Der 3te Spieltag im College Football bietet den ersten Leckerbissen der Conference-Spiele auf: Alabama gegen Ole Miss aus der SEC, die Revanche des letztjährigen Upsets der Rebels, die darin endete, dass die Fans in Oxford das Spielfeld stürmten und die Torpfosten zerlegten – eine Tradition, die im College Football heute rar geworden ist. Dazu: Ein Treffen mit der Geschichte in Miami. Weiterlesen
Air Force Falcons
Bowl-Großkampftag III, 29.12. Preview
Disclaimer: Ja, diese Preview ist laaaaaang. Passend zu einem Spieltag mit gleich fünf Spielen (eines davon morgen als Tape). Aber mal ganz ehrlich: Solche Tage wie heute sind vielleicht der Hauptgrund, weswegen ich dieses Blog einst überhaupt aufmachte: Ich kann mich selbst durch den Zahlenwald graben und mich mental in nicht alltägliche Matchups reingrooven – auch wenn nicht immer alles 100%ig zutreffen wird..
Auch neu heute: Ich habe zu jedem Spiel eine kleine Übersicht über die gängisten Draft-Kandidaten gebastelt (Team, Position, Rückennummer, Name). Anmerkungen oder Änderungs- oder Verbesserungsvorschläge sind gern erwünscht; der Arbeitsaufwand scheint allerdings groß genug zu sein, dass ich mir mittelfristig auf alle Fälle werde ein Makro dafür programmieren müssen.
Zu den Spielen: Die beiden Kracher, die ich unbedingt empfehlen würde, sind schlafraubend, aber auch das Aufwärm- und Frühstücksbegleitprogramm ist durchaus nett und kann man sich schon mal geben.
Armed Forces Bowl
Rice Owls – Air Force Falcons
17h30 LIVE bei ESPN America
Draft 2013
Who to watch
Rice
TE #88 Vance McDonald
Zwei 6-6 Teams im Stadion von TCU: Für die Air Force aus der MWC ist es die sechste Bowl-Qualifikation in Serie unter Head Coach Troy Calhoun, und das kommt nach dem extremen personellen Aderlass nach 2011/12 schon einer kleinen Überraschung gleich. Air Force übertüncht dieses Problem schematisch: Als möchte man vor allem sich selbst und seinen Namen verspotten, wird hier gelaufen, gelaufen, gelaufen, und das in der klassischen triple-option Version (wenn auch meiner Erinnerung von letzten Jahr nicht aus der Flexbone-Formation. Auf alle Fälle aber ein absoluter Hingucker, und etwas unterschiedlich von dem, was zum Beispiel Navy und Georgia Tech spielen.
Bei den Rice Owls von der Elite-Raumfahrtuni aus Houston bin ich selbst gespannt: Das Team war zuletzt 2008/09 in Hochform und damals mit 10-3 unter Coach David Bailiff; deren Bowlspiel war damals nicht bei NASN, ergo sehe ich Rice heute tatsächlich zum allerersten Mal.
Die Mannschaft soll bevorzugt eine Pistol-Offense spielen und, auch wenn mehr geworfen wird als bei der Air Force, primär lauforientiert sein. Die Athleten in der Offense lesen sich ziemlich monströs (WR mit fast 2,00m Körpergröße, Tight Ends mit 2,05m und 120kg), was bei jedem, der die Air-Force-Defense schon mal gesehen hat, sofort das Alarmglöckchen schrillen lässt, denn deren Defense gilt als bestenfalls undersized, und anderen würden von einem Leichtathletik-Club sprechen, wo ein paar Sprinter mal eben für ein Footballspiel ausgeliehen wurden. Man sieht mich gespannt wie ein Regenschirm.
Excel/SRS sieht Rice mit einem Punkt vorne (Rice ist in diesem Simple Rating System aber auch nur an #87 gerankt). Gefühlt würde ich die Vorteile eher bei der Air Force sehen (Vertrautheit, ich weiß), aber man weiß auch, wie es den Falcons gehen kann, wenn die gegnerische Defense im 1st down Erfolge einfahren kann: 2nd-und-lang, und eine fast reine Option-Offense ist häufig schnell zum Punten verdammt.
Pinstripe Bowl
West Virginia Mountaineers – Syracuse Orangemen
21h LIVE bei ESPN America
Draft 2013
Who to watch
West Virginia
QB #10 Geno Smith WR #1 Tavon Austin WR #3 Stedman Bailey (jr.)
Syracuse
QB #12 Ryan Nassib S #21 Shamarko Thomas
Die Pinstripe Bowl im neuen Yankee-Stadium ist nicht bloß ein Spiel mit ungewöhnlicher Kulisse (Yankee Stadium ist ein Baseballstadion), sondern auch ein Spiel mit Potenzial auf 1500 Offense-Yards und 100 Punkte, was daran liegt, dass a) beide einen gepflegten Ball in der Offense spielen und b) beide mit tackleresistenten Defenses aufwarten. Und es ist ein Spiel alter Bekannter, nachdem WVU und Syracuse vor WVUs Wechsel in die Big 12 jahrelange Konkurrenten aus der Big East Conference gewesen waren (2011 z.B. ein 49-23 Kantersieg von Syracuse über WVU).
Die West Virginia Mountaineers (7-5) von 2012 sind eine Freakshow: Die Offense scort 41.6 Punkte pro Spiel, die Defense kassiert 38.1 Punkte. Damit rangiert man in beiden Kategorien ca. 12 Punkte/Spiel über Syracuse (7-5), auch keine Angriffsmaschinen von Traurigkeit.
Die Offense der Mountaineers ist wie Offenses von Head Coach Dana Holgorsen eben so sind: Zirka fuffzich verschiedene Anspielstationen und ein Quarterback, der den Ball nur per Kurzpass zu verteilen braucht. Dieser Quarterback ist im WVU-Falle Geno Smith, ein großgewachsener und beweglicher schwarzer Schlaks, der rein zufällig auch als Top-Draftpick 2013 gehandelt wird. Dabei besteht die WVU-Offense im Kern aus extrem quicken Kurzpässen, die die gelben Blitze wie die WRs Stedman Bailey (Draft-Kandidat) oder JD Woods zu großen Raumgewinnen mutieren.
Der Superstar im Angriff ist aber der kleine WR/HB Tavon Austin, der wie ein verirrtes Licht durch die Abwehrreihen zischt und eine Art Percy Harvin 2.0 (minus Migräne) gibt – Austin ist der Mann, der diesen Angriff definiert, Beispiel:
Austin ist noch mehr Schlüsselfigur als Geno Smith, bei dem ich noch einmal die tiefen Bälle sehen möchte, bevor ich mich überzeugen lasse, dass ich den Mann in der ersten Runde vom Tablett gehen lasse.
Fraglich ist allerdings, ob West Virginia überhaupt tief gehen muss, denn die Qualität der Syracuse-Defense lässt befürchten, dass die Bälle hier nur per Screenpass verteilt werden müssen, und schon haben wir dank 10 YAC ein neues 1st down. Neben den vielen Shootouts dieses Jahres taugt auch die fassungslose Demontage von Clemson letztes Jahr in der Orange Bowl als Beweisstück.
Syracuse hat seinerseits eine gute Offense, die man Head Coach Doug Marrone (ehemaliger QB-Coach von Drew Brees in New Orleans) nicht zugetraut hätte. Schlüsselspieler ist QB Ryan Nassib, ein sehr guter Mann, das wusste man, aber Nassib hat sich dieses Jahr in die Reihe der möglichen hohen QB-Draftpicks geschossen (gilt als minimum Zweitrundenpick). Der Mann ist vielleicht nicht der NFL-kompatibelste Werfer unter der Sonne, aber er kann eines: Den Blitz verbraten. Das ist das Mittel, das gegen West Virginia todsicher für 300yds reicht, denn die Mountaineers bringen kaum Druck ohne Blitz-Verstärkung zustande (20 Sacks über die Saison), obwohl man fast ausschließlich Passspiel gegen sich ausgespielt sah.
Ich „fürchte“ hier ein weiteres Shootout, in dem ein, zwei Big Plays der Defenses die richtigen Swings hergeben; ist nicht ganz mein Fall, aber wer drei der spannenderen NFL-Draftkandidaten 2013 (Geno Smith, Nassib, Austin) sehen will, kann sich hier mal einen Eindruck verschaffen, was die Jungs gegen no-contact Defense zu liefern imstande sind.
Excel/SRS favorisieren die West Virginia Mountaineers mit 4.5 Punkten.
Alamo Bowl
Texas Longhorns – Oregon State Beavers
0h30 LIVE bei ESPN America
Draft 2013
Who to watch
Texas
DE #80 Alex Okafor S #4 Kenny Vaccaro DE #44 Jackson Jeffcoact (heute inactive) WR #84 Marquise Goodwin
Oregon St
CB #14 Jordan Poyer WR #2 Markus Wheaton
Das Spiel des Abends findet in San Antonio/TX statt, wenn die #23 Texas Longhorns (8-4) in einem Klassenkampf auf die #13 Oregon State Beavers (9-3) gematcht werden. Beide Teams sind interessant.
Oregon State gehört zu den positiveren Erscheinungen dieses Jahr, eine kleine Uni aus Corvallis/OR mit ihrem hoch geschätzten Head Coach Mike Riley, die aus limitierten Budgets erstaunlich viel rauspresst. Ich habe das Team heuer nie gesehen, deswegen muss ich die Preview mit etwas Angelesenem anreichern, aber generell kann man sagen: Rileys Teams sind als ehrlich zu sich selbst bekannt, d.h. sie wissen, was sie können, und was sie nicht können, lassen sie.
Im Falle der Beavers heißt das: Kurzpass-Feuerwerk in der Offense, die um ihre beiden Wide-Receiver-Zwerge Brandin Cooks und Markus Wheaton (ok, der Mann ist 1,85m) gebaut ist, die fröhlich yards after catch produzieren, egal ob denn nun QB Sean Mannion oder QB Cody Vaz die Eierschlacht führen. Heute wird übrigens Vaz starten, nachdem Mannion nach einer Verletzungspause gegen Saisonende seine zwischendurch immer typischen schwachen Vorstellungen mit vier INTs eingestreut hatte.
Bei den vielen Körnern wird der texanische Pass Rush in den Fokus geraten, der nach der Verletzung vom potenziellen NFL-Star Jeffcoat nun vom ebenso potenziellen NFL-Star DE Alex Okafor angeführt wird (es ist Okafors letztes College-Spiel) und zünden muss, um den Linebackers um den exzellenten LB Steve Edmond in den Zweikämpfen mit Wide Receivers und RB Storm Woods zu helfen.
Die Longhorns-Defense vom mir als Pragmatiker in Erinnerung geblieben DefCoord Manny Diaz gefiel in den letzten Wochen besser, wenigstens besser im Vergleich zur absolut horrenden Vorstellung gegen Oklahoma (63 Gegenpunkte plus Gnadenschuss), und vor allem das Tackling ist besser geworden – wichtig gegen solch flinke Wide Receivers.
Größter Vorteil für Texas in dem Spiel liegt in der Lauf-Offense, wo es exzellente Running Backs um den Freshman Johnathan Gray und den Sophomore Malcolm Brown gibt, die auf eine schwache Front-Seven treffen. Schlüssel im Duell Texas-Offense gegen Beavers-Defense sind aber die Quarterbacks, wo man sich nicht entscheiden kann zwischen QB David Ash und QB Case „hallo ich bin Colts kleiner Bruder“ McCoy: Beides Jungs mit Hang zum self destruction button, und beiden können die Flauseln seit Jahren nicht ausgetrieben werden. Riecht also nach lauflastiger Offense für Texas, v.a. auch, weil OffCoord Bryan Harsin (ex-Boise) mittlerweile bei Arkansas State angeheuert hat und nix mehr zum Spiel beisteuern wird.
Fragezeichen steht hinter dem Einmann-Passrush von Oregon State, DE Scott Crichton: Ist der Mann erstmal ausgeschaltet, gibt es keinen, der für ihn einspringen kann.
Prinzipiell sind die Longhorns immer in der Lage, jeden Gegner zu schlagen, wenn dem Quarterback, sei es wer es auch immer sei, ein Weltklassespiel ausrutscht; die Frage ist halt, ob das passiert. Wenn nicht, droht die Truppe, in den Improvisationsmodus zu verfallen, und das ist gegen disziplinierte Mannschaften wie Oregon State häufig kein probates Mittel.
Und: Oregon State ist laut Simple Ranking System mit 3 Punkten favorisiert, obwohl man angesichts der Nähe von Austin (Heimat der University of Texas) zu San Antonio von einem halben Heimspiel für die Longhorns ausgehen kann.
Buffalo Wild Wings Bowl
TCU Horned Frogs – Michigan State Spartans
4h LIVE bei ESPN America; Tape morgen 12h bei ESPNA.
Draft 2013
Who to watch
Michigan St
DE #2 William Gholston RB #24 Le’Veon Bell CB #5 Johnny Adams
Wer auf knackige Defenses steht, ist hier genau richtig: Die Texas Christian University (TCU) (7-5) wird seit der Amtsübernahme von Head Coach Gary Patterson vor über zehn Jahren mit seiner extrem schnellen, dynamischen 4-2-5 Abwehr assoziiert, und die der Michigan State Spartans (6-6) gilt dieses Jahr ebenso trotz der schwachen Saisonbilanz als superbe Unit, kaum am Boden zu bezwingen und mit einer exzellenten Secondary ausgestattet.
Ich habe Michigan State nur einmal spielen sehen (Opener gegen Boise State), und ich kann mir aufgrund dieser Partie vorstellen, warum man 6-6 ging, obwohl man laut Simple Ranking System und anderen fortgeschrittenen Rankings zu den besseren Mannschaften hätte gehören müssen: Man dominierte damals eine nicht schwache Boise-Elf komplett, fuhr mit RB Le’Veon Bell über die Broncos drüber, nur um am Ende trotzdem bloß knapp 17-13 zu gewinnen. Michigan State in den 12 Saisonspielen: 8x innerhalb eines Scores (3-5 Bilanz), und das, obwohl die Defense bloß 16.3 Punkte pro Spiel zuließ und etliche Turnovers produzierte.
Man merze die Schwachstellen in der RedZone aus und lasse den jungen QB Maxwell reifen, und wir sprechen hier über einen Big-Ten-Favoriten. Freilich haben die TCU Horned Frogs ähnliche Probleme, die aber hausgemachter sind: QB Casey Pachall, ein eigentlich exzellenter Mann, wurde nach mehreren positiven Drogentests in die Reha geschickt und der junge Freshman Trevon Boykin übernahm und machte mir im letzten Saisonviertel einen guten Eindruck. Allein: Man ist in Scoring-Range aus welchen Gründen auch immer verdammt dazu, mit Field Goals Vorlieb zu nehmen.
Prinzipiell halte ich beide Teams mit ihren Saison-Records für unterbewertet. SRS favorisiert TCU mit 2 Punkten, aber das kann auch an den eklatanten Problemen der Spartans zu tun haben, den Sack zuzumachen. Ich traue mir keine Prognose zu, auch weil ein Spiel mit wenigen Punkten auf ein, zwei gut exekutierte Big Plays hinauslaufen kann, und freue mich einfach, TCUs fantastische Hochgeschwindigkeitsdefense ein letztes Mal für die nächsten paar Monate zu sehen.
Kraft Fight Hunger Bowl
Navy Midshipmen – Arizona State Sun Devils
Tape morgen 9h30 bei ESPN America
(dürfte LIVE heute, 22h im ESPN-Player aufschlagen)
Draft 2013
Who to watch
Arizona St
OLB #8 Brandon Magee
Schließlich noch die „richtige“ Flexbone-Triple Option Offense, die die Navy (8-4) seit den Zeiten unter Paul johnson (jetzt Georgia Tech) spielt, und die auch unter Johnsons Nachfolger, dem Hawaiianer Ken Niumatalolo noch in mehr als Spurenelementen vorhanden ist. Es ist aber nicht mehr so extrem wie früher, und das war schon zum Saisonauftakt gegen Notre Dame in Irland erkennbar; seit der Einwechslung vom Freshman-QB Keenan Reynolds (für den altgedienten Recken Trey Miller) sieht die Pass-Offense sogar recht akzeptabel aus und ist mit 8 TD und 1 INT sogar effizient. Neben Reynolds sind die Schlüsselspieler natürlich der Slotback mit dem unvergesslichen Namen Gee Gee Greene und noch mehr FB Noah Copeland, der verzweifelt versucht, das texanische Monster Alexander Teich (Karriereende 2011) vergessen zu machen.
Arizona State (7-5) spielte eine durchwachsene Debütsaison unter seinem neuen, unter etwas bizarren Umständen gekommenen Head Coach Todd Graham: Die Spread-Offense unter dem spaßigen QB-Gunslinger Taylor Kelly funktioniert so gut, dass man gegen mittelmäßige Teams um die 40 Punkte auf das Tablett legen kann, aber Kelly hat in Shootouts häufig Probleme, das Tempo mit dem Gegner mitzugehen und baut dann Würfe ein, für die jeder QB in der siebten bayrischen Liga auf die Bank gesetzt würde. Im Laufspiel entlastet eine Horde an in etwa gleichwertigen Running Backs, aus denen der brutal bewegliche RB DJ Foster IMHO herausragt.
Arizona State ist im SRS mit 13.5 Punkten favorisiert, und ich würde den Spread voll unterschreiben. Die Navy hat nicht die Qualität in der Defense, um mehr als 25, 30 Punkte zu verhindern, und umgekehrt dürfte die Navy-Offense nur dann Land sehen, wenn das Passspiel früh im Spiel ein paar große Raumgewinne schafft. Auf der anderen Seite: Arizona States Chef-DT Will Sutton scheint mir ein Typ Suh zu sein, der nicht gerne seine Assignments einhält und gerne aggressiver als notwendig zu Werke geht – tödlich gegen eine Flexbone-Triple Option Offense…
Weiterer Grund einzuschalten: Wir haben es wieder mit einem Baseball-Stadion (AT&T Park der SF Giants) zu tun; im Gegensatz zum Yankee-Stadium gibt das AT&T Stadion aber eine schöne Kulisse mit dem Meer der San Francisco-Bay im Hintergrund ab.
Bowl Season 2011/12: Nicht Mack Browns letztes Halali
Nach der Poinsettia Bowl fürn Weihnachtstourismus vergangene Woche nun die Holiday Bowl fürn Silvestertourismus von San Diego – und als Aufwärmprogramm eine der interessantesten Mannschaften dieser Footballsaison.
Military Bowl presented by Northrop Grumman
Toledo Rockets – Air Force Falcons
Mi, 28.12. 22h30 LIVE bei ESPN America
Die Toledo Rockets sind ein kleiner Mid-Major aus der MAC mit einer 8-4 Bilanz, der die MAC-East als Zweiter abschloss. Was wenig aufregend klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als durchaus nicht verachtenswert: Toledo hatte Ohio State im September am Rande einer Niederlage (scheiterte erst an der RedZone beim Comeback-Drive) und hätte gegen einen weiteren BCS-Gegner, Syracuse, ohne diesen Phantom-Call der Refs gewonnen:
Im November scheiterten die Rockets dann am späteren MAC-Champ Northern Illinois in einem fassungslosen Shootout (60-63) und verpassten dadurch das MAC-Finale – trotzdem ist die Mannschaft mit ihrer einzigen klaren Niederlage gegen Boise State ein Liebling sämtlicher mathematischer Rankings (bei mir #31). Die Vorstellungen waren dann am Ende auch imposant genug, dass der Stratege dahinter, Head Coach Tim Beckman, gleich von der University of Illinois aus der Big Ten Conference abgeworben wurde. Beckman wird heute nicht mehr coachen.
Toledo zeichnet eine überraschend starke, schön durchbalancierte Offense aus, wo zwei unterschiedliche Spielertypen bei den Quarterbacks durchrotiert werden (der bewegliche Austin Dantin und der fußlahme Terrance Owens), RB Adonis Thomas zuletzt mit über 150yds/Spiel explodierte und WR Eric Page eine grandiose Saison spielt (112 Catches, 1123yds, 10 TD).
Toledos Defense gilt als ebenso grundsolide, aber es gibt das eine Problem: Air Force spielt eine Option-Offense, und das haben die Rockets noch nicht gesehen. Die Falcons treiben das Spielchen mit den Ballübergaben und Pitches nicht so weit wie eine Army oder Navy und wirft etwas regelmäßiger (QB Tim Jefferson durfte heuer 161x werfen!), ist aber mit 320,3yds die #2 der Lauf-Statistiken in dieser Saison.
Die Air Force hat sich bei mir als starke „Bowl-Mannschaft“ eingebrannt, dürfte aber heute Nacht mit ihrer heuer wackeligen Defense Probleme bekommen. Ich halte ein Upset der Rockets also für nicht ausgeschlossen, trotz Interimscoach und möglicher ausgehender Puste. In fact, mein Ranking favorisiert gar Toledo mit sieben Punkten – ist jedoch rein mathematisch erstellt.
Bridgepoint Education Holiday Bowl
#24 Texas Longhorns – California Golden Bears
Mi/Do 28./29.12. 02h LIVE bei ESPN America
Tape: Do, 29.12. um 16h30 bei ESPNA
Die Texas Longhorns waren in den Tagen vor der Holiday Bowl mal wieder fleißig dabei, die Rücktrittsgerüchte um den alternden, vermeintlich etwas amtsmüden Head Coach Mack Brown zu dementieren – der exzellente Recruiter Brown bekam deshalb sogar eine Vertragsverlängerung, damit die Rufe endlich verstummen. Einen Abgang des grauhaarigen Head Coaches (seit 1998 bei UT) würde man nun als Überraschung werten.
Texas’ Probleme im Angriff kann man an den Quarterbacks festmachen: Der ungeliebte QB Gilbert wurde schnell aus der Stadt gejagt, die blutjungen Case McCoy (Colts Bruder) und David Ash übernahmen und spielten wechselhaft, trotz guter Offensive Line und annehmbaren Wide Receivers. So ist der Mann, der die Offense über weite Strecken trug, ein Freshman: RB Malcolm Brown (707yds), der allerdings nicht ganz fit ist. Angesichts der personellen Probleme gilt es immer noch als passables Gesellenstück des jungen OffCoord Bryan Harsin (ex-Boise State), was er da noch herausgeholt hat.
Auch Cal bietet einen passablen Angriff auf, mit dem RB Isi Sofele (1270yds, 9 TD) und dem Passspiel über QB Zach Maynard (2802yds, 17 TD, 11 INT) und den gefährlichen WR Keenan Allen (1261yds, 6 TD), muss aber primär auf einen Kollaps der texanischen Defense hoffen: Die Longhorns gehören potenziell zu den besten Defenses des College Football, klappten aber zwischendurch immer wieder übel gegen mächtigere Angriffsformationen (Oklahoma, Oklahoma State, Baylor) zusammen.
Viele gehen von einem recht spannenden Spiel aus, das möglicherweise erst in den letzten Minuten entschieden werden wird – Texas hätte da als X-Faktor einen K Justin Tucker aufzubieten, der vor wenigen Wochen nach dem Derbysieg über Texas A&M auf Schultern aus dem Stadion getragen wurde. Coin-Flip: Texas sollte leicht favorisiert sein.
College Football 2011/12 Preview: Mountain West Conference (MWC)
Die Mountain West Conference ist eine recht junge Conference und aktuell stark im Wandel begriffen. Wenn alle Bewegungen der letzten beiden Jahre mit TCUs Abgang im kommenden Jahr beendet sein werden, wird die MWC 10 Mitglieder zählen und nicht mehr und nicht weniger als eine verbesserte WAC sein.
Trotz dann namhafter Abgänge (Utah, BYU, TCU) dürfte die Conference ab 2012 an sportlicher Attraktivität gewonnen haben: Boise State und Nevada sind Kaliber geworden, Fresno State gehört seit Jahren zu den WAC-Größen und Hawaii ist reinstes Recruiting-Gold.
Kleines Hintertürchen in Sachen „nicht mehr als eine verbesserte WAC“: Mit ein bisschen Kalkulations- und Verhandlungsglück ist es nicht ausgeschlossen, dass die MWC 2013 und 2014 eine BCS-Conference sein wird. Die Chancen stehen tatsächlich wohl eher gering, werden die MWC-Kernmärkte nach dem Abfall des TV-Marktes in Fort Worth/Dallas (TCU) ab 2012 nur noch 6% des TV-Marktes in den USA ausmachen.
Boise State Broncos
Die Boise State Broncos scheiden zwischen „gnadenlos gut“ und „völlig überschätzt“ die Geister und dürften favorisiert auf den MWC-Titel sein. Das große Ziel ist aber die BCS, wenn möglich das National Championship Game.
Die Boise State University ist eine recht junge, pulsierende Bildungsanstalt, deren rasantem sportlichem Aufstieg selbst die größten Kritiker allerhöchsten Respekt zollen. Was in der Hauptstadt von Idaho trotz limitiertem Recruitings und relativ geringer Budgets innerhalb weniger Jahre aufgestellt wurde, ist sagenhaft – Boise State spielt erst seit 2001 in der obersten Kategorie (FBS) mit und hat sich zu einem alljährlichen BCS-Buster hochgespielt. Haupt-Protagonist der Erfolge: Head Coach Chris Petersen, ein Pokerface und Offensiv-Geist vor dem Herrn.
Die Unaufgeregtheit der Broncos spiegelt sich nicht nur in der stets gleichbleibenden Miene Petersens, sondern auch im unschuldigen Gesicht von QB Kellen Moore, der 38 seiner 40 Spiele am College gewonnen hat (bei einer Niederlage mit einem Punkt und eine Overtime-Niederlage mit drei Punkten. Fassungslos). Moore, Linkshänder, wirkt recht harmlos, ist aber kaum aus der Ruhe zu bringen und wirkt extrem souverän in der Pocket, selbst unter Druck. Trotz nur 1,83m nicht ausgeschlossen, dass wir es mit einem Quarterback für die NFL zu tun haben.
Die Offensive Line muss allerdings umgebaut werden, allein der allgemein als NFL-1st round-Kaliber OT Nate Potter bleibt eine Konstante. Das Laufspiel wird vom untersetzten, kräftigen RB Doug Martin und seiner Handvoll Kollegen getragen, Top-WR dürfte nach den Abgängen von Young/Pettis Kellens Bruder Kirby Moore sein.
Eine harte Nuss beim Boise Viewing: Die Offense. Während Boise State neben dem Spielfeld und vor allem mit seinem Spielfeld (Stichwort: stechend blauer Spieluntergrund) recht peppig daherkommt – man könnte auch sagen: „schreiend“ – will die Philosophie auf dem Spielfeld so gar nicht zu diesem Image passen. Petersens Offense ist extrem punktegewaltig (über 40Pkte/Spiel), aber irgendwie… eigenartig, nicht etwas für die Laufstege dieser Welt.
Jeder Spielzug beginnt mit viiiiel Bewegung an der Line of Scrimmage, Scharen an Leuten laufen durch die Gegend, ehe sich rund um QB Kellen Moore eine Block-Armada aus Offensive Line, Tight Ends und Fullbacks aufstellt. Nach dem Snap meistens der kurze, schnelle Pass – und es ist frappierend auffällig, wie häufig die Defense verarscht wird: End-Arounds, Läufe und Würfe gegen die Laufrichtung der Defense, Fantillionen Tackles ins Nichts.
Die Offense wirkt unglaublich unaufgeregt, spielt mit einer ungesehenen Seelenruhe ihren Stiefel runter, streut zwischendurch immer mal wieder einen Spielzug aus der Trickkiste ein und scort fast in jedem Drive, häufig Touchdowns. Selbst nach großen Raumgewinnen, selbst gegen unterlegene und tote Gegner wird hier nicht der K.o.-Schlag gesucht. Die Offense kehrt immer wieder zu ihrem fast einschläfernden Kleingewichse zurück.
Ich gebe zu, dass ich es nicht recht beschreiben kann: Systemloses System mit System, oder so. Büsschen was Parasitäres, büsschen Trickspielorgie, büsschen Ratlosigkeit meinerseits. Aber es ist eine Offense, zu der ich Vertrauen hege – und die auf alle Fälle sehenswert ist. Ein Problempunkt, der gegen Nevada auffiel: Aufgrund der schieren Dominanz und des Schonens der Starter im Schlussviertel geht den Broncos im Falle eines 60minütigen Grabenkampfs womöglich irgendwann die Puste aus – schneller als bei der Konkurrenz.
Die Defense mit ihrem 4-2-5 ist schwerer von Abgängen gebeutelt. Der beste Pass Rusher DE Ryan Winterswyk ist weg, dazu fehlen die drei besten Defensive Backs: CB Brandyn Thompson (Redskins), SS Jeron Johnson (Seahawks) und S Winston Venable (Bears?) – Venable hatte meistens den Freigeist gegeben und wird nun wohl von Cedric Febis ersetzt.
Boise State hat von der MWC-Führung als Begrüßungsgeschenk das Verbot aufgebrummt bekommen, auf dem heimischen Spielfeld knallblaue Trikots auf knallblauem Untergrund (s. Bild) zu tragen. Könnten also orangene Heimleibchen werden – wie gemacht für unsere holländischen Sportsfreunde in der Mannschaft: Genannter Febis, WR Geraldo Hiwat und DT Ricky Tjong-a-Tjoe bilden unser Oranje-Trio. Eine Story hat ihnen vor Monaten mal Rivals.com gewidmet.
Der Blick wird mal wieder gen BCS-Bowls gehen – wie immer in den letzten Jahren. Zum dritten Mal in Serie wird die Saison gegen einen ganz großen Gegner eröffnet: 2009 putzte man Oregon, 2010 Virginia Tech, diesmal ist auf „neutralem“ Feld Georgia dran. Georgia war schon vor sechs Jahren mal im Schedule, und damals verlor BSU haushoch 13-48. Dass in diesem Jahr mittlerweile der Zwerg BSU gegen den Giganten Georgia beim Spiel in Atlanta favorisiert ist, zeugt von der Verschiebung der Kräfteverhältnisse bzw. der Ehrfurcht, die den kleinen Broncos mittlerweile entgegengebracht wird.
TCU Horned Frogs
Boise State hat Chris Petersen, die TCU Horned Frogs haben Gary Anderson Patterson, ihre Version vom langjährigen, visionären Head Coach, der den Verlockungen der Big Cows widerstanden hat und trotz zahlreicher Angebote immer noch daheim coacht. TCU war in der vergangenen Saison so was wie der heimliche National Champion, durfte aber trotz Ungeschlagenheit nicht im BCS-Finale antreten. Dafür putzte man verdient BigTen-Champ Wisconsin in der Rose Bowl.
Danach allerdings verließen haufenweise Spieler die Universität, angeführt vom großartigen QB Andy Dalton und TCU hat nun eine recht unerfahrene Mannschaft. Daltons Nachfolger QB Chase Pachall ist noch sehr grün, aber die Horned Frogs laufen eh viel lieber als sie werfen und verfügen über Running Backs wie andere über Zahlscheine. Sorgen macht allerdings die Offensive Line, wo 4/5 Uni-Abgänger waren.
Prunkstück von TCU ist aber die Defense, die womöglich landesweit beste. Selten, dass TCU mehr als zehn Punkte kassiert, und das liegt zu großen Teilen am sensationellen Linebacker-Duo: Tank Carder und Tanner Brock dominieren das Spiel, und das merkte man in der Rose Bowl ganz massiv.
2011/12 scheint für TCU ein Übergangsjahr zu sein, ein Aufbaujahr, um dann 2012/13 mit dem Wechsel in die Big East Conference ein richtiger Player im BCS-Wettkampf zu werden. Unterschätzen sollte man die Horned Frogs aber auch in dieser Saison nicht.
Die potenziellen Spoiler
Die Falcons von der US-Air Force aus Colorado gelten als dark horse auf den MWC-Titel. „Air Force“ wie „wir waren seit fünf Jahren stets maximal 117ter von 120 im Passspiel“. Netter ausgedrückt: Hier werden sämtliche Gegner über den Haufen gelaufen, wenn nötig über vier Downs. 2010/11 holte sich die Air Force sogar den Commander-in-Chief’s Cup – die Meisterschaft unter den US-Militärs (Air Force, Navy, Army).
QB Tim Jefferson warf dabei ganze 152 Pässe – der Rest besteht aus knallhartem Laufspiel (letztes Jahr #2 im College Football) über eine Handvoll verschiedener Running Backs und immer wenn es bei 3rd und 4th downs eng wird, werden die Fullbacks ins Getümmel geschmissen. Das Beeindruckende an den Falcons: Sie machen schlicht keine Fehler. Sie werfen dich nicht vom Hocker mit endlosen Laufspielorgien, aber sie spielen ihren Stiefel runter und zwischendurch immer mal wieder ein langer, tödlicher Pass in die Tiefe. Troy Calhoun hat hier einen Anwärter auf höhere Ziele beisammen.
Einen noch gepflegteren Ball spielen die San Diego State Aztecs, lange Zeit unter ferner Liefen, im Vorjahr aber plötzlich in 9-4 Sphären aufgestiegen. Allerdings ist Head Coach Brady Hoke nun gen Michigan abgewandert und es wäre nicht das erste Mal, dass eine Mannschaft nach so schnellem Aufstieg und Trainerwechsel wieder in der Versenkung verschwindet, zumal mit WR Demarco Sampson und WR Vince Brown die beiden besten Anspielstationen abhanden gekommen sind. Noch da sind QB Ryan Lindley und RB Ronnie Hillman (1532yds, 17TD als Freshman), die Hauptprotagonisten einer Offense, die 29 TD via Luft und 28 TD auf Bodenweg gemacht hat – gemeinsam mit einer eingespielten Offense Line schaut das Fundament der Aztecs allerdings so schlecht nicht aus. Die Defense spielt ein 3-3-5, mit einer Secondary aus einem Free Safety („Aztec“) und zwei Stong Safetys („Warriors“) – ein Konzept, das Rocky Long eingeführt hat. Long ist nun Head Coach.
Schon seit Monaten sabbert man in San Diego dem 24. September entgegen. Dann nämlich geht es nach Ann Arbor, zu Michigan, zum Wiedersehen mit dem alten Coach Brady Hoke. Und dann – es ist Woche 4 – werden wir schon einen Eindruck davon haben, wie brutal Hokes Abgang sich auf San Diego State ausgewirkt haben wird.
Bodensatz
Der Rest der Conference dürfte Kanonenfutter sein und die ambitionierte MWC mehr hemmen denn zu einem möglichen BCS-Status beitragen. Die Wyoming Cowboys besitzen einige Ingredienzien, um irgendwann mal wieder nach oben blicken zu können, aber noch hängen die schwache 2010er-Saison und ein tödlicher Autounfall einer Handvoll Spieler nach. Wyomings Offense lebt vom Hoffnungsträger RB Alvester Alexander, der diese Saison erstmals durchspielen soll, aber Head Coach Dave Christensen gilt mehr als Quarterback-Entwickler denn als Fan von Running Backs. Für deutsche Fans interessant: In der Defense spielt mit Oliver Schober ein (nicht so „deutsch“ aussehender) Middle Linebacker, dem hinter einer potenziell starken Defensive Line ein sehr starker Herbst prognostiziert wird.
Wyoming hat 2010 nur einen einzigen Sieg gegen einen Conference-Rivalen gehabt: Ein 44-0 über die noch schlechteren Colorado State Rams, die ihre Blütezeit vor einem Jahrzehnt hatten. Head Coach Steve Fairchield gilt als Eigengewächs, war einst QB für die Rams, und steht daher auch trotz zweier ganz schwacher Spielzeiten zuletzt noch unter Artenschutz.
„Artenschutz“ ist nicht grad das, was Mike Locksley bei New Mexico genießt. Nach zwei Spielzeiten, einer 2-22 Bilanz, Prügelgeschichten gegen Spieler und einem Vergewaltigungsvorwurf ist die verbleibende Anerkennung der Fans in der Wüste eher drei Meter unter der Erde anzusiedeln. Locksley war als Offensivgenie und starker Recruiter bei den Lobos (spanisch für „Wölfe“) angetreten, aber bisher macht eine schwache Offensive Line die Basis jeder Locksley-Offense, das Laufspiel, kaputt. Eine unterirdische Defense tut das ihrige und so kassierte man zuletzt trotz +4 Turnovers eine haushohe Niederlage gegen Wyoming. Der Gestank „Trainerentlassung“ müffelt schon schwer aus der Wüste herauf.
Auch in Las Vegas spielt man College Football: Bei den UNLV Rebels (University of Nevada/Las Vegas). Gestatten, das Looser-Programm der MWC, seit 1996 in der FBS, bisher eine einzige Winning Season (Saison mit über 50% Siegen), und auch unter dem neuen HC Bobby Hauck setzte sich die Misere fort: 2-11 mit 11 glasklaren Niederlagen. Ob man sich daran hochzieht, dass sich die Gegnerschaft recht ordentlich las? (u.a. Wisconsin, Utah, Nevada, West Virginia, TCU, Air Force, San Diego State, Hawaii und BYU) Der kommende Schedule verspricht, keinen Deut einfacher zu werden.
In Teil 8: Die Rückkehr einer Großmacht – oder?
Bowl Season 2010/11, Tag 7: Wer noch Beine hat, der möge bitteschön laufen. Jetzt!
Lousiana ist Schauplatz der womöglich einseitigsten Bowls dieser Bowl Season 2010/11. Nicht wegen des Ergebnisses, sondern aufgrund der Spielart beider Mannschaften.
AdvoCare V100 Independence Bowl
Mo., 27.12. um 23h live bei ESPN America, am 28.12. um 9h als Tape
Georgia Tech Yellow Jackets – Air Force Falcons
Gestatten: Wir haben es heute mit zwei Mannschaften zu tun, die sich gegenseitig in Grund und Boden laufen. Georgia Tech kommt mit dem Head Coach Paul Johnson daher, der einst die Navy zu ein paar erfolgreichen Saisons gecoacht hat und nun seit drei Jahren in Atlanta wurstelt.
Johnson hat bei den Yellow Jackets die sogenannte „Triple-Option Flexbone Offense“ eingeführt, eine Offense, die darauf abzielt, fast ausschließlich zu laufen, noch mehr als in der normalen Flexbone-Offense. Hinter dem QB steht der Fullback, der Option #1 ist. Kriegt der Fullback keinen Ball, ist Option #2 für den QB, selbst zu laufen, oder Option #3, dem hinterherhechelnden Slotback (ist links oder rechts der Offensive Line postiert) den Ball zuzupitchen. Die Offense hat sieben Blocker aufgestellt: Fünf O-Liner, den Tight Ende und den Wingback, der versetzt unmittelbar neben dem Tight End steht.
Johnson hat mit QB Josh Nesbitt einen perfekten Spieler für sein System. Dumm für die Yellow Jackets: Nesbitt hat sich Anfang November den Arm gebrochen und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen. Ersatzmann Tevin Washington ist bei weitem nicht so gut im Laufen, weshalb die Yellow Jackets nach Nesbitts Ausfall ganz stark auf RB Anthony Allen gesetzt haben, der plötzlich über 40yds mehr pro Spiel laufen musste.
So oder so ist die Saison der Yellow Jackets für die Grütze. Im Vorjahr spielten sie als ACC-Champ in der Orange Bowl, heuer war es schon mit Nesbitt eine zähe Geschichte, wofür vor allem die schwache Defense verantwortlich war. Der ex-Jets-Head Coach Al Groh hat hier keine Besserung bringen können.
Auf der Gegenseite sind die Air Force Falcons, die mit ihrem Spiel eigentlich ihren Namen vergewaltigen. Luft und Falken? Hier wird gelaufen, bis der Boden einbricht. Sind die Yellow Jackets landesweit #1, so sind die Falcons die #2. 317yds pro Spiel machen die Falcons, gegen 119yds über die Luft. 145 Pässe haben sie geworfen, und das in 12 Spielen. Gut genug für eine 8-4 Bilanz. Und es wird auf absehbare Zeit keine Änderungen geben. Head Coach Troy Calhoun hat gerade erst bis 2015 verlängert.
Für Paul Johnson wird es ein Wiedersehen mit der Air Force. Als Navy-Coach hat er häufig das obligatorische Spiel gegen die Falcons bestritten. Diesmal gilt er als 3pt-Außenseiter. Sollte Nesbitt tatsächlich nicht spielen können, ist es für mich eine klarere Geschichte. Mit Nesbitt sind die Yellow Jacket allerdings mein Favorit.