Tag 2 im Milliardengeschäft des NFL-Transfermarkts, und noch immer wartet eine Position darauf, den ersten Megavertrag zu bekommen: Running Back, die gute alte Nische der schnauzbärtigen NFL-Pundits, die uns weismachen wollen, dass der moderne Kram mit der passing league bloß eine Erfindug der Zahlenschieber ist. Fakt ist: Während für mittelmäßige Cornerbacks 10 Mio/Jahr ausgegeben werden um den Pass stoppen zu können, sah bisher genau ein einziger Running Back überhaupt 10 Millionen in der Free-Agency 2014: Toby Gerhart, der das allerdings über drei Jahre kassiert…
Dafür liefen die Verträge für Passrusher, Defensive Backs und Offensive Tackles heiß. Es wurden zwar keine rekordverdächtigen Summen ausgepackt, aber die schiere Masse an Verträgen um die 7-10 Mio/Jahr ist schon auffällig und hängt zwangsläufig mit der massiv angehobenen Salary-Cap 2014 zusammen.
Zum Markt bei den Defensive Backs kann ich noch nicht viel Gehaltvolles analysieren: Der auffälligste Deal war Jairus Byrd nach New Orleans, aber ich kenne dort noch keine wirklichen Vertragsdetails. Fakt ist: Die Saints befanden sich in einer schlechten Cap-Position, aber Byrd kassierte nach diversen Berichten zwar 28 Mio guaranteed, wovon aber erstmal nur 11 Mio. via Handgeld überwiesen wurden. Es könnte also durchaus sein, dass Byrd einen Vertrag bekam, der ihm relativ niedrige Kohle für 2014 gibt, und dann ab 2015 richtig ansteigt.
Der Cornerback-Markt ist durchaus interessant, nachdem CB Alterraun Verner für vergleichsweise moderate Kohle in Tampa unterschrieb. Wenig überraschend wurde kurz nach Verners Unterschrift dort eine Insel geflutet. Die Insel gibt es nun meistbietend zu ersteigern. Die Preiserwartung in der Erstausschreibung: Teuerste Insel ever. Mehr, wenn es soweit ist.
Auf dem Markt der Wide Receiver wartet derzeit noch alles gebannt darauf, in welchen Dimensionen sich der neue Vertrag von Eric Decker bewegen wird; in Deckers Schatten konnte ein Superbowl-Sieger schon seinen Multimillionenvertrag unterzeichnen: Golden Tate, für fünf Jahre nach Detroit. Vertragswert 31 Mio., bei 13 Mio. Handgeld.
Golden Tate ist ein kleiner, untersetzter Mann, dessen berühmtester Touchdown auch sein umstrittenster ist. Er kommt ursprünglich aus der Region um die Großen Seen und spielte bei Notre Dame College-Football. Eine Hometown-Hero. Als Superbowl-Sieger bringt er eine Portion Siegermentalität in den Locker-Room der Lions. Blabla.
Konzentrieren wir uns auf die Fakten: Die Lions brauchten dringend eine Ergänzung zu Calvin Johnson. Tate ist zumindest von der Idee eine solche. Kein Mann, der dir im Alleingang die Manndeckung bricht, keiner, der der Secondary mit einem Weltklassesprint auf und davon läuft, aber dass musst du neben Johnson nicht sein. Du musst „nur“ präzise den dir zugewiesenen Job erledigen und die Bälle, die du fangen musst, festhalten.
Tate machte in der Vergangenheit beides. Ich weiß nicht mehr wo ich es gelesen habe, aber angeblich hatte Tate in seinen bisherigen vier Profijahren ganze sechs Drops, und er gilt mit seiner Agilität als sehr flutschiger Spieler, nicht leicht zu greifen (17.6% seiner Yards machte er 2013 nach dem ersten Kontakt – ligaweit die #1). Ich weiß nicht, ob man für so einen Spieler 6 Mio/Jahr ausgeben muss, aber nachdem sich Detroit den Vertrag grade so leisten kann und es keine dringendere Schwachstelle gab – okay. Lasse ich gelten.
Ein weiteres Puzzleteil für die Offense. Ob es nun immer noch einen Wide Receiver im Draft gibt, bleibt abzuwarten, aber es wird unwahrscheinlicher.
Über die Denver Broncos und ihre Einkaufstour wurde schon auf den einschlägigen Online-Portalen geschrieben, dass die Finger bluteten. Tatsächlich machen die Moves der Broncos allergrößten Sinn: Du hast eine QB-Legende auf dem letzten oder vorletzten Halali, du hast eine machbare Conference, du hast eine, naja, okaye Mannschaft, und mit punktuellen Verstärkungen kannst du deine Titelhoffnungen am Leben erhalten. Und du hast Cap-Space. Die Broncos hatten über 30 Mio vor Start des Transfermarkts. Sie holten:
- CB Aqib Talib für sechs Jahre, 57 Mio. Gesamtsumme und 26 Mio. Handgeld. Ein Vertrag, bei dem du eigentlich schlucken müsstest. Talib ist 28 oder 29 und ein wandelndes Verletzungsrisiko. Voll fit und motiviert galt er stets als sehr guter Spieler, aber er war meistens in seiner Vita eher einer, der für Kopfzerbrechen sorgte. Bekannt ist bei Talib seine jahrelange Marihuana-Abhängigkeit. Jetzt unterschreibt er in einem Staat, der Gras erst kürzlich legalisiert hat.
- DE Demarcus Ware für drei Jahre, 30 Mio. bei 20 Mio. Handgeld. Ware war viele Jahre lang ein gefürchteter Passrusher in Denver. Ich war immer ein Fan von Ware, der sich von einem kleinen College hoch in die höchsten Sphären der NFL arbeitete. Ich werde nie vergessen, wie ich Dallas vor ein paar Jahren mal in einer Saison genau dreimal gesehen habe, und alle drei Mal zertrümmerte er alles, was sich ihm in den Weg stellte. Und er war ein kompletter Spieler.
Er hatte ausgerechnet letztes Jahr sein bisher schwächstes Jahr, humpelte halb verletzt in einem nicht funktionierenden System in Dallas durch die Gegend. Das ist ein potenziell großartiger Move der Broncos: Sie kriegen einen noch immer guten zweiten Star-Passrusher neben dem „neuen Ware“, Von Miller, einen Spieler, der auch nicht in vier Jahren dreitausend Millionen an dead money anschreiben wird. - SS T.J. Ward für eine mir nicht genau bekannte Vertragssumme nach Denver. Ich hörte was von 7-8 Mio/Jahr für Ward, einen dieser aggressiven big hitter, die im Gegensatz zu einem Hitner auch Deckung spielen können. Ward gilt in erster Linie als Lauf-Safety, der sich am liebsten nahe der Anspiellinie aufhält – das kann Denver sehr gut gebrauchen.
Denver spart durch die Abgänge von Leuten wie dem alternden Champ Bailey oder DRC und Shaun Phillips auch Gehalt. Denver holt mit Talib, Ware und Ward drei potenzielle All-Pros in den Kader – und dieses Trio kostet in Summe nur grob geschätzte 8-10 Mio/Jahr mehr als die Vorgänger. Ich halte die Broncos-Moves für ein klares Upgrade. In einer eh schon schwachen Conference mit einem der besten Quarterbacks und noch immer Platz unter der Salary-Cap baut Denver seine Vorherrschaft auf dem Papier erstmal aus.
Jetzt noch Vince Young als Backup-QB und wir haben das Dream-Team II.