NFL-Franchises im Kurzportrait, #30: New York Jets

Die New York Jets sind die „kleine“ der New Yorker NFL-Franchises und haben sich über die Jahrzehnte zu so etwas wie dem lovable loser entwickelt, der in den Herzen vieler Fans für mitleidiges Lächeln sorgt. Die größte Stunde der Franchise aber war gleichzeitig eine der größten Stunden für die NFL und den Erfolg der Super Bowl. Weiterlesen

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NFL-Franchises im Kurzporträt, #29: New York Giants

Die New York Giants sind eine der größten Franchises in den Vereinigten Staaten und mit acht Meisterschaften in der NFL auch eine der erfolgreichsten. Die Geschichte der Giants ist eine lange und reicht bis in die Zwischenkriegszeit. Die Höhepunkte traten immer wieder periodisch auf, zuletzt vor drei Jahren. Weiterlesen

NFL-Franchises im Kurzportrait, #28: Philadelphia Eagles

Keine andere Stadt liebt und hasst ihre eigene Mannschaft so sehr wie Philadelphia, wo das Publikum innerhalb von Minuten von himmelhochjauchzend auf zu Tode betrübt wechseln kann und sogar einige der besten Spieler der Teamgeschichte gnadenlos auspfiff. Weiterlesen

NFL-Franchises im Porträt, #27: Kansas City Chiefs

Die Kansas City Chiefs und vor allem ihr Gründer Lamar Hunt spielten in der Anfangszeit der Superbowl-Ära eine gewichtige Rolle und haben somit entscheidenden Anteil, dass die NFL sich so entwickeln konnte wie sie sich entwickelt hat. Sportlich dagegen ist man ein eher lieblicher Underdog geblieben. Weiterlesen

NFL-Franchises im Kurzporträt, #24: Cleveland Browns

Die Browns sind eine der Black’n’Blue-Mannschaften der NFL, erfolgreich in der Urzeit, um den Anschluss kämpfend in der Neuzeit. In den Neunzigern hörten die Browns auf, Modell-Franchise zu sein, und zwischenzeitlich sogar auf zu existieren. Weiterlesen

NFL-Franchises im Kurzporträt, #23: Minnesota Vikings

Die Minnesota Vikings teilen sich mit den Bills einen ungeliebten NFL-Rekord: Sie haben vier Superbowls verloren, ohne einen jemals gewonnen zu haben. Und die beste Vikings-Mannschaft aller Zeiten schaffte es nicht mal bis ins Endspiel. Von einer der erfolgreichsten ringlosen Mannschaften überhaupt. Weiterlesen

NFL-Franchises in der Vorstellung, #22: New England Patriots

Über lange Jahre eine graue Maus, gelten die New England Patriots seit gut einem Jahrzehnt als Modellfranchise. Grund dafür ist eine Reihe glücklicher Fügungen, aber auch bemerkenswerte Konstanz unter dem vielleicht besten Coach aller Zeiten. Weiterlesen

NFL-Franchises im Kurzporträt, #21: Oakland Raiders

Die Oakland Raiders sind seit Jahren so etwas wie der Komödiantenstadel der National Football League. Aber die Geschichte ist älter als ein Jahrzehnt – und die Geschichte der Raiders ist außergewöhnlich, vom patriarchalischen Owner, über legendäre Coaches hin zu bösen Buben. Weiterlesen

NFL-Franchises im Kurzporträt, #20: Tampa Bay Buccaneers

In den 70ern gegründet, aber 20 Jahre gebraucht, um sich Respekt zu verschaffen. Das sind die Buccaneers, die erst nach Stadion-, Wappen- und Trikotwechsel und einem Unsympathen-Owner zum Top-Team mutiert sind.

Die orangene Lächerlichkeit

Florida brauchte neben den Dolphins ein zweites Footballteam. Die Bucht um Tampa/St. Petersburg bekam den Zuschlag – dank Piratenlegenden hatte man auch schnell einen Spitznamen bereit. Willkommen, die Tampa Bay Buccaneers.

1976 kamen die Buccaneers als Expansionsteam gemeinsam mit Seattle in die Liga, spielte erst ein Jahr in der AFC, danach NFC, sodass man gleich zu Beginn zu allen Mannschaften „Hallo!“ sagen konnte – und jeder Mannschaft einen Sieg schenken konnte. Denn Tampa Bay verlor gleich die ersten 26 Spiele der Vereinsgeschichte. Man war so sehr in der Schublade der Lächerlichkeit, dass die Coaches von Saints und Cardinals, gegen die man die Spiele #27 und #28 endlich gewinnen konnte, daraufhin sofort entlassen wurden.

Tampas grellorganene Trikots entwickelten sich zum Symbol für Looser – obwohl man damit eigentlich die vier großen Universitäten des Staates repräsentieren wollte: Orange für UF & Miami, dunkelrot für FSU & UT.

Willkommen im Mittelmaß

1979 spielte man zwar plötzlich im NFC-Finale, aber das revolutionärste, was die Buccs zu dieser Zeit in die Liga brachten, waren die weißen Heimtrikots – damit die Gegner unter der flordi florin floridianischen (?) Sonne schwitzen mussten.

Über eineinhalb Jahrzehnte näherte man sich fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit Jahr für Jahr dem Abgrund. Ein Owner, der sich weigerte, angemessene Gehälter zu zahlen, ein Heimpublikum, das dadurch nicht bereit war, die Verlierer anzuschauen – einige Zeit waren die Buccs damit zwar rentabel, aber am Ende doch kurz vor der Pleite.

Alles neu in Tampa Bay

Mitte der 90er war dann genug mit Verlieren. Der neue Owner Malcolm Glazer (jo, der ManUnited-Glazer) baute ein neues Stadion, kreierte ein neues Logo, änderte die Teamfarben, strickte neue Trikots und installierte einen neuen Coach – Tony Dungy. Mehr Neuigkeit geht nicht.

Gemeinsam mit den blutjungen Abwehrspielern DT Warren Sapp (Miami) und dem pfeilschnellen LB Derrick Brooks (FSU) machte Dungy die Buccs dank „Tampa 2“-Defense innerhalb weniger Jahre zum Titelkandidaten. Dungy holte in Tampa aber nie den Titel. Glazer hatte nach mehreren Playoffniederlagen die Schnauze voll, installierte den intensiven „Chucky“ Jon Gruden als neuen Coach, der 2002/03 sofort im ersten Jahr den Titel abstaubte, für den Dungy das Feld bereitet hatte. Gegen Grudens altes Team Oakland wurde ein kinderleichter Sieg in Super Bowl XXXVII geholt.

Danach folgten wechselhafte Jahre, in denen Tampa Bay unter dem Fehlen eines Franchise-QBs litt, aber trotzdem hin und wieder die Post Season erreichte. Nach Grudens Abgang holte Tampa vor zwei Jahren QB Josh Freeman, der bisher ambivalente Eindrücke hinterlässt, aber aus rational wenig nachvollziehbaren Gründen mein derzeitiger NFL-Lieblingsspieler ist. Es kann wieder aufwärts gehen in Tampa.

Das Räuberschiff

Raymond James Stadium

Raymond James Stadium

Tampa Bays Stadion ist seit Ende der 90er das Raymond James Stadium (68.000 Plätze), für mich eines der schönsten Stadien in der NFL und versehen mit einem ganz besonderen Clou: Hinter einer Endzone steht ein Piratenschiff, von wo bei jedem Touchdown Salven abgeschossen werden – siehe nachfolgend:

Piratenschiff

Piratenschiff

Rivalitäten

Die größte Rivalität hat sich Mitte des vergangenen Jahrzehnts zwischen Buccs und Carolina Panthers entwickelt: Zwei defensivstarke Mannschaften im Kampf um die Divisionsvorherrschaft. Ansonsten dürfte für Tampa das Skalp der Philadelphia Eagles von Wichtigkeit sein: Zu Beginn der 2000er scheiterten die Buccs immer und immer wieder an den Eagles in der Post Season, um beim x-ten Mal die Eagles in Philadelphia rauszuwerfen und eine Woche später die Super Bowl zu holen.

Gesichter der Franchise

  • Tony Dungy – Head Coach. Führte Ende der 90er die Tampa 2 Defense ein und wurde ein Jahr vor der Super Bowl gefeuert. Unglaublicher Sympath. O-Ton Warren Sapp in der entsprechenden Serie von America’s Team über Dungy: Mit Tony Dungy hätten wir 2002 nicht den Titel geholt. But I love him to death.
  • Warren Sapp – DT, Lautsprecher und Fettsack, aber bärenstarker fetter Sack. War mitverantwortlich für eine der besten Defenses ihrer Zeit und eines der markantesten Gesichter der Liga. Heute in der Hall of Fame und pleite.
  • Derrick Brooks – LB, Herz der Defense und aufgrund seiner Schnelligkeit ein gefürchteter Linebacker.

korsakoffs Highlight

Super Bowl XXXVII – Oakland galt als leichter Favorit in dieser Partie, aber Tampa mit dem unglaublichen DE Simeon Rice zerfetzte von Beginn an die Offensive Line der Raiders und fuhr in der Folge über die Raiders drüber. Hätte man Jon Gruden angestellt, einem Kind einen Lutscher zu klauen, Gruden hätte damit größere Probleme gehabt, als dieses Spiel zu gewinnen.

Eckdaten

Gegründet: 1976
Besitzer: Malcolm Glazer (First Allied)
Division: NFC South
Erfolge: Superbowl-Sieger 2002, 10x Playoffs (6-9) – Stand 2013

NFL-Franchises im Kurzporträt, #19: San Francisco 49ers

Eine der stolzesten Franchises – mit Recht. Verantwortlich dafür sind vor allem jene Leute, die in den 80ern den Football revolutioniert haben und deren Nachwirkungen bis heute in verschiedensten Ausprägungen zu spüren sind.

Goldgräberzeiten

1849 kamen an der Westküste die ersten Goldgräber an und setzen einen wahren Goldrausch in Gang. Knapp 100 Jahre später, 1946, wurde in San Francisco eine Footballmannschaft gegründet. In Gedenken an die alten Zeiten wurde sie San Francisco 49ers genannt – Pioniere an der profisportarmen Westküste.

Million Dollar Backfield

Erfolge gab es zuerst kaum zu vermelden. Trotz teurer Hall of Famer wie QB Y.A. Tittle oder RB Joe Perry blieben die 49ers jahr(zehnt)elang unter Erfolgs-Verschluss. Die Philosophie, teure Altstars wie RB O.J. Simpson einzukaufen, sorgte nur dafür, dass die kleinen Kids selbst auf der „richtigen Seite“ der Bucht keine Lust hatten, in 49ers-Cappies herumzustreunen und dafür lieber den Totenkopf der Raiders trugen.

Die West Coast Offense

Den Umschwung – auch in der Denke – brachte der ehemalige Stanford-Coach Bill Walsh, der 1978 installiert wurde. Walsh setzte auf ein revolutionäres, jahrelang unter Verschluss gehaltenes, Konzept: Die West Coast Offense. Ein attraktives Angriffssystem, auf schnelles Kurzpassspiel und Timing setzend. Walsh brauchte dafür spezielle Spieler. Spieler wie QB Joe Montana, der als physisch limitiert galt. Für die West Coast Offense hatte Montana aber genau die richtigen Voraussetzungen: Wiff, präzise, kurzentschlossen.

Und Montana hatte Klöten aus Eis. Selbst in hautengen Spielen wie dem NFC-Finale 1981/82 brachte er den entscheidenden Pass an den Mann – Dwight Clark klaubte sich den rattenscharfen, aber etwas hoch geworfenen Ball aus der Luft. „The Catch“ war geboren – noch heute eine Legende. Eine Woche später war San Francisco Weltmeister, dank 26-21-Krimi über Cincinnati.

Die Goldenen Jahre

Das Ende der Fahnenstange war noch längst nicht erreicht. Walsh entwickelte seine Mannschaft. Er implementierte eine immer dominanter werdende Defense rund um Safety Ronnie Lott und entwickelte die Kurzpass-Offense weiter, hin zu einer ausbalancierten Angriffsmaschine, die mal kurz, mal lang spielen konnte. Alles, was das Footballherz begehrt. Mitten drin: Der Mitte der 80er gedraftete WR Jerry Rice.

Ende der 80er war die Mannschaft so gut, dass sie neben Halbgott Montana noch einen zweiten künftigen Hall of Famer, Steve Young, als QB in der Hinterhand hatte! 1984, 1988 und 1989 wurden die Titel 2, 3 und 4 geholt – mal mit dominanten Siegen über die berühmten QBs Marino und Elway, mal in hauchzarten Klassikern gegen die kleinen Cincinnati Bengals.

Montana wurde jedoch immer verletzungsanfälliger und schließlich zu Beginn der 90er von Young ersetzt und nach Kansas City abgeschoben. Young dominierte die Liga weiter, scheiterte aber immer wieder in den Playoffs an Dallas, weswegen er nach wenigen Jahren in der eigenen Stadt als Bust galt, weil er alles konnte außer den Titel zu gewinnen. So waren die Ansprüche im San Francisco der 90er.

Walshs Nachfolger George Seifert reagierte und implementierte mehr Laufspiel. Resultat: Der fünfte Titelgewinn 1994/95 in einem Rekord-Sieg über San Diego – Young hatte es geschafft, und er staubte sich in den Schlussminuten von Superbowl 29 symbolisch die Affen vom Buckel.

Ende der Goldenen Zeiten

Nach Youngs x-ter Gehirnerschütterung und Jerry Rices Abgang übernahm eine neuere, heikle Generation an der rot-goldenen Seite der Bucht. Unter QB Jeff Garcia und WR Terrell Owens bot man Unterhaltung auf und neben dem Feld – leider ohne entsprechende Resultate von 49ers-Güteklasse: Playoffs ja, aber die Meisterschaften holten andere.

Im abgelaufenen Jahrzehnt der 2000er sorgte man mit fast alljährlich rotierenden Head Coaches für wenig Stabilität und verbrannte mit QB Alex Smith sogar einen #1-Pick. Man verlor zwischenzeitlich sogar die eigene Identität, als man mit knochentrockenem, physischen Laufspiel die eigenen Fans auf die Barrikaden brachte.

Aufbruch zu neuen Ufern

Der neueste Head Coach an der Seitenlinie ist seit 2011 Jim Harbaugh, wie einst Walsh von der nahen Stanford University gekommen, und der schaffte im zweiten Jahr seiner Regentschaft, mit dem QB-Talent Colin Kaepernick wieder eine optisch attraktive Offense zu implementieren. Der Lohn war die Qualifikation für Super Bowl 47, die nach dramatischem Spielverlauf erst in den letzten Momenten gegen die Baltimore Ravens verloren wurde – die Ravens, die von Jims Bruder John trainiert wurden…

Das Stadion

Candlestick Park - Ort des Geschehens unzähliger Playoffdramen

Candlestick Park – Ort des Geschehens unzähliger Playoffdramen

Candlestick Park ist eines der ältesten Stadien der NFL und gilt, obwohl es viele legendäre Spiele erlebt hat, als langweilig. Grund: Es ist eines der letzten Multifunktionalstadien der NFL – obwohl seit dem Auszug der Baseball-Giants nur noch Football gespielt wird. Die 49ers drängten viele Jahre auf einen Stadion-Neubau – dieser kam, aber nicht in San Francisco. Die 49ers werden also im Sommer 2014 endgültig aus ihrer Heimatstadt ausziehen, ins neue Levi’s Stadium in Santa Clara, ein Tempel der Technologien.

Gesichter der Franchise

  • Bill Walsh – Head Coach und hier von Herrmann portraitiert. Walsh gilt als einer der einflussreichsten Gestalten in der Footballhistorie und prägte das Bild vom Offensivspiel so nachhaltig, dass Elemente aus seiner Offense noch heute in fast jedem Playbook zu finden sind.
  • Joe Montana – QB, meist verehrter Spieler und Stratege hinter vier Superbowlsiegen. Galt als coolster Mann unter der Sonne, wenn es ein Comeback brauchte. Montana war extrem oft verletzt und seine Statistiken sind längst nicht in den Sphären eines Peyton Manning oder Brett Favre, und trotzdem wird Montana von Millionen Fans als bester QB ever angehimmelt. Jeder 49ers-QB muss sich mit ihm messen lassen.
  • Jerry Rice – WR. Hält so ziemlich alle Rekorde, die man halten kann und wird als einer der besten Footballspieler ever angesehen, wenn nicht als der beste. Rice fuhr mal 22 Touchdowns in 12 Saisonspielen ein, und er gaste auch mit 40 Lenze noch zu 1000yds-Saisons.
  • Steve Young – QB. Als er den Titel holte, zeigte er an: The monkeys are off my back. Die bösen Geister – hatte einen schweren Stand als Montana-Nachfolger und wird, so bös das klingt für einen Mann, der die Offense auf ein noch höheres Level als Montana gehievt hatte, nur wegen des Titelgewinns von den Fans akzeptiert und geliebt.

Rivalitäten

Die Erfolgsstory der 49ers hat erst Anfang der 80er Fahrt aufgenommen. Die 49ers haben immer mehr auf sich selbst geschaut als auf andere, daher gibt es im Prinzip nur drei „echte“ Rivalitäten. Die erste ist jene mit den Dallas Cowboys, die eine überwiegend sportliche ist: Das „The Catch“-Spiel Anfang der 80er ist berühmt und in den 90ern gab es jahrelang nur 49ers und Cowboys, die für den Titelgewinn in Frage kamen – und sich entsprechend oft in den NFC-Playoffs matchten.

Die zweite ist die Rivalität mit den Oakland Raiders, die geographisch bedingt ist: Die Raiders spielen auf der anderen Seite der Großen Bucht und sind mit ihrem Ruf als Rüpel der Gegenentwurf zu den Gentlemen aus San Fran. Die traditionelle Rivalität ist die mit den St Louis Rams, noch gründend auf den alten Zeiten in Los Angeles. Gegen die Rams spielen die 49ers seit 58 Jahren 2x pro Jahr. Aktueller Stand: 62-61-2 für die Niners.

Ansonsten haben die 49ers divisionsintern eher wenig Rivalität aufgebaut, wohl auch, weil sie jahrelang ganz einfach zu dominant für die anderen waren. In den letzten Jahren mussten sie etwas vom hohen Ross runtersteigen und sich in die Niederungen von hitzigen Auseinandersetzungen mit den Arizona Cardinals herab begeben. Ein Duell, das man als temporäre „Rivalität“ sehen konnte.

Wie auch die Cincinnati Bengals, aus einem anderen Grund: Niners und Bengals haben sich in den 80ern zwei Superbowls geliefert, die zu Klassikern zählen. Beide Male siegten die 49ers äußerst knapp. Natürlich nie in der Super bowl, aber häufig in den Playoffs, haben Niners und New York Giants gespielt. Vor zirka einem Jahrzehnt gewannen die Niners nach einem haarsträubenden Schiri-Call („ineligible man downfield“), der in die Folklore einging. „Haarsträubend“ waren auch die entnervten Knie des Ergänzungsspielers Kyle Williams im NFC-Finale 2011/12, als San Francisco ein eingetütetes Spiel aufgrund zweier bizarrer Fumbles gegen den späteren Superbowl-Champ New York verlor.

korsakoffs Highlights

Super Bowl 1988/89 gegen die Bengals – im NFL-Gamepass lässt sich die Partie abrufen, und man kann den berühmten letzten Drive Joe Montanas noch einmal miterleben. Rasiermesserscharf führte Montana seine 49ers das Spielfeld hinunter, und man kann zumindest einen Teil der leuchtenden Augen nachvollziehen, die viele Menschen beim Gedanken an die Niners der Achtziger noch heute bekommen.

Wildcard-Spiel 2002/03 gegen die Giants – Die Giants führten bereits mit 24 Punkten, als die 49ers angeführt vom phänomenalen QB Jeff Garcia eine sensationelle Aufholjagd starteten. Das Spiel wurde gegen Ende immer hitziger, in der letzten Minute teilweise Schlägereien nach jedem Spielzug. Letzte Spielsekunde, 49ers führen mit 39-38. Versuchtes Field Goal Giants. Der Snap wird verschissen, der Holder mit einem Verzweiflungspass in die Endzone auf einen Offense Liner, der umgerissen wird. PI? Nope – die Refs vergaßen, dass der Mann eligible war und beendeten das Spiel mit dem berüchtigten Spruch ineligible man downfield. Eine Fehlentscheidung, die die Giants die Wiederholung des Kicks zum möglichen Sieg verwehrte.

Divisional Playoff 2012/13 gegen die Packers – es war die Partie, in der Colin Kaepernicks Stern alle überstrahlte. Nie, nie, nie habe ich so begeistert ein Team verfolgt, das bei mir an einem lauen Sommertag kein Wimperzucken hervorruft.

Vertiefende Inhalte

Eckdaten

Gegründet: 1946
Besitzer: Jed York (Hauptberuf Erbe)
Division: NFC West
Erfolge: Superbowl-Champ 1981, 1984, 1988, 1989, 1994, Superbowl-Verlierer 2012, 25x Playoffs (29-20) – Stand 2013

NFL-Franchises im Kurzporträt, #13: Jacksonville Jaguars

Die graue Maus der NFL – trotz periodischer Anzeichen von Dominanz und sehr edler Teamfarben. Haben bei genauerem Hinsehen für mehr Furore gesorgt, als man denken würde – die Jaguars.

Die lange Suche

Jacksonville ist eine der größeren Städte der USA, aber nicht gesegnet mit einem großen Umland, weswegen der TV-Markt „Jacksonville“ der kleinste der NFL ist. So weit, so gut. Trotzdem bekam die Stadt 1995 das Recht auf die damals 30. Franchise der NFL zugesprochen.

Vorausgegangen waren lange, lange Jahre, in denen man versuchte, unglückliche Owner aus anderen Städten nach Jacksonville zu bringen. Vergeblich. Keiner wollte. Und das, obwohl Jacksonville eine lange Football-Tradition hat. Ich sage nur: Gator Bowl. So gesehen war das Recht auf Franchise #30 eher als Überraschung zu werten.

Folge: Die alte Gator Bowl wurde abgerissen und ein neues Stadion gebaut, das heutige Everbank Field. Ein schönes, sehr flaches Footballstadion. Und eines, das in 15 Jahren schon eine Handvoll Namen trug.

Die jungen Wilden

Mit dem eisenharten Tom Coughlin an der Front waren die Jaguars sehr schnell erfolgreich. Schon im zweiten Jahr des Bestehens stand man gegen New England im AFC-Finale. Man muss sich das vorstellen: Da wird eine Franchise aus dem Boden gestampft und spielt schon im zweiten Jahr um den Titel mit! Auf halbem Weg dorthin wurde mal eben der Skalp vom turmhohen Favoriten Broncos aus Denver mit nach Hause gebracht und das Happy End der Elway-Karriere um ein Jahr verschoben.

Im Gegensatz zum Parallel-Schnellstarter Carolina (ebenso im zweiten Jahr Conference Finalist) hatte Coughlin aber eine junge Mannschaft beisammen, die sich an der Spitze halten konnte. Immer wieder Playoffs, und 1999/2000 sogar mit 14-2 die beste Mannschaft der Liga.

Ob Fische zum Grundnahrungsmittel von Jaguars gehören? Die Dolphins dürften in den Playoffs recht gut geschmeckt haben. 62-7 (!) wurde Miami in QB Dan Marinos letztem Spiel in jener Saison aus dem Stadion geprügelt. Eine Woche später das Aus im AFC-Finale gegen Tennessee. Eine Saison, 14 Siege, drei Niederlagen. Alle drei gegen die Titans.

Danach ging es rapide abwärts. Coughlin geriet in die Kritik, die Mannschaft bröckelte und der Franchise-QB Mark Brunell wurde von Jahr zu Jahr schlechter. Ende 2002 wurde Coughlin durch den Sensations-DefCoord der Panthers, Jack Del Rio, ersetzt.

Jack Del Rio – Viel grau, wenig gold

Del Rios Plan, die Franchise um QB Byron Leftwich neu aufzubauen, scheiterte nach wenigen Jahren, trotz einer Playoffteilnahme 2005. Die Jaguars weigerten sich konsequent, Free Agents von Format einzukaufen und durch ein, zwei schwache Drafts kollabiert eine solche Mannschaft dann mal schnell. Dazu kam, dass Leftwich zwar über einen Wurfarm von Weltformat verfügte, aber noch immobiler als Agrarpizza war.

Das beste Jahr hatte Jacksonville 2007/08 unter dem neuen QB David Garrard, einem Spaß-Footballer, der richtig Freude bereitete. Der Playoffsieg in Pittsburgh gehört zu meinen Favoriten – Stichwort 32yds-Lauf von Garrard mit wenigen Sekunden auf der Uhr. Eine Woche später wurde den Patriots ein heißer Kampf geliefert – und knapp in einem weiteren schönen Spiel verloren.

Shahid Khan

Seither regiert graues Mittelmaß. Die Mannschaft ist jung, sucht aber trotz Gabbert/Henne vorerst noch nach ihrem nächsten Franchise-QB. Seit 2011 besitzt die Franchise dann auch einen neuen Owner, den Halbpakistani Shahid Khan, den ersten ausländischen NFL-Besitzer überhaupt.

Gator Bowl

Footballstadion zu Jacksonville

Footballstadion zu Jacksonville

Eigentlich heißt das Stadion seit dem Neubau in den 90ern alle paar Jahre anders, aktuell EverBank Field. Platz haben je nach Lust und Laune zwischen 63.000 und 73.000 Menschen, aber die Jaguars kriegen die Ränge kaum regelmäßig voll. Wenn ich mir die Arena so ansehe, kommt bei mir Wehmut auf: So stelle ich mir die Rahmenbedingungen für einen Spätsommer-Nachmittagsfootballkick vor – flache Ränge, auf denen du viiiiiel Platz hast, um simultan zum Spiel unter der Sonne zu bruzzeln, mit einer Tüte Popcorn in der Hand und zwischendurch dank Schluck aus der Pulle die genehme Abkühlung. Ein Kollege war im vergangenen Sommer drüben. Blogleserin Seminole war mehrfach drin. Beide schwärmen von den Rahmenbedingungen (nicht aber von der Stimmung).

Jacksonville hat trotzdem ein Zuschauerproblem. Das mag weniger an der sportlichen Mittelmäßigkeit liegen, denn an einem anderen Problem: Aus der Region Nordflorida sind derzeit haufenweise Militärs in alle Winde verstreut – die Militärs, die in den 90ern mit Mitte/Ende zwanzig den Kern einer rabiaten Fanbasis gestellt hatten:

Who is your NFL fan archetype? Fortunately, we know. The average NFL fan is:

Male 25-40 years old White Has a household income of $75,000.

We have plenty of people like that in Jacksonville. There are plenty of people like that in San Diego, too.

You know what job pays a mean of $70,168? The military’s paying that much right now.

San Diego, Norfolk, VA and Jacksonville are the three cities with the highest saturation of active-duty military residents in the country. While combat operations are complete in Iraq, the United States military maintains more than HALF A MILLION TROOPS DEPLOYED OVERSEAS.

Put simply, San Diego and Jacksonville are great NFL cities demographically, but they’ve been stripped of their key ticket-buying demographic by the War on Terror. The people who were buying up Jacksonville Jaguars tickets during the Tom Coughlin era are now serving on aircraft carriers or in Afghanistan or Okinawa or Germany.

Rivalitäten

Die Jaguars sind noch sehr jung und die AFC South ist wenig traditionsgeladen. Trotzdem: Immer, wenn es gegen die Colts geht, steigt der Puls ein bisschen an in Nordflorida. Immer wenn es gegen die Tennessee Titans geht, noch ein bisschen mehr – es gab gleich mehrere enge und umkämpfte Spiele gegen die Titans. Nicht vergessen hat man in Jacksonville, dass man 1999/2000 in der gesamten Saison nur drei Spiele verloren hat – alle drei gegen Tennessee.

Zu nennen wären noch die Pittsburgh Steelers. Die Duelle Steelers-Jaguars waren Mitte der 2000er immer richtig harte, physische Auseinandersetzungen. Im Jänner 2008 gab es das tolle oben (und gleich unten) beschriebene Playoffspiel.

Gesichter der Franchise

  • Tom Coughlin – Head Coach. Disziplin-Nazi und als solcher mit der blutjungen Franchise um ein Haar schon im zweiten Jahr des Bestehens Titelgewinner.
  • Tony Boselli – OT. Ein Tackle als Symbol? Boselli galt die wenigen Jahre bis zu seiner Verletzung als charismatischer Leadertyp.
  • Mark Brunell – QB, führte die Jaguars jahrelang an und ist mittlerweile seit Jahren ein Wandervogel quer durch die Lande. Wann hat Brunell jedes Team durch?
  • Fred Taylor – RB, gekommen von der sehr nahen University of Florida (Gainesville) und über lange, lange Jahre ein konstant sehr guter Back.
  • Maurice Jones-Drew – RB, seit Jahren der Alleinunterhalter und mit seiner vielseitigen Spielweise der Prototyp für den Running Back der Zukunft.

korsakoffs Highlight

Playoffspiel 2007/08 gegen die Steelers – das Spiel des David Garrard. Erst punkteten die Jaguars nach Big Plays, und am Ende musste das biggest play Garrards die Wende bringen: Ein Lauf über 32yds bei 4th down. Garrards größtes Spiel seine Karriere.

Eckdaten

Gegründet: 1995
Besitzer: Shahid Khan (Automobilindustrie)
Division: AFC South
Erfolge: AFC-Finale 1996, 1999, 6x Playoffs (5-6)

NFL-Franchises im Kurzporträt, #11: Denver Broncos

Eigentlich genügt ein Name, um diese Franchise zu beschreiben: John Elway. Trotzdem ein Versuch, eine der klassischeren NFL-Franchises etwas differenzierter zu betrachten.

Pre Elway – Mehr Quarterbacks als Spielzeiten

Zur Gründung ist zu sagen: Beteiligt war kein uns Unbekannter. Vor einem Jahr schlug in den Kommentarspalten ein gewisser Chris Griffing auf diesem Blog auf der Suche nach einem Stream für eiFreundschaftsspiel seines Sohnes auf. Ich kam mit Griffing ins Gespräch und es zeigte sich recht schnell die Historie des Mannes: Chris Griffings Vater Dean Griffing (sr.) war einer der Mitbegründer der Denver Broncos und deren erster General Manager.

Das war 1960 und noch in der AFL (American Football League), aber im ersten erfolglosen Jahrzehnt erreichten die Broncos nicht ein einziges Mal das Endspiel der damaligen NFL-Konkurrenzliga.

Dafür werden die Broncos auf immer das erste AFL-Team bleiben, das eine NFL-Mannschaft putzte: Das Opfer, erraten, es waren die Lions. In den 70ern, dann in der NFL, ging es mühselig weiter, bis Ende des Jahrzehnts hinter einer dominanten Defense und einem alternden QB Craig Morton einmal die Super Bowl verloren wurde. Morton ist neben Kurt Warner der einzige QB, der mit zwei Teams die Super Bowl erreicht hat. Nur: Morton hat keine von beiden gewonnen.

Die Ära Elway – Leiden mit Happyend

Alle anderen Phasen der Vereinsgeschichte sind Episoden, 1983 bis 1998 stellt jedoch eine Ära dar. Die Ära von QB John Elway, der Quarterback, der nicht für die Baltimore Colts spielen wollte und dafür in Denver zur Legende wurde. Elway machte sich einen (nicht unbedingt berechtigten) Namen als Comeback-König, als einer, der mit Willens- und Führungsstärke eine eher durchschnittliche Mannschaft immer wieder zu großen Erfolgen führte – um immer wieder die ganz wichtigen Spiele zu verlieren. Legedärste Spiele wie The Comeback in Cleveland wurden letztendlich immer wieder negiert, weil Denver zum Schluss die Super Bowls haushoch verlor.

1986/87 zum Beispiel wurde gegen die defensivstarken New York Giants 20-39 verloren. 1987/88 kassierte man fünf Touchdowns in einem Viertel gegen Washington und ging 10-42 baden. 1989/90 wurde man von San Francisco böse 10-55 niedergemacht – bis heute das höchste Ergebnis in der Superbowl-Geschichte.

Mitte der 90er reagierte Besitzer Pat Bowlen, sägte den alten Head Coach Dan Reeves ab, änderte Farben und Logo (vom niedlichen hellorange zum aggressiven blau/orange und ein Wildpferd mit Kampfblick als neues Logo) und installierte den ehemaligen 49ers-Assistent Mike Shanahan als Coach.

Elway selbst war nicht mehr so gut wie in den alten Zeiten. Aber Elway hatte nun eine starke Mannschaft versammelt, mit dem Sensations-RB Terrell Davis und TE Shannon Sharpe an der Spitze. Am Ende dauerte es bis 1997/98, als erstmals die Superbowl gewonnen wurde. Ein ganz tolles Endspiel in San Diego, mit glücklichem Sieg über die Green Bay Packers. Das Spiel, in dem Elway den Helicopter zeigte. Ein unvergesslicher Moment. Ein Jahr später wiederholten Elway und Konsorten den Titelgewinn in einer dominant geführten Saison mit Endspielsieg über Atlanta. Und „Jon Wayne“ Elway ritt mit der Vince Lombardi Trophy gen Sonnenuntergang.

Post Elway – Die Zeit nach dem Superbowls

Nach Elways Rücktritt gewannen die Broncos jahrelang keine Playoffspiele mehr. Unterirdisch waren die Spielzeiten nicht, aber immer wieder wurde man in der ersten Playoffrunde von den Colts abgeschossen. 2005/06 scheiterte man im AFC-Finale. Seitdem stand man nie mehr in den Playoffs, weil erst QB Jay Cutler zu jung war, dann die Defense streikte und später Head Coach Josh McDaniels alle Strukturen samt Mannschaftsgefüge in Trümmer schlug.

Mit John Fox und GM Elway (natürlich!) ist seit Winter 2011 der Wiederaufbauprozess im Gange. Die Playoffs 2011/12 waren ein Freak-Unfall, wenn auch dank „Comeback-King“ Tebow ein höchst unterhaltsamer, aber der „richtige“ Umbau erst mit der Verpflichtung von Superstar-QB Peyton Manning 2012 eingeleitet – die erste Saison unter Manning endete im viertlängsten Spiel der NFL-Geschichte zuhause gegen den späteren Superbowlchamp Baltimore.

Eine Meile über dem Meer

Denvers Footballstadion vor Colorados Bergkulisse

Denvers Footballstadion vor Colorados Bergkulisse – Bild: Wikipedia/David Shankbone

Die Broncos spielen nicht mehr im berühmten Mile High Stadium, sondern einen Katzensprung davon entfernt im Sports Authority Field @Mile High Stadium (65.000 Plätze)/ex-INVESCO. Ein Stadion in der Periphärie, eine Meile hoch über dem Meeresspiegel und entsprechend in dünner Luft. Die Fans sind berühmt als besonders treu und stolz.

Rivalitäten

Denvers oberste Nemesis wurde 1997/98 geschlagen: Der Dämon “Super Bowl”. Wichtigste Rivalen sind die beiden AFC-West-Gegner Oakland Raiders und Kansas City Chiefs. Die Duelle mit beiden sind meistens sehr physische, kampfbetonte Matches und nicht selten fliegen die Fetzen. Ende der 90er wechselte mal das Chiefs-Idol DE Neil Smith nach Denver und wurde bei der Rückkehr nach Arrowhead gnadenlos ausgepfiffen. Die dritten im Bunde, die San Diego Chargers, sind hauptsächlich seit letzter Dekade Rivale, weil zumeist Denver und San Diego um die Divisionskrone stritten.

Auf zwei Spielen für die Footballannalen gründet die gemeinsame Geschichte der Broncos und Cleveland Browns: The Comeback und The Fumble – zweimal gewann Denver das AFC-Finale hauteng, einmal durch einen 99yds-Drive (The Comeback), einmal durch einen Fumble an der Goal Line von Browns-RB Earnest Byner. 1989/90 gewann Denver ein drittes AFC-Finale. Während Cleveland damit dreimal aufgrund der Browns die Super Bowl verpasste, wurde Denver dreimal in selbiger abgeschlachtet. Sie entscheiden, wer besser sich besser aus der Affäre gezogen hat.

Sportlich kommen die Broncos seit Jahre nicht an den Colts vorbei. Immer und immer wieder verlud QB Peyton Manning die Broncos, die einst Millionen für CB Champ Bailey ausgaben, nur um Mannings Pass-Armada zu stoppen. Ohne Erfolg. Nun spielt Manning selbst in Denver.

Gesichter der Franchise

  • John Elway – QB. Der beste Spieler, den die Broncos je hatten. Genannt Captain Comeback aufgrund zahlloser gedrehter Spieler, geliebt aufgrund zahlloser Superbowl-Niederlagen. Erst als nicht mehr er so gut war, dafür aber sein Team, holte er zum Karriereausklang noch zweimal den Titel.
  • Terrell Davis – RB, kurze NFL-Karriere, aber die wenigen Jahre der absolut dominante Back. Zweimal Superbowl-Sieger, ehe alle Bänder im Knie rissen.
  • Shannon Sharpe – TE, Lautsprecher und, ja, genau der, dem man heute im TV zuhört und sich immer und immer wieder fragt: Was hat er jetzt grad gesagt?
  • Tebow. Langfristig wird Tim Tebow kaum mehr als eine Anekdote in der Bronco-Historie verbleiben. Aber dass ein einziger Mann in sieben Wochen einen derartigen Hype verursachen kann, habe ich in rund zehn Jahren NFL-Verfolgen noch nicht gesehen.

korsakoffs Highlight

Denver 13, Chicago 10 (OT) – Das Tape von Superbowl XXXII kam vor 2-3 Jahren mal auf ORF Sport Plus und war sicherlich ein tolles, spannendes Footballspiel, und das Playoffspiel gegen die Steelers hatte auch was, aber dieses Spiel muss einfach der Favorit sein: Das NFL-Spiel des Jahres 2011/12. Ich zitiere mich da selbst:

Was die Broncos angeht: Das ist wie im alten Madden, wo der Gegner siebenundfuffzich Minuten nichts zustande brachte, um mit der 2min-Offense zur unstoppbaren Angriffsmaschine zu werden und in 23sek 87yds zum Touchdown zurücklegte. Es ist zu viel „Freak“ dabei, als dass diese Offense langfristig Früchte tragen kann. Aber das Team ist unterhaltsam bis zum Anschlag. Tipp: Staunen und genießen.

Eckdaten

Gegründet: 1960
Besitzer: Pat Bowlen (Rechtswesen/Bergbau/Makler)
Division: AFC West
Erfolge: Superbowl-Champ 1997, 1998, Superbowl-Verlierer 1977, 1986, 1987, 1989, 19x Playoffs (18-17) – Stand 2013

NFL-Franchises im Kurzporträt, #6: St Louis Rams

Vom Norden in den Südwesten in die goldene Mitte – die Rams haben schon viel gesehen. Auch viele große Spieler. Der Beste von allen sorgte vor rund einem Jahrzehnt für die ultimative Aschenputtel-Geschichte und wird auch in meinem Haus dafür immer noch verehrt.

Cleveland

1936 gegründet, seit 1937 NFL-Mitglied – die Rams wurden in Cleveland aus der Taufe gehoben. 1945 wurde der erste NFL-Titel geholt. Trotzdem wanderte man direkt im Anschluss aus, gen Los Angeles, da man die heimische Konkurrenz der Browns fürchtete.

Los Angeles

Als Exot an der Westküste waren die Rams schnell sehr erfolgreich, vor allem dank einer bärenstarken Offense rund um den WR mit dem geilen Namen, Elroy Hirsch. Die Rams waren so attraktiv, dass man sie als erste Profimannschaft im Fernsehen zeigte. 1951 wurde man wieder NFL-Champ.

Trotz sportlichem Abstiegs bliebt man ein Publikumsrenner und schleuste häufig über 100.000 Zuschauer ins L.A. Coliseum (Olympiastadion), auch dank einer fassungslos dominanten Defensive Line, genannt Fearsome Foursome (Die Gefürchteten Vier) rund um den alle überstrahlenden Deacon Jones. Es dauerte aber bis 1979, bis man zum ersten Mal in die Superbowl kam – und da waren die Fearsome Foursome schon längst Geschichte – Superbowl XIV wurde nach hartem Kampf 19-31 gegen Pittsburgh verloren.

O.C., California

Okay, man schimpfte sich weiterhin „Los Angeles Rams“, aber ab 1980 spielte man in Anaheim. Erstens, aufgrund der Blackout Regel (man bekam das Coliseum nicht mehr regelmäßig voll), zweitens, aufgrund des Bevölkerungswachstums in Orange County. Weil aber zugleich auch die Raiders nach Los Angeles kamen und Lakers und Dodgers grad Titel um Titel abstaubten, schrumpfte die Anhängerschaft der Rams innerhalb weniger Jahre rapide.

Und das, obwohl RB-Sensation Eric Dickerson alle Laufrekorde sprengte und die Mannschaft bis zu einer verheerenden Schlappe Ende der 80er gegen die 49ers sogar recht erfolgreich blieb.

Danach wurde es hässlich. Sportlicher Niedergang und Streitereien um einen Stadionneubau sorgten dafür, dass die Besitzerin Georgia Frontiere, eine ehemalige Bachtänzerin, 1995 eiskalt nach St Louis auszog.

St. Louis

Auch in der neuen Heimat dümpelten die Rams am Bodensatz der NFL. Der neu geholte Coach Dick Vermeil hatte vor Urzeiten mal die Eagles in die Super Bowl gecoacht, stand aber nach zwei verheerenden Spielzeiten und extremem Trainingspensum kurz vor einer Meuterei im eigenen Team. Bis in der Preseason 1999 der Hoffnungsträger, QB Trent Green, mit Verletzung für die Saison ausfiel.

The Greatest Show On Turf

kurt warner qb rams

Kurt Warner - ©Wikipedia

Das war der Moment, als Kurt Warner das Spielfeld betrat. Warner, ein ehemaliger Regaljunge in einem Supermarkt irgendwo im Nirgendwo von Iowa, schon 27 und mit nur einer Handvoll geworfenen Pässen in der NFL.

Und Warner spielte, dass es ein Genuss war. Gemeinsam mit RB Marshall Faulk und den WRs Isaac Bruce und Torry Holt zerlegte die Rams-Offense die gegnerischen Abwehrreihen, dass quer durch die Lande die Leute Rückenschmerzen bekamen, so oft mussten sie sich bücken, um die Augäpfel am Boden aufzuklauben. Offensiv-Football vom Allerfeinsten – The Greatest Show On Turf. Endresultat: Superbowl-Sieg für die Rams, NFL und Superbowl MVP für Warner. Damit hatten die Rams in allen drei Standorten (Cleveland, L.A., St Louis) einen Titel abgestaubt.

Zwei Jahre später stand man als noch dominanteres Team erneut im Endspiel, und verlor sensationell gegen New England. Anstatt Dynastie in St Louis folgte eine Dynastie in New England.

Die Rams zerfleischten sich in den kommenden Jahren, Warner wurde vorschnell vom Hof gejagt und in den letzten Jahren dümpelte man mit 1-15 und 2-14 Saisons am unteren Ende der Skala. Seit einem Jahr spielt mit QB Sam Bradford ein neuer Hoffnungsträger in St Louis – mal schauen.

Die Halle

Edward Jones Dome St Louis Rams

Edward Jones Dome - ©Wikipedia

Der Edward Jones Dome (65.000 Plätze) ist ein Kuriosum: Gebaut 1995 – und schon als völlig veraltet geltend. In dieser Halle auf Kunstrasen haben Warner und Co. Ihre spektakuläre Offense gespielt. Heute gilt sie als viel zu eng auf den Tribünen und überhaupt als völlig seelenlos und nicht zu St Louis passend. Tolle Planung.

Rivalitäten

Heutige Haupt-Rivalität sind die San Francisco 49ers, weil es ein Divisionsduell ist. Geschichtlich könnte man noch die Raiders nennen, weil Rams und Raiders eine zeitlang gemeinsam um die Gunst des Publikums im Großraum Los Angeles kämpften. Ansonsten sind die Rams wohl auch aufgrund mehrerer Umzüge eher keimfrei.

Gesichter der Franchise

Deacon Jones – DE. Gilt noch heute als einer der besten Pass Rusher aller Zeiten, und vor allem: als einer der bösartigsten. Kein Tackle war brutal genug und erst wenn der Quarterback mit 150mph und Kopf voraus in den Boden gerammt war, spürte Deacon Jones Befriedigung. Da weiß man dann auch, warum die Front Four „Fearsome Foursome“ hieß.

Eric Dickerson – RB. Dickerson war einige wenige Jahre ein sensationeller Back, der noch heute den Rekord für die meisten Laufyards in einer einzigen Saison hält: 2105yds. Ging dann im Streit zu den Colts.

Kurt Warner – QB. Warner stieg aus dem blanken Nichts auf und wurde 1999/2000 zum unumstrittenen NFL-Superstar und holte gleich im ersten Jahr die Superbowl. Leider danach zu früh abgeschossen, denn wie gut Warner war, zeigen seine späten Jahre in Arizona. War zweimal NFL MVP und Superbowl MVP als Rams-QB.

Marshall Faulk – RB, für eine Bagatelle nach St Louis gekommen und dort integraler Bestandteil einer phänomenalen Offense, inklusive Superbowl-Titel 1999/2000. Faulk war dreimal in Folge Offensivspieler des Jahres und 2000 NFL MVP und war in der Blütezeit gleichermaßen Läufer und Ballempfänger.

korsakoffs Highlight

Super Bowl XXXVI – Die Rams wurden (tape-bedingt?) outcoacht von den kleinen Patriots. Trotzdem: Wie diese Offense in den Schlussminuten plötzlich „klick“ machte, war schon sehr eindrucksvoll. Obwohl underdog-affin, taten mir die Rams nach dem Spiel richtiggehend leid.

Eckdaten

Gegründet: 1936 als Cleveland Rams, 1946-1994 Los Angeles Rams
Besitzer: Stan Kroenke (Immobilien)
Division: NFC West
Erfolge: Superbowl-Champ 1999, Superbowl-Verlierer 1979, 2001, NFL-Champ 1945, 1951, 27x Playoffs (19-24)

(NFL-Teamserie gibt es auch hier.)