser geworden. QB Roethlisberger wirft zwar noch immer keinen gepflegten Ball, aber schematisch ist das jetzt langsam eine Matt-Canada-Offense, hie und da mit tiefen Nadelstichen. Da ist was drin für Pittsburgh.
Nachtspiel: Ravens und Browns sind beide längst nicht souverän, und wenn wir den EPA/Play Chart zu Rate ziehen, sind es sogar zwei nahe beieinander, aber auch gefährlich nahe am NFL-Mittelmaß positionierte Mannschaften:

Bei den Browns ist längst klar, wie es laufen muss, wenn sie zu Punkten kommen wollen: O-Line muss dominieren, Laufspiel muss kurze 2nd Downs erzwingen, Passspiel muss ohne gröbere Bolzen durchkommen und hoffen, dass Baker Mayfield 2-3 Big Plays kreiert.
Die Ravens ticken im Kern ähnlich, sind heuer aber passlastiger als gewohnt. Dieses Passspiel ist in den letzten Wochen aber immer mehr abgekühlt. Lamar Jackson hat einen der höchsten aDOTs der NFL, hält den Ball aber auch extrem lange. Sein Scrambling ist nach wie vor grandios, aber der Receiver-Corps hat nach dem Debüt von Rookie-WRs Rashod Bateman nicht so gut zueinander gefunden wie erhofft. Es gibt immer wieder totale Stinker wie vor ein paar Wochen in Miami.
Das andere AFC-Spitzenspiel des Tages ist New England – Tennessee. Bill Belichick gegen seinen einstigen Lieblingsspieler Mike Vrabel. Die Patriots haben sich in den letzten Wochen gefunden zu einer gefährlichen Außenseitermannschaft in der AFC. Für viele sind sie längst mehr als ein Geheimtipp.
QB Mac Jones wird schon als weitaus bester Rookie-QB der Saison angepriesen, und wo ich dem grosso modo zustimmen würde, dürfen wir unmöglich berücksichtigen, dass die Pats Jones noch immer nur zaghaft wirklich von der Leine lassen. Richtig viel machen im Sinne von „ein Spiel mal komplett in die Hand nehmen“ muss er eigentlich nie. Jones verpasst im Gegenzug auch nicht viel. Er spielt sauber – die Pats-Offense spielt überlegt, besonnen, und das reichte in den letzten Wochen meist locker.
Aber nicht vergessen: New England (7-4) hatte bis jetzt den einfachsten Schedule der NFL. Der unangenehmere Teil kommt erst jetzt – Titans, @Bills, @Colts, Bills, ehe zum Abschluss Jags und @Dolphinss warten.
Tennessee ist mit 8-3 ganz oben in der AFC, aber emotional momentan ganz unten. Die Storylines fokussieren sich auf den Ausfall von Derrick Henry, aber dass die beiden 1-vs-1 Garanten draußen an den Seitenlinien, Julio Jones und A.J. Brown ebenso seit längerem fehlen (und noch länger fehlen werden, denn Brown wurde auf IR gesetzt), vergisst man nur allzu schnell. So rankt die Titans-Offense in den letzten Wochen im untersten NFL-Drittel nach EPA/Play.
Playoffs sollten es für die Titans trotzdem werden, auch wenn man heute verliert – denn der Restspielplan ist zu einfach: Jags, @Steelers, 49ers, Dolphins, @Texans. Da sind drei quasi automatic wins dabei. Und 11 Siege reichen in der AFC locker.
Colts – Buccaneers um 19h ist schematisch spannend, denn die effizienteste Rushing-Offense der NFL (Colts) trifft auf den Wall um Vita Vea und Ndamukong Suh, der auch ohne überragendes Linebacker-Play diese Saison wieder in den Top-5 von Run-Defense klassiert ist. Lauf-Defense ist meistens ein mathematisches Problem: Wie viele Ressourcen will ich ins Stopfen von wirklich allen Lücken stecken um die Gaps zuzumachen? Die Buccs brauchen danke Vea/Suh nicht so viele Leute um den Run weitgehend zu neutralisieren.
Ich bin echt gespannt, ob Frank Reich angesichts dieses Matchup-Nachteils seinen Gameplan auf Carson Wentz ausweitet und seinen bis jetzt extrem konservativen QB von der Leine lässt – mit dem Risiko einer Implosion.
Auf der Gegenseite spielen die Colts genau die Art von Defense, die Tom Brady liebt: Zone-Defense, abwartend, den Big Play wegnehmend. Ein QB wie Mahomes (oder auch Josh Allen) hat dieses Jahr mit so einem Stil Probleme – aber Brady lebt seit 20 Jahren von seinem kalkulierten Risikomanagement. Ihm ist es egal, wie er spielen muss – Geduld oder nicht, Big Play orientiert oder nicht. Er passt sich an und treibt gegen solche Defenses dann eben sechs 10-Play-Drives das Feld runter.
49ers-Vikings um 22h25 ist das Duell der Wide-Zone-Konzepte. Beide sind 5-5 und hängen am Ende des NFC-Wildcardrennens rum. Irgendwie ist da alles drin.
Mögliches Spitzenspiel ist Packers (8-3) – Rams (7-3). „Möglich“ deshalb, weil es auch in einem Slugfest enden könnte, denn Rams-QB Matthew Stafford ist in den letzten Wochen doch deutlich abgefallen und hat wildeste Böcke geschossen – und jetzt fehlt sein WR2 Robert Woods. Ob ihn der jüngst geholte OBJ vernünftig ersetzen kann? Mal schauen.
Bei den Packers gibt es weiter Verletzungssorgen in der O-Line. LT Bakthiari raus, sein Backup-bzw-OG Elgton Jenkins auch raus – da treten heute vielleicht Jungs wie Yosh Nijman, Jon Runyan (der Junior, nicht der Senior), Lucas Patrick oder Royce Newman als Starter gegen eine Front mit Aaron Donald, Von Miller und Leonard Floyd an. Einen guten CB1 in Jalen Ramsey für die einzige echt nennenswerte Packers-Waffe Davante Adams haben die Rams auch. Könnte hässlich werden.
Ich glaube Mac Jones Saison sagt nicht das er der beste Rookie Qb ist, eher das McDaniels der beste OC mit einem Rookie-QB ist.
Im Großen und Ganzen hat Jones wahrscheinlich insgesamt die besten Umstände, Lance hat bisher kaum gespielt, Lawrence mit Meyer als Headcoach und den sonstigen Umständen nicht grad das große Los, Wilson und Jets naja halt die Jets und Fields hat einen Headcoach, der ihn scheinbar nicht wollte…
Mac Jones hatte heute ein ziemlich gutes Spiel und hatte keine Hilfe vom Running Game oder der Defense bis in 4th Quarter.