Heute Nachmittag beginnt die „legale“ Tampering-Periode als Vorstufe zur NFL Free Agency 2023. Prinzipiell ist es aber schon der wahre Start zur Transferperiode.
Denn normalerweise werden wenige Minuten nach Öffnung des Tampering-Fensters die ersten dicken Verträge rausposaunt. Wie immer gilt: Vorsicht vor den ersten Zahlen. Sie sind gerade bei den Guarantees meistens deutlich zu hoch angesetzt, umfassen alle denkbaren Boni und haben nur ein Ziel: Einen Überraschungseffekt zu generieren.
Die heurige Free-Agent-Klasse gilt als eher schwach besetzt. Eagles-DT Javon Hargrave mag der größte Name sein – und er wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen dicken Vertrag kassieren. Denn obwohl Hargrave schon 30 ist, hat er gestern willkommenen Support von den Washington Commanders bekommen, die DaRon Payne einen Vierjahresvertrag über 90 Mio mit 60 Mio guarantees ausgestellt haben (Achtung hierbei allerdings: die Details zu dem Vertrag sind noch nicht bekannt).
Wer mag: Die Liste mit den besten Free Agents hat Adrian Franke bei SPOX online gestellt – als er noch bei SPOX war. Mittlerweile ist er selbst „Free Agent“. Die Liste ist schon aktualisiert worden mit denjenigen Spielern, die mittlerweile entweder Verträge oder Franchise Tag bekommen haben.
Free Agency ist oft „Fluch des Gewinners“. Was darunter zu verstehen ist, habe ich schon vor über zehn Jahren ausgeführt.
Hier die Teams mit dem meisten Cap-Space:
Was grad jetzt noch schwer zu prognostizieren ist, aber in den letzten Jahren meistens spannender war als die Free Agents: Der Trade-Markt. Allein letztes Jahr wurden Star-Receiver wie Tyreek Hill oder Davante Adams an den ersten Tagen der Free Agency getradet – und Leute wie A.J. oder Hollywood Brown folgten im April.
Dieses Jahr ist der Trade-Markt auch schon geöffnet worden: Gestern erkauften sich die Miami Dolphins die Rechte an Rams-CB Jalen Ramsey. Der Preis mag auf den ersten Blick ziemlich niedrig erscheinen: Ein 3rd Rounder und TE Hunter Long. Dazu mussten die Dolphins zustimmen, zusätzliche 25 Mio. von Ramseys Gehalt zu garantieren.
Der scheinbar billige Preis ist u.a. in Ramseys Alter zu erklären. Timo Riske hat dazu einen ganz interessanten Twitter-Thread geschrieben – Ramsey ist 29. Cornerbacks tendieren dazu, mit spätestens gerade genug von ihrem Speed und ihrer Agilität zu verlieren, dass es sauschwer wird, die allerbesten NFL-WR in Man Coverage zu nehmen.
Und dann müssen sie sich in anderen Rollen neu erfinden. Ein Patrick Peterson, einst der beste Man-Corner in der NFL, z.B. hat in Minnesotas Zone-lastiger Defense einen kleinen zweiten Frühling erlebt – aber in der Rolle längst nicht mehr den Value eines Elite-CB1.
Ramsey war über Jahre einer der wenigen echten Superstar-Cornerbacks in der NFL, denen man jedes Jahr in jedem Spiel bedenkenlos auf den WR1 zuteilen konnte. Natürlich wurde Ramsey hie und da auch geschlagen – in der heutigen NFL ist es unmöglich, einen „Lockdown CB“ im klassischen Sinn zu erwarten. Aber grosso modo gab er Defenses damit unglaublichen Wert, weil diese dann ohne Scheme-Tricksereien die Coverage aufbauen konnte.
Jetzt ist Ramsey fast am Ende des Zyklus als Elite-CB angekommen. 2022 hatte er ein eher schwächeres Jahr, aber das allein muss noch nix heißen. Zirka ein sehr gutes Bounce-Back Jahr könnte er noch „in sich“ haben. Aber spätestens ab 2024 wird sich auch ein Ausnahmeathlet wie Ramsey wohl langsam umstellen und damit abfinden müssen, auf dem Abstieg zu sein.
Spannend ist der Verkauf auch unter dem Aspekt der Rams: Befinden sie sich damit doch im Fire-Sale-Modus? Könnten jetzt auch Stafford, Donald oder Kupp auf dem Trade-Block landen? Warum wurde gerade mit Ramsey begonnen, der relativ wenig Cap-Space spart? Warum haben sie erst vor wenigen Monaten versucht, zwei 1st Rounder für Brian Burns hinzulegen? Hat GM Les Snead überhaupt eine Strategie?
Wenn man lästert, könnte man mit drauf hinweisen, dass Snead seine Superbowl-Helden heute vor einem Jahr wesentlich teurer an den Mann gebracht hätte. Ich verstehe, dass sowas skurril ausschauen würde. Aber dass die Rams in der Konstellation nicht ewig zusammenbleiben konnten, war immer klar.
Eine kleine und ne große Randbemerkung von mir
1. Ramsey ist erst Anfang 28.
2. War erst überrascht wie Miami sich plötzlich 3 teure CBs leisten kann mit Howard, Ramsey und Byron Jones. Dann ist mir in den News aufgefallen, dass Jones wohl kurz vor einem Cut steht WEIL er u.a. auf Twitter selbst zugegeben hat, dass er durchs fitspritzen, etc seine körperliche Gesundheit zerstört hat und laut O-Ton „I can’t run or jump“. Crazy
@habesha4live
Er hat davor gewarnt, angesprochene Spritzen und Pillen zu nehmen und insoweit den Teamärzten zu vertrauen. Er kann jetzt wegen der Verletzungen, die damit überdeckt wurden, nicht mehr laufen und springen. Selbst zerstört hat er sich nicht.
Ja, hast natürlich recht. Das hatte ich eigt auch nicht beabsichtigt auszusagen