NFL Combine 2020 auf dem Spielfeld

Heute Abend geht es mit den On-Field Workouts in der Combine los. Das NFL Network hat die Workouts weiter nach hinten verlegt, näher an die US-amerikanische Primetime. Der Zeitplan ist damit nun folgender Europa-unfreundlicher:

  • Do 22h – 05h: QB, WR, TE
  • Fr 22h – 05h: Special Teams, RB, OL
  • Sa 22h – 05h: DL, LB
  • So 20h – 01h: DB

Nachfolgend ein paar interessante Verweise um die Combine-Resultate besser einordnen zu können. Weiterlesen

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Defensive Backs in der Combine 2019

Die Cornerback-Klasse von 2019 sieht einige Top-Prospects. Man ist sich noch nicht sicher, wie es mit der Tiefe aussieht. Normalerweise ist die Combine für Cornerbacks wichtig, denn sehr starke oder sehr schwache Zeiten in Sprint und Richtungswechsel ändern manchmal den Draft-Status von Prospects drastisch. Weiterlesen

Offensive Liner – Die Stärke liegt im Kopf, nicht in den Muskeln

Am Freitag beginnen die Combine-Workouts, und die erste Positionsgruppe betrifft die Offensive Liner (un Runningbacks, die ich morgen anschaue). Premium-Position auf Offensive Line ist der Offensive Tackle – es gibt kaum ein Jahr, in dem kein Offensive Tackle in den Top-10 vom Board geht, und auch 2019 soll ein starkes Jahr für diese Beschützer der Franchise-QBs sein. Weiterlesen

Vor der NFL-Combine 2016

Heute beginnt die NFL-Combine in Indianapolis (23.-29. Februar), das alljährliche Schaulaufen der Draft-Prospects. Wie die Veranstaltung abläuft, habe ich schon vor Jahren erklärt. Es ist eine der letzten verbliebenen Veranstaltungen der NFL, bei denen die Umsatzmaximierung noch nicht ausgeschöpft ist, denn die NFL verkauft nur ein kleines Ticket-Kontingent. Weiterlesen

Vor der NFL Combine 2015

Heute beginnt die NFL-Combine 2015, Sichtungstrainingslager und inoffizieller Startschuss zur Draft-Saison, die geprägt sein wird von Fantillionen an Scouting-Reports und Mock-Drafts bis zum Abwinken. Um Wiederholungen auszuschließen, verweise ich auf einen Blog-Tag „Allgemeines zur Combine“, in der alle einführenden Combine-Artikel der letzten Jahre aufgelistet sind: Was ist die Combine? Wer nimmt teil? Welche Drills gibt es? Weiterlesen

Safetys vor der Combine 2014

Die Safety-Position in der NFL ist eine, die immer mehr an Wert gewinnt. Die 2014er-Draftklasse hat für meinen Geschmack drei potenzielle Größen: Calvin Pryor, Ha-Ha Clinton Dix und Lamarcus Joyner. Sie werden heute in den Workouts dran sein, und schonmal ein paar Gedanken meinerseits zu diesen Spielern.

Pryor von der University of Louisville ist keine 100kg schwer, kommt aber auf 1.88m und gilt als geschwindiger Spieler. Das sind Gardemaße für einen NFL-Safety. Bei Pryor sieht es sehr wuchtig aus, wenn er aus der Tiefe des Spielfelds kommt und die Ballträger attackiert. Guter Tackler. Geht kompromisslos gegen den Mann. Das sind glänzende Voraussetzungen, aber die Negativen hört man bei Pryor auch alsbald: Kein reifer Spieler, fliegt oft im falschen Winkel daher, muss sich manches dreimal sagen lassen bevor er es dem Trainer abnimmt. Das klingt danach, als ob Pryor für einige Trainer (vor allem unerfahrene) eher eine Pest ist, aber für welche mit guten Defense-Coaches möglicherweise ein nur zu schleifender Rohdiamant.

Clinton-Dix kommt von Alabama, fiel dort aber nicht weiter auf außer seinem Spitznamen („Ha-Ha“) bei dem man sich schnell mal vor Lachen verschluckt. Er gilt als rundum guter Spieler ohne eklatante Schwachstelle – nie die schlechteste Voraussetzung für einen Safety, aber auf der anderen Seite soll er auch keine besonderen Stärken haben. Überall „gut“, nirgendwo „hervorragend“. Kein episches Talent, um den herum du eine ganz neue Art von Defense kreieren kannst. Das klingt nach Ende erste Runde bis Anfang dritte Runde.

Der spannendste Safety sollte Lamarcus Joyner vom National-Champion Florida State sein. Ich habe oft genug betont, wie sehr ich Joyner, den College-Spieler, vergötterte. Für die NFL-Aussichten gibt es ein Problem: Seinen Körperbau. Joyner ist mit nur 86kg auf 1.73m ein Winzling für Profi-Verhältnisse, was bestimmt etliche Teams abschreckt – vielleicht nichtmal zu Unrecht: Wenn du so manches Monster auf Tight End siehst, möchtest du den nicht gegen einen zwei Kopf kleineren Joyner angesetzt sehen.

Auf der anderen Seite ist das einer der furchterregendsten Verteidiger, die der College-Football die letzten Jahre gesehen hat. Joyner ist schnell, ein gefürchteter Tackler, der keine faulen Tricks braucht um einen Gegenspieler zu sich herunter zu ziehen. Er ist vielfältig einsetzbar, da er ursprünglich als Cornerback zu FSU kam, später auf Safety umgeschult wurde, weil sie Seminoles so viele erfahrene exzellente Cornerbacks im Kader hatten (von denen einige wie Minnesotas Xavier Rhodes mittlerweile Profis sind). Joyner gilt zudem als guter Manndecker, kann auch im Slot eingesetzt werden.

Ist Joyner so sehr anders als der Honey Badger, der auch als zu klein galt und zu wild, und so on? Der Honey-Badger, der auch in der dritten Runde vom Tablett ging, trotz einer Vita voller Drogen- und Charakterprobleme. Trotz der Tatsache, dass er ein ganzes Jahr raus aus dem Football war. Joyner hat diese Fragezeichen nicht. Er gilt als höchst professionell und ließ sich auch von seinem Einsatz am Spielfeld und im Training nie etwas zu Schulden kommen, zumindest nicht, dass es zu mir durchgedrungen wäre.

Joyner ist aufgrund seiner körperlichen Limits wohl kein 1st-Rounder, aber ich wäre nicht überrascht, wenn er in der zweiten oder dritten Runde ginge und dann in einem Jahr als große Überraschung gefeiert würde.

Quarterbacks vor der Combine 2014

Ein paar Zeilen zur Einführung, mit was für Typen wir es bei den Quarterbacks im NFL-Draft 2014 zu tun haben werden, habe ich schon unter der Woche verfasst. Heute mal ein Blick auf die spielerischen Fähigkeiten der Herrschaften, die die neuen Franchise-Gesichter werden sollen – das meiste ungefragt übernommen von Greg Cosell, dessen Podcast bei Sportstalk 790 for Houston mit Lance Zierlein ich unter der Woche gehört habe.

Cosell sagt keinem der Quarterbacks in diesem Jahrgang die „Würdigkeit“ des Top-Draftpicks nach, schiebt aber auch ein, was nicht bedeuten muss, dass kein QB an #1 gezogen wird. Zu wichtig ist die Position. Zu oft wurden schon üblere Prospects ganz hoch oben gezogen, weil sie eben Quarterbacks waren (Paradebeispiel: Mark Sanchez, bei dem auch jeder wusste, dass das maximal ein Durchschnittsspieler war).

So schlimm ist das auch nicht, wenn die QBs nach oben gespült werden; es zeigt schlicht: Der Pass gewinnt in der NFL. Jeder weiß das bzw. sollte das wissen. Und bei 32 Teams ist es nicht möglich, für jede Mannschaft gleichzeitig einen richtig guten QB aufzutreiben, also gehen manche Mannschaften halt mal „all in“ und riskieren einen Griff nach einem potenziellen Flop.

Die Senior-QBs habe ich schon vor einem Monat im Eintrag über die Senior Bowl kurz vorgestellt. Heute der Blick auf drei aussichtsreiche Junior-QBs („Junior“ = erst drei Jahre aus der Highschool, hätte noch ein oder zwei Jahre College Football spielen können).


Johnny Manziel – laut Cosell ist Manziel ein see it, throw it Spielertyp, was nichts anderes heißt, als dass Manziel nicht antizipiert. Die großen QBs der Gegenwart wie Manning, Brady oder Rodgers sind meisterhaft darin, den Wurf schon anzubringen, wenn der Ballfänger noch nicht frei gelaufen ist, weil sie schlicht wissen, wo er im Moment sein wird, in dem der Ball den ihm zugedachten Raum am Spielfeld erreicht. Manziel zeigt diese Tendenz für Cosells Geschmack zu wenig.

Manziel soll zu ungeduldig sein. Sieht er nicht sofort das Bild vor sich, das er sehen möchte, ist er schnell versucht loszuscrambeln. So zumindest Cosells Gefühl nach dem ersten Videostudiums. Persönlich hatte ich im November ein anderes Bild von Manziel:

Schwierig zu sagen, wie die NFL auf Manziel reagiert.
Positiv ist auf alle Fälle, dass er sich vom Druck des Gegners nicht verunsichern lässt und sich sehr “sicher” in der Pocket bewegt. Manziel ist auch kein Scrambler in erster Linie, sondern versucht IMHO schon zuerst, den Ball zu werfen. Augen immer downfield gilt IMHO für Manziel wie für Bridgewater –> sehr positives Zeichen.
Weitere Pluspunkte könnten die enorme Improvisationsstärke sein; wenn Spielzüge zu kollabieren drohen ist Manziel am besten, und er ist zumindest im College-Football gegen die besten Defenses am besten bzw. nicht einzubremsen. Trotz der Tatsache, dass er der Alleinunterhalter seiner Aggies-Offense ist. Und er ist mit 21 extrem jung.
Zweifel wird die NFL sicher wegen der nur 1,80m anbringen. Wurfstil ist durchaus unorthodox, Flugbahnen sind ziemlich “eierig” und im Vergleich zu, sagen wir einem Cutler oder Stafford, richtige Bogenlampen. Das ist gewiss keine NFL-Spitzenklasse.

Keine Ahnung, wie der Mensch Manziel von der NFL aufgenommen wird. Im Team scheint er trotz seiner exponierten Stellung eine herausragende Stellung einzunehmen und beliebt zu sein. Gegen Alabama (?) am Spielfeldrand trieb Manziel seine Jungs z.B. richtig an – das ist ein Bild, das mir von Manziel immer bleiben wird, nachdem man bei einem Mensch mit so vielen Eskapaden eigentlich nicht erwartet, dass er sich 120% ins Zeug legt und auch bei quasi aussichtslosem Spielstand noch volle Tube reinhängt.

Also:
Prototypischer NFL-QB sieht eigentlich anders aus, aber wenn ein Tebow in der ersten Runde gehen konnte…

Cosell bescheinigt Manziel allerdings, dass er die meisten seiner Big-Plays als Werfer aus der Pocket machte, und nicht wie man vielleicht denken würde im Scrambling und Wurf im Lauf.

Cosell merkt allerdings auch an, dass die NFL-Coaches sich gut überlegen müssen, ob Manziels Improvisationsgeschick sich auf die NFL übertragen lässt bzw. in welcher Form. Ist ein Spielsystem mit einem Instinktspieler wie Manziel dauerhaft haltbar? Das Problem bei solchen Spielern war in der Vergangenheit, dass sie sich zu sehr auf ihre individuelle Klasse verließen, versuchten, aus dem System auszubrechen um auf eigene Faust Plays zu generieren – das ging manchmal mit spektakulärsten Plays und Spielen gut, aber auf Dauer war es doch weniger erfolgreich als bei den „langweiligen“ Maschinen wie Brady und Manning. Frag nach bei Michael Vick

Cosell nennt das im Podcast „wide variation“ in Manziels Spielanlage. Wie gesagt: Das erwies sich in den letzten Jahren oft als Problem. Auf der anderen Seite muss Manziel was draufhaben, so wie er quasi im Alleingang die best eingeschätzten Defenses des College-Football, jene aus der SEC, zerlegte.

Manziel wird bei der Combine übrigens nicht werfen.


Blake Bortles – Cosell ist nicht überschwänglich, wenn er über Bortles spricht („The more I watched him the more I thought there were some positives“). Some Positives. Naja. Laut Cosell ist Bortles kein großartiger Werfer, der dich baff hinterlässt und abspritzen lässt. Seine Wurfbewegung gilt als nicht lupenrein, denn Bortles stößt den Ball ein weniger anstatt ihn zu werfen. Das muss nicht unbedingt negativ sein: Philip Rivers hat eine ähnliche Anlage und war in San Diego jahrelang ein phänomenaler QB.

Cosell merkt an, dass Bortles näher am NFL-Prototyp ist als ein Manziel. Er ist ein Pocket-Passer, der aber mobil genug ist um einige rudimentäre Bootleg-Plays auszuführen. Bortles‘ Unerfahrenheit soll sich bemerkbar machen, aber er soll besser antizipieren als Manziel. Seine Fußarbeit soll aber noch sehr ungeschliffen sein und viel Arbeit brauchen – zu häufig wirft er ohne Gleichgewicht.

Das spricht dafür, dass Bortles einen erfahrenen QB-Coach braucht um nicht in hellen Flammen unterzugehen. Wie viele QB-Gurus sitzen in verantwortungsvollen Positionen als OffCoords oder Headcoaches in der NFL und haben aktuell dringendes QB-Need? Tampa Bay mit Jeff Tedford, dem Lehrmeister des Aaron Rodgers, und ansonst?

Klingt jedenfalls nicht völlig überragend für Bortles. Bortles wird in den Combine-Workouts wie Manziel nicht an den Wurftrainings teilnehmen, und es gibt Beobachter, die ihm nachsagen, damit seine Aktien zu verbessern (sic!). Wie gesagt: Noch habe ich Bortles‘ Kandidatur nicht ganz begriffen.


Teddy Bridgewater – für Cosell ist das zweifellos das QB-Prospect, das am weitesten in seiner Entwicklung ist. Er ist mobil genug und wirft einen gepflegten Ball. Sein Gefühl in der Pocket hat Cosell überzeugt. Kann sehr gut antizipieren, hat ein Gefühl, den Pass im rechten Moment anzubringen, traut sich, in enge Deckungen reinzuwerfen. Cosell lobt Bridgewaters pre snap“-Wissen, mit dem er schon am College die gegnerischen Safetys „manipulieren“ konnte. Er erinnert Cosell an Russell Wilson – das wäre eigentlich per Knopfdruck den Top-Pick wert.

Aber: Cosell erwartete, dass Bridgewater in der Combine nicht als größter QB ever gemessen wird, sprach etwas von ca. 1.84m Körperbau, was für einen Quarterback nicht überaus Gardemaß ist. Es muss kein Problem sein, aber gepaart mit seinem fragilen Körperbau und seinem sehr starken, aber nicht epischen Wurfarm könnte das Bridgewater vom Top-Pick runterbuchsieren.

Ich bin kein Scout, aber wenn ich von meiner Laien-Warte aus die Top-Anwärter miteinander vergleiche, ist Bridgewater für mich mit meilenweitem Abstand die sicherste Tüte. Ich schrieb schon oft darüber, dass mit das Selbstverständnis bei Bridgewater, sein Selbstvertrauen, auch tiefe Pässe anzubringen, sehr gefällt. Er lässt sich nicht vom Passrush beeindrucken. Er ist sehr smooth in seinen Bewegungen. Er ist kein Scrambler der ersten Güte, sondern versucht immer, zuerst den Pass anzubringen. Möglicherweise ist Bortles von seinen Bewegungen her sogar der bessere Scrambler als der Schwarze Bridgewater.


Cosell bestätigt diese meine Eindrücke aus den letzten zwei Jahren. Ich bin momentan davon überzeugt, dass es Bullshit wäre, Bortles ernsthaft in Bridgewaters Nähe zu schreiben. Bortles gilt momentan als möglicher Top-10 Pick, aber es gibt in keiner einzigen Beschreibung dieses QBs einen Anhaltspunkt, der dies rechtfertigen würde. Wenn du ihn spielen siehst, siehst du kein Indiz für einen sehr hohen Pick. Aber Bortles hat die Schnitte an seiner Seite, er hat das Grinsen für die Werbung, er taugt womöglich medial zumindest für einige Wochen dazu, als eine Art dark horse Gegenspieler für Teddy Bridgewater aufzubauen.

Oder sehe ich Bortles zu negativ? Als nächstes gilt es, Mike Mayocks Meinungen während der Combine aufzusaugen.

Mit Steuerung-C und Steuerung-V: Die NFL-Combine 2014

NFL-Scouting Combine in Indianapolis – diese Woche von Mittwoch, 19.2. bis nächsten Dienstag, 24.2., alljährlich der wirkliche Start zu einer zirka zweimonatigen Hype-Maschine im Vorfeld des NFL-Drafts, wo die künftigen NFL-Profis von ihren Teams ausgewählt werden. Ich habe oft darüber geschrieben, warum ich es trotz allem immer wieder faszinierend finde, mich mit der Draft-Materie zu befassen, aber dieses Jahr bin ich draftmäßig so unbeleckt wie lange nicht mehr. Ich hab auch gerade ein bissl „emotionales Tief“ nach der langen Footballsaison. Kann an der Winterolympiade liegen. Kann am Studium liegen. Kann auch schlicht am Overkill liegen.

Aber Combine ist Combine. Ich habe wenig Zeit, aber ein paar Minuten oder Stunden NFL-Network zur Combine sollten drin sein. Sie sollten schon allein wegen des einen Mannes drin sein, der die Draft-Berichterstattung prägt wie kein anderer: Mike Mayock, der Experte vom NFL-Network, der mit so sensationeller inhaltlicher Tiefe Bericht erstattet, dass es immer wieder helle Begeisterung bei allen auslöst, die ihm zuhören.

Mayock und das NFL-Network: Ab Samstag fast 24/7 on Air. Die ersten Tage sind wie immer eher seichtes Reingleiten mit Team-Interviews und ein bissl Abtasten. Ab Samstag geht es dann auch auf dem Feld los. Gratis streamt auch NFL.com, aber ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen, dass das immer die originale NFLN-Übertragung ist (in den letzten Jahren wurde teilweise zweigleisig gefahren)

[Es folgt der Copy’n’Paste Absatz, den ich jedes Jahr quasi Eins-zu-Eins übernehmen kann, weil er immer gültig ist]

Die Kernelemente der NFL-Combine hatte ich bereits vor einem (mittlerweile drei) Jahr(en) erklärt: Ausgewählte Athleten, die in den Draft gehen, werden in vier Tagen an Ort und Stelle im Beisein von zahlreichen Experten, Teamoffiziellen und Scouts auf Herz, Nieren und Hirn getestet. Das Schema F ist +/- folgendes:

  • Tag 1: Anreise, Vorbereitung zum Medizincheck, Kennenlernen
  • Tag 2: Abnahme der Körpermaße, Medizincheck, Medien-Session, Wonderlic-Test, Vorstellungsgespräche
  • Tag 3: Treffen mit der NFLPA, Wonderlic, Vorstellungsgespräche
  • Tag 4: Workouts, Abreise

Plus ein Drogentest, bei dem immer mal wieder ein Bauernopfer durchfällt. Die Workouts gliedern sich in haufenweise positionsspezifische und allgemeine Übungen auf. Die allgemeinen Tests sind der Sprinttest („40 Time“), der Agilitätstest („Cone Drill“), der Hochsprung aus dem Stand („Vertical Jump“), der Weitsprung aus dem Stand („Broad Jump“) und der Test für die Kraftlackel („Bench press reps“).

Die einzelnen Tests haben dabei je nach Ermessen der Scouts für die unterschiedlichen Positionen unterschiedliche Gewichtung – meistens viel zu viel Gewichtung, wofür vor Jahren der Terminus des „Workout Warriors“ kreiert wurde: Athleten, deren hoher Draftstatus in einem großartigen Combine begründet wurde, die dann aber in der NFL erstmal Probleme hatten (die beiden Vernons fallen da als erstes ein: Vernon Davis und Vernon Gholston).

Etwas detaillierter habe ich das Prozedere letztes (also mittlerweile vorletztes) Jahr und die verschiedenen Einheiten vor zwei (also: drei) Jahren erklärt. Bei NFL.com erklärt der Draftguru Mike Mayock die verschiedenen athletischen Tests und ihre Bedeutung für den Scouting-Prozess anschaulich: Combine Workouts.

[Copy’n’Paste Ende]

Was ich dieses Jahr nicht simuliert habe: Den Wonderlic-Test, den Intelligenztest, mit dem die NFL die Lern- und Aufnahmefähigkeit der künftigen Prospects testen will. Die Testergebnisse werden nicht offiziell veröffentlicht, aber was man so von den unter dem Tisch den Medien zugespielten Ergebnissen den letzten Jahren ablesen kann ist so etwas wie „Korrelation = 0“ mit den zukünftigen Profi-Aussichten der Prospects. Aber gut: Wonderlic = Gesprächsthema. Und Gesprächsthema = Interesse.


[Copy’n’Paste Modus an]

Die Combine, das Sichtungs-Trainingslager, ist eine Veranstaltung, die extrem von Stereotypen lebt. Mike Tanier von Sports on Earth hat dazu eine höchst lesenswerte Einstimmung geschrieben:

Es ist nicht alles in den Senkel zu stellen. Der Vorteil der Combine ist, dass die Talente mehr oder weniger unter gleichen Voraussetzungen in verschiedenen Trainingseinheiten vor Scouts ihre Stärken demonstrieren können, dass sie sich mit NFL-Coaches treffen können und medizinisch durchgecheckt werden können.

[Copy’n’Paste aus]


Die Stars von 2014

Die Draftklasse 2014 ist rein von den Talenten und den „Leuchttürmen“, den Quarterbacks, durchaus eine, mit der man sich schonmal länger befassen kann. Es gibt einen recht kompletten, mobilen und spielintelligenten Quarterback von Louisville, einen Schwarzen mit Namen zum Knuddeln im Bett, Teddy Bridgewater, der als Jahrgangsbester gilt.

Für die Storyline „Zweikampf“ wird derzeit der ehemalige Quarterback von Central Florida, Blake Bortles, aufgebaut, ein stattlicher 2m-Hüne mit Zahnpastgrinsen, bei dessen Qualitätsbeschreibungen man schnell bei der besseren Hälfte landet. Zumindest die Google-Bildersuche spuckt bei Bortles mehr Titten als Touchdowns aus:

Google Blake Bortles!

Google Blake Bortles!

Auch beim QB A.J. McCarron („He just wins football games“) vom x-fachen National Champion Alabama ist die Puppe an der Seite das bekanntere Subjekt.

Da ist man doch um einen Rabauken wie Johnny Manziel („Johnny Football“) heilfroh, den Quarterback der Texas A&M Aggies, einen Knaben, der mit seiner wilden Lebens- und Spielweise in kein Bilderbuch passt und auf dem Platz durch die Landschaft scrambelt als hätte er sämtliche Duracell-Häschen auf einmal aufgefressen. Manziel braucht keinen perfekten Wurfstil. Er braucht kein berühmtes Internet-Sternchen zum Schimmern. Manziel ist ein Anarch, den Stand heute sich kein Experte einzuschätzen getraut: Top-10 oder Fall in die zweite Runde?

So viele coole Quarterbacks, ein episches Abwehrtalent in DE Jadeveon Clowney, einen gigantischen WR in Sammy Watkins, aber der Superstar der Combine 2014 dürfte ein anderer sein: DE/OLB Michael Sam von der University of Missouri, ein Kandidat für die mittleren bis späten Draft-Runden. Sam galt bisher eigentlich als leicht blässliches Prospect, aber das änderte sich letzte Woche schlagartig, als Sam als erster „Aktiver“ seine Homosexualität bekannt gab.

Das Outing löste altbekannte Beiß-Reflexe von den obligatorischen anonymen Quellen in NFL-Kreisen aus, die Sam eine schwere Anfangszeit in der NFL und ein Fallen seiner Draft-Aktien prophezeien. Aber es gab auch viele Solidaritätsbekundungen aus NFL und Gesellschaft für Michael Sam, der sich in der ultimativen Testosteronhochburg, dem Gebilde „NFL“, mit einem immer noch sensiblen Thema an die Öffentlichkeit wagte.

Outsports hat die Geschichte detailliert nachzuzeichnen versucht.

Draft-Overkill

Um wieder in den STRG+V Modus zu verfallen: Ich werde wie immer Draft-nahes bringen. Aber bitte keine Scouting-Reports oder Mock-Drafts erwarten. Ich hab im Zuge des Draft-Overkills meine eigenen Prioritäten. Hier ein paar der wertvollsten Informationsquellen in englischer und deutscher Sprache:

  • Mike Mayock, wenn er wieder voll in die Berichterstattung einsteigt: Videos und Artikel. Mike Mayock ist Gesetz, denn Mike Mayock ist Gott.
  • Greg Cosell. Wo auch immer er heuer seine Podcasts machen wird: Er ist Mini-Mayock. Cosell führt auf seinem Twitter-Account Protokoll seiner Aktivitäten.
  • Matt Waldman und sein Rookie Scouting Portfolio ist zumindest bei den Skill-Players das beste Material.
  • Draft-Breakdown hat ein fassungsloses Video-Archiv zu hunderten Prospects zusammengestellt.
  • Tony Pauline und sein Draft-Insider.
  • Er schreibt „nur“ für die Homepage der Dallas Cowboys, und er schreibt nicht nur über den NFL-Draft: Bryan Broaddus, ehemaliger Draft-Stratege für mehrere gute NFL-Teams. Und immer lesenswert.

In deutscher Sprache und mit regelmäßigen, sehr ausführlichen Podcasts widmet sich Der Draft mit Christian Schimmel („koblenzer“) und Roman John („maschemist“) der Scouting- und Draft-Materie. Die letzten beiden Ausgaben #11 und #12 beschäftigen sich intensiv mit der Combine 2014.


Insgesamt ist das Scouting im Draft-Umfeld ein recht „abgeschlossener“ Bereich mit relativ gleichem Informationsstand für alle. Große Unterschiede zum Stichtag Draft (heuer: 8. Mai bis 10. Mai) hin sind relativ selten. Vieles, das man während der zwei Monate Scouting aggregiert, wird hernach auf dem NFL-Feld widerlegt, aber nie mehr auf seine Korrektheit überprüft. Trotzdem hat der Draft-Jazz seine Berechtigung, denn so intensiv befasst man sich später nie wieder mit dem Individuum „NFL-Spieler“.

College Football und NFL = Team. Draft = Individuum. Deswegen ist auch ein Michael Sam eine Story. Und die Combine ist immer ein guter Kickoff für zwei Monate Draft-Groove.