NFL 2019 Preview Woche 3: Broncos @ Packers

Denver Broncos (0-2) @ Green Bay Packers (2-0)

Interconference Games finden nur alle vier Jahre statt. Daher gibt es auch keine Rivalitäten über die AFC-NFC-Grenze hinweg. Wenn man sich solche Interconference-Serien wie Broncos-Packers in der Historie anschaut, sieht man erschreckend deutlich, wie schnell sich die NFL verändert. Weiterlesen

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QB im Fokus: Lamar Jackson / Baltimore Ravens

Disclaimer voraus: Ich bin Lamar-Jackson Fanboy der ersten Stunde. Seine Performance gegen FSU war eine der sensationellsten, die ich jemals gesehen habe. Und da Jackson viele Vorurteile des „schwarzen QB“ erfüllt („eigentlich ist er ein verkappter Wide Receiver“), hoffe ich sowieso auf Jacksons Durchbruch.

Ich bin gespannt, ob es klappt. Das Rookie-Jahr war etwas zwiespältig, aber mit guten Ansätzen. Coaching-Stab ist stark. Seine Entwicklung als Werfer wird entscheidend. Weiterlesen

Power Ranking Beitragsbild

NFL Power Ranking 2018 – Woche 9: New England und Baltimore unter der Lupe

NFL Power Ranking – diesmal mit einem genaueren Blick darauf, was New England von anderen unterscheidet und wie es um die Baltimore Ravens nach ihrer dritten Pleite en suite steht. Weiterlesen

Baltimore Ravens in der Sezierstunde

Die Baltimore Ravens verpassten 2017 mit 9-7 Bilanz knapp die Playoffs. Eine „komplette Mannschaft“ waren sie nicht, aber man kann die Saison der Ravens auch so sehen: Ihr Pythagorean war mit 10.5 Siegen fast identisch mit jenem der Pittsburgh Steelers (Pythagorean von 10.6). Weiterlesen

Baltimore Ravens in der Sezierstunde

Die auffälligsten Moves in der AFC wurden in New York, Miami und Buffalo gemacht, aber wenn du mich fragst, ist der größte Sleeperkandidat für einen Durchbruch nach vorne in einer anderen Stadt beheimatet – Baltimore. Die Ravens kommen aus einer für die Erwartungen exzellenten Saison, und sie haben in der Offseason viele gute Transaktionen gemacht. Let me explain. Weiterlesen

Baltimore Ravens in der Sezierstunde

Die Baltimore Ravens haben eine Seuche von Saison hinter sich. Die 8-8 Bilanz erzählt dabei noch nicht einmal die ganze Geschichte: Mit 5.4 NY/A war man eine der drei ineffizientesten Pass-Offenses und laut Power-Ranking beendete man die Saison auf dem 29ten Platz. Als Titelverteidiger. Das nenne ich mal einen Absturz.

Das Vertrags-Dilemma um QB Joe Flacco wurde auf diesem Blog bereits häufig und intensiv thematisiert. Wir brauchen es nicht mehr: Flacco bekam seinen Monster-Vertrag, weil er im rechten Moment seine drei spektakulärsten Spiele absoliverte und die Superbowl gewann; das allein schaffen so wenige, dass allein „der Moment“ eine folgende Leidensgeschichte von 5-8 Jahren wert ist – oder nicht? Auf alle Fälle wird der Flacco-Vertrag die Ravens noch einige Zeit lang knebeln, bzw. sie dazu zwingen, im Draft die richtigen Spieler zu verpflichten.

Überblick 2013

Record         8-8
Enge Spiele    6-5
Pythagorean    7.1    21
Power Ranking  0.315  29
Pass-Offense   5.4    30
Pass-Defense   6.2    14
Turnovers      -5

Management

Salary Cap 2014.

Flacco hat keine gute Saison hinter sich: Nur 59% Completion Rate bei 5.4 NY/A, eine unrhythmische Offense, aber man muss ihm zugestehen, dass vieles nicht zusammenpasste: Die Offense Line war ein Torso, hinter dem Flacco (48 Sacks) und sämtliche Runningbacks verbrannt wurden, der wichtigste Tight End Pitta fehlte das ganze Jahr verletzt, Wide Receiver waren so schwach wie erwartet. Baltimore hat einige Baustellen.

In der Offensive Line war man schon recht umtriebig: LT Eugene Monroe, mitten in der letzten Saison via Trade aus Jacksonville geholt und von PFF.com sehr gut benotet, wurde für runde 7 Mio/Saison gehalten – ein logischer Move, aber wer sich in den Ravens-Foren umsieht, wird schnell merken, dass Monroe durchaus nicht das Standing genießt, das man erwarten würde. Er ist eher das „kleinste Übel“, oder so. Immerhin, sagen die Ravens-Fans, wurde Michael Oher nach Tennessee gehen gelassen, das sei Addition durch Subtraktion per se. Oher – einst eine exzellente Story („The Blind Side“), aber sportlich seit Jahren schwer unter Beschuss.

Mit Monroe, RG Yanda und dem Springer Kelechi Osemele hat man drei der fünf Stammpositionen besetzt; es fehlen noch deren zwei: Center Gradkowski wurde nicht nur in der eigenen Stadt in Grund und Boden geschrieben („schlechtester Starting-Center der Liga etc.“). Lösungen konnte man auf dem Transfermarkt bisher keine finden, weswegen es nicht auszuschließen ist, dass Baltimore im Draft aktiv wird. Auch eine Tackle- oder Guard-Position, je nachdem was Osemele nicht spielen wird, dürfte noch auf dem Einkaufszettel stehen.

Zu beachten wird dabei sein, welche Art von Line-Männern der neue OffCoord Gary Kubiak, ein Mann, der berühmt geworden ist für sein „Zone-Blocking“ System, holen wird: Kubiaks Offense gilt als relativ horizontal, was heißt, dass hier erst einmal in die Breite geblockt wird – ein System, das in Baltimore bis dato eher unbekannt ist.

Es bedeutet auch, dass Baltimore sich möglicherweise nach einem zweiten Tight End neben Pitta umsehen wird. Und dann bleibt die ultrawichtige Position der Wide Receiver, die letztes Jahr nach dem Abgang von Boldin einer mittleren Katastrophe glich: 137 Anspiele für Torrey Smith (44% davon tief, 65 gefangen für 1128yds und 4 TD), 82 Anspiele für den Rookie Malcolm Brown und 67 Anspiele für Jacoby Jones (wird Free-Agent) – und dann lange nichts. Es fällt auch, dass fast alle Wide Receiver in über drei von zehn Fällen tief angespielt wurden, was dafür spricht, dass Baltimores Offense eklatant die Mitteldistanzwaffen abgingen. Einen Teil wird Pitta abdecken, der von einer schweren Verletzung zurückkehrt.

Als kurzfristige „externe“ Lösung wurde der 35jährige Kampfzwerg WR Steve Smith aus Carolina geholt (Dreijahresvertrag). Smith wird nicht bloß angestellt, mit Trainingsschlägereien neuen Schwung in die Konkurrenzkämpfe zu bringen, sondern er soll auch die Mitteldistanzen in Baltimore bedienen: In den letzten Jahren wurde Smith in Carolina immer häufiger auf kürzeren Routen angespielt. Er gilt als sicherer Fangkünstler, wenn auch nicht mehr so spritzig wie in seiner Blütezeit. Smith ist eine lebende, in seiner tatsächlichen Größe stets verkannte Legende, und er dürfte zumindest noch dieses Jahr ein klein wenig helfen.

GM Ozzie Newsome hat seit einigen Wochen noch ein weiteres Problem an der Backe: RB Ray Rice hat offenbar seine Verlobte krankenhausreif bzw. bewusstlos geprügelt und könnte für einige Zeit im Knast landen. Rice hat einen sehr teuren Vertrag, den er im abgelaufenen Jahr nicht wert war (31% Success-Rate, 3.1 Y/A). Wieviel davon war die Offense Line (auch Backup Pierce hatte kaum bessere Stats)? Wie viel war Rice?

Wo die Ravens nach anfänglichen Problemen recht gut ausgesehen haben: Defense. Es war nicht mehr die klassische, alte testosterongeschwängerte Ravens-Abwehr, sondern vielmehr eine über weite Strecken smart spielende Unit, die mit zunehmendem Spielverlauf immer weniger Fehler beging. Der Passrush mit Dumervil und Suggs kann unter „okay“ klassifiziert werden: Zwei sehr gute Spieler, beide nimmer die jüngsten, aber beide taugen noch zum Pro-Bowler.

In der Defense Line musste man den stillen Anker Jones nach Indianapolis ziehen lassen, aber mit Leuten wie dem Berg Ngata oder dem Routinier Canty sollte man weiterhin ordentlich besetzt sein. Bei den Linebackers sagen alle Beobachter, war es essenziell, den ollen Daryl Smith für wenig Kohle zu halten, denn ein Smith ist der optimale Nebenmann für den unerfahrenen Arthur Brown, letztes Jahr mit Pauken und Trompeten von der Kansas State University geholt um den Nachfolger von Mr Ravens himself, Ray Lewis, zu geben. Brown gilt als hochklassiges Talent, blieb aber als Rookie in wenig Einsatzzeit blass.

 Ein Fragezeichen in Baltimore ist auf jeden Fall das Defensive Backfield, das letztes Jahr trotz dünner Spielerdecke erstaunlich gut hielt. Der junge Safety Elam und der Slot-CB Lardarius Webb gelten als die Leute, an denen man sich festhalten möchte. Eines der Fragezeichen rankt sich um den Outside-CB Jimmy Smith, erst vor wenigen Jahren gedraftet, aber noch nie den ganz großen Sprung gemacht, trotz guter Ansätze. Viele hassen Smith, weil sie ihm verschwendetes Talent nachsagen. Der Trainerstab scheint noch Vertrauen zu ihm zu haben.

Die Ravens werden mit neuem Secondary-Coach und den wenigen wirklichen Klassespielern sicherlich noch den einen oder anderen Cent in einen dritten Cornerback und einen Free-Safety (Ihedigbo wurde gefeuert) investieren.

Die Ravens haben durchaus noch einige Baustellen offen. Eine der Schwierigkeiten, um die GM Newsome herumdoktern muss, ist die Salary-Cap: Flaccos Monstervertrag wird erst ab 2015 richtig in Sachen „Cap-Hit“ einschlagen, weswegen Newsome beim Einkaufen auch recht genau drauf schauen muss, wie er die Verträge strukturiert um keine Cap-Hölle 2015 zu erleben.

Sportlich würde ich nach Wichtigkeit in etwa so gehen:

  1. Offensive Tackle / Offensive Guard
  2. Center
  3. Free-Safety
  4. Wide Receiver
  5. Tight End
  6. Defensive Line

Der Übergang von der großen Ravens-Ära 2008-2012 auf die Zukunft gestaltet sich erwartet happig, aber für 2014/15 ist man für meine Begriffe schon jetzt besser aufgestellt. Das heißt vielleicht nicht automatisch wieder 8 oder sogar 10 Siege – erinnere dich, die 8 Siege waren großteils freakig – aber das heißt auf alle Fälle wieder positivere Grundstimmung, und irgendwo Wildcard-Nähe ist den Jungs schon zuzutrauen, wenn Flacco nicht erneut komplett abstinkt.

Der Trainerstab um Head Coach John Harbaugh ist meisterhaft darin, den Laden mit ruhiger Hand zusammenzuhalten und gute GamePlans zu entwickeln. Der neue OffCoord Kubiak sollte der Offense schon wieder ein Gesicht geben können – Kubiak kann durchaus Laufspiel mit tiefen Bomben verbandeln. Die Defense sollte mit reiferen Jungstars auch wieder zu den besseren im Lande gehören.

Sofern der Draft halbwegs glückt – und bei Ozzie Newsome stehen die Aktien da besser als beim durchschnittlichen GM – kann ich mir eine optimistische Zukunft in Baltimore ausmalen.

NFL-Sonntagsvorschauer 2013, Week #5

Schwer zu sagen, wer den NFL-Schedule für diesen Sonntag zusammengestellt hat, denn während um 19h eine ganze Stange an Klasse-Matchups auf dem Programm stehen, sind die 22h25-Slates eher durchwachsen besetzt – ja es gibt überhaupt nur drei Spiele zu dieser Sendezeit. SPORT1 US bringt jedenfalls folgendes Programm:

19h    Miami Dolphins - Baltimore Ravens
19h    Green Bay Packers - Detroit Lions (*)
22h05  Arizona Cardinals - Carolina Panthers (*)
22h25  Dallas Cowboys - Denver Broncos
02h25  San Francisco 49ers - Houston Texans

Die mit (*) gekennzeichneten Spiele warden in der Multifeed-Spur übertragen.

PULS4 überträgt Dallas CowboysDenver Broncos.

Das Gratis-Spiel im Gamepass (Registrierung trotzdem notwendig; und hernach zu kündigen!) ist diese Woche Tennessee TitansKansas City Chiefs.

Die frühen Abendspiele ab 19h

Noch einmal die Vorwarnung bezüglich der Farbgebung der NFL im Oktober: Es ist der Monat des Brustkrebs-Gedenkens und ergo wird wieder quasi jeder Spieler, Coach oder Kommentator (!) irgendwas Rosarotes an seiner Kleidung tragen.

Green Bay Packers – Detroit Lions

Wichtiges Divisionsduell aus der NFC North, wo die Packers (1-2) nach dem eher missglückten Saisonstart schon leichten Druck spüren. In den letzten Jahren taten sich die Packers gegen Detroit (3-1) häufig schwer, gewannen aber trotzdem die letzten vier direkten Duelle. Ein Schlüssel-Matchup ist das direkte Duell der verletzungsgeplagten Packers-Protection für QB Rodgers gegen den Druck, den Detroit Defensive Line entfachen kann. DT #98 Nick Fairley und nochmehr DT #90 Ndamukong Suh spielen bisher meines Ermessen eine MVP-würdige Saison, halten Detroits Abwehr quasi im Alleingang im Spiel. Green Bay sah dieses Jahr schonmal eine Front-Four (Cincinnati), und hatte gegen diese ernsthafte Probleme, aus exzellenten Feldpositionen richtig fettes Kapital zu schlagen (ich glaube, damals nur 23 Punkte, obwohl 7x in des Gegners Platzhälfte gestartet).

Auf der anderen Seite haben die Packers die bisher ineffizienteste Pass-Defense mit aufgegebenen 8.2 NY/A. Detroit fährt eine der besten Pass-Offenses auf. Detroit hat in WR #81 Calvin Johnson einen, der notfalls Alleinunterhalter geben kann. „Alleinunterhalter“ gab in Woche 1 auch Anquan Boldin gegen die Packers, und das erfolgreich. Haben sich die Packers damals zusehr auf den Lauf konzentriert? Ja, aber auch die Lions haben dieses Jahr ein recht gutes Laufspiel.

Es spricht bei genauem Hinsehen also einiges für die Lions, selbst auswärts. Nichtmal das Coaching-Duell Schwartz vs McCarthy ist ein Mismatch. Das Power-Ranking gibt Detroit im Lambeau-Field eine 62%ige Siegchance! Ich mag paranoid sein, aber ich misstraue der angeblichen Packers-Schwäche. Ich fühle den Breakout der Packers, die zwei Wochen Zeit hatten, sich vorzubereiten und die ich trotz aller konträrer Beweise hier leicht vorn sehe.

Cincinnati Bengals – New England Patriots

Cincinnati (2-2) wurde letzte Woche von den Cleveland Browns (!) auf den Boden der Realität zurückgeholt, während die Patriots-Offense langsam zu klicken beginnt. Fraglicher ist, was aus New Englands Abwehr wird, die ab sofort DT #75 Vince Wilfork vorgeben muss (Achillessehnenriss). Wilfork war fast über das komplette letzte Jahrzehnt der Schlüsselspieler in Belichicks Defense, weil er mit seiner flexiblen Einsetzbarkeit ein wildes Hin- und Herschalten zwischen 4-3 und 3-4 Konzepten ermöglichte. Belichick wusste diese Flexibilität zu nutzen und schätzen.

Schwierig, Wilforks Impact zu quantifizieren. ESPN Stats hat einen Versuch übernommen, und auch wenn das Ergebnis pauschal nicht nach Downs, Distanzen udgl. unterscheidet: Ich verlinke es mal unkommentiert. Es scheint tatsächlich gravierende Unterschiede mit und ohne Wilfork zu geben.

Es bleibt die Frage, wie es nun weitergeht: Die Patriots haben mehr Linebackers als Defense Liner im Kader. Wird es nun verstärkt 3-4 Defense geben? Aber verbrennt man dann nicht die Stärken eines DE #95 Chandler Jones? Hat Chandler Jones auf der anderen Seite jemals mehr gemacht als seine Stärken anzudeuten?

Will man wirklich einen Freak wie Rookie-LB Jamie Collins 40x/Spiel auf dem Feld sehen? Die Wilfork-Verletzung könnte gröbere Auswirkungen auf die Pats haben als man annehmen würde. Möglicherweise lädt sie wieder mehr Druck auf die Offense, die damit wieder verstärkt gefordert ist, Punkte vorzulegen, um viel Nickel-Defense zu ermöglichen.

Möglicherweise ist es aber gegen QB Dalton auch genug, die tiefen Optionen aus dem Spiel zu nehmen, und in CB Talib hat Belichick einen, der WR A.J. Green zumindest annähernd auf Augenhöhe begegnen kann.

Wenn in der Pats-Offense die zuletzt angedeuteten Fortschritte (Dobson fängt Ei) real sind, sehe ich die Patriots auch auswärts im Paul Brown Stadium leicht im Vorteil (Modell sieht die Pats 51:49 vorn).

Indianapolis Colts – Seattle Seahawks

Erstes direktes Aufeinandertreffen von QB Andrew Luck und QB Russell Wilson. Luck und die Colts (3-1) schauen seit 2-3 Wochen wie ein echter AFC-Contender aus: Nicht nur der Auswärtssieg in San Francisco, sondern auch der Kantersieg in Jacksonville sind Zeichen von dominanten Mannschaften. Der Colts-Angriff fundiert auf „Power-Running“: Niemand ist da allerdings besser Verhindern dessen wie die Seahawks. Wenn Luck diese Saison auf sich allein gestellt war, tendierte er, riskantere Pässe als notwendig zu feuern – nicht immer zum Vorteil Colts. Nicht uninteressant wird die Taktik, wie die Colts ihre Protection gegen den wiedererstarkten Passrush der Seahawks gestalten wollen (u.as. wird OLB Irvin wieder spielberechtigt sein und DE Clemons war schon zuletzt wieder dabei).

Auf der anderen Seite bleibt die Colts-Defense für mich eine Black-Box: Die Ansätze von Woche 2-4 waren monströs: Physisch, diszipliniert, keine überflüssigen Strafen. Allerdings ist es auch die Defense, die sich von Terrelle Pryor zerstückeln ließ. War das damals nur ein Produkt der Überraschung? Oder sind die CBs Davis, Toler und Co. wirklich so gut wie in den Spielen danach angedeutet?

Der Gegner Seattle wird es zeigen. Die Hawks-Offense ist durchaus nicht unverwundbar, zeigte zuletzt große Schwächen in der Offense Line (LT Okung und C Unger verletzt). Wie weit kann Indys Passrush das ausnützen? Jener Passrush, den man als eher schwach erwartet hatte? Wo OLB Mathis trotzdem zuletzt 3 Sacks zustande brachte, allerdings „nur“ gegen Jacksonville? Kann Björn Werner erste Akzente setzen?

Obwohl die Colts wirklich besser zu sein scheinen als ich es im Sommer erwartet hatte, würde ich in dieser Partie den Teufel tun, gegen die Seahawks (4-0) zu setzen.

Tennessee Titans – Kansas City Chiefs

Du musst schon ein Pechvogel allererster Güte sein, wenn du als völliger Noname in die Saison gehst, dein schon von allen als Flop abgestempelter Franchise-QB Jake Locker plötzlich ernsthafte Fortschritte zeigte und seine gelegentlich eingestreuten 3-4 Sensationspässe pro Spiel zu drei Siegen (plus Overtime-Niederlage) in vier Spielen reichen, du einen nicht wirklich erwarteten Kantersieg über eine gefürchtete Jets-Defense einfährst, und sich dann genau jener QB Locker mit Verletzung für eineinhalb bis zwei Monate in den Krankenstand begibt! OK, Backup Fitzpatrick ist kein Schlechter und vielleicht im Vergleich zu Locker kein großes „Downgrade“, aber trotzdem: Da läuft mal wa gut für die Titans, und schon ist wieder schlechte Stimmung.

Sportlich scheinen die Titans bei mir im Power-Ranking in den Top-10 auf. Rein vom Zuschauen tut man sich schwer, diese Platzierung zu rechtfertigen. Ja, die Defense ist stark, aber was kann sie eigentlich wirklich gut? Bis auf die guten Defensive Tackles fällt nicht viel Erzählenswertes auf. Nun kommt mit den Chiefs ein Gegner nach Nashville, der sich auf Fehlervermeidung und extremsten Passrush zu spezialisieren scheint. Auf die Schnelle würde man natürlich Kansas City favorisieren (tue ich auch), aber das Power-Ranking gibt Tennessee mit 54% leichten Vorteil.

Miami Dolphins – Baltimore Ravens

Die Miami Dolphins (3-1) wurden am Montag von den Saints w.z.e.w. („wie zu erwarten war“) gestutzt, wenn auch am Ende höher als man hatte annehmen können. Einiges mag am Fehlen des wichtigsten Passrushers DE Cameron Wake gelegen haben. Der ist nun wieder fit. Damit dürfte auch der Dolphins-Secondary geholfen sein, die ohne konstant guten Passrush in etwa so schlecht aussah wie ich es vor der Saison befürchtet hatte.

Miamis Angriff ist ansonsten entziffert: Es ist keine Philbin-like Spread-Offense, sondern hier wird viel mit Basis-Personal operiert. QB Tannehill geht trotz monströsem Wurfarm und deep threat #11 Mike Wallace nur ungern tief und nimmt lieber die sicheren Yards. Das Laufspiel ist so lala, aber es hat hinter einer graupen-O-Line auch wenig Aussicht auf Erfolg. Diese Offense Line bricht Miami noch das Genick.

Bleibt die Frage, was die Ravens daraus machen können: Deren Defense scheint soweit okay zu sein, aber die Offense ist unterirdisch. Dass QB Joe Flacco annähernd seine Playoff-Form halten würde, hab ich nie erwartet. Eine Glückslauf oder Giga-Vertrag macht noch keinen Super-QB. Aber Flacco ist dieser Tage auch viel durchschnittlicher und wechselhafter als in der Zeit zuvor gewohnt. Man muss zugeben, dass Flacco auch null Unterstützung kriegt: Der WR/TE-Corp ist grottenschlecht.

Noch übler ist das Laufspiel: 25% Success-Rate (#32), da kannst du nimmer tiefer sinken. Das ist so zu interpretieren: Nur in einem von vier Läufen erzielt Baltimore eine „Wertsteigerung“. So ist ein 1st-und-10 besser als ein 3yds-Lauf und 2nd-und-7. Im konventionellen Stat-Sheet scheinen dann 3.0yds/Lauf aus. Aber insgesamt war dieser Laufversuch ein Misserfolg. Ligaschnitt ist 41%. Baltimore ist bei bisher ungesehenen 25%. Glück für die Ravens: Die in den letzten Jahren stets exzellente Lauf-Defense der Dolphins ist heuer bisher erstaunlich mäßig und nur an #29 klassiert.

Chicago Bears – New Orleans Saints

Die Story des Spiels läuft auf das Duell QB Brees (7.6 NY/A, #4) gegen Chicagos Pass-Abwehr (7.7 NY/A, #31) hinaus. Es ist schlicht bizarr, wie die jahrelang so dominante Bears-Defense diese Saison bisher so abschmiert. DT Melton ist verletzt, klar, aber reicht das als Erklärung? DE Peppers war zuletzt gegen Detroit auffälligster Mann und ließ die Unkenrufe nach einem Leistungseinbruch bei Peppers verstummen. DE McClellin spielt quasi überhaupt nicht. CB Tillmann zwar mit einigen INTs, aber ließ sich im Season-Opener gegen Cincinnati von AJ Green mehrfach übel verarschen. Da kommt der quasi ohne Schwachstellen operierende Angriff der Saints ziemlich ungelegen… Zu schauen auf der anderen Seite: QB Cutler gegen eine Saints-Defense, die bisher überrascht: Relativ guter Passrush um den optisch auffälligen DL #94 Cameron Jordan, und mit 5.4% INT-Quote bisher eine „ballhawk“-Unit. Ist das legendär unbespielbare Feld im Soldier Field für die Bears genug, um ihre auf dem Papier großen Matchup-Nachteile zu kaschieren und mit zwei Puntreturn-TDs doch zu gewinnen?

New York Giants – Philadelphia Eagles

Die Giants (0-4) sind im Alarm-Modus, und wer seinen Quarterback einer solchen „Protection“ aussetzt wie Big-Blue, muss mit Allem rechnen, aber die Situation in der NFC East ist für sie so verheerend nicht:

DAL  2-2
PHI  1-3
WAS  1-3
NYG  0-4

Kein einziges Team ist wirklich überzeugend. Mit den Eagles (1-3) kommt nun ein direkter Kontrahent in die Meadowlands, einer mit einer nur zeitweise überzeugend-explosiven Offense und einer schlagbaren Secondary. Die Eagles sind auf dem Papier ein gutes Matchup für New York. Sollte QB Eli Manning seine horrende INT-Quote unter Kontrolle halten, ist seine Mannschaft für mich hier zu favorisieren, zumal der Eagles-Passrush auch nur abschnittweise ein Passrush ist.

St Louis Rams – Jacksonville Jaguars

Gemessen an den Werten, die mein Power-Ranking für diese beiden Franchises ausspuckt, wird das ein Festival der Inkompetenz: Die Rams sind das Schlusslicht in meinem Ranking, die Jags die #30. Jacksonville gilt für das Ranking überraschend als minimaler Favorit (50.02%), und das widerspricht so ziemlich jeder konventionellen Meinung, die es quer durch die Staaten zu lesen gibt.

Denn die Jacksonville Jaguars (0-4) gelten als schlechtestes Team seit den Lions 2008 (persönlich stufe ich Rams und Lions von 2009 allerdings von der Qualität nochmal eine Kategorie tiefer ein) und wenn es mal wieder eine Gefahr für die sieglose Saison gibt, dann soll Jacksonville 2013 das Team Ihrer Wahl sein.

An den Jags ist so ziemlich alles zu bemitleiden: Bei den Quarterbacks haben wir das gescheiterte Talent Blaine Gabbert und Backup Chad Henne, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist (und so gut war Henne nie). 4.2 NY/A sind Pass-Werte, da kannst du Tebow einwechseln und hast sofort ein halbes Yard Verbesserung. Bei den Runningbacks quält sich ein verbrauchter Jones-Drew übers Feld. Die Wide Receiver können zumindest zum ersten Mal dieses Jahr auf den bisher gesperrten Justin Blackmon bauen, aber sonst läuft nicht viel Bekanntes übers Feld. Und die Offense Line ist auf Guard und Center ds schlechteste in der NFL, und hat in LT Monroe unter der Woche ihren besten Mann nach Baltimore verkauft.

Die Defense von Guru Gus Bradley ist besser, aber nicht wirklich reif. Zu viele Löcher, zu wenig Highend-Talent. Aber wenn diese Defense gegen QB Sam Bradford keinen Stich macht, dann ist es wirklich zu spät.

Für mich ist St Louis (1-3) trotz all seiner eigenen Probleme klar favorisiert; die Rams-Offense ist zwar kaum besser als Jacksonville, aber die Defense halte ich für ein ganz anderes Kaliber mit ihrer relativ guten Passrush-DL, die allenthalben eine Spur zu aggressiv zu Werk geht und sich daher vom Laufspiel verarschen lässt.

Die späten Abendspiele nach 22h

Arizona Cardinals – Carolina Panthers

Kickoff: 22h05

Alle Augen sind auf das Matchup zwischen Arizonas Offense Line gegen die massive Front-Seven der Panthers gerichtet. Hier könnte sich erstmals zeigen, wie schwer der Ausfall von G Jonathan Cooper wirklich wiegt, obwohl: Die Cards (2-2) hatten in Woche 2 schon eine andere massierte Defensiv-Front unter Kontrolle: Detroit. Allein, die Panthers können hinter einem Kaliber wie Lotulelei auch noch hochkarätige Linebackers wie Kuechly oder Anderson (Beason wurde unter der Woche nach New York getradet) auffahren und dürften daher schon einen leichten Vorteil besitzen.

Nicht unspannend wird auch das Duell QB Cam Newton gegen die starke Cards-Defense: Newton hatte vor zwei Jahren sein Profidebüt gegen diese Defense, und beeindruckte die Fachwelt damals mit über 400 Pass-Yards unr mehreren Sensations-TDs – damals ungesehen für einen Rookie. In jenem Spiel hatte meiner Erinnerung nach auch CB #21 Patrick Peterson seinen Breakout; Peterson war damals vornehmlich Returnspezialist. Heute gilt er als einer der besten Cornerbacks in der Liga. Es ist übrigens aus Cards-Sicht auch das Spiel, in dem ILB Daryl Washington nach Dopingsperre wieder zurückkehrt.

Oakland Raiders- San Diego Chargers

Kickoff: 22h25 Montag früh, MESZ 5h35

Vorteil für die San Diego Chargers (2-2) in diesem Spiel: Ihre größte Schwachstelle, die verheerende Secondary, dürfte von Oaklands unbeständigem Scramble-QB #6 Pryor (soll wieder fit sein) nur selten bzw. zu wenig konstant ausgetestet werden. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass die Raiders einen Überraschungscoup gegen San Diego fahren würden, aber mir gefiel die Offense um QB #17 Rivers in den letzten Wochen zu gut, als dass ich ernsthaft an einen Raiders-Erfolg in diesem Spiel glauben will.

(Update: Aufgrund des MLB-Playoffspiels der Oakland Athletics im selben Stadion findet diese Partie wegen Umbauarbeiten ein paar Stunden später statt)

Dallas Cowboys – Denver Broncos

Kickoff: 22h25

Denvers Offense hat bisher 49, 41, 34 und 52 Punkte aufs Tablett gelegt – so viele wie nie zuvor eine Mannschaft in den ersten vier Saisonspielen. Ein Merkmal dabei war in drei von vier dieser Spiele: Die Punkteexplosion kam erst nach der Pause. Eine Halbzeit lang hatte QB Manning durchaus zu knabbern, ehe die Armada um WR Welker, WR Thomas, WR Decker und TE Thomas optische Überlegenheit auch in TDs, TDs, TDs ummünzte.

Sunday Night Game

Kickoff: ca. 02h25

Die Ansetzung für Sunday Night Football lautet San Francisco 49ers (2-2) – Houston Texans (2-2), zwei Teams, die man im Vorfeld der Saison irgendwo im Dunstkreis der Titelanwärter vermutet hätte. Vielleicht sind sie beide immer noch dort, aber überzeugend in die Saison gekommen sind sie nicht – und zwar der eine wie der andere.

Die Probleme bei den Niners habe ich schon mehrfach geschildert: Eklatante Abhängigkeit in der Offense von WR Anquan Boldin, ein QB Kaepernick, der gerade im Wellental der Entwicklung ein Tal durchschreitet, eine verletzungsgeplagte Defense (überhaupt verletzungsgeplagter Kader), die niemandem mehr Angst und Schrecken einjagt. Gegen die Rams wurde zwar klar gewonnen, aber „klar“ ist nicht gleich „überzeugend“.

San Francisco ist mit 0.67 Penalty-Yards pro Spielzug außerdem ein brutal undiszipliniertes Team. Nicht alle sehen die Schuld bei sich. Kopfjäger Donte Whitner (Safety) ließ unter der Woche seinen Namen allen Ernstes in Donte Hitner (ohne das „W“) abändern. Nicht aus Spaß, sondern richtig mit Registrierung im Amt und allem Trara. Ochocinco lässt grüßen. Nur, dass Hitner ein Zeichen setzen wollte gegen die NFL, die es angeblich auf ihn abgesehen habe… naja.

Houston hat andere Probleme: Zu große Abhängigkeit von zwei Schlüsselspielern in der Defense (DE Watt, ILB Cushing), und vor allem ein QB Schaub, der die Fans mit seinem leblosen Spiel zur Weißglut bringt. Schaub hat schon drei „Pick Sixes“ (zu TDs returnierte INTs) geworfen, und auch wenn das eine Statistik ist, die nicht linear fortgeführt werden wird: Solche Pick-Six tun immer weh. Ganz besonders, wenn sie wie gegen Seattle bei Führung kurz vor Schluss kommen und ein längst gewonnen geglaubtes Spiel noch zum Schlechten wenden.

Ansonsten sind die Texans durchaus ein interessanter Laden: In der Offense klappt die Integration vom gehypten Rookie-WR #10 DeAndre Hopkins durchaus wie geplant, und trotzdem fehlt weiterhin der Esprit. Der Offensivgeist Gary Kubiak wird da noch einige Stellschrauben drehen müssen, zumal die Texans in der eigenen Division durch die Colts vielleicht doch ernsthafte Konkurrenz kriegen…

Für Houston war es letzte Woche fast schon ein Achtungserfolg, die Seahawks am Rand einer Niederlage gehabt zu haben. San Francisco ist der nächste Kracher aus der NFC West. Aufgrund des Auswärtsspiels sehe ich die 49ers aber durchaus favorisiert.

Baltimore Ravens in der Sezierstunde

Stat Line 2012

Record        10-6    SB
Enge Spiele    6-4 
Pythagorean    9.4   (11)
Power Ranking   .538 (10)
Pass-Offense   6.3   (15)
Pass-Defense   6.1   (14)
Turnover        +9

Management

Salary Cap.
Free Agents.

S’Leben ist manchmal komisch. Da bauen die Baltimore Ravens seit der Inthronisierung von Head Coach John Harbaugh vor fünf Jahren in Windeseile einen jahrelangen Contender mit Titelaspirationen, nur um im ersten Jahr mit erkenntlichem Leistungsabfall und deutlichen Warnsignalen (Alterungsprozess!) grad noch die Kurve zu kratzen und vor dem Auseinanderfallen die Lombardi Trophy abzustauben. 2009 und 2010 war diese Mannschaft auf der Höhe ihres Schaffens und stand sich selbst im Weg, 2011 war man immer noch gut genug, erledigte sich aber in New England im Alleingang – und erst 2012, mit der schwächsten Ravens-Variante seit vielen Jahren, blasen LB Ray Lewis und Co. ihr letztes Halali und wandern mit dem Superbowl im Gepäck in den Sonnenuntergang. Und genau deswegen schließen die Ravens als die Ringträger 2012/13 auch die Sezierstunde-Serie dieses Frühjahrs ab.

Das Ozzie-Spiel

Es blieb auch seither nicht still. QB Joe Flacco, der Superbowl-MVP, bekam eine rekordverdächtige und für einen durchschnittlichen Quarterback wie eben ihn exorbitant ausschauende Vertragsverlängerung als Belohnung, aber rundherum brachen einige Dämme. LB Ray Lewis machte seinen lange angekündigten Rücktritt perfekt. Eckpunkte wie der legendäre FS Ed Reed oder OLB Ellerbe und DE Kruger wurden ziehen gelassen, S Pollard wurde gefeuert, für WR Boldin konnte man immerhin noch einen billigen Draftpick mitnehmen.

Es mag für Fans schmerzhaft gewesen sein, aber sehen wir es mal anders: Der Schnitt hätte so oder so kommen müssen – und bei einem Strategen wie GM Ozzie Newsome wäre er auch gekommen. 2012/13 war der letzte offene Spalt für die Titelträume dieser Ravens-Generation. So sehr es schmerzt, einen Ed Reed in einem Texans-Trikot spielen zu sehen: Jetzt muss die Generalsanierung erfolgen, und sie musste immer jetzt passieren, weil die Vertragssituation entsprechend darauf ausgerichtet war.

Die Offense

Der kurioseste Move von Newsome war zweifellos dieser monströse 20 Mio./Jahr-Move mit gut und gerne 50 Millionen Dollar guaranteed-Money für QB Flacco, der eine neue Ära in der Vertragspolitik in der NFL einläutete: Ab sofort kriegen auch mittelmäßige QBs – und wenig anderes ist Flacco trotz des vierwöchigen Laufs zuletzt – gigantische Gehälter. Der Markt wird sich in wenigen Jahren von selbst regulieren, aber bis dahin verbluten Teams wie Baltimore zwangsläufig. Sei’s drum: Flacco gibt dir, was er dir immer gab – ein vertikales, tiefes Element.

Der pfeilschnelle WR Torrey Smith ist da genau der richtige Mann, wie auch der sehr flexible RB Ray Rice oder der kräftige RB Bernard Pierce. Alles andere in Baltimores „Skill“-Offense ist austauschbar bzw. schreit nach Upgrades. Nach Boldins Abgang fehlt der kräftige Receiver für die Mitteldistanzen, und die Tight Ends sind in Baltimore seit Heaps Abgang eh nur noch opportunistisch besetzt.

In der Offense Line stehen LT Oher, LG Grubbs und RG Yanda fix, aber die anderen Jungs können schon seit Jahren keine vier Monate mehr oder Ausfallszeiten durchhalten. Bissl was wird man – auch bei den Backups – unternehmen müssen.

Die Defense

Fraglich ist noch, wie die Defense in der Zeit nach dem Urgestein Lewis aussehen wird. Baltimores Abwehr war nun jahrelang um die Stärken der „Achse“ gebaut: Haloti NgataTerrell Suggs – Ray Lewis – Ed Reed. Individuelle Power kombiniert mit fassungslos viel Defensiv-Wissen in der besten Abwehrschmiede der Liga. Von den Indiviualisten sind nur noch Ngata und Suggs dabei, und beide hatten in jüngster Vergangenheit Verletzungssorgen. Weil mit DE Kruger und LB Ellerbe zwei Talente ziehen gelassen wurden, steht die Abwehr vor dem Neuaufbau.

DefCoord Dean Pees ist gefragt. In der Defensive Line wurden DT Chris Canty (möglicherweise für die NT-Position) und DE/OLB Elvis Dumervil (Passrush!) geholt – zwei Verpflichtungen, die etwas Erfahrung in einen jungen Kern bringen sollten. Gut möglich ist übrigens auch, dass Dumervil als Outside Linebacker auf der anderen Seite von Suggs aufgestellt wird. Suggs/Dumervil: Riecht nach 10-15 Sacks per capita. Höhö, und in der Hinterhand gibt es noch OLB Courtney Upshaw, der vom College als faszinierender Spieler in Erinnerung blieb, und als Rookie vor allem für seine Arbeit gegen den Lauf gelobt wurde.

In den vielen „Hybrid“-Packages kann Pees im Optimalfall die Jungs Suggs/Dumervil/Upshaw hin- und herschieben, zwischen D-Line und OLB. Dafür braucht es allerdings womöglich noch etwas Verstärkung neben Ngata und Canty in der Defense Line, vor allem innen: Der unglaublich fette DT Terrance Cody hat seine Versprechen noch immer nicht einlösen können, und die DT/DEs Jones/McPhee/Spears gelten maximal als Ergänzungsspieler.

Gebastelt wird auch noch an der ILB-Position, die nach den Abgängen von Lewis und Ellerbe vakant ist: Niemand geht davon aus, dass die „Macs“ McClellan und McClain die Langzeitlösung sind, weswegen viele spekulieren, dass Manti Te’o im Draft am Ende der ersten Runde nach Baltimore geht. Te’o – ein charismatischer Führungsspieler-Typ, der auf den Leadertypen Lewis folgt? Klingt gut? So „logisch“ der Move klingt, muss man jetzt schon Angst haben um das Seelenleben Te’os, wenn er in der Testosteronhochburg Baltimore ob des Catfishing-Skandals zerfleischt wird.

In der Secondary muss man nach dem Abgang von bei John Harbaugh angeblich verhassten (!) Ed Reed den Abgang des Ankermanns verkraften. Neuzugang S Michael Huff dürfte die Lücke halbwegs adäquat stopfen, aber weil auch Pollard flöten ging, könnte Baltimore im Draft auch im Rennen um einen Safety sein.

Auf Cornerback sind die Abgänge unspektakulärer: Der Superbowl-Schläger Cary Williams ist weg, aber dafür sollte CB Ladarius Webb wieder genesen sein – quasi ein „Zugang“ im Vergleich zu letzter Saison. Webb deckt zwar selten die Ecken ab, geistert aber als permanente Bedrohung für Interceptions durch die Spielfeldmitte. Dazu sollte es Zeit sein für den jungen CB Jimmy Smith, den nächsten Entwicklungssprung zu machen. Weil CB Corey Graham und CB Chykie Brown (geiler Vorname) als grundsolide eingestuft werden, glaube ich nicht, dass Baltimore sich weit vorne eines Cornerbacks bedient.

Ausblick

Für mein Ermessen sind die Ravens nicht viel schlechter als vor der letzten Saison aufgestellt. Wichtigstes Need ist für mein Ermessen ein groß gewachsener, kräfter Wide Receiver für die Zeit nach Boldin. Es ist schwer vorstellbar, dass Torrey Smith als go to guy in dieser Offense überlebt ohne einen Partner, der erhöhte Aufmerksamkeit der Defense auf sich zieht.

Die nächsten Needs sind in der Defense: Safety und Inside Linebacker. Ich glaube, ein mittelmäßiger Safety kann durch den auf dem Blatt weiterhin exzellenten Passrush kaschiert werden, aber irgendwo liest sich Ihedigbo (der aktuelle Mann neben Huff) nicht mal wie „mittelmäßig“. ILB ist sicher wichtig, aber im Zweifelsfall überlebst in der heutigen NFL auch ohne Topmann dort.

Baltimore ist als Titelverteidiger nicht der Topfavorit, aber weil die AFC nicht furchteinflößend stark besetzt ist, sehe ich durchaus auch weiterhin Playoffchancen.

Die Flacco Line

Baltimores Superbowl-MVP QB Joe Flacco hat am Wochenende den bislang mächtigsten NFL-Vertrag ever unterschrieben (120.6 Mio. über sechs Jahre Laufzeit; Vertragsdetails werden bei Mike Florio [1][2] erklärt). Ich denke, auf Basis der Vergangenheit ist es ein zu hoch dotierter Vertrag, aber sofern die Ravens erwarten, dass Flacco (mit 28 Lenze im besten Alter) sich in den nächsten Jahren in die NFL-Topgruppe der Quarterbacks entwickeln kann, dürfte der Vertrag in Ordnung sein. Rodgers wird bald einen noch höher dotierten bekommen, und dann werden sind wir gespannt, bis die ersten Spitzenverträge für Top-QBs unrentabel werden, weil sie die Salary Cap zu stark auffressen.

Anyhow: Flacco war auch bei uns im Blog nicht immer unumstritten. Heute mal eine Timeline mit Erscheinungen von Joe Flacco auf diesem Blog. Es ist auch ein Selbsttest: Wie hat man einen Spieler über die Zeit gesehen? Flacco ist ein gutes Beispiel, weil er ein frustrierender Spieler sein konnte, und entsprechend häufig auch thematisiert wurde. Am ersten Tag der Blogexistenz, am 9.11.2010, schrieb ich ein Power-Ranking, und setzte die Ravens mitten in der Saison 2010/11 an Position #1:

1. Baltimore (6-2). Keine spektakuläre Mannschaft, aber eine ausbalancierte. Joe Flacco gefällt mir gut und Safety Ed Reed pflückt sich die Eier weiterhin aus der Luft.

Am gleichen Tag schrieb ich in der Preview des Donnerstagsspiels Atlanta-Baltimore:

Mit Baltimore kommt eine Art Falcons-Kopie nach Atlanta: Ebenso solide, ausbalancierte Offense mit einem QB Joe Flacco, der mir immer besser gefällt. Flacco kann sich auf eine ganze Latte an Passempfängern verlassen: WR Boldin, WR Mason, WR Houshmanzadeh und TE Heap, und für den Notfall immer auch noch RB Ray Rice, der zuletzt wieder aufgeblüht ist.

[…]

Eine Prise Brisanz kann man sich zusätzlich aus den Fingern saugen, weil hier mit Ryan und Flacco die beiden hoch gedrafteten Quarterbacks des NFL Drafts von 2008 aufeinandertreffen. Ryan wurde an #3 von den Falcons gezogen, Flacco an #18 von den Ravens. Beide haben mitgeholfen, ihre Franchises wieder auf den Weg der Besserung zu bringen, wobei das fast noch eine Untertreibung sein könnte: Für mich ist das durchaus ein Aufeinandertreffen, das im Februar in Dallas bei Superbowl XLV eine Wiederholung finden kann.

Zwei Tage später stellte ein Gastblogger „seine“ Baltimore Ravens vor und schrieb über den Joe Flacco aus dem Jahre 2010/November:

Bei den Ravens steht und fällt alles mit QB Joe Flacco. Nach seiner für Rookie-Verhältnisse fantastischen Premieren-Saison 2008 rechnete jeder in Baltimore damit, dass sich Flacco zu einem der absoluten Top-QBs der Liga entwickeln würde. Diese Entwicklung blieb bisher aus. Flacco spielt solide, mehr aber nicht. Noch zu oft fehlt ihm einfach das Auge für den offenen Receiver oder die Genauigkeit im Pass. Vielleicht braucht Flacco noch dieses eine Jahr, um sich an die neuen Receiver und die Rolle eines Quarterbacks zu gewöhnen in einem Team, das immer mehr auf den Pass setzt und dank einer eisenharten Defense in diesem und sicher auch im kommenden Jahr ein Kandidat für den ganz großen Wurf ist.

Ich schätzte die Baltimore Ravens der Saison 2010/11 extrem hoch ein. Vor dem Wildcard-Playoffspiel gegen Kansas City schrieb ich über Flacco:

Ich habe die Ravens heuer häufig gesehen. Eine solide Offense, keine großartige. QB Joe Flacco taugt nicht für große Aufholjagden, aber solange ein Spiel nur eng genug ist, wird er dir die Partie nicht versauen, sondern eher gewinnen.

Eine Woche später geigten die Ravens mächtig in Pittsburgh auf und standen auf dem Sprung ins Conference-Finale. Ich schien im zweiten Viertel überrascht von Flaccos Fähigkeiten zu sein:

Pittsburghs Offense ist von der Rolle. Baltimores Offense macht das methodisch und kommt mit Klein-Klein und Broken-Play-Fähigkeiten von QB Joe Flacco (!) zum Touchdown.

Baltimore vergeigte das Spiel damals noch mit katastrophalen Fehlern. Flacco bekam in der zweiten Halbzeit unter Druck nicht mehr viel gebacken. In der Sezierstunde-Analyse schrieb ich:

Joe Flacco. Ich bin noch nicht restlos von Flacco überzeugt. Ich meine, Flacco ist ein vortrefflicher QB, macht fast keine Fehler und gehört schon nach dem dritten Jahr (!!) zu den erfolgreichsten Quarterbacks in der Playoffgeschichte, wenn es um Auswärtsspiele geht.

Aber das allerletzte Quäntchen Überzeugungskraft fehlt bei Flacco – noch. Flacco ist noch ausgesprochen jung und hat noch Zeit zum Reifen. Allerdings könnte es bis dahin zu spät sein, da die Defense altert und die Mannschaft zu den teureren der Liga gehören sollte.

Um im letzten Absatz prophetisch, aber zwei Jahre zu früh:

Offense und Defense bereiten in Baltimore eine bärenstarke Basis. Am Ende hängt es an Joe Flacco, die Mannschaft von „bärenstark“ zu „Champion“ zu machen.

Im Zuge des NFL-Drafts 2011 schrieb ich in einem beiläufig dahin geschmissenen Satz über einen anderen Quarterback, der von der University of Delaware in die NFL gehen wollte:

Baltimores Joe Flacco hat sich in der NFL bereits durchgesetzt, aber der mediale Hype für Flaccos Nachfolger Devlin war zu kurzatmig und kein Team ist drauf reingefallen.

In der Saison-Vorschau für 2011/12 dann:

Flacco ist ein grundsolider, unspektakulärer Mann und mit Abstand der beste Quarterback, auf den die Ravens in ihrer noch jungen Historie bauen konnten. Kein Mann, der dir in zwei Minuten zwei Touchdowns aufholen wird, aber auch nicht jemand, der deinem OffCoord die Schweißperlen übers Gesicht treibt.

Und in den Kommentaren des Eintrags:

1) Flacco sollte man nicht verdammen, weil er nicht di halbe Liga in Grund und Boden spielt. Der Mann ist so grundsolide, dass er wie die Faust aufs Auge auf diese Mannschaft passt. Baltimore ist keine Pass-Offense, das sollte man akzetieren.

Die Preseason Flaccos muss damals allerdings schlecht gewesen sein:

Offensive-Line-Probleme und ein stark veränderter Receiving-Corp erklären auch, dass QB Joe Flacco bisher ziemlich neben den Schuhen stehen soll und noch überhaupt kein Band zu seinen Ballfängern gefunden hat. Am Freitag war die Completion Rate gegen Kansas City 50%.

Die Ravens waren vor 2011/12 trotzdem mein größter Superbowlfavorit in der AFC. Am ersten Spieltag bestätigten die Ravens diesen Ruf bei einem Kantersieg am 9/11-Gedenktag gegen Erzfeind Pittsburgh:

Baltimore strotzte in der Offense vor Selbstbewusstsein, QB Joe Flacco habe ich selten so on fire gesehen wie heute. Da war ein Mann on mission, komplettierte selbst schwierige tiefe Bälle mit Leichtigkeit. Im Laufspiel war RB Ray Rice in Hochform.

Danach hatten die Ravens und Flacco Probleme, sodass einige in Woche vier schon die Jets als Favoriten sehen wollten. Gegen Sanchez!

Ich schustere den Ravens trotz suboptimaler Offensive Line die Favoritenrolle zu, da beide Mannschaften auf enorm gute Lauf-Defenses treffen, was zusätzlichen Druck auf die Quarterbacks auflädt. Und man schwatze mir nicht auf, dass man in so einer Situation Mark Sanchez einem Joe Flacco vorziehen würde.

Im Oktober 2011 bekam ich erstmals größere Zweifel an Flacco:

Baltimore Ravens (4-2). Vielsagend für die Defense, dass QB Joe Flacco nur haarscharf über 50% der Bälle an den Mann bringt, die Ravens aber trotzdem Spiel um Spiel gewinnen und immer mächtiger aussehen. Baltimore hat sich zurück in den Kreis der Titelanwärter gespielt.

Einen Monat später vor dem „HarBowl I“ zu Thanksgiving analysierte ich:

7-3 Siegbilanz ist IMHO unter Wert verkauft für die Ravens, die ab und an zu wenig auf RB Ray Rice zu bauen scheinen und QB Joe Flacco das Spiel zu sehr in die Hand drücken, aber mit ihrer Defense in jedem Spiel eine Chance haben werden, und wenn sie fünfmal den Ball herschenken.

Auch Kollege Herrmann wurde Ende 2011/12 langsam ungeduldig mit Flacco.

Die Offense der Ravens ist von Ray Rice so abhängig wie der Käse von der Milch. Weil die aggressive Bowlingkugel das auch weiß und das Spiel nicht in Joe Flaccos Hände legen will, rumpelt er sich schon in der ersten Serie über 70 Yards in die Endzone.

Nach der Regular Season hatte ich Angst, dass die Titelhoffnungen der Ravens wegen Flacco einen Dämpfer erleiden könnten:

QB Joe Flacco stagniert in seiner Entwicklung und ist vor allem mit seiner geringen Completion-Rate (57.6%) ein Ärgernis,

Baltimore gewann dann aber gegen Houston sein Playoffspiel und fuhr zum AFC-Finale nach New England. Ich hatte mich mit Flacco wieder etwas versöhnt:

Der aktuelle Spielmacher Joe Flacco gilt zwar nicht als first class, fühlt sich aber im Vergleich zu früheren Konsorten wie Dilfer, Boller oder Redman wie selbige an – zumindest fast.

[…]

Das größte, letztlich wohl spielentscheidende „Play“ war bezeichnenderweise Resultat der Butterfinger von Texans-PR Jones, der den Ravens einen Touchdown schenkte – existenzrettend, weil Baltimore aus eigener Kraft wenig zustande brachte, Flacco sehr uncool in der Pocket wirkte und die Offensive Line bei den kritischen „kurzen Versuchen“ im 3rd und 4th down kein Land sah.

Kollege Herrmann ging schonungsloser ins Gericht:

Das funktioniert oftmals auch sehr gut, nur bekommt die Offense ein Problem, wenn es mal nicht so gut läuft mit Rice. Das System hat vor allem zwei Schwachstellen: QB Joe Flacco und das Playcalling von Offensive Coordinator Cam Cameron.

[…]

Wenn Joe Flacco gegen eine Defense, die mit DE Andre Carter ihren besten Mann durch eine Verletzung schon verloren hat, wie ein Top-10-QB spielt, ist Baltimore im Spiel. Und wenn Baltimore auf Bewährtes und Ray Rice setzt und nicht versucht, Flacco eine Rolle zu geben, die ein Eli Manning oder Aaron Rodgers haben, wird das ein Spiel, bei dem beide Mannschaften in den 20ern scoren und am Ende der QB den Ausschlag gibt – Vorteil New England.

Baltimore verlor dann das Spiel – aber nicht weil Flacco Mist baute, sondern weil WR Evans einen Ball in der Endzone nicht festhalten konnte und K Cundiff den letzten Kick daneben semmelte. Herrmann war nach dem Spiel auch lobend:

Joe Flacco hat gegen die Verteidigung, die sich auf Ray Rice konzentriert hat, ganz anständig gespielt. Man kann ja sagen, das waren nur die Patriots und er hat einige offene Leute überworfen, aber in einem Championship Game mit dem ganzen Druck, der auf ihm lastete, Tom Brady in den Schatten zu stellen, verdient Respekt. Und wenn Lee Evans den letzten Ball in der Endzone festhält, ist er der große Gamewinner und niemand würde ihm mehr Winner- und Leaderqualitäten absprechen.

Baltimore konnte die hohen Erwartungen, die ich in die Mannschaft 2011/12 gesetzt hatte, trotz des Halbfinaleinzugs letztlich nicht ganz halten. Hauptschuldig war dafür vor allem die unrhythmische Offense. Entsprechend ging ich mit Flacco in den Sezierstunden etwas härter ins Gericht:

Um nicht alles am kauzigen Bart des QB Joe Flacco festzumachen: Das PlayCalling von OffCoord Cam Cameron schreit alle paar Wochen eigentlich nach „Entlasse! Entlasse!“.

[…]

Das soll nicht an den Schwächen im Angriff vorbeidiskutieren. Flacco stagniert seit Jahren auf mittelmäßigem Niveau, bekommt trotz eines MVP-würdigen Running Backs Ray Rice (erneut über 2000yds, 15 TD), einer ordentlichen Offensive Line und einem variablen Corp an Ballfängern nicht mehr als 57% Completion Rate und 5.9yds/Passversuch zustande – zu wenig in einer NFL 2011/12. Flacco ist angezählt, spielt ab sofort um seine Zukunft.

Herrmann in der Offseason 2012:

Joe Flacco, auch kein besonders guter Quarterback, schafft es in seinen ersten vier Jahren vier Mal in die Playoffs, zwei Mal sogar ins Championship Game. Immer getragen von einer der besten Verteidigungsreihen der Liga und Rumbling Running Back Ray Rice. In der letzten Saison ist der Mann mit einer Completion Percentage von 57,6, 6,7Yards/Attempt und einem Rating von 80,9 sogar haarscharf an einer Super-Bow-Teilnahme vorbeigeschrammt.

Herrmann in der Saison-Preview, als er sich die Frage nach dem wahren Gesicht der Ravens stellte: Schlecht (Alter) oder Gut (Ego)?

Die Baltimore Ravens sind ein überschätztes Team, das mindestens im letzten Jahr völlig über seine Verhältnisse gespielt hat. Joe Flacco kratzt nicht mal am Top-10-QB-Status.

[…]

Alter guckt sich auf diesen Absatz Egos hin die Offense genauer an und meint, ich bleib dabei: überschätzt. Joe Flacco bringt nicht mal 58% seiner Pässe an den Mann, schafft keine 7 Yards/Paßversuch und sein QB-Rating ist auf Mark-Sanchez-Niveau.

[…]

Ego ist überzeugt: Baltimore war nicht zufällig vier Jahre in Folge in den Playoffs. Baltimore hat auch in dieser Saison viel, viel individuelles Talent, starkes Coaching und durch die erstklassige Arbeit von GM Ozzie Newsome mehr Tiefe im Kader, als die meisten anderen Mannschaften. Playoffs sind locker drin und wenn Flacco noch ein kleines Schippchen draufpackt und Ray Rice einfach so weitermacht wie bisher, dann trifft der Kicker im nächsten Championship Game auch.

Die Ravens spielten 2012/13 eine unkonstante Saison. Flacco war mit 6.6 NY/A etwas besser als in der Saison zuvor, aber man qualifizierte sich letzten Endes mehr schlecht als recht für die Playoffs. Entsprechend angespannt war die Stimmung dann vor dem Start der Playoffs gegen Indianapolis:

Wenn die Ravens den Ball haben…

…fliegt in Baltimore und Umgebung nicht nur ein Bestenstil ins TV-Gerät, denn bei Ravens-Fans herrscht im Zusammenhang mit dem Play-Calling des (oder gerne auch: der) OffCoords blanke Wut. Man setze RB Ray Rice nicht genügend ein… QB Flacco ist eine Flasche… WR Boldin sollte in Rente gehen yadda yadda

Nach dem souveränen Heimsieg zollte Herrmann Flacco Respekt:

Quarterback Joe Flacco hat gegen Indy endlich mal gezeigt, daß er um einen neuen Vertrag kämpft (er ist am Ende der Saison Free Agent) und auch einen guten verdient. Mal wieder wurde er wochenlang von so Leuten wie mir madig gemacht und dann im ersten Playoffspiel prügelt er die Bälle mit der Gewalt eines Jay Cutler und der Präzision eines Phily “The Power” Taylor über das gesamte Spielfeld, daß es eine Freude ist.

Ich sah noch wenig Grund für zu viel Optimismus:

QB Flacco hat zwar einen Wurfarm vor dem Herrn, ist aber nicht reaktionsschnell genug, um konstant dem Pass Rush auszuweichen und die ganz tiefen Bomben auszupacken. Hin und wieder kommen ein paar Bälle durch; das reicht gegen mittelprächtige Mannschaften wie Indianapolis; Denver bringt aber um den MVP-reifen OLB #56 Miller und DE Dumervil erstens einen hochklassigen Pass Rush, und besitzt zweitens im Backfield um den Altstar CB Champ Bailey durchaus gute Manndecker, die Boldin und Co. aus dem Spiel nehmen sollten. Und die Tight Ends wird man als Block-Verstärkung brauchen.

Herrmanns Begeisterung steigerte sich nach dem Divisonal-Playoffkracher der Ravens in Denver. Flacco hatte in diesem wilden Spiel die erste wirklich große Leistung gezeigt.

So hatte QB Joe Flacco öfter mal Zeit, ganz tief zu gehen. Zugegeben: CB Champ Bailey sah in der ersten Hälfte gegen WR Smith alt aus – but give Joe Flacco some credit! Wie viele Quarterbacks werfen in den Playoffs, auswärts, bei -20°C gegen den Nr.1-seed Pässe über 50 Yards, die milimetergenau in die Hände des full spead rennenden Receivers fallen? Mehrmals. Hut ab. Die Ravens sollten ihm in der Offseason einfach $80Millionen geben, dann können sie die nächsten sieben Jahre ruhig schlafen.

Die Angst vor dem großen Einbruch unter Passrush blieb allerdings.

So oder so: New England muß Joe Flacco einige blaue Flecken verpassen. Ohne Druck spielt Flacco erstklassig. Unter Druck aber gibt es einen Leistungsabfall, den es in dieser Größenordnung bei kaum einem anderen Top-QB gibt.

Ich war vor dem New England-Spiel noch skeptischer gewesen.

Die Offense um QB Flacco ist arhythmisch und Sekundengenie, die Defense durch zahlreiche Verletzungen ausgedünnt und nur noch ein Schatten früherer Tage.

[…]

Wetter wird zwar kalt sein (ca. -7°C sind angekündigt), aber es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Schnee geben. Dafür aber Wind: Nicht gut für Flacco und seine tiefen Bälle.

Herrmann war schon vor der Superbowl überzeugt von Flaccos Topform:

Niemand ist verliebter in das vertikale Paßspiel als Bruce Arians (viel Spaß in Arizona!). Aber dicht gefolgt wird Arians´ tiefes Bombardement von Baltimores Offense, die Cam Cameron installiert hat. Auch ich muß gestehen, daß ich vor lauter “Gib-Ray-Rice-den-Ball-Du-Eimer!”-Gezetere und “Joe-Flacco-ist-doch-nur-solala”-Geeiere gerne ignoriert habe, daß Cameron etwas sehr schönes mit beeindruckender Hartnäckigkeit am Leben gehalten hat: die ständige Gefahr des tiefen Balles.

[…]

Was die Ravens brauchen um irgendwie nördlich der 20-Punkte-Marke zu kommen ist ein genialer gameplan von Caldwell/Harbaugh oder Joe Flaccos Spiel seines Lebens.

So was ähnliche hatte er dann auch. Die Superbowl im Flacco-Ticker. Ende erstes Viertel:

[01h04] Das erste Viertel geht mit höchster Intensität zu Ende. QB Flacco macht unter kollabierender Pocket den Eli, und feuert furchtlose tiefe Bälle: WR Boldin klaubt einen 30yds-Wundercatch runter, WR Smith auf dem Weg in die Endzone leicht von CB Culliver gehalten, aber es gibt keine Flagge. Im dritten Down passiert schließlich der Sack und die Ravens werden aus Fieldgoal-Reichweite getrieben. Es folgt wohl ein Punt.

Gegen Ende zweites Viertel, nach dem phänomenalen Jones-Touchdown:

[01h49] San Francisco 3, Baltimore 21/Q2 1:45. Das ist ja fassungslos! QB Flacco tiefe Bombe für Smith, CB Culliver schlägt zu Boden. Nächstes Play, QB Flacco tiefer Ball für WR #12 Jacoby Jones, der Culliver auf und davon rennt. Culliver springt ins Leere. Jones fängt den Ball im Fallen, steht auf und läuft weiter. Culliver und S Goldson zeigen die Angriffigkeit von homophilen Mauerblümchen und Jones trabt zum 56yds-TD in die EndZone.

Halbzeitanalyse:

QB Flacco zeigt auch gutes Gefühl für die Pocket, bewegt sich notfalls bis zum letzten Moment und wirft, wenn er mal unter Druck ist, keine hirnlosen Pässe.

Nach dem langsamen Umschlagen des Pendels:

[03h31] Mental sind die 49ers nun obenauf: Incomplete Pass, Lauf für nix, im dritten Down ein Blitz von LB #55 Brooks, der Flacco von hinten umreißt. Punt, #19 Teddy Ginn jr. returniert in die RedZone! Bitte, weckt eure Liebsten wieder auf! Wir haben ein Spiel!

[03h40] Wahnsinn. Flacco steht die Angst in die Augen geschrieben. Schneller Screen raus zu Ray Rice, CB #25 Terrell Brown rauscht heran, schlägt Rice das Ei aus der Hand. Fumble. SF beginnt an der BAL 24.

Nach Spielende:

[04h47] QB Joe Flacco (22/33 für 287yds, 3 TD, null Turnovers) ist MVP. Kann man machen.

[…]

Insofern: Flacco geht in Ordnung. Flacco wird den MVP in wenigen Wochen mit ein paar Extramillionen versüßen.

[05h01] Flacco scheint ein netter Zeitgenosse zu sein, verzichtet auf clownige MVP-Ansprachen. Sogar Ray Lewis mit einer weniger schmalzigen Ansage als befürchtet. Und im Hintergrund fightet die Seven Nations Army.

[…]

Ich bleibe nicht ungern dabei: Boldin oder Jacoby Jones wären noch verdientere MVPs als Flacco gewesen. Flacco ist eine leicht simplifizierte Wahl. Aber keine unverdiente.

Herrmann ein paar Tage danach mit dem Tribut an den Champion:

[Die Ravens] spielen oftmals schlecht gegen schwache Gegner, gerade auch Flacco. Aber in den “großen” Spielen enttäuschen sie fast nie. In scheinbar jedem Spiel gegen den Erzrivalen aus Pittsburgh orchestriert Flacco einen game winning drive; wenn sie in den letzten Jahren ein Playoffspiel verloren haben, dann immer denkbar knapp; und jetzt hat Flacco auch noch eine der besten Postseasons aller Zeiten hingelegt und John hat nicht nur Jim sondern auch Bill Belichick outcoached.

Flacco war für mich der Hauptgrund für den Superbowl-Run der Ravens:

Was lernen wir draus? Die Differenz in den Playoffs kommt weniger von Seiten der Defense um den Heldenfootballer Ray Lewis, sondern war neben der deutlich verbesserten Disziplin vor allem einer: QB Joe Flacco und seine Pass-Armada. Keine Turnovers, dafür ein Weltklassewert von 8.3 NY/A im Passspiel. Die tiefen Bomben killten Baltimores Gegner, und auch wenn ein oder zwei der langen Bälle etwas glücklich waren: Das war massiv. Dafür haben die Amerikaner den Begriff des „torchings“ erfunden.

Seit wenigen Tagen – und für vermutlich nicht ganz zwölf Monate – ist Flacco der Mann mit dem schwersten Vertrag der NFL-Geschichte.

Szenarien: Joe Flacco, Superbowl-MVP

Joe Flacco, Superbowl-MVP 2013, ist Free Agent. Common sense geht davon aus, dass die Baltimore Ravens Flacco eine von zwei möglichen Franchise-Tags (Preisschildchen) aufsetzen wird:

  • Exclusive Tag (ca. $20 Mio. wert): Flacco bliebe für 2013 sicher in Baltimore.
  • non-exclusive Tag (ca. $14 Mio. wert): ein anderes Team könnte Flacco mit einem Monsterangebot für Geld und Draftpicks aus Baltimore loseisen.

Andy Goldschmidt hat bei Football is Sex, Baby einen sehr detaillierten Artikel über Joe Flacco und die Vertragssituation in Baltimore geschrieben: Wie viel sollte Joe Flacco den Ravens wert sein? Der Artikel argumentiert sinnigerweise mit Advanced Metrics und kommt zur Schlussfolgerung, dass die Ravens aufgrund der extremen Diskrepanzen zwischen Flaccos Regular Season und Playoffs, und aufgrund ihrer merkwürdig schlechten Verhandlungsposition nach Flaccos Playofflauf, möglicherweise am besten beraten wären, eines der beiden Preisschildchen einen Langzeitvertrag vorzuziehen.

Diese Graphik, die ebenso mit Advanced Metrics arbeitet, suggeriert bei Flacco einen Wert von ca. 14.5 Mio. Dollar pro Saison. (Flacco erzielte 2012 ziemlich genau 0.15 EPA/Play)

Bizarre, aber nicht völlig unrealistische Bilder zeichnet Peter King bei SI.com. Eines davon: Sollte Baltimore die „non-exlusive Tag“ ziehen und ein Team mit hinreichend Platz unter der Salary Cap (z.B. Cleveland) ein intelligentes Angebot unterbreiten, das die Ravens nicht beantworten können, könnten beide gewinnen: Das „neue“ Team hätte einen überdurchschnittlich guten QB. Die Ravens hätten haufenweise Draftpicks für den Neuaufbau und könnten immer noch recht billig für einen Alex Smith oder Kollegen draften. Peter King in seiner Montagskolumne mit ein paar Gedankenspielchen.

Super Bowl Champions 2012/13: Baltimore Ravens

Mit einer wieder mal beeindruckenden Leistung haben die Ravens auch das vierte Playoffspiel in Folge gewonnen und konnten so am Sonntag die Lombardi Trophy mit nach Hause nehmen. Und sie haben es auch verdient. Sie waren die bessere Mannschaften, ihr Quarterback hat deutlich besser gespielt als San Franciscos und ihr Head Coach war aggressiver beziehungsweise mutiger als sein Bruder.

Trotzdem wird Weiterlesen

Super Bowl preview – match-ups Ravens-O v 49ers-D

Korsakoff hat gestern und vorgestern schon das große Bild für die Baltimore Ravens beziehungsweise die San Francisco 49ers gezeichnet. Heute und morgen kommt das kleinere Karo in Form der interessantesten match-ups der beiden Super-Bowl-Kontrahenten. Weiterlesen

Hart, aber fair: Die Baltimore Ravens am Ende einer Epoche

Superbowl 47 ist auch ein Kampf der Kulturen. Das von Kriminalität und Gentrifizierung gebeutelte Baltimore gegen das weltoffene San Francisco, mit den Eliteschulen Stanford und Cal und Silicon Valley in unmittelbarer oder mittelbarer Nähe. Die sehr lauten, aggressiven Ravens gegen die eleganten, charmanten 49ers – ein Aufeinandertreffen zweier Welten. Ein Zweiteiler, der sich mit den Eigenheiten der beiden Superbowl-Teilnehmer 2012/13 auseinander setzt. Heute: Die Ravens.

Wer erst seit ein paar Jahren Football verfolgt, möchte kaum glauben, dass es sich bei den Baltimore Ravens um die drittjüngste NFL-Franchise handelt, noch keine 20 Jahre alt. Aber während andere Neulinge wie Jacksonville oder Houston noch am Erstellen von Identifikationspunkten werkeln, weiß bei den Baltimore Ravens jeder per sofort, worum es geht.

Physische Defense. Laut. Testosterongeladen. Harte Hits.

Niemand verkörpert diese Baltimore Ravens besser als der Mann mit der #52, Linebacker Ray Lewis. Lewis, in den 90ern von der University of Miami („The U“) kommend gedraftet worden, passt wie die Faust aufs Auge auf beschriebene Attribute. Besser umgekehrt: Lewis dürfte der wichtigste Grund sein, dass wir heute über jene Attribute schreiben. Lewis war alles: Superbowl-MVP, Defensiv-MVP, Motivator, Mordverdächtiger. Es gibt kaum einen Spieler in der NFL-Geschichte, der enger mit dem Image seiner Mannschaft verknüpft ist als Ray Lewis.

Lewis wurde rein zufällig auch im ersten Jahr des Bestehens der Ravens gedraftet. Das war 1996. Und wie es zu einer zwielichtigen Stadt mit so eigenen Charakteren so passt, war die Teamgründung nicht ohne Kontroversen abgelaufen. Wir haben schon mehrmals abgehandelt, wie es genau ablief, deswegen nur noch die Kurzfassung.

Baltimore hatte in der Urzeit des Football mit seinen heiß geliebten Colts, Superbowlsieger 1970, und dem mystischen QB Johnny Unitas, ein gefürchtetes und landesweit bekanntes Team gehabt, das Mitte der 80er über Nacht an das seelenlose Indianapolis verloren wurde („Mayflower-Transit“). Trotz vieler Versprechen der NFL dauerte es über ein Jahrzehnt, bis die Schweinehaut nach Baltimore zurückkehrte.

Ende 1995 sorgte der Owner der Cleveland Browns, auch so ein geschichtsträchtiges Team, Art Modell, für einen Skandal, als er mitten in der Saison ankündigte, mit seiner Franchise nach Baltimore umzuziehen. Nach Protesten und Klagen musste Modell den Franchise-Namen „Browns“ in Cleveland lassen, durfte aber mitsamt der kompletten Angestelltenschaft schließlich übersiedeln.

Es entstand ein „neues“ Team, eine neue Franchise mit neuer Geschichte: Die Ravens, benannt nach einer poetischen Figur des Dichters Edgar Allen Poe, der in Baltimore begraben liegt („und es sprach der Rabe Nimmermehr“).

Die Ravens schienen die Pechmarie in Cleveland gelassen zu haben, und Modell beförderte schnell einen ehemaligen NFL-Profi, den schwarzen Ozzie Newsome, zum GM. Newsome machte sich einen Namen als exzellenter Draft-Stratege, und punktete gleich im besagten ersten Versuch (1996) doppelt, holte mit Lewis und OT Jonathan Ogden zwei fast sichere künftige Hall of Famer.

Nach wechselhaften Anfangsjahren verpflichtete Newsome im Jänner 1999 schließlich den Offensive Coordinator der rekordträchtigen Minnesota Vikings, Brian Billick, und weil man alles so schön planen kann, mutierten die Ravens fast über Nacht zur Defensivmaschine galore.

Die NFL-Saison 2000/01 hat bis heute und darüber hinaus etwas Freakiges, etwas, das es kaum jemals wieder geben wird. Der eine Satz wurde auf die Grausamste bestätigt: Defense wins Championships. An alle Pundits: Der Satz ist verbraucht. Er ist auf ewig reserviert für die Ravens 2000/01, die es tatsächlich schafften, nahezu ohne Offense die Superbowl zu gewinnen (bzw. mit nicht mehr als parasitärer, „effizienter“ Offense).

Über ein Monat Durchlavieren ohne Touchdown durch die Offense. 165 zugelassene Punkte in der kompletten Regular Season. Am Ende ein Kantersieg in einem Puntfestival (nicht Punktfestival), das sich selbst mit US-Hypemaschine nur schwer als „Superbowl 35“ verkaufen ließ. MVP wurde, natürlich, Ray Lewis, kein Jahr, nachdem er in einem bizarren Doppelmordfall nur wegen unsicherer Beweislage freigesprochen worden war.

So ging es unter Billick weiter, Herbst für Herbst. Spektakuläre Tackles, blaue Flecken, aber kein Quarterback und keine Offense. Man war gut genug, um mit 9-7 oder 10-6 in die Playoffs zu kommen, flog dort aber meistens schnell wieder raus. Bis Billick schließlich Anfang 2008 gefeuert wurde und durch John Harbaugh, ein unbeschriebenes Blatt aus den Tiefen des Trainerstabs der Philadelphia Eagles, ersetzt wurde.

Harbaugh griff gleich im ersten Draft, 2008, nach einem Quarterback, der einst in der Stadt des größten Rivalen, Pittsburgh, am College gescheitert war, und sich dann in der Niederungen der Div-IAA/FCS ein paar Meilen weiter nördlich in Delaware seine Sporen verdient hatte: Joe Flacco.

Flacco war nie der beständigste, aber mit ihm war die Offense gut genug, um die Ravens vom Level des reinen Wildcard-Teams zu einem alljährlichen Superbowl-Anwärter zu heben. Prachtstück blieb die Defense um ihre nichts anderes als fantastischen Einzelspieler: Lewis. DT Haloti Ngata. OLB Terrell Suggs. Und der allerbeste von allen, Free Safety Ed Reed, ein Freelancer, der die Anforderungen an seine Position neu schrieb.

Im Kern sind die Ravens 2012/13 noch immer defensivorientiert, aber dank Flacco gibt es einen zumindest akzeptablen Angriff, der die langsam zerbröckelnde Defense auffangen kann. Dort sind die Herren alt geworden. Mit Ray Lewis wird sich der erste am Sonntag verabschieden. Reed kokettierte auch schon des Öfteren mit der Footballrente.

Superbowl 47 könnte das letzte Halali der Baltimore Ravens, wie man sie kennen und fürchten gelernt hat, werden.