Die NFL-Spielergewerkschaft NFLPA wird immer mehr zum Komödiantenstadel. Weiterlesen
NFLPA
Unansehnliche NFL: Lass uns auf die Schuldigen draufhauen
Die mäßige Qualität der NFL-Partien an den ersten Spieltagen der aktuellen Saison bleibt in den USA ein großes Thema. Weiterlesen
Mobbing in Miami
Letzte Woche wurde der Offensive Tackle der Miami Dolphins, Jonathan Martin, vom Donnerstagsspiel aus „emotionalen Gründen“ aus dem Spielerkader genommen. Der Grund war wohl eine Art mehr oder weniger subtiles Mobbing seitens der Teamkollegen. Im Lauf des Wochenendes wurde die Sache klarer: Die erfahreneren Spieler im Dolphins-Kader sollen die üblichen Rookie-Verarschungen (Stichwort: Spendieren von fetten Sterne-Menüs) auf die Spitze getrieben haben und angeblich manche Rookies an den Rand des Ruins gebracht haben [1][2].
Martin ist kein Rookie mehr (sondern zweites Jahr), soll aber im Sommer angeblich von Line-„Kollege“ Rich Incognito um 15.000 Dollar erpresst worden sein – und gezahlt haben. Incognito (ein Weißer) soll Martin (Kind aus einer Mischehe) rassistisch beleidigt haben und via SMS sogar mit dem Tod gedroht haben. Das sind heftige Dimensionen, und man fragt sich, warum ein Trainerstab bzw. ein Owner so etwas zulassen kann. Oder ist es die NFL-Denke von wegen „nur die Härtesten überleben“, die Besitz von Incognito genommen hat?
Incognito wurde auf unbestimmte Zeit suspendiert. Martin traut sich aus Angst vor Repressalien nicht, die Sache offiziell bei der NFLPA anzuzeigen. Diese nimmt nun von allein Ermittlungen auf.
Die NFL-Familie ist wieder vereint – Lockout 2011 ist Vergangenheit
Auch heute ein Disclaimer: Dieser Eintrag ist gestern leicht abgewandelt und ohne Videoverlinkung bei Football Austria erschienen. Ich nehme mir mal wieder die Frechheit, ihn auch hier zu posten.
Kleiner Feiertag für NFL-Fans quer durch die Lande: Der NFL-Lockout ist nach viermonatigem Arbeitskampf zu Ende. Die Zeichen dafür waren seit eineinhalb Monaten gegeben – heute fiel endlich der letzte notwendige Groschen.
Was war denn nun dieses Lockout-Dings?
Für die verlängerte Version: Bitte hier entlang. Executive summary an dieser Stelle:
„Lockout“ = Aussperrung. US-amerikanische Sportligen gelten bis auf die MLB als verbotene Kartelle, die nur dank der Existenz einer zertifizierten Spielergewerkschaft ihr abgekartetes Spiel betreiben dürfen. Spielergewerkschaft im NFL-Fall ist die NFLPA (NFL Players Association), die Zusammenarbeit zwischen Liga und Gewerkschaft wird durch das so genannte CBA (Collective Bargaining Agreement) – den Tarifvertrag – geregelt.
Die Besitzer der NFL-Franchises hatten sich durch den alten Tarifvertrag massiv benachteiligt gefühlt und hatten ihre Ausstiegsklausel gezogen. Basis für einen monatelangen Streit zwischen den beiden Parteien, inklusive Auslösung der Spielergewerkschaft und persönlicher Scharmützel. Lange Zeit hatte man nicht das Gefühl gehabt, es ginge um die Sache, sprich: Um das Spiel.
Bis am Ende die Angst vor enttäuschten Zuschauern und wütenden Sponsoren siegte – und unter seichtem medialen sowie juristischem Druck die Fronten beiderseits bröckelten. Zu viel Geld war auf dem Spiel gestanden.
Sieger und Verlierer
Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte gibt es am Ende meist einen Kompromiss. Beide Seiten haben ihre Teilerfolge erzielt, und der neue, 10 Jahre laufende Tarifvertrag wartet mit einigen interessanten Details auf.
Die Owner dürfen sich vom jährlichen Neun-Milliarden-Dollar-Paket, das sich aus TV-Verträgen, nationalen und lokalen Sponsoren zusammensetzt, ab sofort 52% abschneiden – de facto ein jährliches Plus von 200 Millionen Dollar. Schlüssel für die Spieler: Da sie anteilig an allen drei großen genannten Einnahmequellen beteiligt sind, dürfte ihr Paket mit Abschluss der neuen TV-Verträge 2013 in die Höhe schnellen. Denn diese TV-Verträge versprechen, alle bisherigen Dimensionen zu sprengen.
Die neue Gehaltsobergrenze („Salary Cap“) wird mit 120 Millionen Dollar für die ersten beiden Jahre recht bescheiden ausfallen, jedoch gibt es ein Übereinkommen, dass alle Mannschaften diese Gehaltsobergrenze vorerst zu 99% ausschöpfen. Auch hier: Technischer Punktsieg für die Spieler.
Heimlicher Star des neuen Tarifvertrags dürften die erhöhten Mindestgehälter sein. Zirka die Hälfte der NFL-Profis lebt vom Gehaltsminimum, das von 320.000 Dollar auf 375.000 Dollar (für Rookies) und 395.000 auf 450.000 Dollar (2. Jahr NFL) angehoben wurde. Im Gegenzug einigte man sich auf die Eindämmung der zuletzt horrenden Summen für die Top-Rookies im Draft.
Kleinere Punktsiege für die Spieler auch in Sachen „weniger Trainingslager“, „erhöhte Renten für Profis im Ruhestand“ und 16-Spiele-Saison, die nur unter Zustimmung der Spieler erweitert werden darf.
Samstag ist Gott
In dieser Woche werden noch die Formalitäten geklärt (u.a. die notwendige offizielle Wiedergründung der NFLPA und die offizielle Unterzeichnung des Tarifvertrags), erst am Samstag geht die neue Saison offiziell los. Und wenn schon, denn schon: Am selben Tag starten Trainingslager, Free Agency, Rookie-Verpflichten und Tauschhandel. Mehr Action an einem Tag geht nicht.
Ein Samstag, 30.7.2011 für die NFL-Fans wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag in einem. Zur Feier des Tages bitteschön die Melodie, die für mich wie keine zweite für die NFL steht. CBSes Intro, damit die Sehnsucht langsam zurückkehrt.
Wie ich dazu einst bei Spox schrieb:
Vorneweg: Ich kann Jim Nantz nicht leiden. Der Mann stinkt nach „George Bush“, „Republikaner“ und „George Bush“. Ich kann nichts dagegen machen, ich muss bei dieser Stimme stets an andere Dinge denken und schlucken.
Trotzdem ist jede CBS-übertragung, egal wie mies das Spiel ist und egal, was und wie viel Nantz und Phil Simms quasseln, ein Highlight. Weil sie mit diesem Thema eingeleitet wird, von diesem Thema begleitet wird, und mit diesem Thema abgeschlossen wird. Ein Thema, so gut, dass es für mich alle negativen Aspekte der CBS-übertragungen negiert. Killt.
Wie die Kamera im ungemütlichen Heinz Field von der Nordwestecke in die Arena hinein gerichtet ist, in ein Meer von gelben Taschentüchern und dahinter die Wasser von Alleheny und Monongahela, die vor dem Stadion zum Ohio River fusionieren. Wie die Kamera zur Melodie langsam hineinzieht auf das Spielfeld, wo sich im besten Fall Steelers und Ravens oder Patriots gegenseitig die Kante geben:
Das ist für mich die NFL.
Ja, auch ich hätte sie vermisst.
NFL-Lockout 2011: Die größte Hürde scheint genommen
(Aus Gründen der Seriösität habe ich den Titel nun von „ist“ auf „scheint“ geändert.)
Die NFL-Ownerkonferenz in Chicago hat sich gestern mehr oder weniger darüber geeinigt, in absehbarer Zeit (sprich: ab nächster Woche) mit der Spielergewerkschaft über das neue Collective Bargaining Agreement zu verhandeln. Offenbar gibt es kein offizielles Abstimmungsergebnis – die Entscheidung wird bloß von den grinsenden Gesichtern allerorts abgeleitet. Heute wird noch einen Tag lang diskutiert. Die Verlängerung der Konferenz wird allgemeinhin als sehr gutes Zeichen gewertet.
Der Weg für eine komplett stattfindende Saison 2011 inklusive Preseason und Hall of Fame Game dürfte damit frei sein. Als Stichtag kursiert „spätestens der 15. Juli“.
Heute werden die Owner noch über eine Reihe an Punkten diskutieren. Ein Punkt bleibt unverändert und wie seit Tagen spekuliert: Die Spieler erhalten 48%, die Owner 52%. Ausgeglichen wird der relative Umsatzverlust der Spieler durch die Zusage, dass jedes Team mindestens 90% des Salary Caps pro Saison ausschöpfen muss. Macht in absoluten Zahlen mindestens 46,5% des Umsatzes pro Saison.
Ein neues Detail: Ab 2012 will man offenbar in jeder Woche (außer vmtl. Woche 17) ein Donnerstagsspiel einführen. Das gilt vorerst als Zwischenlösung auf dem Weg zum 18-Spiele-Schedule oder den von Herrmann auf diesem Blog vorgestellten Varianten.
UPDATE 7h04: Seminole verlinkt in den Kommentaren den Beitrag von NFL Network/Total Access, in dem auch der in den letzten Tagen allgegenwärtige Albert Breer Optimismus versprüht. Ebenso dabei: Das Statement von Commissioner Roger Goodell.
Mister, Ihr Zertifikat?
Keine Frage: Es gibt an Tagen wie heute schlimmere Nachrichten. Aber heute haben DeMaurice Smith und seine NFLPA sich zur Dezertifizierung entschieden. Sofern ich meinem amerikanischen Studienfreund Glauben schenken darf, steht uns damit ein (mindestens) monatelanger Arbeitskampf „Millionäre gegen Milliardäre“ bevor.
Oder mit anderen Worten: Die NFL-Saison 2011 ist ist ernsthaft in Gefahr.
Um die AFL-CIO („Join people across America who are rising up to support workers in Wisconsin, Ohio, Indiana and other states fighting for middle-class (sic!) jobs.“) zu zitieren:
Unfortunately, the NFL and its 32 team owners, who have enjoyed the fruits of a 9 billion dollar industry in a devastating economy for working families, could not reach a fair deal with the men who risk their health and safety to play professional football. In light of this unfortunate situation, the players have decided to renounce the NFLPA’s status as their exclusive bargaining unit. Working people stand shoulder to shoulder with the players and their right to protect themselves and their families through anti-trust laws that prohibit illegal and greedy corporate behavior.
Bitte auch keep an eye on:
Die Hoffnung lebt [Update]
[Update: Siehe unten im Liveblog – Die Deadline ist erst um 24h und dann noch einmal um 7 Tage verlängert worden.]
Die NFL und die NFLPA haben sich dazu durchgerungen, den CBA-Vertrag um vorerst 24h zu verlängern, um den hochoktanzahlig laufenden Verhandlungen noch eine Chance zu geben. Ob es was bringen wird, who knows?
Auf jeden Fall: Neue Deadline – Mitternacht Freitag/Samstag Ostküstenzeit oder Samstag, 6h MEZ.
Derweil sind die Populisten auf ESPN.com in ihrem Element:
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Fan-Abstimmung über zentrale Fragen, mit unüberraschenden Ergebnissen…
Update: Deadline-Verlängerung
[16h25] Lt. New York Times arbeiten die beiden Verhandlungsparteien daran, das aktuelle CBA noch zu verlängern. Die Rede ist angeblich von 7-10 Tagen, die von der NFLPA vorgeschlagen worden ist. Spannend, ob die Owner darauf eingehen werden. Auf jeden Fall ist es ein Zeichen, dass grundsätzlich eine rasche Einigung nicht völlig utopisch ist.
[16h42] Die 24h-Verlängerung soll angeblich einzig mit dem Ziel durchgegangen sein, um heute eine weitere Fristverlängerung aushandeln zu können.
[18h10] Die ganze Szenerie hat offenbar etwas von Und täglich grüßt das Murmeltier. Andrew Brandt (National Football Post) mit einer Analyse, wie es weitergehen sollte.
Aufgeschreckt hat heute Nachmittag ein Artikel von Michael Silver, für mich einer der Top-Schreiber überm Teich. Silver prophezeihte Deal of Armageddon. Schwer zu erraten, was sich „Armageddon“ nennen würde. Silver hat sogar aufgelistet, was er von den Verhandlungen erwartet: 18-Spiele-Saison, Gehalsbündelungen für Rookies, Verhinderung von David Doty (der spielerfreundliche Richter) für zukünftige Verhandlungen. Ich sehe keinen Grund, warum Silver seine Glaubwürdigkeit mit diesem Artikel aufs Spiel hätte setzen sollen – sprich: Die Einigung wird immer wahrscheinlicher.
[19h11] Sports Guy Bill Simmons über den schleichenden Weg des Wahns. Gott sei Dank wird Sideline Reporter diesen Weg so schnell nicht einschlagen (können). Nichtsdestotrotz ein klasse Anschauungsbeispiel.
[23h41] Die Deadline ist tatsächlich um 7 Tage verlängert worden. 7 Tage, um für beide Seiten doch noch eine Übereinkunft in den zentralen Fragen hinzukriegen. Das Prozedere in der Verhandlung läuft so, dass ein Mediator (George Cohen) zwischen zwei Räumen hin und her wechselt – in einem Raum sitzen die NFL-Vertreter, im anderen die Spieler-Vertreter.
Lester Munson erklärt in dem Video, was passiert, wenn die Deadline verstreicht: Die Spieler werden vor Gericht ziehen und versuchen, Richter David Doty zu einer Einstweiligen Verfügung zu bewegen.
Habe grade noch mit einem Jus-Studenten über’m Teich geskyped. Dessen Meinung: Wenn es in diesen 7 Tagen nicht zu einer Einigung kommt, stehen uns schwere (sprich: frostige) Zeiten bevor.
NFL Lockout – Die harten Nippel der NFLPA
Da uns die Aussperrung nur noch 18 Stunden bevorsteht, ein Hinweis auf einen hoch interessanten Q&A-Artikel bezüglich der CBA-Verhandlungen und allem Drum und dran:
The NFLPA’s power play: Cease to exist
Executive summary:
[Achtung, vielleicht sollte man den gestrigen Eintrag gelesen haben!]
Auflösung der NFLPA: Die NFLPA hat zwei gute Gründe, sich sofort als zertifizierte Spielergewerkschaft aufzulösen – 1) weil sie ansonsten ein halbes Jahr warten müsste, was nichts außer Zeitverlust bedeuten würde, und 2) weil sie dann für Streitfragen am „Bundesgericht“ (federal bench mal frei übersetzt) in Minnesota bleiben können. Letzteres ist immens wichtig, da dort mit Richter David Doty ein sehr Spieler-freundlicher Mann den Hammer hält.
Keine Union ist eine Union: Durch die Dezertifizierung wird aus einem Arbeitskampf mit ziemlicher Sicherheit ein Fall für das Gericht, weil die Spieler sich zusammenschließen werden und eine Sammelklage gegen die NFL einreichen werden. Eine Sammelklage ist erst dann möglich, wenn die NFLPA keine zertifizierte Gewerkschaft mehr ist (hängt mit dem US-Arbeitsrecht zusammen, siehe auch den gestrigen Eintrag).
David Doty: Doty hat in den 90ern mit seinen Urteilssprüchen für deutliche Verbesserung der Position der Spieler gesorgt (Free Agency). Daher haben die Spieler ein Klausel einbauen lassen, die letzten Endes immer wieder dazu geführt hat, dass Unklarheiten zum Schluss immer wieder auf Dotys Tableau gelandet sind, von dem die Spieler tendenziell mehr Gegenliebe erwarten.
Dass die NFL sich darauf berufen wird, dass der Urteilsspruch von vorgestern (4 Mrd. Dollar an TV-Geldern werden nicht ausgezahlt, wenn keine Saison stattfindet – die Owner hatten das Geld fest eingeplant, um über den Lockout ohne Verluste drüber zu kommen) „Betrug“ und Doty „voreingenommen“ sei, wird auch vor anderen Gerichten wenig Erfolgsaussicht haben. Doty genießt offenbar einen US-weit exzellenten Ruf.
Vorteil Dezertifizierung: Die Spieler halten durch die Dezertifizierung zwei Waffen in der Hand – 1) die Möglichkeit einer Sammelklage und 2) die Möglichkeit, eine einstweilige Verfügung zu erhalten. Das sind ernsthafte Bedrohungen, weil die Monopolstellung der NFL erst kürzlich in einem Verfahren (NFL gegen American Needle) EINSTIMMIG bestätigt worden ist.
Zu 1) Die Sammelklage bringt den Spielern mit großer Wahrscheinlichkeit einen Sieg vor Gericht. Aber eine Sammelklage dauert Monate bis Jahre.
Zu 2) Die einstweilige Verfügung würde den Lockout aufheben – Alptraumszenario für die Owner. Es gilt aber als sehr unwahrscheinlich, dass das Gericht eine einstweilige Verfügung verhängt (passiert normalerweise nur im Notfall). ABER: Allein die Forderung nach einer einstweiligen Verfügung könnte die NFL und die Owner stark genug in Bedrängnis bringen, dass sie ein akzeptables Angebot machen muss.
Im Prinzip haben die Spieler also allen Grund, mit den ganz harten Nippeln die Dezertifizierung durchzuziehen.
Die Mittel der NFL: Der Versuch der NFL, den Fall vom Gerichtshof David Dotys weg zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt. Also bleibt erstmal nur der Weg, Dotys Urteile anzufechten. Zweitens, eine Verzögerungstaktik: Die NFL wird argumentieren, dass die NFLPA nie an Verhandlungen interessiert war, sondern von Anfang an gezielt auf die Dezertifizierung hingearbeitet hat. Dieser zweite Einspruch der NFL – eben, dass die Spieler bisher hanebüchne Pseudo-Verhandlungen geführt haben – würde bis zur Klärung Monate an Zeit verbrennen.
Die Dezertifizierung ist aber aus Spielersicht verständlich: Die NHLPA (Gewerkschaft der Eishockeyspieler) hat 2004/05 davon abgesehen. Ergebnis: Die Verhandlungen führten ins Leere und die komplette Saison fiel damals aus. Ein Fiasko für beide Seiten…
Der Richter hält den Schlüssel: Laut Autor Lester Munson ist David Doty der entscheidende Mann. Die Spieler werden eine einstweilige Verfügung gegen den Lockout fordern. Doty wird getrennt davon den Fall der TV-Ausschüttung betrachten. Wenn es Doty geschickt anstellt, hat er mit dem Druckmittel der einstweiligen Verfügung im Hintergrund lt. Manson eine große Chance, die beiden Streitparteien zusammenzubringen.
NFL Lockout und was es damit auf sich hat
Disclaimer: Im Folgenden handelt sich um ein arg rechtliches Thema. Ich bin kein Jurist und ich mag juristische Spitzfindigkeiten, zu denen auch stets höchst-korrekte Nominierung von Begriffen gehört, nicht. Ich habe mich vor eineinhalb Monaten mit einem ehemaligen Studenten in den Staaten in Verbindung gesetzt und mir dadurch ein Bild über die Verhandlungen verschafft. Ich hoffe, keine juristischen Böcke [„De-Zertifizierung“ usw.] abgeschossen zu haben.
Freitag, 4.3. um 6h00 MEZ, läuft der Tarifvertrag (CBA) zwischen NFL und Spielergewerkschaft (NFLPA) aus und die NFL würde tatsächlich den viel zitierten Lockout riskieren.
Heute hat ein Gericht in Minnesota ein vielleicht bahnbrechendes Urteil in der Revision gefällt: Die TV-Verträge zwischen NFL und den Networks sind rechtlich nicht sattelfest. Bedeutet: Die Owner werden von den 4 Milliarden Dollar (!!), die sie 2011 geglaubt hatten, auch ohne stattfindende Saison zu kassieren, keinen Dollar sehen. Für die Spieler (NFLPA) bedeutet das: Die Verhandlungsposition im Kampf um einen neuen Tarifvertrag hat sich deutlich verbessert.
Lockout? NFLPA? WTF?
Um die Fronten zwischen den Verhandelnden zu klären: Die großen amerikanischen Profi-Footballligen gelten in den USA als verbotene Kartelle. Ausgenommen davon ist seit 1922 die Major League Baseball, aber NFL, NBA, NHL usw. sind kartellrechtlich nicht in Ordnung, da sie gegenüber ihren Angestellten eine überlegene Macht besitzen.
Das US-Arbeitsrecht sieht aber vor, dass bei Vorhandensein einer Spielergewerkschaft (muss zertifiziert sein) die Liga (also im Prinzip der Arbeitgeber) das abgekartete Spiel betreiben darf – sie muss in ihren Verträgen aber auch die Belange der Spieler vertreten. Dies wird im Tarifvertrag, dem CBA (Collective Bargaining Argreement), abgestimmt.
Dieses CBA läuft am 4.3.2011 um Mitternacht US-Ostküstenzeit aus. In diesem Moment hätten wir einen Lockout (Aussperrung der Spieler) bis zum Moment, in dem ein neues CBA unterzeichnet wird. Das kann aber dauern, im schlimmsten Falle bis Herbst, was einen verspäteten Saisonstart oder gar einen Ausfall der Saison bedeuten könnte. 2004/05 ist z.B. in der NHL die komplette Hockey-Saison ausgefallen, weil sich Liga und Gewerkschaft nicht einigen konnte.
Die Spielergewerkschaft der NFL ist die NFLPA (National Football League Player Association). Präsident ist der ehemalige Top-Center Kevin Mawae, der glaubt, dass ihm seine Tätigkeit für die NFLPA eine Weiterbeschäftigung in der NFL gekostet hat. Geschäftsführer und Chef-Verhandler der NFLPA ist nach dem Tod von Gene Upshaw nun der berüchtigte schwarze Anwalt DeMaurice Smith, der sich in einer Art Titanenkampf mit der NFL sieht und der des Öfteren den Eindruck erweckte, dass ihm die zögerlichen Verhandlungen nur in den Kram passten. Dazu gleich mehr.
Worum geht es?
Vier zentrale Punkte sind im Mittelpunkt der Verhandlungen – die NFLPA ist überzeugt, dass die NFL die Verträge zu Ungunsten der Spieler modifiziert hat, während die Liga argumentiert, dass die Gehälter unverhältnismäßig im Vergleich zu den Umsätzen gestiegen seien.
- Die Verteilung von $9 Mrd. – Wie viel Prozent der Umsätze werden an die Spieler verteilt?
- Die Ausweitung der Saison – Die NFL möchte die Regular Season um zwei Spiele auf 18 ausweiten. Die NFLPA befürchtet mehr Verletzungen und will wenigstens ansprechend entschädigt werden, noch lieber die 16-Spiele-Saison beibehalten.
- Begrenzung der Rookie-Gehälter – Die Einstiegsgehälter von hoch gedrafteten Rookies sind in den letzten Jahren explodiert. Zuletzt hat Sam Bradford (#1 Pick 2010) 50 Mio. Dollar kassiert, bevor er überhaupt einen einzigen Pass geworfen hat. Und das sind nur die fixen 50 Mio., zu denen noch Gehalt und Boni kommen.
- Rentenversicherung – Viele ehemalige Profis sind schwer gesundheitsgeschädigt. Die NFL kümmert sich nur begrenzt darum. Auf diesem Terrain soll es Versicherungen für die Spieler in der arg gesundheitsbeeinträchtigenden Sportart „American Football“ geben.
Die Verhandelnden – Phlegmatiker oder eiskaltes Kalkül?
Von Seiten der NFL kommt immer wieder der Vorwurf, die NFLPA würde die Verhandlungen verschleppen und gezielt auf einen Lockout hinarbeiten. Geschäftsführer DeMaurice Smith machte wie angedeutet oft den Eindruck, die Verhandlungen auf persönlicher Ebene zu sehen und gezielt den Lockout anzusteuern. Was steckt dahinter?
Es ist erneut das Kartellrecht („Anti-Trust“): Die NFLPA kann sich nach Ablauf des CBA am Freitag auflösen [„decertification“ – die Spieler können der NFLPA die Zertifizierung als Unions, die ihre Interessen vertritt, entziehen] – eine gewollte Auflösung – und die NFL wäre auf einen Schlag kartellrechtlich belangbar. Spieler könnten eine Sammelklage starten und gegen einschränkende Maßnahmen wie Draft (entzieht dem Spieler das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl), Salary Cap (bzw. auch Gehaltsgrenzen nach unten) oder Rookiegehaltseindämmung vorgehen.
Also im Prinzip eine nachvollziehbare Taktik (um das Maximum in der CBA-Verhandlung herauszuholen) durch Mr. Smith und eine ernsthafte Drohung in Richtung NFL.
Problem an der Sache: Die NFL-Profis haben sich schon vor etwas mehr als 20 Jahren (1989) an diesem Schritt versucht und dabei lange und viele Prozesse gebraucht, um sich durchzusetzen. Erst nach einer Individualklage von Reggie White gegen die NFL kam damals Anfang der 90er Schwung in die Sache, was letztendlich zur Einführung der heute bekannten Free Agency (Freier Spielermarkt) führte. Die Free Agency ist aber immer noch nicht ganz „free“ (Stichwort: RFA – restricted free agent, Franchise Tag und andere Tags usw.).
Was sonst noch?
Die Owner glaubten bisher (und nach Richterspruch in erster Instanz), dass sie die Kohle aus den abgeschlossenen TV-Verträgen kassieren würden, selbst bei Ausfall der NFL-Saison 2011. Dem ist nach Richterspruch in zweiter Instanz nicht so (s. Link oben im zweiten Absatz) – für die Spieler also ein wichtiges Urteil, da es die Owner arg unter Druck setzt.
Links
Forbes – Blick auf das Zahlenmaterial und warum die Argumentation der NFL Bullshit-Detektoren in der Forbes-Redaktion anspringen ließ.
Win-Football – Chronologie der Auseinandersetzung in den letzten Monaten.