NFL Sonntagsvorschauer – Woche 2

NFL-Sonntagsvorschau, Woche 2.

Es ist ein eher mauer Sonntag.

Frühschicht um 19h

  • Cleveland Browns – NY Jets
  • Detroit Lions – Washington Commanders
  • New Orleans Saints – Tampa Bay Buccaneers
  • NY Giants – Carolina Panthers
  • Pittsburgh Steelers – New England Patriots
  • Jacksonville Jaguars – Indianapolis Colts
  • Baltimore Ravens – Miami Dolphins

Da sind nur wenige wirklich interessante Partien mit dabei. Schematisch am ehesten spannend ist Baltimore – Miami. Letztes Jahr wurden die Ravens im famosen „Zero Blitz“ Game von den Dolphins komplett ausgeblitzt und fanden über 60 Minuten keine Antwort, verloren 10:22.

Miami muss diese Partie eigentlich damit angehen, abzuklopfen ob Baltimore für dieses Jahr ein Gegenmittel gefunden hat. Letzte Woche hatte Baltimore keine Probleme mit den Jets, obwohl es offensiv nicht voll überzeugt hat.

Auch Miami gewann locker 20:7 gegen die Patriots, trotz einer schwachen Performance von QB Tua Tagovailoa, der nicht wesentlich verbessert zum letzten Jahr aussah. Fokus im Gameplan schien Tyreek Hill zu sein, Jaylen Waddle sah eher wie das „decoy“ aus. Aber das kann sich Woche für Woche ändern. Positiv stimmte aber das Scheme von OffCoord Mike McDaniel: Es schien Tuas graue Performance gut zu kaschieren.

Saints – Buccaneers als der NFC-South-Knaller könnte auch nice werden. Die Geschichte ist aber schon 1000x durch den Äther gejagt worden: Die Buccs haben in den zwei Jahren mit Tom Brady alle Regular-Season-Spiele gegen die Saints verloren, u.a. weil Saints-Coach Dennis Allen ganz einfach „Bradys number“ zu haben scheint. Wuchtiger Passrush, Neutralisieren von Bradys erstem Read, knackige Coverage.

„Hinten“ scheint CB Lattimore immer gegen WR Evans zu brillieren – es ist einfach eines dieser Matchups, in denen der Corner die Gedanken des Receivers lesen zu können scheint, und auch die Physis hat um gegenzuhalten. Als WR2 fällt Chris Godwin aus.

Bradys O-Line hatte letzten Sonntag massive Probleme den Cowboys-Passrush zu blocken. Mit den Saints kommt heute ein eher noch besser besetzter Passrush des Weges. Wird Brady also noch schneller werfen müssen?

Offensiv soll QB Jameis Winston einsatzfähig sein. Winston war letzte Woche gegen Atlanta drei Viertel lang absurd schwach, aber am Ende wachte er auf, drehte ein verloren geglaubtes Spiel. Die Combo mit den drei Receivern Michael Thomas / Jarvis Landry / Chris Olave zündete dann plötzlich, und alles war gut.

Aber davor war alles schlecht. Die interior O-Line der Saints war mehr als problematisch, Winston stand gegen den nicht berühmten Passrush der Falcons ständig unter Druck, und Tampa Bay hat bessere Defensive Liner als Atlanta. DT Vita Vea ist ein Monster, und an der Flanke ist Shaq Barrett einer der wuchtigsten Edge-Rusher in der NFL.

Lions – Commanders kriegt einigen Hype, aber ich bin mir nicht sicher, warum. Detroit verlor nur 35:38 gegen die Eagles, aber das täuscht über die vielen Garbage-Time-Touchdowns hinweg. Die Lions hatten offensiv keine Explosivität, und müssen heute mit einer brutal dezimierten Offensive Line gegen die dominanten Washington-D-Liner antreten.

Positiv aus Lions-Sicht war die Performance von CB Jeff Okudah: Okudah, 2020er Draft-Bust und frisch von Achillessehnenriss zurück, spielte nur 18 Snaps, sah aber total explosiv aus, ließ keinen einzigen Catch zu und könnte durch die Hintertür doch noch zu einem gelungenen NFL-Spieler reifen.

Heute kommt ein großer Test, denn entweder muss Okudah gegen Terry McLaurin ran, oder gegen den saucoolen Rookie Jahan Dotson, der letzte Woche fantastische Touchdowns von Carson Wentz fing.

Steelers – Patriots wäre in den letzten 20 Jahren fast immer nah an Spitzenspiel gewesen, aber heute batteln sich in Mitchell Trubisky und Mac Jones die Synonyme für „graue Mäuse“.

Bei Trubisky ist diese Einschätzung fair. Die Steelers erzwangen letzte Woche gleich fünf Turnovers von den Bengals, und hätten die Partie am Ende trotzdem fast verloren, weil Trubiskys Offense einfach gar nix zustande brachte, was nach irgendwas NFL-Tauglichem aussah. Trubisky hatte einen famosen Play in der Overtime – und das war es.

Bei Jones fühle ich mich noch nicht ganz wohl damit, ihn abzukanzeln, weil er 2021 einfach okay war. Aber was die Patriots ihn letzte Woche spielen ließen, war unterstes Niveau – es war einfach totales Misstrauen in den QB, sie gaben ihm keine Hilfe (zwei Play-Action-Passversuche sind für eine Offense, die so hart um den Run gebaut ist, so gut wie ein Misstrauensvotum) – fast, als würde Belichick Jones schon aufgeben.

Für heute ist ein simples, mittelmäßiges Spiel zu erwarten. Die Patriots werden alle Hände voll zu tun haben um die guten Steelers-WR zu covern, aber Belichick wird wie immer alles tun, um den QB aus der Comfort-Zone zu locken. Sidestory: Wie wird Rookie-WR Pickens in Pittsburgh eingesetzt? Letzte Woche war er einfach nur ein Ablenkungsmanöver mit ein paar Go-Routes. Da wird der schwieirge Typ Pickens nicht lange stillhalten, wenn das so weitergeht.

Giants – Panthers ist als „Gettleman Bowl“ eher kein Augenschmaus. Carolina verlor letzte Woche durch ein Last-Minute-Fieldgoal, und war offensiv keine Offenbarung. Die Giants drehten eine verloren geglaubte Partie durch mehrere lange Runs von Saquon Barkley und Eier von Headcoach Brian Daboll in der Crunchtime.

Daboll versuchte in der vorletzten Minute schon eine 2pts-Conversion anstatt das Fieldgoal zu Ausgleich und Overtime. Der Play gelang, die Giants gewannen 21:20 in Tennessee – aber hie und da habe ich trotzdem wieder die Kritik vernommen, man dürfe 2pts Conversions erst ganz am Ende spielen, wenn kein Konter mehr möglich sei, um die gegnerische Offense nicht zu Aggressivität in ihrem letzten Drive zu verleiten.

Ich bin dezent anderer Meinung. Analytics hat über die letzten 15 Jahre gezeigt, dass NFL-Headcoaches im Durchschnitt eindeutig zu konservativ managen. Ich bin nicht der Meinung, dass 100% rationales Playcalling das Ziel sein muss – denn es gibt noch Nebenfaktoren wie Personal-Management, das Team bei Laune zu halten, zu einen etc.

Daboll und die Giants haben 2022 nichts zu verlieren. Sie sind ein Durchschnittsteam at best, mit etwas Upside für eine Wildcard-Qualifikation, aber es ist jedem klar, dass das neue Front Office sich für die künftige Kadergestaltung zahlreiche Upgrades wünscht. Was also hält Daboll davon ab, seiner Mannschaft zu signalisieren, dass er trotz allem für 2022 an sie glaubt, aufs Gewinnen spielt?

Gar nichts.

Insofern: Geiler Call, unterstütze ich zu 100%.

Jags – Colts ist ein AFC-South-Duell, bei dem Jacksonville einen Big Point landen könnte. Letzte Woche haben beide einen Sieg verpasst: Die Jaguars verloren in einer hin und her schwenkenden Partie knapp in Washington. Indianapolis schaffte es nicht, die Houston Texans zu schlagen und wurde einmal mehr seinem Ruf gerecht, nicht viel besser als Mittelmaß zu sein.

Klar ist: Die Colts hätten die Partie eigentlich gewinnen müssen, und sie haben gerade gut genug gespielt um dieses Ziel zu erreichen. Aber klar ist auch: Die Colts-Defense war erschreckend vorhersehbar – oder „erwartungsgemäß“ vorhersehbar, denn bei DefCoord Gus Bradley sollte man nach 10 Jahren mit demselben Playbook nicht mehr große Neuerungen erhoffen.

Kann Jacksonville heute davon profitieren? Letzte Woche hatte Trevor Lawrence ein paar schöne Würfe mit drin, aber ich hab mir das Spiel in 40-Minutes-Condensed gegeben: In Summe keine wirklich zufriedenstellende Performance von Lawrence. Ich hatte mir für Jahr 2 mehr erhofft. Lawrence stand natürlich in locker der Hälfte seiner Dropbacks unter Druck der starken Washington-D-Line. Aber obwohl er immer wieder tief ging, war da insgesamt zu wenig Hirn und Präzision dabei.

Browns – Jets interessiert mich ehrlicherweise null.

Spätschicht ab 22h

  • Los Angeles Rams – Atlanta Falcons (22h05)
  • San Francisco 49ers – Seattle Seahawks (22h05)
  • Dallas Cowboys – Cincinnati Bengals (22h25)
  • Denver Broncos – Houston Texans (22h25)
  • Las Vegas Raiders – Arizona Cardinals (22h25)

Eine Spätschicht, die nach haufenweise Blowouts riecht. Die Rams sind mit 10 gegen Atlanta favorisiert. Die Bengals mit 7 bei den Cowboys. Die Broncos mit 10 gegen die Texans. Die Raiders mit 5.5 gegen die Cards – und sogar die letzte Woche so enttäuschenden 49ers sind 9-Punkte-Favorit gegen die Seahawks.

Beginnen wir vielleicht mit Niners-Hawks. Seattles knapper Sieg gegen Denver ist von den Wettbüros längst als das enttarnt, was es war: Schein. Okay: Sieg ist Sieg, und Seattle hat in der ersten Halbzeit auch vernünftigere Offense gespielt als gedacht. Aber wenn Broncos-Coach Hackett die Partie nicht wegwirft, verlieren die Hawks das.

Die 49ers waren in Chicago letztlich enttäuschend und Trey Lances Einstand war auch alles andere als vielversprechend. Aber wie viel können wir wirklich aus einer Partie mitnehmen, die von Beginn an im Frankfurter Waldstadion Anno 74 als Wasserschlacht geführt wurde, und zum Ende raus unter Starkregen ausgespielt wurde?

Eher wenig.

Das haben auch unter der Woche Analysten wie Ben Solak oder Austin Gayle bestätigt:

Lance hatte 2-3 wirklich schöne Würfe mit drin, aber sonst war da wenig Rhythmus. Ich erwarte zwar, dass der Niners-Trainerstab Geduld mit seinem jungen QB aufbringt, aber da muss heute eine Steigerung her, denn zweimal als klarer Favorit zu verlieren, ist der Medienmeute schwer zu verkaufen.

Es ist eine Medienmeute, die momentan jede Gelegenheit nutzt, eine QB-Controversy vorzubereiten. Okay: FAST JEDE. Denn dass Lance kurz vor Saisonstart noch in einem Stripclub offenbar die Ärsche von Gogo-Tänzerinnen mit Scheinen beworfen hat, haben Mainstream-Medien noch nicht ausgepackt:

Bringt Lance in den nächsten 2-3 Spielen erneut nicht viel zustande, werden solche Geschichten als „unsteter Lebenswandel“ langsam auf Betriebstemperatur gebracht – 100%ig.

Heute könnte er noch einmal sowas wie Entschuldigung haben, denn es ist erneut Regen angesagt. Zwar längst nicht mehr Wolkenbruch wie letzte Woche in Chicago, aber Regen ist für die meisten QBs eher unangenehm und könnte die Accuracy-Probleme von Lance verstärken.

Bei Cowboys-Bengals sehe ich keine Chance für Dallas. Cooper Rush ist nicht QB genug, und wo die Bengals-Defense schon okay ist, wird Joe Burrow nicht noch einmal 5 Turnovers fabrizieren – auch nicht gegen den massierten Dallas-Passrush, und auch nicht, wenn die Bengals-O-Line wie schon letzte Woche meine Zweifel an ihrer Qualität bekräftigt.

Raiders-Cards ist sneaky interessant. Beide haben letzte Woche gegen AFC-West-Granden verloren, aber wo Arizona sich wehrlos seinem Schicksal unterworfen hat, haben es die Raiders zum Ende raus noch einmal geschafft spannend zu machen.

Beide haben suspekte Defenses. Beide haben Offenses, die in der Lage sind zu scoren.

Die Raiders sollten angefangen von WR Davante Adams und Playcaller McDaniels ein Näschen dafür haben, die Schwachstellen beim Gegner rücksichtslos zu attackieren – und Schwachstellen hat Arizonas Abwehr zur Genüge. Immerhin kehrt heute mit JJ Watt etwas Punch im Passrush zurück.

Nachtschicht ab 02h20

  • Green Bay Packers – Chicago Bears

Verkehrte Vorzeichen beim Sunday Night Game: Die Packers sind 0-1, die Bears 1-0. Trotzdem ist Green Bay mit 10 Punkten favorisiert.

Die Bears hatten ziemlich Schwein bei ihrem Heimsieg gegen die 49ers: Sie lagen beim Einsetzen des ganz krassen Monsuns 0:10 zurück, ehe Justin Fields einen seiner wenigen guten Plays auspackte und einen Scramble-Drill zu einem langen Touchdown verwertete. Danach schmarotzten die Niners von Turnovers aus wilden Trey-Lance-Würfen drehten die Partie.

Allzu viel Positives konnte ich der Bears-Offense nicht entnehmen, aber die Fanbase ist „schmutzige“ Siege wie diese nur zu gut gewöhnt – schließlich wurden sie über viele Jahrzehnte in Chicago kultiviert.

Bei den Packers dagegen ist schon nach einer Woche Feuer am Dach. Die so hochgelobte Defense wurde mehrfach derart brutal von Justin Jefferson bzw. Kevin O’Connels Route-Concepts ausgespielt, dass sich hinterher Leute wie CB Jaire Alexander ungewöhnlich offensiv hinstellten und offene Kritik am DefCoord Joe Perry übten – Schlagworte: „du kannst nicht so stur deinen Shit durchziehen, wenn der Gegner nur eine richtige Waffe hat“

Alexander musste in Zone-Coverage steckend wehrlos zuschauen, wie die Vikings Jefferson ein ums andere Mal gegen zweitklassige Deckungsspieler stellten – bis hin zu diesem Snap hier:

Offensiv schein Aaron Rodgers auch schon nach wenigen Snaps gefrustet, als Rookie-Receiver Christian Watson einen tiefen Touchdown wegdroppte. Geduld ist bekanntlich eher wenig Stärke von Rodgers, der von einem tiefen inneren Band zu seinen Receivern lebt und 100%iges Vertrauen zu ihnen entwickeln muss.

Das sah letzte Woche noch überhaupt nicht nach Vertrauen aus. Rodgers hielt immer wieder ewig den Ball, weil er niemandem am Feld – auch nicht dem gehypten Preseason-Star Romeo Doubs – traute, und kassierte deswegen auch ein paar brutale Hits. Heute sollte es besser werden. Ich erwarte ein ziemlich eindeutiges Spiel mit klarem Packers-Sieg.

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3 Kommentare zu “NFL Sonntagsvorschauer – Woche 2

  1. Sports Illutraded schreibt über den Wechsel von RAN zu RTL
    Quelle: https://www.sportsillustrated.de/football/nfl/road-munich/rtl-goes-nfl-die-hintergruende-des-ueberraschenden-tv-deals

    WIESO IST ES ZU DIESEM WECHSEL GEKOMMEN?
    1. Neue Verantwortliche in der NFL schätzen die Potentiale objektiver ein

    2019 wurde die Expansion der NFL in Deutschland noch größtenteils aus den USA gesteuert, dieses Jahr war der neue Staff um Dr. Alexander Steinforth für die Entscheidung zuständig – mit viel Wissen über den Markt, den Wachstum und das Potential.

    Außerdem: Wachstum bei RAN war nicht mehr groß genug, RTL ist der größere Sender als Pro Sieben, RTL Nitro ist größer als ProSieben Maxx, RTL hat wahrscheinlich auch etwas mehr geboten.

  2. Nitro größer als Maxx im Fernsehen ist wie Bashfull ist größer als Sneezey bei Schneewittchen – es bleiben Zwerge.

    Und dass RTL zur Primetime Playoffs im Hauptsender zeigt glaube ich weiterhin nicht.

    Aber gut, lassen wir uns überraschen wie es dann wird

  3. Na ja RTL Nitro und pro7maxxx sind beide gleich groß,heißt auf beiden läuft den ganzen Tag Müll. Ich finde es mittlerweile schade das so viele sich in den tollen Sport Football einmischen vor vielen Jahren wussten die meisten nicht Mal das es diesen Sport gibt.
    Ich vermisse erlich gesagt die Zeit wo Football bei uns noch unbekannt war, die Spiele liefen noch im halbwegs guten pay TV ESPN Amerika und die Experten waren kein Buschmann und
    Icke.

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