Der J.K. Dobbins-Pick

Die Baltimore Ravens waren wohl das Team der Saison 2019. Umso erstaunlicher war ihre Einberufung von RB J.K. Dobbins mit dem #55 Pick im NFL-Draft 2020. Warum ich auch fast zwei Monate später noch darauf herumreite? Antwort in diesem Artikel. Weiterlesen

Unverzeihlich: Rams-Draft 2020

Gestern hatte ich die Draftklasse der New England Patriots im Review. Sie haben vor eineinhalb Jahren Superbowl 53 gegen die Los Angeles Rams gewonnen. Deren Klasse von 2020 schauen wir uns heute an. Weiterlesen

Alles wie gehabt in New England

Was war die Patriots-Draftklasse von 2020: Verwirrend, weil Belichick keinen Quarterback zog, dafür zwei Tight Ends? Ikonisch wegen des Hunds? Haarsträubend wegen des tätowierten Kickers?

Ich würde sagen: Sie war vor allem typisch. Weiterlesen

Detroit Lions NFL Draft 2020 Analyse: War gut war. Was schlecht war. Und was hätte sein können

Zerlegen wir heute mal die NFL-Draftklasse 2020 der Detroit Lions. Sie hat von mir die Note = C bekommen, aber so grau sich die Note las: Da war viel Wirbel drin. Einiges war sehr gut, einiges war sehr schlecht. Und eines geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Weiterlesen

Kansas City Chiefs-Draft 2020: Vertane Chance

[Disclaimer: Ja, ich bin mir bewusst, dass mir der folgende Artikel in einem Jahr um die Ohren geworfen werden wird – nämlich dann wenn die Chiefs in der Superbowl spielen. Aber das ist ein Team-Building Artikel, und die Chiefs werden diesen Draft bereuen. Das ist garantiert.] Weiterlesen

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Buffalo Bills NFL Draft 2020: Es zählt die Tiefe

Die Buffalo Bills hatten nach dem Trade für WR Stefon Diggs keinen 1st Rounder im Draft mehr, aber mit den restlichen Picks im NFL Draft 2020 haben sie sehr viel, wenn auch nicht nur Gutes angestellt. Weiterlesen

Warum ich dem NFL Draft 2020 Los Angeles Chargers nix abgewinnen kann

Wäre nicht der lachhafte Draft der Green Bay Packers gewesen, die Los Angeles Chargers hätten den Patzerpreis 2020 abgestaubt. Weiterlesen

Die Mayock/Gruden-Raiders: Pfeif auf Marktwert, priorisiere Einsatz

Die Draftklasse der Las Vegas Raiders von Jon Gruden und Mike Mayock fühlt sich auch zweieinhalb Wochen nach dem NFL Draft 2020 noch hohl an. Weiterlesen

AFC South in der Frischzellenkur 2012 (II)

Houston Texans

  • #26 (1) DE Whitney Mercilus (Illinois)
  • #68 (3) WR DeVier Posey (Ohio State)
  • #76 (3) G Brandon Brooks (Miami, OH)
  • #99 (4) C Ben Jones (Georgia)
  • #121 (4) WR Keshawn Martin (Michigan State)
  • #126 (4) DT Jared Crick (Nebraska)
  • #161 (5) K Randy Bullock (Texas A&M)
  • #195 (6) OT Nick Mondek (Purdue)

So schlecht die Free Agency der Houston Texans war, so gut sieht ihre Draft aus. Sechs Picks in den ersten vier Runden sorgen vor allem für eine Sicherheit spendende Tiefe.

Von DE Whitney Mercilus, dem 1st-rd pick, wird allerdings mehr erwartet. Er wurde gedraftet, um den nun leeren Platz des abgewanderten Mario Williams zu füllen. Mit Brooks Reed und Connor Barwin zusammen soll Mercilus das Pass-Rusher-Trio bilden, um das die gesamte Abwehr aufgebaut ist. Mit Cornhusker Jared Crick kam in Runde vier noch eine sehr talentierte Verstärkung für die Defensive Line. Crick ist gedacht für den anderen DE-spot gegenüber des letztjährigen 1st-rd picks J.J.Watt. Sollte Crick tatsächlich das Zeug haben, dort starter niveau zu zeigen, haben sich die Texans in verdammt kurzer Zeit eine verdammt junge und gute Front Seven zusammengeholt.

Zwischen den Picks #68 und #121 gabs vier Mal Offense, zwei WRs, zwei OLiner. Wobei WR Keshawn Martin vor allem als Returner geholt worden sin dürfte. DeVier Posey soll mit seinen fast 100kg ein guter possession receiver sein, jemand, zu dem man immer werfen kann, wenn Andre Johnson mal wieder gedoppelt oder verletzt ist. Houstons Plan für Posey ist wohl, so etwas wie ein Anquan Boldin für Arme zu werden. Nötig hätten sie es auch, ist doch ihr WR-Corps einigermaßen dünn.

Was aber gar nicht so schlimm ist, weil die Offense mittlerweile vom Laufspiel getragen wird. Und dafür gab es an den Positionen #76 und #99 gleich zwei Verstärkungen, die nach den Abgangen von G Briesil und RT Winston auch dringend benötigt wurden. Vor allem Ben Jones soll perfekt in das zone blocking scheme der Texans hineinpassen und könnte damit gleich den Platz von Briesil übernehmen. Brandon Brooks ist wohl mehr ein Entwicklungsspieler, der aber als freak of nature allerbeste körperliche Voraussetzungen hat mit 150 Kilos verteilt auf 1,96m. Brooks gilt als ungeschliffener Diamant, der so raw ist, daß er nicht mal zur Combine eingeladen wurde.

Das sieht insgesamt sehr vernünftig aus, was Houston da gemacht hat. Die eh schon gute Front Seven mit frischem Talent und depth versorgt sowie mit zwei Top-100-picks versucht, die Abgänge der OLine zu kompensieren. Sollten die beiden WRs dann noch eine tragende Rolle im Angriff spielen können, sind die Texans gut gerüstet für Ziel, den Gewinn der AFC South zu wiederholen.

Tennessee Titans

  • #20 (1) WR Kendall Wright (Baylor)
  • #52 (2) LB Zack Brown (North Carolina)
  • #82 (3) DT Mike Martin (Michigan)
  • #120 (4) CB Coty Sensabaugh (Clemson)
  • #145 (5) TE Taylor Thompson (SMU)
  • #190 (6) S Markelle Martin (Oklahoma State)
  • #211 (7) DE Scott Solomon (Rice)

Der Top-Pick der Titans ist der Lieblingsbuddy von RGIII am College gewesen. Kendall Wright war bei Baylor der Mann für die Big Plays. Sehr schnell, sehr kräftig und mit tollen, explosiven Moves im open field. Es wird interessant sein zu sehen, wie er sich in der NFL macht, wo er sicher nicht soviel verlassenes grünes Gras vor sich finden wird wie am College. Immerhin wird er den Luxus von single soverage genießen, solange RB Chris Johnson und WR Kenny Britt alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Der einzige weitere Pick für den Angriff ist TE Taylor Thompson in der fünften Runde. Oder besser: Defensive End Taylor Thompson. Thompson hat bei SMU DE gespielt. Dort hat er in den vergangenen zwei Jahren 12 Sacks gemacht und wurde zweimal ins All-Conference-USA gewählt. Nun will er aber (wie schon vor seiner Collegezeit) Tight End spielen. Seine Maße gleichen fast aufs Komma denen von New Orleans´ Jimmy Graham. 6-6, 259lbs, 4.56 40-yd dash. Die Gronkowskis und Grahams dieser Welt haben dazu geführt, daß so gut wie alle Mannschaften händeringend einen „neuen Tight End“ suchen und dabei auch unkonventionelle Lösungen ausprobieren, von Basketballspielern bis zu Defensive Ends. Durch seinen defensiven Hintergrund dürfte Thompson aber zumindest in dieser Saison keinen großen Einfluß haben.

Für ihre schon traditionell sehr tiefe Defensive-Line-Rotation haben die Titans erneut zwei Spieler gedraftet. DT Mike Martin, der soforft in die Rotation soll, hat für einen inside guy angeblich sehr gute pass rushing skills. Damit verstärkt er das junge Duo Karl Klug und Jurrell Casey in der Mitte. DE Scott Solomon aus der siebten Runde hat Außenseiterchancen auf einen der sieben bis acht Posten in der Rotation.

Eine solide Klasse für die Titans, wie eigentlich immer, möchte man sagen. LB Brown und DT Martin sollen von Anfang an wichtige Rollen in der Defense spielen; CB Coty Sensabaugh wird aufgrund mangelnder Tiefe wohl auch sofort in Nickel- und Dime-packages geworfen werden, vor allem aber ein ungemein explosiver Special Teamer sein. Etwas seltsam aber, daß das CB-Problem nicht früher und aggressiver angegangen wurde. In der Offense versucht man alles, um dem letztjährigen 1st-rd pick Jake Locker das Leben so einfach wie möglich zu machen. Wenn WR Wright Tennessees Victor Cruz wird, wenn TE Thompson sich schnell entwickelt, wenn RB Chris Johnson zu alter Form zurückfindet – dann kann Locker gar nicht schlecht aussehen, wenn er dann mal den Platz von Matt Hasselbeck erobert. Wennwennwenn. Wenn nicht alles eintritt, muß er sich schon ziemlich strecken, um seinen 8th overall pick zu rechtfertigen.

AFC South in der Frischzellenkur 2012 (I)

Indianapolis Colts

  • #1 (1) QB Andrew Luck (Stanford)
  • #33 (2) TE Coby Fleener (Stanford)
  • #64 (3) TE Dwayne Allen (Clemson)
  • #92 (3) WR T.Y. Hilton (Florida International)
  • #136 (5) DT Josh Chapman (Alabama)
  • #170 (5) RB Vick Ballard (Mississippi State)
  • #206 (6) WR LaVon Brazil (Ohio)
  • #208 (7) OT Justin Anderson (Georgia)
  • #214 (7) DE Tim Fugger (Vanderbilt)
  • #253 (7) QB Chandler Harnish (Northern Illinois)

Wir bauen uns ein Haus für Andrew Luck. Von zehn Draft Picks wurden acht für die offensive Seite des Balles genutzt: 2TEs, 2 WRs, 2QBs, 1RB und 1OT. Hier wird ganz neu aufgebaut mit nur wenigen Überbleibseln vergangener Tage. Reggie Wayne ist noch da, um Luck den Einstieg zu erleichtern; und die beiden OLiner Ben Ijalana und Anthony Castonzo, 2nd- und 1st-rd picks 2011, sollen den Kern der Linie bilden.

Die ersten beiden Picks für Luck waren Tight Ends. In Runde zwo sein alter Stanford Buddy Coby Fleener und in Runde drei Clemsons Dwayne Allen. Das ist högscht interessant, wenn man wissen will, wie die Offense Luck/Colts aussehen soll oder was zumindest die Vorstellung der Verantwortlichen um OC Bruce Arians davon ist. Mit Luck und Arians prallen eigentlich zwei Gegensätze aufeinander: hier Luck, der Mann mit den 2- oder gar 3-TE-sets, viele kurze Pässe, schnelle Entscheidungen, power running game. In der anderen Ecke Arians, einer der wenigen OCs, die ein großes vertikales Element im Paßspiel haben, welches dem Laufspiel vorgezogen wird. Das frühe Draften der Tight Ends deutet darauf hin, daß Arians von oben die Vorgabe bekommen hat, erst mal etwas leicht verdauliches für den Rookie-QB zu basteln.

Die beiden in den Runden drei und fünf gedrafteten WR, T.Y. Hilton und LaVon Brazil, sollen eher Perspektivspieler sein. Wobei Hilton als verdammt aufregender Kick- und Puntreturner angepriesen wird, sodaß er sich über Big Plays in den Special Teams schnell einen Namen machen könnte. Er kann die 40 in 4.3 laufen und damit vielleicht im Slot – er ist nur 1,77m groß – ein Arians-Liebling als Emmanuel Sanders- oder Antonio-Brown-lookalike werden.

RB Vick Ballard komplettiert das junge running back committee um Donald Brown und Delone Carter. Weil den Menschen nichts besseres einfällt, sagen sie auch hier einfach change of pace back. Das ist bekannt. Aber nun, liebe Leser, heißen sie einen völlig neuen Spielertypen willkommen, den „change-of-pace playmaker at the QB position“. So schrub Bucky Brooks über QB Chandler Harnish. Wirklich selten so etwas dämliches gelesen. Harnish wird hoffen, durchs Camp zu kommen und ansonsten wird er gar nichts changen.

Für die Defense kam nur jemand aus der Familie der Fugger in Runde sieben, aber vor allem Alabamas Nose Tackle Josh Chapman. Für ihn soll HC Chuck Pagano sofort ein Herz gehabt haben. Nicht nur ist Chapman athletisch sehr beeindruckend, sondern er kennt von Nick Saban auch komplexe 3-4 defensive schemes.

Die Defense baut sich Pagano selber mit alten Colts und alten Spielern der Ravens. Die Offense basteln Arians und Luck zusammen. Wahrscheinlich wird es erstmal viel Kurzpaßspiel und viel Horizontales geben; aber hoffentlich muß Arians nicht ganz auf seine Vorliebe fürs vertikale Spiel verzichten.

Jacksonville Jaguars

  • #5 (1) WR Justin Blackmon (Oklahoma State)
  • #38 (2) DE Andre Branch (Clemson)
  • #70 (3) P Bryan Anger (California)
  • #142 (5) LB Brandon Marshall (Nevada)
  • #176 (6) CB Mike Harris (Florida State)
  • #228 (7) DT Peris Pendleton (Ashland)

Die Jacksonville Jaguars hätten einen neuen Quarterback gebraucht. Ganz dringend. Denn leider hat der letztes Jahr an 10. Stelle gedraftete Blaine Gabbert nicht mal annähernd NFL-Tauglichkeit bewiesen. Was man zum Teil auch dem Management und Trainerstab anlasten muß. Seit grauer Vorzeit ist bekannt, daß man einen Rookie-QB auf keinen Fall 1) hinter eine schlechte Offensive Line stellen und 2) ohne vernünftige Wide Receivers arbeiten lassen darf. Die Jaguars waren im letzten Jahr ein klarer Fall von 2) und, vor allem durch Verletzungen, auch ein bißchen 1). Leute mit Namen wie Chastin West, Jason Hill und Jarret Dillard waren die Saison über alle mal Starter als WR.

Weil man nicht gleich wieder einen 1st-rd pick für einen QB opfern konnte ohne Gabbert vollkommen lächerlich zu machen, greift man ihm unter die Arme. In der Free Agency wurde das WR-Problem schon angegangen und in der Draft tradeten die Jags sogar nach oben, um Oklahoma States Justin Blackmon zu bekommen. Blackmon ist sicher ein guter WR, aber niemand aus der Güteklasse Calvin Johnson/Larry Fitzgerald. Er wird die Liga kaum im Sturm nehmen wie annodazumal ein Randy Moss. Einige pundits haben sogar behauptet, daß Notre Dames Michael Floyd das größere Talent ist. (Erstmal hat sich Blackmon nun einen Namen gemacht, weil er betrunken und viel zu schnell mit seinem Auto unterwegs war.) Wie dem auch sei, vorher weiß man das nie. Mit Blackmon und dem Free Agent Laurent Robinson hat man Gabbert im Grunde weniger gegeben, sondern mehr genommen: nämlich Ausreden für schlechte Leistungen. Um zu demonstrieren, wie heiß der Stuhl schon ist, auf dem Gabbert sitzt wurde auch noch Chad Henne verpflichtet.

Aber das größte Mißtrauensvotum für Gabbert war Bryan Anger in Runde drei. Ein Punter in Runde drei. Nach langem Nachdenken würde ich behaupten, es ist nicht sooo dumm, einen Punter in der dritten Runde zu draften, aber fürs Selbstvertrauen des QB heißt es: „Ey, du bist schlecht. Du bekommst keine gescheiten Drives auf die Reihe. Aber hey das macht nichts, denn jetzt haben wir einen tollen Punter!“ Der Einfluß der Punter auf die Feldposition der gegnerischen Offense kann spielentscheidend sein. Man erinnere sich nur an die Playoffspiele, in denen Charger Mike Scifres die Colts fast alleine geschlagen hat oder Packer Tim Masthay 2010. Field Position halten wir hier ja schon länger für eine wichtigsten und unterschätztesten Statistiken. Wir gut Anger nun in der NFL punten wird, weiß niemand. Aber wenn er wirklich ein so starkes Bein hat, könnte das für die Big Cats eine wichtige Verstärkung sein.

Ansonsten gabs für die Floridians noch einen Pass Rusher in Runde zwo und in den späten Runden depth für alle drei Levels der Defense. DE Andre Branch soll einer der besseren Pass Rusher der diesjährigen Klasse sein und zusammen mit Jeremy Mincey den Kern einer starken Rotation auf den Außen bilden. Die anderen drei, LB Brandon Marshall, CB Mike Harris und DT Peris Pendleton müssen nur den Positionskampf im Trainingscamp anheizen und bei Verletzungen bereit stehen. Die Defense unter DC Mel Tucker, den der neue HC Mike Mularkey behalten hat, ist sehr solide. Wenn sich 2011 nicht alle plus noch vier andere Defensive Backs verletzt hätten, wäre das noch deutlicher geworden.

AFC West in der Frischzellenkur 2012 (II)

Oakland Raiders

  • #95 (3) G Tony Bergstrom (Utah)
  • #129 (4) LB Miles Burris (San Diego State)
  • #158 (5) DE Jack Crawford Penn State)
  • #168 (5) WR Juron Criner (Arizona)
  • #189 (6) DE Christo Bilukidi (Georgia State)
  • #230 (7) LB Nathan Stupar (Penn State)

Die Picks der ersten vier Runden hatten die Raiders schon vor der Draft verscherbelt. Durch verlorene Free Agents wie CB Nnamdi Asomugha haben die Silver and Black aber jeweils einen compensatory pick in den Runden drei, vier und fünf erhalten. Man male sich nur einmal aus, was das für eine Draftklasse geworden wäre, hätte man nicht für die eigenen Picks vorher schon Carson Palmer, Joseph Barksdale, Taiwan Jones, Terrelle Pryor und Jason Campbell verpflichtet. So aber hat man drei Quarterbacks geholt – Matt Leinart kam noch in der Free Agency dazu -, die Cornerbacks Asomugha und Stanford Routt verloren; die Verträge so gebaut, daß man kein Player in der Free Agency ist: Glückwunsch! Sie haben einen Top-10 in der Draft 2013 gewonnenn!

Ach ja: einen neuen Head Coach hat man auch mal wieder in der Bay Area. Viel helfen wirds wahrscheinlich nicht.

Wenn man etwas Positives finden will, kann man vielleicht die beiden physisch beeindruckenden Pass Rusher nehmen: Jack Crawford und Chris Bilukidi sind beide 1,96m groß. Mit den beiden jungen und sehr talentierten LaMarr Houston und Matt Shaugnessy könnten Crawford und Bilukidi eine gute DE-Rotation bilden.

Die anderen Picks sind eher dazu da, gerissene Löcher zu stopfen. Center Samson Satele hat anderswo eine neue Anstellung gefunden und Stefen Wisniewski, letztes Jahr noch Guard, wird wohl seinen Platz einnehmen. Seinen, Wisniewskis, Platz wiederum, wird wohl Tony Bergstrom einnehmen müssen. Weil sonst niemand da ist.

4th-rd pick Miles Burris soll wohl Kamerion Wimbley ersetzen. ´N büsschen OLB in Base-D, ´n büsschen Pass Rusher in nickel packages, vielleicht auch ´n büsschen Special Teams – und am Ende werden wahrscheinlich Wimbleys hinterlassene Fußstapfen einfach zu groß sein.

WR Juron Criner ist wie alle von Oakland gedrafteten Paßempfänger sehr schnell. Und sehr schnell. Und schnell. Das ist wohl sowas wie er Al-Davis-Gedächtnispick. Aber Criner ist auch recht groß mit 1,90. Vielleicht hilft´s.

Auch wenn die Analyse sehr launisch daherkommt, kann man auch bei ernsthafter Betrachtung nur konstatieren, daß die Raiders eines der wenigen Teams sind, die vom Spielermaterial her schlechter geworden sind. Normalerweise steht eine Mannschaft ja schon schlechter da, wenn sie sich nicht verstärkt, also nur den status quo hält. Aber sich tatsächlich verschlechtern im Gegensatz zum Vorjahr schaffen nur wenige Teams. Der neue GM Reggie McKenzie hat ein ganz schwieriges Erbe angetreten, kann sich aber dafür einen ganz großen Namen machen, wenn er mit diesem Haufen als Ausgangspunkt in den nächsten Jahren wieder eine respektable Mannschaft zusammenbastelt.

San Diego Chargers

  • #18 (1) DE Melvin Ingram (South Carolina)
  • #49 (2) DT Kendall Reyes (Connecticut)
  • #73 (3) S Brandon Taylor (LSU)
  • #110 (4) TE Ladarius Green (Louisana-Lafayette)
  • #149 (5) G Johnnie Troutman (Penn State)
  • #226 (7) C David Molk (Michigan)
  • #250 (7) RB Edwin Baker (Michigan State)

Die Offense ist nicht das Problem in San Diego. Man hat einen der besten (und unterschätztesten) Quarterbacks der Liga, einen richtig guten RB (Ryan Matthews, 1st-rd pick 2010), auch ohne Vincent Jackson ein gutes Receiving Corps und – spielt LT Jared Gaither so gut wie er kann, nämlich so gut wie einer der besten Tackles der Liga – auch eine ganz vernünftige Offensive Line.

Da verwundert es nicht, daß die Picks der Runden eins bis drei für die defensive Seite des Balles genutzt wurden. Melvin Ingram soll ein Pass Rusher vor dem Herrn sein und damit genau das, was man seit den glorreichen Tagen eines Shawn Merriman in Topform nicht mehr in San Diego gesehen hat. Ingram kann sowohl mit den Händen im Gras als auch aus der klassischen 34-OLB Position auf den gegnerischen QB losgelassen werden und könnte, so er denn so gut ist wie angepriesen, gemeinsam mit dem 2nd-rd pick Kendall Reyes diese Defense auf ein neues Level heben. Reyes ist ein sehr interessanter Spieler. Zu High School Zeiten hat er noch Receiver gespielt, ist dann aber ein klein wenig „größer“ geworden mit seinen jetzt 300lbs, hat sich aber die Athletik und Beweglichkeit erhalten. Bei den Huskies hat er nicht nur Defensive Tackle gespielt, sondern in aller Regelmäßigkeit auch Defensive End. Bei den Chargers wird er wohl hauptsächlich 34-DE spielen, kann aber ebenso als Edge Player fungieren wie auch als Nose Tackle. Reyes ist ein schönes chess piece für den neuen DC John Pagano (Bruder von Chuck Pagano, jetzt HC Colts).

Brandon Taylor ist dafür vorgesehen, den gen New England abgewanderten Steve Gregory als Strong Safety zu ersetzen. Sehr zupaß kommen wird ihm dabei, daß er mit Eric Weddle einen der besten Safeties der Liga neben und hinter sich weiß. Taylor hat seine Collegekarriere bei LSU als Cornerback begonnen und kann auch als Nickelback eingesetzt werden.

Für die Offense holten sich die Bolts vor allem Entwicklungs- und Ergänzungsspieler. TE Ladarius Green ist ein 2,00m-Hühne und soll ganz offensichtlich die Rolle des „neuen“, Jermichael Finley oder Jimmy Graham  ähnlichen Tight Ends geben, wenn Antonio Gates seine Karriere aufgrund zu vieler Verletzungen beenden muß. Bis dahin kann der schlaksige, aber explosive Kerl (4,5 40-yd bei der Combine) von der kleinen Uni Louisana Lafayette noch ein bißchen Muskelmasse aufbauen und vom Meister Gates himself viel lernen.

Johnnie Troutman ist den Berichten zufolge auch sehr talentiert, ist aber tief gefallen, weil er kurz vor der Draft am Brustmuskel operiert werden mußte und auch Knieprobleme mitbringt. Wahrscheinlich wird er diese Saison nur von der Seitenlinie aus beobachten. C David Molk und RB Edwin Baker aus der siebten Runde sind nicht mehr als camp fodder.

Die Chargers erwarten viel von ihren drei hoch gedrafteten Verstärkungen für die Defense. Sind Ingram und Reyes as good as advertised, sollte einer Playoffteilnahme und einem neuen Vertrag für den nur noch auf einem dreibeinigen Stuhl sitzenden HC Norv Turner nichts im Wege stehen. General Manager A.J. Smith stellt Jahr ein, Jahr aus hochklassige Kader zusammen. Bei Drafts wie diesen sieht man dann auch, warum San Diego in aller Regelmäßigkeit Kandidat für einen langen Lauf in den Playoffs ist.