Carolina Panthers 2020 in der Fragerunde

Guten Morgen.

Heute geht es in einem Interview mit Tom Maron (@tommausb) vom deutschen Panthers-Fanclub German-Riot um die Carolina Panthers, die nach der Übernahme von Head Coach Matt Rhule in eine neue Ära starten wollten – und auch extrem viele Moves gemacht haben. Aber welchen Impact haben sie wirklich – und wie ist die Franchise nach den Abgängen der Ikonen Cam Newton und LB Luke Kuechly aufgestellt?

Fragen und Antworten nach dem Sprung. Weiterlesen

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NFL Vorschau 2014 – Carolina Panthers

Letztes Jahr hat plötzlich alles geklickt in Carolina. Die Front-7 hatte die beste Zeit ihre Lebens; das power running game war erhofft powerful; und aus dem stockkonservativen Head Coach wurde über Nacht Riverboat Ron; auch deswegen gewannen die Panthers erstmals in der Ära Newton viele knappe Spiele.

Die Cardiac Cats gewannen einigermaßen überraschend die NFC South, scheiterten aber nach der bye week an ihrem Ebenbild aus der NFC West, den San Francisco 49ers. Spielerisch sind sich beide erstaunlich ähnlich: power running game mit dual threat quarterback plus eine aggressive Defense, die von der Front-7 getragen wird. Auf der Managementseite allerdings trennen die beiden Welten. Während San Frans GM Trent Baalke gerade die Lehrbücher für erfolgreiche Kaderplanung neu schreibt, hat Carolinas GM David Gettleman bei seinem Amtsantritt 2013 eine fürchterliche Situation vorgefunden, so stehen auch dieses Jahr noch $20M an dead money in den Büchern. Weiterlesen

NFL Notizblock, Week 3: New York Giants @ Carolina Panthers (+ MNF)

Das Monday Night Game ist so gelaufen, wie es alle erwartet haben und wie es auch Seminole hier gevorschaut hatte. Die Oakland Raiders haben die ihnen zugedachte Rolle als Fußabtreter erfüllt, ohne sich lächerlich zu machen. Sie haben gekämpft, sie haben sich nicht aufgegeben, QB Terrelle Pryor sieht manchmal ganz gut aus und sogar RB Darren McFadden hat einen TD-Paß zu seinem Fullback geworfen. In Verbindung mit der Exzellenz Peyton Mannings, der wie immer gegen deutlich schlechtere Mannschaften eine alberne stat line produziert hat – 32/37, 374 Yards, 3TD, 0 INT – konnte man sich das Spiel sogar angucken. Aber viel gelernt haben wir nicht, darum statt eines Notizblock zum MNF kommt hier der Notizblock zum Spiel NY Giants@Carolina vom Sonntag 01.00pm.

Als diese beiden Teams letztes Jahr in Woche 3 aufeinandertrafen, haben die G-Men Cam Newton und seine Panthers dermaßen verprügelt, daß sie zwei Monate brauchten, sich davon zu erholen. Diese Saison wiederholte sich das Schauspiel – allerdings mit vertauschten Rollen. Die Cardiac Cats haben die Giants erbarmunglos in Stücke gerissen. Dominiert hat dabei vor allem die Front Seven der Panthers. Nach einer bärenstarken Leistung in Woche 1 gegen Seattle und einer mäßigen in Woche 2 gegen Buffalo steht der Zeiger auf dem Großartig-Überbewertet-Tacho jetzt ganz klar auf der linken Seite.

In der ersten Hälfte hatte New Yorks Offense sechs Drives. Ergebnis: zwei First Downs. 15 von 24 Spielzügen für null oder negativen Raumgewinn. Insgesamt 18 Yards. Achtzehn Yards Raumgewinn in der ersten Halbzeit. Sechs Drives, sechs Sacks. Shocking.

Zumal New Yorks Offensive Line in letzter Zeit auch nicht mit besonders schlechten Leistungen aufgefallen wäre. Am Sonntag ist dann ausgerechnet Left Tackle Will Beatty mit einem absolut fürchterlichen Auftreten in nie gekannte Tiefen abgestürzt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er in seinem ganzen Leben schonmal so schlecht gespielt hat. Er sollte sein Gehalt für dieses Spiel spenden an eine Organisation, die sich um ehemalige Quarterbacks mit körperlichen Langzeitschäden kümmert. Die anderen Vier rechts neben ihm waren aber auch nicht viel besser.

Die game winner waren also die Herren Greg Hardy, Star Lotulelei, Kawann Short und Charles Johnson, freundlich unterstützt von Luke Kuechly und Thomas Davis.  Die aufgrund von Verletzungen komplett umgebaute Secondary verdient wohl auch großen Respekt, wobei ich bei der Übertragung nicht erkennen konnte, ob sie so gut gedeckt haben oder ob Eli Manning mehr mit seiner Gesundheit beschäftigt war als mit seinen WRs.

New Yorks Angriff hatte 43 plays (das passiert, wenn man nur 10 First Downs erreicht), Carolina hatte alleine 44 Laufspielzüge. Die Panthers haben 38 Punkte gemacht, obwohl Steve Smith nur drei Bälle gefangen hat und Cam Newton alles andere als überragend gespielt hat. In der Verteidigung der Giants war niemand, der das Laufspiel Carolinas davon abhalten konnte, ständig First Downs zu machen (44 Läufe für 195 Yards, 15 First Downs).

Nächste Woche reisen die Giants nach Kansas City zu Eintracht Langeweile – allerdings haben diese in der Verteidigung mit Tamba Hali und Justin Houston noch bessere pass rushers als Carolina. Das wird dann entweder der Saisonabschluß der Giants oder der Beginn der alljährlichen Aufholjagd. Carolina hat spielfrei und besucht in Woche fünf die Arizona Cardinals in der Hoffnung, das erste Mal in der Ära Ron Rivera nicht gleich zu Saisonbeginn den Anschluß an die Spitze der NFC South zu verlierenn.

NFL Notizblock, Week 2: Carolina Panthers @ Buffalo Bills

Und wieder haben die Carolina Panthers ein knappes Spiel verloren. An diesem Sonntag waren aber weder HC Ron Rivera noch QB Cam Newton die Schuldigen. Den entscheidenden Fehler machte der allseits hochgelobte LB Luke Kuechly. 20 Sekunden vor Schluß wirft Bills Rookie Quarterback E.J. Manuel eine Interception – und Kuechly fährt wie ein angetrunkener Proll in der Disko die Schulter gegen den WR aus. Pass Interference, 1st Down Buffalo an Carolinas 11-Yard-Linie. Zwei Spielzüge später will kein DB Stevie Johnson verteidigen, wofür dieser sich mit dem siegbringenden TD bedankt.

Den Drive vorher hat Carolinas Offense fast lehrbuchmäßig durchgezogen. Mit erfolgreichem Laufspiel und den dicken Beinen von Newton nehmen sie fünf Minuten von der Uhr, gehen per Field Goal mit 23-17 in Führung und lassen Manuel & Co. nur 90 Sekunden auf der Uhr und die Aufgabe, die Endzone zu erreichen.

Die gesamt Zeit über war das ein enges Spiel ohne viele Aufreger und Aufregendheiten. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick bleiben Fragen an Carolina. Die nach dem Spiel letzte Woche gegen Seattle so – zu Recht – hoch gelobte Front Seven sah nicht viel Land gegen Buffalos Explosivitätswerk im Backfield. C.J. Spiller und Fred Jackson sprinteten und wuselten sich leichtfüßig durch die Klauen der Panther. Von DT Star Lotulelei war nicht viel zu sehen, auch nicht von den anderen D-Linern. Selbst Kuechly wurde ein-, zweimal auf dem falschen Fuß erwischt. War das nur ein Ausrutscher gegen einen sehr starken Laufangriff?

Das war aber alles zu verschmerzen, weil Rookie Manuel offensichtlich die klare Ansage hatte, um Himmels Willen ja nur jeden Fehler zu vermeiden und nichts Großes zu versuchen. Er machte denn auch nur zwei Fehler – allerdings kostspielige. Kuechly schlich sich zu Beginn des vierten Viertels in Manuels passing lane und schnappte sich dessen Paß. Im Drive vorher verlor Manuel bei einem Sack den Ball an der eigenen 16-Yard-Linie. Buffalos D verhinderte das Schlimmste und hielt Carolina bei jeweils einem Field Goal.

Was direkt zu der zweiten Frage an Carolina, insbesondere OC Mike Shula führt: was denkt ihr euch eigentlich bei diesen game plans? Ratlos bleibt man zurück. Es wird gepaßt und gepaßt und gepaßt. Selbst bei 1st Downs wird geworfen als gäbe es keinen Morgen mehr. Weil das schon länger so ist und sich auch dieses Mal wieder bestätigte, hat vor allem DE Mario Williams immer sofort den Weg zum QB gesucht und sich nicht weiter um die RBs gekümmert. Damit sprangen für Williams 4,5 Sacks heraus. Was Carolina da schon seit längerer Zeit veranstaltet , erinnert an das letzte Jahr von Brian Schottenheimer bei den Jets. Auch da spielte das running game nur noch ein nachgeordnete Rolle und dem mittelmäßigen QB wurde ein Rolle zugedacht, wie man sie vielleicht Rodgers/Manning/Brady übertragen kann, aber nicht einem Newton. Sicherlich: man erwartet viel von Newton und das sollte man auch. Er hat alles Talent der Welt and he can make every throw, wie man so sagt. Aber genau wie Sanchez wirft er die Bälle zu oft ganz plump an seinen Anspielstationen vorbei. Ich weiß nicht, woran das liegt, diese komische Inkonsistenz: manchmal wirft er schwierigste Pässe perfekt, manchmal die einfachsten ins Niemandsland (meistens zu hoch).

Und dann auch noch die sogennante „read option„. Bei Carolina gibt es gar keine Optionen, weil Newton jetzt gegen Buffalo immer an den RB übergeben hat. Nachdem die Bills das spitzgekriegt haben, wurde dieser dann regelmäßig von der Williams-Dareus-Williams-Dampfwalze einbetoniert. Ja, Newton hat auch nix zum Arbeiten neben WR Steve Smith und TE Greg Olsen, aber gerade deshalb sollte sich Shula mehr an seinen personnel begrenzten Möglichkeiten orientieren, als an seinen feuchten Träumen beim Gedanken an Newtons Arm.

Das wird jetzt wahrscheinlich etwas untergehen, weil es so ein knappes Spiel war. Zu Beginn des dritten Viertels hat auch Buffalos D da sehr großen Anteil dran gehabt. Zweimal wurde durch dämlichste Strafen aus einem 3&out jeweils ein neuer 1st Down. Für die Cardiac Cats geht schon wieder genauso schlecht los wie letzte Saison. Und genau wie letzte Saison geht es auch jetzt wieder in Woche 3 gegen die New York Football Giants. Letzte Saison wurde die Panthers da dermaßen verprüfgelt, daß sie fast zwei Monate brauchten, um sich davon zu erholen.

NFC South in der Frischzellenkur 2012 (II)

Carolina Panthers

  •     #9 (1) LB Luke Kuechly (Boston College)
  •   #40 (2) G Amini Silatolu (Midwestern State)
  • #103 (4) DE Frank Alexander (Oklahoma)
  • #104 (4) WR Joe Adams (Arkansas)
  • #143 (5) CB Josh Norman (Coastal Carolina)
  • #207 (6) P Brad Nortman (Wisonsin)
  • #216 (7) S D.J. Campbell (California)

Mittlerweile ist es eher selten, daß ein LB in den Top-10 vom Board geht. Boston Colleges Luke Kuechly soll aber ein dermaßen bilderbuchmäßiges LB-Talent sein, daß sich die Auguren alle in ihren Lobpreisungen einig sind. Ein sehr sicherer Tackler mit „instincts“ vor dem Herrn und auch sehr brauchbar im Decken von Tight Ends und anderen potentiellen Paßempfängern, die durch die Mitte kommen, soll Kuechly von Anfang an eine tragende Rolle in der bisher eher mäßigen Defense der Panthers spielen.

Obwohl diese dringend frisches Blut gebraucht hätte, kamen neben Kuechly nur noch drei weitere Talente – in den Runden 4, 5 und 7. Hmm. Immerhin DE Frank Alexander scheint es Coaching- und Scouting-Staff angetan zu haben, denn für ihn wurde leichthändig ein 3rd-rd pick im nächsten Jahr plus ein 6th-rounder in dieser Draft abgegeben. Er soll Carolina einen back-up für die beiden guten Starter Charles Johnson und Greg Hardy geben. Er ist recht groß mit 1,93m, daneben tauchen in seinen Scouting Reports hauptsächlich Dinge wie „high motor guy“ und „strengt sich immer voll an “ auf.

CB Josh Norman soll den pundits zufolge vor allem das spielerische Talent haben – und weniger die anderen Dinge. Norman ist ein großer Cornerback mit guten Händen, der durchaus in der zweiten Runde  schon ein guter Pick gewesen wäre, gewisse „character concerns“ aber die Teams verschreckt haben. 7th-rd pick D.J. Campbell ist eher für die Special Teams da, könnte bei der nicht gerade rosigen Safety-Situation aber sogar Möglichkeiten haben, auch dort seine Chance zu bekommen.

Für die Offense kommt mit Guard Amini Silatolu jemand, der 150kg auf 1,90m verteilt. Für eine Offense, die um das Laufspiel herum aufgebaut ist, ist das ein sinnvoll investierter Pick. Gerade das Aus-dem-Weg-schieben von überforderten Gegenspielern für seine Running Backs soll dann auch tatsächlich Silatolus Stärke gewesen sein. Allerdings waren seine Gegenspieler in der Regel auch nur halbe Hemden. Seine Midewestern State Mustangs spielen gegen so Teams wie Tarleton State, Incarnate World oder West Alabama. Durch seinen small-school-Hintergrund, soll er auch noch ziemlich ungeschliffen sein und einen guten Techniktrainer dringend nötig haben. Silatolu benötigt also wahrscheinlich noch etwas Zeit, könnte dann aber einer der besseren Guards der Liga werden.

WR Joe Adams soll ein Leichtgewicht sein, aber sehr explosiv. Wenn der tatsächlich seine Stärken in Sachen „Yards after the Catch“ hat, wie es in seinen Scouting Reports steht, könnte er schnell eine willkommene Waffe für Cam Newton im Slot werden.

Insgesamt keine herausragende Draft der Panthers. Die große Schwäche DT wurde gar nicht angegangen; die Secondary wurde nur mit einem schwierigen Talent und einem Special-Teamer verstärkt und der wirklich starke WR wurde auch nicht gedraftet. Der große Schritt nach vorne war das wohl nicht. Es ist mehr so ein notwendiges Auffrischen und für Kadertiefe und competition innerhalb der Mannschaft. Das ist eigentlich zu wenig.

Tampa Bay Buccaneers

  •     #7 (1) S Mark Barron (Alabama)
  •   #31 (1) RB Doug Martin (Boise State)
  •   #58 (2) LB Lavonte David (Nebraska)
  • #140 (5) LB Najee Goode (West Virginia)
  • #174 (6) CB Keith Tandy (West Virginia)
  • #212 (7) RB Michael Smith (Utah State)
  • #233 (7) TE Drake Dunsmore (Northwestern)

Dem neuen Head Coach Greg Schiano eilt der Ruf voraus, alles und jeden unter Kontrolle haben zu wollen. Die Namen, die in seinen Biographien immer wieder auftauchen sind dann auch nicht zufällig Joe Paterno, sein Lehrmeister, sowie Bill Belichick und John Wooden. Es gibt sympathischere Typen, aber sehr viel erfolgreichere gibts nicht viele. Von Belichick hat Schiano das Mantra übernommen: „we are not collecting talent, we´re building a team.“ Die Aushilfsdiva Kellen Winslow hat er sodenn auch gleich ans andere Ende der USA, zu den Seahawks geschickt, nachdem dieser keine Lust auf „voluntary“ workouts hatte. Bei draften kommen „character“, „leadership skills“ und „work ethic“ für Schiano weit vor Sprintzeiten und Bankdrücknummern.

Wenn Safety Mark Barron all diese Intangibles tatsächlich mitbringt, haben die Bucs mit dem ehemaligen Captain der Crimson Tide-D den Dreh- und Angelpunkt ihrer Defense für die nächsten Jahre gefunden. Spielerisch soll Barron über jeden Zweifel erhaben sein. Im schlimmsten Fall ist Barron regelmäßiger Pro Bowler. Im besten Fall spielt wird er eine Mischung aus Ed Reed und Troy Polamalu. Sagen die Auguren. Tatsächlich ist es eher selten so, daß jemand in die Liga kommt und so spielt. Aber viel Talent ist auf jeden Fall vorhanden und ein Playmaker seines Kalibers war derdas größte Need in Tampa.

Ursprünglich hatten die Freibeuter den 5th overall, den tauschte man gegen den 7th overall und einen 4th-rd pick der Nachbarn aus Jacksonville und nutzte diesen postwended, um aus dem eigenen 2nd-rd pick einen späten 1st rounder zu machen. Damit hatte Schiano Zugriff auf RB Doug Martin. Der Bronco aus Boise ist einer der komplettesten RBs der diesjährigen Klasse. Vom kraftvollen Lauf durch die Mitte über den weit getragenen Screen Pass bis zum immer wieder unterschätzten blitz pick-up hat er alles drauf. Martin soll der go-to guy werden, welcher LeGarette Blount mit seinem Dampfwalzen-Stil nicht sein wird. Um Blount noch ein bißchen mehr Feuer unterm Hintern zu machen, hat Schiano in der siebten Runde noch einen RB gedraftet. Michael Smith von Utah State ist ein dicker, kleiner Junge, der bei seinem Pro Day trotz 210lbs eine 4.33 40 gelaufen ist. Bei den Aggies hat er in drei Jahren durchschnittlich 7,1 Yards pro Carry erlaufen.

Für die defensive Seite des Balles holte man sich in der zweiten Runde dringend benötigte Verstärkung für das Linebacking-Corps. Lavonte  David soll sich in der Big-12 sehr erfolgreich mit den Paßempfängern der zahlreichen Spread-Offenses rumgeschlagen haben. Sehr sinnvolle Verstärkung, wenn man in einer Division mit Jimmy Graham, Tony Gonzalez und der TE-freundlichen Offense der Panthers spielt.

Im Idealfall haben die Bucs mit Barron, Martin und David drei neue Starter von Tag 1 an, die ein deutliches upgrade darstellen sollten. Gerade wenn die vielen in den letzten Jahren hoch gedrafteten Defensive Linemen alle mal gesund bleiben würden, könnte das eine junge, aufregende Defense werden. Auch im Angriff hat man heftig aufmunitioniert. QB Josh Freeman hat in der Free Agency schon eine neue große Waffe bekommen mit Vincent Jackson; einen der besten Beschützer, den man sich vorstellen kann mit Carl Nicks; und nun per Draft auch noch zwei RBs. Wenn Schiano aus den Teilen auch tatsächlich ein funktionierendes Team formen kann, zeigt der Trend in Tampa wieder deutlich nach oben.

Die Gesichter des NFL-Drafts 2012 – Die Defense

Nach der Offense gestern die Defense heute – wie immer nach dem Prinzip Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse alles, was du sagst.

Defensive Tackles

Man ist sich einig: Guter Jahrgang in der Breite, aber das „Can’t miss“-Element wie in den letzten Jahren Suh, Dareus oder Fairley fehlt. Man merkt aber allein an der schieren Uneinigkeit der Experten, wer denn nun Top-10 und wer nur „zweite Runde“ würdig ist: Der Jahrgang bietet durchaus diverse Optionen für diverse Spielsysteme. Mike Mayock reiht die Tackles wie folgt:

#1 Fletcher Cox
#2 Dontari Poe
#3 Jerel Worthy
#4 Michael Brockers
#5 Devon Still

Zwei Optionen sind besonders faszinierend. Da wäre auf der einen Seite Michael Brockers von der Louisiana State University, der als Art „Suh für Arme“ gehandelt wird: Spekulativer Pass Rusher ohne Interesse am Verteidigen von Laufspiel. Geht es nach den meisten Experten, wäre Brockers besser beraten gewesen, noch ein Jahr an der Uni zu bleiben, um die Nuancen der Position zu lernen, aber nach diesem Finale hatte Brockers wohl verständlicherweise keine Lust mehr auf College Football.

Der „andere“ Sleeper ist Dontari Poe, ein seltener Ausreißer aus dem furchterregend schlechten Footballprogramm der Memphis Tigers. Poe begeisterte durch fantastische Workouts und soll bei allen 160kg die Beweglichkeit haben, zwei Blocker gleichzeitig aus dem Weg zu räumen. Wer Poe draftet, muss allerdings wohl eine Menge „Feintuning“ betreiben, um den Mann NFL-reif zu kriegen (Mayock: athletic freak, great motor, but looked average on tape).

Im Schatten dieses Duos hat sich Mississippi States Fletcher Cox still, heimlich und leise in den Vordergrund gespielt und gilt nun fast unisono als bester, flexibelster Defensive Lineman, mit Anlagen alles von Tackle bis End zu spielen, was DefCoords von ihm verlangen. Möglicher Top-10 Pick.

Eher der grundsolide Typus ist DT Brandon Thompson (Clemson), von dem man nicht allzu viel Pass Rush erwartet. Der hawaiisch klingende Alameda Ta’amu (University of Washington) gilt als ebenso physische Präsenz, die jedoch zu instinktgetrieben Football spielen soll und sich daher von Spielzügen mit Richtungswechsel („Counter-Plays“) verarschen lässt. Devon Still von Penn State halten viele für die risikoärmere Einberufung, wobei Still nicht als härtester Arbeiter unter der Sonne gilt und erst im letzten Uni-Jahr für mehrere Monate konstante Leistungen abgeliefert hat.

Bei Jerel Worthy (Michigan State) ging lange niemand davon aus, dass er die notwendige Power für die 3-4 Line besitzen würde. Worthys große Stärken sollen seine flotten Füße und seine Antrittsschnelligkeit sein. Ein Gegenbeispiel dazu ist Josh Chapman/Alabama: Kleingewachsen, aber wuselig genug, um mit niedrigem Körperschwerpunkt (wiegt an die 150kg) ausreichend Rabatz als Nose Tackle zu machen. Galt jedoch als verletzungsanfällig.

Noch was? Ähh, ja. Mit DT Markus Kuhn (N.C. State) wandert dieser Tage drei Jahre nach Vollmer wieder ein Deutscher in den NFL-Draft. Kuhn, das ist der Mann, der mit der DVD vertikal die US-Ostküste entlang gezogen (wir hatten darüber berichtet) und schließlich in der ACC untergekommen war. Kuhn war beim Combine eingeladen und könnte nun als zweiter Deutscher gedraftet werden. Nach einem Report der Scouting-Abteilung der Green Bay Packers ist Kuhn „underrated“, mit der negativsten Komponente „Alter“ (als Spätstarter bereits 26 Lenze), könnte am Samstag einberufen werden. Ein sehr sympathisches Interview mit Kuhn hat Andreas Renner bei den Sofa-Quarterbacks geführt (Audio/21min); bei NFL.com hat Kuhn in Sachen „internationale Färbung des Drafts“ auch seine Aufwartung bekommen.

Defensive Ends

Hier gilt ähnliches: Der Jahrgang soll fantastische Tiefe besitzen, aber keinen wirklich herausragenden Athleten. Tendenziell ist bei Defensive Ends stets die „S“-Frage („Spielsystem-Frage“): 4-3 oder 3-4. Eine Zuordnung fällt daher schwer. Mayocks Top-5:

#1 Chandler Jones
#2 Quinton Coples
#3 Courtney Upshaw
#4 Vinny Curry
#5 Bruce Irvin

Chandler Who? Der Mann kommt vom College Syracuse und hat sich in den letzten Wochen in Mayocks tiefste Herzkammer hinein gespielt. Jones’ Attribute: Groß gewachsen, zirka dreieinhalb Meter Armspannweite, extrem beweglich. Soll zwischen #18 und #30 vom Tablett sein.

Der bekanntere Name ist Quinton Coples von North Carolina, der als höchst talentiert, aber als ebenso großes Risiko gilt: Als Junior mit beeindruckenden Vorstellungen auf Defensive Tackle, sagte man Coples ein lustloses, ja abgrundtief schwaches Senior-Jahr nach und hat Angst um die Coples’sche Motivation.

Courtney Upshaw gilt eigentlich im Common Sense eher als OLB für 3-4 Defenses (wie in Alabama und bei den Jets, wo alle Welt Upshaw hinwechseln sieht). Ich bin allenfalls verwundert, warum Bamas #41 nicht für die Top-10 infrage zu kommen scheint. Ist es, weil Teams nicht wissen, wohin genau sie Upshaw stellen sollen? Upshaw galt am College als eher schlechter Deckungsspieler, was schon mal eher für Defensive End sprechen würde.

Die „Wildcards“ auf Defensive End: Jonathan Massaquoi/Troy, einem reinrassigen Pass Rusher, der analog zu Coples einem sagenhaften Herbst 2010/11 einen ganz schwachen Herbst 2011/12 folgen ließ. Oder das Fliegengewicht (111 kg) Bruce Irvin/West Virginia, nach Mayock ein freak with special, special skill set off the edge – Typ Mark Anderson: Nicht gebräuchlich für alles, was drei Meter gegen den Wind nach Laufspiel riecht, aber in 150 Versuchen mit 12 Sacks. Oder Nick Perry/USC, der vor wenigen Wochen noch als potenzieller Top-10 Pick gehandelt worden war, aber dafür reicht alleiniger Spaß am Pass Rush dann wohl doch nicht mehr.

Paar weitere Namen zum Vormerken: Vinny Curry/Marshall, Cam Johnson/Virginia, Tyrone Crawford/Boise State, Jared Crick/Nebraska oder Frank Alexander/Oklahoma.

3-4 DE/OLBs (Hybrids)

Eine meistens schwer einschätzbare Position: Die „kombinierten“ DE/OLB für eine 3-4 Defense, die darauf spezialisiert sein müssen, Druck auf den Quarterback zu machen. Dampf, Dampf, Dampf, in jedem Down, 40x/Spiel. Die Musterbeispiele sind die famosen Tamba Hali von den Chiefs und Suggs von den Ravens.

Als spektakulärster Pass Rusher gilt Melvin Ingram von „USC East“ (South Carolina), dessen Körperbau mit nur 264 (wahlweise wurden auch 276 genannt) Pfund Kampfgewicht eher leichtgewichtig ist, aber der varibelst eingesetzt werden kann hasenartige Bewegungen draufhaben soll. Ebenso variabel, aber weniger spektakulär: Andre Branch/Clemson.

Eher der grundsolide Arbeiter ist der weiße Shea McClellin von den Boise State Broncos, der zweite Mann neben Chandler Jones, bei dem Mayock dieser Tage feuchte Äuglein bekommt. Soll die Reinkarnation von Mike Vrabel und charakterlich gefestigt genug sein, dass Mannschaften durchaus darüber nachdenken, ihn in der ersten Runde einzuberufen.

Whitney Mercilus gilt als brutal antrittsschnell und soll seine Effizienz dann maximieren, wenn er entweder in der Wide-9 Defense den DE gibt, oder als OLB auf die Quarterbacks losgelassen wird. Mehr oder minder sicherer 1st round pick. Mayock und seine Top-5:

#1 Shea McClellin
#2 Melvin Ingram
#3 Whitney Mercilus
#4 Lavonte David
#5 Andre Branch

Linebacker

Nennen wir sie einfach mal die klassischen Linebackers. Jene, die in der 4-3 Defense die OLBs und MLBs geben sowie die ILBs der 3-4 Defense. Es ist großteils eh wurscht, da die Mehrheit der NFL-Franchises diese Position immer weiter vernachlässigt und verkommen lässt, solange ein Linebacker nicht über exzellente Deckungsfähigkeiten (gegen Tight Ends) verfügt.

Genau da wären wir bei Luke Kuechly, dem Tacklemonster von Boston College, dem man hohe Spielintelligenz und Durchhaltevermögen nachsagt, und das trotz solcher Werte: Kuechly wird mit 237 Pfund (107kg) gelistet – man lasse Gronkowski oder Peterson drüberfahren und das Amerikanische Rote Kreuz ist alarmiert, möchte man meinen. Dabei war Kuechly nun jahrelang der große Ankermann am College und gilt als rundum solider, sicherer Draftpick zwischen #10 und #15.

Überraschend „niedrig“ (späte erste Runde) wird gemeinhin Alabamas Dont’a Hightower eingestuft. Überraschend deshalb, weil sich Hightower in zahlreichen Übertragungen als unglaublich quicke, wendige Präsenz erwiesen hat und in der alles andere als kleinwüchsigen SEC der Abwehrspieler in der Abwehr schlechthin war. In einer Defense wie Pittsburgh oder Baltimore dürfte Hightower auf Jahre bestens aufgehoben sein.

Der dritte potenzielle Star ist Travis Lewis von den Oklahomas Sooners, dem man allerdings Verletzungsanfälligkeit sowie unausgereiftes Tackling nachsagt. Ein Wiedersehen mit TCUs famosen Tank Carder, dem Hero aus der Rose Bowl 2011:

Ein Mychael und ein James-Michael. Zwei Texas Longhorns (Keenan Robinson/Emmanuel Acho). Und Vontaze Burfict, über den es zirka fuffzichtausend Meinungen gibt, aber alle Scouts sind sich einig: Man lasse die Finger davon. Burfict ist eine Knalltüte, nicht in der Lage, 60 Minuten lang seine Gefühle im Zaum zu halten. Da jedermann trotz Burficts zweifellos vorhandenen Anlagen minimum drei Ausschlüsse in seiner Rookie-Saison befürchtet, soll Burfict im Frühjahr nicht ein einziges Vorstellungsgepräch mit einer Franchise bekommen haben.

Mayocks Top-5:

#1 Luke Kuechly
#2 Dont’a Hightower
#3 Mychal Kendricks
#4 James-Michael Johnson
#5 Tank Carder

Cornerbacks

In Zeiten, in denen die Herren der Lüfte Superbowl-Ringe einfahren, gewinnen gute Cornerbacks automatisch an Wert. Dieses Mal kommen die besten gleich serienweise aus der Southeastern Conference (SEC).

Bester Vertreter der 2012er-Garnitur soll Louisiana States Morris Claiborne sein, der mit 1,82m ungewöhnlich großgewachsen für einen CB ist. Man hält ihn für sehr reif und entwicklungsfähig, aber nicht für so gut wie vor einem Jahr Teamkollege Patrick Peterson (nun Arizona).

In den Vordergrund gerückt ist in den letzten Wochen auch South Carolinas Rastaman Stephon Gilmore: 40 Starts am College, nicht eine einzige Verletzung in der Vita, 1.83m groß und intelligent genug, um sowohl Mann- als auch Zonendeckungskonzepte zu verstehen.

Ein weiterer Kandidat für die erste Runde: Alabamas Der Kirkpatrick mit seiner Physis, der auch gegen Peterson seine Knochen unfallfrei dagegenhalten kann. Gilt allerdings nach dem Videostudium als schlechterer Manndecker als ursprünglich angenommen und fiel in der Gunst der Pundits etwas zurück.

Der X-Faktor ist Janoris Jenkins/North Alabama, der gemäß dem biblischen Prinzip Seid fruchtbar und mehret euch bereits in jungen Jahren auf Cromarties Spuren wandelt und vier Kinder von drei Frauen unterhalten muss, und als durchaus größtes Cornerback-Talent im Draft gilt. Weil Jenkins jedoch durchaus mal einen über den Durst trinkt und ganz gerne verbranntem Gras nachschmecken soll, genießt der Mann den Ruf einer Horde Furunkel und das nicht erst, seit er letzten Frühling von der University of Florida geflogen war.

Auch kein Mann aus der pädagogischen Provinz: Alfonzo Dennard/Nebraska, der nicht nur auf dem Feld eher dreckig spielen soll, sondern just letzte Woche in den Knast gesperrt wurde.

Bleibt der groß gewachsene (ca. 1,85m) Trumaine Johnson aus der FCS (University of Montana), ein weiterer von Mayocks heimlichen Favoriten. Größte Negativkomponente: „Off-field problems“. Man muss schon wissen, in welchen Scouting-Reports man nachzugucken hat, um den Kern dieser Probleme zu entdecken, nachdem die ersten ca. 50 Google-Hits unisono Plattitüden liefern. Johnson war nicht der fleißigste Schüler unter der Sonne und schlägerte im Herbst auf einer Studentenparty. That’s it.

Mayocks Top-5:

#1 Morris Claiborne
#2 Stephon Gilmore
#3 Dre Kirkpatrick
#4 Casey Hayward
#5 Trumaine Johnson

Safetys

Der Jahrgang an Safetys soll qualitativ eher durchwachsen sein. Alabamas Mark Barron gilt als Kronjuwel und wird mit Sicherheit in der ersten Runde einberufen, während der zweitbeste Safety, Harrison Smith/Notre Dame nicht die flottesten Füße besitzen soll.

Wie gut im Übrigen Alabamas Defense 2011/12 am College war, zeigt der Fakt, dass neben Barron, Kirkpatrick, Upshaw, Chapman und Hightower mit DeQuan Menzie noch ein weiterer Abwehrspieler unter Mayocks Top-5 Safetys gelistet ist.

Brandon Taylors größte Kredenzien bei LSU: Er bekam die Trikotnummer #18 zugewiesen – die Nummer, die es jedes Jahr für den vorbildlichsten LSU Tiger zu holen gibt. Dann hätten wir noch den eher wackeligen George Iloka von den Boise State Broncos.

Mayock und seine Top-5:

#1 Mark Barron
#2 Harrison Smith
#3 Brandon Taylor
#4 DeQuan Menzie
#5 Philip Thomas

Special Teams

Es gibt mit Florida States Shawn Powell einen Punter, der bei Übertragungen immer wieder als Güteklasse 1A eingestuft wurde und möglicherweise am Samstag gedraftet werden wird. Besonders herausragende Returner, die nicht bereits primär für andere Positionen gedraftet werden, sind mir nicht bekannt.

Männer, es ist Zeit. Heute Nacht findet der NFL-Draft 2012 statt.