Date mit der Hölle

Das heutige Thursday Night Game kommt aus der Hölle: Chicago Bears – Washington Commanders. Gehen wir nach dem Power-Ranking beim Ringer, trifft heute Nacht das drittschlechteste auf das fünftschlechteste Team der NFL.

Die Märkte sehen das fast identisch: Beide Kontrahenten von heute Nacht sind im untersten „Tier“ der NFL klassiert und sollten Ben Baldwins Empfehlung nach schon mit eineinhalb Augen und das ohne zu schilchen auf den kommenden NFL Draft schauen:

Beide Teams brauchen prinzipiell keine Rundum-Betrachtung in jede Ecke der Pipette hinein. Es reicht der Blick auf die QB-Position. In Washington wiederholt sich schon nach dem fünften Spieltag das Szenario, das wir in den letzten beiden Jahren zum Saisonfinale in Philadelphia und Indianapolis hatten: Öffentliche laute Kritik an QB Carson Wentz.

Anfang der Woche hat sich Headcoach Ron Rivera so geäußert:

Das war den Verantwortlichen dann doch etwas zu heftig, und so ruderte Rivera immediat ein bisschen zurück. Nach „Umformulierung“ der Aussage klang das schließlich so – gemäßigt, aber Gegenteil von Vertrauensbeweis:

Ich weiß nicht, ob Wentz in Washington einen aggressiveren Stil an Football spielt als zuletzt. Sein aDOT von 8.3 Yards ist fast identisch mit letzter Saison, seine Rate an Turnover-würdigen Spielzügen (4.0%) liegt ziemlich genau zwischen der letzten und vorletzten Saison, und er kreiert die zweitmeisten Highlight-Würfe der NFL.

Aber weder Effizienz noch Konstanz sind so wirklich da – und das ist frustrierend, denn die Commanders hätten einen ziemlich fantastischen Receiver-Corps:

  • Terry McLaurin ist ein Juwel, das wissen wir seit Jahren
  • Rookie Jahan Dotson hat sich in der NFL viel schneller eingefunden als gedacht und war einer der Stars der ersten Spieltage
  • Dyami Brown hat zuletzt grandiose Deep-Downfield-Catches gezeigt.
  • Nur Curtis Samuel scheint seine Rolle noch immer a bissi zu suchen. Samuel, der eine verblüffende NFL-Karriere hinter sich hat weil er als Deep-Threat begann, seinen Breakout als Star auf Intermediate-Routen hatte ehe er in Washington zuletzt zu einem reinen Kurzpassempfänger (letztes Jahr aDOT von 1.0 Yards) wurde, ist in der commanders-Offense a bissl Option 4 für dann, wenn sonst nix offen ist.

Bloß: Wentz findet keine so richtige Connection mit McLaurin, und vor allem: Wentz ist auf unpressured Plays der Horror: Sieben Turnover-würdige Würfe und nur 75% fangbare Pässe aus Spielzügen ohne Druck.

Die Bears haben ob ihres QBs Justin Fields noch ein wenig Hoffnung, dass nochmal was draus wird – gerade die letzten beiden Spiele von Fields waren wieder etwas besser – aber seien wir ehrlich: Das ist von Fields einfach zu wenig.

Ben Baldwins Chart zeigt die blanke Not, die sich „Pocket-Präsenz“ oder „Spielverständnis“ von Justin Fields nennt:

Trotz nur leicht unterdurchschnittlicher Block-Performance kassiert Fields 60% mehr Sacks als der nächstschlimmste QB.

Fields ist brutal darin, aus eigentlich unpressured Plays in Sacks hineinzulaufen, weil er viel zu lange im Processing braucht, offene Receiver übersieht und in unnötige Sacks hineinläuft. OffCoord Getsy hat es teilweise auf den Punkt gebracht:

Aber eben nur teilweise. Denn wer Fields‘ Tape der ersten drei oder auch vier Spiele sah, der hat einen QB gesehen, der oft gar nicht den Ball hätte wegwerfen, sondern einfach nur den offenen Mann anspielen müssen.

Aus Analytics-Sicht ist Fields schön langsam ein Prospect, von dem man die Finger lassen sollte, weil er einfach zu viele der typischen Fehler macht, die einen Bust charakterisieren – auch abseits des Feldes:

Solche patzigen Antworten deuten weder auf besonderes Reflexionsvermögen noch auf eine souveräne Außendarstellung hin. Einen jungen Spieler kann ich deswegen nicht in den Senkel stellen, aber eher sind sie alarmierend als beruhigend.

Natürlich ist immer auch die Situation zu betrachten – und Fields ist in Chicago in keine gute hineingedraftet worden. Ich empfehle diesbezüglich die wie immer gut lesbare Analyse von Ben Solak.

Anyhow: Trotz einer Rate von nur zwei Highlight-Plays versus acht Turnover-würdigen Plays, der brutalen Sack-Rate und einer Rate von nur 66% fangbaren Pässen wird Fields erstmal am Feld bleiben, weil: Noch jung. Noch immer genug physisches Potenzial. Geraaaade genug angedeutet als Runner und Passer um drauf zu bleiben.

In Summe ist da heute aber kein gutes Spiel zu erwarten. Washington ist auswärts mit einem Punkt favorisiert, aber weil da zwei maximal unbeständige Passing-Offenses aufeinander treffen, könnte die wichtigste Punktequelle die Fehlerquote bei beiden QBs sein, die kurze Feldpositionen hergibt für die Offenses um zu punkten. Wer gewinnt, ist eigentlich wurscht. Denn im Playoffrennen werden beide keine wesentliche Rolle spielen.

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Ein Kommentar zu “Date mit der Hölle

  1. Hab mir nach dem Lesen deines Blogs nur die Highlights gegeben und gefühlte 50% der „Highlights“ der Bears bestanden aus Fields Scrambling, besser gesagt hühnerhaft/panisch Reads durchgehen, gefolgt von Sacks. 2 oder 3 broken Plays sprangen dabei raus, aber sonst.. puhhh

    Und die klassische Wentz DPI bei nem uncomplete pass gabs auch. 😀

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