Stat Line 2012
Record 10-6 WC Enge Spiele 5-1 Pythagorean 8.8 (13) Power Ranking .464 (23) Pass-Offense 5.3 (30) Pass-Defense 6.0 (10) Turnover -1
Management
Salary Cap. Free Agents.
Letztes Jahr zeigte ich in der Sezierstunde der Minnesota Vikings mit einem Finger auf das extreme Pech in engen Spielen, das die schwache Saisonbilanz der Vikes mitzuverantworten hatte. Dieses Jahr muss ich den umgekehrten Weg gehen. Minnesota beendete das Jahr mit 10-6 Siegen und einer überraschenden Qualifikation für die Wildcard Playoffs, aber man sollte bei aller Leistungssteigerung nicht dran vorbeischauen, dass diese auch durch eine 5-1 Bilanz in engen Spielen zustande gekommen war.
Überhaupt ist es uncharakteristisch für die NFL dieser Jahre, dass sich eine Mannschaft vom Schlage der Vikings für die Post Season eignet: Passspiel ist mit 5.3 NY/A so gut wie nicht vorhanden, dafür wird in 48.5% der Spielzüge gelaufen und in der Defense aufs Austeilen von blauen Flecken gehofft.
Ging diesmal gut. Soll – glauben wir den Worten von Head Coach Les Frazier – auch in Zukunft auf der Tagesordnung stehen. Man darf da getrost skeptisch sein.
Die Ponder-Frage
Die Vikings haben ein Quarterback-Problem an der Backe. Chris Ponder, der #12-Draftpick von 2011, stagnierte nun zwei Jahre auf größtenteils niedrigem Niveau und gilt als Spielgestalter, dem man enge Leine beim Lesen von Abwehrformationen anlegen muss. Ponder ist auch nicht der große Wurfästhetiker, der ein Stadion mit zwei fantastischen Touchdowns in Ekstase zu versetzen imstande ist, und so wirken Vikings-Spiele oft einschläfernd.
Die anhaltenden und schon vom College in Florida State bekannten Schulterprobleme sind in Kombination zu besagt ineffizienten Stats ein Grund, weswegen Ponder in diesem Herbst seine dritte und letzte Chance bekommt. Viele gehen auch nach der „Absicherung“ durch Matt Cassel aus Kansas City davon aus, dass Minnesota sich ein „Prospect“ in den späteren Draft-Runden holen wird.
Die Offense
Die auch im Zuge des Rookie-LT Matt Kalil deutlich verbesserte Offensive Line war wichtiger Bestandteil einer insgesamt sehr physischen Offense. Man sagt vor allem Kalil, C Sullivan und RT Loadholt exzellentes Blocking fürs Laufspiel nach und ist auch in der Tiefe gut genug besetzt, dass ein verletzungsbedingter Ausfall nicht gleich die Katastrophe heraufbeschwört.
Der Mann, der die Offense zuletzt trug und auch in Zukunft tragen soll, ist RB Adrian Peterson, dessen Geschichte vom Verletztenstand zum NFL-MVP dutzendfach dokumentiert wurde. Peterson erlief in der abgelaufenen Saison 2097yds in der Regular Season und scheiterte knapp am ewigen NFL-Rekord. Das Laufspiel der Vikings muss allerdings ineffizient genug eingesetzt worden sein, denn in den Effizienz-Stats scheint Peterson nicht als Top-Back der vergangenen Saison auf. Peterson ist kein Back, der dir konstant Yards liefern wird, sondern vielmehr einer der Marke boom or bust: Häufig für wenig Raumgewinn zu Boden gebracht, aber dann immer wieder mit einem 70yds-Lauf.
Wichtig für die Vikings wird sein, in Zukunft die Last von Petersons Schultern zu nehmen. Mit Percy Harvin wurde der wichtigste Offensiv-Allrounder nach Seattle getradet. Dafür kam mit dem präzisen Routenläufer WR Greg Jennings ein Mann aus Green Bay, der Ponder mit seiner Akribik durchaus helfen sollte. Der Receiving-Corp liest sich mit Jennings, Michael Jenkins, Jarius Wright und TE Rudolph aber immer noch etwas dünn und ich würde zumindest einen kleinen Finger ins Feuer legen, dass da im Draft noch nachgebessert wird (MIN hält aktuell zwei Erstrundenpicks).
Die Defense
Der erstaunlichere Mannschafsteil in der abgelaufenen Saison war die stark verbesserte Defense, die zwar mit 1.5% INT-Quote immer noch sagenhaft wenige Turnovers produzierte, dafür aber mit vielen harten Hits (immerhin einige Fumbles produziert) und diszipliniertem Spiel glänzte.
Die Defensive Line ist um die Ankerpunkte DE Jared Allen, DE Brian Robinson und DT Kevin Williams immer noch gesetzt. Kopfzerbrechen bereiten die Linebacker, wo abseits von OLB Chad Greenway wenig NFL-taugliches Material bereit steht. Der verletzungsanfällige Erin Henderson und der neu eingekaufte LB Brinkely aus Arizona dürften wenigstens für halbwegs gute Breite im Kader sorgen.
Im Defensive Backfield machte man mit dem Rauswurf des grundsoliden CB Antoine Winfield eine bizarre Baustelle auf. Winfield ist ein Faszinosum in der heutigen NFL: Ein zirka 1,22m großer Mann mit Armen aus Glas, der aber jeden Running Back im ersten Versuch zu Boden stößt und als Deckungsspieler immerhin gut genug war um jahrelang in Pro Bowl Nähe zu spielen. Man hätte Winfield zum zweiten Safety neben den jungen Harrison Smith stellen können und hätte ein gutes Safety-Duo gehabt.
So hat man erstmal gar nix mehr, außer einen offenen Safety-Platz und Cornerbacks, die nach Draften von Rookies in den hohen Runden schreien.
Ausblick
Die Vikes haben seit Jahren das Gerüst: Offense Line, Running Back, Defense Line. Ansonsten gibt es viele Fragezeichen: Wird aus Chris Ponder doch noch ein würdiger Quarterback, jetzt wo er mit Jennings einen willensstarken Receiver bekommt? Löst sich das Problem Defensive Backfield von allein? Wird Peterson noch mal so ein Jahr spielen können?
Es sind IMHO zu viele Fragezeichen, als dass man Minnesota erneut in den Playoffs erwarten kann. Vieles wird von der Entwicklung Ponders abhängen, aber wenn du deinen QB in zwei Jahren nicht ein einziges Mal ein paar schwere „Reads“ machen lässt, ist meine Hoffnung begrenzt. Immerhin hat das Front-Office den möglichen Troublemaker Harvin für guten Gegenwert verschifft und immerhin gibt es in der NFC North genügend andere Teams mit Fragezeichen, sodass ein kompletter Einbruch der Vikings auch nicht realistisch erscheint.
Tipp: 2013/14 bringt erst mal graues Mittelmaß.