NFL Vorschau 2022 – Woche 1

Der Bills-Sieg über die Rams am Donnerstag war beeindruckend. Heute und morgen eröffnen die anderen 30 Mannschaften die NFL-Saison 2022/23.

Meine ausführliche Vorschau habe ich schon über acht NFL Division Previews verteilt:

Nachfolgend noch meine Predictions für Playoffs, Superbowl und MVP.

AFC

Divisionssieger: Bills – Ravens – Colts – Chiefs
Wildcards: Chargers – Broncos – Bengals

AFC EastAFC NorthAFC SouthAFC West
Bills (12-5)Ravens (11-6)Colts (9-8)Chiefs (11-6)
Dolphins (9-8)Bengals (10-7)Jaguars (9-8)Chargers (10-7)
Patriots (8-9)Browns (9-8)Titans (8-9)Broncos (9-8)
Jets (6-11)Steelers (8-9)Texans (4-13)Raiders (7-10)

Im Wildcard-Rennen sehe ich die Chargers als Fixstarter. Dahinter müssen wir fast würfeln, denn bei genauem Hinschauen ist die Klasse der zweiten Riege in der AFC dann doch nicht so hoch wie gedacht.

Broncos und Bengals sind eher default-Tipps, weil sie stabilere QB-Situationen haben als die Konkurrenz, aber ich wäre kein Jota überrascht, wenn Miami mit einer Tua-Breakout-Season den Sprung macht, oder Jacksonville mit einer Trevor-Breakout-Season, oder die Patriots (Belichick-Faktor), Browns (Jacoby Brissett mit gerade ausreichend gutem Record für Deshaun Watson im Endspurt), Steelers (Mike-Tomlin-Faktor) oder Titans (Mike-Vrabel-Guts).

Pats/Steelers/Titans sehe ich ein Jota unterhalb der anderen Wildcard-Teams, aber insgesamt ist für jedes Team (außer den Chargers) ein recht breiter „range of outcomes“.

Buffalo hat am Donnerstag ein fettes Ausrufezeichen gesetzt. Prinzipiell sehe ich die Chiefs zwar dank Mahomes qualitativ noch einen Tick drüber. Kansas City hat allerdings einen so schweren Schedule, dass die Bills wahrscheinlich den #1 Seed holen. Ravens und Chargers sehe qualitativ auf etwa dem gleichen Niveau wie Buffalo.

Die Colts wären in jeder anderen Division ein Wildcard-Team, aber in der absurden AFC South sind sie die beste Wette.

Wirklich schwer vorstellbar in den Playoffs Stand heute: Jets, Texans, Raiders. Die Jets haben zu absurdes Quarterbacking, die Texans haben gar nichts. Und die Raiders haben neben Josh McDaniels auf Headcoach einfach das Pech, in der falschen Division zu spielen.

NFC

Divisionssieger: Eagles – Packers – Buccaneers – 49ers
Wildcards: Rams – Cowboys – Vikings

NFC EastNFC NorthNFC SouthNFC West
Eagles (10-7)Packers (10-7)Buccaneers (11-6)49ers (11-6)
Cowboys (9-8)Vikings (9-8)Saints (9-8)Rams (10-7)
Commanders (7-10)Lions (7-10)Panthers (7-10)Cardinals (8-9)
Giants (7-10)Bears (6-11)Falcons (6-11)Seahawks (5-12)

Insgesamt die um einiges schwächere Conference. In drei der vier Divisionen ist Stand heute nur ein Divisions-Champ vorstellbar. Die NFC West ist die vierte: Die 49ers sehe ich dank des Shanahan/Lance-Faktors leicht vorn.

Das Level der Wildcard-Teams fühlt sich überschaubar an. Die Rams haben zu viel Firepower um ohne krasse Verletzungsorgie rauszufallen – nicht jeder Gegner ist so komplett wie die Bills! Aber bleiben die Rams zum x-ten Mal so gesund? Anyhow: Konkurrenz ist eher mau. Vikings und Saints haben vielversprechende „erste Anzüge“, aber suspekte Tiefe.

Die Cardinals sind immer für eine Überraschung gut, die Cowboys haben bei aller Negativität einen absurd einfachen Schedule, aber alle anderen Teams dahinter bräuchten schon einen überraschenden Lauf um im Playoffrennen einzugreifen. Lass mich mit Vikings und Cowboys gehen. Nur ein Gefühl.

Commanders und eventuell Giants haben dank ihres jeweils absurd schwachen Schedules Upside – die Giants halte ich darüber hinaus für einen möglichen Sleeper wegen des massiven Coaching-Upgrades. An die Lions glaube ich bei allen Verbesserungen nicht, weil: Jared Goff. Bei den Bears müsste Justin Fields schon über sich hinauswachsen, und selbst dann ist der Kader zu dünn. Panthers hätten mit Baker Mayfield einen vielleicht vernünftigen QB, aber zu viele Unbekannte im Coaching-Staff. Falcons haben zu wenig Tiefe, und Seahawks brauchen einen Herzschrittmacher – oder ist Preseason-Darling Geno Smith etwa tatsächlich die Lösung?

Superbowl

Chiefs over 49ers

Ich gehe mit dem besten QB der NFL in der hochklassigen AFC, und der größten Upside an System/Coach/neuer QB in der NFC. Mein NFC-Pick ist eher aus der Not geboren, aber was soll ich tun: Eagles haben zu viele Fragezeichen im Passing-Game. Packers haben keine Receiver. Bucs fühlen sich unangenehm unkonzentriert an, und die Tiefe der Conference ist zu suspekt.

NFL MVP

Patrick Mahomes

Die Quarterback-Konkurrenz ist wie jedes Jahr groß, und Josh Allen hat einen phänomenalen Einstand hingelegt. Ich weigere mich jedoch, gegen Mahomes zu wetten.

Damit zum ersten Spieltag.

Frühschicht um 19h

  • Atlanta Falcons – New Orleans Saints
  • Chicago Bears – San Francisco 49ers
  • Cincinnati Bengals – Pittsburgh Steelers
  • Detroit Lions – Philadelphia Eagles
  • Miami Dolphins – New England Patriots
  • New York Jets – Baltimore Ravens
  • Washington Commanders – Jacksonville Jaguars
  • Carolina Panthers – Cleveland Browns
  • Houston Texans – Indianapolis Colts

Auf den ersten Blick dachte ich: Kackschicht. Langweilig. Aber hey: Da sind so viele spannende Themen dabei, nicht bloß, weil es Week 1 ist.

Winstons Comeback in der neuen Saints-Offense mit drei neuen Receivern. Justin Fields gegen Trey Lance. Die Bengals im Jahr 1 nach der Superbowl. Der Geheimtipp der Profi-Wetter Lions gegen die aufgerüsteten Eagles. Tua in der neuen Offense. Ravens mit neuer alter Offense und neuer Defense. Trevor Lawrence in Jahr 2. BAKER GEGEN DIE BROWNS.

Nur Houston – Indy ist eher meh.

Aber selbst für dieses Spiel gibt es was zu erzählen: Colts-OG Nelson hat die Vertragsverlängerung, die ich im Sommer schon etwas verfrüht ausgerufen hatte, letzte Nacht unterschrieben, und es ist eine dicke: 4 Jahre, 80 Mio. 20 Mio/Jahr sprengt den Markt für Offensive Guards und ist ein über 20%-Aufschlag auf den bislang teuersten Guards-Vertrag (16.5 Mio/Jahr).

Jets – Ravens ist übrigens auch Joe Flacco gegen das Team, mit dem er die Superbowl gewann – und danach einen so dicken Vertrag unterschrieb, dass Baltimore auf Jahre die Hände gebunden waren. Es war quasi der Trade-Off: Wie viele Jahre Leid ist ein Superbowl-Run wert?

Flacco übernimmt jetzt interimistisch für den jungen Zach Wilson, der kürzlich dann doch für „vier Wochen out“ erklärt wurde. Das Erschreckende dabei ist, dass niemand in New York wirklich unglücklich über den längeren Ausfall von Wilson ist.

Die Jets mussten so nebenbei gestern auch noch den für den verletzten LT Mekhi Becton geholten LT Duane Brown auf die Verletztenliste setzen. Das hat also Potenzial, ein ganz hässliches Spiel zu werden. Jedenfalls sind die Ravens unbeeindruckt genug von ihrem Gegner, dass sie OT Ronnie Stanley erstmal weiter auf der Liste der Ausfälle führen um kein verfrühtes Comeback zu riskieren.


Am meisten interessiert mich das 2nd-Year-QB-Duell Fields vs Lance. Fields hat im Bears-Umbruch eher wenig personelle Unterstützung bekommen, aber vielleicht machen die Bears einiges mit ihrem neuen Scheme wett.

Bei den Niners bin ich schlicht und einfach gespannt, wie das mit Lance aussieht. Shanahan hatte nun eineinhalb Jahre für genau diesen Moment. Die Vorzeichen der letzten Wochen stimmen insgesamt eher skeptisch – Lance mit Accuracy-Problemen, Lance nicht Team-Captain, Lance verschnupft nach Garoppolo-Verbleibt, yadda yadda. Alles bloß Lärm, oder ist was dran an den Indizien, und Lance ist noch nicht soweit? Dieses Spiel wird erste Aufschlüsse geben.


Baker gegen die Browns ist spektakulär, schlicht weil Mayfield wie ein Typ wirkt, der in die Ecke gedrängt unheimlichen Groll entwickelt und alle seine Energien für Revanche zu bündeln imstande ist. Es ist nicht die einzige Storyline in der Partie: Der Rookie-LT Ekwonu, der als super Run-Blocker, aber wachsweicher Pass-Blocker gilt, zum NFL-Debüt gegen den famosen Myles Garrett. Die tiefe Browns-Secondary gegen die unterschätzten Panthers-Receiver. Der bessere Roster der Browns gegen den besseren QB in Mayfield.


Auch Dolphins – Pats hat potenziell einiges zu bieten. Tua und Mac Jones waren College-Teamkollegen in Alabama. Wo Jones letztes Jahr einen guten Einstand in der NFL feierte, war Tua zwei Jahre lang krass enttäuschend – hatte aber auch üble Rahmenbedingungen mit miserabler O-Line, ständig wechselnden Coordinators und unrundem Receiver-Corps.

Die Historie zeigt, dass ein Elite-QB imstande sein sollte, trotz solcher Infrastruktur besser zu performen als Tua, aber hey: Die Regel existiert nicht ohne die Ausnahme, und Tua war am College gut genug um noch einen Rest an Glauben in seine Entwicklung zu bewahren. Ab heute tickt seine Uhr.

Jones wird dagegen eher bemitleidet, weil die neu formierte Pats-Offense von zwei Granaten wie Matt Patricia und Joe Judge gecoacht werden soll, und die Messlatte ist dabei niedrig genug, dass alles außer 1st-Down-Kneeldown schon als Überraschung durchgeht. Aber das sind die Pats. Und Jones war als Rookie durchaus gut. Mittelmaß ist in Foxboro nicht die Erwartung, weswegen

Side-Story: Tua ist gegen Belichick noch unbesiegt. Und Belichick könnte seine schwächste Defense seit mehreren Jahren haben.

Spätschicht um 22h25

  • Tennessee Titans – New York Giants
  • Minnesota Vikings – Green Bay Packers
  • Arizona Cardinals – Kansas City Chiefs
  • Los Angeles Chargers – Las Vegas Raiders

Drei coole Begegnungen, und Titans – Giants.

Vikes – Packers ist eine geile Auseinandersetzung zwischen Offenses aus dem Wide-Zone-Branch und spannenden Defenses. Die Packers haben in der Offseason leicht umgerüstet und in LB Quay Walker und DT Devonte Wyatt physische Monster gedraftet, so als ob sie mehr Beef in ihre Front bringen wollten um die hohen Raten an Nickel- und Dime-Defenses zu kompensieren. Die Vikes haben defensiv nur noch ein dünnes Gerüst beisammen, komplementiert von zahlreichen JAGs und Rookies.

Die Offenses sind noch spannender: Wie werden die Vikings in Game 1 unter Kevin O’Connel spielen? Wird es eher typische Wide-Zone oder wird es Spread/Empty wie bei den Rams geben? Welche Rolle kriegt Justin Jefferson?

Bei den Packers: Wie kompensieren sie den Verlust von WR Davante Adams?

Cards – Chiefs und Chargers – Raiders haben das Potenzial für hemmungslose Shootouts. Die Chiefs haben in der Ära Mahomes folgende Punktzahlen in September-Spielen hingelegt:

38
42
38
40
28
33
34
34
23
34
33
35
24

Bis auf die letzten beiden hat Kansas City auch alle gewonnen – Bilanz: 11-2. Die beiden Niederlagen waren ein 1-Point-Loss letztes Jahr gegen die noch gesunden Ravens und eine 6-Punkte-Pleite nach zahllosen Turnovers gegen die Chargers. Dass die Cards „hot starter“ sind, haben wir auch schon oft gesehen. Ihr Problem in den letzten beiden Jahren war meistens die Implosion in der zweiten Saisonhälfte.

Bei Chargers – Raiders knüpfen die Spielplanmacher nahtlos an das grandiose Week-18-Spiel letztes Jahr an, das Las Vegas in der Overtime gewann und damit die Playoff-Qualifikation an den favorisierten Chargers vorbei fixierte.

Die Chargers haben in der Offseason die größte Schwäche von damals personell adressiert: Run-Defense. Aber die Raiders sind schon einen Schritt weiter und haben in der Offseason WR Davante Adams aus Green Bay geholt. Bei den Chargers fällt heute CB J.C. Jackson aus – und schwupps ist die Secondary gefährlich dünn gegen einen Receiver-Corps aus Adams, dem taufrisch mit f-e-t-t-e-m neuen Vertrag ausgestatteten TE Darren Waller und Slot-WR Hunter Renfrow besetzt. Da werden die Edge-Rusher Bosa/Mack dominieren müssen, will man nicht auf einen 40-Punkte-pro-Team Shootout angewiesen sein.

Sunday Night Game

  • Dallas Cowboys – Tampa Bay Buccaneers

Ein potenzieller Stinker.

Ich bin total down bei den Cowboys. LT Jason Peters wurde unter der Woche nun doch als Notnagel für die Blindside-Protection geholt, aber zusätzlich zu all den Fragezeichen in der O-Line ist der Receiver-Corps eher dürftig, und der Owner fordert vom Coach mehr Zeke. Die Buccs sind trotz guter personeller Voraussetzungen ein merkwürdiges Team, aus dem ich nicht so recht schlau werde. Aber das sollten sie locker gewinnen.

Monday Night Game

  • Seattle Seahawks – Denver Broncos

Russell Wilsons Rückkehr nach Seattle.

Wilson wurde als QB über Jahre in Seattle erstaunlich wenig geschätzt. Jetzt kriegt er die Chance, in neuer Umgebung mit neuem Coaching in Denver seiner alten Mannschaft zu zeigen wo der Hammer hängt. Gleichzeitig hängt in der Combo Russ/Hackett im allerersten Spiel auch einiges Potenzial für Struggles, weswegen ich nicht völlig ausschließen würde, dass Pete Carroll aus diesem Spiel einen hässlichen low scorer zu schemen imstande ist, in dem Denver härter beißen muss als gedacht.

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Ein Kommentar zu “NFL Vorschau 2022 – Woche 1

  1. Super Vorschau, die Vorfreude steigt! 🙂

    OT: Hab mir gestern auf Netflix die zweiteilige Doku zum Fall Manti Te’o angesehen, das ist schon eine unglaubliche Geschichte. Wer also die Möglichkeit hat, dem kann ich die Doku absolut empfehlen, ich fands sehr interessant.

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