Glaskugel 2012: Denver Broncos

Selten hatte eine Mannschaft eine aufregendere Saison als die Denver Broncos 2011. Haufenweise knappe Siege, Herzschlagfinale, Comebacks, total verrückte Spielverläufe, ein scheinbarer Einbruch und dann doch tatsächlich ein Playoffsieg gegen die Pittsburgh Steelers. Und natürlich mittendrin: jeden Menge Teeeeeeeeeeeeebooooooooooooowww!

Insgesamt war das wohl für die beiden alten Johnnies Fox und Elway zuviel Aufregung und ihr Arzt hat ihnen mehr Ruhe verschrieben. Was liegt da näher, als den unquarterbackigsten Quarterback aller Zeiten gegen das Idealbild eines signal callers einzutauschen? Der Blutdruck sollte 2012 wieder deutlich sinken mit Mr. Cool, Calm and Collected himself: Peyton Manning.

Broncos Offense

Es gibt wohl niemanden in der NFL, der in den letzten Jahren mehr über offensiven Football gelernt hat als Mike McCoy. Der Offensive Coordinator der Denver Broncos wurde 2009 von Josh McDaniels nach Colorado geholt und mußte sich dessen System anpassen. Nach zwei Jahren kam sein alter Lehrmeister John Fox und er Angriff wurde umgebaut. Als dann Tim Tebow als Starter installiert wurde, hat McCoy Nachhilfe in Sachen (Spread-)Option-Offense genommen und ihm ein einigermaßen passendes „System“ zusammengeschustert. Jetzt hat Peyon Manning den Posten des OC übernommen und McCoy kann sich auf dem Beifahrersitz zurücklehnen und von einem der Besten lernen. Viel arbeiten muß er nicht, den Großteil der Arbeit übernimmt Peyton.

Über Peyton Manning müssen wir hier nicht mehr in epischer breiten Schreiben, zu ihm ist alles gesagt. Er ist einer der besten QBs aller Zeiten. Er sah in der Preseason fast aus wie der alte. Aber wie stark oder weniger stark sein Wurfarm noch beeinträchtigt ist, wird man erst im Laufe der Saison sehen. Um sein receiving corps muß man sich jedenfalls keine Sorgen machen. Wir haben hier schonmal beschrieben, warum er mit Eric Decker, Demariyus Thomas, Brandon Stokley und Jacob Tamme sehr gut zusammenarbeiten sollte. (In dem Artikel gibts auch einige Links, die das Peyton-Manning-/Tom-Moore-System erläutern.)

Auch die Offensive Line ist weniger wichtig, wenn man einen Peyton Manning hat. Er kann Defenses so gut lesen, daß er schon vor dem Snap immer weiß, was (beziehungsweise wer) auf ihn zukommen wird; er hat eine unglaubliche pocket awareness und er trifft so schnell Entscheidungen, daß es kaum möglich ist, ihn zu sacken. Seine Linie in Denver ist nicht großartig, aber mit ihr könnten auch schlechtere Quarterbacks ganz gut arbeiten. LT Ryan Clady muß sich in einer Liga, in der sehr gute Offensiv Tackles immer seltener werden, vor niemandem verstecken. Neben Clady stehen vier junge Typen, die alle talentiert sind und auch schon gute Leistungen gebracht haben. Chris Kuper, J.D. Walton, Zane Beadles und RT Orlando Franklin haben vor allem im Laufspiel phasenweise stark ausgehen.

Das wird in dieser Saison wohl etwas schwieriger, da sich keine Defense mehr Sorgen um die Laufkünste des Quarterbacks machen muß. Willis McGahee ist kein überragender RB. Daß er nur guter Druchschnitt ist, wurde 2011 von Tebow und dem System überdeckt. Knowshown Moreno, der vor vier Jahren in der ersten Runde gedraftet wurde, konnte bis heute nicht beweisen, warum. Zugegeben, er hatte viel mit Verletzungen zu kämpfen und mußte ständig neue Systeme lernen, aber von so einem talentierten Ballträger erwartet man mehr. Um ihm noch ein bißchen mehr Feuer unterm Hintern zu machen, hat Denver in dieser Draft Ronnie Hillman in der dritten Runden gezogen. Hillman soll ein wendiger, explosiver Typ sein. Da Defenses sich hauptsächlich auf das Paßspiel konzentrieren werden und Manning in der Regel das Spiel sehr breit macht, sollte Hillman einigen Platz bekommen, um diese Explosivität zu beweisen.

Broncos Defense

Die Defense hat 2011 insgesamt ganz anständig gespielt. Gegen die Packers und Patriots mehr als 300 Yards durch die Luft kassieren, ist kein Beinbruch. Problematischer war die Verteidigung gegen den Lauf. Nun ist ausgerechnet der beste Mann gegen den Lauf, DT Broderick Bunkley auch noch abgewandert. Ersetzt werden soll vom Langzeitverletzten Ty Warren. Der Ex-Patriot hat seit zwei Jahren nicht gespielt und soll nun mit dem 34-Jährigen Justin Bannan die Mitte dicht machen. Das hört sich nicht gut an. Immerhin ist aber DT die Position, auf der oftmals auch ältere und verletzungsanfällige Spieler noch auf einem hohen Level spielen können. Als Backups rotieren der solide Kevin Vickerson und der diesjährige 2nd-rd pick Derek Wolfe rein.

Schedule

Wk1 v PIT (SNF)
Wk2 @ ATL (MNF)
Wk3 v HOU
Wk4 v OAK
Wk5 @ NE
Wk6 @ SD (MNF)
Wk7 BYE
Wk8 v NO
Wk9 @ CIN
Wk10 @ CAR
Wk11 v SD
Wk12 @ KC
Wk13 v TB
Wk14 @ OAK (TNF)
Wk15 @ BAL
Wk16 v CLE
Wk17 v KC

Für die Außen haben die beiden Defensivfüchse John Fox und sein alter Buddy Jack Del Rio, den er sich jetzt als DC zurückgeholt hat, viel besseres Spielermaterial. Elvis Dumervil, obwohl den Lehrbüchern nach viel zu klein für die Position des Defensive Ends, ist genauso stark gegen den Lauf wie gegen den QB. Für die andere Seite stehen der talentierte Robert Ayers, der lange bei den Broncos die für ihn falsche Position OLB spielen mußte, und der sich gut entwickelnde Jason Hunter bereit. In sub packages kommt der DROY 2011 Von Miller in die Linie und macht so stark Druck auf den gegnerischen Passer, wie nur selten ein Rookie vor ihm.

In der Base-D spielt Miller OLB und hat auch dort seinen Status als Nr. 2 overall pick gerechtfertigt. Der andere OLB D.J. Williams ist ein unterschätzter Verteidiger, der nun aber für die ersten sechs Spiele der Saison gesperrt ist. Das ist ein großes Problem, einen fähigen Ersatz gibt es für ihn haben die Broncos nicht. Auch nicht stark ist MLB Joe Mays. Del Rio muß hoffen, daß einer der jungen Wesley Woodyard, Nate Irving und Mike Mohamed sich in der Offseason stark verbessert haben.

Einigermaßen wackelig könnte auch die Secondary werden. So lange CB Champ Bailey fit ist, ist alles OK. Bailey ist immer noch einer der besten cover guys, die man in der NFL findet. Auf der anderen Seite wird Neuzugang Tracy Porter spielen. Porter ist kein Superstar, aber viele bessere Nr.2 corners wird man nicht finden. Fälschlicherweise wird immer behauptet, Porter hätte außer seiner Peyton-Manning-Interception im Super Bowl 2009 nichts gerissen. Richtig ist dagegen, daß die Saints ihn liebend gerne behalten hätten, aber aufgrund ihrer Salary-Cap-Situation keince Chance hatten. Für Slot und Kadertiefe hat Denver Neuzugang Drayton Florence, den diesjährigen 4th-rd pick Omar Bolden und den nicht gedrafteten Chris Harris, der nach der einer guten Rookiesaison angeblich im Camp sehr beeindruckt haben soll.

Nach dem Abgang von Safety-Legende Brian Dawkins sind in der tiefen Mitte des Feldes erstmal die 2nd- und 4th-rd picks 2011, Rahim Moore und Quinton Carter als Starter vorgesehen. Diese beiden sind alles andere als vertauenserweckend. Wenn ich da was zu sagen hätten, würde ich meinen alten Liebling Jimmy Leonhard spielen lassen.

Broncos Ausblick

Solange sich der 34 Jahre alte Bailey nicht verletzt, ist das Defensive Backfield ganz gut aufgestellt. Das Linebacking-Corps ist ganz anständig, aber nicht überragend. In der Linie gibt es Fragezeichen in der Mitte. Diese Defense könnte richtig gut werden, die Defense könnte mit etwas Pech aber auch unterdurchschnittlich werden. Bei den erfahrenen Coaches Fox und Del Rio würde ich mein Geld aber auf „ziemlich gut“ setzen.

Auch in der Offense sollten Broncos-Fans zuversichtlich sein. Ich wette nicht mehr gegen einen Manning. Denver sollte auf jeden Fall um einen Platz in den Playoffs mitspielen. Und solange Peyton nicht gegen Rex Ryan spielt, muß er auch in den Playoffs vor keiner Defense Angst haben (immer vorausgesetzt, er ist tatsächlich gesund). Wobei es ja noch eine viel witzigere Storyline bei einem Aufeinandertreffen Jets-Broncos gäbe.

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Glaskugel 2012: San Francisco 49ers

Spread Formations, zone blitzes, it´s a passing league – pfff, nur Amateure brauchen sowas! Die San Francisco 49ers, die lange Jahre für Innovationen und modernen Football standen, spielen lieber Football wie in den 80er Jahren – und sind damit erfolgreich. Letztes Jahr hat es für 13 Siege in der regulären Saison und einen Besuch im NFC Championship Game gereicht.

Dafür brauchten die `Niners nicht mehr als eine bärenstarke Defense und hervorragende Special Teams. Die Angriffsspieler waren nur im Kader um das Roster vollzumachen. Was der neue Staff um Ex-Stanford Head Coach Jim Harbaugh mit seinem Staff um Offensive Coordinator Greg Roman und Defensive Coordinator Vic Fangio (beide hat Harbaugh von den Cardinal mitgebracht) innerhalb so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, war atemberaubend.

Dabei war das Konzept so unglaublich simpel und offensichtlich, daß die anderen Entscheidungsträger der NFL das wohl für unter ihrer ach-so-fortschrittlichen-Würde befinden und es darum nicht selber auf diesem Wege versuchen. Im Angriff wird gelaufen, gelaufen, gelaufen, ab und zu mal ein Trickspielzeug eingestreut (Trickspielzüge sind in der angeblich furchtbar modernen NFL auch immer seltener geworden) und gepaßt wird nur bei 3rd&longs. In der Defense macht San Francisco auch nichts besonderes, sondern sagt einfach: „meine Jungs sind stärker als deine Jungs!“

49ers Special Teams

Dazu kommt noch, daß wohl keine Mannschaft der NFL die Special Teams so wichtig nimmt wie SF. Sie haben das verstanden, was korsakoff hier immer wieder predigt: field position ist einer der wichtigsten Aspekte beim Football. Der Angriff der `Niners hat bedingt durch die starken Special Teams und die Defense ihre Drives durchschnittlich an der 34-Yard-Linie begonnen.

Das bedeutet, daß sie nur drei gute First Downs benötigen, um in field goal range zu kommen, wenn man einen so starken Kicker wie David Akers hat. Eine Mannschaft wie Carolina, die eine viel explosivere Offense hat, beginnt ihre Drives durchschnittlich an der 28-Yard-Linie und weil sie einen schwächeren Kicker habt benötigt sie mehr als vier First Downs um ein einigermaßen sicheres Field Goal versuchen zu können. Das ist ein riesiger Unterschied.

Punter Andy Lee hat eines der stärkste Beine im Business und die coverage units bei Punts wie Kickoffs sind auch allererste Güte. Auch geblockt wird für Kick- und Puntreturner Ted Ginn, Jr. ganz hervorragend. Mehr als 27 bzw. 12 Yards pro Return sprechen für sich. Special Teams tendieren dazu, in manchen Jahren Ausreißer nach oben wie nach unten zu haben. Aber selbst wenn es für San Franciscos ST nach der grandiosen Saison 2011 wieder etwas nach unten gehen sollte, werden sie immer noch zu den besten gehören, schließlich haben sie so gut wie keinen wichtigen Spieler verloren.

49ers Defense

Neben den Special Teams sorgt die Verteidigung regelmäßig für gute field position, weil sie gegnerische Drives so oft schon im Keim erstickt. Das besondere an Fangios Defense ist, daß sie gar nichts besonderes macht. Den Luxus kann sich der DC erlauben, weil die front seven absurd viel individuelles Talent in sich vereinigt. DE Justin Smith und die beiden ILBs Patrick Willis und NaVorro Bowman sind drei der besten Verteidiger der ganzen Liga, nicht nur drei der besten Spieler auf ihren jeweiligen Positionen. Smith ist körperlich so stark wie zwei Bären und hat in mehr als 10 Jahren NFL so viel und gut gelernt, daß er unstoppable ist. Man kann einfach nichts gegen ihn machen.

Willis und Bowman spielen beide wie Ray Lewis in seinen besten Jahren. Sie können das Spiel unglaublich gut lesen, haben einen todsicheren Instinkt, der sie niemals im Stich läßt und sind so athletisch wie Safeties. Außen spielen der mehr als solide Ahmad Brooks und Aldon Smith, der letztes Jahr als Rookie fast ausschließlich in der Nickel-D gespielt hat und trotzdem 14 Sacks sammeln konnte. In dieser Saison soll er immer spielen und muß erst beweisen, wie gut er gegen den Lauf und in Coverage ist.

Vorne, neben Smith, spielen mit DE Ray McDonald und NT Isaac Sopoaga zwei starke Typen, die in den meisten anderen Teams Leistungsträger wären. Hier haben sie den Luxus, nur dier vierte, fünfte oder gar sechste Geige spielen zu müssen und bekommen darum viel weniger Aufmerksamkeit von der Offense.

Ein wenig dünner wird es in der Secondary. Die Cornerbacks Carlos Rogers und Tarell Brown sind solide. Mehr aber auch nicht. Sie sehen vor allem gut aus, weil bei ihnen hinten oftmals nur weggeworfene Verzweiflungspässe ankommen. Auch die beiden Safeties Dashan Goldson und Donte Whitner sind durchaus gute Leute, sehen aber durch die starke front seven (noch) besser aus, als sie tatsächlich sind. Glücklicherweise für alle Beteiligten gibt es keinen Grund, daß diese in der kommenden Saison schlechter sein sollte als letztes Jahr.

Es gibt nur ein Manko in Fangios Truppe: mangelnde Kadertiefe. Auf kaum einer Position gibt es gute Backups. 2011 ist das nicht weiter aufgefallen, weil San Francisco unglaubliches Verletzungsglück hatte. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß man auch 2012 fast völlig verletzungsfrei die Saison übersteht.

Offense 49ers

Kadertiefe ist dagegen kein Problem auf den skill positions in der Offense. Nachdem die beiden besten Wide Receivers letztes Jahr Michael Crabtree und ein Kegel aus dem Materialraum waren, hat GM Trent Baalke kräftig eingekauft. In der Draft hat man in der ersten Runde den schnellen A.J. Jenkins gedraftet, auf dem Free-Agent-Market Mario Manningham von den Giants verpflichtet und vom Arbeitslosenmarkt den Typen geholt, der früher mal Randy Moss war. Das sind jetzt alles keine großen Nummern, aber wenigstens kann der Kegel wieder zurück zur Mat-Gruppe. Da OC Roman am liebsten eh mit höchstens zwei WRs gleichzeitig spielen läßt, ist SF also gegen Verletzungen einigermaßen gefeit.

Schedule

Wk1 @ GB
Wk2 v DET (SNF)
Wk3 @ MIN
Wk4 @ NYJ
Wk5 v BUF
Wk6 v NYG
Wk7 v SEA (TNF)
Wk8 @ ARI (MNF)
Wk9 BYE
Wk10 v StL
Wk11 v CHI (MNF)
Wk12 @ NO
Wk13 @ StL
Wk14 v MIA
Wk15 @ NE (SNF)
Wk16 @ SEA
Wk17 @ ARI

Auch Running Backs haben die 49ers mehrere und die sind sogar besser als die Receivers. 2nd-year man Kendall Hunter wird sich wohl mit dem immer noch ganz guten Frank Gore die Aufgaben als Nr. 1 teilen. Im April wurde der explosive space player LaMichael James von der explosivsten aller Offenses – Oregon Ducks- verpflichtet. Für short yardage situations wurde DT RB Brandon Jacobs ins Boot geholt. Damit hat man jeden Spielertypen, den man laut Lehrbuch für ein gutes running game braucht.

Die werden auch alle bitter benötigt, denn von der Offensive Line kann nicht viel Unterstützung erwartet werden. Keiner der fünf – Joe Staley, Mike Iupati, Jonathan Goodwin, Alex Boone und Anthony Davis – ist irgendetwas besonderes. Weder reißen sie große Löcher im Laufspiel noch können sie Quarterback Alex Smith schützen.

Und Smith müßte ganz besonders geschützt werden. Der ehemalige Nr. 1 overall pick ist einfach kein guter NFL-Quarterback und wird es wohl auch nicht mehr werden. Sein decision making ist auf Tebow-Niveau, das Spiel ist zu schnell für seinen Kopf und einen starken Arm hat er auch nicht. Aber hey, was macht das schon in der angeblichen „Passing League NFL„? Sowohl Tebow als auch Smith haben letztes Jahr Playoffspiele gewonnen.

Was diesm Angriff explosive Momente gibt sind 1) TE Vernon Davis und 2) seltene (Trick-)Spielzüge. Er macht es nicht konstant und auch nicht gegen sehr disziplinierte Defenses, aber immer mal wieder kann Davis ein Big Play hinlegen, wenn er einen Linebacker oder Safety vernascht. Meistens muß er aber die Notfalloption underneath für den hilfesuchende Smith geben.

San Francisco versucht daher öfter als alle anderen Mannschaften mit end arounds, wilden Blockformationen im Laufspiel und mutigen Laufspielzügen für den QB (!) bei dritten Versuchen (hallo Saints!) wenigstens mal ein wenig Feuer aus dem lahmen Haufen herauszuholen. In der Offseason sollen sie jetzt auch noch read options mit QB Colin Capernick in ihr Repertoir mit aufgenommen haben.

Ausblick 49ers

Die San Francisco 49ers sind sehr solide aufgestellt. Sie werden zwar höchstwahrscheinlich nicht mehr so viel Turnover-Glück wie letztes Jahr haben, als ihnen scheinbar jeder Fumble in die Hände gesprungen ist, aber die Special Teams und die Defense sind for real. Das war kein Zufall. Mit der nicht überragenden Secondary dürfte es schwierig werden, so stark wie 2011 zu sein, aber eine Top-5-Unit ist das allemal – solange sich nicht mehrere Leistungsträger gleichzeitig verletzen.

Die Offense wird so mit durchgeschleppt. Gefährlich könnte es hier nur werden, wenn man Smith zuviel zutraut. Die Gleichung ist einfach: mehr mutige Entscheidungen + mehr tiefe Pässe für die neuen Spielzeuge = viel mehr Interceptions. Umschifft man diese gefährlichen Klippen, sollten die `Niners auf die Krone der NFC West sein, aber nur mit ganz viel Glück in Sachen Turnovers, Verletzungen und auf Trickspielzüge hereinfallende Verteidigungsreihen in den Playoffs wird es nicht für den ganz großen Schocker langen.

Glaskugel 2012: Kansas City Chiefs

Manchmal läuft´s einfach ganz blöd: drei der wichtigsten Spieler verletzten sich spätestens Woche 1 und verbringen die Saison auf IR; in der ersten drei Spielen kassieren die Chiefs 110 Punkte und erzielen selber nur 27; die Mannschaft fängt sich mit vier Siegen in Folge und dann verletzt sich der Quarterback. Trotzdem fehlte am Ende nur ein Sieg für Platz eins in der AFC West. Für die meisten anderen Trainer wären das genügend Ausreden, um sich in die nächste Saison zu retten. Bei Todd Haley nicht.

Haley hat sich in Kansas City eine katastrophale Reputation als durchgeknallter, kontrollsüchtiger Egomane „erarbeitet“. Ob das auch alles so stimmt, weiß natürlich niemand. Mit dieser Reputation im Hintergrund hatte GM Scott Pioli keine Schwierigkeiten, Haleys Rauswurf zu rechtfertigen. Pioli hat schon in den 90er Jahren bei den Browns für Bill Belichick garbeitet, später bei den Jets auch für Bill Parcells, bevor er dann lange Jahre in New England Belichiks rechte Hand in Personalangelegenheiten war. Darüber hinaus ist Parcells sein Schwiegervater.

Man kann sich also vorstellen, wie Pioli auf Untergebene reagiert, die aus der Reihe tanzen. Nach dem Haley-Experiment vertraut er lieber wieder auf Leute aus der guten, alten Parcells-/Belichick-Schule. Head Coach Romeo Crennel hat bei den beiden fast sein ganzes Leben verbracht und der junge Offensive Coordinator Brian Daboll hat seine Ausbildung unter Charlie Weis bei den Patriots absolviert. Die Defense übernimmt Crennel als Coordinator selbst.

Chiefs Defense

Die oldschoolige 34-Defense ist im Ganzen sehr anständig. In Glenn Dorsey und Tyson Jackson stehen zwei ehemalige Top-10 picks in der Linie. Auch wenn beide bis jetzt noch nicht so gespielt haben, wie sie gedraftet wurden, so wurde ihnen doch zumindest zum Ende des letzten Jahres nachgesagt, einen großen Schritt gemacht zu haben.

Viel problematischer ist schon der fehlende Nose Tackle. In der letzten Draft an Position 11 wurde Dontari Poe gedraftet, der aussieht wie Haloti Ngata und sich bewegen kann wie Haloti Ngata – aber das leider alles nur außerhalb des Spielfeldes. Er hat wohl schon am College bei Memphis oftmals keinen großen Einfluß auf das Spielgeschehen gehabt und die NFL wird erstmal eine Nummer zu groß für ihn sein. Die Spielzeit wird er sich mit Amon Gordon und Jerrell Powe teilen. Gordon hat in seinen acht Jahren NFL 50 Tackles gemacht und Powe war letztes Jahr ein 6th-rd pick.

Dahinter steht mit ILB Derrick Johnson jemand, der verdammt viel von dem Abräumen kann, was die Linie vor ihm durchläßt; ein 34-ILB wie er im Buche steht. Javon Belcher ist ein athletischer Typ, der sehr aufmerksam seine Kreise underneath zieht und den kreuzenden Tight Ends und Slot Receivern das Leben schwermacht. Ungemein wichtig in jeder klassischen 34 ist das Vorhandensein von zwei OLBs, die Druck auf den QB machen können. Die Chiefs haben mit Tamba Hali zumindest einen; mit dem letztjährigen 3rd-rd pick Justin Houston vielleicht anderthalb. Houston muß deutlich besser werden, wenn diese Defense in Top-10-Regionen vorstoßen will.

Die individuelle Klasse in der Secondary ist dafür vorhanden. Mit Brandon Flowers verteidigt ein klassischer NR.1-Corner eine Seitenlinie. Mit Neuzugang Stanford Routt steht an der anderen Seitenlinie ein guter Nr.2-Corner und mit dem ehemaligen 1st-rd pick Javier Arenas hat Crennel auch einen ganz patenten Mann für den Slot.

Weil dahinter Eric Berry mit 100mph rumrennt, müssen die Cornerbacks auch gar nicht überragend spielen. Berry hat sich in seiner Rookiesaison 2010 sehr gut entwickelt, fiel dann aber 2011 mit Kreuzbandriß aus. Den anderen Safety-Spot hat der junge Kendrick Lewis inne. Lewis soll einer der Lieblinge von Crennel sein, weil er unaufgeregt einfach seinen Job macht und ein „excellent learner“ ist.

Chiefs Offense

Der Franchiseplayer in Kansas Citys Offense ist Running Back Jamaal Charles. Der kleine speedster hat astronomische Statistiken abgeliefert, bevor auch er die letzte Saison mit Kreuzbandiß im Lazarett verbringen mußte. In drei Jahren hat Charles bei seinen 500 Carries im Durchschnitt 6,1 Yards erlaufen, eine fast schon astronomische Zahl für NFL-Verhältnisse. Als sidekick gesellt sich Peyton „Rammbock“ Hillis zu ihm. Nach seiner breakout season 2010 in Cleveland (mit OC Brian Daboll) ist er letztes Jahr lieber öffentlichkeitswirksam mit irgendwelchen Homestories hausieren gegangen und hat ständig wegen seinem Vertrag rumgebockt. Findet Hillis seine alte Form zurück, könnte Kansas City den aufregendsten 1-2-punch der gesamten Liga haben.

Der ursprünglich mal als Franchiseplayer angedachte QB Matt Cassel konnte diese Rolle nie richtig ausfüllen. Aber als game manager mit einem stark Laufspiel ist er durchaus zu gebrauchen. Er hat die Patriots 2008 und auch die Chiefs 2010 zu zehn Siegen geführt, dabei mehr als 7 Yards pro Paßversuch erfworfen und bei 48 TDs nur 17 INTs verursacht. Wenn er jetzt endlich mal Konstanz in sein Spiel bringen würde, wär er zwar kein Tom Brady, aber er würde auch in den Playoffs nicht völlig fehl am Platze aussehen.

Schedule

Wk1 v ATL
Wk2 @ BUF
Wk3 @ NO
Wk4 v SD
Wk5 v BAL
Wk6 @ TB
Wk7 BYE
Wk8 v OAK
Wk9 @ SD (TNF)
Wk10 @ PIT (MNF)
Wk11 v CIN
Wk12 v DEN
Wk13 v CAR
Wk14 @ CLE
Wk15 @ OAK
Wk16 v IND
Wk17 @ DEN

Wenn das receiving corps sich dann mal konstant aus den Schlagzeilen heraushalten könnte, wär das ein richtig guter Paßangriff. Nr. 1 Dwayne Bowe, ein sehr kräftiger Typ mit starken Händen, kann man ruhigen Gewissens als Nr. 1 wideout bezeichnen. Der 1st-rd pick des Jahres 2007 macht aber lieber mit Drogen und Holdouts auf sich aufmerksam. Lange werden sich das die Disziplinnazis patriot´scher Prägung nicht mehr mit ansehen. Die Nr. 2 ist der letztjährige 1st-rd pick Jonathan Baldwin. Der hat in seiner Rookiesaison einem Teamkollegen eine durchgereicht und sich dabei die Hand gebrochen. Die unter Wide Receivern beliebte Kombination undiszipliniert/dumm also. Wenn er sich mal selbst auf die Reihe bekommt, soll er aber verdammt talentiert sein.

Im Slot spielt Steve Breaston wie ein typischer Slot Receiver: unauffällig und zuverlässig. Ganz angenehm für Daboll und Cassel ist, daß Breaston mit 1,85m sehr groß für einen slot guy ist. Noch viel angenehmer für Daboll/Cassel ist Allzweckwaffe Dexter McCluster. Der kleine Irrwisch kann aus dem Backfield heraus wie auch als WR spielen und ist so etwas wie eine Mischung aus Darren Sproles und Percy Harvin – minus das außergewöhnliche Talent der beiden.

Eine sehr gute Waffe im Paßspiel könnte auch der junge Tony Moeaki werden (auch er einer der Kreuzbandrißgeschädigten 2011). Moeaki ist zwar lange nicht in der Gronkowski/Graham-Klasse, aber er sieht zumindest körperlich so aus. Der andere Tight End, Kevin Boss, ist mehr ein sechster Offensive Linemen. Aber genau der wird auch gebraucht im KCs Angriff, das ja vom Laufspiel getragen werden soll.

Brandon Albert ist so Durschnitt. Aber in einer Liga, in der die guten Tackles immer weniger werden, ist ein durchschnittlicher schon mal viel wert. Vor allem, wenn er gegenüber einem ziemlich guten Tackle spielt. Eric Winston kam als Free Agent aus Houston uns ist sofort der beste Linemen Chiefs – was mehr gegen die anderen als für ihn spricht. Winston war sehr erfolgreich in Gary Kubiaks zone blocking scheme und muß jetzt die Umstellung auf ein neues System und neue Kollegen in der Linie machen. Zwischen den beiden ist man sich noch nicht so sicher, was das werden soll. Center soll auf jeden Fall der letztjährige 2nd-rd pick Rodney Hudson spielen. Er hat zwar letzte Saison hinter dem Opa Casey Wiegman kaum gespielt, aber der Staff ist sehr zuversichtlich, daß die Kombination von Hudsons Talent und der Ausbildung unter Wiegman ausreichend war, um ihm den Ball snappen zu lassen. Daneben streiten sich der schwache Jon Asamoah, Ex-Colt Ryan Lilja und 2nd-rd pick Jeff Allen um die zwei verbleibenden Plätze. Insgesamt also keine sehr gute Linie.

Ausblick Chiefs

Die Kansas City Chiefs haben einige starke Mannschaftsteile und auch fast in allen Bereichen playmakers – Safety Berr, CB Flowers, LBs Johnson und Hali, RB Charles, WR Bowe, TE Moeaki und McCluster – und in vielen Units auch einen stabilen Mittelbau. Crennels Truppe wird bis zum Schluß um die Playoffs mitspielen, aber falls sie da hinkommen, wird es nicht mehr für viel reichen, dafür sind beide Linien einfach nicht stark genug besetzt. Auf den jungen Kern dieser Mannschaft kann man getrost aufbauen und optimistisch in die Zukunft blicken.

Glaskugel 2012: Washington Redskins

Der Messias ist da! Wenn eine Franchise drei 1st- und einen 2nd-rd pick abgibt, um einen kleinen QB zu draften, der nur eine gute Saison am College gespielt hat, weiß man, wie es um sie bestellt ist. Zumal dieser QB, Robert Griffin von Baylor, eigentlich viel besser laufen als werfen kann und seine WRs oft einfach Ziele waren, weil alle Verteidiger vor lauter Angst um seine Scrambles ins Backfield geguckt haben.

Der Shanaclan hat 2010 eine mittelmäßige Mannschaft vorgefunden, bei der das größte Problem war, daß Owner Dan „Chainsaw“ Snyder und einige Spieler auf Head Coach Jim Zorn gepfiffen haben und handelten, wie es ihn gerade beliebte. In den letzten zwei Jahren hat der Staff um Mika Shanahan diese mittelmäßige Mannschaft mit großem Erfolg in blanker Mittelmäßigkeit gehalten. 11 Siege in zwei Spielzeiten und einen riesigen Graben zu den drei Großen in der NFC East – Giants, Cowboys, Eagles – später, soll nun der massivst gehypte RGIII die Mannschaft ganz alleine tragen, hat man den Eindruck.

Redskins Offense

Die Überlegung dahinter ist nicht die dümmste. Wenn man eine nur mäßige Mannschaft hat, kann man in jahrelanger Kleinarbeit über die Draft aufbauen und detailverliebt ein System basteln, das aus allen Spielern das Bestmögliche herausholt, um wieder ganz nach vorne zu kommen. Oder man draftet einfach einen Quarterback und lädt allen Druck auf ihm ab. In einer Liga, in der nur Ws zählen und mit einem Knalli wie Synder als Besitzer, entscheidet man sich für Variante zwei, wenn einem seine Reputation lieb ist.

Das Shanaclan´sche System, das Papa Mike Sohn Kyle schon mit der Muttermilch aufsaugen ließ, soll dem überaus athletischen Griffin angeblich sehr zu gute kommen. Es gibt viele rollouts, moving pockets und jede Menge play action. Gerade auf den play-action-Pässe ruhen große Hoffnungen, soll doch das Laufspiel sehr stark sein. Hofft man. Aber obwohl sich Unschlagbarkeits-Legenden um das zone blocking scheme ranken, waren die ´Skins letztes Jahr doch nur im unteren Drittel zu finden, sieht man sich Yards insgesamt und Yards per Carry an. Da sich nicht viel geändert hat, erschließt sich nur schwer, woher plötzlich dieser Optimismus kommt.

In der Offensive Line spielt mit dem ehemaligen Nr. 4 overall pick Trent Williams ein Riesentalent, das aber immer wieder mit Verletzugen zu kämpfen hat. Daneben spielen nur Leute, deren Namen man sich nicht merken muß. Das ist eine der schwächeren Units der NFL. Besonders doof, da Washington allein sechs Spiele gegen die D-Line Monster aus New York, Philadelphia und Dallas hat. Die Running Backs sind in guter alter Zone-Blocking-Tradition nahezu austauschbar: Ob da jetzt Roy Helu, Tim Hightower, Evan Royster oder der hochgelobte Rookie Alfred Morris spielen ist gleich. Immerhin ist man tief aufgestellt im Backfield.

Nicht so gut aufgestellt ist dagegen das Receiving Corps. Der ewige Santana Moss geht in seine zwölfte Saison und nachdem er letztes Jahr gerade so die 500-Yard-Marke gerissen hat, sollte man auch nicht mehr viel erwarten. Die neue Nr. 1 ist Pierre Garcon. Wenn der aus Indianapolis für mehr als 20 garantierte Millionen Dollar gekommene Garcon nicht Hände aus Stein hätte, wäre er das viele Geld fast wert. Er ist ein körperlich sehr starker und sehr hart an sich arbeitender Mann, der es immerhin von irgendeiner obskuren Minischule zu einem heißbegehrten Free Agent gebracht hat. Neben Garcon und Moss ist aber essig. Neuzugang Josh Morgan war angeblich mal sehr talentiert, hat aber meistens schlecht gespielt oder sich verletzt (letzte Saison war es ein gebrochenes Bein). Der letztjährige Rookie Leonard Hankerson hat 2011 nur vier Spiele gemacht.

Robert Griffin hat also die fast einmalige Gelegenheit, zu beweisen, daß er drei 1st-rd picks wert ist. Nach seinen Leistungen in der Preseason könnte man aber schon daran zweifeln, daß er überhaupt einen 1st-rd pick wert gewesen ist. Gerade gegen die Bears schien er heillos mit pressure überfordert zu sein, floh ständig aus der pocket und wollte es einfach so machen, wie im College. Aber im College hat er nicht gegen Julius Peppers gespielt. Der fand das ganz witzig, was Griffin immer wieder versucht hat; hat ihn aber dann ganz humorlos mit vielen blauen Flecken in der NFL willkommengeheißen.

Ich habe keine Ahnung wie gut RGIII wirklich sein kann. Aber hinter dieser Offensive Line, mit diesen WRs und mit der riesigen Umstellung vom College auf die NFL sollte man da nicht viel erwarten. Zumal er mit TE Fred Davis auch nur eine einigermaßen fähige Notfalloption hat.

Redskins Defense

Die Defense ist im Grunde nicht viel besser. Hier ist alles um die beiden starken Pass Rusher Brain Orakpo und Ryan Kerrigan designt. Dazwischen spielt der immer noch sehr fähige London Fletcher und der überraschend fähige Perry Riley.

Auch die Frontlinie ist ganz gut aufgestellt. NT Barry Cofield steht meistens wie ein Fels. Und als 34-DEs sind Stephen Bowen und Adam Carriker auch überdurchschnittlich. Mit dem letztjährigen 2nd-rd pick Jarvis Jenkins, Kentwan Balmer und Kedric Gholston ist sogar depthim Kader.

Nur leider ist das alles total für die Katz´, da es keine Secondary gibt und der Defensive Coordinator Jim Haslett gerne mal die Nerven verliert. Haslett hat es zu seinem Markenzeichen gemacht, bei 3rd&longs mit acht Mann zu blitzen, worauf sich QBs wie Eli Manning oder Tony Romo so sehr den Bauch halten müssen vor lachen, daß sie manchmal tatsächlich kein 1st Down erreichen. Mit dieser Harakiri-Taktik hat Haslett letztes Jahr mehrere Spiel verloren.

Harakiri ist das vor allem, weil die Defensive Backs nicht viel von Disziplin halten und am liebsten wilde Sau spielen. DeAngelo Hall spielt immer mit unglaublichem Risiko. So kommt er zwar immer wieder zu einigen Interceptions, aber auch zu noch mehr abgegebenen Big Plays. Die anderen CBs sind Cedric Griffin, der zu schlecht für Minnesota Secondary war, Josh Wilson, der immerhin durchschnittlich ist und ansonsten noch ein paar Rookies, die in der siebten Runde oder gleich gar nicht gedraftet wurden.

Passenderweise spielt Brandon Meriweather Safety, der bei den Patriots und Bears gezeigt hat, das allergisch auf taktische Disziplin ist. Neben ihm sollte Tanard Jackson spielen, der wurde aber wegen zu vieler Drogen auf unbestimmte Zeit gesperrt. Nun zieht dort der harte Reed Doughty seine Kreise. Backup ist Ex-Viking Madieu Williams. Den Redskins scheint Minnesotas Secondary ziemlich gut gefallen zu haben.

Ausblick Redskins

Die Offense ist mäßig und spielt mit einem Rookie-QB. Die Defense könnte ganz gut sein, wenn nicht die Secondary ein einziges Minenfeld wäre.

So können die Washington Redskins für die nächste Draft sicher einen Top-10 pick einplanen und sich einen richtig guten Mann für die Secondary draften. Ach nee, können sie ja gar nicht. Tja, dann holt Dan Snyder nächstes Jahr eben Jon Gruden oder Bill Cowher für einen neuen Neuanfang.

Glaskugel 2012: Dallas Cowboys

America´s Team ist in der öffentlichen Wertschätzung so weit abgerutscht, daß es sogar in der eigenen Division nur noch als Mitläufer gilt. Die Giants haben die Trophäen, die Eagles die größte Klappe und die Redskins haben RGIII. Niemand gibt mehr viel auf das Reich von Jerry Jones und mit zwei Jahren in Folge ohne Playoffteilnahme wird auch Mr. Jones himself so langsam unruhig. Dabei sind die `Boys eigentlich ganz gut aufgestellt. Den Übergang von der Wade-Philipps-Ära zum Jason-Garrett-Regime hat man ohne großen Neuanfang, sondern ganz smooth hinbekommen. Unglücklich war nur die verlorenen Zeit durch den Lockout. Nun sollte mittlerweile Kontinuität eingekehrt sein und auch die individuellen Schwachstellen wurde in dieser Offseason angegangen. Besonders in der Defense.

Cowboys Defense

Rob Ryan ist einer der besseren Defensive Coordinators der Liga. Auf jeden Fall einer der kreativsten und mutigsten. Bei den Lehrvätern Buddy Ryan und Bill Belichick ist das auch nicht weiter verwunderlich. Es ist aber auch eine kompliziertesten, sie benötigt intelligente Spieler und Zeit, um sie zu verinnerlichen. Vor allem letzteres war in der vergangenen Saison, Ryans erster in Dallas, lockoutbedingt sehr knapp. In dieser Offseason wurde auch personell nachgebessert.

Vor allem die Secondary wurde auf links gedreht, weil da nicht viel zusammen gegangen ist. Gegangen wurden daher der nicht ins System passende (und zu teure) CB Terence Newman und der als Safety überforderte Abe Elam, beides Stammkräfte 2011. Der durchaus vorzeigbare slotman Orlando Scandrick und Safety Geral Sensabaugh sind die beiden einzigen, die ihre Positionen behalten werden.

CB Mike Jenkins, der mal ganz hervorragendes Talent gezeigt und dann wieder heillos überfordert wirkte, rückt im depth chart erstmal hinter die große FA-Verpflichtung Brandon Carr und seinen $50Millionen-Vertrag und wahrscheinlich auch hinter Rookie Morris Claiborne, für den die `Boys aggressiv nach oben getradet haben um ihn an sechster Position sicher zu bekommen. Cornerbacks, egal wie talentiert, reißen aber für gewöhnlich nicht besonders viel im ersten Jahr. Daher wäre die Idealsituation für Ryan, daß Jenkins, angestachelt durch die neue Konkurrenz, endlich mal wieder an seinem oberen Leistungslimit spielt.

Neben Sensabaugh, der gefühlt überall spielt, hat sich anscheinend mit einem ganz starken Camp der junge Barry Church durchgesetzt. Insgesamt ist das Defensive Backfield viel besser aufgestellt als letztes Jahr.

Davor spielt mit Sean Lee einer der besten Linebackers gegen den Paß. Der 2nd-rd pick des Jahres 2010 hat nicht besonders schnell gelernt, aber stetig und in der zweiten Hälfte der letzten Saison konnte er den Hype um ihn in der Regel auch mit entsprechender Leistung auf dem Platz rechtfertigen. Neben Lee als ILB haben die Opas Keith Brooking und Bradie James gespielt, für die das neue aggressive System von Ryan zu viel Aufregung auf ihre alten Tage war. Ihre Plätze übernehmen der letztjährige 2nd-rd pick Bruce Carter und Neuzugang Dan Connor. Connor spielt stark gegen den Lauf, aber mit seinem 80er-Jahre-Stil (er heißt nicht zufällig Dan Connor) würde ich ihn keine nickel snaps spielen lassen. Carter hat letztes Jahr nur Special Teams gespielt (glaub ich) ist somit für mich ein absolut unbeschriebenes Blatt.

Die größte Hilfe für die Paß-D spielt aber an den Außen der LOS. DeMarcus Ware und Anthony Spencer sind eines der besten OLB-Duos der letzten Jahre. Ware ist eine angsteinflößende Naturgewalt. Er ist sowas wie ein Jason Pierre-Paul in stark. Er hat in den letzten vier Jahren 66 Sacks gemacht, nur Reggie White hatte mal mehr über einen vier-Jahres-Zeitraum. Er ist der einzige Spieler nach Mark Gastineau, der in zwei Spielzeiten jeweils mehr als 19 Sacks gesammelt hat. Spencer daneben wird gerne mal schlechtgeredet, aber wenn ich ihn sehe, ist er immer recht überzeugend. Nicht überzeugend genug für die Cowboys, die ihn dieses Jahr unter dem Franchise Tag spielen lassen, um sich nochmal zu vergewissern, ob man ihm einen neuen Vertrag geben sollte.

Für denn Fall, daß nicht, wurde in dieser Draft Kyle Wilber in der vierten Runde gedraftet, der Victor Butler mal ein wenig Feuer unterm Hintern machen soll. Butler, 4th-rd pick 2009, hat sich nicht so entwickelt, wie man sich das in Jerry´s World vorgestellt hat. Mindestens einer drei – Spencer, Butler, Wilber – wird nächstes Jahr nicht mehr in Dallas sein. Für Trainer eigentlich immer eine angenehme Situation, Spieler unter solchem Druck zu haben.

Ganz vorne, in der Drei-Mann-Linie der Ryan´schen 34, braucht es auch mehr Konkurrenzkampf. Nose Tackle Jay Ratliff spielt zwar immer noch sehr gut, aber er hat keinen Backup und muß daher unglaublich viele Snaps für einen NT spielen. Weil daneben mit Marcus Spears (immerhin gut), Sean Lissemore (immerhin talentiert) und Kenyon Coleman (immerhin erfahren) kein herausragender Typ dabei ist, wurde in der dritten Runde Boise States Tyrone Crawford gedraftet.

Cowboys Offense

In der defensiven Front Seven hat Dallas also einen gesunden Konkurrenzkampf auf vielen Positionen geschaffen. Auf der anderen Seite hofft Head Coach und Offensive Coordinator Jason Garrett überhaupt fünf Typen zu finden, die man guten Gewissen aufs Feld lassen kann. Das hat viel mit Verletzungen während der Offseason zu tun, aber auch mit mangelnder individueller Klasse und vor allem mangelnder Kadertiefe.

Am ruhigsten schlafen kann man noch mit den beiden Tackles. Der letztjährige 1st-rd pick Tyron Smith, der sich als Rookie ganz anständig gemacht hat, rückt von der rechten Seite auf die linke und soll zum Franchise Player reifen. Doug Free macht den umgekehrten Wechsel und war in der vergangenen Saison immerhin besserer Durchschnitt.

Schedule

Wk1 @ NYG (SNF)
Wk2 @ SEA
Wk3 v TB
Wk4 v CHI (MNF)
Wk5 BYE
Wk6 @ BAL
Wk7 @ CAR
Wk8 v NYG
Wk9 @ ATL (SNF)
Wk10 @ PHI
Wk11 v CLE
Wk12 v WAS
Wk13 @ PHI (SNF)
Wk14 @ CIN
Wk15 v PIT
Wk16 v NO
Wk17 @ WAS

Haarig wird es zwischen Smith und Free. Center Phil Costa hat letztes Jahr mehr Snaps in die Rabatten geschleudert, als ich je von einem Center gesehen habe. Allein in den Spielen, die ich gesehen habe, hat er mindestens fünf 3rd-&24s produziert. Aber es war seine erste Saison als Starter und auch bei anderen Centern kommt das zu Beginn der Karriere immer wieder mal vor. Davon ab war er eigentlich ganz annehmbar.

Daneben als Guards spielen, tja. Man weiß es nicht. Wir hätten da Bill Nagy, der bis zu seiner Verletzung letztes Jahr Starter war, den aber niemand vermissen würde. Außerdem die Neuzugänge Nate Livings und Mackenzy Bernadeau, die beide für einen schmalen Taler verpflichtet werden konnten – weil sie sonst niemand wollte. Und zwei Rookies mit David Arkin (vierte Runde) und Ronald Leary (undraftet). (vielleicht kann uns einer der Cowboys-Fans hier in der Runde berichten, wie die Situation in der OLine gerade aussieht.)

Dahinter laufen sollen Felix Jones und DeMarco Murray – beide nicht erstklassig. Murray wurde letztes Jahr fast als Sensation und Wiedergeburt von Emmitt Smith gefeiert, nur weil er ein paar mal durch speerangelweit offene Scheunentore gerannt ist. In den meisten Spielen hat er keine 4yds/carry erreicht und sah auch nicht besonders explosiv aus. Komisch, daß ausgerechnet viele Cowboys-Fans sich von Zahlen wie „253 Yards gegen St. Louis“ blenden lassen. Denn genau das ist doch vor ein paar Jahren auch mit dem jungen Jones passiert, bis dann augenfällig geworden ist, wie weit er doch den Top-RBs der Liga hinterherhinkt.

Aber schlecht sind die beiden ja nicht mit Lawrence Vickers haben sie jetzt einen starken FB vorgesetzt bekommen. Garrett, als alter Meisterschüler Norv Turners, spielt sehr gerne mit 21 personnell, also mit 2RBs, 1TE und 2WRs. Auch darum machten die Cowboys keine großen Anstalten, unbedingt WR Laurent Robinson zu halten und ließen ihn in die Sümpfe zu Blaine Gabbert ziehen.

Mit Miles Austin und Dez Bryant hat Garrett zwei idealtypische Receiver für sein System. Beiden können alle Routen laufen, beide können sehr gut tief gehen und beide können an guten Tagen jeden CB im 1-v-1 schlagen. Noch ist Austin die NR.1, vom Talent her müßte es längst Dez Bryant sein. Aber dieser Typ scheint dermaßen einen verbuddelt zu haben, daß sich Garrett und Jones nicht mehr anders zu helfen wußten, als ihm allerhand Babysitter und Bodyguards zur Seite zu stellen. Vom Talent her braucht sich Bryant vor niemandem zu verstecken, vom Kopf her scheint er in der Grundschule hängengeblieben zu sein. Aber das sollte man nicht überbewerten. Als WR muß man nicht Atomphysik studiert haben und auch andere Knalltüten – gerade unter den Wide Receivers – waren sehr erfolgreich. Wenn er den Knall jetzt gehört hat, könnten Austin/Bryant als Duo mit Nicks/Cruz in der NFC East mithalten.

Daneben hat Romo mit Kevin Oagletree und Rookie Danny Coale zwei JAGs als Ziele. Mehr braucht Tony Romo auch gar nicht. Romo wird völlig zu unrecht immer so niedergeschrieben. So richtig kann ich das nicht verstehen, aber es scheint wohl damit zusammenzuhängen, daß seine – wenigen – schlechten Würfe und Spiele meistens zur Prime Time kommen und von allen gesehen werden und andererseits QBs, die mit Sternchen verbandelt sind und ihren Urlaub einigermaßen öffentlich in mexikanischen Luxushotels verbringen von Haus aus einen schweren Stand haben in der „Harte-Männer-Welt“ NFL.

Wenn TE Jason Witten dann endlich mal wieder richtig fit wird, ist das auf jeden Fall eine Top-10 Offense, trotz der Schwächen in der Offensive Line.

Ausblick Cowboys

Im Grunde haben die Dallas Cowboys alles, was man braucht, um locker in die Playoffs einzuziehen: einen starke Offense um einen Top-QB und zwei sehr starke WRs; eine starke Defense mit Playmakern in allen Levels (Ware, Lee, Carr) und zwei Coordinators, die viel Erfahrung und eine Ausbildung bei ganz großen Lehrmeistern mitbringen und doch innovativ geblieben sind. Im Weg stehen könnten nur die eigenen Nerven und eine ganz harte Divisionskonkurrenz. Läuft alles glatt, könnte America´s Team eine der großen Überraschungen 2012 werden.

Glaskugel 2012: New York Giants

Footballfans und Medien sind komisch. Die Giants haben den Super Bowl gewonnen, zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren. Ihr Quarterback hat gespielt wie eine Mischung aus Joe Montana und Tom Brady in ihren besten Jahren. Ihr Offensive Coordinator hat ihm ein System gebastelt, das als eines der wenigen ein starkes vertikales Element besitzt, während die meisten anderen wieder und immer wieder 5-Yard-Pässe in Slot oder Flat werfen. Die Offense ist jetzt seit vier Jahren in allen Kategorien konstant in den Top-10. Die Defense mit ihren vielen aufregenden Pass Rushern ist spektakulär. Selbst wenn sich ständig Leute verletzten, kann sie auch den besten Offenses Paroli bieten. Aber niemanden scheint es zu interessieren, niemand scheint das ernst zu nehmen.

Okay, wenn es jetzt eine Mannschaft aus der middle of nowhere wäre, Kansas City oder so, die mal eine Saison igrendwie zufällig stark war, könnte ich verstehen. Aber zur Hölle, diese Mannschaft ist auch noch aus New York! In den Top-100 Storylines dieser Offseason kam der Super-Bow-Champions nicht vor! Tebow, Peyton Manning, Patriots-D, können die 49ers nochmal, kommt jetzt endlich mal San Diego, haben die Bills die beste D-Line, ist Houston die beste Mannschaft der Liga, oder vielleicht doch Philly, ist Flacco jetzt Elite, Bountygate, Referees – alles mögliche wird hoch und runter dekliniert außer der Champion! Strange.

Dabei ist Big Blue dieses Jahr ganz klar einer der Favoriten, die Lombardi Trophy erneut zu erobern. Die Mannschaft hat sich in der Offseason nicht verschlechtert, sondern verbessert.

Giants Defense

Justin Tuck, Jason Pierre-Paul und Osi Umenyiora sind ein Luxus, bei dem allen anderen Coaches der Liga neidisch werden. Jeder von ihnen wäre in den meisten anderen Mannschaften die ganz klare Nr.1 als Defensive End. In sub packages kommt auch noch LB Matthias Kiwanuka als Pass Rusher dazu. Wenn die gegnerische Offense sie mal etwas zu lange geärgert hat, packt DC Perry Fewell seine „NASCAR-D“ aus: er läßt alle vier gleichzeitig auf den Quarterback los. Normalerweise aber wird immer locker durchgewechselt, so daß auch im vierten Viertel alle noch heiß und fit sind.

Auch in der Mitte der Linie wird viel rotiert. Gesetzt als Starter sind der 2,02m-Mann Chris Canty und der 150kg-Kerl Linval Joseph. Zu Beginn der Saison könnte Marvin Austin, 2nd-rd pick 2011, eine größere Rolle übernehmen, da Canty noch auf PUP ist. Austin galt als sicherer 1st-rd pick, wurde aber für die Saison 2010 von der NCAA gesperrt und hat letztes Jahr aufgrund einer schweren Brustmuskelverletzung nicht gespielt. Als weiterer fähiger Backups ist wieder Rocky Bernard mit dabei und als 7th-rd pick den Sprung in den Kader geschafft hat der Deutsche Markus Kuhn. Er müßte im depth chart die Nr.4 sein und sollte bei der vielen Rotiererei auch einige Snaps sehen. (Canty beginnt die Saison auf PUP, darum Nr.4 statt 5.)

Das Linebacking Corps war letztes Jahr lange Zeit das große Sorgenkind. Die einzige Konstante war hier Kiwanuka. Den anderen OLB gibt Michael Boley, der für einen 105kg-Typen verdammt gut in zone coverage ist, darum auch in der Nickel-D immer spielt. In der Mitte ist erstmal wieder der verlorene Sohn Chase Blackburn gesetzt. Blackburn wurde eigentlich vor der Saison entlassen, als dann aber die MLBs Woche für Woche schlechter aussahen, wurde er im November wieder verpflichtet und hat gespielt, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Für die Tiefe haben die Giants auch noch Jacquian Williams, der auch sehr gut gegen den Paß aussieht, sich in seiner Rookiesaison (6th-rd pick) verdammt schnell entwickelt hat und Boley noch mehr Spielzeit streitig machen wird. Außerdem sind auch noch Publikumsliebling Mark Herzlich und der ehemalige Top-10 pick Keith Rivers (2008; kam aus Cincinnati) mit dabei.

Die Secondary wird angeführt von Corey Webster, mittlerweile einer der besten Cornerbacks der Liga. Als 2nd-rd pick 2005 gekommen, hat er vom Coaching Staff Zeit für eine ruhige Entwicklung bekommen und sich stetig verbessert. Das ist überhaupt bei sehr vielen Spielern im Kader zu beobachten, daß sie, ähnlich wie bei den Steelers, ohne großen Druck in ihr erstes Jahr gehen, dann kleine Aufgaben übernehmen, dann größere und dann auf einmal fragen sich die Leute: wo kommt eigentlich dieser Webster her? Oder dieser JPP, oder Tuck, oder Kiwanuka? Dieses konstante und erfolgreiche entwickeln von Talenten wird auch viel zu wenig gewertschätzt, wenn man über die Giants spricht. Hat sich mal jemand gewundert, warum Big Blue kein großer Player in der Free Agency ist?

Zurück zur Secondary. Gegenüber Webster sollte eigentlich Terrell Thomas spielen, auch so ein gut entwickeltes Talent. Leider hat er sich nun zum widerholten Male das Kreuzband gerissen und wird die Saison auf IR verbringen. Das ist aber nur halb so schlimm, denn die Giants haben ja auch noch den besten CB aus der letzten Draft: Prince Amukamara. Dieser hat sich an seinem ersten Trainingstag für die Giants 2011 den Fuß gebrochen und kam somit ohne jede Vorbereitung oder Training im Laufe der Saison auf ein NFL-Spielfeld und sah auch erstmal dementsprechend aus. Im Laufe der Saison hat er sich aber gefangen und die Giants sind ganz zuversichtlich, daß er den abgewanderten Aaron Ross nicht nur ersetzen kann, sondern eine Verbesserung ihm gegenüber darstellt. Als Backups stehen Routinier Justin Tryon, 3rd-rd pick Jayron Hosley und Michael Coe bereit.

Safety Kenny Phillips ist ähnlich wie Webster: in einer stetigen Entwicklung einer der besten seines Faches geworden, ohne dafür viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Daneben spielt der umstrittene Antrel Rolle, der meiner Meinung nach bei den meisten pundits zu schlecht wegkommt. Rolle wird auch immer wieder als slot nickelback eingesetzt, dann geht der junge Tyler Sash auf die freigewordene Safety-Position. Rookie Hosley hat in der Offseason im Slot aber sehr beeindruckt, so daß Rolle sich wohl mehr auf seine Aufgaben als Safety konzentrieren kann. Darum ist auch der Verlust von Deon Grant nicht schwerwiegend. Grant war übrigens neben Ross der einzige Abgang. Bei den vielen Namen wird deutlich: das ist eine verdammt tiefe Defense.

Giants Offense

Die Offense ist weniger tief, aber bei einer derartigen Qualität in der Spitze ist das auch gar nicht weiter schlimm. Eli Manning ist mittlerweile nach viel harter Arbeit und nach noch viel mehr harten Rückschlägen ein Top-3 Quarterback. Das beeindruckendste an seinem Spiel ist seine Tiefkühlfachmentalität. Er wirft eine INT? Er spielt schlecht und die Giants verlieren? Er wird pro Spiel 30 Mal unangespitzt in den Boden gerammt? He just shrugs. Is´ ihm egal. Es gibt keinen QB, der cooler in einer zusammenbrechenden Pocket steht und genau eine Zehntelsekunde bevor 600 Pfund einschlagen einen perfekten Paß wirft.

Schedule

Wk1 v DAL (SNF)
Wk2 v TB
Wk3 @ CAR (TNF)
Wk4 @ PHI (SNF)
Wk5 v CLE
Wk6 @ SF
Wk7 v WAS
Wk8 @ DAL
Wk9 v PIT
Wk10 @ CIN
Wk11 BYE
Wk12 v GB (SNF)
Wk13 @ WAS (MNF)
Wk14 v NO
Wk15 @ ATL
Wk16 @ BAL
Wk17 v PHI

Er wird auch 2012 wird einiges einstecken müssen. Die Mitte um Kevin Boothe, David Baas und Chris Snee kann man – mit viel Wohlwollen – als durchschnittlich bezeichnen. Das wirkliche Problem sind die Tackles. David Diehl ist einfach nur schlecht. Letztes Jahr hat er links gespielt, dieses Jahr geht er wieder auf die rechte Seite. Links soll jemand spielen, der besser ist. Also entweder Will Beatty, der mal in der zweiten Runde gedraftet wurde, um der LT der Zukunft zu werden. Das hat, auch aufgrund von Verletzungen bis jetzt noch nicht geklappt, darum wird erstmal Sean Locklear die Saison links beginnen. Locklear ist ein erfahrener Veteran, der immerhin ein upgrade über Diehl darstellen sollte.

Das kränkelnde Laufspiel wurde mit einem 1st-rd pick aufgepäppelt. David Wilson soll Ahmad Bradshaw einen großen Teil der Arbeit abnehmen und im Trainings Camp und den Preseason-Games sah Wilson auch sehr vielversprechend aus. Vervollständigt wird das Running Game von den FBs/H-Backs Henry Hynoski und Bear Pascoe sowie dem dicken TE Martellus Bennett.

Bennett kam aus Dallas und ist einer der besten run blocker unter den Tight Ends. Nur haben aber weder Pascoe noch Bennett bis jetzt bewiesen, daß sie Jake Ballard als pass catcher ersetzen können. 4th-rd pick Adrien Robinson soll unglaublich talentiert sein, aber sehr ungeschliffen und im Laufe der Saison wird auch noch Travis Beckum zurückkommen. Eli wird schon jemanden finden, zu dem er werfen kann.

Das ist auch so beeindruckend bei Eli: es ist nicht nur egal, wer für ihn blockt, es ist auch egal, wer die Bälle fängt. Beinahe jedes Jahr verliert er WRs und kommen neue in den Kader und Eli just shrugs. Dann wirft er eben einfach zu denen. Man hat noch nie gehört, daß sich Eli beschwert: „ooh, ich hab schon wieder neue WR, wir brauchen Zeit, wir brauchen bessere Abstimmung, natürlich kann es jetzt noch nicht so gut laufen“, blablabla, was andere QBs eben immer so sagen. Eli macht einfach.

Dieses Jahr muß Mario Manningham ersetzt werden. Dafür stehen 2nd-rd pick Reuben Randle und Domenik Hixon bereit. Hixon hat vor seiner verltzungsgeplagten Zeit schon bewiesen, daß er ein zuverlässiger Nr. 3 Receiver sein kann, darum wird Rookie Randle erstmal weniger Snaps bekommen. Warum 2,00m-Mann Ramses Barden immer noch im Kader ist, verstehe wer will. Er ist seit drei Jahren da und hat 15 Catches.

Hakeem Nicks und Victor Cruz haben sich zu einem der besten WR-Duos der Liga entwickelt. Cruz spielt meistens im Slot und Nicks die klassische Nr.1 an der Seitenlinie und wenn Big Blue unbedingt ein first down benötigt, spielen beide auf der gleichen Seite. Zusammen erfingen beiden in der letzten Saison mehr als 2700 Yards. Als Backup für den Slot hat man letztes Jahr in der dritten Runden Jerrel Jernigan gedraftet. Jede Menge Tiefe also.

Ausblick Giants

Die Giants haben das kompletteste Team. Sie haben eine beeindruckende Tiefe in den meisten Mannschaftsteilen. Sie haben alle nur erdenklichen Hürden und Rückschläge und Niederlagen schon (mindestens) einmal durchgemacht, sie kann nichts mehr schocken. Sie sind dieses Jahr under the radar, obwohl sie letztes Jahr schon den Super Bowl gewonnen haben. Big Blue ist für mich der große Favorit auf die Lombardi Trophy. Es wäre der erste repeat seit den Patriots 2003/4.

Glaskugel 2012: St. Louis Rams

Die Rams stehen mal wieder auf Los. Mal wieder ein Neuanfang. Nach der großen „Greatest-Show-on-Turf“-Zeit unter Dick Vermeil und Mike Martz sind die Rams nur noch zwischen Mittelmaß und Bodensatz herumgedümpelt. Die letzte Saison mit mehr als acht Siegen war 2004. Den letzten Auftrag zum Neuaufbau bekam Steve Spagnulo. Er fand 2009 eine fürchterliche Mannschaft vor und gewann nur ein Spiel. 2010 ging es steil aufwärts und die Rams kämpften noch in Woche 17 um einen Platz in den Playoffs. Letztes Jahr allerdings verletzten sich vom Quarterback bis zum Zeugwart so ungefähr alle wichtigten Männer und 14 Spiele endeten in Niederlagen.

Für den neuesten Neuanfang nun wurde Jeff Fisher als Chef verpflichtet, der vor seinem Sabbatical 2011 17 Jahre lang die Tennessee Titans geführt hat. Zum Glück aller Beteiligten findet er keine chancenlose Gurkentruppe vor, sondern einen durchaus talentierten Kern, mit dem sich arbeiten läßt.

Rams Defense

Das Herz einer jeden von Fisher trainierten Mannschaft ist die Defensive Line. Angeführt wird sie von Chris Long, einem ehemaligen Nr.2 overall pick, der sich nach mäßigem Start in die NFL über vier Jahre zu einem der besten Defensive Ends der Liga entwickelt hat. Gegenüber macht der letztjährige 1st-rd pick Robert Quinn Jagd auf gegnerische Quarterbacks. Als Backup hat Fisher sich William Hayes aus Tennessee mitgebracht.

In der Mitte startet der diesjährige 1st-rd pick Michael Brockers, ein Riese mit fast grenzenlosem Talent, der allerdings auch erst 21 Jahre alt ist. Neben ihm spielt Neuzugang Kendall Langford, ein hervorragender interior lineman, der während seiner Zeit in Miami komischerweise immer under the radar geblieben ist. Vollgepackt mit jungen Talenten fehlt dieser Linie nur etwas Tiefe.

Für die Secondary hat sich Fisher sein Lieblings-Problemkind aus Tenneessee geholt: CB Cortland Finnegan. Finnegan ist ein extrem physischer Cornerback, der St. Louis endlich den dringend benötigten Leader im Defensive Backfield geben soll. Für die andere Seitenlinie wurde Janoris Jenkins in Runde Zwei gedraftet. Jenkins ist ein noch viel größeres Problemkind als Finnegan und mußte seine Collegekarriere bei North Alabama beenden, nachdem er bei den Florida Gators hochkant vom Campus geflogen ist. Sein Talent soll nach oben hin offen sein und mit dieser Kombination ähnelt er haargenau Pacman Jones, den Fisher bei den Titans haßgeliebt hat.

Safeties sind die beiden erfahrenen Veteranen Quintin Mikell und Craig Dahl. Beide nicht die ganz großen Nummern, aber immerhin ganz sichere Nummern. Daneben aber ist auch in der Secondary Tiefe ein Problem. Nach Finnegan und Jenkins ist mit Bradley Fletcher nur noch ein CB mit NFL-Erfahrung im Kader.

Angeführt wird die ganze Truppe vom immer noch jungen Mikebacker James Laurinaitis. Der ist einer der besseren Abräumer hinter der Linie. Aber neben ihm gibt es nur einen Haufen JAGs im Linebacking-Corps: Jo-Lunn Dunbar, Rocky McIntosh und Mario Haggan.

Im Großen und Ganzen ein guter Kern mit Top-Leuten in allen Levels (Long, Langford, Laurinaitis, Finnegan) und vielen hochtalentierten Jungspunden (Quinn, Brockers, Jenkins). Darauf läßt sich aufbauen und bei so viel individueller Klasse im Kader – trotz mangelnder Tiefe – sollte die Unit auch ohne etatmäßgen Defensive Coordinator ganz gut aussehen. Angeblich soll der erst 27 Jahre alte Sohn Blake des gesperrten Gregg Williams eine große Rolle spielen; wahrscheinlich ist das aber nur eine witzige Offseason-Story gewesen und in Wirklichkeit macht Chuck Cecil den größten Teil der Arbeit, der auch schon zehn Jahre lang mit Fisher zusammengearbeitet hat.

Rams Offense

In der Offense sieht das ein wenig anders aus. Die zwei wichtigsten Männer sind zwei ehemalige Wunderkinder, deren Leistungen aber immer wieder zu Wünschen übrig ließen und ihr Kritikerkreis sich darob rasend vergrößerte: Quarterback Sam Bradford und Offensive Coordinator Brian Schottenheimer.

Schedule

Wk1 @ DET
Wk2 v WAS
Wk3 @ CHI
Wk4 v SEA
Wk5 v ARI (TNF)
Wk6 @ MIA
Wk7 v GB
Wk8 v NE
Wk9 BYE
Wk10 @ SF
Wk11 v NYJ
Wk12 @ ARI
Wk13 v SF
Wk14 @ BUF
Wk15 v MIN
Wk16 @ TB
Wk17 @ SEA

Schottenheimer hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Cam Cameron für Arme entwickelt. Oftmals alberne bis abenteuerliche Playcalls und Gameplans, die wirkten, als wollte er krampfhaft beweisen, ein unglaublich talentiertes und innovatives Offensivgenie zu sein und nicht nur Papis (Martys) Sohn. Nach dem Zusammenbruch seiner Jets-Offense hat Schottenheimer, immer noch erst 38 Jahre alt, sofort wieder eine Stelle als OC bekommen. Zum Glück hat er dieses Mal einen Quarterback, der tatsächlich das Talent eines 1st-rd picks hat.

Für Bradford wird Schottenheimer der dritte OC in drei Jahren. Das ist immer blöd für einen jungen QB. Bradford hat unter Verletzungen gelitten, schlechten WRs und einer fürchterlichen Offensive Line. Man muß aber auch sagen, daß andere Quarterbacks unter solchen Bedingungen auch schon mal besser ausgesehen haben. Zusammen mit Schottenheimer sollten beide jetzt endlich mal zeigen, daß sie das ihnen vielerorts zugeschriebene Talent tatsächlich haben und das auch in Leistungen auf dem Platz umwandeln.

Ganz einfach wird das nicht. Die Offensive Line ist schlecht. Roger Saffold, junger 2nd-rd pick 2010, hat immer mal wieder gezeigt, daß er in der NFL mithalten kann, viel mehr aber auch nicht. Neuzugang Barry Richardson war für seinen vorherigen Arbeitgeber, die Chiefs, die große Schwachstelle. Center Scott Wells und Guard Harvey Dahl immerhin sind sehr erfahrene und solide Männer in den Schützengräben. Wie schlecht es um die Linie bestellt ist, zeigt der Trade für Wayne Hunter. Ja, die Rams haben irgendwas abgegeben um Wayne Hunter zu bekommen. Go figure.

Das Receiving Corps ist jung. Das ist kurzfristig nicht unbedingt die beste Nachricht. Der einzige, der konsequent gute Leistungen bringt ist Slot Man Danny Amendola. Der Doppelgänger Wes Welkers hat wie dieser auch schon bei Texas Tech im Slot gespielt und ist auch nun fast immer drei Yards hiner der LOS offen, damit sein QB nicht völlig verzweifelt. Daneben gibt es noch drei junge, recht kräftige Burschen (keiner unter 200lbs.): Brandon Gibson, Austin Pettis und Rookie Brian Quick. Gibson und Pettis haben immer mal wieder gute Tage gehabt, aber viel öfter einen Haufen Drops und Verletzungen. Ein wenig Konstanz könnte vielleicht Ex-Giant Steve Smith bringen, der nach schwerer Verletzung letztes Jahr bei den Eagles keinen Stich gesehen hat, nun in der Preseason aber einen ganz patenten Eindruck gemacht hat.

Mit Lance Kendricks, Mike McNeill und Michael Hoomanawanui stehen für Bradford drei Tight Ends größer als 1,90m bereit. Kendricks und McNeill sollen dabei eher die Bälle fangen, während Hoomanawanui mehr Löcher für das Laufspiel reißen soll.

Das Laufspiel ruht immer auf den alten Schultern von Steven Jackson. Der Dauerbrenner hält mittlerweile eine Serie von sieben aufeinanderfolgenden 1000-Yard-Seasons am Laufen. Weil er aber schon 30 wird, soll Rookie Isaiah Pead eine große Rolle spielen. Insgesamt sieht es auf der offensive Seite des Balles nicht so gut aus wie auf der anderen.

Rams Ausblick

Einen klassischen Aufbaujob hat Jeff Fisher da vor sich. Er muß zumindest nicht ganz bei Null anfangen, aber der Löcher sind viele. In der Preseason war er von den Leistungen seiner Mannschaft dermaßen angesäuert, daß im vierten Preseasonspiel die erste Garde fast die gesamte erste Halbzeit gegen die Backups der Ravens spielen mußte.

Es gibt ein ganz klein wenig Sensationspotential durch die personell starke Defense und einen fähigen QB mit aufstrebenden WRs. Sollte Bradford sein großes Coming Out haben, könnten die Rams auch im Dezember noch wichtige Spiele spielen. Wahrscheinlicher ist aber ein einigermaßen großer Abstand zu den 49ers und den Seahawks in der NFC West.

NFL 2012/13 auf Football-Austria: NFC North Preview

Nach SPOX mach Football-Austria: Die nächsten vier Mannschaftspreviews, zusammengefasst unter dem Deckmantel der NFC-North-Division, von meiner Seite gibt es bei Football-Austria – bitte hier entlang.

NFC North 2012 Preview

Die NFC North gehört mit ihrem zentnerschweren Rucksack voll Tradition zu den traditionellen Black’n’Blue-Divisionen in der National Football League.

Dank der reanimierten Bears und Lions in den letzten beiden Jahren gehört sie auch sportlich wieder zu den hochklassigen Divisionen, in der sich drei Teams berechtigte Hoffnungen auf die Playoffs machen dürfen – und ein Vierter als nicht ungefährlicher Außenseiter irgendwo am Straßeneck lungert.

Green Bay Packers

Krösus sind dabei die Green Bay Packers aus der Provinz von Wisconsin, der Superbowl-Champ von 2010 und in der abgelaufenen Saison 2011 die Mannschaft mit der besten Bilanz im Grunddurchgang: 15-1 Siege fuhren die Cheeseheads rund um Superstar-QB Aaron Rodgers ein, nur um dann im ersten Playoffspiel zuhause von den New York Giants böse, böse abgeschlachtet zu werden.

Die vom relativ profillosen Head Coach Mike McCarthy gecoachten Packers zeichnen sich durch eine wunderschöne, ja brillante Pass-Offense aus, der zuzuschauen an guten Tagen einem Hochgenuss gleichkommt. Was Rodgers und seine Receiver-Armada an Präzision und Timing aufbieten, ist auf bislang in der NFL ungesehenem Niveau. Trotz der durchaus deutlich ersichtlichen Problemzone mit Namen „Offensive Line“ und eines eher schwachen Laufspiels grenzt die Leichtigkeit, mit der Rodgers seine schier zahllosen Anspielstationen zu bedienen weiß, fast schon an aufreizende Lässigkeit.

Besagter Receiving-Corp ist breit aufgestellt: Greg Jennings übernimmt die Rolle der Nummer 1, James Jones ist der Mann für die Mitte, der alternde Donald Driver hat die Jokerrolle inne, während Jordy Nelson und Randall Cobb die Abrissbirnen für die tiefen Bälle geben. Und dazu gesellt sich mit TE Jermichael Finley eine imposante Gestalt, die sich ohne weiteres auch als Wide Receiver aufstellen lässt. Das reicht den Packers meistens, um das fußlahme Laufspiel zu übertünchen. Dort hatte man in das Duo Alex Green/James Starks so wenig Vertrauen, dass vor kurzem mit Cedric Benson ein eigentlich schon als verbrannt geltender Routinier verpflichtet wurde.

Die verbesserungswürdige Situation bei den Running Backs ist allerdings im Vergleich zur Defense ein Nebenschauplatz. McCarthy und DefCoord Dom Capers sahen dies ähnlich und holten sich im NFL-Draft mit den ersten sechs (!) Picks nur Abwehrspieler. Das hat einen Grund: Was jahrelang die grundsolide Basis für die Titelanläufe in Green Bay gebildet hatte, war 2011 völlig kollabiert: Ein nonexistenter Pass Rush gepaart mit einer indisponierten Secondary – alles Zutaten für eine negativrekordträchtige Luftabwehr.

Der wichtigste Neuzugang dürfte deshalb OLB Nick Perry von USC sein, der sich mit einem anderen ehemaligen Trojan, Clay Matthews, zu einer gefürchteten Passrush-Combo zusammentun soll, die neben den ILBs A.J. Hawk und D.J. Smith fungiert.

Die Linebacker dürften solange Schwerstarbeit zu verrichten haben, solange die Defensive Line nicht massiv die Formkurve kriegt: DT B.J. Raji war in den Playoffs 2010/11 zum Star mutiert, dann allerdings komplett eingebrochen und damit zum ersten Sargnagel für die Abwehr mutiert. Der junge DT Jerel Worthy aus dem Draft dürfte somit als Drohung in Richtung Raji verstanden werden.

Im Packers-System kommt dem Defensive Backfield eine ganz besondere Rolle zu: Während Tramon Williams und Sam Shields die Außen abdecken, arbeitet CB Charles Woodson auf seine alten Tage als eine Art Freelancer zwischen den Zonen, mal als unterstützender Safety, mal als verkappter Pass Rusher. Es stellt sich einzig die Frage, ob Woodson nach einer schwachen Saison überhaupt noch ausreichend Körner im Tank hat, um diese essentielle Rolle noch adäquat ausfüllen zu können. Darüber hinaus bleibt in der Schwebe, wer nach den Abgängen von Collins und Peprah die Stammformation auf Safety bilden wird.

Genügend Fragezeichen in Green Bay. Das wird so lange gut gehen, solange Rodgers weiterhin diese Präzision an den Tag legen kann, weiterhin so wenige Turnovers produziert und die Defense weiterhin ihre 2-3 Ballverluste/Spiel generiert. Die Geschichte zeigt, dass zumindest die letzten beiden Kategorien nur schwer wiederholbar sein werden. Die Packers werden also zwingend eine druckvollere Defense aufstellen müssen, um von der aufstrebenden Divisionskonkurrenz nicht böse überrascht zu werden – und dann müssen sie hoffen, dass Rodgers nicht wieder ein oder zwei Spiele mit Gehirnerschütterung ausfällt, denn die Backup-Quarterbacks weisen keinerlei Erfahrung auf.

Detroit Lions

NFL-Vorschau

Detroit Lions @ SPOX

In nur drei Jahren sind die Detroit Lions vom jahrelangen Schlachtopfer zum ernsthaften Anwärter mutiert, und haben dabei gezeigt, wie man eine am Boden liegende Mannschaft mit Friedhofsstimmung aufpeppt: Indem man eine sportliche Leitung mit Vision und Umsetzungsstärke einstellt, nämlich. GM Martin Mayhew und Head Coach Jim Schwartz gehen ihre Sache pragmatisch an wie kein anderes Management in der NFL, und der Erfolg gibt ihnen Recht. Nur drei Jahre vergingen, und aus einer sieglosen Mannschaft war ein Superbowl-fähiges Kaliber geschnitzt, das nicht aus teuren Free Agents, sondern aus jungen Nachwuchstalenten besteht.

Dank dieser vielen hohen Draftpicks können die Lions im Angriff ein relativ simples System spielen: QB Matthew Stafford nimmt fast jeden Ball aus der Shotgun-Formation auf und sucht als allererstes WR Calvin Johnson. Ist jener Johnson dreifach gedeckt, weitersuchen. Ist jener Johnson nur doppelt gedeckt, kann Stafford ruhigen Gewissens seine ästhetisch wunderschön durch die Lüfte schwebenden Pässe abfeuern – Johnson ist jedem Deckungsspieler körperlich haushoch überlegen.

Über die Jahre wurde neben Johnson ein mittlerweile recht rund wirkender Receiving-Corp aufgebaut: Nate Burleson glänzt mit Spielintelligenz, Titus Young dürfte, sofern seine charakterlichen Eigenheiten nicht wieder zum Problem werden, einen guten Mann für die Mitte abgeben, Ryan Broyles könnte mittelfristig zum dritten Mann heranreifen. Die beiden Tight Ends Brandon Pettigrew und Tony Scheffler dürfen ebenso zur oberen NFL-Klasse gezählt werden, und die Running Backs werden in Detroit auch ganz gerne als Ballfänger eingesetzt.

Der Star ist dabei RB Jahvid Best, kein Arbeitstier, aber eine Allzweckwaffe, wenn er denn nicht eine bedrohliche Geschichte an Gehirnerschütterungen aufweisen würde. Bests Backups, Mikel Leshoure und Kevin Smith, plagen sich mit Knieproblemen. Das alles hinter einer wenig konstanten Offensive Line. In anderen Worten: Die Lions können sich nicht auf ihr Laufspiel verlassen.

Auch die Defense ist eher eindimensional, was kein Problem sein muss, wenn die Defensive Line mit einer derart geballten Wucht aufwartet: DT Ndamukong Suh machte in jüngster Vergangenheit mit zu wenig gedeckelter Aggressivität und zu viel Bockigkeit negativ von sich reden, ist aber physisch eine kaum zu kontrollierende Naturgewalt. Die Nebenleute Nick Fairley und Corey Williams halten Suh den Rücken frei, während die DEs Kyle „roughing the quarterback“ Vandenbosch, Willie Young und Cliff Avril allein auf Pass Rush spezialisiert sind.

Hört sich nach viel Druck auf Quarterbacks an? Ja? Ist korrekt, aber anfällig gegen Laufspiel und Draws. Dadurch rücken die etwas leichtgewichtig wirkenden Linebackers um die Schlüsselfigur Stephen Tulloch in den Fokus, und weil diese nicht immer voll diszipliniert spielen, drohen lange Läufe en masse.

Das Defensive Backfield erwies sich trotz guter Saisonphasen gegen Ende der Spielzeit als Schwachpunkt. Die Cornerbacks um Chris Houston gehören eher nicht zur Elite und sind auf den Erfolg des Pass Rush angewiesen, und bei den Safetys wird die Luft hinter den grundsoliden Startern Amari Spievey und Louis Delmas schnell sehr dünn…

Schwer zu sagen, was man von Detroit 2012 erwarten kann. Einerseits ist die Masse an individuell superben Einzelspielern auf gewissen lebenswichtigen Positionen beeindruckend. Andererseits gibt es auch durchaus große Fragezeichen, wie zum Beispiel im offensiven (RB) und defensiven (CB) Backfield. Einer der größten Hemmschuhe, die vielen Penaltys, dürfte sich zwar auf vergleichsweise einfache Art und Weise beheben lassen. Aber was passiert, wenn beispielsweise Johnson mal komplett aus dem Spiel genommen werden kann? Der Plan B dafür steckt jedenfalls – wenn überhaupt – noch in irgendeiner Schublade im Front Office.

Chicago Bears

Alles Wehwehchen, die darauf hindeuten, dass Detroit in dieser Saison zumindest vorübergehend von einem alten Bekannten überholt wird: Den Chicago Bears, die schon im vergangenen Herbst in die Playoffs gehört hätten, aber dann in der zweiten Saisonhälfte ohne Quarterback und Running Back die Offense eingehen sahen und hilflos zusehen mussten, wie ihnen die Felle davonschwammen. Als Reaktion darauf setzte die Besitzerfamilie zur Rasur an und tauschte GM Jerry Angelo durch GM Phil Emery aus. Emery vermied das große Hausreinemachen und beschränkte sich auf einige leichte chirurgische Eingriffe. Eingriffe, die fast ausnahmslos Sinn machen.

Der Angriff wird nun von OffCoord Mike Tice geleitet, der zwar nicht der detailverliebteste Mann unter der Sonne ist, aber dafür erstmal ein methodischereres Passspiel einsetzen wird als Vorgänger Mike Martz. Das bedeutet: QB Jay Cutler wird hinter einer anerkannt schlechten Offensive Line schneller werfen und keine 4-5 Sekunden mehr warten, bis fünfzig Meter downfield der erste Receiver offen ist.

Cutler bekam Waffen: WR Brandon Marshall, ein alter Buddy aus Zeiten in Denver, wurde aus Miami geholt, und via Draft gesellte sich mit WR Alshon Jeffery ein großes Talent dazu, dem allenfalls ein paar Flauseln im Kopf manchmal einen Strich durch die Rechnung machen. Gemeinsam mit den Herren Johnny Knox (ist allerdings erstmal verletzt) und Devin Hester dürfte Cutler deutlich bessere Anspielstationen als in jüngster Vergangenheit besitzen.

Und dann gibt es noch den vielseitigen RB Matt Forté, der bis zu seiner Verletzung eine großartige Saison spielte. Intelligenterweise sicherte sich Chicago für eventuell wiederkehrende Verletzungsausfälle Cutlers und Fortés ab, indem die blassen, aber grundsoliden Arbeiter QB Jason Campbell und RB Michael Bush aus Oakland verpflichtet wurden – ein erneuter Hanie-Alarm dürfte also ausbleiben.

Die Fragezeichen in der Defense gehen weniger in Richtung eklatante Schwachstellen, sondern zum Thema „wer stoppt den Alterungsprozess?“. Das Coaching dürfte passen. Head Coach Lovie Smith ist wie sein DefCoord Rod Marinelli ein glühender Verfechter der Tampa-2 Defense, die solange funktioniert, solange das Personal in der Front-Seven auf der Höhe ihres Schaffens spielt.

Die Ingredienzien sind da. DE Julius Peppers ist einer derjenigen Spieler, die in jedem Jahr unter den fünf, sechs Kandidaten auf den NFL-Defensivspieler des Jahres sind, und neben MLB Brian Urlacher, der wieder mal angeschlagen und für den Season Opener fraglich ist, der große Ankerpunkt der Abwehr. Neben Peppers wird in der Line vor allem der junge Kraftbolzen DT Stephen Paea (sprich: Piuuuuuuuu) interessant, der wohl gemeinsam mit dem von den Bucs geholten DT Brian Price das Herz der Laufabwehr bilden soll.

Bei den Linebackern verlässt man sich neben dem rekonvaleszenten Urlacher immer noch auf OLB Lance Briggs und dessen Spielintelligenz, aber wie lange Briggs mit seinen 31 Lenzen noch so aufgeigen wird können, bleibt abzuwarten (auch Peppers ist jenseits der 30 und Urlacher schon 34). Da kommt der jüngste Erstrundendraftpick, DE/OLB Shea McClellin von Boise State, gerade recht: Ein lernwilliger Mann, den du überall dort vorne einschulen kannst.

Die Fragezeichen im Defensive Backfield beschränken sich darauf, wer neben dem jungen Chris Conte den zweiten Safety geben soll; die Cornerbacks gehören zwar nicht in eine Liga mit Revis, aber da müssen sie spielsystembedingt auch nicht sein. CB Charles Tillmann zum Beispiel fährt seit Jahren ganz gut, ohne jemals ein wirklich guter Manndecker gewesen zu sein, oder besser: Gewesen sein zu müssen.

Gepaart mit guten Special Teams – K Robbie Gould macht einen bewundernswerten Job auf einer fürchterlichen Spielunterlage im Soldier Field und über Returner Devin Hester muss man nicht mehr viel schreiben – lassen die Bears eine wirklich hervorragende Saison erwarten. Man ist fast geneigt, hier den Divisionsfavoriten zu sehen – zumindest aber die Playoffs sollten es allemal werden, wenn Cutler nicht wieder in den entscheidenden Momenten das nervöse Abzugsfingerchen bekommt.

Minnesota Vikings

Die Vikings stecken inmitten der Ungewissheit einer großen Transformation. Während in den Büros der Twin Cities mittlerweile sichergestellt zu sein scheint, dass die Franchise dank subventioniertem Stadion im hohen US-Norden bleiben kann, gibt es unter der Hülle des alten Metrodomes ganz andere Fragen zu beantworten.

Das beginnt bei der wichtigsten Position: Quarterback. Der junge Chris Ponder, hoher Draftpick 2011, überzeugt noch nicht jeden und man ist sich noch nicht sicher, ob Ponder jemals über den Status des blassen Verwalters hinauswachsen kann, oder ob nicht früher oder später die faustdicke Überraschung stattfindet und der Scrambler Joe Webb übernimmt. Man versucht jedoch erstmal, um Ponder herum einen jungen Nukleus zu bauen.

Die Offensive Line zum Beispiel, ein offenes Scheunentor seit Jahren, wurde mit dem teuren OT Matt Kalil im NFL-Draft verstärkt. Kalil soll Ponder den Rücken etwas besser freihalten als das in der Vergangenheit der Fall war. Der Receiving-Corp wurde um Jerome Simpson aus Cincinnati und den Rookie Jarius Wright aus Arkansas ergänzt (Greg Childs ist schon verletzt), die Fixbausteine neben der Allzweckwaffe Percy Harvin werden sollen. Und mit den Tight Ends John Carlson/Kyle Rudolph hat man zwei grundsolide Arbeiter, die als Fänger und Blocker gebräuchliche Schachfiguren sein sollten…

…und dann schauen wir mal, was aus RB Adrian Peterson wird. Peterson muss sich von einer schweren Knieverletzung erholen – nie ein allzu gutes Zeichen für einen Running Back mit fünf Jahren NFL auf dem Buckel und einer Verletzungshistorie am College. Peterson ist mit seinem physischen Stil eine Waffe, aber keiner vermag eine Rückkehr zu alter Form zu prognostizieren. Backup Toby Gerhart ist nicht mehr als ein verlässlicher „Grinder“.

Die Defense steht und fällt mit der Vorstellung der Secondary, die in der vergangenen Saison rekordverdächtige Completion-Rates zuließ und das trotz eines sehr guten Pass Rushes in der Front-Seven. Mit CB Antoine Winfield gibt es einen guten Mann, mit Harrison Smith einen jungen Hoffnungsträger auf Safety, aber danach wird es kohlrabenschwarz und extrem dünn mit der Kadertiefe. Was helfen wird: Es ist nicht anzunehmen, dass die Vikings noch einmal so wenige Interceptions (acht an der Zahl) fangen werden.

Es könnte für Head Coach Les Frazier eine arbeitsplatzerhaltende Maßnahme werden, hier an den richtigen Stellschrauben zu drehen, die richtigen Schemata zu finden, um aus der dünnen Personaldecke wenigstens ein akzeptables Deckungsspiel zu klaubautern. Denn im Pass Rush lässt sich nicht mehr allzuviel verbessern: DE Jared Allen ist ein schwer einzubremsender Sack-Spezialist (zuletzt 22 Sacks), und auch Nebenmann DE Brian Robinson und der gefürchtete DT Kevin Williams zählen diesbezüglich zur absoluten Elite. Dahinter gibt es noch mit LB Chad Greenway einen sehr, sehr guten Tackler gegen das Laufspiel.

Die Vikings befinden sich im Umbruch und es sind noch lange nicht alle Baustellen geklärt. Trotzdem wird es keine 3-13 Saison mehr geben, da sich schon alleine das Glück in der Crunch-Time wenden wird: Minnesota verlor in der letzten Saison neun von elf Partien, die mit einem Score Differenz endeten – dieser Wert wird sich fast zwangsläufig verbessern. Verbessern muss sich allerdings auch die Explosivität im Passspiel. So oder so werden die Vikings nicht mehr das Schlachtopfer auf der Bank sein.

Glaskugel 2012: Tennessee Titans

Die Tennessee Titans hatten ein Gesicht. Eines mit Schnauzbart. Seit die Titans nicht mehr Oilers heißen und von Houston nach Nashville gezogen sind, das war 1997, hieß der Head Coach Jeff Fisher. Er war sogar schon die letzten zweieinhalb Jahre in Houston der Chef.

Siebzehn Jahre Cheftrainer der selben Franchise, das steht sogar den Dauerbrennern Bill Belichick und Andy Reid erst noch bevor. Nach der grandiosen 13-3-Bilanz und dem Nr.1 Seed der AFC 2008 (das Jahr, in dem Albert Haynesworth der beste Footballer der Welt war) rettete Tennessee ´09 noch acht Siege bis dann schließlich 2010 nach 5-2-Start acht der letzten neun Spiele in die Rabatten gingen.

Daraufhin wollte Owner Bud Adams Weiterlesen

Glaskugel 2012: Arizona Cardinals

Wenn man Spiele der Arizona Cardinals 2011 oder dieser Preseason gesehen hat, weiß man, warum alte grantige Männer immer noch sagen: a football game is won in the trenches und ein gutes Footballteam beginnt immer mit guten Linien. Defensiv waren die Cards ein Positivbeispiel, offensiv ein negatives.

Der Angriff um die Quarterbacks Kevin Kolb und John Skelton hatte zeitweise die Grenze zur Lächerlichkeit überschritten. Die Offense hat genau einmal in der gesamten Saison mehr als 23 Punkte erzielt, gegen die Giants in Woche vier. Und sogar dabei bekamen sie große Unterstützung durch die Defense, die einen Fumble an New Yorks 5-Yard-Linie eroberte.

Überhaupt haben die Verteidigung und die Special Teams die Spiele fast im Alleingang gewonnen. Nach enttäuschendem 1-6-Start in die Saison (davon vier Niederlagen mit vier oder weniger Punkten Unterschied) hat die Defense für den Rest des Jahres gegen niemanden mehr als 23 Punkte zugelassen und Punt Returner Patrick Peterson hat immer wieder den Unterschied gemacht. Als erstem Spieler überhaupt gelangen ihm vier Punt-Return-Touchdowns über mehr als 80 Yards in einer Saison.

Kamerad Zufall hat Arizona dann auch noch etwas unter die Arme gegriffen und so wurden alle vier Overtime-Spiele gewonnen. Mit sieben Siegen in den letzten neun Spielen reichte es noch für eine ausgeglichene Saisonbilanz, aber rosig ist die Zukunft keineswegs.

Cardinals Offense

Die Offensive Line ist eine Katastrophe. Der beste Spieler, LT Levi Brown hat sich eine schwere Trizepsverletzung zugezogen und fällt mindestens drei Monate aus. In der Preseason durfte sich D.J. Young, gekommen aus der Practice Squad, als LT versuchen und wurde ganz schlimm von Tennessees Kam Wimbley vermöbelt. Anschließend “durfte” D´Anthony Batiste von der rechten auf die linke Seite wechseln und sich verprügeln lassen. RT hat dann Rookie Bobby Massie gespielt. Eigentlich sollte Massie mindestens ein Jahr lernen, bevor er spielen muß und man sieht auch ganz genau warum.

Zu allem Überfluß hat Arizona auch noch den schlechtesten O-Liner der 49ers verpflichtet, um, weil, damit: ja wasweißich, es gibt dafür keine Erklärung. Niemand sollte Adam Synder verpflichten und ihn als RG starten lassen. Daneben sehen Center Lyle Sendlein und LG Daryn Colledge aus wie Stars.

Es völlig egal, wer dahinter QB spielt. Kolb und Skelton sind nun wahrlich keine großartigen Spielmacher, aber man kann sie auch nur schwer bewerten, wenn sie ständig nach zwei Sekunden Verteidiger im Gesicht oder am Arm haben.

John Skelton ist ein dicker 2,00m-Brocken, der meistens ziemlich mutig in der Pocket steht. Wenn er nicht allzuviel Druck verspürt, trifft er viele gute Entscheidungen, hat einen starken Arm für oftmals akkurate Pässe. Ist er allerdings under pressure, änder sich das völlig und er scheint lieber in triple coverage zu werfen, als einfach ins Aus.

Kevin Kolb steht nicht so mutig in der Pocket, sondern läuft immer kreuz und quer, sobald ihm jemand zu nahe kommt und trifft dann auch dumme Entscheidungen. Hat er aber mal ein wenig Zeit und Raum, ist er gar nicht so schlecht. Er ist ein streaky shooter, er kann durchaus mal drei, vier gute Plays in Folge machen. Genauso geht es aber auch in die andere Richtung, wenn er mal richtig einen eingesteckt hat.

Man sollte aber weniger auf den QBs rumhacken, sie können nur schlecht aussehen. Wenn irgendwann die Panik kommt – oder beide verletzt sind, was zwangsweise passieren wird – kann Rookie Ryan Lindley mal ausprobieren, wie das so ist, von den athletischsten 140-Kg-Typen der Welt auseinandergenommen zu werden.

Vor allem für Larry Fitzgerald ist das sehr schade. Fitzgerald ist wahrscheinlich der beste WR der Liga, aber so genau weiß man das bei diesen Mitspielern natürlich nicht. Trotz der QB-Situation hat er es irgendwie geschafft, 1400 Yards zu erfangen. Unterstützung soll er von Early Doucet, Andre Roberts und dem 1st-rd pick Michael Floyd bekommen. Das wäre eigentlich ein ganz gutes receiving corps.

Das Laufspiel dürfte durch die dezimierte OLine auch schlechter sein als letzte Saison. Beanie Wells ist besseres Mittelmaß und der letztjährige 2nd-rd pick Ryan Williams sollte ihm ein wenig Last von den Schultern nehmen – wenn er denn richtig fit ist nach seinem Pattelarsehnenriß.

Cardinals Defense

Auf der anderen Seite des Balles ist es das genaue Gegenteil. Mit Darnell Dockett und Calais Campell hat Arizona zwei prototypische 34-DEs, die jeder Offensive Line das Leben zur Hölle machen können. Zwischen den beiden spielt der junge Riese Dan Williams einen richtig guten Nose Tackle.

Schedule

Wk1 v SEA
Wk2 @ NE
Wk3 v PHI
Wk4 v MIA
Wk5 @ StL (TNF)
Wk6 v BUF
Wk7 @ MIN
Wk8 v SF (MNF)
Wk9 @ GB
Wk10 BYE
Wk11 @ ATL
Wk12 v StL
Wk13 @ NYJ
Wk14 @ SEA
Wk15 v DET
Wk16 v CHI
Wk17 @ SF

Dahinter stehen mit Jungstar Daryl Washington sowie den Veteranen Paris Lenon und Stewart Bradley ein sehr guter und zwei gute ILBs. Mäßig ist allerdings der Pass Rush um Sam Acho, O´Brien Schofield und Clark Haggans. Gerade von den jungen, hochgedraftete Acho und und Schofield hatte man sich bis jetzt mehr erhofft. Immerhin kann man immer mal wieder ihr Talent aufblitzen sehen.

Die Secondary wird angeführt von Patrick Peterson. Peterson soll in der zweiten Saisonhälfte einen riesigen Schritt nach vorne gemacht haben und wird, je nach pundit, bereits als Top-10 bis Top-3 CB gesehen. Für die anderen Corner- und Nickelback-Spots hat Arizona auf jeden Fall Tiefe, wenn auch keine ganz große Nummer. William Gay wird erstmal die Seitenlinie gegenüber Peterson übernehmen und Rookie Jamell Fleming wohl den Slot. Mit A.J. Jefferson und Greg Toler haben die beiden aber auch ganz fähige Konkurrenz, die gerne Spielzeit sehen würde.

Die Safeties Adrian Wilson und Kerry Rhodes werden zwar von ProFootballFocus beispielsweise immer wieder madig gemacht, aber für meinen Geschmack machen sie ihre Sache ganz passabel. Für die Tiefe hat man jetzt auch noch Ex-Patriot James Sanders verpflichtet, bei dem das Attribut “solide” durchaus als Kompliment gemeint ist.

Cardinals Ausblick

Die Defense wird viele Spiel knapp halten. Die Special Teams um den erstklassigen Punt Returner Peterson wird auch das ihrige tun und für Punkte und gute Feldpositionen sorgen. Aber die Offense ist einfach zu schlecht, um ernsthaft um die Playoffs mitspielen zu können. Die Cardinals haben nicht das Niveau der 49ers und daher wird es nicht für den Divisionstitel reichen. Die Nicht-Divisionssieger aus den Kombos Falcons/Saints, Giants/Eagles/Cowboys und Packers/Lions/Bears sind auch alle eine Nummer zu groß im Wild-Card-Rennen. Der Plan für Arizona kann nur lauten: draftet Offensive Lineman! Und damit hätten sie schon angefangen haben müssen. So verschwenden sie einfach die besten Jahre Fitzgeralds und der guten Verteidigung. Schade.

Glaskugel 2012: Houston Texans

Jahrelang waren die Houston Texans der Geheimfavorit schlechthin. Seit Gary Kubiak seit 2006 das Sagen hat, haben sie aber nie mehr als neun Spiele gewonnen und in aller Regelmäßigkeit die Playoffs verpaßt. Als nach der enttäuschenden 6-10-Bilanz 2010 fast schon niemand mehr an das “andere” texanische Team geglaubt hat, sprang ihnen der wohlgesonnene Weltgeist zur Seite.

Die unüberwindbare Hürde in der AFC South, die Indianapolis Colts, lag plötzlich am Boden, nachdem Peyton Manning für 2011 passen mußte. So zogen die Houston Texans aus ihrem lächerlichen Schedule zehn Siege und marschierten locker in die Playoffs. Dort schlug man die Rookie-Combo Dalton/Green aus Cincinnati bevor dann gegen die Ravens in der Divisional Round die Segel gestrichen werden mußten.

Einer der Gründe für das Aussscheiden war das verletzungsbedingte Fehlen von QB Matt Schaub. Ab Ende November hat sich Rookie T.J. Yates als Spielmacher versucht. Er hat gespielt wie ein Rookie, wie ein einigermaßen guter Rookie zwar, aber das reicht in der Regel nicht, um gegen die Ravens zu bestehen. Insgesamt gingen – inklusive Playoffs – vier der letzten fünf Spiele verloren.

Völlig überraschend kam dagegen die Verteidigung unter dem neuen Defensive Coordinator Wade Philipps – sie kennen ihn aus Filmen wie DC in New Orleans, DC in Philadelphia, DC in Denver, DC in Buffalo, DC in Atlanta, DC in San Diego oder DC in Dallas – um die Ecke. 2010 noch die Lachnummer der Liga, war die Texans-D 2011 plötzlich gefürchtet und beinahe ein richtiges Bollwerk.

Texans Defense

Am Ende der Saison stand nach Yards Platz vier und nach Punkten Platz zwei zu Buche. Wie hat er das gemacht, der Phillips?

Zuallererst mal hat er den Laden umgekrempelt auf eine 3-4-Defense. Und dann wurde auch personell kräftig nachgebessert. Für die Secondary kamen CB Jonathan Joseph aus Cincinnati, einer der besten jungen Cover Guys der Liga und Safety Danieal Manning aus Chicago, solide nur, aber immer noch besser als alles, was da vorher kopflos wilde Sau gespielt hat. In der Draft kamen in den Runden eins und zwei mit 34-DE J.J. Watt und Pass Rusher Brooks Reed zwei heiße Jungspunde, die gleich voll eingeschlagen sind.

Mit Shaun Cody hat Phillips auch einen dicken Veteranen vorgefunden, der die Position des one gap Nose Tackles fast so gut spielen kann wie Jay Ratliff, der das Profil für Phillips bei den Cowboys ausgefüllt hat. Den neben Watt zweiten DEs hat Antonio Smith ganz passabel gespielt. Weil Smith aber auch schon 31 Jahre alt wird, kam in der diesjährigen Draft der talentierte Cornhuser Jared Crick dazu, um (noch) mehr frisches Blut in die Front-Seven zu bringen.

Denn sehr jung sind auch Connor Barwin, Brian Cushing und Brooks Reed (alle 25). Cushing gibt den Mike Backer, während Reed und Barwin zwei aufstrebende Pass Rusher sind. Um noch mehr junges Blunt zu injizieren und weil man auch nie genügend Pass Rusher haben kann, wurde der diesjährige 1st-rd pick für Illinois´ Quarterbackschreck Whitney Mercilus genutzt. Der Abgang von Mario Williams ist nicht mehr als eine Fußnote. Eine bessere Jung&Stark-Kombi in der Front-Seven wird man ligaweit kaum finden.

Die Secondary um Joseph und Manning ist nicht so stark, wie die Zahlen es vermuten lassen. Die anderen CBs sind der 24-jährige Kareem Jackson, der oftmals nur fragend um sich schaut und ein Haufen Typen, die man kaum kennt. Brandon Harris und Roc Carmichael, 3rd- bzw. 4th-rd picks 2011 stehen noch im Kader sowie Brice McCain oder Alan Ball. Alle nicht sehr vertrauenswürdig. Ebenso wie die Safety-Position: Manning ist ganz okay, Glover Quinn ist weniger okay. Und falls sich einer der beiden verletzten sollte, stehen dahinter nur Quintin Demps und Troy Nolan, die beide, obwohl noch sehr jung, von den Eagles gecuttet bzw. von den Texans gebencht wurden. Immer ein schlechtes Zeichen für so junge Leute.

Man darf auch nicht vergessen, daß Houston 2011 hauptsächlich gegen Kaliber wie Kerry Collins, Chad Henne, Jason Campbell, Dan Orlovsky und zwei Mal Blaine Gabbert verteidigen durfte. Als dann mal ein Drew Brees vorbeigeschaut hat, wurden ihm gleich 350 Yards auf den Spielberichtsbogen geschrieben, einem Joe Flacco auch 300.

Texans Offense

Die Offense ist gebaut um das Zone Blocking im Laufspiel, das Kubiak vom legendären Alex Gibbs übernommen hat. Die Texans sind tatsächlich eines der letzten Teams, die ihre Offense um das Laufspiel herum aufbauen. In der letzten Saison hatten die Texaner die meisten Läufe für die zweitmeisten Yards und die drittmeisten Touchdowns zu Fuß.

Arbeitstier Arian Foster, ehemals ungedrafteter Philosophiestudent, hat in dieser Offseason dann endlich seinen großen Vertrag bekommen (5Jahre, $21M garantiert), man fragt sich nur, warum von den Texans? In diesem ausgefeilten zone blocking system können viele RBs gut aussehen, dafür kann man auch einfach einen von der Straße nehmen. Das hat Kubiak ja selbst mit Typen à la Olandis Gary, Mike Anderson oder eben Foster bewiesen. Zumal mit Ben Tate  auch noch jemand im Kader ist, der mit 5,4 yards einen ganzen Meter pro Lauf mehr macht als Foster.

Schedule

Wk1 v MIA
Wk2 @ JAX
Wk3 @ DEN
Wk4 v TEN
Wk5 @ NYJ (MNF)
Wk6 v GB (SNF)
Wk7 v BAL
Wk8 BYE
Wk9 v BUF
Wk10 @ CHI (SNF)
Wk11 v JAX
Wk12 @ DET (TNF)
Wk13 @ TEN
Wk14 @ NE (MNF)
Wk15 v IND
Wk16 v MIN
Wk17 @ IND

Vielleicht hat Kubiak wegen seiner Offensive Line kalte Füße bekommen. Von der sind nur noch 3/5 übrig. Eric Winston, der sich hinter keinem Right Tackle der Liga verstecken muß, verdient seine (größeren) Brötchen jetzt in Kansas City. Mike Brisiel war mit seinen flinken Füßen unter dem großen Oberbau ideal für das zone blocking, er tänzelt nun in Oakland. Den letzteren wird Antoine Caldwell ersetzten, der seine Sache in den letzten drei Jahren angeblich ganz gut gemacht hat, wenn er mal auf dem Platz stand. Den ersteren sollte eigentlich Veteran Rashard Butler ersetzen, nach der Preaseason ist man sich da aber nicht mehr ganz sicher und hat eine offene competition zwischen Butler und dem 24-jährigen Derek Newton von Arkansas State um den Startplatz.

Die anderen 3/5 sind die allseits geschätzten Center Chris Myers, einer der besten seines Faches, links daneben spielt Wade Smith solide wie eh und je und ganz links steht Duane Brown, der ruhigen Gewissens von sich behaupten kann, einer der drei besten  Left Tackles der AFC zu sein. Das große Fragezeichen ist hier natürlich, wie gut die rechte Seite der Linie sein wird. Eine Frage ist die nach der individuellen Klasse von Caldwell/Butler/Newton, eine andere das Zusammenspielen als Einheit, was bei diesem zone blocking scheme ungemein wichtig ist und was einige Zeit braucht, um sich zu entwickeln.

Mit der Top-Defense und dem starken Laufspiel im Rücken spielt das passing game nur die zweite Geige. QB Matt Schaub ist auf fast schon spektakuläre Weise unspektakulär und langweilig, produziert trotzdem ganz gute Zahlen und weiß, was er macht. korsakoff schrub mal, Schaub ist sowas ein Kyle Orton für Reiche – das trifft es genau.

Nun ist aber Schaubs Spielzeugkiste leider nur sehr spartanisch ausgestattet. Andre Johnson könnte immer noch einer der besten WR der Liga sein, hat aber in einer erschreckenden Regelmäßigkeit mit muskulären Problemen zu kämpfen. In den letzten beiden Saisons hat er von 34 Spielen nur 20 mitgemacht. Ob das jetzt mit 31 Jahren nochmal besser wird? Nr. 2 WR Kevin Walter ist so trocken wie eine Scheibe Brot, fängt aber jedes Jahr seine 40 bis 50 Bälle. Der junge Jacoby Jones, der mit 16,5 Yards/Catch wenigstens noch ein bißchen Feuer ins Paßspiel gebracht hat, wenn Johnson mal nicht konnte, ist abgewandert und soll jetzt ersetzt werden von: keine Ahnung. Da stehen ein paar Rookies im Kader wie die diesjährigen 3rd- und 4th-rd picks DeVier Posey und Keshawn Martin, aber kein guter erfahrener Mann. Die kleine Ente Jeff Maehl trainiert auch noch mit, aber mehr als ein vierter Receiver wird er wohl nie.

Zweitwichtigste Waffe für Schaub sollte wieder TE Owen Daniels sein. Daniels ist nicht auf dem Niveau der TE-Rockstars der Saints oder Patriots, aber seine 50 Yards pro Spiel gibt er Schaub immer, wenn der mal sonst nicht weiß, wohin. Abgewandert ist TE/FB/H-Back Joel Dreessen (nun in Denver), der in der Offense ein sehr beliebtes Puzzlestück war, weil man mit ihm einfach alles machen konnte. Mit 6 TDs war er auch der mit Abstand erfolgreichste Scorer durch die Luft.

Ausblick Houston Texans

Houston ist für 2012 schlechter aufgestellt als für 2011. Im Angriff wird die OLine umgebaut; fehlen Jones und Dreessen, die der Offense wenigstens einige unberechenbare Momente gegeben haben; hängt sehr viel am Fitneßzustand von Andre Johnson. Es hat auch nicht eine personelle Verstärkung gegeben, kein einziger namhafter Neuzugang. Trotzdem sollte dieser Angriff zumindest gut sein und auch mal ein Spiel gewinnen können, wenn die Defense einen schlechten Tag hat.

Die Verteidigung ist viel besser aufgestellt, hat aber auch so ihre Fragezichen. Die Secondary bräuchte neben CB Joseph noch einen weiteren Playmaker. Dann muß man sehen, ob die vielen jungen Typen wirklich so gut sind, oder ob sie nur von den schwachen Gegnern profitiert haben. 2012 kommen Peyton Manning, Rodgers, Cutler, Stafford und Brady zum Härtetest, außerdem wurden Orlovsky von Andrew Luck ersetzt. Das wird eine ganz andere Hausnummer.

Nichtsdestotrotz sind die Texans der Favorit auf die AFC-South-Krone. Aber danach traue ich ihnen nicht mehr viel zu. Irgendwie fehlt in der Defense der eine große difference maker und man darf niemals vergessen: Gary Kubiak ist immer noch der Head Coach. Der hat schon ganz andere Sachen vergeigt. Playoffs müssen drin sein, daneben sehe ich nur ganz kleine Außenseiterchancen auf die Lombardi Trophy.

Glaskugel 2012: New York Jets

 

Beinahe jedes Jahr gibt es während der Offseason einen riesigen Medienhype um die Footballteams in New York. Dieses Jahr ist es ganz besonders schlimm. Und das hat mit einem Mann zu tun. Nein, es ist nicht Tom Coughlin, der seine Blue Men Group zum zweiten Super Bowl in fünf Jahren geführt hat und einen Bill Belichick mittlerweile locker zum Frühstück verspeist.

Nein, dieses Jahr ist es auch nicht Eli Manning, der nach unglaublichen Leistungen im Dezember und mehr noch in den Playoffs zusammen mit Drew Brees und Aaron Roders das Top-Trio der NFL-Quarterbacks bildet und besser spielt als Tom Brady.

Dieses Jahr geht es um die Jets und um den Mann, der Gang Green wieder zur größten Nummer der Stadt machen soll. Menschlich spaltet er die Massen; auch footballtechnisch hält die Hälfte ihn jetzt schon für eine Legende während ihn die andere Hälfte für fürchterlich überbewertet hält; er ist aufregend, er kann spektakulär sein, er kann immer wieder etwas Neues aus dem Ärmel schütteln und darum hat er auch schon gezeigt, daß er in den Playoffs gewinnen kann. Zu allem Überfluß ist er in diesem Sommer auch körperlich in der besten Form seines Lebens. ESPN macht sogar Sondersendungen über die Jets und das muß mit ihm zu tun haben. Wir reden von – natürlich: Rex Ryan.

Rex Ryan geht mittlerweile in sein viertes Jahr als Head Coach der New York Jets. In seinen ersten beiden Jahren hat er sie jeweils ins AFC Championship Game geführt. Letztes Jahr reichte es nur für einen 8-8-Rekord, weil die Offense – wie eigentlich immer in den letzten drei Jahren – alles vertrottelt hat.

Legende ist schon jetzt das Spiel gegen Baltimore in Woche 4, als die Defense nur einen Touchdown zugelassen hat und am Ende trotzdem eine 34 für die Ravens auf dem Scoreboard stand. Eine Woche später verlor NY knapp gegen die Patriots und schon stand man mit mit drei Niederlagen aus fünf Spielen mit dem Rücken zur Wand. Anschließend hat die Defense erstklassig gespielt wie immer und Anfang Dezember, mit 8-5-Rekord, war man dann doch mittendrin im Playoffrennen.

Dann ist aber der gesamte offensive Teil der Mannschaft völlig in sich zusammengebrochen. Das sagt der Star-WR, daß der Offensive Coordinator stinkt; irgendwer sagt, daß die O-Line stinkt; alle sagen, daß der QB stinkt; die OLine sagt, der QB stinkt nur, weil die WRs nichts fangen und die RBs nicht laufen können und die Fans sagen, daß alle stinken undsoweiterundsofort… und natürlich – schließlich sind wir in New York – steht das auch alles in der Zeitung.

Zehn Turnovers in den letzten drei Spielen später lacht die ganze Welt über die Jets. Playoffs verpaßt, Chaos im Locker Room, noch mehr gegenseitige Anschuldigungen aller Orten, Trottelheimer entlassen und zu allem Überfluß gewinnt auch noch ausgerechnet der Stadtrivale die Lombardi Trophy.

Aber last year is last year sagt man zu Recht. Die Defense ist immer noch erstklassig und für die Offense hat man sich einen neuen Mann geholt, der alles auf den Kopf stellen soll. Zu ihm später mehr, erstmal arbeiten wir pflichtschuldigst Ryans Prunkstück ab.

Defense Jets

Rex Ryan und seine Defense haben wir hier schon oft abgefeiert, darum halten wir uns kurz. Sione Pouha ist einer der besten Nose Tackles der Liga, Kendrick Ellis ist ein guter Backup. Mike DeVito ist einer der besten DEs der Liga und der junge Mu Wilkerson ist nur einen Schritt dahinter. ILBs David Harris und Bart Scott sind zwei sehr spielintelligente Kämpfer, genau die richtigen Typen für das System von Ryan und Mike Pettine. Außen spielen Calvin Pace und Bryan Thomas, die man auch gefahrlos anbieten kann.

Durch die vielen wilden Fronts und die immer wieder überraschend paßgenauen Gameplanes sehen alle zusammen als Einheit noch mal ein Stück besser aus. Mit Rookie Quinton Coples, der aussieht wie Julius Peppers, haben Ryan/Pettine nun noch ein neues Spielzeug bekommen. Der ehemalige 1st-rd bust Aaron Maybin hat sich zu einem starken Quarterbackjäger in passing situations gemausert und auch die Backups sehen nicht verloren aus, wenn sie mal spielen müssen.

Schedule

Wk1 v BUF
Wk2 @ PIT
Wk3 @ MIA
Wk4 v SF
Wk5 v HOU (MNF)
Wk6 v IND
Wk7 @ NE
Wk8 v MIA
Wk9 BYE
Wk10 @ SEA
Wk11 @ StL
Wk12 v NE (SNF)
Wk13 v ARI
Wk14 @ JAX
Wk15 @ TEN (MNF)
Wk16 v SD (SNF)
Wk17 @ BUF

Cornerback Darrelle Revis zählt für zwei. Revis Island erlaubt es Ryan/Pettine, vorne und auf einer Seite ganz wilde Sachen zu machen und die andere Seite einfach in seine Hände zu geben. Da brennt nichts an. Gegenüber spielt Antonio Cromartie, der nun zwar kein Superstar ist, aber doch besser als meist über ihn geredet wird. Im Slot hat sich jetzt endgültig Kyle Wilson eingenistet, der 1st-rd pick aus dem Jahre 2010. Wilson ist nicht so steil durch die Decke gegangen, wie man es sich im Big Apple erhofft hat, aber sich in den vielen Nickel-, Dime- & Dollar-Sets ganz wohlfühlt.

Richtig umgebaut haben die Jets nur auf der Safety-Position, was auch dringend nötig war. Kapitän und Publikumsliebling Jimmy Leonhard wurde nach der zweiten verletzungsbedingt beendeten Saison in Folge nicht gehalten und versucht sich nun in Denver. Und da auch Eric Smith nicht mehr in der Startformation auflaufen sollte, wurden die beiden Free Agents LaRon Landry und Yeremiah Bell verpflichtet. Bell ist mit seinen 34 Jahren nicht mehr Jüngste, aber mit seiner Erfahrung und seinem Spielverständnis soll er die Leonhard-Rolle übernehmen. Landry wurde aufgrund seines Hulk-ähnlichen Körpers und seiner Trainingsbesessenheit anno 2007 von den Redskins in Runde eine als sechster Spieler gedraftet. Sollte er fit bleiben ist so ein Monster genau das, was Ryan noch gefehlt hat als Strong Safety an der Line of Scrimmage.

Offense Jets

Der Mann, der alles auf den Kopf stellen soll, hat schon mal eine Gurkentruppe in die Playoffs geführt und dabei die Patriots hinter sich gelassen. Warum sollte ihm das nicht wieder gelingen. Er ist ein Oldschool-Footballer. Lieber laufen als werfen. Erstklassiges Quarterback-Play hat er gar nicht nötig. Dieses ganze fancy, wilde New-School-Zeug ist nichts für ihn, Wildcat und Running-QB steht ihm auf der Stirn tätowiert. Wir reden von, sie ahnen es: Tony Sparano.

Sparano hat früher selber in der Offensive Line gespielt, ist dann O-Line Coach geworden und hat mehrere Jahre unter Bill Parcells gearbeitet. Das Harter-Hund-Image kommt also nicht von ungefähr und ist auch mehr als nur Image. (Die Sonnenbrille trägt er übrigens nicht, weil er sich so furchtbar cool vorkommt, sondern infolge eines Unfalles mit einer Friteuse, während er als Jugendlicher in einem Fast Food Restaurant gearbeitet hat.)

Nun kommt also dieser neue OC, der den Jets wieder ein energiegeladenes Ground-and-Pound-Game eintrichtern soll und findet einen Trümmerhaufen vor. Diese Jets wollten unter Ryan immer ein starkes Laufspiel haben und 2011 hatten sie stattdessen 106 Yards pro Spiel und 3,8 Yards pro Carry.

Das hatte mit dem, ähem, “mittelmäßigen” Offensive Coordinator Brian Schottenheimer zu tun, mit den mittelmäßigen RBs Shonn Green, LaDanian Tomlinson und Joe McKnight zu tun und auch mit der O-Line, die eher Richtung finesse denn Dampfwalze tendiert.

Suchen wir Lichtblicke finden wir Center Nick Mangold und RG Brandon Moore. Beide haben die Power und die Füße, um in aller Regelmäßigkeit Teile der gegnerischen Front Seven aus dem Weg zu räumen für die eigenen RBs. Als Left Tackle läuft D´Brickashaw Ferguson auf. Ferguson bekommt auch stets gute Kritiken und im Paßspiel ist er auch mehr als solide, aber im Laufspiel fehlt ihm oftmals Kraft und Masse um große Löcher zu reißen. Dann gehts schon mal eine Klasse abwärts: LG Matt Slauson ist bestenfalls mittelmaß. An einigen Tage sogar nicht mal das.

Und dann ist da schließlich noch der Mann, über den alle reden, wenn es um die Jets geht. Wer könnte dieser Mann sein, wenn nicht Wayne Hunter? Wayne Hunter war letztes Jahr der schlechteste Starter der ganzen NFL – egal, auf welcher Position. korsakoff wär ein besserer Right Tackle. Weil Hunter das auch in dieser Preseason sofort wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, hatten alle Beteiligten ein Einsehen. Jetzt hat Austin Howard den Stammplatz und Hunter genießt seine $3 Millionen auf der Bank. Howard wurde nicht gedraftet, wurde dafür in seiner jungen Karriere aber schon von den Ravens und den Eagles gecuttet. Viel Glück.

Mit Sparanos harter Hand könnte das aber zumindest eine gute Unit um Ferguson, Mangold und Moore werden. Wenn Greene und McKnight ein bißchen besser werden und vielleicht auch Rookie Terrance Ganaway ab und zu Mal einen raushauen kann, ist das schon OK, wenn mit dieser Defense oft auch mal 14 oder 17 Punkte zum Sieg reichen.

Dem Laufspiel helfen sollten auch die Wildcat Plays, die Sparano auf seinem Play Calling Sheet hat. Dafür haben die Jets jetzt auch QB Brad Smith zurückgeholt, der das mit der Wild Cat ganz gut kann und als ausgebildeter QB auch mal für einen guten Paß zu haben ist.

Das richtige Paßspiel dagegen kann man getrost vergessen. Mark Sanchez wird einfach nicht besser. Und gute WRs hat er auch nicht. Problemkind Santonio Holmes kann ein richtig Guter sein, er kann aber auch der unmotivierte Stinkstiefel sein. Slotman Jeremy Kerley ist bestenfalls Mittelmaß. Free Agent Chaz Schilens und Rookie Stephen Hill haben bis jetzt noch gar nicht gut ausgesehen. Vielleicht könnte Hill mit seinem 1,92m-Körper immerhin eine gute Red-Zone-Waffe werden und mit seinem massigen Körper auch im Laufspiel helfen. Zur Not hilft auch immer noch TE Dustin Keller aus.

Und manchmal, ganz manchmal nur, aber manchmal eben schon, bekommt auch Mark Sanchez mal zwei gute Drives in Folge auf die Reihe.

Ausblick Jets

Das sieht alles nicht rosig aus im Angriff, aber mit dieser Defense ist das auch gar nicht so schlimm. Diese sollte Top-3 Kaliber sein und es der Offense einigermaßen einfach machen, einige Spiele zu gewinnen. Die AFC East ist ziemlich hart und auch die Wild Cards dürften in der AFC hart umkämpft sein, aber Gang Green sollte bis zum Schluß im Rennen um die Playoffplätze bleiben und dort können Ryan/Pettine mit dieser Defense jeden Angriff von Peyton Manning bis Tom Brady einbremsen, das haben sie schon bewiesen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, daß man mit dieser Offense ernsthaft um den Super Bowl mitspielt. Eine witzige Saison wird´s mit den J-E-T-S allemal.

Glaskugel 2012: Cincinnati Bengals

 

Die Quote für einen Super-Bowl-Sieg der Cincinnati Bengals liegt derzeit bei 41,00. Wenn man vor der Saison nur zum Spaß mal einen Zehner setzen will, gibt es keine bessere Wette. Nach dem Preseason-Spiel gegen die Falcons bin ich mir sicher, daß diese Bengals ein Playoff-Team sind. Man sieht in Preseason-Spielen ja nicht viel, aber in diesem Spiel und auch schon in den zwei Serien vorher gegen die Jets war deutlich zu erkennen, daß Andy Dalton offensichtlich in einen Eimer voller Selbstvertrauen und Toughness gefallen ist; daß A.J. Green nicht mehr ein junger College-Star, der sich bei den Großen versucht und dabei ganz gut aussieht, sondern (jetzt schon) ein echter Nr.1 WR; und daß die Defense eine der besten ligaweit sein wird: hochtalentierte und ambitionierte junge Wilde, beeindruckende Tiefe auf allen Positionen und ein erstklassiger Defensive Coordinator in Mike Zimmer.

In der letzten Saison haben die Bengals einen Neustart um die Rookies Dalton und Green versucht und dabei sogar die Playoffs erreicht. Das war einerseits ein wenig glücklich, da alle sieben Spiele gegen Playoff-Mannschaften verloren wurden. Andererseits hatten die Bengals selber recht viele Turnovers (nur vier Spiele ohne TO) und in der Defense kaum Bälle erobert. Das Pendel sollte 2012 in die andere Richtung ausschlagen, da 1) der neue RB Ben-Jarvus Green-Ellis niemals fumblet und 2) die Defense stärker sein wird und aller Voraussicht nach auch die regression to the mean zuschlagen wird.

Ebenso vorteilhaft sollte der Schedule sein: nach der Monday-Night-Eröffnung in Baltimore spielt Cincinnati gegen Cleveland, Washington, Jacksonville, Miami und wieder Cleveland. (Wo kann ich auf einen 6-0-Start wetten?) Nach einem Sunday Night Game gegen Pittsburgh und der Bye-Week sind vier der folgenden fünf Spiele gegen die mittelmäßige AFC West. Wer soll die Bengals auf dem Weg in die Playoffs stoppen?

Aber genauer: warum der Optimismus?

Defense Bengals

Cincinnati hat eine sehr tief besetzte Defense mit vielen jungen Spielern. Das geht schon in der Defensive Line los – wie es das gute alte Lehrbuch verlangt. DE Carlos Dunlap, der aussieht wie Jason Pierre-Paul, aber ein bißchen länger in seiner Entwicklung gebraucht hat, war eh schon stark und sollte in seiner vierten Saison endgültig ein breakout year haben, nachdem er schon 2011 kaum einen Vergleich in der AFC zu fürchten brauchte. Noch besser sollte DT Geno Atkins sein. Atkins ist einer der besten Pass Rusher, die man in der Mitte einer Linie finden kann. Neben Atkins stehen mit Domata Peko und Pat Sims zwei zuverlässige und solide Ergänzungen. Weil DC Mike Zimmer niemals genügend Linemen sein eigen nennen kann, hat man dieses Jahr in den Runden zwei und drei mit Devon Still und Brandon Thompson noch weiter nachgerüstet. Als Defensive Ends stehen neben dem 2,00m-Mann Dunlap Michael Johnson (2,02m) und Jamaal Anderson (1,98m). Der älteste aller bis jetzt genannten ist Peko mit jugendlichen 27 Lenzen.

Das LB-Corps wird angeführt vom ehemaligen 1st-rd pick Ray Maualuga. Maualuga ist keine Weltklasse, aber hinter dieser Linie reicht auch ein solider, aber energiegeladener Typ wie er. Daneben stehen Thomas Howard, einer der besseren Verteidiger in Zone Coverages und und Manny Lawson, gut gegen den Lauf und mit seinem 1,95m-Körper auch wild auf Quarterbacks.

Schedule

Wk1 @ BAL (MNF)
Wk2 V CLE
Wk3 @ WAS
Wk4 @ JAX
Wk5 v MIA
Wk6 @ CLE
Wk7 v PIT (SNF)
Wk8 BYE
Wk9 v DEN
Wk10 v NYG
Wk11 @ KC
Wk12 v OAK
Wk13 @ SD
Wk14 v DAL
Wk15 @ PHI (TNF)
Wk16 @ PIT
Wk17 v BAL

Die Cornerbacks werden angeführt von Leon Hall. Der erfahrene und doch erst 27 Jahre alte Hall hat letztes Jahr schon so gut gespielt, daß man Jonathan Joseph fast gar nicht mehr vermißt hat. Auf der anderen Seite steht Nate Clements. Einstmals mit dem größten CB-Vertrag aller Zeiten in San Francisco gesegnet, hat er sich nunmehr in seinem 33. Lebensjahr mit der Rolle als sichere Bank zufrieden gegeben – füllt diese aber auch gut aus.

Weil Mr Adam Jones, genannt Pacman, daneben zwar immer noch unglaublich talentiert ist, aber mit diesem Talent gerne Roulette spielt, hat man einerseits mit Terrence Newman einen alten Liebling von Zimmer verpflichtet und andererseits mit Dre Kirkpatrick den Pfeiler von Alabamas Meisterschafts-Secondary in der ersten Runde gedraftet. Newman sah erstaunlich gut aus in den ersten beiden Spielen. Er könnte einer dieser Spieler sein, die mit einer neuen Herausforderung und einem Coaching Staff, bei dem man sich richtig wohlfühlt, noch mal durchstarten. Newman kam aus Dallas, wo er in den letzten Jahren von Fans und Trainern madig gemacht wurde (durchaus zu Recht), aber Zimmer, sein ehemaliger DC bei den Cowboys, hält ganz große Stücke auf ihn und meint zu wissen, wie man ihn einsetzen muß. Kirkpatrick vertreibt sich derzeit die Tage noch lieber mit Ärzten und Masseusen, aber wenn er wieder fit ist, hat Cincy einen starken und vier gute CBs. Mehr als fast alle anderen Teams.

Dünn sieht es nur bei den Safeties aus. Reggie Nelson ist gesetzt. Bei Nelson denke ich immer an „Oh-sorry-das-war-ja-mein-Mann-der-da-gerade-wegläuft“-Plays, aber Leute wie Andy Benoit oder PFF halten ihn für ganz solide. Daneben spielt dann wahrscheinlich Taylor Mays. Den physischen Voraussetzungen nach der beste Safety der Liga; aber wenn man ihn spielen sieht denkt man manchmal, der hat vorgestern das erste Mal auf einem Footballplatz gestanden. Eine Wildcard hat hier noch Rookie George Iloka, der bei Boise State für großes Aufsehen gesorgt hat, aber im Camp und in den Spielen ist er bis jetzt noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten.

Offense Bengals

Nach der enttäuschenden Saison 2010 mit nur vier Siegen, sollte der Umbruch her. QB Carson Palmer und WR Chad Ochocinco spielten keine Rolle mehr in den Planungen und wurden in der Draft 2011 durch die 1st- und 2-nd round picks A.J. Green und Andy Dalton ersetzt. Außerdem wurde Jay „ja, der Bruder von Jon“ Gruden als Offensive Coordinator verpflichtet. Es sollte eigentlich nur ein Übergangsjahr werden, aber dann hat die Defense getragen und die Dalton-Green-Offense hat ganz solide gespielt und nichts kaputt gemacht. Dalton ist klein und schmächtig und ihm fehlt auch der ganz große Arm, aber er macht es weg durch gutes decision making und akkuraten Pässen, wenn er nicht gerade quer zur gegenüberliegenden Seitenlinie werfen muß. Gruden hat ihm auch eine recht simple, aber einigermaßen effektive Offense geschneidert, die ihn nicht überfordert. Nun traut er ihm etwas mehr zu und Dalton stand in den Preseason Games mit einer fast schon arroganten Coolness in der Pocket und hat sich von 300 Pfund Mensch in seinem Gesichtsgitter gar nicht weiter irritieren lassen.  Pocket awareness ist eine der wichtigsten Eigenschaften für einen QB, aber man kann es auch übertreiben – dann steckt man zu viele harte Hits ein und risikiert Ballverluste. Wir haben also einen jungen, talentierten QB mit Schwächen, die sein OC überdecken hilft und der sich in der Offseason merklich weiterentwickelt hat. Wenn er jetzt auch noch einen 1,92m Hünen mit sicheren Händen hätte auf den er sich immer verlassen kann…

…enter A.J. Green. Gepriesen als eines der größten WR-Talente der letzten Jahre, konnte er die hohen Erwartungen mit mehr 1000 Receiving Yards tatsächlich erfüllen – und er hat noch viel Raum nach oben. Problematisch wird es nur hinter Green. Jerome Simpson ist jetzt in Minnesota und im Kader ist nur noch Mittelmaß à la Brandon Tate und Andrew Hawkins.  Angeblich ist man mit 2nd-year man Armon Binns hochzufrieden und hält auch ganz große Stücke auf Rookie Mohamed Sanu.

Komplettiert wird Daltons Spielzeugkiste von TE Jermaine Gresham. Mit seinen 1,95m ist Gresham auch einer dieser „neuen“ Tight Ends und hat mit seinen erst 24 Jahren auch noch massig Entwicklungspotential. Daneben stehen dann noch der erfahrene Donald Lee und der Rookie Orson Charles.

Geschützt wird das Paßspiel auf den äußeren Positionen von LT Andre Whitworth und RT Andre Smith. Smith war mal 6th overall pick, bekam dann aber schnell das Bust-Label auf seinen übergewichtigen Wanst geknallt, während Whitworth wohl der unbekannteste Top-5-Tackle ist. Gemeinsam bilden sich eines der besten Tackle-Paare der Liga.  Den Center gibt der weder positiv noch negativ auffällige Kyle Cook. Die Guard-Positionen sollten aufgewertet werden und zumindest mit Rookie-RG Kevin Zeitler (WISCONSIN!) hat das auch geklappt. Links sollte FA Travelle Wharton spielen, der hat sich aber schon ins Lazarett verabschiedet. Der 23-jährige Clint Boling wird ihn wohl ersetzen.

Man steckt große Hoffnungen in Zeitler und Boling. Die Mitte der Linie war ein wenig das Sorgenkind der Bengals, da nur selten große Lücken für die RBs gerissen wurden. Wobei man auch zugeben muß, daß Cedric Benson schon lange nicht mehr der Fitteste war. Als jüngeres Upgrade kam The Law Firm Ben-Jarvus Green-Ellis von den Patriots. BJGE ist kein großer Brecher und auch nicht der Schnellste, aber er ist solide und ungemein sicher im Umgang mit dem Ball. Nach vier Jahren und mehr als 500 Touches in der NFL steht bei ihm immer noch kein Fumble im Resumee. Ein bißchen explosiver sollten Bernard Scott und Rookie Boom Herron sein.

Ausblick Bengals

Die Bengals sind kein Favorit auf den Super Bowl. Aber die Bengals sind ganz sicher eines der besseren Teams in der AFC. Ich würde sogar behaupten, daß Cincinnati in der AFC-North-Hackordnung an Baltimore vorbeigezogen ist. Die Verteidigung hat Top-5-Potential und durch die Tiefe auf beinahe allen Positionen sollten auch Verletzungen sie nicht allzuweit zurückwerfen.

Die Offense braucht den nächsten Schritt von Dalton nach vorne und ein gutes Laufspiel. Die Ingredenzien sind alle vorhanden und Zeit wirds, daß Cincy mal wieder zwei positive Saisonbilanzen in Folge hat. Das letzte Mal gab es das in den Jahren 1976 und ´77.

Glaskugel 2012: New Orleans Saints

 

Es regnet in Strömen. Seit Tagen schon. Die Uniformen sind klatschnaß. Die Männer sind durch bis auf die Knochen. Sie waten durch knöcheltiefen Schlamm. Immer auf der Hut vor einem Hinterhalt oder einem gut geplanten Überfall von der Flanke. Die schwüle Hitze ist unerträglich.

Die Kompanie ist bekannt als eine der härtesten und skrupellosesten zwischen Atlantik und Pazifik. Sie sind bekannt als Einheit, die sich nicht immer an die Regeln hält. Aber sie sind bekannt als eine der mutigsten und besten Einheiten der gesamten Armee.

Juristen fernab der Front in ihren feinen Büros werfen ihnen immer wieder Knüppel zwischen die Beine um hochtrabenden Idealen Genüge zu tun, die nicht weiter von den Männern im Dschungel weg sein könnten. Hier geht es um Schweiß, Tränen, Verletzungen, Blut und Verluste und das alles nur dafür, einen Auftrag auszuführen.

Sie haben schon ganz andere Schlachten geschlagen – und gewonnen. Nun aber haben sie ihren KP-Chef und zwei ihrer besten Gruppenführer verloren. Der Zugführer und MG-Schütze, der sich mit Jahren harter Arbeit und unerreichter Zähigkeit bis an die Spitze gearbeitet hat, ist in dieser Situation der unumstrittene Leader.

Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Ein langer harter Weg liegt vor ihnen. Aber am Ende wird sich niemand mehr um die Verluste, Rückschläge und Juristen kehren – wenn die Kompanie “Saints” als erfolgreiche Helden zu ihrem Heimatstützpunkt in New Orleans zurückkehrt.

Mit typisch amerikanischem Pathos ließe sich die Geschichte so schreiben, wenn die New Orleans Saints tatsächlich am Abend des 3. Februar 2013 im eigenen Stadion die Lombardi Trophy in die Höhe strecken. Die Ausgangslage könnte in diesem pathetischen Sinne “perfekter” nicht sein: die bösen Outlaws, die alle Widerstände überwinden, es allen zeigen und zu Helden werden.

Nach Bountygate sind sie “men on a mission”, die nach einer shock-and-awe Offseason fester zusammengeschweißt sind, als jemals zuvor.

Saints Offense

Der MG der Kompanie, Drew Brees, kann mit Fug und Recht behaupten, der beste QB der NFL zu sein. Er hat die Offensivphilosophie des gesperrten Head Coaches Sean Payton zur Perfektion auf dem Spielfeld getrieben. Er hat Playoffspiele gewonnen, er hat den Super Bowl gewonnen, und er hat den Jahrhundertrekord für die meisten Passing Yards in einer Saison von Dan Marino nicht gebrochen, sondern mit fast 5500 Yards in 2011 zerstört. Man kann nicht sagen, daß die Offense der Saints sich personell verbessert hätte, aber das ist einer der wenigen Fälle in denen das auch gar nicht schlimm ist.

Verloren hat New Orleans die 40 Catches von Robert Meachem an die San Diego Chargers. Aber die anderer Pfeiler des Paßspiels, die WRs Lance Moore und Devery Henderson, Slot-Monster Marques Colston und 2,00-m-TE Jimmy Graham sind immer noch da. Graham, der in sein drittes Jahr geht, sollte – bleibt er von Verletzungen verschont bleiben – besser sein als die 99 Catches und 1300 Yards der letzten Saison. Von einem 26-jährigen kann man schließlich erwarten, sich noch zu verbessern. Moore, Henderson und Colston sollten zumindest ihre Leistungen halten und um den Platz von Meachem balgen sich Adrian Arrington und 4th-rd pick Nick Toon.

Schedule

Wk1 v WAS
Wk2 @ CAR
Wk3 v KC
Wk4 @ GB
Wk5 v SD (SNF)
Wk6 BYE
Wk7 @ TB
Wk8 @ DEN (SNF)
Wk9 @ v PHI (MNF)
Wk10 v ATL
Wk11 @ OAK
Wk12 v SF
Wk13 @ ATL (TNF)
Wk14 @ NYG
Wk15 v TB
Wk16 @ DAL
Wk17 v CAR

Neben und auch wegen dem fast unaufhaltsamen Paßspiel werden die Saints auch 2012 wieder eines der besten Running Games der Liga haben. Kein Team der gesamten Liga kann so viel Talent im Backfield sein eigen nennen. Der letztjährige 1st-rd pick und ehemalige Heisman Trophy Winner Mark Ingram und Chris Ivory haben beide letztes Jahr einige Spiele verletzt gefehlt. Weil aber daneben auch noch Mr. Zuverlässig Pierre Thomas und die pfeilschnelle Allzweckwaffe Darren Sproles jedem Defensive Coordinator Kopfzerbrechen bereiten, ist das gar nicht weiter aufgefallen. Gerade Sproles war mit 700 Receiving-, 600 Rushing-Yards und 9 TDs neben TE Graham der zweite absolute Match-up-Albtraum für jeden Gegner. Außer New Englands Gronkandez gibt es in der ganzen Lige kein derartiges Duo, auf das eine Defense fast keine Antwort finden kann.

Bei so viel individuellem Talent auf den skill positions kann man auch mit einer durchschnittlichem Offensive Line leben. Der vermeintlich beste Guard der Liga, Carl Nicks ist für einen riesigen Payday nach Tampa abgewandert und wurde mit dem immerhin ziemlich guten Ben Grubbs ersetzt. Der andere Guard, Jahri Evans, ist ebenso ziemlich gut. Wenn auch nicht allererste Klasse wie seine vielen Fans (und sein Vertrag) vermuten lassen würden. Center Brian De La Puente, letztes Jahr aus dem Nichts gekommen, sowie die beiden Tackles Jermon Bushrod und Charles Brown sind auch Durchschnitt – was aber hier keinesfalls als Beleidigung gemeint ist.

Offensive Coordinator Pete Carmichael sollte keine Schwierigkeiten haben, aus diesem Verbund wieder einen der aufregendsten Angriffe der Liga zu formen. Carmichael hat während der Verletzung von Payton in der letzten Saison das Playcalling übernommen und danach auch nie wieder abgegeben. Es sollte also an dieser Front keine Schwierigkeiten geben. Der Angriff war auch letztes Jahr auf Super-Bowl-Niveau, die Schwächen gab es auf der anderen Seite des Balles.

Saints Defense

Weil es hier so große Schwierigkeiten gab, wurde DC Gregg Williams auch entlassen. Für ihn kommt das ehemalige Wunderkind Steve Spagnuolo, der sich nach erfolgreicher Zeit als DC bei den Giants die letzten drei Jahre als HC um die moribunden St. Louis Rams gekümmert hat. Das war nicht so erfolgreich, aber jetzt kann Spags sich wieder auf das konzentrieren, was er am besten kann.

Nur gibt es ein kleines Problem. Spagnuolo macht am liebsten nur mit seinen vier Defensive Linemen Druck auf den Quarterback. Bei den Giants mit ihrer endlos tiefen Rotation hat das hervorragend geklappt; bei den Rams mit Chris Long, James Hall und Robert Quinn hat das schon nur noch mäßig gut geklappt. Die Saints haben nun überhaupt keinen erstklassigen Pass Rusher in der D-Line. Will Smith ist noch ganz gut, aber ist auch erstmal vier Spiele gesperrt. Daneben stehen noch einige angeblich hochtalentierte Pass Rusher im Kader. Junior Galette, Cam Jordan, Greg Romeus und der diesjährige 3rd-rd pick Akiem Hicks. Aber außer irgendwie talentiert sein haben die alle noch nicht viel gerissen. Es erinnert irgendwie an die Patriots in den letzten Jahren: in jeder Offseason wird ein neuer ganz heißer Pass Rusher von irgendwo aus dem Hut gezaubert und während der Training Camps sind die eigenen Fans ganz verzückt und erzählen allen Interessierten, daß Shawn Crable oder Tyrone McKenzie hundertprozentig ganz steil aus der Kurve kommen werden. Passiert dann oftmals doch nicht.

Aber zum Glück hat Spagnuolo bei Phillys Großmeister Jim Johnson gelernt und hat daher auch vielfältige Blitzes im Repertoire. Fragt sich nur, ob die Secondary dahinter hält. CB Tracy Porter hat man aus Salary-Cap-Gründen ziehen lassen müssen. Ihn ersetzen sollen Johnny Patrick oder Patrick Robinson. Auch wieder so Fälle von viel nachgesagtem Talent, aber noch nicht allzu viel gezeigter Leistung. Immerhin steht an einer Seitenlinie relativ sicher Jabari Greer.

Als Safeties sollen daneben wie gewohnt Malcolm Jenkins und Roman Harper für Sicherheit sorgen. Das ist zwar sicherlich nicht Troy-Polamalu-Niveau, aber doch eines der besseren Duos der Liga.

Durch die Axt von RGI gefällt wurde neben Payton auch der aggressive leader Jonathan Vilma. Der LB ist vorläufig für die gesamte Saison gesperrt, im Berufungsverfahren kann die Strafe eventuell noch verkürzt werden. Wie schwer der Verlust als Kapitän wiegen wird ist schwer zu sagen. Spielerisch wurde Vilmas Fehlen mit den Neuzugängen Curtis Lofton und David Hawthorne auf jeden Fall aufgefangen.

Der wichtigste Neuzugang dürfte aber DT Broderick Bunkley sein. Bunkley kam von den Broncos und gilt als einer der besten Run Stuffer der Liga. Neben ihm steht mit dem ehemaligen Top-10 pick Sedrick Ellis ein zumindest sehr solider Mann.

Saints Ausblick

Als gefühllose Stumpen sind wir ja in der Regel nur wenig empfänglich für alle Dinge, die nicht mit Xs&Os, Matchups und Gameplans zu tun haben. Aber bei diesen Saints 2012 kommt man um die „noch-enger-zusammengeschweißt-„, „men-on-a-mission-„, „wir-gegen-den-Rest“Gedanken nicht herum. Sie mögen personell nicht besser geworden sein, aber psychologisch und in Sachen Motivation könnte sie die Offseason tatsächlich auf ein neues Level gehoben haben.

Spielerisch wird alles davon abhängen, welches System Spagnuolo wie gut installieren kann und was er aus dem durchaus vorhandenen individuellen Talent noch rausholen kann. Die Defense muß auch gar nicht Steelers-Niveau erreichen – aber trotzdem mal einen Gegner bei 20 Punkten halten. Am Ende kann der Angriff um Brees immer 30 Punkte machen, aber wenn die Verteidigung dann 36 Punkte gegen die 49ers (!) zuläßt, kann man einfach keinen Super Bowl gewinnen.