Was war das für ein Wirbel, der vor fast sechs Jahren gemacht wurde um das eine große Duell in der Big Ten Conference: Michigan – Ohio State. So viel Lärm, dass ich mich ernsthaft für College Football zu interessieren begann. So viel Lärm um nichts. Die Ausgangslage damals: Zwei ungeschlagene Giganten des College Football am letzten Spieltag der Regular Season. Der Gewinner mit sicherem Ticket ins BCS-Finale. Der Verlierer mit etwas Glück auch. Was 2011 LSU und Alabama glückte, scheiterte damals. Die Michigan Wolverines verloren die Partie ganz knapp gegen Ohio State und verschwanden in der Folge sozusagen in der Versenkung. Mehr oder weniger. Für Michigan-Verhältnisse.
Willkommen bei einem jener sieben, acht Footballprogramme, an die man beim Schlagwort „College Football“ sofort denkt. Die Michigan Wolverines sind mit ihrem Big House und ihrer traditionsgeladenen Historie eine der ganz großen Nummern – und sie sind, glauben wir den Pundits, back. Wieder mittendrin im Kampf um die BCS-Kristalltrophäe.
Dafür macht man einen Mann hauptverantwortlich: Head Coach BradyHoke, ein so genannter Michigan Man, einer der Ihrigen. Hoke war vor eineinhalb Jahren zum Nachfolger des völlig verhassten RichRodriguez bestimmt worden, nachdem Rodriguez komplett auf die Defense vergessen hatte – ein Unding an einer Uni, die schon vor 100 Jahren Football spielte. Hoke kam also mit dem Nachweis, früher mal an der University of Michigan trainert (Assistenzcoach) zu haben, und Hoke enttäuschte sie alle nicht.
Hoke übernahm die Defense gemeinsam mit DefCoord GregMattison, der sein Handwerk bei der besten aller Defensivschmieden lernte, den Baltimore Ravens, und sie lieferte. Es ist keine spektakuläre Defense mit herausragenden Einzelkönnern oder gar Athleten mit Starpotenzial, aber sie spielt halbwegs effizient, und vor allem: Sie vermeidet die ganz großen Böcke, sinnlose Strafen und schlampige Tacklings, die unter Offensiv-Guru Rodriguez noch an der Tagesordnung gestanden hatten.
Dafür büßte die Offense der Wolverines an Explosivität ein, was aber wohl per Design so angedacht war, denn Hoke stellte von der krassen Spread-Offense auf eine traditionellere, NFL-ähnliche Spielweise um. Vor einem Jahr hätte ich gesagt: Scheiß-Idee. Einen Sensations-Scrambler wie QB Denard „Shoelace“ Robinson lässt man nicht zum Werfer mutieren. Stellte sich heraus, dass der Kompromiss halbwegs geglückt war, denn Robinson scrambelte zwar seltener, aber wenn, dann sehr effizient. Ein großer Werfer wird er nicht mehr werden (2011 mit 55% Completions Rate), aber wenigstens wird nicht mehr ständig volles Risiko gespielt. Robinson hatte nur zwei richtig schlechte Auftritte (bei Michigan State und Iowa), und beide Male verloren die Wolverines. Es sollten die einzigen Niederlagen einer ansonsten als erfolgreich angesehenen 11-2 Saison bleiben, die mit einem Sieg in der Sugar Bowl endete.
Es gibt neben Robinson noch drei andere Gründe, Michigan ganz weit vorne zu erwarten: RBFitzgeraldTouissant und eine physisch sehr dominante Offensive Line. Und noch wichtiger: Die Erfahrung im Kader. Fast alle Schlüsselspieler kehren zurück, sogar bei den Wide Receivers, die als einzige Position im Kader eher schlecht besetzt sein sollen.
So. Dann kommt der Hammer.
Michigan spielt 2012 einen hammerhartenSchedule: Vier Auswärtsspiele stechen heraus (@Alabama in Dallas, @Notre Dame, @Ohio State, @Nebraska). Plus das nicht zu unterschätzende Michigan State zuhause. Da sind schon bessere Teams mit 2-3 oder 1-4 oder so baden gegangen. Kann also sein, dass die Michigan Wolverines am Saisonende eine starke Saison, besser als 2011, gespielt haben, aber mit 9-4 Siegen als große Enttäuschung endet. Das ist dann eben das Problem, wenn du ständig behypt wirst und dann einen solchen Schedule spielen musst.
Zweite klare Pleite für die Huskers in der Big Ten Conference, diesmal verursacht hauptsächlich von einer ganz schwachen Offense mit inexistentem Passspiel um QB Tyler Martinez, der kein Werfer mehr werden wird. Folge: Nebraska war leicht ausrechenbar im Angriff, hatte viele lange 3rd downs und verwertete entsprechend kaum welche davon (3/13).
Michigan ist ein dark horse für die nächste Saison. Die Defense ist aggressiv und verpasst nicht viele Tackles, während der Angriff zwar ebenso kein verlässliches Passspiel um QB Denard Robinson aufbieten kann, aber Robinson ist ein Scrambler vor dem Herrn und dadurch sauschwer zu verteidigen. Nicht ganz ausgeschlossen, dass die Wolverines sogar noch heuer eine BCS-Bowleinladung („at-large“) bekommen werden – vor allem aber kann man sich leise ausmalen, dass diese Mannschaft für nächste Saison ein Wörtchen in der BCS mitreden könnte.
[21h18] Möglich, dass Urban Meyer hier seinen neuen größten Rivalen kommentiert: Die Gerüchte konkretisieren sich, dass Meyer nächstes Jahr Head Coach bei Ohio State werden wird. Meyer eierte in den letzten Jahren immer wieder mit Rücktritten und Lustlosigkeit herum, trat schließlich wegen Burnout in Florida zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu finden. Nicht einmal ein Jahr danach nun wieder Coach im medialen Hexenstadel Ohio State?
[20h57] Michigan 38, Nebraska 17. 10:45 vor Schluss sind beide Teams damit eliminiert. Nebraska hält die Wolverines mit einem überflüssigen „Roughing the Punter“ im Spiel. Der Fehler wird kurz darauf mit einem artistischen TD-Catch bestraft.
[20h45] Jetzt ist es bis in die ESPN-Kabine durchgedrungen: Michigan ist unabhängig vom Ausgang dieses Spiels aus dem Titelrennen in der Big Ten Conference eliminert, weil Michigan State gegen Indiana klar gewinnen wird.
[20h40] Michigan 31, Nebraska 17. Und die Huskers leben noch, beginnen tief in der gegnerischen Platzhälfte, arbeiten sich mit hartem Laufspiel zur ersten 3rd down convertion. Der TD-Spielzug war ein ziemlich einmalig designter Spielzug, als QB #3 Martinez und RB #22 Burkhead simultan den Ball tragen, ehe Martinez auslässt und Burkhead raus pitcht, wo #8 Abdullah locker einlaufen kann. Sehenswert.
[20h29] Diese schiere Masse an langen 3rd downs killt Nebraska: 0/7 verwertet, und immer wieder muss der wurfschwache QB Martinez 8-10yds zurücklegen – und scheitert völlig überraschend.
[20h21] Michigan 31, Nebraska 10. Die Messen in Ann Arbor sind langsam gelesen. Michigan blockt einen Punt der Huskers, kommt durch eine 15yds-Strafe gegen Nebraska schnell ganz nahe an die EndZone und kann gemütlich über RB Toussaint einlaufen. Angesichts des Spielstandes in East Lansing sind die ESPN-Kommentare von wegen „Michigan und BigTen-Siegchancen“ ein Treppenwitz. Michigan liefert den Michigan State Spartans hier massive Schützenhilfe.
[20h14] Michigan 24, Nebraska 10. Die Wolverines nutzen die fünfte oder sechste Chance an der GoalLine (inkl. PI), nach einem gefumbelten Kickoff der Huskers. Nebraska seinerseits ist im Angriff immer leichter ausrechenbar, weil QB Martinez einfach keine Pass-Bedrohung stellt.
[19h58] Bayern – Dortmund 0:1, die letzte Viertelstunde hatte auf eine ebenbürtige Dortmuner Mannschaft hingedeutet. Götze schiebt dank konfuser Bayern-Abwehr nach 65 Minuten ein. War nicht die erste Chance für den BVB in Halbzeit zwei.
[19h45] Bayerns Offensivspiel krankt heute an aggressiven Dortmundern beim Pressing und einem fußlahmen Sturmquartett. In den letzten Minuten mehr der Versuch der Bayern, über die Flügel zu spielen.
Recht traurige Versuche für beide Offenses, mit schnellen Angriffsserien vor der Pause noch Punkte aufs Tablett zu legen. Die Wolverines machen den klar besseren Eindruck in dieser ersten Halbzeit, mit viel besserer Offense, während Nebraska durch viele Negativspielzüge in 1st und 2nd down keine 3rd downs verwerten kann und sich anfälliger gegen Strafen gezeigt hat. Der Unterschied von 7pts sieht unter diesem Gesichtspunkt witzich aus.
[19h30] In SEC und Big Ten deuten sich den Scoreboards bei ESPN nach zu urteilen einige enge Spiele mit Upset-Potenzial an.
[19h21] Es bleibt dabei: Immer, wenn Nebraska seine Triple-Option einbauen möchte, kollabiert die Offense gegen die aggressiven Wolverines. Wer die Defense von Michigan der letzten Jahre kannte, kann nur beeindruckt zuschauen, wie viel dominanter diese Unit diesen Herbst unter Brady Hoke geworden ist.
[19h10] Michigan 17, Nebraska 10. Fünf Minuten nach der INT-Diskussion ist Robinson wieder einer der fünf besten Spieler im College Football für die ESPN-Clowns. Robinson mit einem Option-Lauf über die Mitte, Nebraska kriegt keinen Zugriff.
[19h08] In München kommt ob einer sehr „gestreckten“ Dortmunder Mannschaft kein richtiges Spiel in die Gänge. Bayern versucht mit Rochaden, Schwung in die Offensive zu bringen, während Schwarzgelb nur mit langen Bällen operiert. So ist das interessanteste, wie Marcel Reif minütlich von Jens Lehmann korrigiert wird.
[19h05] In ESPNs Kabine ist man sich uneinig, ob man QB Denard Robinson ob seiner Anfälligkeit gegen Turnovers per sofort absägen und QB Gardner einwechseln sollte oder ob seiner „Big Play“-Fähigkeiten weiterhin wuseln lässt.
[19h00] Michigan 10, Nebraska 10. In Zeiten von laschen Fehlkicks im College Football kann man K Maher/Nebraska durchaus mal loben, ein 51yds Field Goal mit einem sehr „flachen“ Kick rechts unten reinzunageln.
[18h54] Nebraska ist auf 7-10 herangekommen und hat eben eine INT abgefangen, ist aber mit einem eigenartigen Einsat von „Pistol“ in der Offense sehr anfällig gegen -7yds Spielzüge.
[18h42] Michigan State führt im Parallelspiel 17-0 gegen Indiana, wodurch die Curnhuskers in Ann Arbor unter Druck geraten und einen Sieg brauchen. DenWolverines nützt bei einem Spartans-Erfolg auch kein Kantersieg.
[18h19] Michigan 7, Nebraska 0. Michigan wie gewohnt mit massivem Einsatz von QB Denard Robinson als Scrambler – und Robinson mit einer exzellenten Vorstellung beim Verarschen von Tacklern. Am Ende der TD-Pass für #10 Gallon, und Nebraskas Defense schaute „soft“ aus.
[18h14] Diskussionsstoff für die nächsten drei Wochen: Im Michigan Stadium scheinen heute alle wichtigen Anzeigen auf der großen Videoanzeige ausgefallen zu sein. Die Quarterbacks sind hinsichtlich „Playclock Management“ also gefragt.
[18h08] Nach der Niederlage des lokalen Fußballvereins wird ein Stockwerk tiefer Frust geschoben. Hier oben spielen die Nebraska Cornhuskers hochriskante Offense (unpräzise Option-Pitches). Gleich spielen die Bayern, also könnte Halbzeit eins nur ein Auge zugeworfen bekommen.
College Football geht schön langsam in die heiße Phase der Conference-Spiele, die nun in immer hemmungsloseren Ansetzungen resultieren wird, nachdem dieses Wochenende die ersten BCS-Standings veröffentlicht werden. Das Programm dieser Woche ist unter diesem Gesichtspunkt interessant, aber auch als „Aufwärmprogramm“ für das, was danach folgen wird, zu betrachten ist.
California Golden Bears – USC Trojans
Freitag, 15h30 Tape bei ESPN America
Zweimal Pac-12, und zweimal Teams, die im Rennen um den Pac-12 Titel keine Rolle spielen werden: Cal, weil die Golden Bears sportlich wohl eine Nummer zu klein sind, USC aufgrund seiner Sperre vom Pac-12 Endspiel. So wird der Thrill primär aus dem Faktor „Rivalität“ gezogen werden, und Cal dürfte eine besondere Motivation besitzen, wurde es doch seit 2003 jedes Jahr von den Trojans abgeschlachtet.
Allerdings dürfte die Erinnerung an die letzte Saison eher schmerzen. Damals stürmte USC zu einem 42-0 zur Pause, mit 372yds Offense in der ersten Hälfte (QB Matt Barkley dabei fünf TD). Dieses Jahr ist USC im Angriff ziemlich passlastig, wobei vor allem WR Rashaun Woods unglaubliche 44% der Passyards fängt, während der tiefreligiöse Sunnyboy Barkley ein Muster an Unbeständigkeit ist. Gegen Cal dürfte es trotzdem reichen, da die Bears über kaum Pass Rush verfügen, weil sie in der Defense dafür gebaut sind, den Lauf zu stoppen.
San José State Spartans – Hawaii Warriors
Samstag, 9h Tape bei ESPN America
Ein Duell aus der WAC, wobei Hawaii (1-0 WAC) favorisiert sein dürfte, aber auch San José State zu den bisher recht positiven Erscheinungen der Saison zählt, trotz 2-4 Bilanz. Hawaii verlässt sich im Angriff fast ausschließlich auf den Rastaman QB Bryant Moniz (1578yds, 15 TD, 1 INT, 4 Lauf-TD), während die Spartans einen deutlich ausgeglicheneren Angriff besitzen, der vor allem weniger Turnovers als die Warriors begeht.
Michigan State Spartans – Michigan Wolverines
Samstag, 18h LIVE bei ESPN America
Das Derby der beiden wichtigsten Football-Universitäten im Staate Michigan, und es liest sich wie ein interessantes Matchup. Die immer noch ungeschlagenen #11 Michigan Wolverines verfügen in dieser Saison nach Jahren endlich mal wieder über eine annehmbare Defense, die zwar viele Yards über den Luftweg zulässt, aber hart genug spielt, um zwei, drei Turnovers/Spiel zu provozieren. Dem werfen die #23 Michigan State Spartans einen eher blassen Angriff entgegen, wo QB Kirk Cousins immer gut ist für die eine oder anderen INT, aber Cousins ist einer der QBs, die einen Angriff mit hoher Completions Rate (68%) immer am Leben halten können. Die Spartans glänzen sowieso primär in der Defense, die ganze 173yds/Spiel zulässt, nur 64yds davon im Laufspiel. Michigans Offense wirft dem allein QB Denard Robinson entgegen, einen fürchterlich unpräzisen Werfer, der immer für 3 INTs/Halbzeit zu haben ist, aber solange er noch auf zwei Beinen laufen kann, auch 200yds Laufspiel machen wird. Robinson wird stets als Heisman-Trophykandidat gehandelt, was IMHO ein Hochjazzen ohne Aussicht auf Erfolg ist, solange Robinson nicht wenigstens halbwegs adäquate Bedrohung als Werfer wird. Vielleicht hilft, wenn Robinson die Wolverines nach drei Jahren Sieglosigkeit über Michigan State mal wieder zu einem vollen Erfolg gegen die Spartans führt.
Texas Longhorns – Oklahoma State Cowboys
Samstag, 21h30 LIVE bei ESPN America
#22 Texas leckt nach der verheerenden Niederlage gegen Oklahoma noch seine Wunden, wurde in allen erdenklichen Matchups einfach niedergemacht. Größter Knackpunkt der Longhorns ist aber das offene Scheunentor in der Secondary mit all seinen blutjungen Spielern. Nun kommt mit #6 Oklahoma State rein zufällig der vielleicht beste Pass-Angriff im College Football daher. Das Zusammenspiel zwischen QB BrandonWeeden und WR Justin Blackmon ist fassungslos, was man an Blackmons Zahlen ablesen kann, die da lauten: Im Schnitt 9 Catches für 107yds und 1,2 TD/Spiel. OSU spielt eine meiner Lieblings-Offenses, setzt auch noch hoch erfolgreich RB John Randle in homöopathischen Dosen ein und wird nur in Hischscoring-Spielen zu bremsen sein.
Es dürfte interessant sein, was Texas mit DefCoord Manny Diaz dem entgegenzuwerfen gedenkt, nachdem Diaz am Samstag in der Red River Rivalry ziemlich pulverisiert wurde. Weil die texanische Abwehr zwar talentiert, aber jung und nicht sondernlich „tief“ besetzt ist, kann man davon ausgehen, dass auch Oklahoma State mit seinen Dutzenden Ballfängern Yards und Punkte aufs Tablett legen wird, wahrscheinlich mehr, als die Longhorns-Offense zustande bringen wird. Für diese dürfte das Motto gelten: RB Malcolm Brown laufen, laufen, laufen lassen, Zeit von der Uhr nehmen und wenn immer möglich in der RedZone Touchdowns scoren, bloß keinen Punkt zuviel liegen lassen.
Ich glaube an einen klaren Sieg für Oklahoma State, selbst im Stadion von Texas.
Pittsburgh Panthers – Utah Utes
Sonntag, 7h30 Tape bei ESPN America
Das Duell der Enttäuschten. Pitt (3-3) war in den letzten Wochen bis auf den klaren Heimsieg gegen die USF Bulls sehr mau unterwegs, wurde zuletzt sogar von den langjährigen Underdogs Rutgers 10-34 niedergemacht und kommt in der Offense trotz des großartigen RB Ray Graham nicht wirklich in die Gänge, dafür wirft QB Tino Sunseri einfach zu wenig kontinuierlich gefährlich. Utah (2-3) dagegen wartet nach seinem überfälligen Wechsel in eine BCS-Conference immer noch auf einen Erfolg in der Pac-12, wurde nacheinander von USC, Washington und zuletzt Arizona State geschlagen, respektive: Hat sich selbst geschlagen. Zehn Turnovers in den letzten beiden Spielen? Meine Fresse, das war man von Utah lange nicht mehr gewohnt. Die Probleme gehen aber darüber hinaus: QB Jordan Wynn ist im Krankenstand, Backup Jon Hays hat sich mit haufenweise Interceptions nicht gerade aufgedrängt. Riecht alles nach einem nicht so schönen Spiel…
Tennessee Volunteers – LSU Tigers
Sonntag, 10h Tape bei ESPN America
Ich hatte es schonmal verlinkt, aber weil es so – mit Verlaub – geil war, hier noch einmal das Video von der Mutter aller dramatischen Spielenden:
Das war vor einem Jahr bei LSU – Tennessee. Dieses Wochenende das 2011er-Match in der Heimat der anderen Mannschaft: Neyland Stadium/Knoxville, wobei die Vorzeichen diesmal andere sind. Im Gegensatz zu 2010 ist LSU nicht mehr “upstart”, sondern als #1 der AP Polls ein allgemein anerkannter Titelanwärter, vor allem aufgrund der bekannt groß aufspielenden Defense mit ihrem phänomenalen CB Tyranne Mathieu, aber in den letzten Wochen kam auch der Angriff besser in Schwung, was nicht nur an der Rückkehr von Kneipenschläger-QB Jordan Jefferson liegt, der in Trickspiel- und Options-Situationen eingewechselt wird.
Tennessee dagegen verfügt eigentlich auch über einen soliden Angriff, musste am Wochenende aber einen Rückschlag hinnehmen, als bekannt wurde, dass mit QB Tyler Bray der große Hoffnungsträger für rund einen Monat verletzt zuschauen wird müssen. Bei mir dominiert irgendwie der Grundgedanke, dass die Vols im Vergleich zum Vorjahr auf der Stelle treten, insgesamt nur eine leicht verbesserte Mannschaft sind.
LSU dürfte einen lockeren Erfolg einfahren, also diesmal kein „Wunder“ zum Erfolg.
Tapes nächste Woche
Iowa Hawkeyes – Northwestern Wildcats, Mo/20h Tape Eurosport 2. Das Duell zweier Enttäuschter in der Big Ten. Iowa ist extrem unbeständig in dieser Saison, verliert mal ein Offensivfeuerwerk gegen Iowa State, gewinnt ein rundum solides Spiel gegen Pitt und verliert dann eine Defensivschlacht gegen Penn State. Die Northwestern vergeigte zuletzt vor „eigenem“ Publikum (Michigans Fans schienen deutlich in der Überzahl) eine klare Führung, ist jedoch deutlich selbstbewusster, seit es wieder auf QB Dan Persa bauen kann. Ich halte es für ein offenes Spiel, da beide Teams enorm viele Gesichter zu haben scheinen.
#24 Auburn Tigers – Florida Gators, Di/11h30 ESPN America. Beide haben in dieser Saison so ihre Probleme aufgrund vieler Spieler- oder Trainerwechsel, mussten streckenweise mit Backup-QBs spielen und werden eher nicht zu den Titelanwärtern in ihren SEC-Divisionen gezählt. Die Gators haben allerdings die Chance, nach zwei K.O.-Schlägen gegen Alabama (10-38) und LSU (11-41) wenigstens teilweise Selbstvertrauen zurückzuholen – dafür muss aber die Lauf-Defense etwas besser funktionieren, nachdem die letzten beiden Wochen diesbezüglich grausam waren.
Ole Miss – #2 Alabama Crimson Tide, Mi/13h30 ESPN America. Ole Miss wird mit seiner lendenlahmen Offense überhaupt kein Land sehen, nicht mal im eigenen Stadion. Für Alabama geht es seit Wochen nur darum, wenigstens halbwegs den Fokus auf die jeweiligen Gegner zu halten, da alles vom vorgezogenen „Endspiel“ um SEC- und Landesmeistertitel spricht: Am 5. November geht es gegen LSU um alles.
#9 Oregon Ducks – #18 Arizona State Sun Devils, Do/16h ESPN America. Wichtiges Spiel im Autzen Stadium, da hier die Divisionsfavoriten im Norden und Süden aufeinander treffen. Für die Ducks könnte ein Sieg essenzieller sein, nachdem die Sun Devils im Süden konkurrenzlos sein dürften: Colorado, Utah und Arizona sind alle noch sieglos in den Conference-Spielen, USC spielt außer Konkurrenz, UCLA… UCLA? Keine Zeit zum Scherzen. Oregon muss allerdings wohl auf RB LaMichael James verzichten, der seit Wochen nur 200yds-Spiele verzeichnet, aber seinen Arm ganz böse ausgerenkt hat, sodass ich mir einen Einsatz angesichts der TV-Bilder kaum vorstellen kann. Oregon hat zwar gute Ersatzleute (RB Barner, RB Thomas), aber James ist gerade für diesen Topspeed-Angriff essenziell.
Das Livespiel unter dem Sonnengürtel
ESPN America zeigt in der Nacht von Dienstag/18.10. auf Mittwoch/19.10. ein Livespiel Arkansas State –Florida International aus der Sunbelt Conference (Wdh. Mi/16h), das allerdings bereits zur Woche 8 gehört. Es ist ein Spiel mit unerwarteten Vorzeichen, nachdem ASU die bessere Saisonbilanz besitzt, FIU jedoch bis vor kurzem eine ungeschlagene Saison zugetraut wurde, ehe die überraschenden Niederlagen gegen ULL (!) und Duke (!!!) folgten. FIU muss gewinnen, will es das Mindestziel „Sunnbelt-Champion“ weiterhin verfolgen. Außerdem dürfte es eine Chance geben, WR T.Y. Hilton (FIU) zu sehen, über den sich im September sämtliche Experten das Maul fusselig redeten, der stets für einen 70yds-Catch’n’Run gut ist.
Auch Wochenende #2 hat uns bestätigt: College Football, mit Verlaub, ist einfach geil. Was da wieder für Spiele drunter waren… Ich habe eben mit einem Auge meine Aufzeichnung vom Nachtspiel Michigan Wolverines gegen Notre Dame angeschaut, aber was heißt da „mit einem Auge“? Die Partie wird um 13h bei ESPN America noch mal gezeigt, und ich rate aus tiefstem Herzen, sich dieses fassungslose Spiel anzuschauen. Und damit zur Warnung: Ab sofort betreten Sie Spoiler-Zone. Also wenn Sie noch mit Spannung die letzten Tapes anschauen wollen, bitte überspringen oder sich mit dem Lesen noch die eine oder andere Stunde Zeit lassen.
Keine der beiden Mannschaften war gerankt, aber wie sich Michigan und NotreDame da die Kante gaben, wird man lange nicht vergessen, nicht nur wegen des Nachtspiel-Faktors. Die Fighting Irish wirkten eigentlich über die komplette Partie wie die bessere, reifere Mannschaft, trotz des wenig souveränen Quarterbacks TommyReed. In den fürchterlichen Throwback-Trikots dominierte Notre Dame vor allem mit dem spektakulären WRMichaelFloyd, führte schon mit zwei Touchdowns, aber Michigan und sein QBDenardRobinson hielten sich mit regelmäßig eingestreuten, irren Big Plays im Spiel. Was Robinson da an eiernden, tiefen Bällen in Doppeldeckungen einstreute, geht auf keine Kuhhaut mehr. Die Zahlen am Ende des Tages: Nur 11 (elf!) von 24 Pässen vollständig, 3 Interceptions, aber 4 Touchdowns und unglaubliche 338 Yards (30.7yds/Completion), einmal ein 60yds-Pass aus dem Armgelenk, mit einer Klette von Pass Rusher an seinen Füßen hängend.
Notre Dame ging mit einem 24-7 ins Schlussviertel, und dann steigerte sich die Freak-Show. Michigans Running Back mit einem Fumble an der Goal Line, Robinson fällt der Ball direkt in die Arme zurück und trabt verdutzt zum Touchdown in die Endzone. RedZone-Turnovers auf beiden Seiten. Mit 1:12min auf der Uhr geht Michigan mit einem wunderschön designten Counter-Pass (gegen die Laufrichtung der Defense) 28-24 in Führung. QB Rees innerhalb von 42sek gegen eine vogelwilde Wolverines-Defense, Touchdown, 28-31, 30sek vor Schluss.
Over? Nope. Robinson weicht athletisch einer zusammenbrechenden Pocket aus, tiefer Ball auf WR #10 Gallons, dessen Slalomlauf über 64yds quer über das Spielfeld durch die Defense erst 8sek vor Schluss an der 16yds-Line gestoppt wird. Field Goal? Mitnichten, Michigan spielt aus, Robinson mit einem wilden Pass in die rechte Ecke der Endzone, wo WR #12 Roy Roundtree die Bogenlampe aus der Luft pflückt. 2sek to go, Michigan gewinnt den Thriller 35-31, Notre Dame, das gehypte Notre Dame, mit einem denkbar schlechten Start in die Saison: 0-2 und der geneigte Fan erstmal mit zwei Liter verlorenem Schweiß unter die Dusche.
Die AP Top-25
#1 Oklahoma war spielfrei, #2 LSU hatte mit Northwestern State keine Probleme (400:95yds Offense, 49-3 Punkte). Eine Visitenkarte gaben die #3 Alabama Crimson Tide ab, die in beeindruckender Manier auswärts gegen die #23 Penn State Nittany Lions 27-11 gewannen und dabei vor allem schon beachtliche Form in der Defense zeigten. Alabama würgte Penn States Lauf nach Strich und Faden ab, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Passdefense nicht vor allem von der Inkonstanz der beiden PSU-Quarterbacks Bolden/McGloin profitierte. Beide mit immer wieder eingestreuten, ganz schlechten Bällen. Penn States Defense war um einiges besser als ihre Offense, konnte aber dem Druck der immer wieder kehrenden schlechten Feldposition immer weniger entgegensetzen. Alabamas QB A.J. McCarron schaut aus wie ein besserer McElroy, dürfte sich mit diesem Spiel IMHO als Starter für diese Saison qualifiziert haben.
#4 Boise State war spielfrei, dürfte aber trotzdem eine Enttäuschung erlebt haben: #12 South Carolina gewann auswärts dank starker Schlussphase bei Boise-Hoffnung Georgia 45-42, vor allem die Laufdefense der Bulldogs war nicht gut, ließ RB Marcus Lattimore zu 176yds durchpflügen. Boises beeindruckender Sieg vergangenen Samstag dürfte ab sofort wieder diskreditiert werden.
Die nächsten Teams jeweils mit lockeren Siegen über inferiore Konkurrenz: #5 Florida State spielte sich mit einem 62-10 gegen Charlston South für den Kracher nächste Woche gegen Oklahoma ein, #6 Stanford nach Problemen in der ersten Halbzeit mit einem 44-14 bei Duke, #7 Texas A&M, #8 Wisconsin mit einem nie gefährdeten 35-0 gegen eine ultraharmlose Mannschaft von Oregon State, #9 Oklahoma State bereits am Donnerstag mit einem 37-14 gegen die Arizona Wildcats. #10 Nebraska war erst in der Schlussphase gegen Fresno State wirklich überlegen, gewann 42-29.
Arge Schwierigkeiten dagegen für #11 Virginia Tech, deren Defense zwar die schnelle Offense der East Carolina Pirates einbremste, aber QB Logan Thomas mit einer enttäuschenden Vorstellung. Am Ende ein knappes 17-10 für die Hokies.
Viel Dusel auch für #15 Ohio State beim knappen 27-22 daheim gegen die Toledo Rockets, die in der letzten Minuten einen Fumble der Buckeyes erzwangen und mit ihrem QB Austin Davis eine letzte Chance bekamen. Davis führte Toledo mit seinem unkonventionellen linken Arm das Spielfeld runter, mit einem verwandelten 4th and 14 (brillanter, mutiger Pass dabei übrigens!!), aber in der RedZone war dann doch Schluss.
#16 Mississippi State verlor einen wahnsinnigen Thriller in Auburn, weil die Goal Line-Defense der Tigers in den Schlusssekunden wie eine Mauer hielt: RB Vick Ballard mit 16sek auf der Uhr, wird an der 2yds Line für 1yd Raumverlust gestoppt und unter einer Klette an Tigers-Verteidigern begraben, Mississippi States Headcoach Dan Mullen rennt wie von der Tarantel gestochen auf das Feld um dem weltabgewandten Head-Ref das Timeout anzuzeigen, und muss das letzte Fünkchen Contenance bewahren, um das Zebra nicht in Grund und Boden zu prügeln. Mit 10sek auf der Uhr behält QB Chris Relf den Ball selbst, rollt links raus und wird an der 0,3yds-Line (oder so) gestoppt. Klar ersichtlich kein Touchdown, aber es fehlten keine 10 Zentimeter. Auburn mit dem zweiten knappen Sieg, 41-34. Auburn und knappe Siege? Das kennen wir doch irgendwo her… Trotzdem wird man sich nicht lange nur auf RB Michael Dyer (mit viel Spektakel bei langen Läufen und kurzen Touchdown-Läufen) verlassen können und darauf, dass Dutzende missed tackles in der Defense unbestraft bleiben.
#13 Oregon erholte sich von der verheerenden Auftaktniederlage gegen LSU, spielte Nevada 69-20 an die Wand (inklusive 6 TD-Pässen von QB Thomas), #14 Arkansas mit einem 52-3 gegen New Mexico, #17 Michigan State 44-0 gegen FAU, #18 Florida 39-0 gegen Alabama/Birmingham, #22 USF 37-7 gegen Ball State und #19 West Virginia mit einem letztendlich klaren 55-12 gegen den Underdog Norfolk State, der zur Halbzeit noch 12-10 geführt hatte.
Die #21 Missouri Tigers verloren bereits am Samstagmorgen einen brutal penalty-trächtigen Overtime-Thriller (23 gelbe Flaggen für 224yds Raumstrafe) bei den Arizona State Sun Devils und dürften aus den Rankings verschwinden. Für Mizzou war nicht alles schlecht: QB James Franklin gefiel besser als in der Vorberichterstattung hätte vermuten lassen, die Offensive Line hatte ASU und seinen gehypten LB Vontaze Burfict lange Zeit recht gut unter Kontrolle. Allerdings verpasste der Kicker mit auslaufender Uhr, nach einem aufregenden Comeback, einen Kick, in der Overtime konnte man das 37-30 der Sun Devils nicht mehr ausgleichen.
Story des Tages bei #24 Texas – BYU war die QB-Diskussion: Texas hielt die gefüchtete Lauf-Offense der Cougars gut unter Kontrolle (nur 1.9yds/Carry für BYU), brachte aber selbst in der Offense nur wenig zustande – bis QB Gilbert aus dem Spiel genommen wurde und der Grünschnabel QB Case McCoy ins Getümmel geworfen wurde. McCoy brachte den nötigen Ruck, Texas am Ende mit einem knappen, unspektakulären 17-16 über BYU.
#25 TCU zeigte der ambitionierten Air Force die Grenzen auf, machte die Falcons locker 35-19 nieder und gab ein Statement bezüglich „Platz 2“ in der MWC ab.
Sonst so
Bei Tennessee – Cincinnati (45-23) zeigte QB Tyler Bray glänzende Ansätze. Mit Tennessee könnte in der SEC East tatsächlich zu rechnen sein. Bray wirkt irgendwie inspirierend auf Mannschaft und Fans.
Großartiges Spiel bei Iowa–IowaState („Cy-Hawk Trophy“), das nicht nur einmal in die Overtime ging, sondern gleich dreimal. Am Ende wurstelte sich der krasse Außenseiter Cyclones zu einem stimmungsaufgeladenen 44-41, für Iowa und seinen Coach Kirk Ferentz eine riesige Enttäuschung. Iowa hatte man eigentlich mehr zugetraut als eine Derby-Niederlage gegen Iowa State.