Philip Rivers – Der Kugelstoßer tritt ab

Gestern hat Philip Rivers mit 39 Jahren nach 17 Jahren NFL seinen Rücktritt erklärt. Mit ihm geht ein gewichtiger Teil ästhetischen Footballgenusses der letzten Jahre. Mit ihm geht auch einer der letzten Vertreter einer zu Ende gehenden Ära.

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All-32: Indianapolis Colts 2020 Preview

Die Colts haben das erste Jahr „nach Andrew Luck“ mit 7-9 Bilanz recht passabel über die Runden gebracht. Wo es hakte, war dennoch klar: Quarterback. Jetzt hat man Oldie Philip Rivers von den Chargers geholt. Weiterlesen

Das Quarterback-Karussell 2020 dreht sich!

Die Quarterbacks haben Tag 2 der Tampering-Periode vor Beginn der Free-Agency 2020 bestimmt. Ein Blick auf das Karussell, das sich gestern ordentlich gedreht hat. Unter anderem scheinen wir jetzt zu wissen, wo Tom Brady künftig spielen wird. Weiterlesen

Date am Donnerstag – Woche 15

Frostigen Morgen.

Genau das richtige Wetter für die Schlussphase der NFL-Saison, denn heute Nacht treffen in einem der wichtigsten Partien der Regular Season die Kansas City Chiefs (11-2) und die Los Angeles Chargers (10-3) im Arrowhead Stadium aufeinander. Auf dem Spiel steht der Top-Seed das AFC. Weiterlesen

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Date am Donnerstag, #6: San Diego Chargers – Denver Broncos

Donnerstagnachtspiel heute ab 2h30 (DAZN und Gamepass): San Diego Chargers – Denver Broncos. Zweimal AFC West. 1-4 gegen 4-1. Denver vier Tage nach der ersten Niederlage bei einem schwer auszurechnenden Gegner an der Westküste der USA. Weiterlesen

San Diego Chargers in der Sezierstunde

Die San Diego Chargers sind derzeit auf und abseits des Spielfeldes eine große Baustelle. Auf dem Spielfeld, weil der seit Jahren ausgedünnte Kader zuletzt nur noch eine 4-12 Bilanz hergab. Neben dem Platz bekanntlich, weil man in der bizarr verlaufenen Abstimmung „NFL nach Los Angeles“ komplett platt gemacht wurde, sodass sich Owner Dean Spanos teilweise komplett verarscht vorgekommen sein muss. Weiterlesen

Power Ranking Beitragsbild

NFL Power Ranking 2015, Week 6 | Ein Sonntagabend für Feinschmecker

Spätschicht am Sonntag bot mit den unterhaltsamsten NFL-Football in der kompletten laufenden Saison. Ein Protokoll. Weiterlesen

San Diego Chargers in der Sezierstunde

Die San Diego Chargers schreiben derzeit die meisten Schlagzeilen mit dem wankelmütigen Kurs der Owner-Familie Spanos, die derzeit alle Möglichkeiten prüft, die Stadt gen Los Angeles zu verlassen. Chef Alex Spanos, der über viele Jahre als außergewöhnlich loyal zum südkalifornischen San Diego galt, soll schön langsam die Geduld verlieren, weil sich die Stadt in harten Stadionverhandlungen keinen Cent öffentlicher Beiträge aus den Rippen leiern lässt.

Qualcomm Stadium

Qualcomm Stadium

San Diego spielt seit fast 40 Jahren im Qualcomm Stadium, einer Arena, die in Zeiten von Hightech-Arenen mit verschließbaren Dächern oder Full-HD Ausstattung als hoffnungslos überholt gilt. Sogar die Liga hat sich bereits eingeschaltet und das sonnige San Diego trotz idealem Klima von der Liste potenzieller Superbowl-Austragungsorte gestrichen, sollte es zu keinem Stadionneubau kommen.

Immerhin ließ sich die Stadtverwaltung in den letzten Wochen zur Abhaltung eines Bürgerentscheids hinreißen – solche Referenden sind nicht nur hierzulande eine ständige Wundertüte. Weil die NFL derzeit mit neuen Umzugsfristen testet, ist es ungewisser denn je, dass die Chargers auch 2016 noch in San Diego auflaufen werden. Los Angeles, schon in den Gründerjahren Heimat dieser Franchise, lockt mit frischen Millionen und Finanzspritzen. Weiterlesen

San Diego Chargers in der Sezierstunde

Es muss nicht mehr wiederholt werden, dass die San Diego Chargers sowohl aus ästhetischer als auch als ergebnisorientierter Sicht eine der positiven Erscheinungen des Jahres waren. 9-7 Bilanz mit haarscharfer Playoffqualifikation plus als Sahnehäubchen sogar noch ein überrascher Auswärtssieg in der ersten Runde, ehe beim turmhohen Favoriten Denver die Viertelfinalpartie zu übel verschlafen wurde, dass ich das Head Coach Mike McCoy noch immer zum Vorwurf mache.

Überblick 2013

Record         9-7    DP
Enge Spiele    4-6
Pythagorean    9.3    12
Power Ranking  0.575   9
Pass-Offense   7.5     2
Pass-Defense   7.0    29
Turnovers      -4

Management

Salary Cap 2014.

Ansonsten war McCoys Einstandsjahr wirklich stark. Für die katastrophale Defense konnte er nichts, da gab die Kombination aus Spielermaterial und Verletzungspech einfach nicht mehr her; San Diego verbesserte sich aber im Laufe der Saison in der Abwehr zumindest zwischenzeitlich auf akzeptables Niveau. In McCoys Hauptdisziplin, der Offense, waren die Chargers sensationell gut. So ist McCoy als eine der guten Geschichten des abgelaufenen Jahres in der NFL zu werten. Trotzdem gibt es viele Baustellen in San Diego, beginnend mit einer dürftigen Salary-Cap Situation und endend in einem Kader, der sich im Umbruch befindet.

Die Defense war ausgangs der Saison besagt personell schlecht besetzt; die Offense war zwar 2013/14 mit einem Mal wieder eine der besten der Liga, aber sie ist alt und bräuchte Injektion mit nachwachsendem Talent.

San Diego braucht aber in erster Linie Blutauffrischung in der Defense, händeringend und ohne Umschweife. Es gibt nur sehr wenig gutes Spielermaterial aus den eigenen Reihen. Ein paar Eckpunkte scheint man aber ausfindig gemacht zu haben:

  • DL Corey Liuget, vor wenigen Jahren in der ersten Runde gedraftet und noch nicht der ganz große Burner, aber ein Mann, der schon großes Passrush-Potenzial angedeutet haben soll.
  • DL Kendell Reyes, erst vor kurzem ein heiß gehandeltes Prospect im Draft.
  • LB Donald Butler, ein 25jähriger Mann, der zuletzt stark kritisiert wurde, dem die Chargers aber eine mehrjährige Vertragsverlängerung gaben.
  • OLB Melvin Ingram, der Passrusher, der zuletzt mit Achillessehnenriss lange ausfiel, aber Ende 2013 wieder ins Geschehen einsteigen konnte.
  • LB Manti Te’o, bekannt geworden durch den Schwindel um seine inexistente Freundin, ein Mann, den man als durchaus brauchbar in seiner Arbeit als Lauf-Verteidiger ansieht, der aber für mehr zu träge sein soll.
  • FS Eric Weddle, der Ankermann der Secondary und mit mittlerweile 29 Lenzen der bei weitem älteste aus diesem Sextett.

Datt wär’s. Sechs Spieler mit Stamm-Potenzial, und alle in gutem Alter. Das liest sich als Kern nicht ganz übel, aber dahinter ist halt rapide abfallende Qualität bzw. altersbedingte Fragezeichen (siehe Dwight Freeney).

Klar ist, dass in einem einzigen NFL-Draft nicht Qualität und Tiefe in einem besorgt werden können. Unter diesem Gesichtspunkt und in Anbetracht der schlechten Cap-Situation gefallen die Free-Agent Investitionen der Chargers außerordentlich gut.

Leute wie LB Kavell Conner (kommt aus Indianapolis) oder CB Brandon McGee (kommt aus Cincinnati) sind keine Einkäufe mit mittelfristigem Potenzial, aber sie stellen dort sofortiges Upgrade für die 2014er-Chargers dar. Mit solchen Spielern wird eine der schlechtesten Defenses der Liga nicht per sofort nach oben gelangen, aber sie gewinnt etwas Tiefe, damit nach dem zweiten ausgefallenen Cornerback nicht mehr ausschließlich ungedraftete Rookies ran müssen. Mehr geht mit limitiertem Budget erstmal nicht.

Dagegen entledigte man sich einer Reihe an eben solchen 40-53er Spieler im Kader, die sowieso keine Zukunft gehabt hätten. Es wird trotzdem ein defensivlastiger Draft werden, und für mein Empfinden sind die Lücken in absteigender Wichtigkeit so zu priorisieren:

  1. Cornerback
  2. Nose Tackle
  3. Safety

Wenn San Diego 2-3 Spieler von Stamm-Format zieht, kann es schnell wieder nach oben gehen. GM Tom Telesco ist gefordert.

Das Dumme an all den zu stopfenden Löchern in der Abwehr: Man kann sich nicht dahin orientieren, eine rapide alternde Offense langsam aufzupeppen. In der Offense muss nicht alles auf einmal klappen, aber wäre die Defense nur einen Tick besser aufgestellt, wären die Chargers eigentlich prädestiniert, mit Picks in der zweiten, vierten und fünften Runde (oder so) Talente mit mittelfristigem Fokus zu draften. Keine Leute, von denen du sofort Star-Status erwartest, aber Leute, die du langsam einlernen kannst.

Eines der Fragezeichen dreht sich dabei um QB Philip Rivers, den 33jährigen Freak, der eigentlich schon abgeschrieben war. Rivers hatte 2013/14 eine nichts anderes als fantastische Saison mit Effizienz-Stats jenseits von Gut und Böse, aber die Saison liest sich wie ein Ausreißer in einem Trend, der seit Ende der 2010er-Saison bei Rivers eigentlich relativ kontinuierlich nach unten zeigte – erwartbar nach unten zeigte.

Rivers führte einen sehr variantenreichen Angriff, der relativ lauflastig gehalten war, mit einem schönen Mix aus Kurzpass-Offense und tiefem Spiel zu 7.5 NY/A. Dabei überraschte aber nicht nur er, sondern der komplette Kern an Blockern und Ballfängern um ihn herum.

Herausragend war der Rookie-WR Keenan Allen, nach anfänglichen Wehwehchen sofort zum Superstar gereift und mit einer Härte und einem Spielverständnis eines 30jährigen ausgestattet. Allen ist als eine Art flink gebauter Tight End in der Spielfeldmitte ein extrem schwierig zu kontrollierender Mann, und er war genau die Antwort auf die bange Frage im Sommer „zu wem soll Rivers denn nun den Ball werfen?“.

Der Rest des WR-Corps ist eher banal gehalten: Ein Malcolm Floyd, ein Eddie Royal, ein Seyi Ajirotutu sind alles keine großen Individualisten, sondern müssen vertrauen, dass sie „durch das System“ frei werden und zu ihren Catches kommen. Plus TE Antonio Gates, dessen Revitalisierung 2013 eine gute Geschichte war, aber Gates ist nimmer der überragende Einzelkönner vergangener Tage – und er wird nicht jünger. Gates hatte letztes Jahr dann zwar 80 Catches, aber er wurde nur noch in mickrigen 9% der Fälle tief angespielt. Sprich: Einer der revolutionärsten Spieler der letzten zehn Jahre NFL ist zu einer Sicherheitsoption verkommen. Gates‘ Gegenentwurf ist der junge TE Lardarius Green mit 37% tiefen Anspielen. Green ist der neue Gates.

Auf Running Back wurde dem straighten, aber verletzungsanfälligen Eigenbauprodukt Ryan Mathews mit Donald Brown aus Indianapolis ein recht explosiver Spieler als Ergänzung zur Seite gestellt. Brown galt in Indianapolis lange als Bust, hatte 2013 aber hervorragende Effizienz-Werte. Ein Zufallsprodukt?

Die Offensive Line war vor der Saison ein sehr wunder Punkt gewesen, aber sie hielt sich dann doch besser als befürchtet. Der riesige LT King Dunlap, bisher stets als Sicherheitsrisiko galore angesehen, machte die Saison seines Lebens und die Chargers dürften angesichts der Personallage in der Defense nix an dieser Position ändern; man wird hoffen, dass Dunlap kein Aschenputtel war. Der betonfüßige RT Fluker galt dann auch als positive Überraschung mit einem Einstandsjahr, das man ihm nicht zugetraut hatte.

San Diegos Offensive Line ist gewiss keine, die man zu den besten ligaweit zählen kann, aber es reicht ja quasi schon, wenn sie nicht auf Katastrophenniveau spielt. Auf Guard könnte es vielleicht noch ein Upgrade tragen. Aber zum x-ten Mal: Zuerst Defense.

So viel zu 2014. Mittelfristig wird diese Mannschaft noch eine Weile lang im Umbruch stecken.

Vor dem Wild Card Weekend 2013/14 am Sonntag: Cincinnati Bengals – San Diego Chargers Preview

Fortsetzung des Wildcard-Weekends heute Abend ab 19h MEZ (live SPORT1 US und NFL-Gamepass) mit der AFC-Ansetzung zwischen den Cincinnati Bengals (11-5, Sieger AFC North) und den San Diego Chargers (9-7, Dritter der AFC West) aus dem Paul Brown Stadium in Cincinnati. Es ist das vierte Mal in den letzten fünf Jahren, dass sich die Bengals vom sympathischen Head Coach Marvin Lewis für die Playoffs qualifiziert haben, aber ein Spiel dort gewonnen? Haben sie noch nie, und die Begeisterung in Cincinnati ist dann auch so groß, dass man Probleme hatte, die Hütte voll zu bekommen.

Es ist überhaupt das Spiel zwischen zwei ewigen Underdogs in der NFL-Geschichte. Beide Franchises wurden in den 60er Jahren als ursprüngliche AFL-Teams (AFL = damalige Konkurrenzliga zur NFL) gegründet, und beide hatten ihre Blütezeiten in den 80er Jahren: Cincinnati war dort zweimal in der Superbowl, während es die Chargers zwar erst 1994 dorthin schafften, aber das war eher Zufall; die großen Chargers-Mannschaften waren jene aus den frühen 80ern. Damals spielten diese beiden Franchises auch schon einmal gegeneinander um den Superbowl-Einzug, damals in der „Freezer Bowl“ bei minus 20 Grad ohne Windchill. Heute wird es etwas gesitteter.

Bengals gegen Chargers, das ist eine klassische Ansetzung zwischen einer starken Defense (Cincinnati, Defense-Ranking bei mir: #3) gegen eine starke Offense (San Diego, #3).

Wenn die Cincinnati Bengals den Ball halten

Dass die Bengals defensivstark sind, heißt nicht, dass sie in der Offense nix zu bieten haben, im Gegenteil: Viele Mannschaften wären froh, ein solches Offense-Arsenal zu besitzen wie die Bengals, die momentan von ihren exzellenten Drafts in den letzten Jahren leben.

Die Offense Line gilt trotz Verletzungsproblemen als eine der besten im Lande mit zwei massiven Ankermännern in RT #76 Smith und LT/LG #77 Whithworth. Die Runningbacks dahinter gelten als komplett unterschiedliche Spielertypen: Der parasitäre RB #42 Green-Ellis gilt als Power-Back, der zwar keine Fehler begeht, aber auch nicht viel mehr an Raumgewinn kreieren kann als das, was ihm die Offense Line bietet (nur 3.4yds/Carry). Ellis’ Backup ist der Rookie #25 Gio Bernard, der mit seiner spektakulären Spielweise schnell eingeschlagen hat und sowohl als Speed-Back als auch als Ballfänger für das gefährliche Screen-Passspiel der Bengals einsetzbar ist (56 Catches, 514yds, 3 TD).

Der Star im Angriff ist WR #18 A.J. Green, ein Schlaks von Receiver in seinem dritten Jahr. Green wurde heuer 178x angespielt, in 30% der Fälle davon downfield. Er machte 98 Catches für 1462yds und 11 TD. Von einem Manndecker allein ist er quasi nicht aus dem Spiel zu nehmen. Green wird flankiert von Leuten wie TE Gresham (soll heute fit sein), WR Sanu, WR Jones und Rookie-TE Eifert (alle zwischen 39 und 51 Catches).

Cincinnatis Problem liegt in der Quarterback-Position, wo der blässliche Rotschopf QB #14 Andy Dalton sehr schwankende Vorstellungen hat. Dalton hat immer wieder starke Phasen, aber dann kollabiert er wieder und reißt sein Team mit 3 INTs und 2 Fumbles in die Scheiße. Alles schon passiert – mehrfach, und das in einer einzigen Saison. Dalton ist mobil, er bringt 62% der Pässe an den Mann, trifft eigentlich gute Entscheidungen, aber er fabrizierte trotzdem mal wieder 20 INTs. Das liegt u.a. in Daltons Präzisionsschwierigkeiten. Den ganz großen Wurfarm hat er nicht.

OffCoord Jay Gruden versucht, Dalton und der Bengals-Offense seit Jahren mit restriktivem PlayCalling zu helfen, und viele Screen-Pässe anzusagen. Dieses Spiel funktioniert auch ganz gut, aber immer wenn es tief geht, kannst du bei Dalton nur hoffen, dass er dir deine Receiver nicht meterweit überwirft (so geschehen z.B. im „Hinspiel“ zwischen Chargers und Bengals in San Diego, als er Green gut fünf Meter (!) überfeuerte; Resultat: INT). Dalton macht 6.7 NY/A, was ein eigentlich recht guter Wert ist, aber diese 6.7 NY/A kommen relativ unkonstant. Mal Bombenspiele, mal Graupen. Cincinnati hofft heute besser, dass es die Bombe ist.

Cincinnatis Vorteil: San Diegos Abwehr ist eine einzige Baustelle. Schlechte Drafts in den letzten Jahren machten aus der Charger-D einen Trümmerhaufen. Dieses Jahr kassierte man 7.1 NY/A im Passspiel und ließ sich vom Laufspiel „überlaufen“. 46% Success-Rate ist der schlimmste Wert in der Liga, noch unter Chicago und Green Bay.

Da kann sich Gruden aussuchen, ob er den Lauf oder den Pass als Giftmittel wählt. Absoluter Schwachpunkt bei den Chargers ist gewiss die Cornerback-Position: CB Marshall und CB Wright gelten als nicht NFL-tauglich, aber die Bolts haben nix besseres. Ohne Hilfe vom brauchbaren S #32 Weddle geht das gegen einen Green oder ein Set mit 2 TE nicht.

Pass Rush bei den Chargers gilt ebenso als mau. Die besten Hoffnungen hat man, wenn man bend but don’t break spielt und darauf hofft, dass Dalton in den 8-Plays langen Drives irgendwann einen Bock einschiebt, einen Sack zu viel kassiert, eine INT wirft, oder beim Sack fumbelt. Ansonsten sehen zumindest 24-28 Punkte für die Bengals unvermeidlich aus.

Wenn die Chargers den Ball haben

San Diegos Offense 2013/14 ist nicht nur eine der größten Überraschungen des Jahres, sondern eine schlichte Augenweide. Was Head Coach Mike McCoy und OffCoord Ken Whisenhunt innerhalb eines Jahres aus einer Offense gemacht haben, die zuletzt nichtmal mehr Norv Turner im Griff hatte, stellt vieles in den Schatten, was Coaches dieses Jahr an Aufbauarbeit geleistet haben.

QB #17 Philip Rivers, von vielen schon abgeschrieben, läuft plötzlich als ganz neuer Mann über den Rasen und spielte eine begeisternde Saison: Rivers geht mit 19% der Würfe nicht mehr so oft tief wie früher, aber das Kurzpassspiel funktioniert reibungsfrei mit sensationellen 69.5% Completions-Rate für 4478yds (7.5 NY/A, #2 der Liga) und nur 11 INTs.

Sogar die Pass-Protection erwies sich nicht als das ganz große Problem: Der fußsteife LT Dunlap und der nicht minder als fußsteif bezeichnete Rookie-RT Fluker sollen richtig gute Saisons gespielt haben. Allerdings geht es heute für die beiden gegen gefährliche Passrusher: DE #93 Michael Johnson und #96 Carlos Dunlap haben zwar nicht viele Sacks, aber dafür umso mehr Hits und Hurries. Dahinter operiert in den Flat-Zonen mit OLB #55 Vontaze Burfict ein Kandidat für den Award zum Defensivspieler des Jahres. Da könnte Rivers früher unter Druck geraten als ihm lieb wird.

Gegenmittel könnte der fantastische Rookie-WR #13 Keenan Allen sein, der auf den Mitteldistanzen alles abräumt, was an Bällen in seine Richtung fliegt. Allen ist mit 71 Catches für 1046yds und 8 TD ein Mitfavorit auf den Rookie-des-Jahres Preis. Im ersten direkten Duell fing Allen Anfang Dezember 8 Pässe für über 100yds und war der Alleinunterhalter. Dazu gesellt sich der alte TE #85 Antonio Gates, der allerdings im ersten Spiel gegen die Bengals komplett abgemeldet war.

Was Whisenhunt und McCoy dieses Jahr nie gemacht haben: Das Laufspiel vernachlässigen. RB #24 Ryan Mathews kriegt immer seine Carries, egal ob effizient oder nicht (285 Carries für 1255yds, 4.4yds/Carry, 6 TD). Zwischendurch werden die klassischen Draws eingestreut, die der schmächtige weiße RB #39 Woodhead ausspielt. Woodhead kann dir die Offense nicht allein tragen, aber er ist so vielseitig und effizient, dass man ihn dringend beachten muss: 106 Carries für 425yds, 76 Catches für 605yds, 6 TD, und am gefährlichsten ist dieser wendige Wusler in 3rd-Downs.

Die Chargers halten die Balance, dass es manchmal fast zu viel wirkt. Aber eine suspekte Offense Line willst du nicht zu schnell dem Druck des Passrushes aussetzen, schon gar nicht gegen jenen der Bengals.

Ehre und Respekt für das, was die Bolts-Offense drauf hat. Ehre und Respekt aber auch für das Werk des Bengals-DefCoords Mike Zimmer, der seine beiden besten Verteidiger (DT Atkins, CB Hall) früh in der Saison verlor, ohne dass seine Defense hernach nennenswerte Leistungseinbrüche hinnehmen hätte müssen. Die Bengals kassieren nur 5.1 NY/A im Passspiel, die zweiteffizienteste Pass-Defense der Liga, obwohl dort hinten in der Secondary mit Pacman Jones, Dre Kirkpatrick (hatte als Rookie 2012 nur 2 Snaps als CB) und dem Oldtimer Newman eher suspekte Leute tummeln.


Cincinnati ist der Favorit, keine Frage. Die Bengals sind laut Power-Ranking mit 8 Punkten zu favorisieren; die Wettbüros sagen 7 Punkte. Eine Chance haben die Chargers, wenn ihre Defense so zeckig spielt wie in manchen Partien wie z.B. gegen die Broncos. Aber bei aller Liebe, man sieht es nicht kommen. Erstens hat Cincinnati wohl einen klaren Vorteil auf beiden Seiten der Anspiellinie – Offense Line und Defense Line – und dass diese Defense ein deep threat wie AJ Green kaltstellen kann und gleichzeitig die Flat-Zonen und Screenpässe lange genug abdecken kann… nein, schwer zu glauben.

NFL-Sonntagsvorschauer 2013, Week 12

Für die NFL-Sonntagsvorschau ist heute wieder Philipp S. eingesprungen mit einem langen, nein: laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangen Vorschautext. Bitteschön, dankeschön.


Week 12 und ich gebe ihr drei Headlines:

1) The Playoff Chase is on! Gilt (eh logisch zu dieser Jahreszeit) für beide Conferences, ist aber in der AFC um einen Tick spannender im Moment, weil nicht weniger als 9 Teams (auch wenn ich hier die Bills dazuzähle) sich um einen einzigen Wild Card Spot matchen. Und alle haben durchaus realistische Chancen. Talk about making every game count!

2) The Return-Week is on! Wes Welker nach Foxborough, Ed Reed und Rex Ryan nach Baltimore, Greg Jennings nach Green Bay – da ist diesmal einiges an extra Pfeffer in der Suppe diesen Sonntag!

3) The Bridgewater Bowl is on! Siehe Jaguars @Texans…

Without further ado, here are my Weekend’s headliners:

New York Jets @ Baltimore Ravens

Kickoff 19h

Ich habe es eingangs bereits avisiert. Ein – wenngleich in der Form von Ed Reed eher unerwartetes – Return-Game. Für Rex Ryan immer ein besonderes Spiel, weil er bei den Ravens als DC wirklich groß (wenngleich er immer schon voluminös war) wurde und dann mit Teilen seines Band of Brothers ein paar Kilometer weiter nach New York zog.

Viel spannender für den neutralen Beobachter sind hier die Playoff Implikationen. Die Jets haben theoretisch in meinen Augen als einziges AFC East Team noch die Chance auf den Division Title (weil sie als einziges Team im Division Record – und das ist der erste Tiebreaker – noch einigermaßen an den Patriots dran sind) aber nicht wenn der Geno-Coaster weiter seine Runden dreht. Die Ravens auf der anderen Seite sind in einem schwierigen Spot und müssen im Prinzip gewinnen, sonst sind sie draußen, weil ihnen inkl. Tiebreaker (Conference Record in dem Fall) wahrscheinlich bereits 3 Spiele fehlen würden.

Am Feld haben wir die Wundertüte Geno Smith bei den Jets und die Wundertüte Joe Flacco bei den Ravens. Gut, der Vergleich ist – Flacco gegenüber – vielleicht etwas unfair, aber in meinen Augen ist´s wirklich extrem schwer zu sagen was hier passieren wird. Wenn die O-Line hält kann Flacco die schwache Secondary der Jets (spannend übrigens auch, wie viele Chancen Ryan dem First-Round Pick Dee Milliner noch geben wird, bevor auch er einsieht, dass man da keinen zweiten Revis gedraftet hat) auseinandernehmen. Wenn Flacco seine Regular Season (Un)Form mal wiederauspackt, könnten die Ravens mit einstelliger Punktezahl daheim vom Feld und aus dem Playoff Race gejagt werden. Hinzu kommt, dass beide Teams und Coaches in den letzten Jahren die Fähigkeit bewiesen haben, sich gut auf solche wichtigen Nailbiter einstellen und motivieren zu können.

Aber wie heißt es so schön, im Zweifelsfall gegen den Rookie-QB, deshalb mein Tipp: Ravens.

Pittsburgh Steelers @ Cleveland Browns

Kickoff 19h

Spiel Nummer 2 um die AFC North abzuhandeln. Ich würde klar meinen, dass hier Strength vs. Strength (Steelers O vs. Browns D) und Weakness vs. Weakness (man drehe den Spaß um) spielen. Entgegen aller Widrigkeiten und Big Ben Trade-Rumours (lächerlich in meinen Augen, ein gesunder Starting QB mit Vertrag wird in der heutigen NFL nicht getraded, da tauscht man vorher OC, HC oder von mir aus die gesamte restliche Mannschaft aus) sind die Steelers zweiter in der Division und können mit einem Sieg einerseits die Bengals vielleicht ein wenig schrecken und andererseits richtig ins Wildcard-Race einsteigen.

Die Browns, naja, sind halt die Browns. In einer Saison, in der man eigentlich nichts erreichen wollte (um endlich einen gescheiten QB draften zu können) erreicht man doch einiges – und irgendwie aber doch nicht genug. Irgendwie die 1860er der NFL. Zum Absteigen zu gut, zum Aufsteigen zu schwach und das Gefühl hat man auch, wenn sie in Week 12 noch theoretisch um die Playoffs spielen.

Nichtsdestotrotz tippe ich auf die Browns und das wegen einem Mann: Joe Haden. Für mich aktuell der beste Corner der Liga und ich sage der nimmt Antonio Brown aus dem Spiel. Und dann wird der Tag für Big Ben lang, denn die Browns Defense ist auch sonst stark. Und Weeden – auch wenn für die Playoffs zu schwach – wird gegen den Pensionisten-Steel-Curtain genug Plays machen um die Steelers ins Niemandsland zu schießen. Hätte eine Prise Ironie, denn da sind normalerweise sonst die Browns daheim.

Tampa Bay Buccaneers @ Detroit Lions

Kickoff 19h

Es geht um die NFC North und um Greg Schianos Job. Die Bucs haben Momentum gesammelt, auch wenn keinem so ganz genau klar ist, was das jetzt noch bringen soll. Man könnte nun sagen, dass nun ganz einfach die Kleinigkeiten stimmen, die zu einigen der 8 Losses geführt haben. Mag durchaus stimmen, wird aber glaube ich Schiano als HC nicht retten. Zu stark war er Anfang des Jahres durch teaminterne Querelen bereits angezählt. Ich glaube er darf die Saision fertigspielen wenn das Team gut weitermacht, aber im Jänner war´s das für ihn und er kann einen längeren Urlaub buchen.

Stichwort Urlaub und damit zum Spiel. Megatron dürfte da wohl einen Urlaub buchen und zwar auf Revis Island™. Sehr spannendes Matchup, vor allem wenn man bedenkt, dass Stafford teils unterirdischst spielt, wenn man Megatron gut rausnimmt. Und das obwohl jedes normale Team dafür 2 oder gar 3 DBs benötigt. Heißt auf Deutsch: wenn Revis ihn alleine neutralisieren kann, dann sehe ich Chancen für die Bucs. Aber selbst in dem Fall nicht allzu grandiose, da in meinen Augen Glennon nicht das Zeug zum Starter hat. Ja, da waren einige gute Spiele dabei, aber wenn man sich das angesehen hat ist sein Decision Making teils mehr als fragwürdig und seine Mobilität ist vergleichbar mit Brady und Manning (das ist kein Kompliment).

Insofern und weil es für die Lions auch wirklich um was geht mein Tipp: Detroit

Minnesota Vikings @ Green Bay Packers

Kickoff 19h

It´s on für Scott Tolzien. Er bekommt wie es scheint noch einen Start und damit eine weitere Chance. Fairerweise muss man dazusagen, dass er nicht der Hauptgrund für die Misere von GB ist, denn er hat bei Gott nicht extrem mies gespielt. Die Drives waren teils ansehnlich, aber er konnte sie nicht beenden – ein durchaus normales Problem für unerfahrene QBs, weil in der Redzone das Feld einfach viel kleiner ist, die Defense aber trotzdem noch 11 Mann am Feld hat.

Trotzdem ist das Spiel für die Packers schon haarig. Gegen Minnesota kann man immer verlieren, weil man gegen AP immer verlieren kann. Die Packers wissen das natürlich, aber die unsichere QB-Situation der Vikings ist diesbezüglich nicht unbedingt ein Vorteil, weil derjenige der am Feld steht seine Chancen nutzen muss. Und das könnte gegen eine poröse Defense fatale Folgen für die Packers haben. Betonung liegt hier auf dem Konjunktiv, denn ich glaube nicht, dass es passieren wird. Die Packers um diese Jahreszeit (nasty weather possible!) am Lambeau Field gegen ein Dome-Team. Backup-QB hin oder her, die Packers holen sich das Ding und geben Rodgers ab Thanksgiving wenigstens eine realistische Chance seine Magie auszupacken und die Mannschaft in die Playoffs zu führen.

Jacksonville Jaguars @ Houston Texans

Kickoff 19h

Der Ausreißer unter den AFC-Spielen, denn hier geht’s nicht um die Playoffs. Ganz im Gegenteil will dieses Spiel (obwohl´s natürlich keiner zugeben wird) eigentlich niemand gewinnen, weil beide Teams händeringend einen QB suchen und der Sieger aus dieser Partie sich in der Bridgewater-Bowl ins Abseits schießt.

Damit wäre eigentlich alles gesagt und ich meine das Spiel kann man sich anschauen, wenn man Lust auf ein bisschen Spaß hat, denn hier könnte es gut sein, dass die Partie mehr einem College-Spiel als einer NFL-Partie ähnelt. Trickspielzüge, dumme Fehler und schlechte Decisions – das kann einen Heidenspaß machen, oder auch richtig öde sein, wenn´s einfach nur fad ist.

Da die Texans daheim spielen fällt mein Tipp auf sie, weil sie sich sonst einfach auch die jahrelange Aufbauarbeit bezüglich ihrer Fanbase langsam aber sicher zunichte machen. Die müssen sich anstrengen und werden deswegen gewinnen.

San Diego Chargers @ Kansas City Chiefs

Kickoff 19h

Redemption-Game für die Chiefs. Sie und ihre Fanbase haben das ganze Jahr allen Unkenrufen und Power Rankings mit ihrem Record getrotzt – nur um dann die guten 1.600 Meter aus den Rockies geprügelt runtersteigen zu müssen. Talk about a mood-dampener!

Nichtsdestotrotz, die Chiefs sind Playoff-bound und bärenstark. Problematisch war es vor allem zu sehen, dass der Pass-Rush gegen Manning (und eine an sich keineswegs überirdische O-Line) nichts ausrichten konnte. Da sehe ich für die Playoffs schwarz – allerdings nicht für das Matchup mit den Chargers.

Die wiederum sind irgendwo spannend. Im letzten Jahr wurde Rivers in Grund und Boden geschreiben. Er sei am körperlich am Ende (lächerlich mit Anfang 30 und ohne Verletzungen), sein Decision-making ist schlecht, er kann einfach nicht mehr. Was lernt man daraus? Ein QB sollte auf Basis seiner gesamten Leistungen bewertet werden und wenn eine Saison ausreißt (wie bei Rivers nach unten; gleiches gilt aber auch für nach oben, hello Mr. Flacco) dann sollte man nicht überreagieren, sondern die Gründe eher wo anders suchen. Bei den Chargers im letzten Jahr zB in einer O-Line statt der man 5 Hydranten (einen davon mit Snap-Automatik) hinstellen hätte können und Rivers wäre wahrscheinlich besser gefahren, weil er sich von denen wenigstens Konsistenz erwarten hätte können.

Kurz und gut: Rivers ist da und er wird auch gegen die Chiefs stark spielen. Ich schwanke bei diesem Spiel, weil auch die Chargers D gut ist und in jeder anderen AFC Division die Chargers wohl mit einem positiven Record dastehen würden. Aber, Heimvorteil (und der ist groß in Arrowhead) und der Ärger vom Broncos-Game bescheren den Chiefs den knappen Sieg.

Carolina Panthers @ Miami Dolphins

Kickoff 19h

Das Duell um den Süden (Jags und Falcons kann man ja wirklich nicht Ernst nehmen und die Saints zähle ich eher schon zum Mittelsüdwesten, auch wenn das eine individuelle und schwammige Definition sein mag). Und es wird ein gutes Spiel.

Im Gegensatz zum Tenor der meisten Medien fand ich Cam Newton gegen die Patriots nicht so stark, sondern eher lucky. Man schiebe das auf mein Pats-Bias, aber ich versuche es trotzdem zu erläutern: im Prinzip hat er 2 Interceptions geworfen (die halt von den DBs nicht gefangen wurden) und einige weitere Würfe waren einfach schlecht, weil überworfen. Dazu sind diese Scrambles natürlich super anzuschauen, aber jeder einzelne davon ist riskant und geht keineswegs immer auf. Man verstehe mich nicht falsch, ich fand das Spiel von Newton letzte Woche richtig stark, vor allem die wichtigen Drives hat er im Prinzip ohne Run-Game alleine durchgezogen. Aber ich fand es nicht so extrem stark, wie es im Nachhinein gehyped wurde.

Und da sind wir beim aktuellen Spiel, denn die Miami-D ist gut. Besser als jene der Pats. Und wenn die Panthers da kein Run-Game zusammenbringen, dann wird’s schwierig für Newton, weil die DBs der Dolphins gut sind.

Bei denen wird es vor allem darum gehen was Tannehill leisten kann und ob man Wallace endlich mal richtig ins Spiel bringt. Das Bust-Damoklesschwert senkt sich mit jedem Spiel in dem Wallace außer zwei oder drei kurzen Catches nichts macht. Das Problem ist vor allem, dass dann das große Fehlersuchen beginnt. Ist´s der OC, der einfach die falschen Plays callt und mit Wallaces Stärken nicht umgehen kann? Ist´s der QB, der die richtigen Pässe nicht werfen kann? Ist´s Wallace, der vielleicht wirklich nur ein One-Trick Pony ist? Und so weiter. Das ist Gift für die gesamte Offense und damit für das gesamte Team.

Ich tippe hier auf die Panthers, denn sie haben letzte Woche gezeigt, dass sie auch knappe Spiele gewinnen können und werden Tannehill genügend aus dem Konzept bringen um den Sieg heim nach Charlotte zu bringen.

Dallas Cowboys @ New York Giants

Kickoff 22h25

The NFC Least is on the line. Und wer ist auf einmal mit dabei? Die vor einigen Wochen noch geprügelten Giants. Dieses Spiel dürfte wirklich unterhaltsam werden und ist zu Recht ein Nachmittagsspiel – und nicht (wie andere in diesem Jahr) weil die Amis grundsätzlich (America’s Team und so) einfach ein extremes NFC East-Bias haben.

Mit einem Sieg sind die Giants wieder dabei was das Rennen um die Divisonskrone betrifft (Wild Card erscheint wenig wahrscheinlich für eine dieser Mannschaften, da dürften die 49ers und die Panthers/Saints einzementiert sein), wenngleich der Divison Record klar für die Cowboys spricht.

Ich kann inhaltlich wenig sagen, da ich kein großer NFC East Fan (durch 2 Super Bowl Niederlagen gebrandmarkter Pats-Fan) bin und deshalb auch kaum Spiele anschaue. Es fällt mir aber auf Grund des Heimvorteils und der Tatsache, dass Eli anscheinend wieder entdeckt hat, dass man auch ohne INTs ein QB sein kann, nicht schwer die Giants als Sieger zu tippen.

Denver Broncos @ New England Patriots

Kickoff 2h30 (Sunday Night Game)

Prime-Time Baby und die Storylines sind natürlich mannigfaltig. Manning vs. Brady. Welker (wenngleich eventuell auf Grund von Gehirnerschütterung draußen) returns. Und die große Frage die dem ganzen zu Grund liegt: können die Pats es wirklich schaffen, gegen Playoff-Kaliber zu gewinnen. Dass die Broncos es können, daran besteht nämlich kein Zweifel (und es würde auch für den Fall einer Niederlage keinen geben).

Auf Seiten der Pats zweifle ich im Moment in erster Linie an der Defense. Immerhin, das unterbinden des Laufspiels hat letzte Woche gut funktioniert und mit der Mobilität von Newton ist Manning nun nicht wirklich vergleichbar, insofern fällt eine Gefahrenquelle weg. Aber, Dennard ist wieder draußen, Talib wohl nur halbfit und damit bleibt, selbst wenn Welker und im schlimmsten Fall auch Julius Thomas ausfallen sollten, ein sehr starkes Receiver Corps, gepaart mit einem tödlichen QB gegen eine mehr als fragwürdige Secondary. Ich glaube nichtmal, dass Manning das Laufspiel brauchen wird und ich glaube auch nicht, dass er großartig drauf setzen wird.

Ich sage, das wird ein Shootout. Die Pats werden versuchen ausgewogen zu spielen, das könnte auch gut klappen in der Offense. Dass sie es nämlich auch gegen eine starke Defense können, haben sie letzte Woche jedenfalls bewiesen und mit Shane Vereen ist endlich wieder ein 3rd Down Back in der Mannschaft. Ob es reicht – fraglich, wenn die Defense keine Turnovers produzieren kann, weil ich nicht glaube, dass es den Pats möglich sein wird, Manning besonders aus dem Konzept zu bringen.

Ich denke, dass Belichick viel Standard-Defense spielen wird (Disguises bringen gegen Manning eh grundsätzlich recht wenig) und die 1 vs. 1-Duelle den Ausschlag geben werden. Knapp wird es bleiben, einfach weil Brady vs. Manning immer knapp ist.

Jedenfalls werden es beide Teams als Playoff-Test sehen, denn in den Divions geht’s nicht um besonders viel. NE ist mehr oder weniger durch und die Broncos schlagen bei einer Niederlage einfach die Chiefs nächste Woche und sind wieder auf der 1.

Nachsatz

Reminder für alle: nächste Woche ist Thanksgiving-Week. Bedeutet: Traditionsreichster Donnerstag der NFL-Geschichte und ein geiler Donnerstag. Der werte Verfasser dieses Artikels wird heuer erstmals den Truthahn im Ganzen zubereiten und bei der Thanksgiving-Football-Partie mit Freunden verspeisen. Gibt’s was Geileres als Football am Donnerstag ab 18 Uhr? Ich sage nein 🙂


Thx an Philipp. Nachfolgend sei noch wie üblich der Sendeplan für den heutigen Sonntag eingebaut. SPORT1 US bringt folgende Spiele (* steht für den bei SKY angebotenen Multifeed-Kanal):

19h    Kansas City Chiefs - San Diego Chargers
19h    Baltimore Ravens - New York Jets (*)
22h05  Arizona Cardinals - Indianapolis Colts (*)
22h25  New York Giants - Dallas Cowboys
02h25  New England Patriots - Denver Broncos

PULS 4 bringt in Österreich ab 22h40 – nein, ich habe mich nicht verschaut und auf der PULS4-Homepage den falschen Kasten für die falsche Woche im Dezember herausgesucht – die klangvolle Partie Giants – Cowboys. Man kann drüber diskutieren, ob Cards-Colts nicht die sportlich hochwertigere Partie ist, aber gut: Ist aufgrund der großen Namen natürlich vertretbar.

Gamepass hat as ever alles, und wie schon die letzten Wochen mit Gratistesten eine Woche. Hier entlang, aber die Kündigungsoptionen bitte beachten.

NFL 2013, #10: San Diego Chargers – Denver Broncos Preview

San Diego Chargers (4-4) vs Denver Broncos (7-1) gehört zu den unterschätzten Matchups am heutigen Tag. Die Partie ist für 22h25 angesetzt, und nur im Gamepass zu sehen. Sie hat massive Auswirkungen auf die AFC West Division und noch mehr auf das komplett offene Wildcardrennen in der AFC (alle Teams außer Jacksonville sind noch recht gut im Rennen).

Chargers – Broncos ist für mich auch eine Partie mit Upset-Potenzial. San Diego ist unter dem neuen Tandem Head Coach McCoy (kam ausgerechnet aus Denver) und OffCoord Whisenhunt eine der großen positiven Überraschungen der Saison, und dies weniger aufgrund der 4-4 Bilanz, sondern vor allem wegen des „Wie“: Sie haben die Offense revitalisiert. Eine Offense, die zuletzt nichtmal mehr Norv Turner in Gang halten konnte.

QB #17 Philip Rivers, nach zuletzt eineinhalb mickrigen Saisons fast schon abgeschrieben, wartet in der ersten Saisonhälfte 2013/14 mit 7.8 NY/A im Passspiel auf – der zweitbeste Wert der Liga in der wichtigsten Statistik der NFL- #1 ist mit 8.3 NY/A freilich der heutige Gegenüber Manning, allerdings kann Manning auf eine ganz andere Latte an Passfängern zugreifen, wie die beiden „Thomase“ (WR Demariyus und TE Julius), WR Decker oder WR Welker. Das ist der breiteste Support-Cast der NFL. Rivers’ Jungs sind Schulbuben dagegen:

Der Mann mit den meisten Catches ist RB Danny Woodhead, der kleine Irrwisch, der in New England aus unerfindlichen Gründen nicht mehr erwünscht war (49 Catches, 391yds, 3 TD); ein Mann für Checkdowns. Der Mann mit den zweitmeisten Catches ist TE Antonio Gates, der primär noch vom großen Namen lebt, aber als mittlerweile ganzes Bröckerl durch die Abwehr bolzt (48 Catches, 550yds, 2 TD).

Erst dann kommen die Receiver: Rookie Keenan Allen mit 34 Catches (527yds, 3 TD), „2nd year“ Vince Brown (27 Catches, 282yds, 1 TD) und TD-Maschine Eddie Royal (26 Catches, 341yds, aber 7 TD). Vor allem Allen ist eine große Geschichte. Über den Mann schrieb ich vor dem vergangenen Draft:

Keenan Allen (1.88m) von Cal ist eher der Anti-Woods: Bekam zwar auch viel Presse, aber die Presse schrieb ihn dann im Frühjahr zunehmend aus der ersten Runde raus, runter in die mittleren Runden. Das Problem: Allen war ein extrem produktiver Receiver am College, technisch sauber, sehr sichere Fanghände, präziser Routenläufer, aber nicht die sensationelle Explosivität – und zuletzt mit einer mittelschweren Knieverletzung. Die hinderte Allen im Frühjahr daran, auf voller Höhe die Vorstellungs-Einheiten zu absolvieren, und so waren viele Werte nicht bloß enttäuschend, sondern schlicht unter den Benchmarks vieler NFL-Teams. Es gilt jedoch als sicher, dass einige Teams weiterhin bereit sind, einen hohen Pick für Allen zu investieren.

Allen ging nur in der dritten Runde, und ist mittlerweile einer der besten Kandidaten auf den Rookie-des-Jahres-Preis 2013.

Rivers also mit Super-Stats. Die Broncos mit einer der ineffizientesten Pass-Defenses der Liga, trotz eines famosen Passrushers wie OLB Von Miller: 6.8 NY/A gegen Denvers Defense, #25 der Liga. Miller dürfte heute Doppeldeckung kriegen, denn kein Mensch traut den Chargers-Tackles eine Chance im 1-vs-1 zu. Und weil Rivers dieses Jahr aufgrund der kürzeren Routen der Receiver schneller werfen kann, sollte sich das Zeit-Problem in der Pocket halbwegs in Grenzen halten.

San Diego muss heute viel werfen, vor allem im 1st-Down. Rivers ist der effizienteste QB der Liga bei Würfen im ersten Down. McCoy und Whisenhunt dürfen sich nicht einlullen lassen. San Diego braucht Punkte, und muss daher viele Yards schon im ersten Down vorlegen. Laufspiel kann man auf die „power-Situationen“ beschränken, auf die 3rd-und-2 Momente. Das ist das einzige Down, in dem Denvers Lauf-Defense verwundbar ist.

Für die Chargers-Defense gibt es in Ermangelung von wirklich guten Einzelspielern heute nur ein Rezept: Bend-but-don’t break. Hoffe, dass deine Offense das Tempo vorgibt. Schau, dass du Manning ungeduldig machen kannst; Manning hatte in den letzten Wochen die Tendenz, schnell die tiefen Big-Plays zu suchen, wenn die Offense in 2-3 Drives en suite nicht richtig in Gang kam. Diese Ungeduld könnte eine Waffe für San Diego sein; wichtig wird dabei aber, dass S #32 Weddle wieder besser drauf ist als in den letzten Wochen, als er sich u.a. vom Rookie-TE der Redskins, Jordan Reed, ausspielen ließ. Einen Julius Thomas sollte er nicht 6 catches für 73yds geben. Am besten für die Chargers wäre es, Weddle nicht zu weit „vorne“ spielen zu lassen. Ich erwarte ohnehin viel press coverage der Chargers mit einem eher tief spielenden S Weddle, um die großen Big-Plays zu verhindern.

Ich gebe den Chargers eine gute Chance, die Partie zu gewinnen. McCoy und Whisenhunt müssen sich allerdings von den ängstlichen Strategien im 4th-Down verabschieden und sollten ein aggressives Spiel mit der Offense ansagen. Denver ist ohne Head Coach (John Fox ist noch mit Herz-OP außer Gefecht). Die Chargers haben den Heimvorteil. Viele Mannschaften gibt es nicht, die konzeptionell so drauf sind, dass sie die Broncos in große Bedrängnis bringen können; San Diego ist es. Daher würde ich hier mit einem Upset gehen.

San Diego Chargers in der Sezierstunde

Stat Line 2012

Record         7-9    --
Enge Spiele    2-5 
Pythagorean    8.0   (16)
Power Ranking   .421 (27)
Pass-Offense   5.7   (23)
Pass-Defense   6.1   (14)
Turnover        +2

Management

Salary Cap.
Free Agents.

Die San Diego Chargers sind die zweitgrößte Talentvergeudung nach dem FC Arsenal. Was der FC Arsenal aber besser macht: Er hält sich dabei zumindest jung und frisch. Der Kern der Chargers dagegen alterte nun ein halbes Jahrzehnt, und er halfterte ab: Drei Jahre in Folge ohne Playoffs, und während man 2010/11 noch absurdeste Negativrekorde in Sachen Special Teams aufstellen musste um nicht das dominierende Team in der Liga zu sein, schied man in 2012/13 zum ersten Mal nicht „zu früh“ aus: Die Chargers stellten erstmals seit Äonen keine richtig wettbewerbsfähige Mannschaft mehr.

Als Konsequenz musste Head Coach Norv Turner gehen. Weg ist auch GM A.J. Smith, der Mann, der verantwortlich war, dass dieser Kader vor fünf Jahren so potent besetzt war, der gleichzeitig aber auch eine Serie an merkwürdigen Abgängen in den Jahren seither zugelassen hat.

Die neuen Männer am Ruder sind GM Tom Telesco, ein für mich unbeschriebenes Blatt, und HC Mike McCoy. McCoy ist eine interessante Personalie, weil man bei ihm nicht so richtig weiß, wofür er steht: Jahrelang ein Stift in den Trainerstäben von Carolina und Denver, kann recht gut mit Running Backs, verzweifelt nicht ohne einen „richtigen“ Franchise-QB. McCoy durchlief in den letzten beiden Jahern als OffCoord in Denver Himmel und Hölle, oder besser: Hölle und Himmel? Erst Tebow, dann Peyton Manning – krasser kannst du keine Gegensätze bekommen, aber McCoy schneiderte bei beiden ein brauchbares System.

Bei Tebow limitierte er auf Teufel komm raus das Element des Wurfes, aber auch bei Manning ließ sich McCoy nicht dazu hinreißen, eine Passorgie aufzuziehen, sondern streute bedächtig immer wieder Laufspielzüge ein. Jetzt also San Diego. Viel zu seinen Intentionen gab McCoy nicht öffentlich preis, weswegen man in viele Aktionen was reininterpretieren muss, will man die Chargers der Zukunft erörtern.

Die Offense

McCoys große Aufgabe wird sein, Grundlagenforschung zu betreiben, was in QB Philip Rivers gefahren ist: Seit ich denken kann einer der dominantesten Quarterbacks in einer schönen downfield-Offense, aber seit eineinhalb Jahren in der Krise. Vor allem die abgelaufene Saison zeigte die Verunsicherung Rivers‘, der verdammt viele horrende Bälle warf und meilenweit von jenem Hall of Fame-würdigen Kaliber der Vorjahre spielte. Ist es nur eine einmalige Formkrise? Oder sind die Ursachen andere?

Zum Beispiel die Offensive Line, der man zuletzt zwei furchtbare Jahre nachsagte. Fast alle Leistungsträger früherer Jahre sind weg, diesmal G Vasquez (ausgerechnet zum Divisionsrivalen Denver) und LT Jared Gaither, wobei bei letzterem der Terminus „Leistungsträger“ mit Vorsicht zu genießen ist. Es gab genügend Mannschaftskameraden, die sich auch öffentlich klar und deutlich zur Trainingsfaulheit des hochbezahlten Gaither äußerten und nahe dran waren, dem Mann vor laufender Kamera die Fresse zu polieren.

Was bleibt: Die Line ist in sämtlichen Metriken im unteren Viertel zu verorten und dürfte innerhalb der nächsten beiden Jahre eine Blutauffrischung brauchen. Vor allem beide Tackle-Positionen dürften erhöhte Priorität bekommen.

Der Rest ist okay. RB Ryan Mathews, soweit ist man sich einig, wird seinen Status als hoher Draftpick nicht mehr rechtfertigen können, ist aber wenn fit immerhin ein gefährlicher straighter „Geradeaus-Läufer“. Backup Ronnie Brown ist auch für 4-5 Carries pro Spiel als Entlastung gebräuchlich und der frisch aus New England eingekaufte RB Danny Woodhead könnte sowas wie den neuen Sproles geben: Flink, intelligent, fangstark – jenes Element, das seit Sproles‘ Abgang in San Diego komplett fehlt.

Die Crew an Ballfängern passt: TE Gates wird nicht jünger oder fitter, aber angesichts seiner Klasse und vieler anderer Baustellen dürfte McCoy es bei Gates belassen. Und mit TE Ladarius Green gibt es einen aus dem College bekannten Mann als Backup. Die Receivers lesen sich mittelprächtig mit Leuten wie Floyd, Meachem, Brown, Royal, Goodman, Alexander (letzterer mit Sternchen) – es ist kein richtiger Star-WR dabei, aber ein McCoy und ein Rivers sollten damit zu fahren kommen.

Fazit: Die Offense Line wird in absehbarer Zeit von Wichtigkeit sein, wie vielleicht bald auch Wide Receiver und Tight End. Sofern Rivers sich aber stabilisieren kann, werden die Chargers auf Jahre zumindest adäquates Angriffsspiel sehen. Vielleicht wird ein Entwicklungs-Prospect auf QB gedraftet.

Die Defense

Die Defense hatte 2012/13 echte Probleme, was vor allem auf einen pathetischen Passrush und schwache Cornerbacks an beiden Seitenlinien zurückgeführt wird – die Zahlen bestätigen diese Eindrücke. Trotzdem überlebte DefCoord John Pagano (Chucks Bruder) den HC-Wechsel und wird weiter an seiner 3-4 Defense basteln.

Da wartet ein uns allbekanntes Problem: Wer gibt den Nose Tackle nach den Abgängen von Franklin und dem bärtigen Beißer Garay? Generell geht der Defensive Line hinter den beiden jungen Talenten DE Liuget und DE Reyes jegliche Tiefe ab – die tief besetzte Draftklasse dürfte hier Abhilfe schaffen.

Bei den Linebackers sagte man OLB Melvin Ingram ein solides Rookiejahr nach und viele erwarten für heuer den Durchbruch. Ingram ist der Passrush-Typ, OLB Jarrett Johnson eher der fleißige Allrounder. Was sicher fehlt, ist ein zweiter druckvoller Linebacker, um die Secondary zu entlasten.

Dort wurden gleich beide Starting-Cornerbacks rasiert (Jammer, Cason). Die Hoffnung scheint zu sein, dass CB Gilchrist und CB Wright gemeinsam mit CB Cox den Laden soweit zusammenhalten können, dass San Diego nicht erneut komplett pulverisiert wird. Draftet San Diego in der ersten Runde einen Cornerback, wäre ich aber auch alles andere als überrascht. FS Eric Weddle sagt man eine Weltklasse-Saison nach, aber über Weddles Nebenmann wird noch gegrübelt.

Ausblick

Die größten Baustellen sind Stand heute:

  • Offensive Tackle
  • Outside Linebacker
  • Cornerback
  • Tiefe in der Defense Line

Kriegen die Chargers über den Draft wenigstens ordentliche Spieler, um diese Lücken zumindest im Ansatz zu stopfen, traue ich der Mannschaft durchaus ein ernstes Wörtchen in der nicht furchterregenden AFC West zu. Prio eins dürfte Protection für Rivers sein, denn ein Rivers, dem du a bissl Zeit gibst, ist wohl auch künftig ein guter Rivers. Danach kannste immer noch versuchen, den Passrush aufzumotzen und drei Defense Liner draften.

NFL Woche 11 – Notizblock Chargers @ Broncos

Zur allseits großen Überraschung sind die Chargers (4-5) 2012 mal gut in eine Saison gestartet. Nach drei Siegen in den ersten vier Spielen sind sie aber steil abgestürzt. Vier der letzten fünf Spiele gingen in die Hose. Am Sonntag versuchten sie wieder auf eine ausgeglichene Bilanz zu kommen und im Playoffrennen zu bleiben. Auf der anderen Seite wollten die Broncos (6-3) endgültig klarmachen, wer der Chef in der AFC West ist. Angeführt wird Denver von Neu-Bronco Peyton Manning. Nachdem Manning nach langer Verletzungspause zu Beginn der Saison noch als Mr. Noodle ob seines vermeintlich schwachen Armes verspottet wurde, ist er derzeit einer Favoriten auf die MVP-Trophäe. Ob er das nach dem Besuch der Chargers immer noch ist, after the jump.

Man lehnt sich spätestens nach diesem Sonntag nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, daß Manning nicht mal der beste Spieler seiner eigenen Mannschaft ist. OLB/DE Von Miller hat mal wieder die Offensive Tackles der gegnerischen Offense zerstört. Mittlerweile ist er nicht nur auf Augenhöhe mit Houstons J.J. Watt um die Trophäe des Defensive Player of the Year, sonder auch ein ernsthafter Kandidat als MVP (was er natürlich niemals werden wird, da er kein QB ist und zu wenig Werbespots macht).

Stats & more

Gamebook

Die Opfer seiner drei Sacks und zwei verursachten Fumbles waren RT Jeromey Clary und LT Michael Harris, die beide kaum einen Stich sahen. Harris kann man dabei gar keinen Vorwurf machen. Er wurde im Frühjahr nicht gedraftet und machte erst seinen zweiten Start. Die Personalie Harris, der für den mal wieder verletzten Jared Gaither spielte, steht eher für das grundsätzliche Problem der Chargers, daß ihnen auf vielen wichtigen Positionen die nötige Kadertiefe fehlt.

Vor allem aufgrund der schlechten Offensive Line war San Diegos Offense in der ersten Halbzeit heillos überfordert. Entweder hatte QB Philip Rivers sofort Millers oder Elvis Dumervils Hände im Gesicht, oder die Coverage von Denver war stark oder die RBs Jackie Battle und der immer noch angeschlagene Ryan Matthews sind einfach in einen großen Klumpen Verteidiger gerannt – 11 Rushing Yards bei acht Versuchen in Hälfte eins (insgesamt 29 Plays für 54 Yards). Die Chargers machten zwei First Downs in den ersten beiden Vierteln, davon war eines auch noch durch Penalty. Die Ergebniss der neun Drives vor dem Pausenpfiff:

  • Punt, 3&out, 3&out, 3&out, INT, 3&out, 3&out, blocked Punt, 3&out.

Besser sah dagegen die Defense aus. Die Chargers sind eines der wenigen NFL-Teams, die hauptsächlich man coverage spielen. Gegen Manning und seine Broncos haben sie viel geblitzt, was eigentlich eine schlechte Idee gegen einen QB wie Manning ist. Aber sie haben es fast immer geschafft, Mannings hot read zu eliminieren. Vor allem Safety Eric Weddle hat das immer blitzschnell und sehr smart gemacht, nachdem er vor dem Snap geschickt so getan hat, als hätte er mit dem hot read überhaupt nichts zu tun. So – man coverage, blitz, Weddle ist blitzschnell bei dem WR, der Mannings hot read ist – ist auch die Interception in Denvers zweitem Drive entstanden. Zusätzlich zu Weddle bei dem WR hat auch noch regelmäßig ein OLB oder Nickelback in der passing lane gestanden, die Manning sich ausgeguckt hatte. Sehr schöner Gameplan und gut ausgeführt. Denver machte bei insgesamt 16 Drives nur 21 First Downs.

Die Defense San Diegos war auch gar nicht das Problem (2 Interceptions plus ein Safety). Entschieden hat das Spiel Denvers D und Special Teams. Durch eine Interception, einen Fumble und einen geblockten Punt gaben sie ihrer Offense dreimal den Ball tief in San Diegos Hälfte, einmal gar an der 8-Yard-Linie. Daraus hat Denver 17 Punkte gemacht, beim einem Endstand von 30-23 mehr als der kleine Unterschied.

Mit dieser Defense kann Peyton Manning ganz ruhig schlafen und sich schonmal auf die Bye-Week im Januar freuen. San Diego dagegen sollte schonmal Chip Kelly anrufen.

San Diego Chargers in der Sezierstunde

Nächste verwurstelte Saison für die San Diego Chargers, die erneut die Playoffs verpassten und in der schwachen AFC West mit enttäuschenden 8-8 Siegen abschlossen. Reaktion aus Südkalifornien: GM AJ Smith und HeadCoach Norv Turner dürfen wenigstens ein weiteres Jahr bleiben. Was Charger-Fans das blanke Entsetzen ins Gesicht treibt, ist eigentlich ein logischer Move: San Diego ist mindestens 1-2 Jahre von einem kompletten Umbruch entfernt.

Richtig in Grund und Boden gespielt wurde man nur in Woche 16 von den Detroit Lions. In allen anderen Spielen war man „dran“. So verloren am Ende wie vor einem Jahr vereinzelte Schlampigkeiten die Saison. Als schnellstes Beispiel sei Kansas City aus dem Armgelenk geschüttelt. Aber auch die Revis in den Arm gefallene INT gegen die Jets, das verschossene Field Goal in der Overtime gegen Denver oder die Interception in der Schlussminute gegen Green Bay seien genannt.

Alle Welt prügelt auf QB Philip Rivers und die vielen Turnovers ein. Rivers’ INT-Quote war mit 3.4% leicht über dem NFL-Durchschnitt, dafür brachte der Mann mal wieder 7.2yds/Passversuch (#5) an den Mann und gehört trotz des einen oder anderen Fehlwurfs mehr erneut zu den allerbesten – kein Grund also für Abgesänge. Die Offense war insgesamt wieder eine der potentesten, scorte trotz fünftmeisten Turnovers mit 2.32pts/Drive die viertmeisten Punkte und brauchte den Punter so selten wie sonst nur noch die Saints.

Was die ästhetische Komponente angeht, betone ich es gerne und immer wieder: Diese vertikale Offense aus den sehr „engen“ Aufstellungen gehört mit zum schönsten, was man an Spielsystemen in der NFL zu sehen bekommt. Und heuer gehörte dank Mathews/Tolbert endlich auch wieder eine annehmbare Laufspielkomponente dazu. Tolbert ist nun allerdings gegangen (nach Carolina). Dafür wurde FB McClain aus Kansas City eingekauft.

Bei den restlichen Skill Players scheint Turner darauf zu vertrauen, dass das System die Komponente „Einzelspieler“ schlägt. Der Topmann Jackson wurde durch die billigeren WR Meachem aus New Orleans und WR Royal aus Denver ersetzt und solange TE Gates zwar an Kilos zunimmt, aber weiterhin seine 60+ Catches macht, wird der Angriff funktionieren.


Problematischer ist die Defense, die im Jahr eins nach Ron Rivera einen heftigen Einbruch erlebte und mit 7.0yds/Passversuch einen radikalen Absturz erlebte. Als Reaktion wurde DefCoord Manusky durch John Pagano (Bruder vom Colts-Chefcoach) ersetzt. Die Probleme sind damit aber nicht gelöst: Neben dem mauen Pass Rush fehlt es vor allem in der Secondary an ausreichend Klasse und Tiefe, um dauerhaft die Passfeuerwerke der Güteklasse Oakland, New Orleans oder Manning abzuwehren.

Die Einkäufe von OLB Jarret Johnson und S Atari Bigbe sollen der erste Schritt zur Revitalisierung einer einst mehltauartigen Defense sein. Allerdings erinnert vor allem Johnsons Stellenbeschreibung nicht im Entferntesten an den händeringend von San Diego gesuchten „neuen Merriman“. Der Pass Rush soll ergo noch die eine oder andere neue Komponenten sehen.


San Diego mag seit Jahren eine alljährliche Enttäuschung sein, was die Saisonbilanzen angeht, aber die Mannschaft ist keine Lichtjahre von einem Titel-Run entfernt. QB Rivers schultert die Offense seit Jahren notfalls im Alleingang und kommt im Gegensatz zu einem Brees sogar mit einer unterdurchschnittlichen Unit an Ballfängern und Running Backs aus, während in der Defense die Problemzonen leicht auszumachen sind: Pass Rush und in Ansätzen die Deckung, die nicht immer stabil ist. Ich erwarte San Diego 2012/13 wieder ganz vorne dabei, selbst in einer plötzlich passgewaltigen Division mit Palmer und Manning.