NFL-Headcoaches wissen schon, was sie tun, sagen sie.
Nathaniel Hackett ist seit Jänner ein NFL-Headcoach. Seine Denver Broncos lagen mit QB Russell Wilson am Ruder in der vorletzten Spielminute 16:17 in Seattle zurück. Sie hatten in den vorangegangenen 58:50 Minuten mehr Yards (330 zu 177) und mehr Yards/Play (6.8 zu 5.2) gemacht, waren zweimal mit einem Fumble an der Goal Line gescheitert und hatten beim dritten Versuch nur noch das Fieldgoal zum Anschluss geschossen.
Sie hatten im Drive der letzten Hoffnung 4:02 vor Schluss den Ball übernommen. QB Wilson hatte die Offense in 9 Plays über 32 Yards über die Mittellinie geführt, als 4th Down und 5 Yards to go an der DEN 45 angesagt war. 1:05 Minuten to go. Drei Timeouts für Hackett.
UND NICHTS PASSIERTE.
Hackett ließ die Uhr laufen.
Und laufen.
Und laufen.
Um schließlich mit 20 Sekunden auf der Uhr sein Timeout zu ziehen UND MIT RUSSELL WILSON AUF QB das letzte Fieldgoal zu schießen. Aus 64 Yards. Wie das ausging, muss ich nicht schreiben, oder?
Seattle gewann 17:16, und Pete Carroll, selbst so ein Meister des In-Game-Managements, hatte vor Lachen noch beim Siegerinterview keine Luft mehr.
Hackett zog dann schließlich noch seine Timeouts: Bei den beiden Kneel–Downs der Broncos.
Damit haben wir den ersten richtigen Coaching-Fuck-Up der laufenden NFL-Saison. Wir mussten bis zum ersten Spieltag warten, und es fühlt sich wie Fortschritt an, dass wir bis zum letzten Spiel des ersten Spieltags warten durften.
Hackett, der vor Jahren als OffCoord der Jacksonville Jaguars mutmaßlich eine Superbowl-Teilnahme weggeworfen hat, reduzierte seine Siegchance schon allein durch das Timeout-Management um fast ein Viertel:
Das 4th Down selbst wäre zwingend auszuspielen gewesen. Es ist schlicht unfassbar, dass ein NFL-Coach in der Crunchtime eher darauf vertraut, dass das zweitlängste Fieldgoal ever in einer maximalen Pressure-Situation reingeht, als dass der für zahlreiche Draftpicks und mit einem 250-Mio-Dollar-Vertrag ausgestattete Star-QB FÜNF YARDS zurücklegt um den letzten Schuss so weit es geht zu erleichtern.
Der 4th-Down Calculator ist für solche Late-Game-Situationen nicht perfekt, und 0% Trefferquote für das Fieldgoal ist auch minimal überspitzt (Betonung auf m-i-n-i-m-a-l), aber viel eindeutiger kann eine Go-For-it Situation nicht sein:

Jede Woche – und mehrmals auch in dieser Woche 1 – haben wir gesehen, wie Coaches in den letzten Sekunden eines Spiels lieber die Uhr melken als jedes Yard zu einem kürzest-möglichen Siegschuss herausholen. Etwa die Colts und Bengals wurden bitterlich dafür bestraft.
Ich bin jemand, der immer dafür wirbt, immer auf Touchdown zu gehen, schlicht weil Quarterbacks in der NFL 2022 eher zu trauen ist als Kickern. Wer aufs Verrecken aufs Fieldgoal spielen möchte: 15 Yards Line sollte das Minimum sein. Dort liegt die Quote bei etwa 94%. Diese Sicherheit würde ich haben wollen.
Was hatten wir sonst noch?
Nicht alles an Hackett war freilich daneben. Die Broncos zogen eine super-effiziente Passing-Offense auf, und mit 66% Early-Down-Passing waren sie auch entsprechend aggressiv. Dass sie zwei Goal-Line-Versuche wegfumbelten: Pech gehabt. Good process leads to bad result.
Seahawks-Coach Pete Carroll ist auch zu loben. Das Endresultat von 17:16 mag die These vom „herausgegrindeten“ Sieg stützen, doch das Spiel war offener als das. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass Pete ausgerechnet im ersten Spiel nach der Ära Wilson seinen QB von der Leine ließ und GENO FREAKING SMITH 60% seiner Early-Downs werfen ließ. Doch Geno sah richtig gut aus. Spielt er so, werden die Seahawks mehr als ein paar Nadelstiche setzen. Seattle ist das einzige Team, das in der NFC West in Woche 1 gewonnen hat. Denver dagegen hat eine unerwartete Pleite in jener Division gefangen, in der man keine Chance auslassen sollte. Ich bin gespannt, ob Hackett aus diesem Desaster lernen wird.
Als Broncos Fan hab ich ehrlich gesagt jetzt schon genug 😀
„Die Broncos zogen eine super-effiziente Passing-Offense auf, und mit 66% Early-Down-Passing waren sie auch entsprechend aggressiv. “
Gerade das ist ein Grund mehr, den 4. Versuch auszuspielen.
Geht mir als Niners Fan ähnlich. Aber nächste Woche geht’s weiter. Hilft ja nix… 😄
Da habe mehrere einen Denkfehler.
Wenn ein HC sich zum FG entschieden hat, was Hackett offensichtlich tat, ist es absolut richtig Timeout nicht zu nehmen.
Broncos hätten nur eine 2 Punkte Führung gehabt. Da lässt man dem Gegner keine Zeit zur möglichen FG Antwort.
Vorfreude auf rtl-nfl gefällig? Dann jetzt basketball Übertragung einschalten. Buschmann Kommentar bei deutschem vf Sieg gg griechen: sehr emotional 🙂
@Ahmser
Na ja beim Football will ich Buschi nicht mehr hören, bei Basketball wo er auch Ahnung hat find ich ihn Klasse.
Wenn man in einer Wette Broncos mit 2,5 Touchdowns drin hat und das dann gesehen hat war das insgesamt schon sehr ernüchternd… bin auch immer noch der Meinung das Coaches ein Madden Training absolvieren sollten, das kriegt doch jeder mit Madden Erfahrung besser geregelt.
Volle Zustimmung meinerseits Wilson einen schönen Vertrag geben und dann Kicken lassen auf die Distanz mutig… kann hoffentlich nur besser werden
Vielleicht dachte Hackett, es wäre ein Heimspiel in der dünnen Luft von Mike High. Da wäre es ganz vielleicht noch vertretbar gewesen. So war es einfach nur dumm.