NFL Offseason 2023 Ausblick: AFC North und AFC South

Nächster Teil von der NFL Offseason-Serie mit einem Update zu Lamar Jackson und dem Blick auf alle Mannschaften in AFC North und AFC South.

Die Serie macht Spaß. Aber ich bin nicht sicher, ob ich sie bis zum Wochenende durch kriege.

AFC North

Bengals

Die Bengals gehen ins vierte Jahr des Rookie-Vertrags von Joe Burrow. Das bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Offseason der neue Vertrag bei Burrow ansteht, und der wird nicht unter 50 Mio/Jahr sein. Nach allem, was wir von Burrow in den letzten zwei Jahren gesehen haben, dürfte er diesen Vertrag wert sein. Ob Burrow mit seinem Wurfarm wirklich langfristig in der QB-Elite mit einem Justin Herbert oder Josh Allen mithalten kann, wird sich zeigen.

Stand würde ich Burrow im Kreis der erweiterten Liga-Elite projecten – sagen wir mittelfristig in Tier 2 mit oder knapp unterhalb von Allen, Herbert, Trevor Lawrence, Lamar Jackson, aber definitiv unter Patrick Mahomes. Ein neuer Vertrag für Burrow heißt auch: Das so wertvolle Rookie-Fenster schließt sich langsam. NFL-Vertragsgestaltung lässt natürlich zu, dass Burrows Aufpreis erst in 1-2 Jahren wirklich spürbar gegen die Salary-Cap anschreibt und Cincinnati das Fenster damit noch ein wenig verlängern kann.

Aber: Der Vertrag wirft natürlich seinen Schatten voraus. Zum Beispiel müssen die Bengals gleichzeitig für ihre beiden Receiver-Juwele Ja’Marr Chase/Tee Higgins planen. Higgins war wie Burrow Draftklasse 2020, Chase 2021. Beide sind auf dem aktuellen Receiver-Markt für meine Begriffe über 25 Mio/Saison wert. Das wird langfristig nicht bezahlbar sein – und sollte auch nicht bezahlbar sein müssen, denn wenn Burrow tatsächlich der Superstar-QB ist, muss er Top-Performance auch mit nur einem von den beiden im Line-Up auflegen.

Im Zweifel würden sich die Bengals glaube ich dafür entscheiden, Chase zu behalten. Das bedeutet kurz- oder mittelfristig HigginsAbgang. Je früher Higgins verkauft wird, desto höher dürfte die Kompensation sein. So könnte es für die Bengals eine Entscheidung sein, Higgins schon heuer zu verkaufen.

Oder noch ein Jahr zu warten um das „Fensterzu maximieren – dann aber zu riskieren, Higgins die Franchise-Tag überstülpen zu müssen und gleichzeitig bei Chase schon mit dem Rücken zur Wand zu stehen und Verhandlungsmacht zu verlieren. Auf jeden Fall werden die Bengals schon in Kürze nicht mehr auf das absolute Traumszenario bauen können – Top-QB und zwei Top-Receiver alle auf Rookievertrag.

Ausgehend von dieser Makro-Entscheidung, was mit Higgins passieren soll, haben die Bengals weitere Baustellen, an denen es zu arbeiten gilt.

Receiver. Verlässt Higgins das Team, braucht es Ersatz – nicht einfach in einem Jahr, in dem es kaum vernünftige Receiver ohne Trade zu kriegen gibt.

O-Line. Trotz aller Investitionen stand die Bengals-O-Line in den Playoffs wieder blank. Weil Burrow tödlich präzise spielte, die Receiver gerade ausreichend Plays machten und die Defense erstaunlich performte, hätte es trotzdem fast zur zweiten Superbowl-Qualifikation hintereinander gereicht.

Aber: Da muss zumindest bessere Tiefe her. Am besten das eine oder andere Upgrade auf Starter. Dummererweise lässt sich z.B. der enttäuschende LT Jonah Williams nicht so einfach ersetzen, weil sein Vertrag keine Trennung für dieses Jahr zulässt (garantierte 5th Year Tag).

Defensive Backfield. Safety Jessie Bates ist so gut wie weg (Bengals verzichteten auf die Franchise Tag), und auf Cornerback stehen die Bengals ziemlich blank, es sei denn man vertraut auf Chidobe Awuzie (kommt von Verletzung zurück) und den als Rookie sehr anständigen Cam Taylor-Britt.

DefCoord Lou Anarumo hat mit seinen schon legendären Gameplans einige Schwächen übertüncht, doch Anarumo ist, wenn es noch ein Jahr so weitergeht, nächsten Winter weg, und wahrscheinlich reicht es schon mit dem aktuellen Personal nicht aus, um nächstes Jahr durch die Playoffs zu kommen. Könnte Cincinnati tatsächlich signifikante Ressourcen in einem Trade z.B. für Jalen Ramsey stecken?

Ohne Bates beginnt auch die „Achse“ in der Spielfeldmitte zu bröckeln. DT Reader, LB Wilson, S Bell sind noch da. Aber dieses stabile Rückgrat mit Bates im Verbund half in Vergangenheit enorm beim Scheming.

Cincinnati war zwei Jahre lang erstaunlich nahe an einem Superbowl-Titel. Ab sofort wird es nicht einfacher. Aber gerade weil diese großen Entscheidungen bevorstehen, sind die Bengals eins der interessantesten Teams. Die Performance der Bengals in 2022/23 war in meinen Augen gut genug, um einen aggressiveren „all in“ Approach für 2023/24 zu rechtfertigen. Es gilt nochmal: Fix the OL, go for the title.

Ravens

Der Name, um den sich alles dreht, ist Lamar Jackson. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt – ich habe sie gestern auch noch einmal ausführlich aufgedröselt.

Wenn die Ravens mit der billigeren der beiden Franchise-Tags durchkommen ohne ein Vertragsangebot matchen zu müssen, dann werden die Zweifel ob geheimer Absprachen in NFL-Hinterzimmern immer bleiben. Ich hab gestern im Kevin-Cole-Podcast noch einmal einen guten Input bekommen, was an den „fully guaranteed“ Verträgen eventuell tricky ist: Liquidität.

Abgesehen von den in frischem Geld schwimmenden, aller-reichsten NFL-Ownern (Denver, Rams, Panthers) verfügen die meisten NFL-Owner zwar auch über beträchtliches Vermögen, aber eher in Form von Assets und Beteiligungen, als von Cash. Für NFL-Verträge müssen sie allerdings den guaranteed“ Anteil mit *pling* einer Garantie hinterlegen – was für die allermeisten Owner bedeutet: Kredit aufnehmen. Kredite kommen bekanntlich nicht ohne Kosten.

Vermehrt umgehen die NFL-Teams dieses Problem in der Vertragsgestaltung mit den „rolling guarantees“ wie z.B. bei Tannehill oder Mahomes (Vertragsjahre werden z.B. zwei Jahre im Voraus „garantiert“, außer der Spieler wird gecuttet – aber ein Cut geht gerade in den ersten Jahren mit so viel Dead-Money einher, dass der Vertrag de facto mehrere Jahre lang quasi garantiert ist).

Cole meint, Jackson wäre gut beraten, so einen Deal zu akzeptieren. Aber Jackson hat keinen Berater. Er scheint seinen Stuff tatsächlich durchzuziehen. Ich ziehe meinen Hut vor solchen Eiern, auch wenn es finanziell am Ende nicht ganz so gut ausgehen könnte.

Gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass Jackson unter der Franchise-Tag bleibt.

Baltimore hat im Jänner Todd Monken zum neuen OffCoord bestellt. Lamar wurde wohl nicht konsultiert, aber das hat per se nix zu bedeuten. Das Scheme wird unter Monken auf jeden Fall umgestellt, denn der passgewaltige Monken ist eine radikale Abkehr vom lauflastigen Greg Roman. Auf jeden Fall werden die Ravens auf Receiver investieren müssen – und zwar mehr als in den letzten Jahren. Ideales Jahr ist 2023 dafür zwar nicht, aber vielleicht kommt ein Tier-2-Receiver für einen 1st oder 2nd Rounder auf den Markt.

O-Line ist seit zwei Jahren ein Knackpunkt. LT Ronnie Stanley ist ein permanentes Verletzungsrisiko. Right Tackle ist auch eher suboptimal besetzt. Es braucht mindestens einen verlässlichen Swing-Tackle.

In der Defense hat man in den letzten 12 Monaten teuer mit CB Humphrey oder LB Roquan Smith verlängert, FS Marcus Williams verpflichtet und FS Kyle Hamilton gedraftet. Die Spielfeldmitte ist damit erstmal abgesichert.

Der Passrush bleibt etwas kritisch, weil der olle Justin Houston als Mitt-Dreißiger nicht mehr ewig kann und sich Odafe Oweh auch im zweiten Jahr nicht so gut gemacht hat wie erhofft. Oweh galt immer als echtes Project – insofern ist es vielleicht fair, ihn noch nicht abzuschreiben; solche rohen Passrusher schaffen manchmal erst in Jahr 3 den Breakout.

Wirklich extrem viel zum Arbeiten haben die Ravens freilich nicht, denn auch mit der „billigeren der beiden“ Franchise Tags blockiert Jackson aktuell 32 Mio vom Cap-Space. Damit sind die Ravens kurz vor Beginn der Free Agency leicht in der Miese, und haben nicht allzu viele Hebel um mit Cuts Platz zu schaffen. Es könnte auf Restructions bei Leuten wie Humphrey hinauslaufen, aber auch auf die Trennung von wichtigen Depth-Oldies wie Calais Campbell.

Browns

Die Browns müssen die Offseason nutzen, um den Mann, für den sie die Seele ihrer Franchise verkauft haben, in ihre Offense einzubinden. Gemessen an dem, was Deshaun Watson letzten Dezember nach seinem Comeback gezeigt hat, ist das eine Herkulesaufgabe. Oder war es einfach nur Rost nach fast zwei Jahren Zwangspause?

Glaubt man den Berichten, wird die Browns-Offense ab 2023 Watsons Offense. Kevin Stefanski ist das zuzutrauen, denn er hat NFL-Football verstanden:

Ob ein Nick Chubb damit auf den Trade-Markt kommen würde, weiß ich nicht, aber hoher Fokus auf Watson könnte für mehr Shotgun sprechen. Das würde auch mehr Receiver erfodern. Amari Cooper ist noch immer ein sehr guter WR1, aber es fehlen verlässliche Nummern 2 und 3. ich denke, an der Stelle werden die Browns ansetzen.

Defensiv ist das Team etwas „leichtgewichtig“ gebaut. 2022 wurde die D-Line über die Mitte immer und immer wieder überlaufen. Cleveland könnte eins der Teams sein, das ein höheres Investment in einen Defensive Tackle mit Fokus Run-Defense verträgt – aber eventuell auch einen zweiten Passrusher, damit sich nicht alles auf Myles Garrett konzentriert.

Im Defensive Backfield ist man auf Cornerback passabel besetzt – es sei denn, Denzel Ward landet auf dem Trade-Block. Safety dagegen ist eine Sollbruchstelle. Ein John Johnson soll ein Cut-Kandidat sein, und die Draftpicks der letzten Jahre haben sich nicht wie gewünscht entwickelt. Teures Investment ist wahrscheinlich nicht möglich, weil der Monster-Vertrag von Watson einschlägt, aber da wird mit Sicherheit versucht, per preiswertem Routinier nachzubessern.

Steelers

X-te Winning-Season hintereinander für Mike Tomlins Steelers. Ich gebe zu, das kam dann doch überraschend. Die Steelers waren ein Regressionskandidat und spielten das halbe Jahr mit Mitchell Trubisky auf QB. Aber es hat gezeigt: Letztes Jahr QB Kenny Pickett in der 1ten Runde zu draften war kein schlechter Process. Ich fühle mich mit meiner hohen Grade für den letzten Draft bestätigt.

Pickett ist schon eine geile Socke: Ein Nudelarm vor dem Herrn, aber genug Sugo auf der Nudel mit Traute für jeden noch so unmöglichen Wurf.

Und Pickett hat in 2023 Waffen: Mit Deionte Johnson ist schon verlängert worden, und Johnson wird 2023 von Touchdown-Regression profitieren. Dazu der famose George Pickens, der als Rookie einen spektakulären Big Plays nach dem anderen aus dem Arm geschnackelt hat und mit etwas mehr Konstanz in 2023 ein gewaltiger Breakout-Kandidat ist. Und TE Pat Freiermuth als #3. Viele bessere Starting-Dreizacke gibt es in der NFL nicht. Es fehlt allenfalls die Tiefe – vielleicht sollte der Steelers-Scout mit der besonderen WR-Expertise zur anstehenden Scouting-Periode reaktiviert werden.

Defensiv bleiben die Steelers echt solide. Eine Front mit T.J. Watt und einem noch immer starken Cam Heyward plus Stabilität hinten dank Minkah Fitzpatrick, einem der wenigen NFL-Defensive Backs, für die man wirklich jedes Jahr Top-Performance projecten kann.

Die größte Schwachstelle bleibt nominell Cornerback. Würden die Steelers sogar für einen Jalen Ramsey mitbieten? Ramsey und Fitzpatrick in ein und derselben Secondary? Das Investment wäre extrem hoch: Beide für 1st Rounder geholt, beide mit teurem Vertrag ausgestattet.

Aber nicht vergessen: Die Steelers haben einen QB und WR auf Rookievertrag, und beide sehen vernünftig, in Pickens‘ Case sogar potenziell grandios aus. Entlassungskandidaten wie Trubisky, Myles Jack oder William Jackson sparen per sofort fast 30 Mio Cap-Space, ohne Dead-Money anzuschreiben. Da wäre finanzieller Spielraum da, um noch einen großen Namen zu integrieren.

Wahrscheinlich werden es aber moderate Investments werden. Sollte sich Pickett entsprechend entwickeln, könnte man nächste Offseason zum Großangriff blasen.

AFC South

Jaguars

Das erste gemeinsame Jahr von Headcoach Doug Pederson und QB Trevor Lawrence können wir als Erfolg verbuchen. Aber der harte Teil kommt erst jetzt: Aus einem aufstrebenden Team einen echten Contender bauen. Ich weiß nicht, ob ich GM Trent Baalke das zutraue.

Lawrence als QB war auch letztes Jahr noch ein ziemliches Auf und Ab. Er hatte gute Momente, er hatte schlechte Momente. Seine allergrößte Stärke mag aktuell noch sein, kein Gedächtnis zu haben – sprich: Er blendet vergangene Fehler aus, hält den Kopf immer hoch und lässt sich durch nichts beeindrucken. Ich glaube, dass Lawrence das schafft, was ich gleich schreibe, aber es ist trotzdem notwendig zu betonen: Noch ist er kein Top-5 QB. Nächste Saison könnte er aber einer sein.

Einmal fehlt noch Konstanz. Aber dann fehlte 2022 auch noch ein echter Outside-Playmaker. Die Offense war letztlich etwas arg auf die Spielfeldmitte fokussiert. Das können Teams wie 49ers oder Chiefs stemmen, weil sie zu überragenden Playcallern noch überragendes Waffenarsenal bzw. den besten QB aller Zeiten haben, aber nicht die Jags.

Die Jags sicherten sich letztes Jahr die Rechte an Calvin Ridley. Der ex-Bama und Ex-Falcons WR hat das Potenzial zu einem echten WR1. Er verpasste die letzten beiden Spielzeiten u.a. da er von der NFL für unerlaubte Sportwetten gesperrt wurde, aber sollte er noch den „Juice“ von 2020 haben, wäre er einen Versuch wert.

Alternativ könnte Jacksonville für oben genannten Higgins in Cincinnati anfragen. Higgins und Lawrence waren schon am College in Clemson Teamkollegen und spielten die Konkurrenz in Schutt und Asche. Higgins würde p-e-r-f-e-k-t in diese Offense passen und mit Lawrences Rookievertrag wäre er sogar bezahlbar.

Die anderen größeren Schwachpunkte bleiben O-Line und Secondary.

Prinzipiell sind nur Left Tackle (Cam Robinson) und Right Guard (Brandon Scherff) gesattelt. Beide haben nicht das allerbeste Jahr gespielt, aber sind Konstanten. Auf den anderen Positionen würden sich preiswerte Upgrades schnell auszahlen.

In der Secondary scheint sich CB Tyson Campbell zu einem Star zu entwickeln, aber hinter ihm ist zu wenig Depth. CB Griffin wird entweder restructured oder entlassen (13 Mio Cap-Savings). Sehr gut denkbar, dass einer der ersten beiden Picks auf Cornerback reingepulvert wird und noch ein routinierter Safety obendrauf in Free Agency kommt.

Insgesamt gilt: Die Defense war zu oft Vanilla, aber es ist trotzdem vorstellbar, dass sie selbst ohne große Investments einen Leistungssprung hinlegt. Zum einen geht EDGE Travon Walker ins zweite Jahr. Walker war immer ein Project als #1 Overall Pick, und 2023 hat genau das gezeigt: Ein paar hell strahlende Highlights, einigermaßen gute Basis als Run-Defender, aber im Passrush weit von der notwendigen Konstanz entfernt um als Klassemann durchzugehen. Potenzial bleibt aber da, und wurde schon angedeutet.

Die Chance ist da, dass der Jags-Passrush nächstes Jahr mit Walker, Josh Allen und Arden Key richtig zündet, ist auf alle Fälle da. Auch LB Devin Lloyd als letztjähriger 1st Rounder könnte mit mehr Erfahrung ein Leistungsträger werden.

Colts

Ich hab’s schon im Headcoach-Eintrag geschrieben: Die Colts müssen diese Offseason eine Quarterback-Lösung finden. Ein weiteres Jahr im Hamsterrad der durchschnittlichen Veteranen ist nicht vertretbar. Sie halten den #4 Pick und haben schon durch ihren Owner lauthals verkündet, einen QB draften zu wollen.

Sie sind einer der Kandidaten, einen Trade mit Chicago auf #1 hoch einzufädeln. Sowas kostet fast sicher einen zusätzlichen 1st. Finden sie dadurch ihre langfristige Lösung, ist das ein kleiner Preis. Finden sie sie ohne Trade nach oben: Noch besser.

JUST FIND THE GUY.

Wen sie nehmen? Keine Ahnung. GM Chris Ballard hat in den letzten Jahren immer wieder gezeigt, dass er auf athletische Upside geht, aber würde er auch auf der QB-Position so denken, oder bloß bei Linebackern, Guards oder Cornerbacks? Und wie viel Macht hat Ballard „in-house“ noch?

Natürlich ist QB in einem Team, das die letzten Jahre die eher unwichtigen Positionen (Guard, Linebacker, Runningback) priorisiert hat, nicht die einzige Lücke. Auf Left Tackle z.B. steht man blank, wenn sich der Österreicher Bernhard Raimann in Jahr 2 nicht massiv entwickelt. Wide Receiver vertrüge (? Ist das der richtige Konjunktiv?) auf WR1 und WR3 Verbesserung, denn Michael Pittman ist eigentlich eine klassische #2.

Defensive End ist so naja, u.a. weil Kwity Paye als 1st Rounder 2021 noch nicht so wirklich gezündet hat. Dazu Cornerback und der Safety neben Justin Blackmon: Gibt mehr zu tun, als in einer Offseason möglich ist. Es muss auch nicht zwingend alles 2023 passieren.

Cap-Space lässt sich recht einfach kreieren, indem man sich von Leuten wie QB Matt Ryan (17 Mio Einsparung bei 18 Mio Dead-Cap) oder CB Kenny Moore (8 Mio Einsparung) trennt – also sind die Colts auch auf dem Free-Agency-Markt ein zu beachtender Player.

Titans

Wer es mit den Titans hält und von einem Superbowl träumt, tut mir leid. Denn wenn der neue GM Ron Carthon hält, was er verspricht, werden in Nashville die Uhren ins Jahr 1995 zurückgestellt:

Wenn das die neue Richtung ist, die Tennessee nach dem von Headcoach Mike Vrabel gewonnenen Machtkampf mit dem inzwischen gefeuerten ex-GM Jon Robinson einschlägt, dann Gute Nacht.

Was wir schon wussten: Vrabel hat als Coach ziemlich viel aus dem Kader geholt. Aber wenn ich mir das genauer anschaue, dann krankt es bei genauem Hinsehen an fast jeder Stelle:

  • QB: Ryan Tannehill ist ziemlich exposed, und mittlerweile hat der letzte verstanden, in welche Sackgasse der Tannehill-Vertrag führt. Tannehills Cap-Zahl von 36 Mio für 2023 ließe sich durch eine Trennung halbieren, allerdings bleiben dann 18 Mio in den Büchern an Dead-Money stehen, ohne dass die Titans mit ihrem #11 Overall Pick eine sichere Nachfolgelösung im Petto haben. An Malik Willis schien man letztes Jahr nicht zu glauben; sie konnten es nicht erwarten, Josh Freaking Dobbs zu bringen um Willis vom Feld zu nehmen.
  • RB: Derrick Henry spielte erneut eine gute Saison, aber die Zahl an Carries wird nicht geringer. Irgendwann ist er aufgebraucht. Es gab die Tage Trade-Gerüchte um Henry, die recht schnell dementiert wurden – aber Sinn machen: Wenn man für Henry noch was bekommt, dann jetzt.
  • WR: Ohne AJ Brown war das letztes Jahr nix mehr. Robert Woods ist schon Geschichte und ob Treylon Burks in Jahr 2 die Erwartungen erfüllt, ist ungewiss. Tiefe dahinter ist inexistent.
  • OL: Left Tackle Lewan gehört zu den besseren OT in der NFL, aber alle vier anderen Positionen vertragen ein Upgrade. Update: Lewan wurde gecuttet. Bei PFF wie bei ESPN war diese O-Line zuletzt eine der allerschwächsten in der NFL. Es braucht Rundumerneuerung.
  • DL: Jeffery Simmons ist ein Superstar mit DPOY-Potenzial, aber von den Flanken kommt nix. Bud Dupree ist fast sicher ein Cut-Kandidat (um die 10 Mio Einsparungspotenzial) – auch so etwas, das *harhar* keiner erwarten konnte, dass der l

Gefühlt werden die Titans erst wieder spannend, wenn sie wirklich mit Verve eine Neubesetzung auf QB in Angriff nehmen. Aber das passt dann überhaupt nicht zu den einleitenden Worten vom neuen GM. Insofern: Das wird eine „Football Guy“ Offseason in Tennessee.

Texans

Die Texans sind auch nach zwei Jahren des Umbruchs einer Expansion-Franchise so nahe wie es als bestehendes Team nur geht: Nur zwei echte hochklassige NFL-Spieler im Kader (LT Laremy Tunsil und WR Brandin Cooks), kaum hochklassiges Talent aus dem letzten Draft (einzig CB Derek Stingley), dafür Zillionen hohe Picks und einen neuen Headcoach mit einem Sechsjahresvertrag ausgestattet.

Was von GM Nick Caserio zu halten ist: Keine Ahnung. Theoretisch sollte er nach Jahren in Foxboro etwas von seinem Fach verstehen, aber Belichick-Schüler haben in der NFL größtenteils unglücklich agiert, und Caserio hat mit zwei Headcoach-Entlassungen in zwei Jahren, den bizarren Bibelstunden mit dem Owner und seiner Einmischung ins Playcalling eher unangenehm, aber mindestens unkonventionell, begonnen.

Prinzipiell ist für diese Offseason alles denkbar – sogar ein Spielen auf Zeit, noch keinen QB an #2 zu draften, sondern erstmal klassisch „Defense Headcoach“-mäßig Trenches draften und auf Caleb Williams 2024 spekulieren. Wie gut solch „vorausschauendes“ Tanking klappt, haben wir in den letzten Jahren u.a. in Miami, Cleveland oder bis jetzt eben Houston gesehen.

Ich fände es weiterhin einen Fehler, keinen 1st Round QB zu draften und z.B. einen Veteran wie Garoppolo zu holen. Aber der lange Vertrag bei DeMeco Ryans könnte „Zeitschinden“ vereinfachen, denn eins ist den Verantwortungsträgern in Houston ganz sicher bewusst: Ab dem Moment, an dem der QB da ist, tickt die Zeit.

Wird es der „langsame“ Umbruch, dann sind auch Verkäufe von Tunsil und Cooks denkbar, weil Contender wird man dann frühestens 2025. Cooks bestreikte schon 2022 ein Spiel, weil er keine Lust mehr auf dieses Trash-Team hatte. Er ist noch ein mehr als passabler, wenn auch durch sein Team längst vergessener, Receiver. Welchen Gegenwert er mit 29 Jahren noch bringt, wage ich aber nicht zu bewerten.

Ressourcen sind auf alle Fälle da: #2 und #12 Overall Draftpick, dazu #33 und #65 plus über 40 Mio an Cap-Space.

Die Texans müssen aber, bevor sie anfangen, etwas zu bewegen, sich wirklich genau im Klaren sein, was denn eigentlich ihr Plan ist: Zügig beginnen, den Contender zu bauen, oder „long game“. Denn ansonsten verpulvern sie ihre Ressourcen an den falschen Stellen, kaufen zu teuer ein und führen ihr Team mittelfristig ins Mittelmaß.

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2 Kommentare zu “NFL Offseason 2023 Ausblick: AFC North und AFC South

  1. Als Browns Fan muss ich jetzt hier einiges zu den Browns ergänzen:
    Der Cut von Johnson ist schon seit einer Woche beschlossene Sache und auch allen Beteiligten bekannt. Spielt nur rein auf dem Papier noch bei den Browns.
    Bei den WR fehlt vor allem ein Deep Threat bzw. Speedster. Denn tatsächlich haben sich Donovan Peoples-Jones und Njoku gut entwickelt und wurden nur durch Watson von einer besseren Saison abgehalten. DPJ hatte über 800 Yards und damit mehr als bspw. Meyers oder Pickens (außerdem Wert als ST und Blocker), die aber höher in der Diskussion sind. Njoku hatte mehr Receiving Yards als bspw. Dalton Schultz und hat eine gute PFF Rate als Blocker. Ansonsten sind zwei Rookie Receiver in Kader, die noch Potential haben. Sollte Watson zu alter Form finden und ein Speedster wie bspw. Hyatt zu den Browns fallen (und dieser natürlich auch sein Potential umsetzen können, kann das eine extrem krasse Offense werden. Aber alles steht und fällt halt mit der Entwicklung von Watson (den ich als Person auch als Brownsfan gelinde gesagt kritisch finde). Klickt es bei ihm nicht, ist das alles hinfällig.
    Die Defense hat als Säulen vor allem Garrett und drei gute Cornerbacks. Die LBs sehen eigentlich gar nicht schlecht aus. Nach Woche 2 war das mit die stärkste LB Gruppe der NFL. Dann haben Verletzungen hier viel zerschossen. Delpit als S war in der zweiten Saisonhälfte endlich mal annähernd an dem Niveau, was man von ihm erwartet hatte und hatte dabei auch ein paar Spiele, wo er echt überragt hat. Bei den Safetys wird man aber in der FA garantiert günstige Ergänzung finden. Das größte Projekt gerade mit dem neuen Defensive Coordinator Schwarz ist die D Line. Man war grottig gegen den Run. Das darf nicht noch einmal passieren. Man hat hier Garrett und als Talente Wright (als 3ter Edge ok) und Winfrey (der gute Ansätze als DT zeigte). Hier vertraut man wohl vor allem auf Schwartz, der schon zwei mal eine Beton D Line gebaut hat (Philly und Titans). Da werden Veterans kommen (vll aus Philly?) und man wird ansonsten versuchen im Draft vor allem von der Edge und DT Tiefe dieses Jahr zu profitieren.
    GO BROWNS

  2. Vielen Dank für den Überblick.

    Es würde mich allerdings sehr wundern, wenn meine Steelers bei Ramsey mitböten. Wenn ich das richtig sehe, hat er immer noch einen Cap Hit von 12 Mios.
    Ich gehe zwar davon aus, dass die erwähnten Verträge von ILB Jack und CB Jackson III so nicht Bestand haben werden und es bei QB Trubisky drauf ankommt, ob er als Backup bleiben möchte. Auch hinter die 13 Mios von OT Okorafor würde ich mal ein Fragenzeichen setzen. Dazu kann man noch durch Restrukturierungen bestehender Verträge ein paar $ freischaufeln (die Steelers sind recht knickerig was Guaranteed Salary angeht, sodass ab dem zweiten Vertragsjahr gerne Salary in Bonus umgewandelt wird, um den Cap Hit zu strecken, da dürfte sicherlich DT Heyward mit 16 Mios ein Kandidat sein).
    Somit könnte ich mir vorstellen, dass man somit vielleicht sogar auf fast 40 Mios Cap Space käme.

    Aber dafür sind die Löcher auch teilweise gewaltig.
    Wenn man Jack entlässt, hat man keinen einzigen ILB auf dem Roster, der auch nur ansatzweise NFL-Tauglichkeit bewiesen hat (meine größte Sorge für den Draft dieses Jahr ist, dass sich Tomlin wieder in einen ILB verliebt. Am besten auch noch dafür hochtraden…). Auch die ja ohnehin in Summe allenfalls mittelprächtige Secondary ist aktuell ein absoluter Torso: mit S Edwards, S/LB Kazee und CB Sutton sind die drei besten Spieler hinter S Fitzpatrick UFAs. Bleiben noch Wallace und Witherspoon, die vom Format her eher CB3 und CB4 sind, dazu ein paar JAGs für Tiefe und ST.
    In der DL ist Heyward absolut herausragend, aber es muss mindestens noch ein nennenswerter DT kommen (Alualu, nach langwieriger Verletzung ohnehin nur noch ein Schatten seiner selbst und Ogunjobi sind beide FAs) und auch der Passrush könnte noch etwas Tiefe vertragen.
    Die OL hat sich im Laufe der Saison durchaus ins Mittelfeld entwickelt, hat aber auch davon profitiert, dass sie praktisch verletzungsfrei geblieben ist. Viel Tiefe sehe ich da nicht und bei den Starten sind sicherlich C/G besser gewesen als die beiden OT, von daher könnte man bei Letzterem sicherlich auch noch ein Upgrade vertragen.
    Die Situation auf WR hattest Du angesprochen, wobei mit WR Austin III ein 4th rounder vom letzten Jahr zurückkehrt, der verletzungsbedingt keinen Snap gespielt hat, in der Vorbereitung aber auch nicht schlecht aussah.

    Alles in allem sehe ich da viel zu große Löcher im Roster, als dass man es sich leisten könnte bei den dicken Fischen wie Ramsey mitzubieten. Neben dem Gehalt sind ja auch noch Picks fällig, die einem dann wiederum fehlen um über den Draft Bedarf zu adressieren.
    Ich hoffe eher darauf, dass man mit CB Sutton verlängert und einen der beiden hohen Picks (#17 und #32, danke Bears!) in einen CB investiert.

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