NFL Offseason 2023 Ausblick: Die West-Divisionen

Heute werfen wir einen Blick auf die West-Divisionen in AFC und NFC.

AFC West

Chiefs

Die Chiefs haben ihr „Jahr des Umbruchs“ mit dem Titel beendet: Viel rosiger kann ein Ausblick gar nicht beginnen. Und das beste kommt noch:

  1. Etliche ihrer Leistungsträger waren Rookies, gerade in der Secondary.
  2. GM Brett Veach hat schon der Verlockung widerstanden, LT Orlando Brown, für den er erst vor zwei Jahren einen 1st Rounder zahlte, die Franchise-Tag zu geben.
  3. Nur wenige nennenswerte Free Agents: Eben Brown, dazu RT Andrew Wylie, WRs Juju und Mecole Hardman, D-Line-Roleplayer wie Derrick Nnandi und Carlos Dunlap sowie Safety Juan Thornhill
  4. Ein Entlassungskandidat wie Frank Clark kann allein über 20 Mio Cap-Space freischaufeln. Weitere Restrukturierungsmöglichkeiten für den Fall bieten z.B. der Patrick-Mahomes-Vertrag oder Chris Jones.

Die Chiefs waren in der Salary-Cap-Ära der Titelgewinner mit dem teuersten Quarterback: Mahomes blockierte letzte Saison 17% vom Gehaltsbudget. Vorheriger Rekord waren 12.5% gewesen. Und: Die Chiefs nutzten noch nichts von den Restrukturierungsmöglichkeiten, die der Mahomes-Vertrag ihnen bietet. Das heißt: Sie starten, was Mahomes‘ Vertrag angeht, unbelastet in die neue Saison.

2022 schrieb Mahomes 34 Mio gegen die Chiefs-Cap an. Heuer werden es 49 Mio. sein. Die Chiefs haben nicht extrem viel Cap-Space, aber mit der Trennung von Clark oder eben dem Hebel, ein Gros von Mahomes‘ Roster-Bonus in Handgeld umzuwandeln, existiert einige Flexibilität – wenn es denn überhaupt notwendig ist.

Ich sehe bei den Chiefs drei Themen.

#1 Die Superstars. Mahomes‘ Vertrag mag in Summe an die 500 Mio wert sein, aber im Kontext der Quarterback-Verträge bleibt er ein Schnäppchen. Obwohl der Vertrag noch ziemlich langlebig ist, müsste Mahomes über beträchtliche Verhandlungsmacht verfügen und könnte das Team zurück an den Verhandlungstisch fordern.

Dazu Chris Jones. Letztes Jahr Vertrag für den wichtigsten Verteidiger. Vor einem Jahr hätte ich mir einen Jones-Verkauf vorstellen können. Jetzt eher nicht mehr – obwohl Jones‘ nach der Saison seines Lebens wahrscheinlich so viel wert ist wie nie mehr in Zukunft. Im Gegenteil: Eher wird das ein neuer Vertrag für Jones. Der könnte kurzfristig Cap-Space schaffen, aber wird in Summe natürlich heftig teuer.

Kelce: Vielleicht kein neuer Vertrag, aber mit 34 wird Kelce nicht jünger. Allein deshalb sollten die Chiefs Receiver auf der Agenda behalten.

#2 Receiving-Corps. Damit sind wir schon beim Thema. Unwahrscheinlich, dass die Chiefs sich teuer verstärken, gerade jetzt nachdem sich gezeigt hat, wie Reid/Mahomes effiziente Offense aus nur mittelprächtigem Personal kreieren. Aber ich habe nicht vergessen, wie die Chiefs 2020 einen Runningback drafteten, einen Pick vor Tee Higgins. Es bleibt eine gute Idee, auch weiterhin konstant mit einem der höheren Pick Receiver zu draften, einfach um für ständigen Nachschub zu sorgen.

MVS würde bei Entlassung 7 von 11 Mio Cap-Space einsparen, war aber als deep threat durchaus ein wertvolles Asset in dieser Offense. Juju soll wohl bleiben – als Possession-Receiver mit dem Willen, für den Run zu blocken ist er auch ziemlich wertvoll. Ob er aber nochmal für bloß 4 Mio unterschreibt? Naja… Hardman hat sich nie richtig entwickelt, aber sein Speed hat in pre-snap Motions geholfen, EDGE-Rusher „in conflict“ zu setzen. Er ist ein Role-Player, der nicht allzu viel wert sein sollte – aber womöglich woanders ein besseres Angebot bekommt.

Dazu Justin Watson, Skyy Moore und all die namenlosen Tight Ends: Es reichte zuletzt u.a., weil Kelce noch so grandios performte. Aber ich würde trotzdem versuchen, noch einen Rookie nachzulegen, einfach um dann bestmöglich für die Zeit nach Kelce vorbereitet zu sein.

#3 Die Schwachstellen. Beide Offensive Tackle-Positionen sind aktuell unbesetzt. Dazu ist Edge-Rusher gefährlich dünn. Zwei Rookies und zwei solide Veterans sind durchaus vorstellbar.

Ich habe keinen genaueren Einblick, aber noch ist das Schreckgespenst einer teuren Verlängerung bei Brown nicht ganz vom Tisch. Wylie könnte man eventuell zum richtigen Preis halten, sollte man dem jungen Lucas Njang noch nicht so recht trauen. Optional könnten die Chiefs einen Tackle draften.

Im Draft hängt natürlich einiges an der Verfügbarkeit der Prospects, aber jeweils ein OT + WR + EDGE wären an Chiefs-Stelle meine ersten drei Picks. Reihenfolge TBD.

In Summe gilt: Veränderung in der NFL ist nicht nur notwendig. Sie ist auch gut. Keep the band together hat in diesem Sport noch nie so wirklich funktioniert.

Ziel der Chiefs in dieser Offseason sollte sein, Mahomes zufrieden zu halten, die Schwachstellen zu stopfen, ohne sich zu reaches oder krassen overpays hinreißen zu lassen und die Zeit nach Kelce im Auge zu behalten. Wenn es trotz der fehlenden Sexyness von Kansas City als Ort dabei gelingt, auch noch Patriots-like mit der Aussicht auf Superbowl-Ringe die Preise zu drücken, umso besser. Dann sprechen wir nächstes Jahr vielleicht wirklich darüber, wie die Chiefs-Dynastie nach drei Superbowlringen in sechs Jahren historisch einzuordnen ist.

Chargers

Die Chargers waren trotz Playoff-Qualifikation eine der Enttäuschungen der Saison, und das liegt längst nicht nur am Kollaps in der Wildcard-Runde. Schon davor war es eine zähe Geschichte gewesen. Sie sehen in ihrer eigenen Division mit den Chiefs einem Juggernaut ins Gesicht, an dem vorbeizukommen über Jahre schwierig sein wird. Aber immerhin haben sie in Justin Herbert einen QB, der wohl auf Jahre einen extrem hohen Floor anbietet.

Es gilt das Credo: Herbert ist nicht perfekt, und er ist kein Mahomes. Aktuell noch bestehen ein paar Zweifel, ob er in seinem Spiel nicht doch eine etwas zu konservative Ader hat, die seine Upside bei allen anderen faszinierenden Stärken limitiert. Trotzdem wird er fast sicher einen fetten QB-Vertrag mit um die 50 Mio/Saison bekommen. Ähnlich wie bei den Bengals wirft dieser Vertrag schon jetzt seine Schatten voraus.

Anders als bei den Bengals haben die Chargers aber nicht den Luxus, über die Zukunft von zwei Receiver-Juwelen zu entscheiden. Eher gilt es, mittelfristig Cap-compliant zu bleiben. Verträge wie JC Jackson oder Khalil Mack schauen schon ein Jahr nach deren Ausstellung/Trade wie schwer zu finanzierende Albatrosse aus und könnten GM Telesco zur Entscheidung bringen, sich früher oder später zu trennen. Bei Mack spart eine „frühere“ Trennung – a.k.a. noch heuer – um die 18.5 Mio Cap-Space. Jackson ist bis mindestens nächste Offseason gebunden.

Prio 1 in der Offense wurde schon erledigt: Den OffCoord auszutauschen. Joe Lombardi war so grausam wie erwartet. Jetzt kommt Kellen Moore. Dessen Zeit bei den Cowboys war seinerseits ein „mixed bag“, aber wenn an den Gerüchten der letzten Wochen was dran ist, dann dürfen wir die Einstellung erstmal eindeutig positiv deuten: Moore soll in Dallas „zu aggressiv“ und „zu passlastig“ für die alten weißen Herren gewesen sein, und wurde deshalb durch Brian Schottenheimer ersetzt. Die Hoffnung ist, dass er seine Ideen in L.A. von der Leine lassen darf. Es ist eine vorsichtige Hoffnung, denn Headcoach Brandon Staley machte in den letzten Jahren immer wieder klar, dass seine eigene Idealvorstellung von Offense in ball control, Spiele strukturiert runtereiern liegt.

Ohnehin brauchen die Chargers offensive Nachbesserung im Roster.

Wide Receiver hatte zuletzt keinen Speed. Mike Williams ist ein guter Deep-Threat, aber er ist kein Sprinter, und bei der miserablen O-Line war meistens nicht viel Zeit um downfield zu rennen. Keenan Allen war nie ein Sprinter. Mit bald Mitte Dreißig könnte er bei entsprechender Vertragsanpassung wohl noch als Possession-Receiver für 80 Catches im Kader bleiben.

Beide werden behalten – ihre Verträge wurden erst gestern restrukturiert um Cap-Space freizuschaufeln (merke: Restructions limitieren künftige Flexibilität im Roster-Management).

Aber das Problem mit dem Speed wird weder Williams noch Allen in diesem Leben noch lösen. Ergo: die Chargers brauchen Speed von außen. Der Draft sieht zahlreiche Speed-Irrwische für die 2te und 3te Runde vor. Bei mir ist fest eingeplant, dass sie mindestens einmal zugreifen.

O-Line-Depth ist brutal kritisch. Der erste Anzug der O-Line klingt theoretisch sehr passabel. Aber LT Rashawn Slater war zuletzt die ganze Saison verletzt. Center Corey Linsley fällt mehr Spiele aus als er spielt. Der letztjährige 1s Rounder RG Zion Johnson war als Rookie horrend. Solche Prospects gibt die NFL üblicherweise nicht nach einem Jahr auf, aber bissi „Contingency“ braucht’s dann vielleicht doch. Auf RT kann man den ständig verletzten Bulaga vergessen, aber Jamaree Salyer hat sich als passabler Ersatzmann erwiesen.

In der Defense haben wir die Frage „Mack ja oder nein“, was sich in erster Linie am Gehalt festmachen lässt. Run-Defense war einigermaßen gefixt. Passrush-Depth bleibt aber mit den ständigen Ausfällen von Joey Bosa ein Problem.

Festzuhalten bleibt ein letztes Mal: Die Bolts haben zwei Jahre damit vergeudet, auf einen der übelsten OffCoords in der NFL gesetzt zu haben. Ich glaube nach wie vor, dass sich die Offense mit etwas mehr Speed und vernünftigem Playcalling entfesseln lässt. Wenn das gelingt, sind die Bolts per sofort im erweiterten Superbowl-Favoritenkreis, und dann kommt es nur noch drauf an, keine allzu kritischen Schwachstellen in der Defense offen zu lassen, dann könnte es mit ein bisschen Glück zum Titel reichen.

Aber wenn nicht – sagen wir, weil sie den falschen Receiver draften und/oder Justin Herbert dann doch zu verhalten spielt um bei allem Talent als echter Elite-QB durchzugehen – haben wir ein weiteres stuck in the middle Team, das mangels Ressourcen mittelfristig nicht vom Fleck kommt.

Broncos

Über die Broncos habe ich schon ausführlicher im Headcoach-Artikel geschrieben. Bei ihnen hängt prinzipiell Wohl und Wehe daran, ob und wie Sean Payton QB Russell Wilson zu biegen imstande ist. Payton hat das Standing und die offensive Adaptivität, um es hinzukriegen, aber Wilson war mit seinem Eigensinn über viele Jahre eine harte Nuss, die nur deshalb toleriert wurde, weil er mobil genug war und eine tödliche Downfield-Accuracy an den Tag legte, um seine Schwächen zu kaschieren.

2022, als Wilson nicht mehr so beweglich war wie gewohnt und ein paar Deep-Shots verpasste, krochen gleich die Hater aus ihren Löchern und schütteten Häme und Spott über Wilson aus. Wie gesagt: Spannendes Thema.

Allzuviel mehr interessiert mich an den Broncos aktuell ehrlicherweise nicht. O-Line ist okay, wenn auch Dalton Risners Abgang nach Reaktion ruft. Aber: Ist ein Guard. Probleme auf Guard lassen sich preiswert lösen.

Receiver-Corps hat Potenzial. Der Status vom in der NFL bis jetzt enttäuschenden Jerry Jeudy bleibt aber zu beobachten: Nach drei Jahren hat Jeudy noch immer nicht sein Potenzial ausgeschöpft – im Gegenteil: Da sind Character-Concerns aufgeploppt, von denen einst im Draft-Prozess keine Rede war, und Jeudy passt als middle of the field WR nicht wirklich zu Wilsons Stärken.

Defense hat ein paar Juwele in der Secondary, aber eher mittelmäßiges Preis/Leistungs-Verhältnis im Passrush. Vance Joseph hat einst schon in Denver als Headcoach operiert und kehrt jetzt als DefCoord zurück. Zuletzt in Arizona stand er für hyperaggressive Defense – was ein Jahr lang, und ein Jahr lang in die Hose ging. Nehmen wir an, dass Josephs Defense mit einer personell stabilen Secondary auf der sicheren Seite ist, dann können wir von Denvers Defense 2023 Positives erwarten.

Und ansonsten? Etwas mehr Verletzungsglück sollte zu einigen „in-house Neuzugängen“ führen. 2022 war man die #32 in Adjusted Games Lost.

Raiders

Die Raiders scheinen bei Timo Riske als eins der Team mit den meisten Offseason-Ressourcen auf, aber das liegt v.a. daran, dass sie sich vom teuren QB Derek Carr getrennt haben und jetzt vor der zentralen Frage stehen, wie die künftige Quarterback-Lösung ausschauen soll.

Die Raiders halten Pick #7 im Draft. Vor Wochen gerüchtelte es noch, dass der nächste QB eher ein Veteran als ein Rookie sein würde, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, wenn wir auf die Alternativen schauen.

Prinzipiell sind wir nach der Option eines Trades für Aaron Rodgers (der wohl eher zu den Jets geht) schnell bei den JimmyGs dieser Welt angekommen, wenn es nicht die denkbar uninspirierteste in-house Lösung wie ein Jarret Stidham werden soll. (Für Lamar Jackson haben die Raiders wahrscheinlich nicht die Liquidität; Owner Mark Davis ist im NFL-Kosmos ein armer Schlucker) Das kann alles keiner wollen, nachdem man vor einem Jahr teuer für WR Davante Adams all-in ging.

Munition für einen Trade-Up im Draft wäre natürlich da – z.B. könnte man einen TE Darren Waller mit ins Paket werfen, oder künftige Picks.

Ich seh das prinzipiell so: Die Raiders hätten den Cap-Space, um die größten Schwachstellen im Kader zu beheben. Aber das ist in einer Division mit Mahomes und Herbert ohne langfristige QB-Lösung alles unbedeutend. Insofern sollte Prio 1, 2 und 3 sein, den neuen QB zu draften.

Sportliche Leitung liegt aber in Händen von Ex-Patriots u.a. Josh McDaniels, der sich nach zahlreichen vergangenen Verfehlungen nix mehr erlauben kann, weil er nach einem gescheiterten Experiment bei den Raiders nie wieder ein Headcoach-Angebot bekommen wird. Insofern ist mein Vertrauen niedrig, dass die Raiders das richtige machen werden.

NFC West

49ers

Die Niners können sich zurecht in den Arsch beißen, dass ihnen heuer mal wieder die Quarterbacks ausgefallen sind wie die Fliegen. Eigentlich hatten sie diesmal alles beisammen: Die Defense. Die Playmaker. Die QBs. Die junge Hoffnung Trey Lance. JimmyG, der keinen Abnehmer fand und schon in Woche 2 gebraucht wurde. BROCK PURDY, der als 7th Rounder viel besser performte, als selbst die größten Optimisten zu prophezeien gewagt hatten.

Aber im NFC Championship Game war man nach wenigen Drives drunten beim QB4 und kurz danach bei einem einarmigen Purdy, der die Bälle nur mehr per Hand-Off an die Runningbacks übergeben konnte. Damit gewinnt man in 2023 vielleicht gegen die Houston Texans. Aber nicht auswärts bei den Eagles.

In Ermangelung von echten Ressourcen (kein 1st Rounder, was noch vom Trade für Lance her rührt) bleibt die QB-Frage in San Francisco die zentralste. Lance kommt von Knöchelverletzung, die nicht wirklich reibungslos verheilt ist. Purdy hat sich so schwer verletzt, dass eine Operation vor März nicht denkbar war – und bei minimum sechs Monaten Ausheilungszeit sind wir beim angepeilten Comeback-Zeitpunkt schon in der laufenden Regular Season 2023. JimmyG ist ein weiteres Jahr kaum vorstellbar. Er passt schon Cap-technisch kaum mehr rein.

Könnte Lance verkauft werden, z.B. nach Tennessee, wo in Ron Carthon ein ex-Niners-Angestellter den GM mit kernigen Sprüchen gibt? Nicht auszuschließen, aber ob die Titans den #11 Pick hinblättern würden? Lance war schon vor seiner Verletzung von eher negativen Vibes umweht, aber würden die Niners ihn, der einst drei 1st Rounder kostete, schon jetzt für weniger als einen 1st wieder hergeben? Immerhin hat Lance in seiner Karriere bis jetzt kaum gespielt.

Purdy war eine gute Geschichte, aber die Limitierungen in seinem Spiel sind offensichtlich, dass ich ihm selbst in einer Shanahan-Offense keine große Zukunft vorhersagen möchte.

Müsste ich heute tippen, gehen die Niners mit Lance als Starter in die neue Saison. Ob er die dann auch beendet, steht auf einem anderen Blatt.

Personell werden die Niners nicht allzu viel machen können. Cap-Space ist nicht viel da und im Draft pickt man nicht vor Ende 3te Runde – dort hat man dann aber mit #99, #101 und #102 gleich drei Compensational-Picks fast direkt hintereinander! Dass die Niners als Ausbildungsverein für hochrangige farbige Offizielle fungieren, zahlt sich also aus.

Da bleibt bloß zu hoffen, dass Kyle Shanahan die Picks nicht gleich für Trade-Ups und Runningbacks rauspulvert…

Seahawks

Völlig offen ist das, was die Seahawks machen werden. Sie halten den #5 Overall Pick von den Broncos und könnten theoretisch auch nach dem Geno-Smith-Vertrag an einem QB interessiert sein; Genos Vertrag ist offener gestaltet als z.B. Carr oder Daniel Jones, wo auf Jahre über 40 Mio/Saison an Cap-Space blockiert sind, sodass der Benefit eines QB-Rookievertrags schnell negiert wird.

Auch passen die Stärken dieser Draftklasse ganz gut zu den Lücken der Hawks: D-Line war die wesentlichste Schwäche letzte Saison. Es fehlte an Punch gegen Run und Pass. Ein Jalen Carter oder Will Anderson wären „logische“ Picks, wenn sie zu haben sind – und Pete Carroll könnte mit Anfang 70 stärker auf das Hier und Jetzt fokussiert sein als auf die Zukunft.

Aktuell haben die Hawks das meiste Draftkapital der NFL, weil sie neben dem #5 Overall Pick auch noch einen weiteren 1st (#20 Overall) und zwei 2nd Rounder haben. Der Russell-Wilson-Verkauf macht’s möglich. Vorstellbar, dass sich Carroll und GM John Schneider einreden, dass sie mit einer weiteren Super-Draftklasse einen Mittelklasse-QB wie Geno zu einem langen Playoff-Run in der schwachen NFC schleifen können.

Rams

Bei den Rams ist von der Verlängerung des Playoff-Fensters um ein weiteres Jahr bis zum Blow-Up komplett alles offen. Dass Headcoach Sean McVay weitermacht, mag darauf hindeuten, dass die Mannschaft mindestens noch dieses eine Jahr aufs Gewinnen getrimmt ist – aber:

  • Das Gefühl, dass QB Matthew Stafford mit seinem Ellbogen am Ende ist, verfolgt mich hartnäckig, und wenn Stafford seine Karriere beendet (oder wie es gestern gerüchtelte: getradet wird), gibt es keinen Weg zu einer QB-Nachfolge.
  • CB Jalen Ramsey steht dem Vernehmen nach zum Verkauf. Die Gerüchte wurden nur leise dementiert, und All-in und Ramsey-Verkauf beißen sich als zwei konträre Konzepte. Ob der Verkauf so logisch wäre, steht natürlich auch auf einem anderen Blatt Papier, weil er gar nicht so viel Cap-Space einsparen würde.
  • Wichtige Ergänzungsspieler wie Leonard Floyd sind Free Agents, Kandidaten für Entlassung und/oder Trade. LB Bobby Wagner wurde schon gecuttet.

Wollen die Rams die Truppe zusammen halten, muss Stafford fit genug sein um weiterzumachen. Die Rams müssen etliche Verträge restrukturieren (Cap-Space lässt sich in rauen Mengen kreieren, wenn man Abschreibungen in die Zukunft schiebt), es braucht wieder eine vernünftige Draftklasse und die größeren Schwachstellen wie O-Line, Edge-Rush und Secondary müssen preiswert am Transfermarkt gestopft werden. Dazu kommt natürlich auch erhoffte Regression beim Verletzungsteufel – man war nach Jahren in den Top-5 der AGL-Liste letztes Jahr die #30.

Abschließend denke ich, dass sich die Rams keinen kompletten Blow-Up nur 13 Monate nach dem Superbowl-Sieg leisten wollen. Es gilt weiterhin, sich sowas wie eine Fanbase im seelenlosen L.A. aufzubauen.

Cardinals

Viel klarer als bei den Rams ist die Situation auch bei den Cardinals nicht. Am plausibelsten erscheint mir momentan, das Jahr 2023 für einen harten Umbruch zu nutzen und den Kader für 2024 auf neue Beine zu stellen. Die Gründe sind einfach:

  • Neue sportliche Leitung, die sich das im ersten Jahr noch leisten kann.
  • Kyler Murray mag als QB nicht perfekt sein, aber mit seinem Monster-Vertrag lässt er sich mittelfristig eh kaum ablösen. 2023 wird er Teile oder sogar Großteile der Saison durch seinen Kreuzbandriss verpassen, weswegen das mit der sportlichen Bilanz eh knapp wird.
  • Die Defense hat spätestens nach dem Rücktritt von J.J. Watt so wenige gesattelte Positionen, dass sie kaum konkurrenzfähig zu kriegen ist.
  • Teure Oldies wie WR Nuk Hopkins stehen zum Verkauf und können kurzfristig ohnehin nicht gleichwertig ersetzt werden, sanieren aber die Salary Cap ab 2024 und darüber hinaus.
  • Die Cards halten den #3 Overall Pick und das insgesamt viertmeiste Draftkapital per PFF. Selbst eine breit aufgestellte Rookie-Klasse ist eine bessere Wette, erst in Jahr 2 zu performen, und der #3 Pick könnte einen Abnehmer finden, sollte es einen QB-Run geben.

Die unangenehmen Schwingungen von Jonathan Gannon habe ich schon mal thematisiert. Gannon macht auf mich schon jetzt keinen authentischen Eindruck, aber nachdem er Kyler Murray schon offensiv zum besten QB seit Erfindung der Glühbirne ausgerufen hat, würde er sich komplett unglaubwürdig machen, wenn er einen QB draftet.

Also: Wird ein kurzer, knackiger Umbruch. 2024 wird dann mit Kyler und einem sanierten Kader neu angegriffen. Oder es zumindest versucht.

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