NFL Divisionals 2022/23 – Recap

Das NFL-Viertelfinale ist geschlagen. Wir haben keine Dramen gesehen, und doch vieles gelernt.

Chiefs – Jaguars 27:20

Es war kein hochklassiges Spiel, und wäre Jags-Passrusher Arden Key nicht schon im ersten Viertel unglücklich über Patrick Mahomes‘ Knöchel gerollt, das Ding wäre wahrscheinlich noch deutlicher ausgegangen.

So musste zwischendurch Backup-QB Chad Henne ran, und Mahomes war sichtlich limitiert in seiner Mobilität, und hatte mehrere Drives lang damit zu kämpfen, physisch nicht voll auf der Höhe spielen zu können. Mahomes hatte quasi keine Mobilität mehr. Er konnte den rechten Fuß nicht mehr sauber setzen, was zu einigen unkontrollierten, wenig präzisen Pässen führte.

Aber ein schwer angeschlagener Mahomes ist noch immer ein gefährlicher Mahomes. Der grandioseste QB ever funktionierte auch als Pocket-Passer. Er sprang bei Jump-Pässen dann halt vom linken statt vom rechten Fuß weg.

Eine gutsy Performance. Das war Steve McNair-like. Und es ging auch nur, weil wir schon sehr spät in der Saison sind, und Mahomes in der Offseason Monate Zeit bekommt um das Ding auszukurieren. Denn Bänderverletzungen brauchen meistens vor allem eins: Zeit und Ruhe. Die Ruhe wird Mahomes nun nicht mehr bekommen, denn es warten noch AFC-Finale und eventuell Superbowl.

Mahomes‘ Knöchel wird das Thema der Woche sein, und die Diskussionen darum werden relativ nutzlos sein. Wie es um den Knöchel wirklich bestellt ist, werden wir erst Sonntag/Montag 0h30 wissen, wenn das AFC-Finale angepfiffen wird. Im besten Fall spielt ein unbeweglicher Mahomes. Im schlechtesten Fall spielt Henne, und es wäre jammerschade, weil es uns eines großartigen Matchups berauben würde.

Die Jaguars müssen sich für ihre NFL-Saison nicht grämen – im Gegenteil! – aber auch zwei Tage danach bin ich überzeugt, dass sie hier eine dicke Chance haben liegen lassen. Das Ding wäre zu gewinnen gewesen. Sie hätten nur etwas mehr Mut und etwas bessere Execution in einigen Momenten haben müssen.

Am Samstag schrieb ich im Liveblog direkt nach dem Spiel:

Die Jags haben heute insgesamt zu konservativ gespielt. Ich hatte von Doug Pederson etwas mehr erwartet, aber die Jags schienen zu viel Angst vor dem nicht furchteinflößenden Chiefs-Passrush zu haben. Sehr viele schnelle Dump-Offs von Trevor Lawrence.

Aber die Jags hatten trotzdem ihre Chancen. Haben halt ein paar kleine Fehler zu viel gemacht:

  • Kirks Drop bei der 60 Yards Bombe. Drive führte danach nur zum Fieldgoal.
  • Agnews Fumble
  • Die gedroppte INT beim TD-Drive von Chad Henne

Die Lawrence-Interception war dann schon in einem Drive im Verzweiflungs-Modus.

Der Aus war bitter, aber der Ausblick ist überaus positiv. Die beiden wichtigsten Lektionen aus dieser Saison sind natürlich: Trevor Lawrence ist auf dem richtigen Weg und ehrlicherweise fast schon weiter, als wir in der Preseason zu hoffen wagten. Und Doug Pederson ist die erwartete Präsenz auf Headcoach, um die herum sie die nächsten Jahre bauen können.

Der Kader hat zwar abseits von Lawrence wenig echtes Highend-Talent, aber auch relativ wenige klare Schwachstellen. WR1 ist so ein Punkt, der verbessert werden sollte – aber vielleicht haben die Jags bereits den entsprechenden Mann in ihren Reihen: Calvin Ridley, der vergessene Ex-Falcons-WR, der von der NFL wegen verbotener Sportwetten gesperrt wurde, und an dem die Jags ab 2023 die Rechte halten. Auf der Höhe seiner Zeit war der ehemalige 1st Rounder Ridley eine Art „1b“ WR in Atlanta.

O-Line ist natürlich keine Stärke, aber war zumindest auch keine kritische Schwäche. Im Playcalling wird Pederson das Playbook für 2023 nur weiter öffnen, nachdem er sich in dieser Saison auf einige wenige Kernkonzepte beschränkte und diese so weit es zu perfektionieren versuchte.

D-Line könnte nächstes Jahr eine echte Stärke sein, wenn sich der #1 Draftpick Travon Walker entwickelt. Walker war diese Saison phasenweise ein verschenkter Pick, aber seine Athletik ist unübersehbar. Mit etwas Feinschliff könnte er einen entscheidenden Schritt machen. Vielleicht sprechen wir dann bald wieder über „Sacksonville“.

Auch CB1 Tyson Campbell war ein Gewinner der Saison. Das Gerüst wäre also da. Die Jags haben zwar nur durchschnittliche Flexibilität im Cap-Management, aber sie müssen auch nicht Dutzende Stellen upgraden, sondern spezifische. Und sie haben den Vorteil, in der AFC South nächstes Jahr quasi ohne Gegenwehr durchzucruisen.

Eagles – Giants 38:7

Well… das ist gelaufen wie gedacht. Die Eagles mussten gar nicht das ganze Playbook bringen und sind trotzdem locker drüber gerollt. Jalen Hurts hat nur 24 Pässe geworfen, und die Eagles sind um die 250 Yards gelaufen gegen eine komplett überforderte Giants-Truppe.

Für Philly war es der notwendige „Confidence-Builder“ nach dem etwas wackeligen Saison-Abschluss. Sie haben prinzipiell all das gezeigt oder zumindest angedeutet, was sie diese Saison so stark machte: Das überwältigende Talent des ersten Anzugs. Die Kadertiefe. Sie sind ziemlich gesund und die Form passt in allen Bereichen. Weil Chiefs-QB Mahomes nur auf einem Bein spielt, sind sie wahrscheinlich der Superbowl-Topfavorit zum aktuellen Zeitpunkt.

Für die Giants war es ein hässliches Ende einer Saison, die sich wie ich schon in der Preview geschrieben hatte, aber nicht mehr schlechtreden lässt. Wie bei den Jags haben auch die Giants das Wissen, einen starken Headcoach verpflichtet zu haben, der weiß was er tut. Aber anders als die Giants haben sie noch ein dickes offenes Fragezeichen auf QB, denn bei Daniel Jones hat man gesehen, warum er eben doch nur ein Bridge/System-QB ist, und kein echter Baustein für die Zukunft. Außerdem könnte der Giants-Trainerstab eventuell geplündert werden.

Jetzt stehen für GM Joe Schoen zahlreiche Personalentscheidungen an, und viele könnten schmerzhaft sein. Ich glaube nicht, dass sie Jones ziehen lassen, aber ein langfristiger Vertrag fühlt sich auch falsch an. Denkbar wäre ein Zweijahresvertrag, um sich nicht die langfristige Zukunft zu verbauen, aber trotzdem ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten. RB Barkley wird Free Agent und ist entbehrlich. In der O-Line hat man einen Star auf Left Tackle entwickelt (Andrew Thomas), aber drei offene Stellen interior.

D-Line ist die Stärke dieses Teams, und im Defensive Backfield sind Adoree Jackson und Xavier McKinney echte Bausteine. Der ganze Rest ist zu upgraden. Natürlich ist Receiver eine ziemliche Schwäche. Dumm halt, dass Receiver 2023 sowohl in Free Agency als auch Draft als eher mau besetzt gilt.

Bills – Bengals 10:27

Das war überraschend deutlich. Im Prinzip muss ich nicht viel ergänzen zu dem, was ich gestern schon im Liveblog schrieb:

Die Bengals marschieren straight ins AFC-Championship Re-Match nach Kansas City, und 50.000 verkaufte Tickets für das Atlanta-Spiel sind mit dieser einen Performance wertlos geworden.

Das war eine fantastische Bengals-Performance. Ich hab das in dieser Dominanz nach den O-Line-Ausfällen nicht kommen sehen.

Die Offense hat sich fast keine Fehler erlaubt und ist geradezu erstaunlich gut gelaufen. Fast 90% Conversion-Rate pro Angriffsserie, 30 First downs, fast keine Strafen und ein extrem souveräner Joe Burrow.

Die Defense hat die Bills komplett abgewürgt. Mal wieder ein großartiger Gameplan von Lou Anarumo. Es ist eine Frage der Zeit, bis Big Lou Headcoach-Anfragen bekommt.

Spielerisch sind die Bengals Lichtjahre besser als vor einem Jahr. Jetzt dürfen sie wieder zu ihrem Lieblingsgegner Kansas City, den sie in den letzten drei Aufeinandertreffen jeweils knapp geschlagen haben. Die Chiefs werden im besten Fall mit einem limitierten Patrick Mahomes antreten. Gut denkbar, dass die Bengals favorisiert sein werden.

Für die Bills ist das alles total deprimierend. Sie hatten bis zum letzten Drive keinen Turnover und profitierten sogar von einigen knappen Ref-Calls, und hatten trotzdem keine Chance. Sie haben beide Seiten der Line of Scrimmage verloren. Chancen auf Big Plays waren zwar da, aber die Receiver (2x Diggs, 1x Davis) haben sie liegen lassen. Josh Allen war nicht gut drauf.

Keine Dringlichkeit, als man einmal deutlich hinten lag. Keine Eier in 4th Down. Einfach schwach vom Preseason-Topfavoriten, der von den Bengals an die Wand gespielt wurde.

Brutal bitteres Ende für die Bills, denen zum Saisonende raus die Luft ausging. Dieses Saison-Finish hat angedeutet, was wir bislang fast noch nie angesprochen haben: Die Bills haben in den letzten vier Jahren schlecht gedraftet. Außer vielleicht Greg Rousseau hat GM Brandon Beane keinen hochklassigen Starter seit 2019 gezogen. Draft ist natürlich teilweise Lotterie und das Schicksal kann sich schnell wenden, aber es erklärt teilweise, warum die Bills eine nur durchschnittliche O-Line haben, einen inkonstanten Receiver-Corps hinter Stefon Diggs (den man für einen 1st Rounder erkauft hatte und der gestern frustriert ohne Mannschaft das Stadion verließ), eine letztlich extrem enttäuschende D-Line und ein auseinanderfallendes Defensive Backfield.

Natürlich können wir nicht alles auf den Draft schieben. In Von Miller und den zahllosen Safetys sind mehrere Leistungsträger ausgefallen. Doch genau weil man mit solchen Verletzungen in der NFL immer rechnen muss, wird zu geringe Tiefe irgendwann kritisch. Gestern schien es so, als fehlte den Bills gerade in der Front 7 der notwendige Punch.

Ebenso Dolchstoß: Allen spielte gerade zum Saisonende raus immer wilder. Er schien kein Vertrauen mehr in das Scheme und seinen Support-Cast zu haben. Das war ein klarer Rückschritt im Vergleich zur letzten Saison – auch im Vergleich zur frühen Saisonphase. Tendenziell hätte ich gesagt: Es liegt nicht am Scheme oder am Playcalling von OffCoord Ken Dorsey, denn auch bei Allens wildesten Deep-Balls wären kürzere Optionen offen gewesen. Doch wenn dein Star-QB nur noch Hopp oder Topp spielt, liegt meistens irgendwo ein Hund begraben.

Dazu war Sean McDermotts Coaching verblüffend konservativ. Das war gestern nicht entscheidend, aber doch auffällig. Hatte er kein Vertrauen mehr in sein Team? Auch, dass die Mannschaft so leblos ins Spiel gegangen ist, wird vielleicht auf das Coaching zurückfallen.

Vor Cincinnatis Performance kann ich nicht genug meinen Hut ziehen. Ich hatte oft betont, wie viel besser die Bengals heuer im Vergleich zu ihrer Vorgänger-Version 2021/22 waren, aber Buffalo in deren Stadion derart zu dominieren, hatte ich ihnen nicht zugetraut.

Wie auch nicht diese O-Line Performance. War es der Schnee? Kann sein, aber dann wiederum hat der Schnee auch in anderen Facetten des Spiels nur eins von beiden Teams negativ beeinflusst. Aber ein LT Jackson Carman sah plötzlich wie ein kompetenter NFL-Starter aus, und die Bengals haben immer wieder große Lücken fürs Run-Game freigeblockt. Da war praktisch nichts zu sehen von einem angeblich kritischen O-Line-Problem. Das hatte ich vor dem Spiel falsch eingeschätzt. Mea Culpa.

Dass Joe Burrow das Maximum aus der Situation rausholen würde, ist dagegen längst keine Überraschung mehr. Burrow war schon letztes Jahr ein Killer, und er hat in dieser Saison nochmal einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht. Burrows Aufgabe in dieser Offense ist eine schwierige, weil er quasi ohne „Easy Buttons“ wie Play-Action, RPOs oder Crosser arbeiten muss: Alles viel zu zeitaufwändig um hinter dieser Line zu überleben. Aber obwohl Burrow nicht den Raketenarm eines Allen oder Mahomes hat, schlägt er Defenses – und zwar mit seinem Hirn und seiner tödlichen Accuracy.

Und natürlich mit seinen Waffen. Higgins und Chase sind Granaten, die auch gestern entscheidende Plays gemacht haben. Boyd ist trotz seines Drops ein guter WR3. Wenn dann sogar ein TE Hurst total frei über das Feld läuft, dann weißt du wie viel Uhr es geschlagen hat.

Zur Defense: Was soll man noch sagen? Lou Anarumo hat eine verblüffende Entwicklung genommen. Vor vier Jahren wollte keine Sau beim Bengals-DefCoord Posten auch nur angefragt werden. Anarumo hat den Job am Ende genommen, nachdem er zuvor nur Positionstrainer bei kleineren Colleges und in der NFL gewesen war. Zwei Jahre lang wurde er von niemanden weiter registriert. Mittlerweile ist er als einer der gewagtesten Schemer in der NFL bekannt. Seine Defenses können über Nacht ihr Gesicht verändern. Auch gestern wechselten seine 3rd Downs zwischen heftigem Blitz und Drop-8 durch, und gegen Ende raus killten die Slot-Blitzes von Hilton und Co. die letzten leisen Hoffnungen der Bills.

Ausblick für die Bengals: Jetzt geht es gegen Lieblingsgegner Kansas City. Die letzten drei Duelle haben die Bengals jeweils nach großen Comebacks gewonnen. Es waren immer knappe Dinger… gegen einen fitten Pat Mahomes. Sie haben in dem Spiel auf jeden Fall eine exzellente Chance auf den zweiten Superbowl-Einzug hintereinander. Dort träfe man dann auf eine Armageddon-D-Line

Ausblick für die Bills: Wieder ein Jahr verloren. Es wird nicht einfacher. Sie bleiben ein Contender, aber sie haben eine lange Liste an Aufgaben, und der Kader wird zur nächsten Saison wahrscheinlich sein Gesicht doch deutlicher verändern als wir heute denken.

49ers – Cowboys 19:12

Tja. Das war eine Partie, die Dallas mit adäquatem Quarterbacking gewonnen hätte, aber der Dak-Coaster hat eine Partie mit dem negativen Ausschlag gespielt. Prescott war einer der Match-Loser in dem Spiel. Beide seiner Interceptions waren maximal bitter:

Bei der ersten einfach mal den in Zone sitzenden CB Lenoir ausgeblendet:

Bei der zweiten einfach extrem unpräzise auf Lamb geworfen. LB Fred Warner sagte danke:

Turnover #1 schenkte den 49ers ein Gratis-Fieldgoal. Turnover #2 killte die Cowboys-Hoffnungen, mit Führung in die Pause zu gehen, und gab den 49ers die Möglichkeit, mit einem schnellen Drive erneut ein Fieldgoal zu schießen. Am Ende waren das sechs der sieben Punkte Differenz. Den siebten lieferte Cowboys-Kicker Brett Maher, dem mal wieder ein Extrapoint weggeblockt wurde, der ohnehin meterweit daneben gegangen wäre.

Die 49ers haben eine weitere wackelige Brock-Purdy-Performance überlebt. Es ist nicht mehr zu übersehen, wie verbissen Kyle Shanahan versucht, seinen Rookie-Jungspund zu verstecken. 60% Rushing-Quote in Early Downs, fast kein längerer Dropback in den späten Downs.

Purdy hatte kaum einen längeren Passversuch – aber er hat das wichtigste umgesetzt: Bloß keinen Turnover zu fabrizieren. Anders als gegen Seattle vermied Purdy wilde Pässe in enge Fenster. Kein einziger seiner Pässe drohte in dem Spiel von Dallas abgefangen zu werden:

Es passte irgendwie dazu, dass der fetteste Niners-Play eine Art Scramble-Drill für TE Kittle war, der noch dazu jede seiner Extremitäten ausstrecken musste um Purdys leichten Overthrow unter Kontrolle zu bringen:

Der Spielzug war der entscheidende Durchbruch auf dem Weg zum einzigen 49ers-Touchdown des Tages. Und es war eine von nur zwei Completions auf dem Weg zu diesem einzigen TD. Die andere war ein kurzer Screen für McCaffrey.

Minimal unpräzise, aber gedanklich in der Lage, ein klein bisschen aus dem Schema F auszubrechen. Einziger nennenswerter Pass im entscheidenden Drive. Den offenen Aiyuk downfield ignoriert, aber es trotzdem auf die Reihe gekriegt: Also nix anderes als Purdy galore. Und damit eine weitere Woche überstanden.

Nächste Woche 49ers @ Eagles um den Superbowl-Einzug. Philly ist mit 2.5 Punkten favorisiert, und das meiner Meinung nach auch zurecht. Es ist das Duell der beiden Monster-D-Lines. Und der beiden Monster-Offense-Support-Casts.

Bei den Cowboys würde mich ein Hausreinemachen im Coaching-Staff nicht überraschen. DefCoord Dan Quinn könnte irgendwo als Headcoach abgeworben werden, womit ein entscheidender Faktor dieser Saison verloren geht. Und bei Mike McCarthy haben wir ein weiteres Indiz gesehen, das dafür spricht, dass dieser Coach die Möglichkeiten nicht voll ausschöpft.

Natürlich bleibt das „Dak-Conundrum“: Exzellenter QB mit exzellenten Ausschlägen nach oben (wie vor einer Woche gegen Tampa Bay), aber nicht konstant genug um zur Liga-Elite gezählt zu werden, aber ab sofort beglückt sein neuer Vertrag den Cowboys-Salary-Cap mit einer Cap-Zahl von 49 und 52 Mio/Jahr in den nächsten beiden Spielzeiten.

Auf Runningback ist Tony Pollard Free Agent, und Zeke eine Cap-Liability. Es braucht Upgrades in der O-Line und wahrscheinlich ist mit einer Defense-Regression 2023 zu rechnen.

Wenn Jerry Jones Gründe braucht, um seinen Headcoach über die Klinge springen zu lassen, hätte die Optik vom allerletzten Spielzug natürlich Gründe geliefert… das Ding ging natürlich fürchterlich schief. Aber wenn ich ehrlich bin: Die Grund-Idee, einfach mal keine O-Liner zu bringen und stattdessen auf Geschwindigkeit bei diesen „Stanford Band Plays“ zu setzen, fand ich eigentlich gut. Die O-Liner sind nach dem allerersten Wurf in solchen Plays meistens eh verschenkte Leute am Feld.

Frage ist halt, ob ein Sean Payton, der schon früher mal unter Bill Parcells OffCoord bei den Cowboys war, Lust hätte, den Laden zu übernehmen.

Ausblick NFL Championship Game

Chiefs – Bengals (Sonntag/Montag 00h30). Kansas City ist mit einem Punkt favorisiert. Die Line wird sich mit jeder neuen Info zu Mahomes verschieben, aber wie es um den Chiefs-QB letztlich bestellt ist, werden wir erst am Sonntag wissen.

Gewiss ist nur, dass Mahomes eingeschränkt sein wird, womit die Bengals per Definition eine gute Chance haben. Wenn die Bengals es noch einmal schaffen, ihre O-Line mit Quick-Game und Scheme so gut zu verstecken, und wenn Lou Anarumo seine Defensive Backs noch einmal zu gut kaschiert, dann sehe ich nicht viele Vorteile bei den Chiefs, der Favoritenstatus immer am Problemlöser Mahomes gehangen hätte.

Eagles – 49ers (Sonntag 21h). Cooles Matchup zweier wuchtiger Defensive Lines gegen gute O-Lines. Zwei phänomenale Skill-Player-Gruppen. Quarterbacks, denen man als Werfer nicht immer zu 100% vertraut.

Philly hat nicht die allerstabilste Run-Defense, aber sie ist gut genug, dass Shanahans Offense sie nicht überlaufen kann. Das heißt: Purdy wird Plays machen müssen, um den Ball zu bewegen. Oder JimmyG wird auf wundersame Weise doch noch fit.

Auch Coaching-Seite können Nick Sirianni/Jonathan Gannon natürlich nicht als Schemer mit Shanahan mithalten, aber dafür sind sie aggressiver im In-Game-Coaching, lassen weniger Scoring-Chancen am Feld liegen. Chiefs – 49ers war mein Preseason-Superbowl-Tipp, aber unter der Prämisse eines fitten Mahomes und einer guten QB-Entwicklung bei den 49ers. Jetzt werden diese beiden Mannschaften bei mir gedanklich aber als leichte Außenseiter in die Conference-Finals gehen.

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11 Kommentare zu “NFL Divisionals 2022/23 – Recap

  1. Was mich interessieren würde: inwieweit streuen Teams wie die Chiefs in solchen Fällen Nebelkerzen? Oder ist das eh nicht möglich, weil sich Infos in Social-Media-Zeiten eh nicht mehr geheim halten lassen?

  2. Bezweifle, ob nebelkerzen nötig / sinnvoll sind: mahomes wird eh „questionable“ sein bis Sonntag, aber spielen 😉 . Bengals wissen, er wird nicht 100% mobil sein. Beide teams wissen nicht, wie schlimm der Knöchel im Laufe des Spiels wird. Also 100% Transparenz schon jetzt 😀 .

  3. Erlaubt mir 2 Fragen zum Spielverständnis:
    1. Hätte Dallas das 4th down kurz vor Ende nicht doch ausspielen sollen? Ich meine, die gegnerische Offense hat vorher locker 10 min von der Uhr genommen, welche Hoffnung habe ich da, sie mit unter 2 Minuten zeit nochmal stoppen zu können? Gebe ich da mit dem Punt das Spiel nicht genauso auf, als wenn ich den 4. Versuch in der eigenen Red Zone versemmele?
    und die zweite Frage betrifft das Clock Management. Da ich doch bei P7 schaue, ist mir die quasi lobende Erwähnung eines ersten Drives im Spiel aufgefallen, weil der 6 min von der Uhr genommen hat und ich habe mich gefragt, warum das im ersten Viertel von ein Vorteil sein soll. Niemand weiß doch, was danach an Scoringdrives passiert, also warum sollte ich von Anfang an Zeit von der Uhr nehmen, die mir am Ende fehlen könnte? Clock Management ja, aber das kann doch nicht gleichbedeutend sein mit „viel zeit verbrauchen“?

  4. @Tomtom: prinzipiell ja weil du hast im Grunde nichts mehr zu verlieren in der Situation vs wenn du es nicht machst. Bzw wenn du es jetzt nicht machst dann sowieso nie. In solchen Situationen erkennst du dann auch welche Coordinatoren / HC wie drauf sind und wer noch zu konservativ ist um den next step zu machen. Ich denk aber MC war da gedanklich eh schon am Lebenslauf aktualisieren, der hatte damit schon abgeschlossen. Was das letzte Play umso mehr beweist mMn.
    Zu jedem Zeitpunkt zu dem du die gegnerische Offense vom Feld hältst kann sie keine Punkte machen + du gibst deiner Defense Möglichkeiten auf Punkte Turnover. Klingt nach einem ziemlich simplen Mantra aber wenn du dabei mal auf den Spielfeldrand schaust, bei so langen Drives merkt man immer wie es die QB auf der Bench sichtlich frustriert und ärgert das sie nicht am Zug sind. Football ist auch oft ein mentaler Sport mit Gewinnern und Verlierern.

  5. Beim Timemanagement Punkt spielt aber meiner Meinung nach auch eine gehörige Portion Belichick-Folklore mit rein.
    Eigentlich ist das meiner Meinung nach auch eher eine Aßenseiterstrategie – lange drives => weniger Drives => eher Abweichungen von der Normalverteilung

  6. @Tomtom:

    Ja, der Punt war keine gute Entscheidung. Die Cowboys haben damit ihre Siegchance von 5% auf 3% fast halbiert.

    McCarthy hat natürlich auf seine 3 Timeouts geschielt, die 2min Warning als 4tes Timeout mit hineingerechnet und darauf spekuliert, dass die 49ers mit Purdy auf QB dreimal laufen werden und gegen eine zugeballerte Defensive Front nicht weit kommen werden.

    Er hat natürlich gewusst, dass ein 4th Down zu verpassen der sichere Tod gewesen wäre, weil die 49ers fast gratis auf 2 Scores erhöht hätten.

    So weit, so gut. Viele Coaches denken so.

    Aber sie schätzen die Wahrscheinlichkeiten falsch ein, einmal das eigene 4th Down zu verwerten, und zweimal, die Offense zu stoppen und danach ohne Timeouts in kürzester Zeit einen TD-Drive hinzulegen.

    Re: Lange Drives. Zustimmung zu dem, was alexanderbrink schreibt.

  7. (Superlaie) Lange drives sollen wohl den Vorteil haben, dass die defense dann im Laufe des Spiels konditionell mehr abbaut als die offense. Oder die fehlerrate der defense steigt? Wichtiger als fehlerrate der offense?
    Auf jeden Fall ist die these: mehr ballbesitz in Minuten in erster Halbzeit ist Vorteil in zweiter Halbzeit.

  8. Ja, das höre ich seit ich Football schaue. Ich bin aber nicht ganz überzeugt davon.

    Weil das mit dem konditionell abbauen bedingt, dass eine Offense *viele Plays* spielt. Das birgt aber Risiken – z.B. mehr 3rd Downs, und mehr Möglichkeiten, dass der Drive abbricht.

    Zeit von der Uhr nimmt man dagegen eher mit *viel Laufspiel* oder vielen Completions, dass die Uhr weiterläuft. Das muss nicht zwingend durch *viele Plays* zustande kommen, sondern einfach dadurch, dass man die Uhr am Laufen hält.

    Ich weiß nicht ob man sowas faktisch untersuchen kann, aber Defenses brechen nach meinem Gefühl eher dann zusammen, wenn die Lage zum Ende hinaus hoffnungslos wird. Also eher mentale Müdigkeit als physische.

  9. Ich frage mich bei den ganzen Diskussionen auch immer, ob eine Offense nicht auch physisch „müde“ wird. Oder ist Offense spielen eine andere Art von Belastung als Defense spielen?

  10. Natürlich wird eine Offense auch müde. Aber der große Vorteil bei der Offense ist ja, dass man weiß was passiert. Das ist glaube ich schon ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

    Ansonsten würde ich mentale und körperliche Müdigkeit nicht voneinander trennen. Das eine bedingt ja das andere.

  11. @dudel:
    Würde ich so nicht unterschreiben.
    Klar in 1v1 man Coverage kennt der Receiver die Route und der cb nicht, bei Dline vs Oline sieht das aber schon wieder anders aus…
    Und auch der Receiver muss die coverage lesen und adaptieren.

    Halte das mit dem Müde machen auch für relativ irrelevant- vor 20 Jahren mag das noch anders gewesen sein, aber inzwischen sind die Spieler 10kg leichter.
    Mental mag das anders sein..

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