College Football geht schön langsam in die heiße Phase der Conference-Spiele, die nun in immer hemmungsloseren Ansetzungen resultieren wird, nachdem dieses Wochenende die ersten BCS-Standings veröffentlicht werden. Das Programm dieser Woche ist unter diesem Gesichtspunkt interessant, aber auch als „Aufwärmprogramm“ für das, was danach folgen wird, zu betrachten ist.
California Golden Bears – USC Trojans
Freitag, 15h30 Tape bei ESPN America
Zweimal Pac-12, und zweimal Teams, die im Rennen um den Pac-12 Titel keine Rolle spielen werden: Cal, weil die Golden Bears sportlich wohl eine Nummer zu klein sind, USC aufgrund seiner Sperre vom Pac-12 Endspiel. So wird der Thrill primär aus dem Faktor „Rivalität“ gezogen werden, und Cal dürfte eine besondere Motivation besitzen, wurde es doch seit 2003 jedes Jahr von den Trojans abgeschlachtet.
Allerdings dürfte die Erinnerung an die letzte Saison eher schmerzen. Damals stürmte USC zu einem 42-0 zur Pause, mit 372yds Offense in der ersten Hälfte (QB Matt Barkley dabei fünf TD). Dieses Jahr ist USC im Angriff ziemlich passlastig, wobei vor allem WR Rashaun Woods unglaubliche 44% der Passyards fängt, während der tiefreligiöse Sunnyboy Barkley ein Muster an Unbeständigkeit ist. Gegen Cal dürfte es trotzdem reichen, da die Bears über kaum Pass Rush verfügen, weil sie in der Defense dafür gebaut sind, den Lauf zu stoppen.
San José State Spartans – Hawaii Warriors
Samstag, 9h Tape bei ESPN America
Ein Duell aus der WAC, wobei Hawaii (1-0 WAC) favorisiert sein dürfte, aber auch San José State zu den bisher recht positiven Erscheinungen der Saison zählt, trotz 2-4 Bilanz. Hawaii verlässt sich im Angriff fast ausschließlich auf den Rastaman QB Bryant Moniz (1578yds, 15 TD, 1 INT, 4 Lauf-TD), während die Spartans einen deutlich ausgeglicheneren Angriff besitzen, der vor allem weniger Turnovers als die Warriors begeht.
Michigan State Spartans – Michigan Wolverines
Samstag, 18h LIVE bei ESPN America
Das Derby der beiden wichtigsten Football-Universitäten im Staate Michigan, und es liest sich wie ein interessantes Matchup. Die immer noch ungeschlagenen #11 Michigan Wolverines verfügen in dieser Saison nach Jahren endlich mal wieder über eine annehmbare Defense, die zwar viele Yards über den Luftweg zulässt, aber hart genug spielt, um zwei, drei Turnovers/Spiel zu provozieren. Dem werfen die #23 Michigan State Spartans einen eher blassen Angriff entgegen, wo QB Kirk Cousins immer gut ist für die eine oder anderen INT, aber Cousins ist einer der QBs, die einen Angriff mit hoher Completions Rate (68%) immer am Leben halten können. Die Spartans glänzen sowieso primär in der Defense, die ganze 173yds/Spiel zulässt, nur 64yds davon im Laufspiel. Michigans Offense wirft dem allein QB Denard Robinson entgegen, einen fürchterlich unpräzisen Werfer, der immer für 3 INTs/Halbzeit zu haben ist, aber solange er noch auf zwei Beinen laufen kann, auch 200yds Laufspiel machen wird. Robinson wird stets als Heisman-Trophykandidat gehandelt, was IMHO ein Hochjazzen ohne Aussicht auf Erfolg ist, solange Robinson nicht wenigstens halbwegs adäquate Bedrohung als Werfer wird. Vielleicht hilft, wenn Robinson die Wolverines nach drei Jahren Sieglosigkeit über Michigan State mal wieder zu einem vollen Erfolg gegen die Spartans führt.
Texas Longhorns – Oklahoma State Cowboys
Samstag, 21h30 LIVE bei ESPN America
#22 Texas leckt nach der verheerenden Niederlage gegen Oklahoma noch seine Wunden, wurde in allen erdenklichen Matchups einfach niedergemacht. Größter Knackpunkt der Longhorns ist aber das offene Scheunentor in der Secondary mit all seinen blutjungen Spielern. Nun kommt mit #6 Oklahoma State rein zufällig der vielleicht beste Pass-Angriff im College Football daher. Das Zusammenspiel zwischen QB Brandon Weeden und WR Justin Blackmon ist fassungslos, was man an Blackmons Zahlen ablesen kann, die da lauten: Im Schnitt 9 Catches für 107yds und 1,2 TD/Spiel. OSU spielt eine meiner Lieblings-Offenses, setzt auch noch hoch erfolgreich RB John Randle in homöopathischen Dosen ein und wird nur in Hischscoring-Spielen zu bremsen sein.
Es dürfte interessant sein, was Texas mit DefCoord Manny Diaz dem entgegenzuwerfen gedenkt, nachdem Diaz am Samstag in der Red River Rivalry ziemlich pulverisiert wurde. Weil die texanische Abwehr zwar talentiert, aber jung und nicht sondernlich „tief“ besetzt ist, kann man davon ausgehen, dass auch Oklahoma State mit seinen Dutzenden Ballfängern Yards und Punkte aufs Tablett legen wird, wahrscheinlich mehr, als die Longhorns-Offense zustande bringen wird. Für diese dürfte das Motto gelten: RB Malcolm Brown laufen, laufen, laufen lassen, Zeit von der Uhr nehmen und wenn immer möglich in der RedZone Touchdowns scoren, bloß keinen Punkt zuviel liegen lassen.
Ich glaube an einen klaren Sieg für Oklahoma State, selbst im Stadion von Texas.
Pittsburgh Panthers – Utah Utes
Sonntag, 7h30 Tape bei ESPN America
Das Duell der Enttäuschten. Pitt (3-3) war in den letzten Wochen bis auf den klaren Heimsieg gegen die USF Bulls sehr mau unterwegs, wurde zuletzt sogar von den langjährigen Underdogs Rutgers 10-34 niedergemacht und kommt in der Offense trotz des großartigen RB Ray Graham nicht wirklich in die Gänge, dafür wirft QB Tino Sunseri einfach zu wenig kontinuierlich gefährlich. Utah (2-3) dagegen wartet nach seinem überfälligen Wechsel in eine BCS-Conference immer noch auf einen Erfolg in der Pac-12, wurde nacheinander von USC, Washington und zuletzt Arizona State geschlagen, respektive: Hat sich selbst geschlagen. Zehn Turnovers in den letzten beiden Spielen? Meine Fresse, das war man von Utah lange nicht mehr gewohnt. Die Probleme gehen aber darüber hinaus: QB Jordan Wynn ist im Krankenstand, Backup Jon Hays hat sich mit haufenweise Interceptions nicht gerade aufgedrängt. Riecht alles nach einem nicht so schönen Spiel…
Tennessee Volunteers – LSU Tigers
Sonntag, 10h Tape bei ESPN America
Ich hatte es schonmal verlinkt, aber weil es so – mit Verlaub – geil war, hier noch einmal das Video von der Mutter aller dramatischen Spielenden:
Das war vor einem Jahr bei LSU – Tennessee. Dieses Wochenende das 2011er-Match in der Heimat der anderen Mannschaft: Neyland Stadium/Knoxville, wobei die Vorzeichen diesmal andere sind. Im Gegensatz zu 2010 ist LSU nicht mehr “upstart”, sondern als #1 der AP Polls ein allgemein anerkannter Titelanwärter, vor allem aufgrund der bekannt groß aufspielenden Defense mit ihrem phänomenalen CB Tyranne Mathieu, aber in den letzten Wochen kam auch der Angriff besser in Schwung, was nicht nur an der Rückkehr von Kneipenschläger-QB Jordan Jefferson liegt, der in Trickspiel- und Options-Situationen eingewechselt wird.
Tennessee dagegen verfügt eigentlich auch über einen soliden Angriff, musste am Wochenende aber einen Rückschlag hinnehmen, als bekannt wurde, dass mit QB Tyler Bray der große Hoffnungsträger für rund einen Monat verletzt zuschauen wird müssen. Bei mir dominiert irgendwie der Grundgedanke, dass die Vols im Vergleich zum Vorjahr auf der Stelle treten, insgesamt nur eine leicht verbesserte Mannschaft sind.
LSU dürfte einen lockeren Erfolg einfahren, also diesmal kein „Wunder“ zum Erfolg.
Tapes nächste Woche
Iowa Hawkeyes – Northwestern Wildcats, Mo/20h Tape Eurosport 2. Das Duell zweier Enttäuschter in der Big Ten. Iowa ist extrem unbeständig in dieser Saison, verliert mal ein Offensivfeuerwerk gegen Iowa State, gewinnt ein rundum solides Spiel gegen Pitt und verliert dann eine Defensivschlacht gegen Penn State. Die Northwestern vergeigte zuletzt vor „eigenem“ Publikum (Michigans Fans schienen deutlich in der Überzahl) eine klare Führung, ist jedoch deutlich selbstbewusster, seit es wieder auf QB Dan Persa bauen kann. Ich halte es für ein offenes Spiel, da beide Teams enorm viele Gesichter zu haben scheinen.
#24 Auburn Tigers – Florida Gators, Di/11h30 ESPN America. Beide haben in dieser Saison so ihre Probleme aufgrund vieler Spieler- oder Trainerwechsel, mussten streckenweise mit Backup-QBs spielen und werden eher nicht zu den Titelanwärtern in ihren SEC-Divisionen gezählt. Die Gators haben allerdings die Chance, nach zwei K.O.-Schlägen gegen Alabama (10-38) und LSU (11-41) wenigstens teilweise Selbstvertrauen zurückzuholen – dafür muss aber die Lauf-Defense etwas besser funktionieren, nachdem die letzten beiden Wochen diesbezüglich grausam waren.
Ole Miss – #2 Alabama Crimson Tide, Mi/13h30 ESPN America. Ole Miss wird mit seiner lendenlahmen Offense überhaupt kein Land sehen, nicht mal im eigenen Stadion. Für Alabama geht es seit Wochen nur darum, wenigstens halbwegs den Fokus auf die jeweiligen Gegner zu halten, da alles vom vorgezogenen „Endspiel“ um SEC- und Landesmeistertitel spricht: Am 5. November geht es gegen LSU um alles.
#9 Oregon Ducks – #18 Arizona State Sun Devils, Do/16h ESPN America. Wichtiges Spiel im Autzen Stadium, da hier die Divisionsfavoriten im Norden und Süden aufeinander treffen. Für die Ducks könnte ein Sieg essenzieller sein, nachdem die Sun Devils im Süden konkurrenzlos sein dürften: Colorado, Utah und Arizona sind alle noch sieglos in den Conference-Spielen, USC spielt außer Konkurrenz, UCLA… UCLA? Keine Zeit zum Scherzen. Oregon muss allerdings wohl auf RB LaMichael James verzichten, der seit Wochen nur 200yds-Spiele verzeichnet, aber seinen Arm ganz böse ausgerenkt hat, sodass ich mir einen Einsatz angesichts der TV-Bilder kaum vorstellen kann. Oregon hat zwar gute Ersatzleute (RB Barner, RB Thomas), aber James ist gerade für diesen Topspeed-Angriff essenziell.
Das Livespiel unter dem Sonnengürtel
ESPN America zeigt in der Nacht von Dienstag/18.10. auf Mittwoch/19.10. ein Livespiel Arkansas State – Florida International aus der Sunbelt Conference (Wdh. Mi/16h), das allerdings bereits zur Woche 8 gehört. Es ist ein Spiel mit unerwarteten Vorzeichen, nachdem ASU die bessere Saisonbilanz besitzt, FIU jedoch bis vor kurzem eine ungeschlagene Saison zugetraut wurde, ehe die überraschenden Niederlagen gegen ULL (!) und Duke (!!!) folgten. FIU muss gewinnen, will es das Mindestziel „Sunnbelt-Champion“ weiterhin verfolgen. Außerdem dürfte es eine Chance geben, WR T.Y. Hilton (FIU) zu sehen, über den sich im September sämtliche Experten das Maul fusselig redeten, der stets für einen 70yds-Catch’n’Run gut ist.