Die NFL Combine 2023 ist geschlagen. Einige Gedanken, die an mir hängen geblieben sind.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie wichtig die Combine ist. Studien wie jene von Kevin Cole deuten darauf hin, dass sie insgesamt deutlich überschätzt wird, was die langfristigen NFL-Performances angeht. Auf der anderen Seite eignet sie sich als standardisiertes Sichtungscamp auf dem Papier doch ganz gut, um Athletik der Spieler abzuschätzen. Und Athletik wird in einer NFL, die auch auf dem Feld immer schneller wird, immer wichtiger.
Ganz werde ich das Gefühl aber nicht los, dass viel am Hype um die Combine schlicht auch getriggert wird von den US-Medien-Outlets, für die der Termin eine weitere Chance ist, Content zu verkaufen (ergo: „sich wichtig zu machen“).
Der RAS-Score ist schon ein ganz nices Instrument, aber es gibt auch andere Ratings wie z.B. von Kevin Cole oder die Spider-Graphs von Hayden Winks. Überbewerten sollte man das ganze glaube ich nicht – eher so sehen: Eine zu schlechte Athletik ist viel mehr Ausschlusskriterium, als ein extrem hohes Rating ein Pluspunkt für den Athleten ist. Wer zu wenig mitbringt, wird es in der NFL schwer haben. Aber brutal gute Athletik ist nicht der ausschlaggebende Punkt für langfristigen Erfolg. Sonst wäre Usain Bolt der beste Deep-Receiver der NFL-Geschichte.
Überblick
Die Erkenntnisse in der Executive Summary:
Quarterbacks: Bryce Young wog über 200 Pfund, und niemand nahm es ernst. C.J. Stroud warf bildhübsche Bälle, aber neue Erkenntnisse gab es zu ihm keine. Aber Anthony Richardson hat mit seiner Combine den Vogel abgeschossen und die QB-Klasse damit noch reizvoller gemacht. Es wäre jetzt keine Überraschung mehr, wenn vier QBs in den Top-10 gedraftet werden.
Wide Receiver/Tight End: Zwei total verschiedene Pass-Catcher-Klassen. WR ist unterwältigend, to say the least, und gespickt mit Prospects von Zwergenmaßen, während die Tight-End-Klasse einen Goliath nach dem anderen aufbietet und ziemlich an Hype aufnahm.
EDGE/D-Line: Die Position, auf der der Athletik-Score RAS wichtig wie auf keiner anderen Position ist, und sowohl auf Tackle als auch auf Edge-Rusher gibt es FREAKS, und dabei haben wir praktisch nix von den beiden Top-Prospects (Jalen Carter und Will Anderson) gesehen – dafür umso mehr gehört.
Linebacker: Fast nur noch kleine, schnelle Irrwische auf dieser Position, auf der es wie auf kaum einer anderen auf Spielintelligenz ankommt. Möglicherweise erleben die wenigen wuchtigen Körper in diesem Draft eine kleine Renaissance erleben werden.
Defensive Backfield: Eine schwer zu bewertende Klasse. Auf Cornerback gab es hervorragende Workouts, und mindestens ein Christian Gonzalez könnte sich in die Top-10 bugsiert haben. Auf Safety dagegen sind athletische Spitzenwerte Mangelware. Es ist aber auch die Position, auf der es weniger auf rohe Athletik ankommt – dafür umso mehr auf Spielintelligenz. Deswegen ist die Position brutal schwer zu scouten. Am ehesten zählen horizontale Bewegungstalente.
Drills: Der 3cone Drill, der Beweglichkeit messen soll, wird mittlerweile von den allermeisten Prospects komplett gemieden. Gerade bei den Passrushern haben viele den Drill ausgelassen.
Quarterbacks
Richardson war der Star der Runde. Er erzielte einen perfekten RAS-Score von 10.0 Punkten im besten Combine-Drill eines Quarterbacks ever. Er hat QB-Gardemaße, erwies sich als extrem explosiv und gleichzeitig unfassbar beweglich für einen so riesigen Körper. Seine Sprintzeit von 4.43 Sekunden ist nahe an einem RG3, und der wog seinerzeit 15 Kg weniger.
Dass Richardson trotz seiner wackeligen Accurary und den nicht immer perfekt temperierten Würfen starkes Tape anbietet, hatte ich schon letzte Woche geschrieben. Richardson spielt mit der richtigen Mentalität. Der Scramble ist sein letzter Move im Arsenal, seine Augen bleiben auch im Angesicht von Passrush downfield.
Richardson war im September mein Favorit auf den #1 Pick. Jetzt hat seine Bewerbung darauf mächtig an Fahrt gewonnen. Prinzipiell können wir als sicher annehmen, dass zumindest eins der QB-needy Teams in den Top-10 Richardson nehmen wird, wenn nicht noch gröbere Charakter-Fragezeichen auftauchen. Tiefer als Carolina an #9 soll er nicht fallen. Ich richte schonmal die Mistgabel her, um Amok zu laufen, falls ihn die Lions an #6 vorbeifallen lassen.
Damit er wirklich an #1 gehen könnte, müsste die NFL aber extreme Sorgen ob des schmalen Körperbaus von Bryce Young offenbaren. Tageweis wurde letzte Woche diskutiert, wie viele Pfund Young denn auf die Waage bringen würde. Es waren letztlich über 200, aber das nahm kein Schwein ernst.
Jeder weiß, dass Young abnehmen muss, will er nicht seinen geschmeidigen Spielstil mit seinen subtilen Moves umstellen. Immerhin hatte er die Awareness, in dem „angefressenen“ Zustand keine Workouts zu spielen, um sich nicht unnötig zu blamieren. Jetzt folgt die Rosskur-Diät, ehe Young in einigen Wochen beim Pro-Day in Alabama abgehalftert werfen wird, ohne sich auf die Waage zu stellen.
Immerhin: Die Hymnen, die diese Woche auf Young gesungen wurden, waren himmlisch. Draft-Season ist Lying-Season, aber da waren genug gut vernetzte Journalisten, die davon berichteten, dass die renommiertesten QB-Evaluatoren in Young zuerst einen super QB in einem super Typen sahen, und erst dann einen potenziell fragilen Körper. Deutlicher: Wenn Young nicht an #1 geht, dann wird er zumindest nicht tief fallen.
Nur die Workouts, aber keine Athletik-Tests, hat C.J. Stroud mitgemacht. Seine Würfe sollen bildhübsch gewesen sein. Einige auch von mir respektierte Analysten haben Stroud im Nachgang zum QB1 ausgerufen. Schwierig. Die größte Schwäche an Stroud ist sein Pocket-Verhalten, wenn es unruhig wird. Das lässt sich in Unterhosen gegen luftige Verteidigung nicht simulieren, insofern haben wir ehrlicherweise nicht viel über Stroud gelernt.
Stroud nannte ein paar eher unglückliche Vergleiche, nach denen er sein Spiel modelliere (Deshaun Watson und Michael Vick, mit dem er spielerisch so rein gar nichts gemein hat), was nach fragwürdiger Awareness klingt. Aber er betonte auch, es zu bereuen, nicht häufiger gelaufen zu sein. Stroud hielt außerdem ein flammendes Plädoyer für seinen Ex-Teamkollegen Justin Fields – fast so, als ob er auf jeden Fall sicherstellen wolle, ja nicht von den Bears gedraftet zu werden.
Er bleibt die „Sicherheitsvariante“ für einen risikoaversen GM, der erst „Jobsicherheit“ denkt, bevor er seine Superbowl-Träume in Angriff nimmt. Derrik Klassen bezeichnete ihn als Jared Goff, wenn’s dumm läuft, Dak Prescott, wenn’s gut läuft.
Will Levis: Der unscheinbare Vierte. Er hat nix gemacht, was seinem Draft-Stock extrem geschadet hätte, aber auch wenig, was ihm extrem geholfen hätte. Ich hörte schon letzte Woche, dass mancher Scout zögere, Levis eine 1st Round Grade auszustellen. Tendenziell spüre ich bei ihm Vibes eines etwas weniger krassen Anthony Richardson – aber immerhin weiß.
Wide Receiver
Quentin Johnston und die sieben Zwerge. Mit 6’4 / 208 Pfund überragt der TCU-Receiver Johnston alle anderen höher gehandelten Receiver-Jahrgangskollegen um gut einen Kopf. Das muss man sich mal geben:
- Jordan Addison (Pitt/USC) 5’11, 173 Pfund
- Zay Flowers (Boston College) 5’09, 182 Pfund
- Jaxon Smith-Ngjiba (Ohio State) 6’01, 196 Pfund
- Tank Dell (Houston) 5’08, 165 Pfund
- Jalin Hyatt (Tennessee) 6’00, 176 Pfund
- Kayshon Boutte (LSU) 5’11, 195 Pfund
- Josh Downs (UNC) 5’9, 171 Pfund
Unter den Prospects, die aktuell Day 1 oder Day 2 Grades bekommen, ragt Johnston damit als einziger Receiver mit „klassischem“ WR1 Körperbau heraus. Johnston lief keinen 40-yds Dash und ließ alle Agility-Drills aus, aber hatte exzellente Sprung-Drills. Er ist der Receiver, der am Catch-Point gewinnen sollte und sogar etwas YAC-Ability hat, aber gleichzeitig hat er technische Mängel: Er ist ein Body-Catcher und kennt vom College nur eine einzige Rolle: Die links draußen als isolierter X.
Die sieben Zwerge?
Addison hat nur durchschnittlichen RAS hingelegt. Gerade seine 40 Time war mit 4.49 für einen so kleinen Receiver eher enttäuschend, aber: Seine Combine wurde wohl schlechter gemacht als sie war. Addison ist ein Leichtgewicht und damit wohl erstmal auf eine Rolle als Slot oder WR2 begrenzt, aber er ist smooth und fangsicher.
Flowers bekam vor der Combine viel 1st Round Hype. Er ist noch kleiner als Addison, aber etwas kräftiger gebaut. Mit 4.42 war er schneller, aber seine Arme sind alarmierend kurz. Er projected noch stärker als Addison als reiner Slot – bloß hat er die Rolle am College eher selten gespielt.
Jalen Hyatt ist der geile Tennessee-Receiver, der Alabama im Oktober fünf Touchdowns eingeschenkt hat. Hyatt ist der Sprinter für die tiefen Routen. Er ist athletisch ein Mittelding zwischen Addison und Flowers – etwas größer als beide, aber ranker als Addison. Sein Tape ist nicht ganz einfach zu lesen, weil Tennessee eine so untypische Offense gespielt hat, wo die Receiver außen 1-vs-1 gegen die Corner isoliert wurden und im Prinzip nicht viel mehr machen mussten als den Verteidiger zu überlaufen.
Aber das allein hat seinen Wert. Wenn Hyatt zu Beginn auch nur aus dem Slot heraus kommt oder als speedy WR2 agiert, dann hat er in den meisten Offenses ziemlich guten Value, weil viele suchen genau dieses Skill Set (looking besonders @ you, Chargers). Hyatt ist damit wohl kein expliziter 1st Rounder, aber so Anfang-Mitte zweite Runde sollte er schon gehen.
Das kompletteste Paket und diesen höher eingestuften Winzlingen ist am Ende dann wohl doch Smith-Njigba – kurz: JSN. Mit 6’1 ist er zumindest über 1,80m und auch wenn er in diesem Leben kein Sprinter mehr wird (u.a. deswegen ist er keine 40 Time gelaufen), so hatte JSN immerhin überragende „change of direction“ Drills. Agilität ist damit sein Verkaufsschlager.
JSN projected damit nicht als WR1 X, sondern als hochklassiger Slot-Receiver. Er wird kaum einem NFL-Verteidiger downfield davonlaufen, aber dafür hat er das Potenzial, auf kurzen Routen schnell zu gewinnen und 100 Underneath-Pässe im Jahr zu fangen. Irgendwo habe ich gehört, Amon-Ra St. Brown sei sein „best case“.
JSN hat einen auffälligen Laufstil. Er ist schwer zu lesen, wenn er spielt, und er führte das auf einer PK auch detailliert aus – Stefon Diggs schaue er besonders gern zu, weil der alle seine Moves übertreibe und damit seine Intentionen für Defender kaum interpretierbar mache.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass JSN unterschätzt wird. Saison 2022 war er eigentlich durchwegs angeschlagen, aber im Jahr davor hat er in einer Offense mit Chris Olave und Garrett Wilson der produktivste Receiver. Wir haben gesehen, was Olave und Wilson als Rookies in der NFL geleistet haben – sie waren quasi immediat Stars. JSN war in dem einen gemeinsamen Jahr besser als beide.
Boutte war früher mal ein Top-Recruit und galt noch im letzten Winter als angehender Superstar. Sein Stock dürfte in der Combine eher gefallen sein. Er war überall „nur“ solide, hatte schlechte Sprungwerte. Downs war mit 4.48 auch nicht viel schneller als Boutte, aber wesentlich antrittsschneller.
Wenn wir in den späteren Runden noch einen klassischeren X Typen suchen wollen, dann bot sich Bryce Ford-Wheaton aus West Virginia an: 6’04, 221 Pfund mit einer Sprintzeit von 4.38 Sekunden. Ein RAS Score von 9.90/10. Das Problem an diesem Prospect: Am College hat man nicht viel Produktivität gesehen – andere Receiver in der Offense haben mehr Targets bekommen, was immer eine Red Flag ist. Sein Route Running ist einfach zu schlampig für einen ganz hohen Pick – aber wenn BFW das gebacken bekommen sollte, hat er plötzlich legitimes Ceiling.
In Summe sind die Chancen gesunken, dass das mehr als drei oder vier 1st Rounder werden. Wahrscheinlich gibt es maximal einen Top-20 Pick in dem Draft. Für Day 2 sollte die Auswahl aber durchaus passabel sein.
Tight End
Lass mich mal so sagen: Den Rückmeldungen nach der Combine zu urteilen, könnte das ein Jahr werden, in dem mehr 1st Round Tight Ends gehen als 1st Round Receiver. Tight End mag nach QB und Defensive Backfield eine der am schwierigsten zu bewertenden Positionen sein, weil sie in der NFL oft so anders als am College gespielt wird. Viele der heutigen Star-TE waren am College weniger als unauffällig (siehe George Kittle) und wurden einfach auf Basis ihres athletischen Profils gedraftet.
Und die TE-Prospects dieses Jahr sind m-a-s-s-i-v.
Darnell Washington als Beispiel: RAS Score von 9.90/10. 6’7, 264 Pfund mit einer Sprintzeit von 4.64. Riesiege Hände, massive Wingspan. Sein short shuttle hat alle baff hinterlassen – nur Jaxon Smith-Njigba hatte einen besseren Wert, und der wiegt mal locker 20 Kg weniger.
Washington ist ein herausragender Blocker. Als Pass-Catcher ist er ein bisschen riskant zu bewerten, weil er nur ganz wenige Targets gesehen hat. Aber in den wenigen Targets war er extrem effizient auf Redzone-Fades.
Noch krasser war Zack Kuntz, der etliche Combine-Rekorde für Tight Ends ausgelöscht und neu geschrieben hat. 10/10 Punkten im RAS Score. 6’7, 255 pfund, und sogar 4.55 Sprintzeit. Brutaler Antritt. Super Jumps.
Ist Kuntz ein kompletter Senkrechtstarter aus dem Nichts?
Jein. Kuntz spielte zuletzt bei Old Dominion, einem sehr kleinen FBS-Programm. Aber rekrutiert wurde er einst von Penn State – zugleich mit zwei anderen uns hinlänglich bekannten Prospects: Pat Freiermuth und Kyle Pitts. Pitts ging erst gar nicht hin, weil PSU ihn bei der Konkurrenz in die Defensive Line schieben wollte. Und einen Konkurrenzkampf gegen Freiermuth zu verlieren, ist bei Gott keine Schande.
Bei Old Dominion spielte Kuntz eine Rolle, die die NFL fast gar nicht mehr kennt – als Slot/WR Hybrid, mit wenigen in-line Snaps, viel nach draußen geschoben. Im Prinzip eine Art Mike Gesicki 2.0, nur explosiver. Die Frage ist jetzt, wie die NFL ihn bewertet. Jetzt rein gefühlt sind Tight Ends in den letzten 1-2 Jahren verstärkt wieder nach innen an die Line gezogen worden. Die Blocking-Frage ist wieder wichtiger geworden, seit die Zeiten der ganzen krassen Spread-Offenses vorüber sind. Kuntz bietet mit seinem athletic profile immense Upside, aber seine Rolle steht ein bisschen zur Diskussion.
Im Winter noch war Michael Mayer der TE1 auf den meisten Boards. Mayer war mit 6’04 249 Pfund etwas kleiner/schmäler als gedacht. Er ist aber ein super Blocker und vielleicht der kompletteste TE-Prospect im Jahrgang. Mayers RAS-Score von 8.1 war nicht ganz so überragend, aber doch weit oberhalb aller Schwellwerte, bei denen man sich Sorgen machen würde.
Luke Musgrave von Oregon State ist mit 6’05 und 253 Pfund und einem RAS-Score von 9.9 ein Freak, eine athletischere Version von Mayer. Sein Tape ist aber nicht ganz so sauber. Auch ein Sam Laporta von der TE-Uni schlechthin Iowa ist mit RAS-Score von 9.29 und 6’3 245 Pfund und einer famosen Sprintzeit von 4.59 ein herausragender Athlet.
In Summe möchte ich noch festhalten: Tight End ist üblicherweise keine der wertvolleren Positionen, und sie ist eine der am schwersten zu prognostizierenden. Die meisten der wenigen „Difference Maker“ auf dieser Position sind einst hoch gedraftet worden. Travis Kelce war 3. Runde. George Kittle war 5. Runde. Mark Andrews war 3. Runde. Top-10 Picks wie Hockenson oder Kyle Pitts haben sich nicht oder noch nicht wirklich ausgezahlt. Elite-TE kosten nur knapp mehr als die Hälfte wie Elite-WR.
Wenn wirklich mehr Tight Ends als Receiver in der 1ten Runde gehen, wäre das schon verblüffend, Freaks hin oder her. Washington hat seinen Status als 1st Rounder wohl zementiert. Mayer mit seinem Tape und seiner „locker good enough“ Athletik vielleicht Late 1st. Die anderen sind Projects mit viel Potenzial, aber zu viele von diesen Prospects sind über die Jahre krachend gescheitert.
Defensive Line
Der am meisten gehypte Tackle-Prospect Jalen Carter erfuhr wenige Minuten vor seiner Combine-Pressekonferenz einen immensen Dämpfer, als seine direkte Beteiligung an einem illegalen Autorennen mit tödlichem Ausgang bekannt gemacht wurde.
Carters PK wurde kurzerhand abgesagt, und von den Tests wurde er auch abgezogen. Ob es zu einer Anklage kommen wird, ist glaube ich noch nicht ganz klar – insofern hängt sein Draftstatus momentan in der Luft.
Der andere massiv gehypte Prospect, Will Anderson, setzte außer dem 40-yds Sprint alle Workouts aus. 40yds Dash ist für einen D-Liner kein wichtiger Drill – im Gegensatz zu den Agility- und Antritts-Drills. Passrusher müssen explosiv und auf engem Raum brutal beweglich sein. Mit 1.61 Startzeit im 40yds Dash hat er zumindest exzellenten „Burst“ nachgewiesen.
Bei Anderson wird erwartet, dass er auf dem Pro Day sehr gute Werte abliefert, aber nicht an andere Elite-Passrusher wie Myles Garrett oder Nick Bosa heranreicht. Ein 1B-Prospect, kein 1A Prospect.
Insgesamt hatten wir eine ganze Latte an Freak-Performances bei den Edge-Rushern. Zu den klaren Gewinnern gehörten:
- Nolan Smith aus Georgia. RAS-Score: 9.21 von 10. Keine Agilitäts-Drills, Körperbau doch ziemlich schmal für einen Passrusher, aber sensationeller Antritt, fantastische Explosivität in den Sprung-Drills. Smith rannte eine 4.39 Sprintzeit. Das ist besser als die meisten Defensive Backs. Für Passrusher ist die 40 Time eine eher unwichtige Kennzahl, aber Smith hatte auch andere famose Drills, sieht unglaublich beweglich aus. Gemeinsam mit seinem super Tape aus der Saison 2021 sollte Smith seinen Draft-Stock verbessert haben.
- Adetomina Adebawore (Northwestern). RAS: 9.85/10. 282 Pfund. Bestätigte die positiven Vibes aus der Senior Bowl Woche. Grandioses Athletic-Profile insbesondere in den Drills, die die beste Korrelation zu NFL-Erfolg haben. Vielleicht noch ein paar Zweifel, weil nicht klar ist, ob er ein 3-tech oder EDGE ist, aber die körperlichen Voraussetzungen regen zum Träumen an.
- Byron Young (Tennessee). RAS: 9.00/10. Nur unwesentlich schwächere Highlights als Adebawore, aber insgesamt vielleicht noch kompletter. Young ist halt mit 250 Pfund um einiges leichter als Adebawore.
- Lukas Van Ness (Iowa). RAS: 9.22/10. Gut auch in den Coverage Drills.
- Bryan Bresee (Clemson). RAS: 9.07 /10. Defensive Tackle. Bresee war die ganze 2022er Saison von gesundheitlichen Problemen geplagt, aber in der Combine hat er fantastische Drills hingelegt.
Defensive Backfield
Neben Gonzalez und einigen herausragenden Cornerback-Performances war Brian Branch der interessanteste Prospect. Branch war bei Alabama über Jahre der Slot-Corner, aber die Rolle wird in Nick Sabans Defense sehr ähnlich gespielt wie die Safety-Rolle in der NFL. Insofern projected Branch für die allermeisten Scouts als Safety. Daher war’s ein bisschen schade, dass er in der Combine in der Cornerback-Gruppe mitlaufen musste. Branch hatte einen schwachen 40yds Sprint, aber alles danach war sehr stark, v.a. die horizontale Beweglichkeit.
Branch ist kein Elite-Athlet. Aber Saban schwärmt von ihm. Safetys sind brutal schwer zu bewerten – insofern könnten wir Branch die Combine eher positiv als negativ auslegen.
Ist immer interessant zu lesen, wie Du hier faktenbasiert argumentierst und dann mogelt sich in der tatsächlichen Draft immer wieder ein RB oder Daniel Jones rein.
Im CBS-podcast habe ich gerade eine Erklärung gefunden. Ich zitiere: „Richardson: He threw the ball in one of these camps 70 yards, did a backflip and landed before the ball hit the ground.“
Auf solche Bewertungskriterien muss man erstmal kommen. 😀