Ich groove mich langsam in das Thema NFL Draft 2023 ein. Ein paar erste Gedanken dazu anlässlich der gegenwärtig in Indianapolis stattfindenden alljährlichen NFL Scouting Combine.
NFL Draftklasse 2023: Überblick
Die Covid-Jahre sind vorbei, aber die Nachwehen sind noch spürbar. Die Extrajahre an „Eligibility“ sorgen für etliche ältere Prospects, die auch heuer noch mit 24 oder 25 Lenzen erst in den Draft gehen, und das NIL-System, bei dem einige College-Spieler siebenstellige Summen für ihre Bildrechte kassieren können, ist ein weiterer Incentive für College-Athleten, den Gang zu den Profis eventuell ein, zwei Jahre zu verschieben.
PFFs Mike Renner und Sam Monsen haben in einem Podcast im Jänner eine grobe Einordnung der Draftklasse 2023 gemacht. Demnach ist sie die fünftschwäche der letzten sechs Jahre. Nur 2019 sei in Punkto High-End-Talent noch unter der 2023-Klasse anzusiedeln.
Es gibt prinzipiell vier Quarterbacks, die von den meisten Scouts aktuell 1st Round Grades bekommen: Bryce Young aus Alabama, C.J. Stroud von Ohio State, Will Levis aus Kentucky und der famose Florida-QB Anthony Richardson. Die Blue-Chipper abseits der QB-Position sind auch eher rar gesät. Renner sieht einzig die beiden D-Liner Will Anderson (Passrusher aus Alabama) und Jalen Carter (Defensive Tackle aus Georgia) als echte Elite-Prospects. Die Armut an hochklassigem Talent geht soweit, dass Renner in Bijan Robinson (Alabama) gar einen Runningback als möglichen hohen 1st Rounder anpries.
Nach den Top-40 Prospect soll es eine eher lauwarme Klasse sein.
Basierend auf dem aktuellen Big Board von PFF hat Timo Riske folgende Stärken und Schwächen identifiziert – Stärken demnach:
- Viel Top-Talent, sehr gute Tiefe: Edge Rusher
- Mäßig viel Top-Talent, sehr gute Tiefe: Tight Ends, Offensive Tackle, Defensive Backfield
- Wenig Top-Talent, aber sehr gute Tiefe: Defensive Tackle hinter Jalen Carter, Runningback hinter Bijan Robinson
Schwächen: Interior O-Line, Wide Receiver, keine Tiefe auf QB, Linebacker
Gut möglich, dass vier Quarterbacks in den Top-15 gehen, dazu mehr als eine Handvoll Passrusher, aber nur ein oder zwei Wide Receiver in den Top-20.
Quarterbacks
Die QB-Klasse von 2023 wird einige Kontroversen hervorrufen, da es nicht „den einen“ herausragenden Superstar-Prospect gibt.
Das beste Tape hat Alabamas Bryce Young, der Heisman-Trophy-Gewinner von 2021. Young war bei Alabama der Nachfolger von Tua und Mac Jones, aber er ist ein total anderer Spielertyp als seine beiden Vorgänger. Tua war ein QB, der mit Antizipation gewann, Mac gewann mit Processing. Young hat die Accuracy von Tua und das Processing von Jones, und er ist athletischer als beide, und hat mehr 2nd-Reaction Ability.
Young hat keinen Raketenarm. Aber glaubt man den Scouts, habe ich Young über Jahre Unrecht getan, als ich seinen Wurfarm als „Tua 2.0“ verspottet habe. Der Arm soll reichen um praktisch alle NFL-Würfe anzubringen.
Youngs herausragendstes Attribut ist sein sechster Sinn, sein Gespür dafür, was am Spielfeld um ihn herum abgeht. Vergleiche mit Patrick Mahomes verbieten sich – eigentlich, denn es gibt in der Menschheitsgeschichte nur einen Patrick Mahomes. Aber Young kommt der Mahomes’schen gedanklichen Präsenz näher als die meisten Quarterbacks – er ist der Konkurrenz dank dieser Spielintelligenz stets einen Schritt voraus, findet Räume, wo andere gar nicht erst auf die Idee kommen zu suchen. Das Spiel ist definitiv nicht zu schnell für Young.
Der ganz große Knackpunkt an Young ist sein schmächtiger Körper. Bei Alabama wurde Young mit 6‘0 und 194 Pfund gelistet. Das wären 88kg auf 1,83m verteilt. Wie sich schon Anfang der Woche herausstellte, sollen diese Maße mehr als gütig gewesen sein, denn Young soll nur 5’10 1/2 groß sein. Das wären bloß 1,79m, mit einem Gewicht, das noch in den Sternen steht.
Für Kontroverse sorgt, dass Young in dieser Combine nur die Maße abnehmen lässt und zu den Vorstellungsgesprächen geht, aber keine athletischen Einheiten bestreitet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt: Einfach mal ein paar Pfund drauflegen um Sorgen bezüglich seiner Gebrechlichkeit zu entkräften, ohne zu riskieren, dabei auf dem Feld allzu dumm auszuschauen.
Damit bewegt sich Young am Limit oder unterhalb quasi fast allem, was in der NFL auf der Quarterback-Position jemals Erfolg hatte. I mean, wir hatten Russell Wilson, Kyler Murray oder Drew Brees. Aber selbst Brees war ein paar Zentimeter größer und Russ/Kyler brachten deutlich mehr als die 194 Pfund Wettkampfgewicht auf die Waage.
Dieser schmächtige Körper sorgt für zwei Probleme:
- Der Körper ist anfälliger gegen harte Hits von den oft zwei Kopf größeren Passrushern.
- Der QB sieht nicht so gut über die Hünen der O-Line drüber.
Zu Problem 1: Young ist ein QB, der mit seinem subtilen Spielstil nicht allzu viele fette Shots kassiert. Er weicht Passrushern geschmeidig wie eine Katze aus – aber es braucht nur einen Shot.
Und Problem 2 ist ebenso wenig zu verachten. Zu viele dieser kleinen QBs haben Passing-Charts mit auffällig wenigen Targets über die Spielfeldmitte, ganz einfach, weil sie nur die Option haben, durch die Lücken in der O-Line hindurchzuwerfen, und nicht darüber hinweg. QB-Play ohne Spielfeldmitte vernachlässigt die effizienteste Zone am Spielfeld – und verlangt vom QB Perfektion in allen anderen Facetten des Spiels um diesen Nachteil zu kompensieren.
In Summe gilt: Tape und Typ geben es bei Bryce Young her. Trotzdem ist Young mit dem Körper in Summe jetzt erstmal Glaubensfrage: Riskiere ich einen ganz hohen Pick für so einen grazilen Zwerg?
Will Levis spaltet die Community. Die einen sehen in ihm den nächsten Josh Allen: Prototypische Statur (6‘3, 235 Pfund) gepaart mit einem Raketenarm vor dem Herrn und der entsprechenden Mobilität. Levis ist dazu ein harter Knochen und gilt als super Typ, wenn man seinen Tick, seinen Kaffee mit Mayonnaise zu verunstalten, ausblendet. Gleichzeitig hat Levis kein überzeugendes Tape und sich im letzten Jahr sogar zurückentwickelt.
Obwohl er in zwei NFL-ähnlichen Systemen gespielt hat und u.a. vom ehemaligen NFL-OffCoord Rich Scangarello gecoacht wurde, hat Levis zu viele Momente im Tape, in denen er in der Pocket nicht mehr so recht weiter weiß und den Sack kassiert, anstatt den Ball entschlossen rauszufeuern.
Levis gilt als „High Ceiling“, aber “low floor”. Wer ihn draftet, zieht einen QB, der möglicherweise seine Zeit braucht, bis er sein unbestreitbares Talent effizient auf dem NFL-Feld umzusetzen imstande ist. Wenn er denn jemals soweit kommt, denn der Weg von den Tools zum fertigen Produkt ist ein ziemlich weiter… ich hab die letzten Tage auch Stimmen vernommen, dass manche Teams Levis runter in die 2te Runde gegradet haben.
Der dritte oft genannte QB im Bunde der Top-Prospects ist C.J. Stroud von Ohio State. Stroud wird von Adrian Franke als eine Art Jared Goff 2.0 bezeichnet: Ein sehr guter Werfer mit gutem Gefühl für den Touch und die Härte der Würfe, aber gleichzeitig zu wenige wirklich herausragende Skills, um als Elite-QB-Prospect durchzugehen.
Dazu kommt bei Stroud das „Ohio State Syndrom“: QBs von dieser Uni hatten über die Jahre in der NFL immer wieder Probleme, weil sie aus einer wohlbehüteten Umgebung mit Elite-O-Linern und Elite-Receivern in das Haifischbecken NFL wechseln, wo die Pockets nach 2.2 Sekunden zusammenklappen und die Receiver eben nicht 20 Meter offen über das Feld laufen, und dann müssen diese QBs sich anpassen, die Bälle punktgenau in 2.0 Sekunden rauskommen anstatt nach 4 Sekunden 50 Yards tief zu werfen zu können und selbst mit 5 Meter Fehljustierung mit dem Big Play rauszukommen.
Deutlicher: Ohio State hat perfekt vordefinierte Würfe und offene Targets. Die NFL ist das Gegenteil davon – nur im Namen der gleiche Sport. In den Details grundverschieden. Einige der aktuellen Superstar-QBs der NFL sind vielleicht gar nicht von ungefähr kleinen Colleges entsprungen – Mahomes bei Texas Tech, Allen bei Wyoming, Lamar Jackson bei Louisville, Justin Herbert bei Oregon… selbst Joe Burrow wurde erst zu Joe Burrow, nachdem er Ohio State verlassen und bei LSU angeheuert hatte, und hinter einer nicht immer sattelfesten Offense Line die epischste Offense ever das Feld hinuntertrieb.
Vorteil Stroud: Das, was er macht, scheint er sehr souverän zu machen, und sein bestes Spiel als College-QB war sein letztes, gegen eine Top-Defense von Georgia, der er so viele Punkte einschenkte wie sonst nur Bryce Young ein Jahr davor.
Nachteil Stroud: Die NFL strebt üblicherweise mit den allerhöchsten Picks nach Höherem, und könnte sich nicht zufrieden geben mit „nur“ solidem Quarterbacking, selbst in Jahren der billigen Rookie-Verträge, in denen Franchises ihre Mannschaften um ihre jungen QBs herum hochrüsten können. Und überdies hat eines der potenziell an einem QB interessierten Teams, Houston (#2 Pick), wohl per Definition kein Interesse an Stroud, weil der von der gleichen Agentur wie Deshaun Watson vertreten wird, mit der die Texans seit zwei Jahren im Clinch liegen.
Der vierte Mann im Bunde ist Anthony Richardson aus Florida, den ich nach seinem wirklich famosen Saison-Einstand 2022 schon als #1 Pick angepriesen hatte. Richardson ist ein farbiger QB mit fantastischen Anlagen, dem das Credo des „Athleten“ nachhängt: „Jo, laufstark, aber nicht spielintelligent genug“.
Die Zeiten, in denen solchen Prospects nahegelegt wurde, auf Receiver zu wechseln, sind gottseidank seit Lamar Jackson vorbei, aber ich habe noch nicht viele Vergleiche mit Josh Allen gelesen, obwohl ich diese bei Richardson für gelungener halte als bei einem Will Levis.
Richardson macht auf mich den Eindruck, spielstärker als ein Levis zu sein, und er ist kein typsicher Running-QB, der bei der ersten Gelegenheit losläuft. Richardson hat nicht das gleiche Wurf-Gefühl eines C.J. Stroud – will heißen: Er überzieht immer mal wieder einen einfachen Wurf, weil ihm das Feingefühl für die richtige Temperierung der Pässe abgeht. Und Richardson ist nicht der präziseste Werfer unter der Sonne.
Aber Richardson ist groß, laufstark, hat einen famosen Wurfarm und tickt wie ein traditioneller Pocket-QB: Seine Augen sind bis zum allerletzten möglichen Moment downfield. Der Scramble ist bei ihm eindeutig Option 4 als Option 1. Er hat bereits die richtige Einstellung, um langfristig in der NFL erfolgreich zu spielen, und er hat ein grandioses Highlight-Tape:
Ihm fehlt allenfalls der Feinschliff in der Pocket und etwas Feinjustierung seiner Würfe. Accuracy galt früher als nach den Teenager-Jahren als schwierig zu verbessern, doch in den letzten Jahren hatten wir positive Beispiele solcher QBs, die zumindest passable Fortschritte nach ihrer Einberufung in der NFL machten. So oder so: QBs mit der Mobilität eines Richardson müssen nicht zwingend die Pinpoint-Accuracy eines Joe Burrow an den Tag legen, weil ihre Bedrohung als Läufer per se schon Räume kreiert – zumindest, wenn sie von einem Offensive Coordinator gecoacht werden, der weiß wie man solche Talente einsetzt.
Wer will, weg mag QBs?
Die Chicago Bears halten den #1 Pick und sollen dem Vernehmen nach gewillt sein, diesen für das richtige Angebot zu verkaufen. Die an #4 sitzenden Colts gelten als heißester Kandidat hoch auf #1 zu gehen – ein Trade, der den Bears schmecken könnte, weil der beste QB dann in der anderen Conference geparkt wird, während Chicago mit hoher Wahrscheinlichkeit noch die Chance auf einen der beiden Top-DL-Prospects Anderson/Carter bekommt.
Ob Chicago den Pick verkaufen sollte?
Naja. Ziel #1 in der NFL muss sein, die Quarterback-Position bestmöglich zu besetzen. Die Bears haben Justin Fields – ein elektrisierender QB mit fantastischen Plays als Runner, aber als Werfer auch nach zwei Jahren noch eine Unbekannte, deren Schwächen nicht allein vom schwachen Support-Cast erklärt werden können: Fields‘ Reads sind noch immer suboptimal, und seine Tendenz in Zillionen Sacks hineinzulaufen, ist weiter besorgniserregend. Fields hat sich in zwei Jahren NFL quasi als extreme Version seiner Draft-Version von vor zwei Jahren erwiesen: Noch grandioser als gedacht als Runner, aber der Pocket-Management-Stuff ist übler als befürchtet.
Außerdem hat Fields nur noch zwei Jahre Rookie-Fenster. Ein Rookie erlaubt eine Erweiterung auf vier Jahre und die Option auf ein QB-Upgrade.
Prinzipiell lautet die Frage: Fields + Haul für den Verkauf von #1 > Rookie-QB an #1? Die Antwort ist nicht zwingend eine eindeutige – es gibt viele Graustufen.
Wir halten auf jeden Fall mal fest, dass NFL-Teams historisch gesehen zwei so schnell aufeinanderfolgende hohe QB-Picks scheuen. Sie reden sich im Regelfall zu lange ein, dem jungen strauchelnden QB-Pick nur bloß genug Protection und Waffen geben zu müssen. Die Liste an krassen Enttäuschungen über die letzten 12 Jahre ist faszinierend – Adam Harstad hat sie in einem lesenswerten Twitter-Thread diskutiert.
Will heißen: Die Passivität, oder die Angst mit einem unkonventionellen Move auf die Fresse zu fliegen und zum Gespött der Nation zu werden, weil dann beide QBs floppen könnten, kostete weit mehr solcher Teams die Chance auf den entscheidenden Schritt nach vorn, als sie diese strauchelnden jungen QBs voranbrachte. Das ist zu berücksichtigen.
Fields war ein geiler Prospect und ist ein fantastischer Playmaker in der NFL. Aber an Bears-Stelle würde ich zweimal oder dreimal, oder seeeeeeeeeeehr lange und intensiv darüber nachdenken, nicht doch einen QB auf #1 zu ziehen, einfach weil es die Position wert ist, und jede suboptimale QB-Besetzung mittelfristig eh ins Nirvana führt.
Die #2 Texans könnten durchaus auch an einem QB interessiert sein – aber DeMeco Ryans hätte mit seinem Sechsjahresvertrag auch eine Ausrede, eventuell erstmal „long game“ zu spielen und D-Line zu draften.
Die an #3 draftenden Cardinals werden fast sicher einen Passrusher draften oder den Pick verkaufen. Colts an #4 hatten wir schon.
Die an #5 sitzenden Seahawks sollten QB denken, aber es könnte auch erstmal Fokus auf Geno Smiths Verlängerung angesagt sein, bevor der über 70jährige Pete Carroll sich nochmal einen Rookie antut.
Lions an #6: Es muss eigentlich ein QB werden, aber ich seh es schon kommen, dass die Verantwortlichen sich Jared Goff schönreden, einen weiteren Line-Spieler draften (oder Horror: Bijan Robinson) und dem so schön ins Rollen gekommenen Rebuild damit den entscheidenden Dämpfer versetzen. Wenn es so kommt, dann bin ich 100%ig sicher, dass ich im kommenden Herbst diese Zeilen quote-tweeten kann, weil so gut OffCoord Ben Johnson als Schemer sein mag – mit Goff geht das nicht noch ein Jahr so gut wie zuletzt, und dann schauen die Lions nächsten Winter saublöd aus der Wäsche, wenn Johnson entzaubert oder weg ist, und die Mannschaft mit nur noch einem 1st Rounder und dem #13 Pick Lichtjahre davon entfernt ist, denn überfälligen QB zu picken.
Raiders an #7 brauchen auch QB, aber die aktuellen Vibes deuten drauf hin, dass es eher ein Veteran als ein Rookie werden soll.
Falcons an #8 und Panthers an #9 haben auch keine vernünftige QB-Lösung im Kader. Vor allem Carolina mit seinem aggressiven Owner David Tepper ist ein oft genannter Trade-Up-Kandidat.
Bei den #10 Eagles hat sich die QB-Position mit dem Breakout von Jalen Hurts wohl erstmal erübrigt, auch wenn Hurts sein mutmaßlich bestes NFL-Spiel ever schon gemacht hat. Auch nach den Top-10 gibt es zahlreiche Teams, die eigentlich QB denken sollten, aber aus verschiedenen Gründen es vielleicht nicht machen:
#11 Titans haben den Albatross-Vertrag von Ryan Tannehill durchzuschleifen.
#13 Jets werden den Teufel tun und nach drei kapitalen Busts nochmal einen Rookie draften. Stattdessen könnte man sich darauf versteifen, ausgerechnet den 9/11 Truther Aaron Rodgers auf seine alten Tage in den Big Apple zu locken – was sicher wunderprächtig gut gehen wird…
#14 Patriots werden eher noch ein Jahr mit Mac Jones angeleitet von einem zumindest im Namen ernst zu nehmenden OffCoord versuchen.
#15 Packers müssen den 2020-Pick Jordan Love testen, falls Rodgers sich zum Gehen entscheidet.
#16 Washington braucht eigentlich QB, aber die Organisation ist so daneben, dass ich ihr jeden Bock zutraue.
#17 Steelers werden kaum von Kenny Pickett runtergehen.
Könnten die #18 Lions mit ihrem zweiten Pick auf einen fallenden QB spekulieren???
#19 Tampa Bay Buccaneers haben KYLE TRASK. Mit dem kannste nicht in die Saison gehen, aber eher wird es ein Veteran statt eines weiteren Rookies.
#21 Miami Dolphins…. ach, lassen wir das. Kein Pick = wenigstens kein weiterre Tua-Talk. #23 Vikings und #25 Giants sollten vielleicht QB denken, aber da ist einmal der blockierende Kirk-Cousins-Vertrag und einmal das Damoklesschwert einer Daniel-Jones-Verlängerung.
Was ist mit den #26 Cowboys? QB aktuell das kleinste aller Probleme, aber wenn sich Jerry Jones in einen C.J. Stroud verguckt, wäre ein Trade-Up völlig von der Hand zu weisen?
#29 Saints brauchen QB, aber für gewöhnlich ist der zu billig für GM Les Snead, der nix lieber macht als eintausend überteuerte Oldies unter die Salary Cap zu pressen.
Ohnehin wirft wie so oft bereits die nächste QB-Klasse ihre Schatten voraus. Das Gras ist immer nächstes Jahr grüner. Momentan werden Leute wie Caleb Williams (Heisman-Trophy-Gewinner 2022) oder Drake Maye als heiße Eisen gehandelt – aber wie oft verschwinden solche Namen dann doch plötzlich wieder in der Versenkung, oder klingen im Frühjahr 2024 dann auch nicht mehr so verlockend, weil die Prospects 2025 ja so fantastisch sind?
Wie wichtig ist die Combine?
Nicht das wichtigste im Scouting-Prozess, aber doch: Wichtig. Da sind einmal die ganzen Interviews. Aber auch die athletischen Tests haben sich über die Jahre als durchaus wertvolle Information erwiesen. Kevin Cole hat vor Jahren bei PFF gezeigt, welche Drills für welche Positionen besonders wertvoll, und welche überschätzt sind:
The most important NFL Combine drills by offensive position
The most important NFL Combine drills by defensive position
Ein paar interessante Nuggets aus den Artikeln:
- Körpergröße ist für Quarterbacks ziemlich uninteressant – das beißt sich mit obigen Infos zu Young, aber Vorsicht: Young ist in jedem Fall ein historisch krasser Ausreißer mit seiner schmalen Statur.
- Auf Runningback ist Agilität (3-cone Drill) viel wichtiger als Speed. Teams überschätzen auf dieser Position den 40-yds Dash massiv.
- Auf Receiver ist der 40-yds Sprint der wichtigste Einflussfaktor auf künftige Performance, aber lange nicht so wichtig als Teams glauben.
- Sogar auf der Offensive-Tackle Position ist die Sprintzeit ein wichtiger Faktor für die Teams, aber auf die künftige Performance hat sie fast keinen Einfluss. Überhaupt kann man die verschiedenen Combine-Drills nahezu vergessen, wenn man Performance von OT vorhersagen will.
- In der Interior-O Line scheint der Short-Shuttle Drill am meisten Einfluss auf Performance zu haben. Teams scheinen die einzelnen Drills auf den Positionen von OT, Guard und Center recht unterschiedlich wichtig einzustufen.
- Bei Edge-Rushern glauben Teams, dass Größe, Gewicht und 40-yds Sprint brutal wichtig sind. Erstere beiden Faktoren haben praktisch null Einfluss auf die Performance, und der Speed ist zwar wichtig, aber mal wieder llllllläängst nicht so wichtig wie Teams denken.
- Auf Defensive Interior ist Gewicht eine treibende Kraft – richtig erkannt von den Teams. Speed ist auch hier überschätzt, hat so gut wie keinen Einfluss auf künftige Performance. Körpergröße ist ein interessanter Punkt: Die Analyse ergibt „kleiner ist besser“, aber das liegt fast ausschließlich am einen großen Ausreißer Aaron Donald.
- Auf Linebacker sind Gewicht und Speed besonders wichtig. Wiederum überschätzen Teams aber diese Fähigkeiten.
- Auf Safety überschätzen Teams – mal wieder – Speed, der dennoch der wichtigste Einflussfaktor auf Performance bleibt. Körpermaße sind interessanterweise für Teams nahezu unwichtig.
- Auf Cornerback schauen Teams dagegen mehr auf Körpermaße. Wiederum ist Speed wichtig, von Teams aber crazy überschätzt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass über 80% der heute in der NFL aktiven Spieler in ihren jeweiligen Combines überdurchschnittliche Athletik hatten. Kent Lee Platte, der Erfinder vom RAS-Score (Relative Athletic Score), hat sogar gezeigt, dass 45% der NFL-Spieler einen Score von 8/10 oder besser haben – was selbst für Topathleten ein herausragender Wert ist.
Der RAS–Score ist ein errechneter Gesamtwert aus Körperbau, Explosivität, Speed und Agilität. Nur wenige schwächere Athleten schaffen langfristig den Durchbruch in der NFL. Wer also in der Combine und/oder später auf den Pro Days schwache Tests abliefert, wird auch bei gutem College-Tape damit rechnen müssen, im Draft nach unten zu fallen.
Guter Überblick. Anscheinend suchen mehr teams nen QB als dass es draftwürdige prospects gibt…
Dann werden mittelmäßige veteranen also hier und da doch mit viel geld gelockt.
Womit wir bei der Frage wären, wie viele „gute“(was immer das ist) QB es denn grade in der liga gibt (ohne Blick auf den Vertrag, denn dann ist ein rookie ja gübstiger als einer in jahr 6/7/8)?
Danke für den Überblick.
Kleine Korrektur:
Les Snead hat weder einen 1st, noch arbeitet er bei den Saints. Der gemeinte Stopfer ist Mickey Loomis.
Toller Artikel, aber eine kleine Korrektur.
Bijan Robinson kommt von den Longhorns
Mit den Augen eines Lionsfans, was wärst Du bereit, für den Wunsch-QB unter den Top 4 auszugeben? Pick #6, Pick #18, Pick #6 + 2nd Rounder oder 2024 #1, Pick #6 + Pick #18?
Noch eine kleine Anmerkung. Ich glaube Du solltest Dich nochmal mit dem relative in RAS beschäftigen:
„Der RAS–Score ist ein errechneter Gesamtwert aus Körperbau, Explosivität, Speed und Agilität. “ Das stimmt so nicht direkt da der Wert aussagt wo ein Spieler im Vergleich zu den restlichen seiner Position steht.
@Björn:
Das widerspricht sich aber doch nicht…
Hast du eine Meinung zu dem Tennessee QB Hendon Hooker? Er wird oft mit New Orleans in Verbindung gebracht, daher meine Frage.
Anthony Richardson hat heute gleich mehrere beeindruckende Combine Ergebnisse aufs Bord gebracht und sich damit vermutlich mehrere Millionen Dollar gewonnen. Schwer zu glauben das es damit nicht mindestens ein Team geben wird das ihn in den Top 10 draften wird. Da gibt es sicher doch einige GMs und Coaches die feuchte Höschen bei solchen Ergebnissen bekommen 😀
Bei vielen Dingen gehe ich mit. Allerdings bin ich nicht der Meinung das die Wide Receiverklasse sooo schlecht ist. Es fehlt ein wenig das Toptalent. Dafür ist aber doch ordentlich Tiefe da und ab Ende 1 Runde ein ganzer Haufen unterschiedlicher Typen. Es fehlt ein bisschen die Größe bei den Wide Receiver, aber ansonsten…! Bei den Quarterbacks finde ich, dass die Klasse um Längen besser ist – auch in der Tiefe. In Runde 2 würde ich keinen draften. Aber ab Runde 3 gibt es da echt ein paar interessante Prospects zum entwickeln.
@nil:
3 Dinge zu Hooker:
1) Er ist schon 25.
2) Er kommt von ACL zurück.
3) Die Offense, die er am College spielte, hat rein gar nichts mit einer NFL-Offense gemein. I mean, man schaue sich das Target-Map an:
Wie willst du so einen QB vernünftig bewerten?
@korsakoff
Danke für die Einschätzung. Das mit dem Alter find ich jetzt nicht so schlimm, die Heat Map lässt aber eher vermuten, dass er wenig Aussicht hat jemals ein Starting QB in der NFL zu werden. Mal sehen wie tief er auch aufgrund der Verletzung fällt und ob Sie ihn als potentielles Projekt oder Backup dennoch draften.