Bowl-Season am Freitag, 27.12.2019 – Texas A&M, USC, Oklahoma State und ein Kampf der Kulturen

Fortsetzung der Bowl-Season heute mit der ersten Ballung wirklich größerer Namen wie Texas A&M, USC Trojans oder Oklahoma State Cowboys. Wir sehen schon: Es geht langsam ans Eingemachte.

Die Preview darauf ist wie schon in den letzten Tagen als Frage/Antwort-Runde mit den beiden Experten Jan Weckwerth (@giannivanzetti / Triple Option Blog) und Christian Schimmel (@Chris5Sh / u.a. Der Draft) gestaltet. Viel Spaß. Weiterlesen

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Samstagsvorschauer – Spieltag 8

Achter Spieltag im College Football mit einer ganz großen Headliner-Partie aus der Big Ten Conference.

Ich greife aus Zeitgründen im Listing nur einige der besten bei uns sichtbaren Partien heraus:

  • 18h: Texas – #10 Oklahoma State
  • 18h: Florida State – Louisville
  • 21h30: #1 Alabama – Tennessee (CBS Stream)
  • 21h30: #8 Miami/FL – Syracuse
  • 21h30: #14 Virginia Tech – UNC
  • 21h30: #18 Michigan State – Indiana
  • 1h15: Ole Miss – #24 LSU
  • 1h30: #2 Penn State – #19 Michigan

Das Knallerspiel ist natürlich die nächtliche Auseinandersetzung aus der Big Ten Conference zwischen den noch ungeschlagenen #2 Penn State Nittany Lions und den #19 Michigan Wolverines (5-1) – ein Spiel aus dem schönsten Stadion der Welt, dem Beaver Stadium in Happy Valley.

Penn State ist exzellent in diese Saison gestartet und hat in den ersten Wochen bis auf einen knappen Comeback-Sieg in Iowa ausschließlich Kantersiege gefeiert. Dass die Gegner dabei nicht immer Granden des College Football waren – erstmal geschenkt. Ein gutes College-Team erkennt man auch daran, dass es inferiore Konkurrenz an die Wand spielt. Und das haben die Mannen von James Franklin gemacht.

Star der Offense ist RB Saquon Barkley, der mit seinen Moves und Cuts ein Augenschmaus ist und dank bereits insgesamt über 1000 Yards Rushing und Receiving sowie 8 Touchdowns zu den Heisman-Favoriten gehört. Barkley dürfte in dieser Partie auch zum Fokus der Lions-Offense werden, denn: Michigan hat die aktuell effizienteste Pass-Defense der FBS (4.1 NY/A) – eine extrem aggressive Unit, die sich nicht scheut, Druck aus allen Lagen zu bringen. DT Hurst, LB Bush und DE Winovich haben sich als spektakulärste Spieler in den ersten Wochen hervorgetan.

Bedeutung für Gegners Offense: QB Trace McSorley wird viel Druck durch Pass Rush und Blitzes sehen und es schwer haben, seine Receiver zu finden. Als schier ausgeschlossen gilt, dass McSorley heute sein charakteristisches tiefes Passspiel erfolgreich auspacken kann. Michigan hat unter DefCoord Don Brown allerdings auch die Tendenz, die Anspiellinie mit mindestens acht Mann komplett zuzubetonieren und somit dem Gegner Laufspiel schwer zu machen. Also nicht auszuschließen, dass Penn State versucht, den fangstarken Barkley stark im Screen- und Swingpassspiel einzusetzen.

Die spannende Frage in dieser Partie wird sein, wie viele Punkte Penn State überhaupt auf das Tablett legen muss, denn Michigans Kernproblem ist eine leblose Offense. Das fängt mit einer wackeligen Offense Line an, geht über sehr steife Wide Receiver weiter und endet beim nicht wirklich verlässlichen QB-Duo Speight/O’Korn, die beide nicht überzeugen können. Da auch Penn State vor allem eine starke Pass-Defense auffährt, wird bei Michigan der Weg zum Upset über das Laufspiel und Ballkontrolle in der Offense führen.

Letztes Jahr kanterte Michigan das damals noch von niemandem ernst genommene Penn State noch mit 49-10 aus dem Big House. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später, ist plötzlich Penn State Favorit mit 9 Punkten gegen das große Harbaugh-Team. Wie die Zeit vergeht… aber Penn State scheint in der ersten Saisonhälfte etwas überraschend (für mich zumindest) tatsächlich die Ingredienzien zu einem echten Topteam gezeigt zu haben. Sie müssen jetzt aber die PS gegen die Big-Ten Monster auf den Boden bringen: Heute Michigan. Nächste Woche @Ohio State.


Aber es gibt noch einige andere spannende Matchups.

Texas – Oklahoma State: Texas verlor letzte Woche die Red River Rivalry gegen Oklahoma, aber es bleibt insgesamt ein eher gutes Gefühl zurück. Man bot dem Favoriten die Stirn und hätte um ein Haar die Überraschung geschafft. Heute trifft man in Oklahoma State auf eine vielleicht aktuell noch etwas explosivere, komplettere Mannschaft als die Sooners.

Oklahoma State bringt im Passspiel sensationelle 11 NY/A an den Mann, wobei vor allem die Combo zwischen QB Mason Rudolph und WR James Washington (hat schon 882 Yards und 6 TD) zündet. Die Cowboys verloren zwar gegen TCU und deren starke Defense, treffen nun aber in Texas auf eine Defense, die immer wieder Coverage-Fehler begeht. Letzte Woche z.B. nutzte Oklahoma State solche Abwehrpatzer zu 59 Punkten gegen Baylor aus.

Zweites Problem von Texas: Die Lauf-Offense ist recht inexistent. Wenn nicht QB Sam Ehlinger seine Scrambles antritt, geht da nicht viel. So ist die Offense meistens schnell eindimensional auf ihren Freshman-QB zugeschnitten. Das kann schnell zu viel verlangt sein. Andererseits: Texas zeigt diese Saison immer wieder massives Potenzial. Wenn sie es abrufen und nicht zu viele Böcke schießen, sind sie wie gegen USC oder Oklahoma auch an großen Gegnern bereits „dran“, auch wenn sie bislang stets knapp verloren haben.


FSU – Louisville: Wer erinnert sich nicht an die epische Vorstellung von Lamar Jackson letztes Jahr gegen die Seminoles, die ihn in die Führungsposition im Heisman-Rennen katapultierte?


Miami Hurricanes vs Syracuse gewinnt nach dem Upset der Orangemen letzte Woche an Drive: Kann Syracuse nach Clemson einen weiteren ACC-Contender fällen? Schwierigkeit klassischerweise: Auswärtsspiel und „Letdown-Effekt“ nach dem großen Highlight. Miami ist hingegen mittlerweile in den Top-10 gerankt – auch dank zweier extrem knapper Siege zuletzt gegen FSU und Georgia Tech. Die Canes-Offense scheint nun auch ohne RB Mark Walton überleben zu können, aber will man unbeschadet durch die Saison kommen, kann sich Miami nicht auf verschossene Fieldgoals und Touchdownpässe in der letzten Minute verlassen.


Übrigens nicht im ESPN-Player eines der weiteren Spiele des Tages: #13 Notre Dame vs #11 USC. Beide haben eine Saisonpleite. Notre Dame, vor der Saison wenig beachtet, verlor nur knapp gegen das starke Georgia. Notre Dame soll eine der besten Rushing-Offenses überhaupt haben (RB Josh Allen macht 9.0yds/Carry hinter einer monströsen Offense Line), was sich gegen eine nicht immer stabile USC-Defense gut machen kann. Für viele ist Notre Dame deshalb sogar der Favorit in dieser „Jeweled Shillelagh“ Rivalität, die heute zum 88ten Mal ausgespielt wird.

Akademische Viertelstunde 2016, Week 2

Eine Woche 2 zum Durchschnaufen – aber das eine oder andere „typische“ College Footballspiel gab es dann doch – und natürlich einen schwer zu schlagenden Zuschauerrekord. Weiterlesen

Samstagsvorschauer, Week 12

Wichtige Partien zwischen hoch gerankten Teams heute in den Conferences Big Ten und Big 12. Und das beste: Fast alles ist bei SPORT1 US zu sehen. Weiterlesen

College Football 2015/16, Week 10 Preview | Spitzenspiel-Alarm allerorts

Disclaimer: Ab sofort werden in den Rankings die Platzierungen des Playoff-Komitee Polls verwendet. Ja, ich weiß, nach 2014 sollte man auf deren wöchentliche Polls pfeifen. Aber es ist dennoch das letztlich entscheidende Gremium.

#4 Alabama Crimson Tide – #2 LSU Tigers

Spitzenspiel-Alarm heute im College Football mit dem SEC-Gigantenduell zwischen #4 Alabama Crimson Tide und #2 Louisiana State Tigers, die heute Nacht 02h in Tuscaloosa Einzug halten. Alabama vs LSU ist das College-Football Duell, das in Physis, Speed und Intensität in heutigen Tagen der NFL am nächsten kommt, und es ist das Spiel, das die Dramaturgie der SEC und somit auch des Playoff-Feldes massiv mit beeinflussen wird. Weiterlesen

Big 12 Conference | 2015/16 Preview

Die Big 12 Conference wähnte sich letztes Jahr schwer verarscht, als sie am letzten Spieltag ihres sicher geglaubten Platzes im ersten College Football Playoff beraubt wurde. TCU und Baylor, beide nur mit einer Niederlage, wurden in der Abstimmung des Playoff-Komitees außen vor gelassen, wurden hinter Ohio State eingereiht.

Auch wenn Ohio State hinterher als erster Champion des Playoff-Systems seinen Platz sportlich rechtfertigen konnte, bleibt die Entscheidung von damals eine mit fadem Nachgeschmack. Die Big 12 reagierte mit der Idee, ihr Conference-Endspiel zu reanimieren, doch der viel gewichtigere Grund des Ausscheidens von TCU und Baylor dürfte schlicht der zu kleine Name der beiden Universitäten gewesen sein. Weiterlesen

Big 12 Conference | Vorschau 2014/15

College-Football ist in den Rednecks, in Texas, Oklahoma und in Kansas, die ganz große Nummer, und die Big 12 Conference ist die größte regionale Conference. Sie ist nicht wirklich eine „klassische Liga“. Gegründet wurde sie erst in den 1990er Jahren als Zusammenschluss der durch zahlreiche Skandale aufgelösten Southwest Conference (mit de großen texanischen Universitäten) sowie der Big 8 Conference (mit Oklahoma, Nebraska usw.). Wirklich stabil ist die Big 12 Conference seit ihrer Gründung nicht. Zu viele Reibereien gibt es zwischen den Mannschaften mit unterschiedlichen Interessensgemeinschaften, und so wanderten in den letzten fünf Jahren mehrere Leuchttürme ab: Nebraska ging in die Big Ten, Colorado in die Pac-12, Texas A&M und Missouri wechselten in die SEC.

Was bleibt, ist eine zehn Mannschaften starke, nicht immer gleich gepolt wirkende Liga. Dabei wäre das sportliche Produkt eigentlich sehenswert: Man wirft der Big 12 zwar immer wieder vor, ihre Rankings durch inzestuöse Passfeuerwerke zu schönen, aber es sind dann doch immer jedes Jahr zwei, drei Teams dabei, die zumindest in den Sphären des National-Titles mitspielen. Weiterlesen

Akademische Viertelstunde vor dem Rivalry-Weekend

Das letzte College-Wochenende vor Thanksgiving hat nicht enttäuscht und standesgemäße Ergebnisse geliefert, die uns ein Thanksgiving-Wochenende bescheren werden, das sich komplett gewaschen hat. Zu den Details mehr im Laufe der Woche. Heute ein Blick zurück auf die Spielwoche 13, aufgeteilt diesmal nach Conferences.

Southeastern Conference (SEC)

#1 Alabama schlafwandelte sich durch ein 49-0 über Chattanooga aus der FCS und verbrauchte dabei in etwa so viel Energie wie Auburn, das am nächsten Wochenende der Gegner in Tuscaloosa sein wird, nämlich gar keine.  Die Iron Bowl wird zum Play-in für das SEC-Finale, und Auburn hat sogar noch Außenseiterchancen auf das BCS-Finale. Wenn mir das einer im Sommer gesagt hätte…

Aber es ist nicht nur Auburn in der SEC, es ist auch #5 Missouri. Mizzou hält sein Schicksal in der anderen SEC-Division (East) weiterhin selbst in der Hand, putzte Ole Miss in einem Spiel mit viel Spoiler-Potenzial souverän 24-10, und kann durch die Bank zufrieden sein: QB James Franklin kehrte wieder zurück, und der Sieg kam in erster Linie durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zustande. Mizzou ist damit 6-1 in der SEC-East, South Carolina 6-2, wobei die Gamecocks das direkte Duell gewonnen haben. Mizzou braucht am Samstag immer noch einen Heimsieg gegen Texas A&M.

Dass der nicht ausgeschlossen ist, dafür steht die Leistung der Texas A&M Aggies dieses Wochenende: Ein 10-34 bei den LSU Tigers. LSU ist die einzige Mannschaft im College-Football, die Johnny Manziel zweimal wirklich entzaubern konnte; das schaffte nichtmal Alabama. Manziel mit einer gemessen an seinem Standard grottenschlechten Vorstellung, 16/41 und zwei INTs. Bärenstarke Defense-Leistung dagegen von LSU, das diese Saison bloß etwas zu wechselhaft war; LSU auf der Höhe ist eine Top-5 Mannschaft dank seiner Defense.

Ein krasses Ergebnis haben die Florida Gators anzubieten: Sie verloren zuhause gegen Georgia Southern, ein Mittelklasseteam aus der FCS (!) mit 20-26, und für den eh schon angeknockten Headcoach Muschamp muss die Art und Weise einem Kündigungsschreiben gleichkommen: Georgia Southern komplettierte nicht einen einzigen Pass mit seiner Offense, lief aber mit weit über 400yds über Florida drüber! Am Samstag kommt #2 FSU nach Gainesville; das wird dann entweder das größte Upset der Saison, oder der erste 70-Punkte-Sieg für FSU über den großen Staatsrivalen Florida.

Big 12 Conference

Ich weine um die Baylor Bears, die am Samstag von Oklahoma State komplett platt gemacht wurden und in Stillwater/OK mit 17-49 untergingen. Halb Amerika kriecht nun unter den Sitzen hervor und unterstellt Baylor „Gimmick“ und „not for real“, aber ich weiß nicht, ob das zu kurz greift: Ja, auch ich hatte am Samstag vor lauter Paranoia geschrieben, Baylor könne immer stolpern, aber das ist doch College-Football: Keine Mannschaft ist komplett genug, um per se ohne etwas Glück ungeschlagen durchzukommen. Am Samstag lief alles gegen Baylor: Verletzungsausfällen mehrerer Offense-Stars (u.a. RB Seastrunk) und daraus folglich kein Laufspiel; ein Turnover früh im Spiel an der OSU-1yds Line, ehe die Cowboys mit einem 99yds-TD Drive antworteten, und danach brachen alle Dämme: Drei Ballverluste für Baylor, fast 600yds in der Defense kassiert. Solche Dinge passieren.

Damit ist Oklahoma State in der Pole-Position in der Big 12 Conference: Die Cowboys sind 7-1 conference-intern und können in zwei Wochen mit einem Sieg im Bedlam-Derby gegen die Oklahoma Sooners (6-2) den Conference-Titel „clinchen“. Es wird allerdings wohl einen Sieg brauchen, denn Baylor ist mit 6-1 nicht weit dahinter; Baylor spielt noch gegen Texas und TCU, und wird beide Siege plus eine Pleite von Oklahoma State brauchen, um durch die Hintertür doch noch in die Fiesta Bowl einzuziehen.

Big Ten Conference

Nach den Ergebnissen von Samstag steht die Finalpaarung der Big Ten Conference fest: #3 Ohio State trifft auf #11 Michigan State; OSU fuhr über Indiana drüber, gewann nach 42-0 Führung mit 42-14. Michigan State gewann auch, hatte sogar erstmals seit langer Zeit sowas wie ein brauchbares Offense-Spiel beim 30-6 über Northwestern – jenes Northwestern, das nach seinem 4-0 Start vom September sieben Spiele en suite verloren hat und nun sogar aus der Bowl-Season gefallen ist.

Ohio State hat noch Außenseiterchancen auf die BCS, aber dazu müssten wohl entweder Alabama oder FSU beide verlieren… und das B1G-Finale gegen die Spartans ist auch kein Selbstgänger.

Atlantic Coast Conference

#2 FSU mit einem 80-14 über die Idaho Vandals ist durch und im ACC-Finale; die Noles am Samstag wie oben geschrieben mit einem trap game in Gainesville: Da kannste eigentlich nur verlieren nach dem totalen Abschuss der Gators. Der ACC-Finalgegner ist noch unklar: #24 Duke, das kleine versnobte Duke ist mit 5-2 Conference-Record (9-2 Bilanz overall) in der Front-Position, muss aber am Wochenende noch gegen den größten Rivalen UNC spielen. Ein Sieg reicht für Duke zum ACC-Finale. Verlieren die Blue Devils allerdings, droht blankes Chaos… aber wer will sich schon freiwillig den FSU Seminoles am ersten Dezemberwochenende stellen?

Pac-12 Conference

Oregon ließ sich abschießen wie sonst nur Oregon andere abschießt: 16-42 gegen die Arizona Wildcats, bei Leibe kein Weltklassegegner. Damit ist Oregon im Rennen um die Pac-12 Krone raus und ohne Chance auf die Rose Bowl. QB Mariota mit einer schwachen Vorstellung, eliminierte sich aus dem Heisman-Rennen.

Stanford und die Arizona State Sun Devils (Sieg über UCLA) bestreiten das Pac-12 Finale am Nikolaustag. Arizona State ist für Beobachter des SRS keine allzu große Überraschung: Die Sun Devils sind seit vielen Wochen in der unteren Hälfte der National-Polls gerankt, aber mit dem fünft- oder sechstbesten SRS-Wert landesweit. Diese Jungs sind brandgefährlich, aber zu unkonstant, um wirklich sauber durch die Saison zu kommen. Am Wochenende spielen sie gegen den innerstaatlichen Rivalen Arizona, und mit einem Sieg erspielen sich die Jungs von Todd Graham das Heimrecht im Pac-12 Finale, obwohl man zu Saisonbeginn das erste direkte Duell mit Stanford verloren hatte.

Die anderen Conferences

The AmericanUCF bleibt in der Pole-Position um den Conference-Sieg, der einen AQ für die BCS-Bowls garantiert. Louisville leistet sich zwar seit dem Lapsus gegen eben UCF keine größeren Blöße, aber man braucht Schützenhilfe, um noch irgendwie an UCF vorbei zu ziehen. Und mal ehrlich: Beide gehören qualitativ nicht in die BCS.

Mid-American Conference#14 Northern Illinois bleibt ungeschlagen und ist für das MAC-Finale qualifiziert. NIU ist kein richtig BCS-würdiges Team, ganz offen gesagt, aber die Huskies sind noch immer in der Pole-Position auf den BCS-Spoiler. Solange die Regelung es zulässt, ist das okay. Es ist bloß so, dass die Huskies im Vergleich zu anderen Mid-Major Giganten wie Utah, Boise, Nevada oder TCU zwei Nummern kleiner ist. Der MAC-Endspielgegner wird entweder Bowling Green oder Buffalo sein; beide sind keine unschlagbaren Gegner.

Mountain West Conference#16 Fresno State steht im Conference-Finale; der Gegner steht noch nicht fest, aber er wird dieses Wochenende zwischen Utah State (6-1 Conference) und Boise State (5-2 Conference) entschieden. Utah State hat dabei dank Heimspiel gegen Wyoming die deutlich bessere Position. Aber die Aggies wursteln sich in den letzten Wochen auch schön mit knappen Siegen durch die Saison. Boise verlor seine Spitzenreiter-Position durch eine Overtime-Pleite bei San Diego State. Kurios: Nach SRS sind sowohl Utah State als auch Boise State in einem Endspiel gegen Fresno leicht zu favorisieren.

Das BCS-Bowl Bild sieht damit in etwa so aus (Achtung, ich treffe viele Annahmen):

  • BCS-Title Game: Alabama – Florida State ist die wahrscheinlichste Paarung.
  • Orange Bowl: [at-large] – [at-large] ist am wahrscheinlichsten.
  • Sugar Bowl: Auburn/Mizzou/Alabama – [at-large]
  • Rose Bowl: Ohio State/Michigan State – Stanford/Arizona State
  • Fiesta Bowl: Oklahoma State/Baylor/Texas – [at-large]

Ein At-large Bid geht an den Sieger der The American: UCF wie geschrieben der Favorit, aber Louisville hat noch eine kleine Außenseiterchance. Ein zweiter At-large Bid könnte an einen Mid-Major gehen, wobei NIU favorisiert ist, wenn man ungeschlagen durchkommt; Fresno State könnte bei NIU-Niederlage bereit stehen, hat aber wohl den schwierigeren verbleibenden Schedule.

Weitere Kandidaten für At-large Bids: Wisconsin (2 Niederlagen, davon eine unberechtigte) aus der Big Ten Conference; sollte Ohio State das Conference-Finale verlieren, ist auch Ohio State ein Kandidat, per At-large durch die Hintertür in die BCS zu rutschen (wobei es für Ohio State sehr schnell auch bei entsprechenden Ergebnissen noch hoch ins BCS-Title Game gehen kann). Clemson (1 Niederlage) aus der ACC könnte für die Orange Bowl ein attraktiver, weil geographisch naher Kandidat sein. Oder wird es Duke? Die Blue Devils können sich ja noch per Sieg im Conference-Finale automatisch qualifizieren. Aber eins nach dem anderen: Erstmal muss Duke überhaupt dorthin kommen.

Sugar Bowl: Hier ist noch alles offen. Auburn-Mizzou-South Carolina sind alle noch potenzielle Conference-Champs und könnten Alabama stürzen. Sollte das passieren, könnte es für Auburn/Mizzou aber sogar noch hoch ins BCS-Title Game gehen.

Es ist also noch vieles drin, und genau so soll es vor den letzten beiden Spieltagen sein: Viel zu gewinnen, viel zu verlieren. Dann ist es aufregend. Abschließend wie immer die BCS-Rankings nebst SRS-Werten.

Die BCS-Rankings nach Woche 13

No.  TEAM                W-L     SRS
#1   Alabama            11-0    25.9
#2   Florida State      11-0    31.2
#3   Ohio State         11-0    22.0
#4   Auburn             10-1    17.0
#5   Missouri           10-1    20.9
#6   Clemson            10-1    18.3
#7   Oklahoma State     10-1    22.0
#8   Stanford            9-2    20.5
#9   Baylor              9-1    26.8
#10  South Carolina      9-2    16.2
#11  Michigan State     10-1    13.3
#12  Arizona State       9-2    22.7
#13  Oregon              9-1    24.7
#14  Northern Illinois  11-0     9.5
#15  Wisconsin           9-2    21.0
#16  Fresno State       10-0     7.5
#17  Louisiana State     8-3    17.6
#18  Oklahoma            9-2    11.3
#19  Central Florida     9-1     9.3
#20  Louisville         10-1    10.6
#21  Texas A&M           8-3    14.2
#22  UCLA                8-3    16.2
#23  USC                 9-2    15.1
#24  Duke                9-2     9.7
#25  Notre Dame          8-3     7.1

College Football 2013/14, Week 13 Preview

Das letzte Wochenende vor Thanksgiving ist meistens ein eher ruhiges, aber diesmal gibt es doch eine Handvoll Super-Ansetzungen. Das größte Spiel des Tages ist vermutlich um 2h nachts #10 Oklahoma State Cowboys gegen #4 Baylor Bears, das nur im ESPN-Player (hoffentlich) stattfindet.

Baylor – Oklahoma State ist vermutlich das Spiel zwischen den beiden besten Big-12 Unis dieses Jahr. Baylors Offense habe ich schon vorgeführt: Das Zauberwort ist „Spread“. Als zusätzliche Einstimmung kann man bei Matt Brown einen Artikel über das tief besetzte RB-Quartett von Baylor lesen: Baylor’s Big Ground Game. Der Superstar ist dabei Lache Seastrunk, der quasi im Alleingang dafür sorgt, dass der Gegner stets auch die Spielfeldmitte nicht vernachlässigen darf, und somit Räume für die extrem breit aufgestellten Wide Receivers entstehen.

Oklahoma State ist seinerseits kein trauriges Kind, was Offense angeht: Hier wurden Gurus wie Dana Holgorsen ausgebildet, und somit spielt die Uni seit Jahren in derselben Tradition, aus der auch Baylors Headcoach Art Briles stammt: Air Raid Offense. Das ist nicht zwingend eine reine Passgewalt, wie der Name vermuten ließ, sondern durchaus auch effektives Laufspiel. Baylor und Oklahoma State gehören zu den beiden Unis, die die Air Raid-Offense vergleichsweise lauflastig auslegen. Baylor ist heute hoher Favorit, und man darf gespannt sein, ob die Bears wieder 40, 50, 60 oder gar 70 Punkte scoren.

Auf der anderen Seite: Baylor ist auch immer mal für einen Ausrutscher gut…


Andere gute Ansetzungen heute: Um 18h spielen die in den letzten Wochen zusammengefalteten Northwestern Wildcats gegen die #13 Michigan State Spartans. Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, ob MSU bereits für das Big Ten Finale qualifiziert ist, aber IMHO müsste es eigentlich soweit sein: 6-0 Conference-Record. Die beiden Nachzügler Michigan und Nebraska sind beide 4-2, und haben jeweils ihr direktes Duell mit den Spartans bereits verloren.

Um 21h30 zeigt SPORT1 US Basketball. Die Footballansetzungen wären #22 LSU gegen #12 Texas A&M (im CBS-Paket, und somit auch nicht im ESPN-Player) sowie Arizona – #5 Oregon Ducks. Oregon kann mit einem Sieg eine hervorragende Position im Rennen um einen Pac-12 Finalplatz schaffen.

Ebenso um 21h30 spielen die Katholiken von der Notre Dame University gegen die Mormonen von der Brigham Young University. Das Spiel könnte ohne Geoblocking im NBC-Stream laufen.

Auch 21h30 die #2 FSU Seminoles gegen Idaho. Es verdichten sich die Anzeichen, dass sich in Tallahassee möglicherweise ein Skandal größeren Ausmaßes zusammenbraut: Es geht ausgerechnet um die Symbolfigur der Noles, QB Jameis Winston, der in eine Geschichte um sexuelle Belästigung verwickelt ist; soweit nix Ungewöhnliches im US College-Sport (man drehe mir aus dieser fatalistischen Formulierung bitte keinen Stich). Aber Winston ist nicht der gewöhliche Backup von Oklahoma State, sondern der Topfavorit auf die diesjährige Heisman-Trophy. Dass die Story ausgerechnet jetzt, neun Monate der Aktenlegung, wieder neu aufgerollt wird, lässt aufhorchen. Eine Timeline hat die Journalistin Patricia Lee von Grantland.com zusammengestellt: What We Know so Far. Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Ein schnelles Abflauen ist ebenso möglich wie ein mediales Gewitter. Heisman-Trophys wurden eh schon zur Genüge an unkoschere Jungs vergeben, aber auf der anderen Seite hat man es in den USA auch schon erlebt, dass von außen so viel Druck auf eine Uni hineingetragen wurde, dass der Spieler kurz vor der Suspendierung stand; gegen Idaho wird’s wurscht sein, aber es sind noch sieben Tage bis zum Sunshine Showdown gegen die Florida Gators…

Nicht im ESPN-Player: #14 UCLA gegen #17 Arizona State, das in den Staaten bei FOX läuft und somit außerhalb des ESPN-Rechtepakets. Hier geht es um die Vorentscheidung um den Pac-12 Finalplatz der Süd-Division: Arizona State, dieses Ausreißerteam mit sensationellem SRS-Wert, ist 6-1, UCLA ist 5-2. Arizona State ist mit einem Sieg fix qualifiziert und könnte sich nächste Woche eine Niederlage erlauben.

Um 1h45 im ESPN-Player: #24 Ole Miss Rebels gegen #8 Missouri Tigers. Mizzou hat ein Spiel Vorsprung in der SEC-East Division auf South Carolina, aber das direkte Duell mit den Gamecocks verloren. Nur ein Auswärtssieg von Mizzou sichert IMHO den Finalplatz der Tigers, die dann in zwei Wochen gegen Alabama oder Auburn um den Einzug in die Sugar Bowl spielen könnten. Ole Miss ist allerdings nicht zu unterschätzen.

Alle Standings kann man bei ESPN nachschlagen.

Das Footballprogramm im TV sieht also diese Woche so aus: SPORT1 US ab 18h mit NorthwesternMichigan State, ab 01h mit TennesseeVanderbilt und ab 04h30 mit Oregon StateWashington. Ich weiß nun nicht, ob SPORT1 US nicht die Rechte an gewissen Spielen besitzt oder einfach nicht freie Auswahl bei College-Spielen hat, aber angesichts des 2h-Krachers mit Baylor-Oklahoma St finde ist „erstaunlich“ die Vokabel, die man benutzen muss, um die Programmplanung zu beschreiben. Da hätte man ruhig eine Stunde Bullriding von eins bis zwei bringen können, dann das Spitzenspiel des Tages, dann joined in progress die Pac-12 Partie Beavers-Huskies (die ja sooo prickelnd nun auch nicht ist…). Aber man muss nicht alles verstehen, und ehrlich: Man wundert sich schon gar nicht mehr.

Der ESPN-Player hat heute potenziell folgendes Programm zu bieten:

  • 18h: #7 Clemson-Citadel, Northwestern-#13 Michigan State, #21 Louisville-Memphis, UNC-Old Dominion, Wake Forest-Duke, Houston-Cincinnati, Miami/FL-Virginia
  • 18h21: Arkansas-Mississippi State
  • 12h30: NC State-East Carolina, Syracuse-Pitt
  • 19h: #11 South Carolina-Coastal Carolina, Central Michigan-UMass, Eastern Michigan-Bowling Green
  • 19h30: Georgia Tech-Alabama A&M
  • 20h: #1 Alabama-Chattanooga, Florida-Georgia Southern
  • 21h: Arkansas State-Georgia State
  • 21h30: #2 FSU-Idaho, #3 Ohio State-Indiana, Arizona-#5 Oregon, #25 Minnesota-#19 Wisconsin, Maryland-Boston College
  • 22h: #15 Fresno State-New Mexico
  • 1h: South Alabama-ULM, South Florida-SMU, Georgia-Kentucky, Temple-UConn, Texas State-Western Kentucky, Tennessee-Vanderbilt
  • 1h45: #24 Ole Miss-#8 Mizzou
  • 2h: #10 Oklahoma State-#4 Baylor
  • 4h30: Oregon State-Washington

The Countdown, T-minus 20: Oklahoma State Cowboys

The Countdown

#20 Oklahoma State Cowboys.
Big 12 Conference.
2012: 8-5.

Wenn ich über die Oklahoma State Cowboys schreibe, komme ich an Head Coach Mike Gundy nicht vorbei. Okay, im College-Football kommst du fast nie am Head Coach vorbei, aber Mike Gundy hat sich mittlerweile einen selbst für seine Gilde außerordentlichen Status erarbeitet: Er ist schon nach einem halben Jahrzehnt der erfolgreichste Coach der Universitätsgeschichte, und er schaffte dies trotz ständigem Kommen und Gehen in seinem Trainerstab und immer noch großen Nachteilen im Recruiting.

Gundys Mannschaften stehen für rücksichtslose Spread-Offense und Luftweg, Luftweg, Luftweg. Studenten kommen und gehen, Assistenztrainer kommen und gehen, aber die Ästhetik der Offense bleibt dieselbe. Letztes Jahr musste Gundy den kompletten Kern seiner Offense ersetzten (QB Brandon Weeden, WR Justin Blackmon), musste im Laufe der Saison nach vielen Verletzungen runter zu seinem dritten (!) Quarterback im Roster, es spielten Freshmen ohne Ende, aber nichtsdestotrotz gehörte der Angriff zu den fünf besten im Lande.

Gundy ist kein Kind von Traurigkeit, legt sich schonmal mit der Journallie an, und hat auch keine Scheu, den Unsympathen zu geben. In Stillwater (Heimat der Uni) ist er unantastbar, auch wenn er im Winter mal offen mit anderen potenziellen Arbeitgebern flirtet. Gundy feuert schonmal einen DefCoord trotz guter Zahlen, weil der ganz einfach zu alt wird. Gundy hat auch keine Scheu, unbekannte Coaches aus der Div-II anzustellen. Und das alles in einer einzigen Offseason – der diesjährigen.

Oklahoma State fuhr letztes Jahr „nur“ acht Saisonsiege ein (8-5 Bilanz), aber zumindest drei Niederlagen waren verhinderbar (plus eine 1-3 Bilanz in engen Spielen). Das Gerüst für die kommende Saison steht. Der Schedule ist bis in den November hinein machbar (TCU z.B. kriegt man zuhause), ehe die großen Brocken in den letzten drei Wochen warten. Weil man aber dank Spielplan lange Zeit heil durchkommen sollte, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Cowboys viele Wochen im BCS- und Conference-Rennen diskutiert werden. Viel mehr als 2-3 Niederlagen erwarte ich eigentlich nicht. Insofern ist das Countdown-Ranking von #20 für meinen Geschmack eher konservativ gewählt.

Neujahrsbowls 2013 Preview

An alle, die den Rutsch unbeschadet überstanden haben: Guten Morgen im neuen Jahr. College Football ist gnadenlos und gesteht uns keine Pause zu; im Gegenteil: Heute folgen die Bowls an dem Tag (Neujahr), an dem vor Urzeiten die Idee geboren wurden, überhaupt Bowls zu veranstalten. Die wichtigste ist heute die Rose Bowl zu Pasadena, die in einem gesonderten Eintrag behandelt wird, wie auch die Orange Bowl. Sie merken: Die BCS (Bowl Championship Series) startet. Zuerst aber das „Aufwärmprogramm“. Weiterlesen

Big 12 Conference 2012 Preview – Oklahoma gegen Texas gegen den Rest der Rednecks und darüber hinaus

Die Big 12 Conference war seit der Fusion der Giganten der Midlands, Big 8 und SWC, in den 90ern die große Redneck-Conference in den Vereinigten Staaten gewesen. Das Erdbeben (Stichwort: Conference-Realignment) sorgte zuletzt dafür, dass sich verdiente Universitäten wie Nebraska, Colorado, Mizzou oder Texas A&M verabschiedeten, und dass heuer zwei neue Mitglieder zu begrüßen sind: West Virginia aus der Big East und TCU aus der kleinen MWC – richtig gezählt: Die Big 12 Conference zählt aktuell bloß zehn Mannschaften.

Sportlich hat die Big 12 spektakuläre Passfeuerwerke zu bieten, und zumindest in der abgelaufenen Saison war man qualitativ in der Spitze die vermutlich bestbesetzte Conference, besser als die SEC mit ihren beiden BCS-Finalisten.

Die Preseason-Rankings spiegeln das wider. Sicherlich sind die Ranking-Positionen der Big 12 Conference durch die vielen inzestuösen Passfeuerwerke den Mississippi entlang etwas inflationär, aber zumindest die ersten vier kann man schon mal vertreten.

Mannschaft         Coaches  AP
Oklahoma           #4       #4
West Virginia      #11      #11
Texas              #15      #15
TCU                #17      #20
Oklahoma State     #19      #19
Kansas State       #21      #22

Sechs von zehn Teams in den Top-22, das ist ein massiver, massiver Wert. Meine Excel-Sheets rankten aber in der abgelaufenen Saison sogar sieben Big12-Unis in den Top-19 (Mizzou und Texas A&M reingerechnet, TCU und West Virginia waren außerhalb der Top-20).

Oklahoma Sooners

Die University of Oklahoma ist die unbestrittene Dominatorin der Conference, und trotzdem ist latente Unzufriedenheit zu spüren: Das liegt daran, dass die Mannschaft von Head Coach Bob Stoops zwar immer ganz oben mitspielt, aber es seit über einem Jahrzehnt nicht mehr zum BCS-Titel gereicht hat, weil immer ein oder zwei Spiele scheinbar grundlos verschenkt werden.

Letztes Jahr war es mal wieder die Defense, die in drei Spielen völlig kollabierte; DefCoord Brent Venables wurde danach gegangen, und durch den Bruder von Bob Stoops, Mike Stoops, ersetzt – Mike war bei Arizona nach ein paar wechselhaften Jahren als Head Coach entlassen worden. Warum? Weil die Defense zusammengebrochen war. Nicht irgendwie, sondern in die Top-10 von 120 Mannschaften von hinten.

In der Offense plagen die Sooners etliche Wechsel auf der WR-Position, bis tief in den August herein ändert sich das Bild im Kader fast wöchentlich. Keine leichte Aufgabe für QB Landry Jones, der trotz fabulöser Stats nicht das herausragende Standing seines Vorgängers Bradford (jetzt St Louis Rams) genießt – Jones‘ Spielanlage ist dafür einfach zu blass. Der Mann kann aber auch machen, was er will, er wird immer an Bradfords rekordverdächtigen Zahlen zu knabbern haben.

Gepaart mit dem unspektakulären RB Dominique Whaley können die Sooners aber mit einer runden, auf hohem Niveau ausgeglichen besetzten Truppe aufwarten, die wieder in den Top-10, vielleicht noch weiter vorne, mitmischen wird.

Texas Longhorns

Eine Diskussion der Big 12 kann am großen Erzrivalen Oklahomas, den Texas Longhorns, niemals vorbeigehen. Nicht nur, weil die University of Texas 2010 und 2011 mit ihren Egozicken fast den Kollaps der kompletten Conference heraufbeschwört hätte, nein: Texas ist die Uni im College Football schlechthin, und das liegt nicht nur am dutzende Millionen schweren Longhorns Network.

Denn kein Trainerstab hat es beim Recruiting einfacher als jener von Head Coach Mack Brown: Jeder Nachwuchssportler möchte im Highschool-Talentschuppen Texas für die Longhorns spielen. Sportlich kommt oft zu wenig raus. Die Offense wird vom jungen RB Malcolm Brown getragen werden, und bei den Quarterback wird man wohl auf den jungen David Ash setzen, der letztes Jahr einen Tick besser aussah als Case McCoy (Colts Bruder) – sich ist aber nix, und spätestens nach dem zweiten schlechten Spiel werden die 100.000 in Austin schon wieder nach einem neuen Quarterback rufen.

In der Defense ist der DefCoord der Star: Manny Diaz, ein Pragmatiker vor dem Herrn, der eine ungemein aggressive Spielweise predigt und dessen Unit schon 2011/12 mächtige Fortschritte machte.

TCU Horned Frogs

Der erste von zwei Neulingen – und was für einer. TCU war jahrelang neben Boise State der Mid-Major im College Football schlechthin, bekommt nun die Chance, in einer der großen Conferences zu spielen. Das „Übergangsjahr“ 201/12 wurde mit 10-2 trotz zweier Pleiten zu Beginn halbwegs schadlos überstanden, und man konnte im November sogar knapp die Boise State Broncos schlagen. Dass man am Ende nicht in eine BCS-Bowl eingeladen wurde, grenzte schon wieder an Schiebung.

TCU wird eine 1A-Offense rund um einen Grasliebhaber, QB Casey Pachall, aufbieten können. Pachall ist möglicherweise der beste, gefährlichste Quarterback in der kompletten Conference – und er besitzt eine Menge Waffen um sich herum. Die größte Waffe ist allerdings weg: OffCoord Justin Fuente, ein furchtloser, mutiger PlayCaller, ist in Memphis Head Coach geworden. Was bleibt, ist eine starke Offensive Line und ein grundsolides Laufspiel, das Pachall größtenteils entlasten wird.

Der seit Jahren rastlos am Experiment „BCS-Buster“ werkelnde Head Coach Gary Patterson wird in dieser Saison seine Mannschaft fast nicht wiedererkennen: Seit ein paar Generationen hatte Patterson stets grandiose Defenses gebaut. Just dort, in der Secondary, sind diesmal aber ernsthafte Fragezeichen ob der Tiefe (auch wegen so was wie interner „Dopingsperren“) – nicht gut in einer passlastigen Conference wie der Big 12.

Aber: Die Defense ist jung (nur ein Starter ist Senior). Pachall ist jung. Wenn nicht jetzt, wann dann gilt hier nicht. Gibt noch immer 2013. Aber auch auf das Risiko hin, mich lächerlich zu machen: Ich traue TCU ohne weiteres den Gewinn der Big 12 und eine Platzierung unter den fünf, sechs besten Teams der FBS zu.

West Virginia Mountaineers

Geographisch ist Neuling WVU in der Big 12 Conference ein Ausreißer, aber kulturell passen die Ears wie die Faust aufs Auge in die Big 12: „Air-Raid“-Passfeuerwerke und der markante Head Coach Dana Holgorsen hat sein Handwerk bis vor kurzem hauptsächlich in der Big 12 erlernt. QB Geno Smith macht seine Sache – quicke, kurze Pässe und die Running Backs und Wide Receivers arbeiten lassen – exzellent genug, um famose Yards-Statistiken und kaum Turnovers zu produzieren, aber die Defense ist nach erneuter Systemumstellung ein Fragezeichen.

Bei den Mountaineers sind meistens die Heimspiele vor ausverkauftem Stadion in Morgantown ein echtes Highlight, weil mit viel Pathos und knisternder Atmosphäre aufgeladen. Diese Saison riecht allerdings nach einer leichten Enttäuschung für WVU, die nach einem Orange-Bowl-Kantersieg und nach Jahren in der schwachen Big East Conference nun vermutlich mehr erwarten als die acht oder neun Siege, die sie heuer einfahren werden.

Die Mittelklasse

Nach einer famosen 2011er Saison erwartet man auch Großes von den kleinen Kansas State Wildcats (USA Today #21) von Trainerlegende Bill Snyder – vermutlich auch hier Größeres, als die Mannschaft zu leisten imstande ist. Snyder ist so ein Mann, der am liebsten im Angriff nur laufen lassen würde – und er hat den richtigen QB dazu: Collin Klein ist wurftechnisch eher der Grobmotoriker, berechenbar wie der Sonnenuntergang, aber er scrambelt fantastisch und macht bei den gefühlt eintausend 3rd und 3 Situationen neunhundertfünfundneunzig Mal das 1st down. Problem: Das 10-3 aus dem letzten Jahr liest sich fantastisch, aber man gewann acht Spiele nur haarscharf in richtigen Krimis (8-1 in engen Spielen). Auf solches Glück kann man kein zweites Mal bauen, auch wenn die Wildcats durchaus auch in der Lage waren, mit einem Kaliber wie Oklahoma State mitzuhalten.

Diese Oklahoma State Cowboys sind heuer in den Rankings erstmal an #19 gereiht, aber nach dem Abgang des kompletten Offensivkerns um QB Weeden und WR Blackmon dürfte das heuer für Mike Gandys Jungs eine zähe Geschichte werden. Quarterback wird mit Wes Lunt wohl ein Freshman sein, und in der Defense wird sich das außerordentliche Turnover-Glück aus der letzten Saison kaum wiederholen lassen.

Die Baylor Bears müssen den Abgang von Heisman-Trophy-Sieger Robert Griffin III verkraften und werden mit Sicherheit keine zehn Siege mehr einfahren. Ganz abschreiben sollte man die Bears aber nicht: Die Uni ist viel besser aufgestellt als noch vor 5-10 Jahren, und HC Art Briles hat schon an anderen Orten gezeigt, dass er durchaus aus limitiertem spielerischen Talent mehr rauszuholen vermag als ein durchschnittlicher Coach.

Bodensatz-Gefahr

Die Texas Tech Red Raiders versauten im letzten Herbst Sooners die Saison, dürften aber diesmal wieder nur in der unteren Hälfte mitspielen. Unter dem unglücklichen HC Tommy Tuberville kann man sich einfach für kein Defensivsystem entscheiden, aber im Angriff ist man markant: Zillionen an aneinander gereihten Kurzpässen, nix Explosives, aber immer 4-5yds Raumgewinn.

Die Iowa State Cyclones versauten dagegen den Oklahoma State Cowboys die Chance auf den BCS-Titel. HC Paul Rhoads genießt als Lokalhero einen großartigen Ruf, ein ansteckend positiver, energiegeladener Mann, und in Furzweite zum Stadion aufgewachsen. Rhoads baut auf eine laufintensive Offense mit viel smash’n’dash und zwischendurch dem einen oder anderen tiefen Ball vom Gunslinger-QB Steel Jantz.

Schließlich die Kansas Jayhawks mit ihrem neuen, prominenten Head Coach Charlie Weis (ex-Pats, Chiefs, Notre Dame). Weis macht mit markanten Sprüchen auf sich aufmerksam, aber solange die horrende Defense (43.8pts/Spiel) nicht verbessert wird, kann das ganz schnell nach hinten losgehen, vor allem, wenn Weis seine Dampfplauderei nicht mit entsprechender Siegbilanz untermauern kann. Bei den Quarterbacks scheint sich ein mögliches Problem von allein gelöst zu haben: Weil der von BYU transferierte Jake Heaps ein Jahr aussetzen wird, sollte Dayne Crist den Starter geben und nach turbulenter Zeit in Notre Dame (u.a. auch unter jenem Charlie Weis) noch ein letztes Halali im College Football blasen können.

Fiesta Bowl 2012: #3 Oklahoma State Cowboys – #4 Stanford Cardinal

Erst Alabama, dann Boise State, dann Oregon, und jetzt Stanford: Die verschossenen Field Goals sind eines der Themen dieser Saison im College Football. Auch die absolut sehenswerte Fiesta Bowl 2012 wurde am Ende durch die Kicker entschieden.

Nicht unwesentlich zur Spannung trugen die beiden Defenses bei, die die Offenses eine zeitlang neutralisieren konnten: Stanford killte das Cowboys-Laufspiel und zwang QB Brandon Weeden zu vielen quicken Pässen, während Oklahoma State aggressive Abwehr spielte, aber anfällig gegen Play-Action und Big Plays war. Was man beiden Defenses nachsagen konnte: Sie verpassten nur sehr wenige Tackles gegen diesen Schwall an kräftigen und/oder wendigen Angriffsspieler auf beiden Seiten.

Ein Mann, der allerdings resistent gegen Tackling war: WR Justin Blackmon, der Mann des Tages in Glendale. Blackmon war überall zu finden, draußen in Seitenlinien-Nähe, drinnen im Slot, in der mittleren Zone, und Blackmon brachte Okie State nach dem holprigen Start überhaupt erst ins Rollen, war ab zweitem Viertel daueranspielbar und machte einen auf inspirativ im Huddle. Finale Stats des Mannes mit der #81: 8 Catches, 186yds, 3 Touchdowns. Und dieses verwertete 4th down gegen Spielende, wo jeder wusste, wer nun angespielt werden würde, und keiner was dagegen machen konnte. Weeden weiß, wo er sich bedanken muss. Ich bin nun auf zwei Dinge gespannt:

  • Wie wird Oklahoma States Spread-Offense ohne Blackmon aussehen? Der Mann war über Jahre eine echte Präsenz als #1-Mann außerhalb der „Hash Marks“, eine zusätzliche Dimension für diese Kurzpass-Offense Gundys, die primär in der Spielfeldmitte operierte.
  • Wie wird sich Blackmon in der NFL schlagen? Der Mann ist schnell, aber kein Weltklassesprinter. Der Mann ist fangstark, aber nicht allzu groß gewachsen (1,85m). Und hoch einberufene Wide Receiver aus der Big 12 haben zuletzt zu oft eher enttäuscht, wenn sie die engen NFL-Deckungen spürten.

Auf der anderen Seite enttäuschte auch QB Andrew Luck nicht. Ich mag diese Coolness in der Pocket selbst bei durchbrechenden Blitzes: Der Mann ist so was wie der Dida des College Football: Man werfe ihm entgegen, was man wolle, aber Luck wirkt stets gleichbleibend unbeeindruckt. Der Freshman versemmelt den zweiten Kick in der letzten Spielsekunde zum Sieg? Der Freshman verschießt das dritte Field Goal in der Overtime? Wurscht, Luck verzieht keine Miene und baut sofort den nächstnahen Mitspieler mit einem Schulterklopfer auf.

Das alles gesagt, war es der Typus Footballspiel, auf den ich stehe: Gute Stadionatmosphäre, intensives Spiel mit nur wenigen gröberen Fehlern auf beiden Seiten in Offense und Defense und ein knisternd spannender Kampf zweier fast gleichwertiger Mannschaften bis zur letzten Sekunde – und entschieden durch die Special Teams in den letzten Augenblicken. Ein Spiel, in dem man keinem die Niederlage vergönnt, auch wenn man Stanfords Trainerstab vielleicht vorwerfen könnte, den kleinen Tick zu mutlos in den letzten Minuten gewesen zu sein.

Stanford und Oklahoma State sind für meinen Geschmack beide einen Tick unter den beiden BCS-Finalisten LSU und Alabama einzuordnen, bilden aber gemeinsam mit Oregon und Boise State die #3 bis #6 – in fast beliebiger Reihenfolge – dieses CollegeFootball-Herbstes.


[12h34] Kleine Info voraus: Ich werde heute Nacht vielleicht hier drin noch das Live-Blogging machen. Später kommt auch die Vorschau für die Rose Bowl, wo ich es ident handhaben werde. Fiesta Bowl 2012 wird um 02h30 MEZ in Glendale/AZ angepfiffen und live bei ESPN America übertragen.

Für viele ist #3 Oklahoma State vs. #4 Stanford die Ansetzung der diesjährigen Bowl Season schlechthin: Zwei gut geölte, wunderbar ausbalancierte Angriffsmaschinen mit knackigen, nicht zu unterschätzenden Defenses, dazu zwei Spieler, die im kommenden NFL-Draft den Auguren zu folgen in den Top-3 vom Tablett gehen könnten. Trotzdem sind beide auch sowas wie „enttäuschte Hoffnungen“.

Oklahoma State genießt bei mir den Ruf der „Gunners“: Klasse Coach, klasse Mannschaft, aber nicht die Eier, ohne Ausrutscher durchzukommen. Heuer passierte es Mitte November gegen den Underdog Iowa State. Der unterschätzte Chefcoach Mike Gundy („Come after me. I’m a man. I’m FORTY!“) hat sich eine interessante Punktemaschine gebastelt: Der 28jährige QB Brandon Weeden (4328yds, 34 TD, 12 INT), der aussieht wie ein schottischer Säufer, den Ball auf haufenweise Wide Receivers verteilt und zwischendurch an den überraschend starken RB Joseph Randle (1193yds, 23 TD) übergibt.

Schlüsselfigur ist trotzdem der 1,85m-Mann WR Justin Blackmon (113 Catches, 1336yds, 15 TD), dessen Präsenz an den Seitenlinien für diese Kurzpassform der„Spread-Offense“ essenziell ist und der Räume für den #2-Mann Josh Cooper öffnet. Insgesamt 15 Spieler mit Catches, neun davon mit TD-Catches. Knackpunkt für Stanfords physische, aber namenlose Defense: Mit der Front Seven genügend Terror veranstalten, um das Laufspiel abzuwürgen. Immer wenn Weeden sich einen Wolf werfen muss, droht INT-Gefahr.

Auf der anderen Seite die Cardinal-Offense: QB Andrew Luck (3170yds, 35 TD, 9 INT) kriegt die Presse und die Lorbeeren, aber es wird zu wenig über die Spieler gesprochen, die Stanford „groß“ machen: Die Offensive Line um den OT Jonathan Martin, die Tight Ends um die TD-Maschine Coby Fleener (10 TD) und die an drei Händen nicht abzählbaren Running Backs. Kräftiger „Power Football“ ist Stanfords Basis, Luck das Sahnehäubchen.

Ein Faktor sind die Turnovers: Die Cowboy-Defense ist mit 42 Stück Balljäger Nummer 1 im College Football, während Stanfords Offense nur 15x den Ball abgeben musste, Luck nur 9 INTs warf. Oklahoma State verfügt über eine gute Defense, die dank Turnovers als „sehr gut“ klassifiziert werden kann.

Beide sollten motiviert sein: Oklahoma State um zu zeigen, dass sie in das Finale gehört hätten. Stanford, um zum Ende der Ära Luck noch einmal Eindruck zu schinden. Alles in allem riecht es jedoch nach einem sehr ausgeglichenen Matchup mit optischen Vorteilen für Oklahoma State.

Wiederholung bei ESPN America: Morgen, 3.1. um 18h30.