Thanksgiving am College – Die Nachwehen

#1 Alabama Crimson Tide ist der Gewinner des Thanksgiving-Wochenendes 2014. Alabama wird nach dem Iron-Bowl Sieg gegen Auburn nicht bloß weiterhin sicher an #1 gerankt bleiben, sondern bekommt im SEC-Endspiel mit den Missouri Tigers auch noch den vermeintlich einfacheren Gegner serviert.

Alabama ist fast sicher ein „Lock“ für die Playoffs in einer Saison, in der es kein dominantes Team zu geben scheint: Auch Alabama hatte kein reibungsloses Spiel am Samstag, musste lange Zeit einem Rückstand hinterher laufen und hatte letztlich das „Glück“, dass Auburn immer und immer wieder tief in die RedZone vordrang, nur um sich mit Fieldgoals begnügen zu müssen. Weiterlesen

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Akademische Viertelstunde, Week 12: Ein Schlag für die SEC

#1 Mississippi State verliert wie allgemein erwartet bei #5 Alabama knapp 20-25 und gibt damit nicht bloß das Zepter in der SEC-West aus der Hand, sondern muss auch um die Playoffs bangen.

#2 Oregon könnte als spielfreies Team vorrücken auf den ersten Rang.

#3 Florida State zog einmal mehr den Kopf aus der Schlinge und gewann bei Miami/FL knapp 30-26. Es war das fünfte oder sechste Comeback der Seminoles.

#4 TCU würgte sich nach mehrmaligem Rückstand zu einem 34-30 bei Kansas, dem bislang schwächsten Team der Big 12. Trotz Sieg könnte es für TCU eine Delle in Sachen Reputation bedeuten.

#5 Alabama ist mit dem Heimsieg über Mississippi State wie Oregon ein Kandidat auf den #1-Spot und hat mit Heimsieg über das plötzlich schwächelnde Auburn alle Trümpfe in der Hand.

#6 Arizona State verliert bei den unbeständigen Oregon State Beavers und dürfte sich aus dem Playoff-Rennen verabschiedet haben. Es bleibt die Hoffnung, den Trostpreis „Pac-12 Finale“ zu erreichen.

#7 Baylor war spielfrei und dürfte eine Chance haben, TCU zu überholen.

#8 Ohio State gewann im Winterwunderland von Minnesota, aber fraglich bleibt die Reputation. Man wird aufgrund der Stolperer vorne aber eher vorrücken.

#9 Auburn sah seine Saison mit einer 7-34 Klatsche gegen Georgia den Bach runter gehen. Es war Auburns dritte Saisonpleite, und das schwierigste Spiel steht @Alabama noch aus. Auch bitter für einen Rivalen: Auburn war Mississippi States bislang „wertvollster“ Sieg. Er wird in diesen Tagen und Wochen immer mehr entwertet.

#10 Ole Miss war spielfrei. Weiterlesen

Die Akademische Viertelstunde | Woche 11

Der 11. Spieltag der College-Football Saison hat wieder einige Unruhe gestiftet, und obwohl die neuen CFP-Rankings noch nicht draußen sind, lohnt sich schon einmal der Blick auf die Gesamtsituation vor den letzten vier Spieltagen der Regular Season und Conference-Championships. Weiterlesen

Akademische Viertelstunde, Week 8 | College Football 2014/15

Die Western Division der SEC dominiert nicht nur die offiziellen Rankings von AP und USA-Today, sondern auch das Simple Ranking System: Die ersten Vier werden von einem Quartett aus der härtesten Division im College-Football gebildet. Spitzenreiter bleibt auch nach Woche 8 die University of Auburn, die am Samstag spielfrei war. Weiterlesen

Akademische Vierstelstunde 2013, #15: Die Bowl Season steht

Letzer Recap der College-Football Regular Season 2013 vor den Prüfungssessionen („Bowl Season“), und es war noch einmal ein würdiges Wochenende. Talking-Points heute sind die letzten Entscheidungen, kurzer Heisman-Ausblick, BCS-Buster, letztes BCS-Ranking und der Spielplan für die Bowl-Season 2013/14. Der Reihe nach. Weiterlesen

Die Akademische Viertelstunde, Week 14: Das unvergessliche Thanksgiving-Wochenende im Rückspiegel

korsakoff hat gestern schon das absolute Highlight des Thanksgiving-Wochenendes aufgearbeitet, den Iron Bowl 2013 zwischen Auburn und Alabama, aber es war auch andernorts viel los an diesem vorletzten Spieltag der Regular Season, einem der besten und spannendsten aller Zeiten, wie es hier alle zu formulieren pflegen. Akademische Viertelstunde zum vorletzten Mal in einem Herbst, in dem am Ende doch alles anders gekommen ist wie man es erwarten durfte. Das war eh klar, denn wir sprechen immer noch über College Football. Weiterlesen

Die Akademische Viertelstunde, Woche 11: Wir sortieren aus

Der elfte Spieltag hat uns das mögliche BCS-National Championship Game auf den Servierteller gelegt: Die an #3 gerankten Oregon Ducks verloren in Stanford, und #1 Alabama sowie #2 Florida State holten überzeugende Siege. Aus dem Trio der möglichen Superteams 2013 sind nur noch zwei übrig geblieben. Wenn beide ungeschlagen durch die Saison kommen, werden sie zweifellos um die letzte BCS-Kristallkugel Anfang Januar in Pasadena spielen.

#1 Alabama gewann im Spitzenspiel des Samstags mit 38:17 gegen #13 LSU, ein deutlicher Endstand. Aber Achtung, so deutlich war das Spiel nicht. Bis hinein ins dritte Viertel konnte Louisiana State ein 17:17 halten, und hatte dabei zwischenzeitlich sogar wie die bessere Mannschaft ausgesehen. Alabama spielte nicht so großartige Defense wie man es erwartet hatte. Bama machte aber die wichtigen Plays, wie diesen Fumble kurz vor der Endzone, als der Tigers QB Zach Mettenberger hinten ran schon jubelte, während sich ganze Menschenberge auf den frei geschlagenen Ball türmten.

Eigentlich ist ja LSU-Coach Les Miles bekannt für seine verrückten Eingebungen. Aber diesmal hatte ausgerechnet der als langweilig verschrieene Nick Saban von Alabama den Lacher auf seiner Seite, als er im dritten Viertel bei Gleichstand statt eines Punts einen „Punt-Fake“ ansagte, der prompt gelang, und zur großen Wende in diesem Topspiel beitrug. Alabama machte den Touchdown, und walzte in der Folge über einen geschlagenen Gegner zwei weitere Touchdowns drüber.

Fans quer durch die Staaten schreien „We Want Bama!“.

Sie alle wollen den Skalp dieser dominierenden Mannschaft der letzten Jahre. #2 Florida State ist in der besten Position, einen Schuss zu bekommen: Die Seminoles zeigten auch mit Wake Forest keine Gnade und gewannen angeführt von ihrer Defense 59-3. Die Quarterbacks von Wake hatten folgende Statistiken:

Wake Forest Passing Game vs Florida State

Wake Forest Passing Game vs Florida State

FSU ist mit dem Sieg für das ACC-Finale qualifiziert. Der Gegner dort ist offener denn je, denn die Miami Hurricanes verbockten auch das Spiel gegen Virginia Tech, und damit gibt es in der Coastal-Division der ACC nun folgenden Stand: Georgia Tech 5-2, Virginia Tech 4-2, Duke 3-2, Miami-FL 3-2, North Carolina 3-3, Pitt 2-3, Virginia 0-6. Wahrscheinlich ist es eh egal, denn fürchten muss sich FSU vor niemandem.

Das zweite Spitzenspiel des Wochenendes fand bereits am Donnerstag in Eugene, Oregon statt: #3 Oregon Ducks gegen #5 Stanford Cardinal, und ich nahm es in der Einleitung vorweg: Oregon vergeigte. Einen Spielbericht zu schreiben, ist eigentlich überflüssig, denn korsakoffs Vorschau am Donnerstag trat zu 100% ein. Stanford hatte 45 Minuten Ballbesitz und führte im Schlussviertel schon mit 26:0, ehe Oregon doch noch kurz in Schwung kam und am Ende nur einen Onside-Kick von einem dramatischen Finish entfernt war.

Einen genaueren Blick lass uns mal trotzdem wagen: Oregon hat keinen Stanford-Komplex. Die Ducks haben gut gespielt. Sie haben ein 4th Down an der Stanford 4-Yards Line verpasst, sie haben zwei Fumbles in der Redzone von Stanford begangen. Das hab auch ich gelernt: So was passiert.

Trotzdem: Hut ab vor Stanford. Oregon schon wieder geschlagen, und damit ist die Bahn frei für Stanford, wenigstens erneut die schwere Pac-12 Conference zu gewinnen. Nicht vergessen sollte man in all dem Jubel: Oregons QB Marcus Mariota bestritt das Spiel schwer angeschlagen mit kaputten Bändern im Knie.

Das dritte Spitzenspiel war „All Baylor“, auch am Donnerstag: #6 Baylor ließ Oklahoma wie prognostiziert keine Chance und gewann eine dominant geführte Partie. Sollten ganz oben entweder Alabama oder Florida State noch stolpern, sind die Bears der Favorit der Massen, durch die Hintertür ins BCS National Championship Game einzuziehen. Auf alle Fälle rückten die begeisternden Bears erstmal auf #4 in den Rankings vor, und sie bekommen in den letzten Wochen der Saison die Möglichkeit, gegen akzeptable Gegner ihren SOS aufzubessern (Texas zum Beispiel ist seit letzter Woche wieder gerankt).

Tja, und Johnny Manziel hatte sein vielleicht letztes Heimspiel in College Station. Alle erwarten von Johnny Football nun den Gang in die NFL. Die Fans wurden hinterher auch quasi von den Baggern aus dem Stadion gefahren: Das Kyle Field wird nun ausgebaut auf über 100.000 Zuschauer:

Die BCS-Rankings nach Woche 11

No.  TEAM                W-L     SRS
#1   Alabama             9-0    26.7
#2   Florida State       9-0    31.6
#3   Ohio State          9-0    21.1
#4   Stanford            8-1    20.9
#5   Baylor              8-0    30.7
#6   Oregon              8-1    27.3
#7   Auburn              9-1    16.4
#8   Clemson             8-1    17.1
#9   Missouri            9-1    20.8
#10  South Carolina      7-2    14.8
#11  Texas A&M           8-2    16.1
#12  Oklahoma State      8-1    17.0
#13  UCLA                7-2    15.6
#14  Fresno State        9-0     6.4
#15  Northern Illinois   9-0     5.7
#16  Michigan State      8-1    10.7
#17  Central Florida     7-1    10.9
#18  Oklahoma            7-2     8.6
#19  Arizona State       7-2    22.3
#20  Louisville          8-1    13.1
#21  Louisiana State     7-3    15.1
#22  Wisconsin           7-2    19.4
#23  Miami/FL            7-2     8.7
#24  Texas               7-2     9.8
#25  Georgia             6-3    11.9

Schon zwei Mid-Majors in den Top-16. Der beste Champion einer Mid-Major Conference kriegt bekanntlich eine automatische Einladung (AQ) in die BCS, wenn er die Saison in den Top-12 beendet, oder in den Top-16 mit dem Zusatz bei zweiter Option, dass es besser klassiert sein muss als zumindest ein BCS-Conference Champion. Weil sowohl Fresno als auch Northern Illinois im Moment vor dem besten Team der ACC liegen, ist die Chance gut. Beide müssen aber ungeschlagen durchkommen.

Vorne bleibt Ohio State noch knapp vor Baylor, und Ohio State hat entgegen den landläufigen Vermutungen mittlerweile auch einen sehr guten SRS-Wert. Trotzdem wären die Buckeyes gegen #4 Baylor klarer Außenseiter. Oregon fällt nicht weit, auf #6 nämlich, aber die Chancen der Ducks auf den Gewinn der BCS-Kristallkugel haben sich fast zerschlagen. Die Hoffnungen auf die Rose Bowl (also der Gewinn der Pac-12) hängen nun an den Southern Cal Trojans, die nächste Woche Stanford empfangen (Primetime bei ABC).

Bowl-Ausblick

Die Lage der Dinge hat sich ja nun aufgeklart (nicht zu verwechseln mit aufgeklärt). Unten eine BCS-Auflistung mit den momentan wahrscheinlichsten Spot-Belegungen. Wie die BCS-Bowls sich aufteilen, wurde auf diesem Blog auch schon mal erklärt. Ich setze einfach mal Baylor als Big 12 Champion, auch wenn die Bears noch einige kritische Spiele haben. Stanford ist nach dem Sieg gegen Oregon klarer Favorit der Pac-12. Ohio State und Michigan State werden sich wohl im Finale der Big Ten den anderen Rose-Bowl Teilnehmer ausspielen, Sieger nicht absehbar.

Wenn das kleine Fresno State ungeschlagen durch die Regular Season und das MWC-Endspiel kommt, ist es fast sicher unter den Top-16 gerankt, vielleicht sogar in den Top-12 (fast sicher aber vor dem Champion der „The American”), und das reicht dann für einen AQ („Automatic Qualifier“). Aber Fresno muss am ersten Dezemberwochenende noch das MWC-Finale bestreiten und der Gegner könnte nochmal Boise State sein. Jenes Boise, das die Bulldogs schon im September fast besiegte. Auch nach SRS ist Boise State fast auf Augenhöhe.

Geht Fresno baden, stünde in der Hinterhand noch Northern Illinois aus der MAC als zweiter „BCS Buster“ bereit (auch ungeschlagen, aber momentan hinter Fresno gerankt). Northern Illinois war schon letztes Jahr BCS Buster, hatte aber keine Chance im Spiel gegen FSU. Ich war bei dem Spiel (Orange Bowl 2013) im Stadion. So ein Desaster wie alle tun, waren die Huskies sicher nicht! Und sie waren sehr sympathisch.

Der Champion der “The American” kriegt einen Fixplatz egal, wo er gerankt ist: Nach heutigem Stand ist dies entweder Central Florida oder Louisville. UCF ist der Favorit, weil es noch ungeschlagen ist und dank direktem Duell zwei Spiele Vorsprung auf Louisville hat.

Für die anderen „at-large“ Bids ist der erste Favorit natürlich Oregon. Danach kann eine zweite SEC-Uni auf alle Fälle mit einer Einladung rechnen, fast sicher für den Sugar Bowl, der der SEC nahe steht: Auburn oder Missouri (als möglicher SEC Finalteilnehmer) sind die Favoriten; beide müssen aber noch gegen Alabama spielen und Auburn muss nächste Woche auch noch gegen #25 Georgia ran. Es kann nur einer dabei sein, da keine Conference mehr als zwei Geladene stellen darf.

Blieben noch (je nach Verfügbarkeit eines BCS-Busters) 2-3 Plätze frei: Clemson, der Verlierer von Ohio St/Michigan St oder Wisconsin sind Kandidaten. Es sind natürlich noch verworrene Szenarien möglich, bsp. bei einer ACC-Finalniederlage von FSU würde alles durcheinandergewürfelt, der Orange Bowl hätte einen AQ aus der ACC (den ACC-Champion), FSU fiele aus dem BCS-Finale und bekäme nur noch einen at-large Bid. Aber das ist eher unwahrscheinlich (hoffe ich zumindestens).

Die Bowls sind in der Reihenfolge des Wahlrechts gelistet. Der Rose Bowl ist vertraglich an Big Ten und Pac-12 gebunden (oder umgekehrt: Er will nur mit diesen zu tun haben). Die anderen Bowls wählen in determinierter Reihenfolge. Das wird wichtig, wenn neben dem unattraktiven The American-Champ noch ein zweiter möglicherweise „unattraktiver“ BCS-Buster in der BCS spielt: Der (die) Bowl(s) mit dem letzten Wahlrecht (Orange, Fiesta) müssen auf alle Fälle in den sauren Apfel beißen. Baylor (bzw wer die Big 12 auch immer gewinnt) bekommt fast sicher einen Gegner, der abgeschossen wird.

  • BCS-Championship: Alabama – Florida State
  • Sugar Bowl: [SEC-Vertreter] – [At-large]
  • Orange Bowl: [At-large] – [At-large]
  • Rose Bowl: Stanford – Ohio State/Michigan State
  • Fiesta Bowl: Baylor – [At-large]

Auf dass genau jetzt das Chaos ausbricht…

Florida Gators in der Krise

Florida State kann nach landläufiger Meinung nur noch gegen einen Gegner stolpern: Die Florida Gators (4-5 Bilanz), gegen die man am letzten Spieltag der Regular Season zu Thanksgiving auswärts ran muss im „Sunshine Showdown“. Vor der Saison hatte man geglaubt, dass das ein Stolperstein für die Gators werden könnte. Jetzt ist es bestenfalls noch umgekehrt.

Die Stimmung bei den Gators ist am Boden. Gegen Vanderbilt wollte man eigentlich das „Homecoming“ feiern, ein Fest für die ehemaligen Studenten der Uni, das man sich vorstellen kann wie ein Bankett mit Paraden in größerem Umfang. Normalerweise ein besonders feierlicher Spieltag mit besonders gut gefülltem Stadion. Bei Florida sah dies am Samstag zehn Minuten vor Spielbeginn gegen Vandy so aus:

Später sah es immerhin so aus:

Aber das sind niederschmetternde Bilder für die Uni und für den Head Coach Will Muschamp, der in seinem dritten Jahr die Uni coacht und schwer in die Kritik geraten ist. Muschamp hat bisher folgende Bilanzen vorzuweisen: 7-6 im ersten Jahr, 11-2 im zweiten Jahr, 4-5 im dritten. Suche den Ausreißer.

Wer die Denke bei Florida kennt, und so viel anders als bei FSU ist sie nicht, der weiß: Muschamp ist angezählt. Es folgen noch Spiele gegen, eben, FSU und zuvor South Carolina. Wenn Muschamp beide verliert, verpasst Florida die Bowl-Season und ich gebe keine Garantien ab, dass sich im Winter nicht einer der attraktivsten Trainerposten im gesamten College Football aufmacht.

Was wäre das für ein Auflauf: Southern Cal sucht einen Coach. Möglicherweise Texas. Möglicherweise Florida. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass dies die drei anziehendsten Trainerplätze im gesamten College-Football sind, vielleicht noch neben Ohio State.

Akademische Viertelstunde, Week 10: Ruhe vor dem Sturm

Kaum Überraschungen am 10ten Spieltag der College-Footbal-Saison. Die vor dem Spiel an #3 gerankten Florida State Seminoles gewannen das meistgehypte Spiel des Wochenendes klar gegen die an #7 gerankten Miami Hurricanes: 41-14 der Endstand. Dabei spielte Miami/FL eine Halbzeit lang sogar sehr ordentlich mit; die Canes minimierten dabei ihre Fehler, und QB Stephen Morris mit zwei schönen TD-Pässen, aber nach der Pause drehten die Seminoles mächtig auf und fuhren über Miami drüber.

Die Adjustments von Jimbo Fisher müssen die bestmöglichen gewesen sein, denn FSU rasierte die Canes nach der Pause und ließ keinen Stich mehr zu. QB Jameis Winston hatte mit 21/29 für 325yds, 1 TD und 2 INTs keinen überragenden Tag, aber bitte: Ein Freshman, der im zweitgrößten Spiel des Jahres über 10yds/Pass fabriziert, den nimmste gerne.

Miami/FL ist sicher nicht die bestbesetzte Mannschaft im College-Football, aber Al Golden hat eine Truppe voller hoch gerateter Highschool-Talente unter seinen Fittichen; gegen FSU sah diese Canes-Mannschaft aber wie Schulbuben aus. Die Noles spielen derzeit in einer anderen Liga: Die Offense Line besteht aus völlig unbekannten Namen, aber sie pulverisierte Miamis hochgejazzte D-Line komplett. Das sind Alabama-Dimensionen bei FSU in der Offense Line.

Für FSU war der Sieg auch wichtig, weil die Uni ihre begehrtesten Highschool-Talente für die Recruiting-Klasse 2014 ins Stadion geladen hatte; die Jungs sahen eine insgesamt absolut dominante Mannschaft, in der eigentlich kein einziger FSU-Akteur (Spieler und Trainer) einen schlechten Eindruck hinterließ.

FSU gehört mit solchen Vorstellungen ins BCS-Finale. Die Noles sind momentan an #2 gerankt, werden aber am Saisonende mit hoher Wahrscheinlichkeit hinter Oregon und Alabama zurückfallen, sollten diese beiden ungeschlagen durchkommen. Aber ich wage mich glaube ich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich FSU zur bislang beeindruckendsten Mannschaft des Jahres küre.

Miami landete dagegen in etwa dort, wo man die Canes verortet hatte: Eine bis eineinhalb Klassen unter FSU. Schlimm ist auch die Verletzung von RB Duke Johnson, dem wichtigsten Offensivspieler (Duke fällt für den Rest der Saison aus). Viele Spieler aus Miami würden derzeit bei FSU nicht starten; Johnson wäre vermutlich der einzige, obwohl auch FSU-RB Devonta Freeman einige prächtige Spielzüge hatte (u.a. einen großartigen TD-Lauf-nach-Catch).

Weil Virginia Tech (27-34 Pleite gegen Boston College) anscheinend doch zu schwach für eine ernsthafte Herausforderer-Rolle ist, könnte Miami aber auch mit dieser Niederlage trotzdem die Qualifikation für das ACC-Finale schaffen; dort würde man Anfang Dezember dann erneut auf FSU treffen.

Anderes nennenswertes Ergebnis: Michigan State würgte die Michigan Wolverines komplett ab, noch viel übler als man erwartet hatte; Michigan in der blamablen 6-29 Pleite mit -48yds (MINUS achtundvierzig Yards) Laufspiel (Sacks werden am College als Lauf-Yards gezählt)! Die Spartans mussten nicht viel bewegen und gewannen trotzdem locker; ich fiebere schon einem B1G-Finale Michigan State gegen Ohio State entgegen: Wenn eine B1G-Offense diese Defense knackt, dann traue ich das am ehesten den Buckeyes zu, die in den letzten Wochen gute Stats produzieren.

Die BCS-Rankings nach Woche 10

No.  TEAM                W-L     SRS
#1   Alabama             8-0    25.9
#2   Florida State       8-0    32.5
#3   Oregon              8-0    29.5
#4   Ohio State          9-0    20.4
#5   Stanford            7-1    18.9
#6   Baylor              7-0    30.1
#7   Clemson             8-1    18.3
#8   Missouri            8-1    20.5
#9   Auburn              8-1    14.5
#10  Oklahoma            7-1     9.7
#11  Miami/FL            7-1    12.0
#12  South Carolina      7-2    14.7
#13  Louisiana State     7-2    16.1
#14  Oklahoma State      7-1    16.9
#15  Texas A&M           7-2    16.0
#16  Fresno State        8-0     3.5
#17  Michigan State      8-1    11.1
#18  Northern Illinois   9-0     5.7
#19  UCLA                6-2    15.0
#20  Louisville          7-1    15.4
#21  Central Florida     6-1    11.1
#22  Arizona State       6-2    22.8
#23  Notre Dame          7-2     9.3
#24  Wisconsin           6-2    18.5
#25  Texas Tech          7-2     8.7

Der größte BCS-Busterkandidat Fresno State ist im SRS nur an #51 gerankt, nur 3.5 Punkte besser eingestuft als das durchschnittliche FBS-Team; ich sags mal so: Wenn die Bulldogs wirklich die MWC ungeschlagen gewinnen, werden sie in der entsprechenden BCS-Bowl abgeschossen. Fresno wird das Conference-Finale daheim bestreiten dürfen, aber sollte noch mal Boise State nach Fresno kommen müssen, wären die Broncos – die keine optimale Saison erleben – nach SRS momentan favorisiert, selbst auswärts, und zwar mit 1.5 Punkten.

Arizona State ist ein Freak-Team mit 22.8 Punkten im SRS (#5 in der FBS); die Sun Devils spielen eine hervorragende Offense und können an guten Tagen alles und jeden putzen, aber man traut ihnen so recht trotzdem nicht.

Ganz oben blutet mir das Herz: Wem soll ich die Daumen drücken? Oregon spielt den geilsten Football der Saison, spektakulärer als es jemals unter Chip Kelly war. Baylor spielt den noch geileren geilsten Football mit einer wahnsinnigen Offense; FSU ist das Team des Jahres; Alabama läuft völlig unterm Radar, ist aber Alabama, und hat möglicherweise jetzt noch drei richtig heftige Spiele an der Backe (LSU, Auburn, SEC-Finale). Und selbst Ohio State scheint nach den jüngsten Partien mittlerweile ein ernsthafter Contender zu sein.

Die kommende Woche bringt einen unglaublichen Slate an Topspielen.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag kommen zwei der besten Spiele der Saison: #6 Baylor gegen #10 Oklahoma Sooners (ab 1h30) und ab 3h #5 Stanford – #3 Oregon. SPORT1 US wird das NFL-Donnerstagsspiel Minnesota-Washington zeigen, aber darauf kannste im Angesicht solcher College-Partien getrost pfeifen.

Ich werde noch genauer auf die Dinger eingehen, aber vorab nur soviel: Das kleine Baylor ist nach SRS zuhause mit 23.5 Punkten (!) gegen den Giganten Oklahoma favorisiert. Trotzdem trauen viele den Bears nicht… natürlich ist man nur zu gerne paranoid, aber ich nach allem, was ich von den beiden Teams gesehen habe, droht hier eine echte Klatsche für die überschätzten Sooners. Das Spiel gibt’s aber leider sowieso nicht bei uns legal zu sehen.

StanfordOregon entscheidet den Ausgang in der Pac-12 North Division. Für FSU ist es die größte Hoffnung, Oregon stolpern zu sehen. Letztes Jahr gewann Stanford knapp. Stanford ist sogar daheim nach SRS mit 6.5 Punkten Außenseiter, aber in realiter dürfte die Partie enger zu bewerten sein, da das SRS das defensivstarke Stanford wohl leicht unterschätzt.

Am Samstag folgt mit #1 Alabama#13 LSU (ab 2h) der dritte große Kracher; Bama-LSU ist seit einigen Jahren das, was Real-Barca in der spanischen Liga ist, oder Bayern-Dortmund in der Bundesliga. Es ist Alabamas größter Test der Saison.

Mehr dazu aber, wenn es soweit ist.

Die Akademische Viertelstunde 2013, Woche 9: Die Auflösung im Fall Nevin Shapiro

Das Spitzenspiel in Woche 9 war eindeutig das Divisionsduell der SEC East, #5 Missouri Tigers gegen #23 South Carolina Gamecocks. In der abergläubischen Welt hatte sich niemand getraut, auf „Mizzou“ zu tippen, aus Angst vor dem „Jinx“, dem Fluch, mit dem man den sympathischen kleinen Underdog belegen würde. Die, die es taten, trauern dem Underdog nun nach: Missouri verlor ein hart umkämpftes Spiel zweier Mannschaften, die in einer Stadt namens Columbia zuhause sind und zwei der letzten drei #1 Recruits aus den Highschools geholt haben (South Carolina mit Jadeveon Clowney, Missouri mit Dorial Green-Beckham).

Der sympathische kleine Underdog Missouri ging mit 24:27 nach Overtime baden, trotz einer 17:0 Führung, trotz der realistischen Chance, auch in der Verlängerung das Spiel noch zu gewinnen. Aber dann versemmelte der Kicker, und die Tigers gingen unter in einem Meer der Tränen. Es dauerte aber nicht lange, da kehrte der Stolz zurück zu Mizzou: Immerhin lieferte man ohne den nominellen Quarterback einem der großen Preseason-Favoriten einen harten Kampf. Jeder, wirklich jeder, lobte nachher das Potenzial, das Gary Pinkel und seine Mannschaft mit der Offense zeigten, und die großartige Defensive Line, in der sich nach Expertenmeinungen viele künftige Profis ins Rampenlicht spielen.

Am Ende war der Held des Tages aber ein anderer: Carolinas glatzköpfiger Quarterback Connor Shaw, der in der ersten Halbzeit mit Nachwirkungen einer Verletzung draußen saß, aber dann, mit hohem Rückstand, wechselte sich Shaw quasi selbst nach neun Minuten im dritten Viertel ein und drehte die Partie für seine Mannschaft. Shaw ist ein unwahrscheinlicher Held, und er sorgte dafür, dass die Gamecocks in der Eastern Division der SEC noch eine Chance auf das Finale haben. Das Standing in der Eastern Division sieht momentan so aus:

No.  TEAM             Conf   OVR
1    Missouri          3-1   7-1
2    South Carolina    4-2   6-2
3    Florida           3-2   4-3
4    Georgia           3-2   4-3
5    Tennessee         1-3   4-4
6    Vanderbilt        1-4   4-4
7    Kentucky          0-4   1-6

Missouri bleibt damit trotz der Niederlage noch vorne, aber die Tigers müssen in den letzten beiden Wochen der Regular Season noch nach Ole Miss fahren und schließen mit einem Heimspiel gegen die Texas A&M Aggies ab. Da gibt es einfachere Lose. In der anderen Division der Southeastern Conference läuft alles auf den Iron Bowl zwischen Alabama und Auburn hinaus, der Ende November stattfindet. Das SEC-Endspiel könnte dann mal wieder zu einem „Play-in“ für das BCS Championship Game werden, aber nur, wenn Missouri bis dahin nicht mehr verliert.

Wie haben sich die Titelfavoriten geschlagen?

Antwort: Gar nicht. Bis auf einen, aber zu dem kommen wir noch. Von den echten Titelkandidaten gab sich diesmal diesmal außer Mizzou, die gegen einen sehr guten Gegner verloren, niemand Blöße. Alabama machte mit den Tennessee Volunteers kurzen Prozess (Endstand 45:10), und zeigte die beste Leistung der Saison; in zwei Wochen geht es gegen Louisiana State (diesmal müheloses 48:16 gegen das unterklassige Furham). Bei Alabama glauben mittlerweile alle, dass die Abgesänge auf die Defense nach dem Spiel gegen Johnny Manziel (Alabama kassierte 42 Punkte) zu früh kamen; seit jenem unheilvollen Spiel ließ Crimson Tide nie mehr als 10 Punkte zu.

Die Oregon Ducks erlegten in beeindruckender und trickreicher Manier die UCLA Bruins aus Los Angeles (Endstand 42:14). Der hoch gejubelte UCLA-QB Brett Hundley machte keinen Stich. Stiche setzten nur die Ducks, unter anderem in Form eines einzigartig frechen „Punt Fakes“, den der Head Coach Mark Helfrich wohl als eine Art Hommage an Chip Kelly ansagte, und der hier als GIF bestaunt werden kann. Die No. 48 war noch nie so allein.

Die Florida State Seminoles gewannen am Ende „nur“ 49:17 gegen North Carolina State, aber der Endstand täuscht, denn die Noles hatten das Spiel schon nach wenigen Minuten mehr als entschieden und gingen als Führende mit fünf Touchdowns aus dem ersten Spielviertel. Jeder Drive führte in die Endzone, egal ob als Pass oder Lauf oder das Trick. Es war eine Freude, aber man konnte getrost und ohne Sorge, etwas zu verpassen, nach diesem Viertel wegschalten, da eh klar war: Niemand stoppt die Noles. Die vielen Granden und die Trainerlegende Bobby Bowden fühlten sich auf der Tribüne an die großen Noles-Teams der 1990er Jahre erinnert.

Ohio State hatte beim 63:14 gegen die Penn State Nittany Lions überhaupt keine Schwierigkeiten; wir werden aber weiter unten in den Standings sehen, dass die Buckeyes im Simple Ranking System längst nicht Welten vor dem Rest der Big Ten Conference anzusiedeln sind. Es ist eigentlich unglaublich, wenn man die Medienlandschaft in den Vereinigten Staaten kennt: Die Ohio State University, Ohio State!, gewinnt unter dem Coach Urban Meyer, Urban Meyer!, jedes einzelne der ersten 20 Spiele (12 in 2012, 8 in 2013), und trotzdem sind sich nun alle einig, dass dieses Team maximal an No. 4 der Big Cows zu reihen ist.

Das nächste Team im Schlepptau ist Baylor, das diese Woche „nur“ 59 Punkte gegen Kansas scorte, was bei diesen Bears fast schon als Punkteflaute durchgehen muss. Die Miami Hurricanes hatten Mühe, sich gegen lowly Wake Forest mit 27:24 durchzukämpfen, und erst ein letzter guter Drive rettete die Canes vor einer peinlichen Schlappe eine Woche vor dem großen Showdown gegen Florida State.

Stanford schlug Oregon State, Clemson fand gegen Maryland nach anfänglichen Krämpfen zurück in die Erfolgsspur, Auburn machte kurzen Prozess mit Florida Atlantic. Das einzige Team aus den Top Ten, das neben Missouri verlor, ist Texas Tech, aber die Niederlage der Red Raiders gegen Oklahoma geht bloß technisch als Upset durch: Wer vor dem Spiel 10 Experten gefragt hätte, hätte wenigstens neunmal die Antwort Oklahoma als Siegertipp bekommen.

Der größte Verlierer des Tages kommt am Ende aus Virginia, denn die Virginia Tech Hokies, in der vergangenen Woche noch an No. 14 klassiert, verloren zuhause gegen die Duke Blue Devils mit 10:13. Die Hokies sind bekannt als defensivstarkes Team, und die Defense war auch stark: Nur 7 komplette Pässe beim Gegner für 107 Yards und vier Interceptions, und nur 91 Yards im Laufspiel für Duke. Das reichte nicht zum Sieg, weil es die eigene Offense zustande brachte, daraus Kapital zu schlagen: Vier Interceptions auch für VT-QB Logan Thomas, und ein verkicktes Field Goal. Die Field Goals machte Duke, aus fast unmöglichen Distanzen jeweils jenseits der 50 Yards, und holte sich nicht nur ein riesiges Upset, sondern mit dem sechsten Saisonsieg auch das Ticket für die Bowl Season. Das ist an einer Uni wie Duke, die sich allein dem Basketball verschrieben hat, ein bemerkenswerter Erfolg.

Das BCS-Ranking sieht nach dem neunten Spieltag dann so aus:

No.  TEAM                W-L     SRS
#1   Alabama             8-0    26.5
#2   Oregon              8-0    29.8
#3   Florida State       7-0    31.2
#4   Ohio State          8-0    19.1
#5   Stanford            7-1    18.9
#6   Baylor              7-0    29.9
#7   Miami/FL            7-0    12.3
#8   Clemson             7-1    15.9
#9   Missouri            7-1    20.2
#10  Oklahoma            7-1    10.4
#11  Auburn              7-1    14.7
#12  Texas A&M           6-2    17.1
#13  Louisiana State     7-2    16.2
#14  South Carolina      6-2    14.3
#15  Texas Tech          7-1    10.6
#16  Fresno State        7-0     3.2
#17  Northern Illinois   8-0     4.8
#18  Oklahoma State      6-1    14.6
#19  Louisville          7-1    14.5
#20  UCLA                5-2    14.3
#21  Michigan            6-1     9.2
#22  Michigan State      7-1     9.0
#23  Central Florida     6-1    11.0
#24  Wisconsin           5-2    16.4
#25  Notre Dame          6-2     8.8

Am Samstag folgte der große Klassiker Floridas, Florida State Seminoles gegen Miami Hurricanes. Obwohl beide ungeschlagen sind und in den Rankings nicht durch viel getrennt sind, ist Florida State in den Wettbüros mit 21,5 Punkten favorisiert. Das deckt sich eigentlich ganz gut mit der Differenz im SRS, die 18,9 Punkte plus 3 Punkte Heimvorteil beträgt, also 21,9 Punkte. Wer hätte das vor der Saison gedacht?

Auch die „Cocktail-Party“ Georgia gegen Florida gewinnt wieder an Relevanz, aber nicht in der BCS, sondern nur in der SEC East, die ich eingangs beschrieben hatte: Der Sieger kann noch hoffen. Die beiden Teams sind Nachbarn im SRS, No. 23 gegen No. 24, und Georgia ist mit 1 Punkt favorisiert.

Es gibt weitere gute Spiele am Wochenende: Texas Tech gegen Oklahoma State aus der Big 12 Conference zum Beispiel, oder Michigan gegen den kleinen Bruder Michigan State. Viele erwarten in letzterem Spiel eine Überraschung, denn Michigan State ist mit seiner Defense immer in der Lage, die offensivschwachen Wolverines zu stoppen.

Damit zum non-Football-Teil.

Neues gibt es von Penn State: Die Universität gesteht den Familien der 26 Opfer des Sexskandal um dem pädophilen Assistenztrainer Jerry Sandusky insgesamt 59,7 Millionen Dollar Schmerzensgeld zu. Noch größere News schreiben aber vor dem großen sportlichen Klassiker am Samstag die Miami Hurricanes…

Miami Hurricanes: Das Urteil im Fall Shapiro ist gesprochen

Mitte der letzten Woche hat die NCAA (National Collegiate Athletic Association), der Dachverband im College-Sport, die Strafen in ihrer Ermittlung gegen das Sport-Programm der University of Miami Hurricanes bekannt gegeben. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren, im Hochsommer 2011, veröffentlichte Dan Wetzel, Sportjournalist bei Yahoo!, gemeinsam mit einem Kollegen das Ergebnis einer Recherche über die verrohten Zustände bei Miami [Zusammenfassung bei Sideline Reporter]. Es ging um einen im Stolz verletzten Booster (Nevin Shapiro), der frustriert im Knast auspackte, mit welchen Methoden er bei Miami Spieler beglücken durfte. Von Drogen und Sex über Abtreibungen und ausschweifende Partys war alles mit dabei, und betroffen waren viele heute in der NFL bekannte Namen wie Vince Wilfork, Andre Johnson oder Jonathan Vilma.

Nach dieser Veröffentlichung machte sich die NCAA mit ihrem schweren Apparat an die eigene Untersuchungsarbeit, die andauerte: Zwei geschlagene Jahre vergingen bis zur Verkündigung der Strafen. Das Ergebnis: Neun gestrichene Stipendien über drei Jahre. Nicht neun pro Jahr, sondern über alle drei Jahre.

Der Aufschrei anderer in den letzten Jahren geschröpfter Unis wie Southern Cal (gestrichener National-Title, gestrichene Heisman Trophy), Ohio State (Entlassung vom Cheftrainer) oder Georgia Tech (Aberkennung eines Conference-Titles) ließ nicht lange auf sich warten, aber das Ergebnis zeigte einmal mehr: In der NCAA wird nicht immer mit dem selben Maß gemessen. Immerhin soll es besser werden: Seit 1. August hat der Verband einen neuen Strafenkatalog eingeführt, der einheitlicheres Vorgehen in den verschiedenen Ermittlungen sicherstellen soll.

Der gesamte Fall ist komplex genug um ihn nicht in einigen wenigen Absätzen zu summieren, aber nur so viel: Die Univeristy of Miami entging höheren Strafen auch deswegen, weil sie sich von Anfang an kooperativ zeigte, im Gegensatz zum Beispiel zu Southern Cal, wo man sich die Schuld bis zuletzt nicht eingestehen wollte. Und vielleicht, aber nur vielleicht, spielte im Hinterkopf der Ermittelnden auch der Fall „Sandusky“ bei Penn State mit, der der Kategorie „Skandal im College-Sport“ eine ganz neue Dimension verlieh. Da schauen ein paar Nutten auf Speed plötzlich ganz harmlos aus…

Die NCAA ist derweil selbst immer weiter in der Defensive: Bei besagtem Fall Shapiro war der Aufschrei vor zwei Jahren noch groß gewesen. Ganze Medienmeuten hatten sich über die Universität hergemacht. In diesem Sommer, 2013, wurden ähnliche Regel-Verletzungen bei Oklahoma State bekannt, aber der große Aufschrei blieb aus. Der Ärger konzentriert sich mittlerweile vor allem auf die verstaubte NCAA, die krampfhaft am Amateurstatus der College-Athleten festhält und damit Millionen, ja Milliarden, an denen vorbeiwirtschaftet, die sie generieren: Die Atleten.

Fälle wie die Millionenklage von Ed O’Bannon gegen den Verband, oder das ganz gemeinhin nach außen transportierte Bild einer verkrusteten, trägen alten Organisation, die in der Gegenwart nach einer Daseinsberechtigung sucht, trüben das Image der NCAA als Hüterin von Sitte und Moral im College-Sport Amerikas.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 7: Das Vorbeben

Woche sieben im College Football ist gespielt, und passenderweise gingen am Wochenende sieben Top-25 Teams aus dem Poll der Associated Press baden: Georgia, Florida, Washington, Oklahoma, Michigan, Northwestern und Stanford. Ersteres Trio verlor zugegebenermaßen gegen jeweils ebenso gerankte Teams, aber das Quartett am Ende ging gegen jeweils nicht gerankte Teams baden.

Mit Georgia und Stanford sind dann auch gleich zwei der größten Titelfavoriten im Rennen um die National Championship betroffen, und somit haben wir eine Woche vor den ersten B.C.S. Rankings 2013 (letzte Woche hatte ich sie eine Woche zu früh angekündigt) schon mal ein kleines Vorbeben auf das, was vielleicht noch kommt.

Spiele der Woche

Auch spielerisch war es die bisher vielleicht hochklassigste Woche. Ein sehr spannendes Spiel gab es zum Beispiel in Athens, GA, wo die Heimmannschaft der Georgia Bulldogs ihren vielen Verletzungen Tribut zollen musste und gegen die Missouri Tigers überraschend mit 26:41 verlor. „Mizzou“ war nicht die bessere Mannschaft, aber wohl die tiefer besetzte, während bei den Bulldogs mehrere Starter in der Offense und Defense fehlten. Man merkte das.

Die „Red River Rivalry“ zwischen Texas und Oklahoma war zwar kein überragendes Spiel von der Qualität, aber es ist erstens immer eine der größten Ansetzungen, die der College-Sport hergibt, und zweitens endete sie in einer großen Überraschung: Texas gewann 36:20. Es war nicht einmal ein glücklicher Sieg, sondern die Mannen von Head Coach Mack Brown waren einfach besser. Sie machten nicht nur die schlechten Leistungen dieses Jahr wett, sondern polierten auch ihren Ruf mit einer mannschaftlich blitzsauberen Leistung auf. Mack Brown wird wohl trotzdem nicht zu halten sein und sein Abgang scheint trotz des Sieges unausweichlich, aber immerhin verabschiedet sich einer der erfolgreichsten Coaches des letzten Jahrzehnts mit einem Highlight von der University of Texas.

Ein Klassespiel gab es auch in Salt Lake City, wo die Utah Utes die in den Top-5 gerankten Stanford Cardinal mit 27:21 schlugen. Das Spiel war im ersten und vierten Quarter sehr wild. Nachdem Stanford mit einem sehr glücklichen Referee-Call den Anschluss-TD geschafft hatte, führte QB Kevin Hogan den allerletzten Drive mit Seelenruhe aus, verwertete alle schwierigen Third und Fourth Downs, ehe es 47 Sekunden vor dem Ende dann doch einer zuviel war: Der allerletzte Pass Hogans segelte knapp zu hoch durch die Endzone, und Stanford holte sich seine obligatorisch-überflüssige Pleite ab. Es ist noch nicht alles verloren für „The Farm“, denn man kann immer noch die Pac-12 North mit einem Heimsieg gegen Oregon im November gewinnen, aber die B.C.S.-Chancen werden durch diese Niederlage herb geschwächt. Für den einstigen B.C.S.-Buster Utah war es hingegen einer der größten Siege in der Uni-Geschichte.

Die Legende besagt, dass der Mythos des Johnny Manziel vor ziemlich genau einem Jahr gegen die Ole Miss Rebels geboren wurde, als Manziel ein Comeback im vierten Viertel zurücklegte. Genau gegen diese Rebels spielte Manziel mit den Texas A&M Aggies am Samstag erneut – auswärts. Manziel verdrehte sich gleich zu Spielbeginn eh schon angeschlagen das Knie, humpelte ein wenig an der Seitenlinie herum und kehrte dann ins Spielgeschehen zurück, um Ole Miss das Fürchten zu lehren.

Das Spiel entwickelte sich zum Schlagabtausch zwischen zwei genialen Offenses, und Manziel sammelte wieder weit über 350 Passing-Yards und über 100 Rushing-Yards. Trotzdem lagen die Aggies wenige Minuten vor dem Ende wieder 38:31, also einen TD, zurück. Manziel orchestrierte, Manziel improvisierte, und er drehte die Partie noch zum 41:38 Sieg. Der kleine Schmierfink machte auch auf sich aufmerksam, weil er bei seinen Scrambles ungefähr 40 Kilogramm schwerere Brocken abprallen ließ. Den entscheidenden Kick versenkte mit auslaufender Uhr übrigens Josh Lambo, ein ehemaliger Torwart beim F.C. Dallas (ein Team aus der Major League Soccer).

Das irrste Spiel mit der besten Stimmung im Stadion war aber wohl Penn State Nittany Lions gegen Michigan Wolverines, das die Lions 43:40 gewannen. Es war das erste Spiel in dieser Saison, das in die vierte Overtime ging. Gekennzeichnet war es, wie so viele Overtime-Spiele, von einem fehlerhaften Spielverlauf auf beiden Seiten, mit verkickten Field Goals und verpassten Chancen für die Kontrahenten. Erst ein „QB Sneak“ von Christian Hackenberg 27 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit brachte Penn State überhaupt in die Verlängerung, und dort gab es nur in zwei der vier Overtimes Punkte. Dabei schlug sogar das „Bad Karma“ vom auf diesem Blog bereits bekannten Kicker der Nittany Lions, Sam Ficken, wieder zu, aber es reichte am Ende trotzdem für Penn State.

Wer das Spiel und die Minuten direkt danach gesehen hat, der wird es nicht so schnell vergessen. 107.000 im Stadion sorgten für mehr als bloß Gänsehaut-Atmosphäre. Für Penn State war es der größte Höhepunkt der letzten Jahre, für Michigan die erste Saison-Pleite, eine Niederlage, die überfällig war, nachdem die Wolverines in den letzten Wochen mehrere wenig überzeugende Spiele nur mit Glück gewinnen konnten.

College-Football goes out of Bounds

  • Ab nächster Saison wird es in der Bowl-Season ein Spiel auf den Bahamas geben: Die kleinen Ligen M.A.C., The American, Sunbelt, C-U.S.A. sowie Mountain West haben sich darauf geeinigt, in die Karibik auszuziehen. Die gleichen Ligen wollen untereinander auch rotierend Bowls in Miami und Boca Raton (nahe Miami) austragen.
  • Wisconsin und Louisiana State vereinbarten für die 2016er Saison ein Spiel im legendären Lambeau Field der Green Bay Packers, das als eines der letzten Profi-Stadien noch so aussieht wie die klassischen College-Schüsseln.
  • Die krasseste Idee verkündeten unter der Woche aber die Tennessee Volunteers und die Virginia Tech Hokies, die ebenso im nicht mehr so fernen Jahre 2016 tatsächlich eine Partie am 10. September ein Spiel im NASCAR-Speedway von Bristol (Tennessee) austragen. Das Oval bringt in der Spitze bis zu 160.000 Menschen unter – das wird ein einmaliges Ereignis und könnte den Rekord an Zuschauern brechen. Der wurde dieses Jahr aufgestellt, als bei Michigan gegen Notre Dame über 115.000 Stück im Stadion zusahen. Der Speedway sieht übrigens furchteinflößend eng aus.

Damit sei es für diese Woche belassen. Die Autorin zittert ohnehin schon dem Samstag entgegen, wenn der Schlager in der Atlantic Coast Conference ansteht: Die #3 Clemson Tigers empfangen in der Primetime im eigenen Stadion die #5 Florida State Seminoles. Beide sind ungeschlagen. Nur der Sieger hat wahrscheinlich noch Meisterschaftschancen in der A.C.C. sowie der Bowl Championship Series.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 6: Wir waren so knapp davor!

Woche 6 im College-Football bot einige spannende Spiele, und fast hätte es das erste große Chaos in den Rankings gegeben, aber eben nur fast. So blieb von diesem Wochenende bloß der Schrecken, den einige Top-10 Teams mitnahmen in das Wochenende. Beginnen wir vielleicht chronologisch mit einer der wenigen Mannschaften, die voll überzeugt haben.

Und zwar den Florida State Seminoles, die gegen die Maryland Terrapins ein 63:0-Feuerwerk abbrannten. Nun mag der geneigte Fan sagen, waren doch nur die Terps! Stimmt – vielleicht. Denn diese Terps waren bisher 4-0 und an #25 im A.P.-Poll gerankt. In Tallahassee war davon nicht viel zu sehen, denn die Noles hatten von der ersten Minute an keine Probleme und machten die Terps platt. Überzeugend war einmal mehr QB „Famous Jameis“ Winston, der immer mehr mit Johnny Manziel verglichen wird, was auch heißt: Jameis wird im Heisman-Rennen ab sofort öfters genannt werden.

Kein Heisman-Rennen, sondern A.C.C. bzw. National Title Race war für die Clemson Tigers angesagt, die nach der Demonstration der Noles am Mittag nachlegen mussten und im Nachmittags-Slate ab 14:30 (Eastern Time) den armen Syracuse Orange sieben Touchdowns einschenkten und 49:27 gewannen. Am nächsten Wochenende geht es für die beiden im direkten Duell um alles, sprich: Wohl den A.C.C.-Finaleinzug aus der Atlantic Division.

Die Probleme hatten die anderen. Die Georgia Bulldogs zum Beispiel, die eine Woche nach ihrem gefeierten Heimsieg über L.S.U. nach Knoxville fahren mussten, um den Tennessee Volunteers entgegenzutreten. Was wie eine Pflichtaufgabe klang, entwickelte sich zu einem echten Knüller, in dem Georgia in der zweiten Halbzeit „outplayed“ wurde und erst fünf Sekunden vor Schluss durch einen TD-Pass von QB Aaron Murray überhaupt den Ausgleich für die Overtime erzielten! Dort erzielte RB Pig Howard (der heißt wirklich so) dann sogar einen Touchdown – dachten alle. Es wurde Fumble gegeben, und Georgia konnte hernach per Field Goal zum knappen 34:31 Sieg einschießen. Damit haben die Vols einmal mehr eine herzzerreißende Niederlage erlebt, aber dafür waren auch die Georgia Bulldogs viele Jahre lang bekannt. Die haben das Stigma scheinbar erst einmal abgelegt.

Das Primetime-Spiel zwischen den Northwestern Wildcats und den Ohio State Buckeyes brachte neben riesigen Emotionen auch einen spannenden Spielverlauf. Ohio State gewann am Ende 40:30, aber der Endstand trügt und täuscht darüber hinweg, dass es in der zweiten Halbzeit lange sehr knapp war. Bei 23:20 Führung für Northwestern konnte Buckeyes-RB Carlos Hyde nur um Zentimeter den TD erzielen, und später, als die Buckeyes drei Minuten vor Spielende nur mit 34:30 führten, scheiterten die beherzten Wildcats nur um Haaresbreite an einem Fourth Down: QB Kain Colter wurde unter einer Menschentraube begraben, und kein Mensch vermochte abzuschätzen, ob Colter die notwendigen Zentimeter erreicht hatte. Weil es für die Video-Referees im American Football aber zweifelsfreie Beweislage braucht, wurde der Versuch „zu kurz“ gebeben.

Zwei haben wir schon, aber die Trilogie ist noch nicht komplett: Im Spätspiel standen sich Stanford und die Washington Huskies gegebenüber, und auch hier hatte der Favorit (Stanford) erhebliche Schwierigkeiten. Wer das Spiel gesehen hat, sah eine richtig starke Stanford-Mannschaft, keine Frage. Aber Washington hatte seine Chancen: Kurz vor Schluss, eben auf 28:31 herangekommen, stürmten die Huskies das Spielfeld hoch, bis in einem weiteren Fourth Down der WR Kevin Smith einen überragenden Catch machte, oder „keinen Catch machte“?  Smith fiel nach vorne und hatte den Ball fest verschränkt unter seinem Körper. Die Referees gaben auch nach dem Video-Review „incomplete Pass“. Keine Fehlentscheidung, aber man sieht: Es war ganz einfach extrem knapp.

So haben wir nahezu unveränderte Top-10 vor dem nächsten Spieltag (F.S.U. überholte aufgrund des überzeugenderen Sieges im AP Poll Georgia). Ab nächstem Spieltag werden dann auch wieder die B.C.S. Rankings zum letzten Halali blasen und erstmals in ihrer letzten Saison erscheinen.

Von der persönlichen Warte aus gab es auf dem Campus hier in Bloomington am Wochenende ein großes Highlight, als die Indiana Hoosiers die höher eingeschätzten Penn State Nittany Lions klar schlugen. Indiana ist vielleicht noch keine Spitzenmannschaft, aber die Leute hier sind fast schon euphorisch, dass es endlich mal eine Footballmannschaft gibt, die nicht Woche ein, Woche aus abgeschossen wird. Der Head Coach Kevin Wilson hat ganze Arbeit geleistet, und man bewundert ihn nicht nur für die Siege, sondern auch für das ziemlich ansehnliche Offensivspiel der Hoosiers.

Damit für heute fast schon das Ende, allein das obligatorische Texas-Spiel fehlt uns noch. Die Longhorns waren schon am Donnerstag im Einsatz, in Ames in Iowa, bei den Iowa State Cyclones. Texas gewann 31:30, aber es war ein Spiel für die Verschwörungstheoretiker – so sehr wurde Texas in diesem Spiel von den Referees bevorzugt: Im letzten Drive zu den siegbringenden Punkten gab es einen so eindeutigen Fumble eines Texas-RBs, dass es unverständlich war, wie die Referees sogar nach dem Video-Beweis noch behaupten konnten, er sei am Boden gewesen.

Für Karma und Ansehen taten die Longhorns zehn Tage vor ihrem großen Schlager an diesem Wochenende gegen Erzfeind Oklahoma auch nicht viel: Der Wide Receiver Mike Davis hatte die unfairste Aktion an diesem Wochenende:

Der unfairste Late Hit des Jahres

Wir ahnen es: Mike Davis wurde von den Referees dafür nicht bestraft.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 5: Schmeiß den Coach

(Die Akademische Viertelstunde, wieder von Seminole; aus technischen Gründen heute von mir online gestellt.)


Es gibt wenige Gestalten in der amerikanischen Footballwelt, die mehr Häme ertragen müssen als Lane Kiffin. Lane ist der Sohn eines bekannten Coaches, der große Erfolge in der NFL feierte, und bekam schon in jungen Jahren Anstellungen bei den attraktivsten Arbeitgebern in der Footballwelt, und es waren nicht irgendwelche Anstellungen, sondern gleich die großen Coordinator und Head Coach Aufgaben. Mit 31 Head Coach bei den Oakland Raiders? Für Lane Kiffin kein Problem! Und obwohl er nirgendwo besonderen Erfolg hatte, zündete er immer gleich die nächste Karrierestufe. Nebenher beleidigte er ein paar Trainerkollegen und reizte die Limits des Erträglichen beim Thema Menschenführung aus.

Dieser Lane Kiffin ist bei den U.S.C. Trojans mit 3-2 Siegen in die Saison 2013-14 gestartet. Das war der stolzen Universität zu wenig, und nach der 42:61 Schlappe gegen Arizona State wurde Lane Kiffin noch am Samstag gefeuert. Dem Vernehmen nach soll die Entscheidung bereits während des laufenden Spiels gefallen sein, und Kiffin darüber hinterher am Parkplatz darüber informiert worden sein. Halb Amerika freute sich diebisch über den Rauswurf. Weiterlesen

Die Akademische Viertelstunde, Woche 4: Das weiße Fähnchen

Vor zwei Wochen schrieb ich an dieser Stelle über eine Recherche-Artikelserie von Sports Illustrated, die sich mit jahrelangen Verfehlungen im Athletic Department an der Oklahoma State University befasste. Die Artikelserie ist mittlerweile veröffentlicht worden, und die Reaktionen darauf waren überraschende: SI.com wird von allen Seiten angefeindet. Zum ersten, weil die Recherche-Arbeit der Journalisten schlampig war. Aber es sind auch andere Phänomene zu beobachten:

  • Es ist nur „ein weiterer Skandal“.
  • Die Leute haben sich damit abgefunden, dass College-Sport abgrundtief korrupt ist. Wo es um so viel Geld geht, ist ein maroder Unterbau scheinbar latent akzeptiert.
  • Die Leute sind es satt, sich den Spaß am College-Sport nehmen zu lassen. Sie wollen Brot und Spiele.

Sind das zu pauschale Verurteilungen? Ist das der Freischuss zur Korruption? Es gibt gewisse Parallelen zur latenten Resignation in Sachen Sportpolitik in FIFA und im Internationalen Olympischen Komitee.

Stand der sportlichen Dinge

Woche vier hatte den vielleicht schwächsten Spielplan in dieser Saison. Ich hatte dennoch auf ein Highlight gehofft, in Form des Besuchs des Heimspiels der Indiana Hoosiers gegen Missouri, doch das fiel kurzfristig flach. Indiana ist eigentlich gut in die Saison gekommen und spürt mit einer attraktiven Spielweise viele Sympathien, aber Mizzou war am Ende doch zu viel und Indiana verlor zuhause mit 28:45.

Ganz oben in den AP-Rankings bleibt alles unverändert. #1 Alabama gewann locker 31:6 gegen Colorado State, und das einzige, was einige Experten darüber zu erzählen wissen, ist die Tatsache, dass Bama in den Spielen gegen kleine Mannschaften oft nicht überzeugt, und es auch diesmal nicht machte.

#5 Stanford hatte mit #23 Arizona State überhaupt keine Probleme und gewann locker mit 42:28. Die 14 Punkte Differenz sahen zur Halbzeit noch etwas anders aus: Stanford führte da bereits mit 29:0 und beeindruckte die Pollster mit seiner kraftvollen Spielweise. Es läuft für die Kalifornier alles auf den großen Saisonhöhepunkt „Heimspiel gegen Oregon“ im November hinaus.

Die einzige andere Mannschaft aus den Top Ten, die wirklich stürzen hätte können, war #3 Clemson, aber die Tigers gewannen bereits am Donnerstag Abend locker 26:14 gegen N.C. State.

Bei den Texas Longhorns beruhigten sich die Gemüter fürs erste: Das 31:21 gegen die Kansas State Wildcats war der erste Sieg über K-State seit zehn Jahren. Viel wichtiger für den nahe der Entlassung stehenden Coach Mack Brown war aber die Art und Weise, mit der die sehr farblose Offense von K-State gestoppt wurde: Keine Big Runs für K-State, Texas zum ersten Mal seit langem mit einer brauchbaren Abwehrleistung.

Das Spiel der Woche fand Freitagnacht in Fresno statt, wo im Spitzenspiel der Mountain West Conference die Fresno State Bulldogs nach einem sehr spannenden Spielverlauf die Boise State Broncos mit 41:40 besiegten. Der hoch gelobte QB von Fresno State, Derek Carr, lieferte eine wahnsinnige Leistung mit 460 Passing Yards und dem entscheidenden Touchdown kurz vor Spielende. Zusammen mit einer tollen Stimmung im Stadion bleibt von Fresno State das Bild des vielleicht besten non-AQ Teams diesen Herbst. Die Bulldogs sind 3-0 und damit nur noch eines von drei ungeschlagenen Teams aus einer der Mid Major-Ligen. Ein so markanter Sieg über Boise hilft, die Bulldogs ernst zu nehmen.

Woche 5 bietet wieder mehr Action. Wir werden noch gründlicher darauf eingehen, aber wenn Georgia und L.S.U. gegeneinander spielen, dann geht es immer um einiges in der S.E.C. Das andere klangvolle Spiel ist Notre Dame gegen Oklahoma. Bei Notre Dame werden viele nervös, weil man vor zwei Wochen gegen Michigan verlor und Michigan seither Probleme hatte, selbst schwache Mannschaften aus den kleinen Conferences zu schlagen. Wie gut ist Notre Dame ein Jahr nach der B.C.S.-Finalqualifikation noch?

Die Mercy Rule

In Abwesenheit von besseren Themen gibt es für Woche 4 nur noch die „Mercy rule“ als Aufreger. Bei Miami (Fla.) gegen Savannah State (Endstand 77:7) und Louisville gegen Florida International (Endstand 72:0) kam jeweils im letzten Spielviertel die ansonsten nur im Highschool-Bereich angewandte „Mercy Rule“ zum Einsatz: Eine Spieluhr, die in Real-Zeit tickt, und ein verkürztes letztes Viertel. Das ist sozusagen das weiße Fähnchen, das die Coaches hissen.

Die N.C.A.A. möchte die Anwendung der Mercy-Rule nur in absoluten Ausnahmefällen gestatten. Bei Florida International ist es unglücklich, weil die Panthers momentan ein sehr tiefes sportliches Loch durchmachen. Bei anderen Teams, und zwar jenen aus der F.C.S., ist der Kern der Problematik das Scheduling.

Ein Team wie Savannah State wird auch im regulären Spielbetrieb von Gleichgesinnten platt gemacht. Es gibt gute oder sehr gute Teams in der F.C.S., wie zum Beispiel North Dakota State, die jederzeit in einer F.B.S.-Conference mitspielen könnten, aber diese Teams sind die Ausnahme. Weil das momentane Regelwerk natürlich keine Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ F.C.S.-Teams macht, sind auch zukünftig Blowouts in dieser Art möglich. Der einzige Weg, dem aus dem Weg zu gehen, ist die Teilung der F.C.S. in zwei Divisionen, ähnlich der Spaltung der früheren Division-I, die Ende der 70er Jahre in Division I-A (heute F.B.S.) und Division I-AA (heute F.C.S.) gemacht wurde, und nachfolgend ein Verbot, Teams aus der Division I-AAA (nenne ich mal so) in den Spielplan aufzunehmen.

Es hat niemand was davon, wenn Savannah State mit 70 Punkten besiegt wird und es nur keine 100 werden, weil das Fähnchen gehisst wird. Als Anschauung: Miami nahm seine Starter nach zwei oder drei Drives vom Feld. Die Stars in der Offense, Stephen Morris und Duke Johnson, hatten zusammen neun Ballkontakte.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 3: Geschlagen mit den eigenen Waffen

Das Spitzenspiel in Woche 3 war zweifelsohne #6 Texas A&M Aggies gegen #1 Alabama Crimson Tide auf dem Campus von Texas A&M in College Station. Es war das Revanche-Spiel für die Alabama-Demontage im November 2012, als die Aggies Alabama schlugen und damit mehrere Dinge heraufbeschwörten:

  • Heisman Trophy für Johnny Manziel.
  • Spannende Endphase im Rennen um die B.C.S., in der Alabama am Ende doch noch durch die Hintertür ins Finale schlüpfte.
  • Diskussion darüber, ob der Manziel-Football über kurz oder lang Nick Saban ablösen würde.

Saban stellte damals offen provokativ die Frage „ist das, was Manziel und Texas A&M spielen, das, wie der Football zukünftig aussehen soll? Ist es wirklich das, was wir wollen?“ Und er gab am Samstag selbst die Antwort. Saban sprach nicht viel, aber das Gebotene auf dem Feld sprach eine klare Sprache: Ja. Zumindest hatte Saban eingesehen, dass er Manziel nicht mit seiner Defense schlagen konnte, sondern nur mit seiner eigenen Medizin: Offense.

Am Ende gewann Alabama 49:42 in einem spannenden Spiel, in dem es lange Zeit hin und her ging. Die Highlights in GIF-Formaten hat die USA Today zusammengeschnitten. Manziel eröffnete mit zwei Touchdowns, aber danach beging er zwei böse Fehler und Alabama machte lupenrein fünf TD hintereinander. Ab dem Ende des dritten Viertels war das Spiel ein Katz-und-Maus Rennen, immer Alabama zwei TD vorne, A&M mit der Verkürzung auf einen TD, und wieder Bama auf zwei TD davongezogen.

Alabama war körperlich überlegen und drückte seinen Willen im Notfall im Alleingang durch. A.J. McCarron, der Quarterback, musste nur die einfachen Würfe nehmen ohne große Böcke abzuschießen, und beendete den Tag mit einwandfreien Werten. Der wahre Star ist aber die Offensive Line. Diese ist konkurrenzlos in diesem Lande.

Johnny Manziel verlor. Aber es ist trotzdem eine tolle Augenweide, diesem Spieler zuzuschauen. Seine Improvisationskünste sind unerreicht, und nur weil das geordnete Chaos auf dem Feld in zwei vermeidbaren Fehlern endete, verlor Texas A&M. Manziel wird auch diesen Herbst nicht im B.C.S.-Finale spielen, und er wird am Ende des Jahres in die N.F.L. gehen. Ob er dort den Durchbruch schaffen kann, steht natürlich noch in den Sternen.

Die Top Ten

#2 Oregon hatte mit den Tennessee Volunteers überhaupt keine Probleme und gewann mit 59:14 so klar, dass es in der Heimatstadt der Vols, Knoxville, schon wieder um den Kopf des Trainers geht. Der hohe Sieg ist für Oregon auch deswegen wichtig, weil er gegen ein mittelklassiges S.E.C.-Team kam. Das ist gut für die Glaubwürdigkeit der Ducks.

#4 Ohio State hatte mit California auch ohne den Quarterback Braxton Miller keine Probleme und gewann 52:34. #5 Stanford war gegen die Army nur in der ersten Halbzeit in Schwierigkeiten und gewann am Ende locker 34:20.

Glanzlose Siege holten #7 Louisville (27:13 gegen Kentucky) und #8 L.S.U. (45:13 über Kent State), und die #10 Florida State Seminoles konnten erneut auf ihren QB Jameis Winston vertrauen, der eine fast fehlerlose Leistung beim 62:7 gegen Nevada beisteuerte.

Upset der Woche

#11 Michigan zog beim 28:24 gegen Akron in letzter Minute noch den Kopf aus der Schlinge und rettete sich vor einer peinlichen Niederlage. Dafür verlor #20 Wisconsin sein Auswärtsspiel bei den Arizona State Sun Devils, nicht allerdings ohne ein denkwürdiges Ende. Das ist sogar eine Übertreibung, denn das Finish in diesem Spiel, das 32:30 pro Arizona State endete, gehört zu den skurrilsten, die es bisher gab.

Die Ausgangslage: Zwei Punkte Führung für die Sun Devils, aber Wisconsin ist in der allerletzten Spielminute in der Nähe für ein Field Goal. Und dann passierte folgendes:

Die Abwehr wollte einen Fumble gesehen haben (Ball vom Quarterback vorsätzlich auf den Boden gelegt), aber das Knie vom QB Joel Stave war am Boden gewesen. Während die Referees noch mit dem auf dem Ball liegenden Abwehrspieler diskutierten, rannte die Uhr runter. Die Spielverzögerung der Defense war am Ende entscheidend. Hauptschuldig an dem Desaster sind die Schiedsrichter, die sich in Diskussionen verstricken ließen. Eine wirklich sehr spezielle Szene.

Drei andere Ergebnisse ragen noch heraus: Das 44:23 von #25 Mississippi gegen Texas. Das ist technisch gesehen kein „Upset“, weil Ole Miss höher gerankt war, aber allein von der Reputation der beiden Colleges ist nicht nur der Sieg überraschend, sondern auch und vor allem die Höhe. #24 T.C.U. verlor 10:20 gegen Texas Tech. Angesichts der hohen Erwartungen vieler an T.C.U. ein unerwartetes Ergebnis. Tja, und #16 UCLA mit seinem 41:21 gegen #23 Nebraska ist ein „Upset“, weil Nebraska im Coaches-Poll höher gerankt gewesen war (Nebraska war im Coaches-Poll die #17 gewesen, UCLA dort die #15).

Stiller Protest der Woche

Es ist kein Geheimnis, dass Lane Kiffin, der Head Coach der U.S.C. Trojans, in Los Angeles alles andere als beliebt ist. Kiffin gehört zu der Sorte Mensch, bei denen es nicht schwer fällt, sie zu verachten: Kind eines bekannten und reichen Mannes, vorlaut und mit steiler Karriere in jungen Jahren. Demut ist etwas, das Lane Kiffin nicht kennt, dafür lieber offen andere Menschen beleidigt. Das geht dann nach hinten los, wenn die Erfolge ausbleiben. Dann schlägt der Neid in Spott um.

Stillen Spott erntete Lane Kiffin am Samstag beim Heimspiel gegen Boston College in Form von ausbleibendem Publikum: Das Los Angeles Coliseum, in dem Southern Cal seine Heimspiele austrägt, fasst über 90.000 Menschen. Gegen Boston College war es nur zu einem Viertel oder einem Drittel gefüllt. In einem so großen Stadion kommt dann schnell Geisterstimmung auf, und das war es auch, das die Trojans in diesem Spiel fühlten. Die Atmosphäre glich jener auf dem Zentralfriedhof. Das ist die Quittung der U.S.C.-Fans für die schlechten Leistungen unter Lane Kiffin: Missachtung.

Schock der Woche

Minnesotas Head Coach Jerry Kill ist Epileptiker. Jeder weiß das, und auch das Programm der Golden Gophers wusste das bei seiner Anheuerung als neuer Cheftrainer zur Saison 2011. Das Unangenehme an der Situation: Kill hatte schon mehrere epileptische Anfälle unter Stress während eines Spiels. Am Samstag war es erneut soweit, und Kill musste kurz vor der Halbzeit zum vierten Mal in zwei Jahren ins Krankenhaus abtransportiert werden. Jedes Mal aufs Neue sind diese Bilder erschreckend, und die Frage, ob sich ein Mann das antun muss, kommt auf.

Inspiration der Woche

Rutgers ist keine Uni, an die man beim Gedanken an College-Football sofort denkt. Sie liegt in New Jersey, einem Staat, in dem man sich zu allererst für Profisport interessiert. Der Unisport kommt erst auf Seite fünf, und selbst dort sind die Meldungen eher klein. Am Samstag war das anders, denn Rutgers lieferte eine emotionale Geschichte mit der Ehrung von Eric LeGrand. Der ist ein ehemaliger Spieler der Universität, und bekannt wurde er, weil er in einem Spiel gegen Army vor wenigen Jahren schwer verletzt wurde, so schwer, dass er querschnittgelähmt zurückblieb.

LeGrand tourt seither als eine Art Maskottchen durch das Land, als Symbol für unbändigen Willen. Sein ausgemachtes Ziel ist es, bald wieder erste Gehversuche zu unternehmen. LeGrand wurde im letzten Jahr sogar von Greg Schiano in einem symbolischen Akt ein Eintagesvertrag bei den Tampa Bay Buccaneers in der NFL gegeben. Schiano war der Rutgers-Trainer von LeGrand in jenem Schicksalsspiel gewesen. Am Samstag wurden Videobotschaften unter anderem von Greg Schiano im Stadion von Rutgers abgespielt, als die Uni zum allerersten Mal eine Trikotnummer zu Ehren eines Spielers sperrte. Zu Ehren von Eric LeGrand.

Das AP Poll nach Woche 3

Die neuen Top Ten im AP Poll lauten nach den Ergebnissen vom letzten Wochenende wie folgt:

#1  Alabama Crimson Tide      2-0
#2  Oregon Ducks              3-0
#3  Clemson Tigers            2-0
#4  Ohio State Buckeyes       3-0
#5  Stanford Cardinal         2-0
#6  Louisiana State Tigers    3-0
#7  Louisville Cardinals      3-0
#8  Florida State Seminoles   2-0
#9  Georgia Bulldogs          1-1
#10 Texas A&M Aggies          2-1

Das kommende Wochenende bringt für diese Mannschaften nur langweilige Spiele. Denkt man. Denn im College-Sport ist ein Upset immer und gerade bei scheinbar schlechten Ansetzungen möglich.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 2: Straucheleinheiten

Zwei Spieltage der Regular Season sind vorüber, und der zweite Spieltag hat einige Favoriten stolpern sehen. In Miami und Athens (University of Georgia) sprießt die Hoffnung, während in Austin (University of Texas) und Los Angeles (USC) tiefe Depression herrscht. Am heikelsten ist die Lage jedoch an einer Uni in Oklahoma, wo sich ein Unwetter zusammenbraut. Ein Rundblick auf das Geschehen im College Football zu Beginn dieser Saison. Weiterlesen