College Football 2019 Preview: Group of Five Mailbag

Die College Football-Saison steht vor der Tür! Nicht nur setze ich mich auf diesem Blog seit Wochen mit der Geschichte des College-Football auseinander. Heute schauen wir auch erstmals in die Zukunft – vor allem auf die anstehende Saison 2019.

Es geht in dieser ersten Preview um die Mid-Majors, also die Mannschaften, die in einer der kleinen Conferences abseits der Power-5 spielen: Die „Group of Five“. Namentlich geht es dabei um die American Athletic Conference (AAC), die Mountain West Conference (MWC), die Mid-American Conference (MAC), die Conference USA, die Sunbelt Conference sowie die Independents abseits von Notre Dame.

Das Format der Vorschau ist uns schon bekannt: Ich habe die Fragen gestellt. Die beiden College-Experten Christian Schimmel (@Chris5Sh / DerDraft) und Jan Weckwerth (@giannivanzetti / Triple Option Blog) stehen Rede und Antwort. Es geht um einige für mich interessante Teams sowie um einige interessante Coaches und die wichtigsten Quarterbacks zur anstehenden Saison. Weiterlesen

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Bowl Season – Teil 3: Wie funktioniert die Air Raid Offense?

Bowl-Season 2017/18, Teil 3 mit den Spielen bis zum Heiligabend. Wieder die Antworten von Christian Schimmel (@Chris5Sh) auf meine Fragen. Weiterlesen

Oklahoma Sooners – Houston Cougars live

[21h35] Game Recap.

Ein richtig starkes Auftaktspiel beider Mannschaften in der 1ten Halbzeit. Beide Teams scorten in fast jedem Drive und waren in der Lage, längere Drives auszuspielen. Houstons QB Greg Ward mit einer atemberaubenden Vorstellung und einigen Highlight-Plays, die noch das ganze Wochenende zu sehen sein werden. Houston-Drives von 71, 84, 75, 59 Yards vor der Pause. Trotzdem nur eine knappe 19-17 Führung.

Nach der Pause machte Houston mehr oder minder innerhalb weniger Plays ein klares Ergebnis daraus: 100yds-Return eines zu kurzen Fieldgoals, dann ein Fumble von Oklahoma und Ward treibt die Offense mit etlichen 3rd Downs das Feld hinunter zum 33-17.

An Houston hat mir neben der offensichtlichen spielerischen Qualität der Mannschaft hervorragend gefallen, mit welchem Selbstverständnis die Mannschaft aufgetreten ist. Das war Boise State 2.0. „Wir können jeden schlagen“.

Heimlicher Star des Spiels – neben QB Ward – war natürlich die exzellent vorbereitete Defense. DT #10 Oliver bekam viel Hype und wird zurecht noch viel Hype bekommen. Ein gewaltiger Prospect.

Oklahoma in der zweiten Halbzeit mit einer ernüchternden Vorstellung. Das erinnerte ein wenig an das Semifinale gegen Clemson, wo man auch nach der Pause keinen Stich mehr setzte. QB Mayfield mit einer schrecklichen Vorstellung. Schon in Halbzeit 1 eher zögerlich, wurde es nach der Pause brutal anzuschauen, wie Mayfield ein ums andere Mal in der Pocket krepierte, zögerte und zauderte und dann entweder gefällt wurde oder einen sinnlosen Scramble ansetzte.

Trotzdem noch einige Chancen für Oklahoma, aber zu hoch geworfene Bälle oder der misslungene Trick Play, der ein sicherer TD gewesen wäre.

[21h31] Endstand Houston Cougars 33, Oklahoma Sooners 23. Weiterlesen

Houston Cougars – UTSA Roadrunners | College Football 2014/15, Tag 2

SPORT1 US bringt heute Nacht ab 3h live eine weitere Partie vom Auftaktwochenende im College-Football: Die Houston Cougars aus der American Athletic Conference spielen gegen die University of Texas-San Antonio Roadrunners aus der Conference-USA.

Bei den Texas-San Antonio Roadrunners (UTSA) ist Larry Coker der Head Coach, der in den Vereinigten Staaten bekannt wurde, weil er die vermutlich beste College-Mannschaft aller Zeiten, die Miami Hurricanes 2001/02 gecoacht hat. Bei UTSA hat er auf seine alten Tage noch einmal eine Herausforderung angenommen, ein Team quasi aus dem Nichts zu formen. Sein Ziel war immer die Saison 2014: Das vier Jahre alte Programm hat heuer seine erste Senior-Klasse, und sieht man sich die Erwartungen an, soll es für UTSA ein sehr gutes Jahr werden, in dem man sich in die Mittelklasse der Conference-USA bewegen kann. Weiterlesen

Conference USA 2012/13 Preview

WiederZufalleswill, befindet sich auch die Conference-USA aus dem Süden und Südosten der Vereinigten Staaten inmitten einer Transformationsphase. Was in diesem Sommer mit 12 Mannschaften von dannen geht, wird ab 2013 wieder völlig umgekrempelt sein, vor allem nach den Abgängen von Zugpferden wie SMU oder Houston (gehen in die Big East) und der Neuaufnahme von FIU (kommt aus der Sunbelt Conference).

Eastern Division

Um mit dem Titelverteidiger zu beginnen: Die Southern Mississippi Golden Eagles kommen aus einer bockstarken 12-2 Saison mit einem Kantersieg im Conference-Finale über die bis dahin unbesiegten Houston Cougars. Und was passiert nach solchen großartigen Saisons oftmals? Richtig: Ein Neubeginn, weil die sportliche Leitung abgeworben wird. So auch im Falle von Southern Miss, die den erfolgreichen Larry Fedora ersetzen müssen und dies mittels einer internen Lösung schafften: Für das Offensivgenie Fedora springt der alte, defensivorientierte Eddie Johnson ein.

Der neue OffCoord ist mit Rickey Bustle ein Mann, der auf grundsolides Laufspiel setzt – und das in einer Mannschaft, die sich über Jahre den Ruf als Luftmacht gemacht hatte! Beim vorhandenen Personal – eine bärenstarke O-Line, 4-5 erfahrene Running Backs, ca. sechs gleich starke Wide Receivers und starke Punter – ist ein leichter Strategiewandel aber vielleicht nichtmal das größte Übel, zumal der Rekord-QB Davis sein Studium beendet hat und ins Berufsleben eingestiegen ist.

Die kleinen Fragezeichen reichten schon aus, um die University of Central Florida Knights zum Divisionsfavoriten zu küren, wenn diese denn nicht von der Bowl Season und damit auch vom Conference-Finale ausgeschlossen wären. UCF ist das Programm des umstrittenen und streitbaren Cheftrainers George O’Leary – und UCF ist wegen Recruiting-Vergehen bestraft.

Unter O’Leary zeichnet sich das Programm seit Jahren durch eine exzellente Defense aus. Im letzten Jahr erlebte UCF eine enttäuschende Saison mit 5-7, aber man vergesse nicht: Die Knights waren 0-6 (!) in Spielen mit einem Score Differenz.

Dabei hatte die Defense so manches Standhafigkeitsproblem in der Schlussphase von Spielen und dabei musste man auch noch eine QB-Kontroverse überstehen (der schwarze QB Godfrey wurde abgesägt und O’Leary daraufhin des Rassismus bezichtigt; Godfrey wird nun zum WR umgeschult). Nun ist mit QB Blake Bortles die Spielmacherposition wohl in trockenen Tüchern (der Blaine-Bruder Tyler Gabbert sollte keine Chance haben) und das Laufspiel um das Trio Harvey/Murray/Storm Johnson sollte zu den allerbesten gehören.

Wie gesagt: Eigentlich auf dem Papier der Favorit. Aber eben auch auf dem Papier und in der Praxis für diese Saison sportlich außer Konkurrenz mit von Partie.

Bestenfalls Außenseiterchancen werden den East Carolina Pirates, dem Zuschauerkrösus der Liga, gegeben. East Carolina spielt eine schöne, passlastige Offense (44 Pässe/Spiel) und setzt dabei weniger auf die 80yds-Bomben, sondern auf beständige kurze Raumgewinne mit Yards After Catch. Aufgrund der viel zu vielen verschenkten Bällen (35 Turnovers der Offense!) übersieht man bei der 2011er Saison dieser Mannschaft dabei zu leicht, dass die Defense immer besser aufgeigt.

Die Kandidaten für den Bodensatz beginnen dabei bei Marshall, wo letztes Jahr die Bowl Season erreicht wurde, aber das Team von Doc Holliday zu unerfahren sein soll. Die Probleme liegen völlig überraschend in der Offense, was für eine der ganz großen Innovationsschmieden für Angriffsfootball eigentlich eine Schande ist: Das Angriffsspiel beschränkt sich auf kilometerweise Laufspiel, um die Spiele bis ins Schlussviertel eng zu halten und dann auf knappe Siege zu hoffen.

Die UAB Blazers werden von ihrem eigenen staatlichen Universitätssystem kastriert und sollen sowohl eine grottenschlechte Defense, als auch einen disziplinlosen Kader besitzen. Und dann ist da noch unser aller Liebling, die Memphis Tigers, das furchtbarste an sportlichem Produkt, was der College Football in den letzten Jahren so produziert hat. Memphis hat einen neuen Head Coach, den jungen Justin Fuente (ehemals OffCoord bei TCU), der für eine schnelle Offense steht und mutiges PlayCalling steht. Die größere Problemzone waren zuletzt aber die zahnlose Defense, die sich überlaufen und überwerfen ließ, und das mangelnde Zuschauerinteresse (nur wenige tausend verirrten sich in die riesige Schüssel) – die Saison wird aber wichtig: Memphis ist als Markt attraktiv genug, dass man nächstes Jahr in die Big East wechselt, und da will man logischerweise ein sportlich halbwegs brauchbares Produkt anbieten.

Western Division

Sportlich die höherwertige Division dürfte der Westen mit drei Titelkandidaten sehen. Dabei sind die Houston Cougars nach einer blendenden 13-1 Saison nicht der größte Favorit. Zu viel Aderlass musste man einstecken (u.a. HC Sumlin zu Texas A&M, QB Keenum in das Berufsleben). Dabei ist die aktuelle Phase für die Coogs großartig: Man ist wieder wer und wird nächstes Jahr in die Big East Conference wechseln und man wird in absehbarer Zeit ein neues Stadion bauen. Heißt auch: Der Job ist für Sumlin-Nachfolger Tony Levine ein sehr verantwortungsvoller, denn zu sehr sportlich absaufen darf man nicht. QB David Piland hat bereits exzellente Ansätze gezeigt und der RB Charles Sims gehört zu den vielseitigsten überhaupt, aber die Fragezeichen stecken in der Defense, die sehr viel (zu viel?) no risk, no reward spielt und deren Umstellung auf 4-3 für viel Kritik sorgt, weil man das Personal für ungeeignet dafür hält.

Könnte also für die Tulsa Golden Hurricane eine prädestinierte Situation sein: Tulsa spielt eine schnelle, explosive Offense und besitzt eine sich rasant verbessernde Defense und darf einen eher einfachen Schedule spielen. Der fulminante QB Kinne ist zwar weg, aber Nachfolger Cody Green soll ein fast ebenso guter Scrambler sein und mittlerweile hat man ausreichend Vertrauen in HC Bill Blankenship, dass man nicht mehr von vercoachten Spielen ausgeht.

Dritter im Bunde: Die SMU Mustangs von der Southern Methodist University aus einer Enklave in Dallas. Dabei reicht den Kennern des College Football meist ein Wort (okay, zwei): June Jones. Der Mann ist der Head Coach und steht seit einer unglaublichen Zeit bei Hawaii synonym für Erfolg. Jones wäre im Winter um ein Haar gen Arizona State verschwunden, blieb dann aber trotzdem und wie gut sein Standing bei SMU ist, sieht man daran, dass sich niemand hinterher über Jones’ kurzzeitige Abwanderungsgedanken beschwerte.

SMU soll – ungewöhnlich für Jones – heuer einige Probleme in der Offense haben. Der neue QB ist Garrett Gilbert, der von einer enttäuschenden Zeit bei Texas rübertransferiert ist, und den kompletten Frühling durchgepaukt haben soll, um spielberechtigt zu sein (andere Quellen sprechen von „27h Vorlesung besucht“ für „durchgepaukt“). Das noch größere Fragezeichen stellen die extrem rundumerneuerte Offensive Line und der rekonvalenszente RB Zach Line.

Der Rest der Conference ist Schlachtfutter. UTEP ist nie unterirdisch schlecht, aber selten gut genug, um die Mittelklasse im College Football konstant schlagen zu können. Die Rice Owls aus Houston gehören auf akademischen Level zur absoluten Spitzenklasse, werden im Football aber durch eine beständig fürchterliche Defense gehandicappt. Die Tulane Green Wave warten mit einem Namen als Superstar auf: RB Orleans Darwka (!!!) ist der Schlüsselspieler in einer recht NFL-ähnlichen Offense; „NFL-ähnlich“ ist kein Zufall, nachdem der neue Cheftrainer mit Curtis Johnson ein ehemaliger New Orleans Saint ist. Johnson ist auch der Grund, weshalb die Stimmung auf dem Campus trotz langjähriger Misere gut ist: Die Leute freuen sich auf die Saison. Man hofft, dass der schwierige Saisonstart das nicht mit Niederlagenserie in den Boden reißt.

Die zweite Reihe: Kevin Gilbride

Jerry Reese, Steve Spagnuolo, Kevin Gilbride &...

Image via Wikipedia - Gilbride mit weißem Haar und weißem Shirt

[In der Serie „Die zweite Reihe“ werden Spieler, Trainer und Taktiken vorgestellt, die für den Erfolg einer Mannschaft essentiell sind, aber nicht im Rampenlicht stehen. In Teil 1 war Jets´ Safety Jim Leonhard dran. Für Teil 2 tritt heute Kevin Gilbride, Offensive Coordinator der New York Giants, aus der zweiten Reihe ins erste Glied.]

Coordinators stehen ja in der Regel ohnehin nicht in der ersten Reihe. Aber wenn sie erfolgreich oder einigermaßen spektakulär spielen, stehen sie schnell im Rampenlicht und werden für alle möglichen Cheftrainerposten gehandelt. Die Patriots-Offense bricht 2007 alle Rekorde? Sofort wird Offensive Coordinator Josh McDaniels das Schild „wunderkind“ umgehängt. Die Giants brechen dieser Offense im Super Bowl die Beine? Schon ist Defensive Coordinator Steve Spagnuolo das heißeste Dinge seit Erfindung des Forward-Passes und bekommt eine eigene Mannschaft als Head Coach. Es gibt aber auch viele Gameplan- und Taktik-Gurus, die immer im Hintergrund bleiben. Unser heutiger Kandidat aus der zweiten Reihe steht sogar in seiner Heimat New York im Schatten des anderen New Yorker OCs. Seltsam, aber wahr: Brian Trottelheimer Schottenheimer, ab nächster Saison bei den Rams, weil für die Jets zu schlecht, ist bekannter und gefragter als Kevin Gilbride, Offensive Coordinator der New York Giants.

Komischerweise ist Gilbride sogar bei vielen Fans der Giants nicht gerade wohlgelitten, wie Spitznamen à la „Kevin Killdrive“ und die alljährlichen Rufe nach seinem Kopf beweisen. Dabei war New Yorks Offense in den letzten vier Jahren jeweils unter den Top-9 und bis jetzt sind zwei Super Bowl Ringe dabei herausgesprungen. Und nicht zuletzt Gilbride hat aus Eli Manning gemacht, was er heute ist. Komischerweise auch hat der Giants-Angriff einen ziemlich lahmen Ruf, was vor allem daher rührt, daß Gilbride mit aller Macht versucht, möglichst nahe an eine 50/50 Run-Paß-Balance zu kommen. Dabei kommt der typisch ostküstenmännisch aussehende Mann mit den weißen Haaren aus einer der aufregendsten Offensiv-Schulen aller Zeiten: der Run-and-Shoot Offense.

Die Run-and-Shoot Wurzeln

Die Run-and-Shoot Offense, die von Tiger Ellison und Mouse Davis erfunden wurde, war in den 60er und 70er Jahren an High Schools und in den 80er Jahren in der College-Welt die alle Rekorde zerschmetternde Revolution. Bei den Houston Gamblers der kurzlebigen USFL hat Mouse Davis die Offense dem Head Coach Jack Pardee und Offensive Assistant John Jenkins näher gebracht (Quarterback übrigens Jim Kelly). Nachdem die USFL 1986 den Bach runtergegangen ist, hat Pardee, ehemaliger NFL-Linebacker, Jenkins und die Run-and-Shoot-Idee mitgenommen und wurde 1987 Head Coach der Houston Cougars. Pardee und Jenkins waren mit den Cougars 1988 und 1989 dermaßen aufregend und erfolgreich, daß Pardee Head Coach der Houston Oilers wurde und Jenkins sein Nachfolger als HC der Cougars.

Als Pardee seinen neuen Posten bei den Oilers 1990 antrat, fand er dort einen Quarterbacks Coach vor, der ihm so sehr imponierte, daß er ihn prompt zum Offensive Coordinator machte. Der damals 39 Jahre alte Gilbride hatte gerade sein erstes Jahr in der NFL hinter sich. Vorher hatte er sich lange Zeit als Assistant an Colleges wie Tufts, American International und East Carolina durchgeschlagen; zwei Jahre verbrachte er in der CFL bei den Ottawa Rough Riders und fünf Jahre lange, von 1980 bis 84, war er Head Coach seiner Alma Mater: Southern Connecticut State.

Bei den Houston Oilers

In den folgenden vier Spielzeiten gewannen die Oilers 42 Spiele und hatten jede Saison eine Top-3-Offense. Die Offense um Quarterback Warren Moon, der hinter zwei der besten Offensive Lineman aller Zeiten spielte, Bruce Matthews und Mike Munchack (jetzt HC der Titans) war Super-Bowl-würdig. Spätestens als Houston dann aber in den 92er Wild-Card-Playoffs auf der falschen Seite des größten Comebacks aller Zeiten stand, mußte sich dringend etwas ändern. Also holte man sich eines der besten Defensive Minds und einen der härtesten Trainer als Zeiten für den Posten des Defensive Coordinators: Buddy Ryan. Ryan hatte in den 80ern die legendäre Bears-Defense gebaut, Head Coach Mike Ditka hatte ihm auf dieser Seite des Balles freie Hand gelassen. Die Verteidigung der 85er Bears gilt bis heute als beste aller Zeiten. Ryan war aber schon immer ein eigenwilliger Kopf und hatte keine Lust mehr, die zweite Geige hinter Ditka zu spielen, also war er ganz glücklich, 1986 Cheftrainer der Philadelphia Eagles werden zu dürfen. Er hat in Philly zwar kein Playoffspiel gewonnen, aber eine erstklassige Defense hat er aus den mäßigen Eagles fast aus dem Stand gemacht. Dessen erinnerten sich also die Oilers 1993 und verpflichteten ihn als DC.

An was sich die Verantwortlichen in Houston augenscheinlich nicht erinnerten, war die Tatsache, daß Ryan als Mensch einen noch viel größeren Dachschaden hatte als seine beiden Söhne Rex und Rob und außerdem Offensivspieler und -trainer generell für Idioten und Weicheier hielt. So war es ihm ziemlich egal, daß Houstons Angriff unter Gilbride auch 1993 wieder die drittbeste Offense der Liga hatte. Ryan hielt es für unverantwortlich, „seine“ Spieler ständig wieder aufs Feld schicken zu müssen, weil die Offense zu schnell und aggressiv spielte. Im letzten Spiel der regulären Saison – die Oilers hatten die letzten zehn Spiele in Folge gewonnen – war es dann so weit: Ryan platzte der Kragen und er reichte Gilbride an der Seitenlinie Eine durch – sauber an die Schläfe, vor aller Augen bei einem Monday Night Game. Eine der verrücktesten Dinge, die je in der NFL passiert sind.

Mit elf aufeinanderfolgenden Siegen ging man nichtsdestotrotz mit einem Freilos im Rücken in die Playoffs und verlor mal wieder das erste Spiel, dieses Mal gegen Joe Montana und die Kansas City Chiefs. In der 94er Saison war Gilbride zwar noch in Houston, aber Moon und Ryan nicht mehr; nach dem 1-9-Start trat Pardee zurück und der junge DC Jeff Fisher, der sein Handwerk unter Buddy Ryan in Philadelphia erlernt hatte, nahm auf dem Cheftrainerstuhl Platz.

Über Coughlin zum Head Coach ins Niemandsland

Das folgende allgemeine Ausmisten ging auch an Gilbride nicht vorbei. Weil er aber als großartiger Offensive Coordinator galt, holte Tom Coughlin, Head Coach des Expansion Teams Jacksonville Jaguars, Gilbride als OC mit an Board.Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte Gilbride den blutjungen QB Mark Brunell soweit, bereits in seiner zweiten Saison als Starter für fast 4400 Yards zu werfen und die Jags ins AFC Championship Game zu führen.

Mit sieben derart erfolgreichen Jahren im Resumée wurde es Zeit, selber eine Mannschaft zu übernehmen – leider waren es die 97er San Diego Chargers. Das größte Problem war der fehlende Franchise Quarterback. 1997 waren Craig Whelihan, Stan Humphries, Jim Everett und Todd Philcox under center. Mit diesem Personal war kein Blumentopf zu gewinnen. Also nutzte man den zweiten Pick in der NFL Draft 1998 um ein riesiges Quarterback Talent zu draften, das die Zukunft der Franchise werden sollte, sein Name: Ryan Leaf. Alles weitere ist bekannt. Nach sechs Spielen ´98 mußte Gilbride gehen.

1999 und 2000 hat Gilbride dann wieder mal eine neue Erfahrung mitgemacht, als er unter Bill Cowher OC der Pittsburgh Steelers war. Dort hat er gemäß der alten Steelers-Tradition lauflastige Game Plans zusammengebastelt und eine Top-10 Rushing Attack auf die Beine gestellt. 2001 wollte Cowher dann lieber Mike Mularkey als OC und es wurde etwas stiller um Gilbride. 2001 nahm er eine Auszeit, bevor er 2002 und 03 im NFL-Niemandsland Buffalo den Angriff übernahm. Als Bills-HC Gregg Williams vor der Saison 2004 von Mike Mularkey abgelöst wurde und dieser selber die Offense übernahm, erinnerte sich Tom Coughlin, der gerade die New York Giants übernommen hatte, an seinen alten Buddy und übertrug ihm die Aufgabe, sich als Quarterbacks-Coach um den Rookie Eli Manning zu kümmern.

Mit Eli in New York

Das hat er ziemlich gut gemacht. Aus dem jungen Eil wurde langsam, aber sicher (aber vor allem langsam) zuerst ein richtiger Quarterback und später dann einer der besten QBs der Liga. Ab 2007 hatte Gilbride endlich wieder den Posten, der ihm am meisten behagt – Offensive Coordinator. Während dieser Zeit war die einzige Konstante Eli. Irgendwann war es dann auch egal, ob die Ballempfänger Plaxico Burress, Amani Toomer, Jermey Shockey, Sinorice Moss, Domenik Hixon, Steve Smith, Kevin Boss, Hakeem Nicks, Victor Cruz, Jake Ballard oder Mario Manningham hießen – seit 2008 war es immer eine Top-10-Offense. Es ist nicht zuletzt ein großes Verdienst Gilbrides,  alle diese WRs entdeckt oder/und so eingesetzt zu haben, daß sie ligaweit ein Begriff sind.

Es fällt heute ziemlich schwer, Kevin Gilbrides Offense in irgendeine Schublade zu stecken. Es steckt auf jeden Fall noch ein großes Stück Run-and-Shoot drin, aber ohne Rücksicht auf Verluste setzt Gilbride jedes Spiel über auch auf das Running-Game. Das hat er zum Teil sicherlich auch aus der Run-and-Shoot, denn dort war jeder Spielzug so angelegt, daß ein Laufspielzug immer so aussieht wie ein Paßspielzug und umgekehrt. Aber seine Laufspielzüge sind dann doch andere als die alten Läufe aus 4-WR-Sets. In diesem Sinne wird Gilbride sicher einiges aus Pittsburgh mitgenommen haben und, noch viel sicherer, wird er eine ordentliche Dosis von Coughlin eingehämmert bekommen haben. Schließlich kommt Coughlin aus der alten 80er-Jahre Bill-Parcells-Schule. Leider steht Gilbride nicht so im Rampenlicht, daß es viel Literatur über ihn gäbe oder daß er ständig von Kameras und Mikrofonen umzingelt wäre. Charakteristisch ist vor allem, daß die G-Men unter Gilbride eine der wenigen Mannschaften sind, die eine große Portion vertikales Paßspiel (à la Mike Martz´ Rams) in ihrem Arsenal haben, während die meisten Mannschaften hauptsächlich auf kurze Timing-Routen setzen, was alles mehr oder weniger eine Weiterentwicklung der Bill-Walsh-/West-Coast-Offense ist.

Trotz seiner Erfolge und seiner vielfältigen Erfahrungen in den verschiedensten Umfeldern mit den verschiedensten Trainern hat sich auch nach dem letzten Super Bowl Sieg über die New England Patriots keine trainerlose Mannschaft bei ihm gemeldet, er hatte nicht mal eine Anfrage für einen Head-Coaching-Job. (Sein Sohn dagegen, Kevin Gilbride, Jr. wurde gerade vom Quality Control Assistant zum Wide Receivers Coach befördert, nachdem die Giants anderen Teams untersagt haben, mit ihm in Kontakt zu treten.) Am Ende werden alle Beteiligten von Coughlin bis Manning froh sein, daß Kevin Gilbride weiterhin im Big Apple bleibt – wenn auch nur in der zweiten Reihe.

College Football 2011/12, Week #12 TV-Guideline: Sturmfreie Gewässer, oder?

Ruhe vor dem Sturm? College Football hat eine Woche vor dem großen „Rivalry Weekend“ erstmals seit Start der Törggelesaison kein herausragendes Einzelspiel und auch bei ESPN America gibt es „nur“ Big Ten und Pac-12. Die einzelnen Partien haben es aber allesamt in sich.

ESPN America

Sa, 10h30 Tape: Iowa State – Oklahoma State
Sa, 15h00 LIVE: ESPN GameDay (aus Houston!)
Sa, 18h00 LIVE: Michigan – Nebraska
Sa, 21h30 LIVE: Ohio State – Penn State
Sa/So, 02h LIVE: Oregon – USC (So/12h Tape)
So, 7h00 Tape: Illinois – Wisconsin
So, 9h30 Tape: Arkansas – Mississippi State
Mi, 9h00 Tape: Baylor – Oklahoma
Do, 12h00 Tape: NC State – Clemson
Do, 14h30 Tape: Stanford – Cal

In wenigen Minuten beginnt die Aufzeichnung von Iowa State gegen #2 Oklahoma State und damit die Antwort auf die Frage, ob die Cowboys mit ihrer wunderbaren Offense, aber fragilen Defense nicht doch noch stolpern wollen. Die nächste (und dann letzte) Chance würde es in zwei Wochen gegen die Oklahoma Sooners geben.

Am Nachmittag wie gewohnt um 15h ESPNs College GameDay, diesmal vor dem Robertson Stadium in Houston (!), womit man den kleinen Cougars (an #11 gerankt) an einem ansonsten brennpunktarmen Tag Tribut zollt. Gespannt bin ich auf die Stimmung um den GameDay, gilt Houston ja nicht gerade als fruchtbares Terrain für College Football, trotz Ungeschlagenheit und aller Rekorde von QB Case Keenum.

Die Livespiele bieten großartige Kulisse: Das Michigan Stadium („Big House“, 114.000 Plätze) in Ann Arbor bei Michigan – Nebraska um 18h, das Ohio Stadium („The Horseshoe“, 102.000 Plätze) zu Columbus bei Ohio State – Penn State um 21h30 und das Autzen Stadium (55.000 Plätze) von Eugene/Oregon, wo sich bei discoreifem Lärmpegel die Oregon Ducks und die USC Trojans im „wahren“ Pac-12 Finale matchen werden. „Wahr“, weil die Süddivision der Pac-12 heuer riskiert, ein Team mit 6-6 oder schlechter in das erste Conference-Finale zu schicken, da die Trojans, einzig nennenswertes Kaliber dort, noch gesperrt sind.

Bei #18 Michigan – #16 Nebraska ist die Tie-Breaker-Situation interessant: Wolverines und Huskers rangieren jeweils bei 4-2 ein Spiel hinter Michigan State (5-1), wobei Michigan gegen Michigan State verloren, Nebraska gegen Michigan State aber gewonnen haben. Michigan State spielt heute daheim gegen die unterirdischen Indiana Hoosiers. Heißt wohl: Gewinnen die Wolverines dieses Spiel, stehen die Michigan State Spartans als Sieger der Legends Division fest.

Ärgerlich ist, dass ESPNA Arkansas/Mississippi State aus dem Programm für 21h30 gekickt hat. Ohio State (3-3) vs. #21 Penn State (5-1) ist zu 95% uninteressant, da die Buckeyes praktisch aussichtslos auf das Conference-Finale sind, während bei den skandalgeschüttelten Nittany Lions wohl eh alles vom Auswärtsspiel nächste Woche bei den Wisconsin Badgers (4-2) abhängt. Wisconsin spielt bei Illinois, kein Selbstläufer, aber ein fest eingeplanter Sieg. Wisconsin @ Illinois gibt es morgen in aller Herrgottsfrüh um 7h als Tape.

Die #4 Oregon Ducks treffen gegen USC auf den zweiten großen Pac-12-Quarterback in Serie: QB Matt Barkley, ein Traum für Schwiegermütter und aktuell als Junior vor der schweren Entscheidung „NFL oder nicht NFL?“. Barkley und USC wären 2012/13 wieder teilnahmeberechtigt in BCS und Bowls und wären BCS-Titelanwärter. Andererseits wäre Barkley nach dieser Saison Top-10 Anwärter im Draft. Paul Myerberg hat sich mit Barkleys Situation auseinandergesetzt.

The Big Game

Heute, 04h15 findet auch The Big Game statt (live im ESPN-Player), das Lokalderby an der Bucht, #8 Stanford gegen die California Golden Bears. Ein Spiel zweier superreicher Universitäten mit gigantischen Stiftungsvermögen, und beide im Football nicht wirklich die großen Player. Trotzdem hat das Spiel ein paar Jahrtausende Tradition vorzuweisen, unter anderem den wohl berühmtesten letzten Spielzug der Footballgeschichte.

Gespielt wird neben Ruhm, Ehre und einem Jahr Verhöhnungslizenz um eine Holzfälleraxt – die Stanford Axe – und für Andrew Luck und seine Cardinal geht es bei Ungeschlagenheit noch um die potenzielle Einladung auf die große Bühne: Eine BCS-Bowl ist noch drin, im Bestfall sogar die Rose Bowl (wenn Oregon doch noch ins BCS-Finale durchrutschen sollte).

Bei ESPN America wird das Spiel am Donnerstag, 24. November um 14h30 aufgezeichnet. Wenn nicht wieder der Sendeplan bis dahin durchgeschüttelt wird.

Eurosport 2

Sa, 22h LIVE: Notre Dame – Boston College (Wh. Mi, 11h30)
So, 10h Tape: Purdue – Iowa (Wh. Di, 10h/Mi, 14h)

Notre Dame – Boston College ist ein Religionskampf der zwei katholischen Unis in der FBS und in den letzten Jahrzehnten zu einem regelmäßigen Kräftemessen geworden.

Das andere Spiel ist aus der Big Ten Conference: Iowa hat seine Saison letzte Woche zu Grabe getragen, indem man gegen Michigan State verlor und von „hat es selbst in der Hand“ zu „praktisch ausgeschieden“ mutierte.

College Football Preview 2011/12: Conference USA (C-USA)

Teil V der College-Football-Vorschau vor der Kickoff-Woche an Amerikas Universitäten. Heute dran: Die Conference USA, abjekürzt C-USA, gelegen im Süden der Staaten, sozusagen so was wie die kleine Schwester der SEC, zumindest geographisch. Denn während in der SEC immer noch knackige Defenses dominieren, bietet die Mid-Major-Conference USA atemberaubende Offensivgewalten.

Eastern Division

Erstaunlicherweise ist mit den University of Central Florida Knights das Topteam eher defensivorientiert. UCF spielt John-Fox-Football: Stoppe den Lauf in der Defense, laufe in der Offense und die Welt wird wieder schön. Hier wird noch klassisch mit haufenweise Tight Ends und Fullbacks aufmarschiert, in der Defense kaum ein Play, an dem nicht die Fetzen fliegen oder drei Blitzrouten gen QB geschickt werden. Mit dieser Taktik wurde Georgia in der Liberty Bowl abgewürgt. In der Offseason gab es viel Wirbel um einen Todesfall eines ehemaligen Spielers, der die Uni ein paar Worte der Entschuldigung und 10 Mio. Dollar kostete – die negative Publicity für dieses junge Programm kann nur mit Siegesserien weggewischt werden. Allein: Der Schedule ist brutal.

Ob brutal genug, dass von den Southern Mississippi Golden Eagles Gefahr droht? Southern Miss war einst eine Uni, die von knackiger Defense lebte, aber das letzte Jahrzehnt liest sich so:

278, 282, 293, 309, 355, 356, 361, 398, 428, 478.

Das ist die Punkteentwicklung in der Offense von 2001 bis 2010 – ein deutlicher Trend, der sich in der Sieg/Niederlagen-Bilanz nicht niederschlägt. Head coach Larry Fedora hat nun zwei neue DefCoords eingestellt, deren Systemwechsel den Durchbruch bringen soll. Was in der Bowl gegen Louisville auffiel: Die Defense der Golden Eagles ist unheimlich schnell – und ich meine unheimlich schnell.

Die East Carolina University kann sich damit rühmen, Zuschauerkrösus der C-USA zu sein: 50.000 kommen im Schnitt, und sie kommen, um eine sensationelle Offense rund um QB Dominique Davis zu sehen: Über 4000yds, 37 TDs produzierte Davis, aber die Defense machte alle Werte zunichte, war nach aufgegebenen Yards die #120 von 120 FBS-Mannschaften. Coach Ruffin McNeill möchte die Defense auf 3-4 umstellen, um die Beweglichkeit seiner Abwehrspieler besser zu nutzen, aber ein Nose Tackle fehlt an allen Ecken und Enden. Wenn man gegen die Navy spielen will, muss man den Lauf verteidigen können. 2010/11 rollte die Navy 521 yds Rushing und 76 Punkte über die Pirates – und ist auch 2011/12 wieder im Schedule.

Die University of Alabama/Birmingham ist das Gegenteil von „Zuschauerkrösus“: Im Schnitt verirren sich 18.000 in das Legion Field (über 70.000 Plätze), was auch schon mal sehr trostlos aussieht. Sportlich sind die Blazers etwas unkonstant und schmieren immer dann ab, wenn man eine Serie zu starten scheint. QB ist mit Bryan Ellis ein fußsteifer Gunslinger, das krasse Gegenteil zum Vorgänger Joe Webb, der nun in Minnesota um sein Leben scrambelt.

Die Marshall University ist uns bekannt vom Film We Are Marshall und nach der Rückkehr in die oberste Kategorie war man auch erstmal ein Top-Team mit QBs wie Pennington oder Leftwich und WRs wie Randy Moss. Mittlerweile ist man eher Bodensatz, und hat daher vor einem Jahr John „Doc“ Holliday als neuen Head Coach geholt, den Top-Recruiter hinter den Titeln der Florida Gators. Hauptaugenmerk sollte auf dem Pass Rush liegen.

Nicht „eher Bodensatz“, sondern „100% grottig“ ist das Sportprogramm der Memphis Tigers, die nicht bloß schlecht sind, sondern nicht wettbewerbsfähig. Im vergangenen Herbst nur ein Sieg, und die durchschnittliche Niederlage betrug -30 Punkte und mehr als 500yds/Spiel aufgegeben. Das meist gähnend leere Footballstadion ist auch nicht gerade motivationsfördernd und Coach Larry Porter (hey, der Porter heißt nun wirklich Larry!) steht schon nach einem Jahr vor einem Scherbenhaufen, weil die Spieler das Vertrauen in ihn verloren haben: QB Ryan Williams, ein Hoffnungsträger, verließ die Uni freiwillig. Alles keine guten Vorzeichen um die Fans aus der Basketballhalle zurück ins Footballstadion zu holen.

Western Division

Titelverteidiger in der West-Division sind die SMU Mustangs aus einer Enklave von Dallas, nach langen Jahren des Siechtums in Folge des Death Penalty aus den 80ern erst vor Kurzem wiederauferstanden. Hauptverantwortlich hierfür: Headcoach June Jones, dessen Run’n’shoot-Offense in der NFL nicht funktionierte, dafür am College umso erstaunlichere Offenses hervorgebracht hat: Erst Hawaii und nun die Southern Methodist University, zwei Programme, die Jones von Grund auf umgekrempelt hat. Die College-Variante von winning against the odds. Jones‘ Ruf wird so ehrfürchtig vernommen, dass die Mustangs im heurigen Winter DE Davon Moreland aus Kalifornien trotz Konkurrenz von USC und UCLA nach Dallas holen konnten – Moreland galt als heiße Ware.

Und Moreland kommt in eine Defense, die sich in den letzten drei Saisons um 150yds/Spiel verbesserte – im Schnitt. Die Defense wird auch entscheidend sein, wie weit SMU kommt, nachdem die Offense um QB Kyle Padron und den brachialen RB Zach Line multidimensional ist – allerdings auch, was die Fehleranfälligkeit angeht. Padron warf im Bowlspiel gegen die Army hanebüchene INTs.

Für SMU ist das erste Spiel dieser Saison sehr, sehr wichtig, obwohl es kein Conference-Spiel ist: Es geht gegen Texas A&M, und nachdem A&M in die SEC möchte, lechzt SMU danach, den frei gewordenen Platz in der Big 12 zu bekommen. SMU hat vieles, inklusive einer gehobenen Anhängerschaft (viele Reiche, viele Einflussreiche), den attraktiven Heimmarkt Dallas, allerdings auch die Story mit der Death Penalty. Ein überzeugendes Spiel würde allerdings auch sportlich ein Statement abgegeben und womöglich schafft es SMU sogar, in absehbarer Zeit AQ-Status zu erreichen.

Zur Konkurrenz. Noch krasser ist die Spread Offense der Tulsa Golden Hurricane, die im Vorjahr angeführt von QB G.J. Kinne mal eben 215yds/Spiel durch Laufspiel servierte und oben drauf noch gemütliche 284yds/Spiel via Luftweg legte, und das auf breitester Basis, denn kein Spieler erläuft mehr als 43yds/Spiel. Dem gegenüber steht eine abfangbereite Defense (24 INTs), die sich aber auch allzuoft verspekuliert und 33 TDs via Luftweg kassierte und die #120 gegen das Passspiel ist. Nun muss man nach dem Abgang von Todd Graham (zu Pitt) mit neuem Headcoach Bill Blankenship und einem fassungslosen Auftaktprogramm (@Oklahoma, vs Oklahoma State und @Boise State) antreten, aber in der C-USA könnte man trotzdem vorne dabei bleiben.

Es gibt da allerdings noch einen X-Faktor, der sich Houston Cougars nennt. Cougars 2009/10, das waren KILLER: QB Case Keenum mit 5671yds und 44 TDs in 13 Spielen. Im vergangenen Herbst verletzten sich dann allerdings Keenum und sein Backup in Woche drei und Houston schmierte gnadenlos ab. Keenum hat ein sechstes Jahr Uni zugestanden bekommen und trägt nun alle Hoffnungen auf den schmalen Schultern. Die Cougars haben Potenzial – sie haben sogar Potenzial, zum Team der Stunde in Houston zu werden, nachdem die Misserfolge der Texans (NFL), Rockets/Yao (NBA) und Astros (MLB) für eine neu Krankheit namens HSD (Houston Sports Depression) gesorgt haben.

Ebenso aus Houston: Die Owls von der Elite-Uni Rice, bekannter für ihre Raumfahrt-Programme denn ihre sportlichen Erfolge. 2010 steigerte sich die Defense um 5Pkt/Spiel und kassierte immer noch 36Pkte/Spiel. Am spannensten wird eh die Frage nach dem ersten Kick-Returntouchdown nach 27 Jahren und 296 Spielen sein.

Dahinter die UTEP Miners aus El Paso, die sich in der letzten Saison dank extrem leichtem Schedule zu einer Bowl-Qualifikation schmarotzten um dort ohne Erbarmen von BYU niedergemacht zu werden. Nun muss die komplette Offensive Line umgestellt werden, vermutlich ein Freshman-QB (Nick Lamaison) starten, und mit WR Marlon McClure ist der beste Angriffsspieler eine tickende charakterliche Zeitbombe. Wenigstens hat Head Coach Mike Price Erfahrung mit schwierigen Typen. Price hat einst Ryan Leaf gecoacht.

Keine Division ohne einen ultimativen Bodensatz. Welcome to the Tulane Green Wave aus New Orleans, dort wo man regelmäßig im Schlussviertel einklappt und Coach Bob Toledo nur noch wenige Wochen vor dem Rauswurf steht.

Teil 6 wird die erste Conference aus dem BCS-Kartell behandeln.