Match die Offense: Wie geht das mit der Pattern Read Cover 3 Defense?

Die eine Hälfte der NFL dreht wegen Analytics am Rad, die andere wandert fröhlich auf die Covid-Liste (gestern über 20 Positiv-Tests). Seit gestern übrigens auch das Gesicht der NFL Antiwaxxer, Cole Beasley, der damit fürs erste 10 Tage unschädlich gemacht wird.

Zeit für uns, mal auf etwas Spieltaktisches zu schauen.

Defense ist das Schlagwort der laufenden NFL-Saison – und so lass uns kurz vor Weihnachten mal wieder in die Reihe Football erklärt kramen und einige schematische Besonderheiten herausarbeiten. Heutiges Thema ist die Pattern-Read Cover 3 Defense – in kurz: Match Cover 3 Defense.

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Tampa 2 Defense: Damals und Heute

Vor der Superbowl hat Alexander Brink in einem Gasteintrag auf die Grundprinzipien der Match Coverage geblickt. Heute folgt eine Analyse der „Tampa 2“-Defense, einer von Tony Dungy bei den Tampa Bay Buccaneers entwickelten Spezialversion von Cover-2, die um das Jahr 2000 herum die NFL revolutioniert hat.

Mittlerweile gilt die Reinform der Tampa 2 als überholt, doch wie Cody Alexander in seinem neuen Buch „Anchor Points“ schreibt: Sie lebt neu interpretiert in zahlreichen Defense-Formationen weiter.

Ich übergebe damit das Wort an Alexander Brink.

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Pattern Match Coverage: Eine Einführung

Wir haben in den letzten Wochen auf diesem Blog immer mal wieder über die Defenses der NFL gesprochen. Besonders in dem Eintrag über die Flexibilität und Innovationskraft von Defensive Coordinators habe ich dabei das Thema „Match Coverage“ mehrfach angesprochen.

Aber wovon sprechen wir dabei genau? Ich hab mir dafür den Leser Alexander Brink für einen Gasteintrag ins Boot geholt, der uns eine Einführung ins Thema gibt. Ich übergebe damit das Wort…

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Eine tiefe Cornerback-Rotation ist erstrebenswert – doch niemanden interessiert’s

Heute eine Vertiefung zur wichtigsten Footballerkenntnis der letzten eineinhalb Jahren, wenn wir über Defense sprechen: Coverage ist wichtiger als Pass-Rush. Weiterlesen

Frühstückseier, 4. Juli 2019: NFL-Personal am Arbeitsplatz

Offseason ist die beste Zeit um sich mit Themen zu befassen, für die man in der laufenden Saison kaum Zeit hat: Personal-Einsatz in der NFL, Personalbewertung und Vertragssituationen.

Ein Verweis auf einige interessante Football-Artikel der letzten Tage – am heutigen Independence Day wird die US-Medienlandschaft wohl etwas ruhen (mit einer großen, unten am Ende aufgezeigten Ausnahme). Weiterlesen

Ich habe Geduld, oder: Lass die anderen tanzen | Wie die Seattle Seahawks die Manndeckung revolutionieren

Nachdem sich die AFC in ihrem Spitzenspiel-Kracher letzte Woche in Denver gegenseitig blaue Flecken austeilte, zieht am Sonntag die NFC nach: Green Bay Packers vs Seattle Seahawks ist eine Ansetzung, die durchaus Championship-Implikationen haben könnte. Als Einstimmung darauf warte ich heute mal mit einem spieltechnischen Feinschmecker auf: Seattle Deckungstechnik. Weiterlesen

Die 3-4 Defense in gebotener Kürze

Gestern habe ich versucht, in einem 20-Minuten-Beitrag die grundlegendsten Bezeichnungen an der Line of Scrimmage für Gaps und technique-Positionierungen zu geben. Heute setzen wir das theoretisch Erlernte mal auf dem Spielfeld um. Nochmal zu Beginn das uns schon bekannte Schmierbild:

Offensiv-Positionen in blau, Gaps in rot, Defensiv-Techniques in grün: So geht es an der Line of Scrimmage zu

Offensiv-Positionen in blau, Gaps in rot, Defensiv-Techniques in grün: So geht es an der Line of Scrimmage zu

Die 3-4 Defense bietet, haben wir ja gestern schon gelesen, drei Line-Männer an der Anspiellinie auf; im Regelfall haben diese Jungs ihre Hände am Boden bzw. im Dreck (down linemen). Die absolut rudimentärste Version der 3-4 Defense hat einen Nose Tackle (0-technique) und zwei Defensive Ends (5-technique). Die drei Männer haben häufig Verantwortung für jeweils zwei Gaps (two gap responsibility):

  • Der NT darf sich als 0-technique direkt am Mundgeruch des Centers des Centers erfreuen und muss die beiden A-Gaps zwischen dem Center und den beiden Guards kontrollieren, d.h. für den gegnerischen Running Back darf sich dort keine Lücke auftun. Weil der NT somit gegen extrem kräftige Bolzen gematcht wird, sollte er in dieser Formation selbst an die 320 Pfund auf die Waage bringen, um nicht wie ein Fähnchen durch die Luft geschoben zu werden.
  • Die DEs stellen sich für gewöhnlich an der Außenschulter der Offensive Tackles auf (5-technique) und sie müssen die B- und C-Gaps kontrollieren (also die Löcher zwischen Guard und Tackle sowie zwischen Tackle und evtl. aufgestelltem Tight End).

Hauptaufgabe der Line-Männer ist es, den Linebackers den Rücken freizuhalten. Sie sind nicht dafür gedacht, auf dem Stat-Sheet mit 80 Tackles und 12 Sacks in die Sommerpause zu gehen. Dafür sind die Linebacker zuständig. Die Outside Linebackers kriegen durch diese Aufstellung häufig 1-vs-1 Matchups gegen Tight Ends oder Running Backs, Duelle, die sie als starke Passrusher gewinnen sollten, um dauerhaft Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben zu können. Die Inside Linebackers sollten freie Hand haben und in ihrer Hauptarbeit (dem Tackling gegen Ballträger oder dem Decken von Tight Ends) nicht durch einen lästigen Offensive Guard gestört werden (denn der Guard wird ja vom NT oder einem DE beeiert).

Das sind die Grundideen der 3-4 Defense.

Es gibt aber Abwandlungen. Zum Beispiel fällt auf, dass der jetztige DefCoord der Eagles, Billy Davis, auf seinen bisherigen Stationen seinen Nose Tackle nur selten als 0-technique aufstellt, sondern als 1-technique etwas versetzt zum Center. Der ganze Zauber wird zum Beispiel veranstaltet, um auf einer Seite der Line ein Übergewicht zu bekommen und dem OLB, der ein extrem guter Passrusher sein sollte, zu einem besonders einfachen 1-vs-1 Duell zu verhelfen, und einem der Linebackers (oft der Weakside Linebacker, also der, der auf der Gegenseite vom Tight End steht) einen komplett ungestörten Aktionsradius zu verschaffen.

Eine sehr spezielle 3-4 Defense spielen in der NFL auch die Houston Texans unter DefCoord Wade Phillips, deren 3-4 total auf one-gap-Prinzipien ausgerichtet ist: Kein Defense Liner ist für zwei Gaps verantwortlich wie in obig beschriebener ursprünglicher 3-4 Philosophie. Manchmal muss einer der OLBs ein two-gap-System spielen. Das Schema sieht dann in etwa so aus:

Vereinfachtes Schema in der Defense von Wade Phillips

Vereinfachtes Schema in der Defense von Wade Phillips

Der NT ist ein 1-technique, ein DE ein 3-technique und einer ein 5-technique, die OLBs sind entweder 5-, 7- oder 9-techniques (der OLB auf der Gegenseite vom Tight End, also der Weakside Linebacker, ist in dem Schema oft ein reinrassiger Passrusher, der nur Dampf gen QB machen soll). Man könnte das Schema auch als 5-2 statt als 3-4 bezeichnen. Auf alle Fälle ist es optisch attraktiv anzuschauen: Houstons Defense fackelt nicht lange. Sie ist zügig, straight und kompromisslos.

So, und wer jetzt nix verstanden hat: Aufmerksamkeitsdefizit. Hinsetzen. Sechs.

NFL-Bazar 2011: Defensive Front Seven

Nach der Offense wird heute und morgen die Defense in der Free Agency kurz vorgestellt.

Defensive Tackles

Ich verweise noch einmal auf den Eintrag vom März – einige (Rogers, Stroudt) haben mittlerweile neue Teams gefunden. Dazu kommt noch Pat Williams, dessen Größe sich vor allem zahlenmäßig in Minnesotas Lauf-Defense wiederschläft. Diese Statistik dürfte Stammlesern mittlerweile hinreichend bekannt sein, aber sie ist einfach frappierend – es ist die Lauf-Defense der Minnesota Vikings (yds/carry):

2003 4,9yds/Lauf
2004 4,6yds/Lauf
2005 4,0yds/Lauf (erstes Jahr mit Pat Williams)
2006 2,8yds/Lauf
2007 3,1yds/Lauf
2008 3,3yds/Lauf
2009 3,9yds/Lauf
2010 3,9yds/Lauf

Bekannt ist auch der Name von John Henderson, einstiger Pro Bowler in Jacksonville und zuletzt in Oakland integraler Bestandteil einer Würfegriff-Defense. Sein Wert dürfte durch zahlreiche Verletzungsprobleme um einiges geschmälert werden. Ganz interessanter Mann: San Franciscos Aubrayo Franklin, bei dem ich geneigt war von „jüngerer Generation“ zu schreiben, der aber tatsächlich schon Ü30 ist – und trotzdem einen massiven Vertrag kassieren dürfte. Franklins Wert ist in keiner Statistik ablesbar, aber der Ruf des „two-gap“ NT dürfte Millionen wert sein. „Two gap“ heißt: Spielt nicht bloß 1-gegen-1 gegen den Center, sondern kriegt auch Zugriff auf den Running Back.

„Jüngere Generation“ ist korrekt für Seattles Brandon Mebane. Ein völlig unbekannter Name, der sich aufgrund der konstant hohen Wertschätzung bei Pro Football Focus aus der grauen Masse heraushebt.

In Sachen Trades kann ich mir einen Albert Haynesworth vorstellen.

Defensive Ends

Zwei Namen stechen sofort heraus: Ray Edwards (Minnesota) und Charles Johnson (Carolina), die eines einst: Sie standen lange Zeit im Schatten anderer (Allen, Peppers), sind beide noch jung (26 respektive 25 Jahre alt) und beide schwer zu blockende Pass Rusher auf dem aufsteigenden Ast. Bei Edwards geht man von einem Mannschaftswechsel aus, aber bei beiden gilt: Der neue Vertrag wird richtig schwer. Aufsteigender Ast gilt auch für Cliff Avril (Detroit), der aber RFA-Status genießt und somit recht sicher bleiben wird.

Eher auf dem absteigenden Ast sind die beiden Jets Shaun Ellis und Trevor Pryce, beide Mittdreißiger. Sie sollen dem Vernehmen nach tatsächlich N.Y. verlassen (müssen), aber irgendwo sorge ich mich dann doch um die nötige Kadertiefe bei den Jets.

Alteisen gilt auch für die Ends Raheem Brock, Cullen Jenkins und Jason Babin, die alle seit Jahren mehr oder weniger konstante Leistungsträger für diverse Teams waren und alle Varianten von Defenses gesehen haben, von 3-4 bis 4-3 und wieder zurück.

Linebackers – Olbs und Sams, Ilbs und Mikes

Haufenweise bekannte Namen, die man nicht so recht einschätzen kann. Steve Tulloch von den Titans ist nicht nur jung (26), sondern mit fünf Saisons auch schon recht erfahren – gegen ihn spricht seine breakout season 2010/11, zufällig genau in dem Jahr, vor dem sein Vertrag auslief. Solche Spieler tendieren oft dazu, nach dem Kassieren der big bucks wieder auf Normalmaß gestutzt zu werden.

Jung, dynamisch und variabel sind auch Paul Poluszny (Bills), Quincy Black (Buccs), James Anderson (Panthers) und Justin Durant (Jags). Bei Anderson spielt der Zusatzfaktor Thomas Davis mit, der ebenso FA ist und von einer Kreuzbandverletzung zurückkehrt.

Von der älteren Garde sind Akin Ayodele (Bills), der ewige Runningback-Schreck Takeo Spikes (49ers), Mike Peterson (Falcons) und Dhani Jones (Bengals) vertragslos. Spikes sollte auf alle Fälle bleiben.