43 zu 8, ein Ergebnis wie ein Donnerhall für den vermeintlich besten Showdown ever, a.k.a. Super Bowl 2014. Die Seattle Seahawks feierten einen Erfolg für die Ewigkeit, den dritthöchsten Endspielsieg in der Superbowl-Ära. Im Liveblog schrieb ich jedoch, dass das Ergebnis zu brutal ist.
Es ist ein sensationelles Ergebnis: Seattle war nach meinem Power-Ranking ein Favorit mit einem Punkt. In der NFL erwartet man von einem 1pts-Favoriten, dass er in 0.1% der Fälle ein Spiel mit 35 Punkten gewinnt. Das ist ein Fall aus tausend. So wahrscheinlich war das Endresultat. Eins aus eintausend.
Denver hatte alles, wirklich alles, gegen sich laufen. Bis auf eine Fumble-Recovery eines eigenen Fumbles schlugen alle der großen Plays (INTs, Fumbles, Kickreturns) für die Seahawks aus. Wenn ein Message von diesem Blog beim Leser angekommen sein sollte, dann ist es wie so oft das eine: Duhast nicht über alles Kontrolle. Du glaubst vielleicht, du hast es, aber du hast es nicht. Ich würde das so zusammenfassen:
Wir kennen das Ergebnis. Wie aber war die Effizienz von Seahawks und Broncos in diesem Spiel, also die Leistung mit einer als durchschnittlich angenommenen Zufallskomponente? Wie gut, dass wir die Zahlen und das Modell haben, es zu überprüfen.
Meine Vorgehensweise ist folgende: Ich spiele die Effizienz-Stats von Superbowl XLVIII in das Power-Ranking Modell ein, das per Definition den Zufall ausschaltet, und messe die Effizienz der beiden Kontrahenten.
Vor dem Einspielen erwartete ich ein Ergebnis von etwa 27-17 oder 30-17 pro Seahawks, also einen Spread von 10 bis 13 Punkten. Das schien mir schon okay: Eliminiere den Return-TD und wir sind auf 36 Punkte. Eliminiere den Safety und wir sind auf 34. Eliminiere den Harvin-TD und wir sind bei rund 27 Offense-Punkten. Bei den Broncos: Addiere einen TD für einen der Drives, der entweder in INT, Fumble oder Turnover on Downs geendet hatte und wir sind bei ca. 15 Punkten für die Broncos.
Ein Endspielsieg mit 13 Punkten der besten gegen die zweitbeste Mannschaft der Liga ist immer noch mächtig beeindruckend. So dachte ich. Dann spielte ich die Stats ein.
Effizienz-Stats des Endspiels 2014
Was wir sehen, ist das, was wir gesehen haben: Ein Russell Wilson, der die Ketten mit Leichtigkeit bewegt hat, ein Peyton Manning, der nur mit viel Kleingewichse große Probleme hatte, die Bälle nach vorne zu treiben. Zwei unterirdische Lauf-Offenses. Große Turnover-Anfälligkeit bei Denver, aber die großen Strafen kassierten die Seahawks.
In der Folge errechnete ich das Resultat, und dann fielen mir die Augen aus den Höhlen: Eine Mannschaft mit der Superbowl-Leistung der Seattle Seahawks ist gegen eine Mannschaft mit der Superbowl-Leistung der Denver Broncos ein 95%iger Favorit. Die Wettbüros würden die Seahawks einen Spread von 23 Punkten geben!
In anderen Worten: Die Seattle Seahawks waren in der Super Bowl am Sonntag 23 Punkte besser als die Denver Broncos. Das hinterlässt mich einigermaßen geschockt.
Es war also auch hinter den unberechenbaren Big-Plays eine fassungslos dominante Vorstellung der Seahawks. Es nutzt alles Beschönigen und Drumherum nix: Mit ausgeglichenem Zufallsmoment gewinnt Seattle das Endspiel eben in der Kategorie 33-10. Viel besser geht nicht.
Die Spieler der Broncos waren am Ende gebrochen wie 18-Jährige Sunnyboys nach sechs Monaten boot camp bei den Navy SEALs. Und einige auch scheinbar geistig abwesend. Aber man kann das nachvollziehen: alles, (bis auf den einen Moreno-Fumble, den sie zurückerobern konnten) wirklich alles lief gegen sie. Das geht los mit dem Safety, dann die beiden abgefälschten Interceptions, eine davon kurz vor der Halbzeit auch noch zum TD zurückgetragen, direkt nach der Halbzeit der KO-Return und schließlich beim letzten ernsthaften Comeback-Versuch der Fumble von Demariyus Thomas. Da kann man schonmal vom Glauben abfallen. Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. Es war der reinste Albtraum.
Für seine Seahawks hätte Head Coach Pete Carroll sich dagegen nichts schöner erträumen können. Vom ersten Drive an ist Seattles Verteidigung über Denvers Angriff drübergefahren als wären es die Jaguars.
Es war wie erwartet: Seattles pass rush hat aus Denvers Offensive Line Marmelade gemacht. Das und Mannings Allergie gegen Körperkontakt führte dazu, daß er den Ball immer sehr schnell und meist sehr kurz geworfen hat. Weil außen Sherman und Maxwell meist in der Hosentascher der gegnerischen WRs waren , warf er meist auch noch über die Mitte. Da wurden dann die bemeitleidenswerten Ballempfänger Denvers zu Hackfleisch verarbeitet. Weil Seattle wie meistens nur mit Thomas als tiefem Safety gespielt hat, ist Kam Chancellor auch immer in der Mitte hinter den Linienspieler rumgerannt und hat diesen Bereich sehr eng gemacht. Beeindruckend war, daß alle Wide Receivers der Broncos bis zum Schluß durchgehalten haben. Der arme Demariyus Thomas mußte zu seinem Leidwesen 13 Bälle fangen. So viel Prügel hat er während der gesamten Saison nicht einstecken müssen.
Zwei, dreimal hat Manning sogar versucht, tief Earl Thomas zu attackieren. Aber entweder hat sein tiefer Ball nach all den Jahren und Verletzungen tatsächlich so sehr gelitten wie befürchtet oder er wollte vor allem so werfen, daß Thomas auf gar keinen Fall eine Hand an den Ball bekommt – jedenfalls: die Dinger gingen alle in die Rabatten. Brady-like.
Auf der anderen Seite lief auch alles wie geplant für Seattle. Percy Harvin und Doug Baldwin machten gleich im ersten Viertel ihre Big Plays für 30+ Yards. Harvin hatte dann auch als Genickbrecher den Kickoff-TD um die zweite Halbzeit zu beginnen. Und als die aufopfernd kämpfende Denver-D schließlich Jermaine Kearse bei seinem obligatorischen Touchdown selbst mit vier versuchten Tackles nicht aufhalten konnte, war der Deckel drauf.
Die Verteidigung der Broncos war bis dahin ganz anständig. Die Hawks hatten insgesamt nur 17 First Downs, 200 Paßyards und 135 Yards durch 29 Läufe (nimmt man die beiden jet sweeps von Harvin raus sogar nur 27 für 90). Gegen jeden anderen Gegner hätte das gereicht. Aber wenn der Gegner mit Special Teams und Defense schon 16 Punkte macht und der Offense oft gute field position gibt, ist das eben nicht genug.
Alles in allem eine unglaubliche Leistung der Seahawks-D. Sie stehen nun fraglos in einer Reihe mit den 85er Bears, 2000er Ravens und den 2002er Buccaneers. Außerdem haben wir das erste Mal seit langem wieder einen absolut unumstrittenen Super Bowl Champion. Das einzige, was Seattle jetzt noch braucht, ist ein passender nickname für die Defensive Line. Nicht nur in diesem Spiel stand sie der Legion of Boom in kaum etwas nach.
[04h21] Für das Protokoll: Der WP-Graph zeigt die Einseitigkeit dieses Spiels. So unspannend war kein Endspiel seit 2002/03 Buccs-Raiders oder gar 2000/01 Ravens-Giants nicht mehr:
GWP Superbowl 48
[04h17] SAT.1? Ihr Superbowl-Sender mit fast allen Touchdowns? So läuft das eben, wenn Experten und Regie sich mehr für Hotdogs interessieren und wahrscheinlich alle grad am Würststand waren…
[04h13] LB #53 Malcolm Smith wird MVP. Der Mann, der den INT-Return zum Touchdown zurücktrug. Der Mann, der schon letzte Woche die Sherman-Deflection abfing. Keine „logische“ Wahl, aber du musst halt einen Spieler aus dieser Defense herauspicken, und es war derjenige mit dem größten Play (Smit hatte auch noch den Safety aufgenommen). Auch wenn Smith für den Pick & den Safety im Prinzip nix konnte. Also doch eine schlechte Wahl, aber das kennen wir ja schon aus den letzten Jahren. Immerhin gewinnt einer der ärmsten Spieler im Seahawks-Roster das neue Auto…
[04h09] Das Team, das beide Finalisten schlug: Indianapolis.
Der Kantersieg täuscht ein klein wenig über den Spielverlauf hinweg, denn die Seahawks hatten schon alles für sich laufen: Vom quasi geschenkten Safety im allerersten Play über den INT-Return TD zum Kickoff-Return TD , Fumble in dummen Zeitpunkten yadda yadda.
Die Seahawks waren besser, keine Diskussion. Sie haben das Monster-Matchup der besten Offense gegen die beste Defense glasklar gewonnen. Sie haben in allen Facetten des Spiels dominiert.
Total domination RT @DanWetzel: Seattle has scored via run, pass, field goal, safety, interception and kick return.
Diese Defense ist scary. Die Legion-of-Boom killt quasi jede konventionelle Passroute des American Football. Das ist ein bunter Mischmasch aus Geschwindigkeit, Wucht und Finesse, sie machen keine technischen Fehler, sie ziehen die Plays bis zum Ende durch. Das ergibt gemeinsam mit einem unglaublichen Passrush – bestehend aus mindestens sechs fast gleichwertig sehr guten Defense Linern – eine fast nicht zu schlagende Unit.
Selbst die beste Offense war heute hoffnungslos. Manning kam nie ins Rollen. Die Offense Line der Broncos wurde GEKILLT. Kein einziger Sack gegen Manning, aber dieser Fakt ist wertlos und beschreibt nicht das Spiel. Denvers Offense war heute spektakulär überfordert. Sie wurde noch im Schlussviertel krankenhausreif getackelt.
Viele der Prognosen vor dem Spiel sind eingetroffen. Nur sind alle Prognosen deutlich wilder gen Seattle ausgeschlagen, sodass am Ende ein Blowout steht.
Russell Wilson ist damit der zweite schwarze Starting-Quarterback nach Doug Williams 1987/88, der die Superbowl gewinnt. Pete Carroll gewinnt einen Titel, der ihm nicht mehr nachträglich aberkannt werden wird. Eine der unbekanntesten Franchises des Landes, die Seahawks, stellen eine der markantesten Superbowl-Champs in den letzten 10-15 Jahren.
[04h00]
We have 9 tickets alive on Denver to finish with exactly 8 points at 250/1. Meanwhile, 13 tickets on Seattle to score 43 at 100/1.
[03h55] Die Legende der Seattle Seahawks 2013/14 als Gesamtpaket ist auch nicht zu verachten: Eine 13-3 Bilanz in einer der heftigsten Divisions der letzten zumindest zehn Jahre. Alle drei Niederlagen waren richtig knapp: -6 in einem Freakspiel in Indianapolis, -2 in der letzten Minute in San Francisco, -7 gegen Arizona. Dazu diese fassungslos dominante Endspiel-Performance.
Seattle war nicht weit weg von einer perfekten Saison. Sie hätten schon Hand aufs Herz im letzten Jahr die Superbowl holen sollen, da sie das beste Team waren. Sie waren es heuer nur noch klarer. Sie werden in die Diskussion um die besten Teams in der Superbowl-Ära gehören.
[03h51] Mit dieser Endspielperformance dürften die Seattle Seahawks von 2013/14 ihren Platz in der Geschichte der besten Defenses aller Zeiten zementiert haben:
Miami Dolphins der frühen 70er Jahre
Steel Curtain der mittleren 70er Jahre
Chicago Bears 1985 und 1986 („Monsters of the Midway“)
Baltimore Ravens 2000
Tampa Bay Buccaneers 2002
Seattle Seahawks 2013
[03h47] Nächster Fumble Mannings, DE #91 Clemons schlägt den Ball frei. Seattle erobert ihn.
[03h40] Spiel ist entschieden. Wir können uns ja mal über die MVP-Kandidaten unterhalten. Beim Blick über Twitter ist der meistgenannte Kandidat Percy Harvin (2 Rushes, 45yds / 1 Catch, 5yds / 87yds-TD Kickreturn). Harvin als großer X-Faktor der Seahawks-Offense, der einen 1st-Rounder gekostet hat, aber heute eigentlich sein erstes echtes Spiel bestritt. Keinen Tag zu spät. Harvin hat sicher eine gute Kandidatur, auch wenn sein Kickreturn das Spiel nur „endgültig entschied“.
Aber Hand aufs Herz: Der MVP dieser Mannschaft gehört der Defense. Man könnte ihn prinzipiell der kompletten Defense überreichen. Die Defense hat die Seahawks getragen. Es gibt zwei Units, die den MVP stellen könnte: Defense Line oder die Legion-of-Boom. Einen klaren Kandidaten gibt es nicht; Avril / Bennett waren entscheidende Leute bei der Kreation einiger Big-Plays zu Beginn des Spiels. Aber das war wohl zu wenig.
Earl Thomas ist der wichtigste Spieler der Defense. Als solcher „wichtigster Spieler der Defense“ gewann einst Ray Lewis seinen Superbowl-MVP Titel, ohne Besonderes geleistet zu haben. Aber Thomas hat nicht die Reputation eines Lewis.
So denke ich, kann man ein Argument abgeben, SS Kam Chancellor (1 INT, einige massive Hits) den Titel zu geben.
[03h36] Nächstes gescheitertes 4th-Down der Broncos-Offense.
[03h34]
You'll understand Seattle's defense after you see the official picture of their strength & conditioning coach: pic.twitter.com/PNAJKseOdB
[03h29] Sherman wird verletzt runter getragen. Sieht nach Knöchel aus.
[03h23] Denver 8, Seattle 43/Q4 11:45. 13yds-TD Catch für Baldwin. Raketen von Russell Wilson, und so wie die Seahawks diesen Drive durchzogen, sieht das danach aus als wollte Pete Carroll mit seinen Seahawks noch ein paar Punkterekorde sprengen.
[03h14] Stecker & Joe Montana #DRINK
Drittes Viertel
[03h11] Denver 8, Seattle 36/Q3 0:00. 13yds-TD Catch Demariyus Thomas. 6 Plays, 80yds, 2:58min. Eine etwas tiefer stehende Secondary, kollidierende Defensive Backs, und Denver scort einen lockeren TD zum Ausgang des dritten Viertels um zumindest die ganz große Blamage einer punktelosen Superbowl abzuwenden – und Thomas stellt mit dem 12ten Catch des Tages einen traurigen Superbowl-Rekord auf. (löscht Jerry Rices Mega-Spiel Ende der 80er aus + Branch und noch ein und zwei andere)
[03h02] Denver 0, Seattle 36/Q3 2:58. 23yds-Pass für WR #15 Kearse. 6 Plays, 58yds, 2:57min. Locker drei, vier gebrochene Tackles bei Kearse. Mehrere rattenscharfe Pässe des Russell Wilson gegen eine Defense, die sich am Ende selbst aufzugeben scheint.
But hey, if Denver had just taken the points, they could be down 36-3
[03h01] Denver ist aktuell übrigens bei 190 Yards Offense zu 187 Yards Offense der Seahawks.
[03h00] Wie wird dieses Spiel noch legendär? Erster Shutout in der Superbowl-Geschichte, und das gegen die punktereichste und beste Offesne ever?
[02h56] Seuche. Der Combo Manning-Thomas gelingt für einmal ein längerer Spielzug, und dann fährt CB #41 Maxwell nichts ahnend eine Hand aus und ist völlig verdutzt, dass er damit einen Fumble bei Demariyus Thomas provoziert. Nochmal: Erster Spielzug der Broncos in diesem Spiel, der gelungen ausschaute, und dann fumbelt der beste Receiver der Mannschaft den Ball weg. Surreal.
[02h52] Seattles OT #76 Okung mit einem Holding im zweiten Down, und das reicht aus um Seattles nun natürlich konservative Offense abzuwürgen: Seattle muss punten. Denver sollte nun aufhören zu punten, denn es ist eh schon fraglich genug ob sich noch vier Drives bekommen.
[02h44] Punt der Broncos. Sie würgen sich langsam ins Spiel, aber was bei Spielstand 0-0 im ersten Viertel aussieht wie Abtasten, löst im dritten Viertel bei 0-29 Emotionen des Ärgers aus.
you’re down 29 points and you’re punting from the other’s team 39 yard line and you gave your kicker $13 million why why why why why why why
[02h31] Denver 0, Seattle 29/Q3 14:48. 87yds-Kickoff-Return für Harvin. Und die Vollpfosten bei SAT.1 waren mal wieder nicht drauf. Idioten.
Harvin, ich hatte es geschrieben: Sensationeller Kickreturner gegen eine grottenschlechte Coverage der Broncos-Special Teams. Und Prater macht keine Touchbacks. Das ist quasi der Sargnagel.
[02h18] Halbzeitshow, und die Welt erlebt die Premiere des Playback-Schlagzeugs (oder?). Dann stürmt ein halbes Dutzend halbnackter Männer und die Chili Peppers bringen Give it away now aus den 90ern. Da war letztes Jahr besser. Wo kann man Beyonce reinwählen?
Zweites Viertel
[02h13] Nach dem WP-Graph (Win Probability Graph) von Advanced NFL Stats ist Seattle fast durch. Man sieht aus dem Graph auch heraus, dass Denver wirklich nie im Spiel war und sich auch nie renibeißen konnte. Ein TD kurz vor der Pause hätte geholfen, aber man hätte nach dem gescheiterten 4th-Down ruhig auch Timeouts ziehen können (man hatte alle 3). Aber Fox machte einen auf Schwartz und wartet offenbar auf die nächste Superbowl um Timeouts zu nehmen.
Die Broncos werden hier ZERLEGT. Das ist die totale Dominanz der Seahawks-Defense, und sie beginnt in der Defensive Line: Was die Kollegen #92 Mebane, #79 Bryant, #72 Bennett und #56 Avril hier veranstalten, ist Giants-2o07 würdig: Die Pass-Protection Mannings wird konstant, Spielzug für Spielzug, auseinander genommen, und Manning hat keine Zeit zu werfen.
Wirft, er, stehen hinten sieben Defensive Backs, um alles abzudecken. Manning antwortet mit schnellen, flachen Kurzpässen, aber die bringen nur wenig Raumgewinn, weil die Wideouts vorblocken als wären sie homophobe Mauerblümchen.
Das artet aus in einer Offense der Broncos, die in 31 Spielzügen nur 131yds zustande brachte. Manning mit 17/23 für 104yds und 2 INT (4.5 NY/A). Beide INTs waren ein Produkt aus „etwas unglücklich“ und „merkwürdiger Entscheidung“. Einmal hätten die Broncos allerdings eine DPI gegen #29 Earl Thomas zugestanden bekommen müssen.
Seattle machte mit seiner Offense nicht viel. Russell Wilson zu Spielbeginn stets schnell auf flotten Füßen und begann loszuscrambeln. Dann wurde das „harte“ Laufspiel über #24 Lynch in der Mitte gesucht. Zwischendurch wurde #11 Harvin mit den Jet-Sweeps eingestreut, und Harvin machte massive Yardage, weil der DE #91 Ayers katastrophales Containment hatte.
Besonderes sprang bis auf Harvin nicht heraus: Wilson ist risikolose 9/15 für 94yds. Lynch 11/17yds. Ein paar nette Catches der Wideouts. Ein paar zu ängstliche Entscheidungen Pete Carrolls.
So. Das Spiel schaut ein klein wenig gegessen aus, sofern die Broncos nicht schnell in einen Groove im mittlerweile strömenden Regen kommen. Letztes Jahr hatten wir bei Ravens-49ers auch zwischenzeitlich eine 22pts-Führung für Baltimore, aber die waren auf andere Art und Weise zustande gekommen. Abwarten.
Seattle kriegt nun als erstes den Ball. Für Manning positiv: Er wird diesmal keinen Onside-Kick gegen sich sehen… er könnte ihn höchstens selbst probieren.
[01h55] 1:06min vor der Pause muss Manning ein 4th-Down und 2 in der Seattle-Redzone ausspielen. Ein Muss, aber einmal mehr wird die Offense Line in Krümel zerfetzt, und Mannings Pass fällt harmlos zu Boden.
Vorher zerstörte ein False-Start der Broncos eine aussichtsreiche Position. Danach musste Manning feldpositionsbedingt zweimal werfen, was gegen eine so krasse Deckung ein halbes Todesurteil ist.
[01h50] Eli Manning. #DRINK
[01h45] Stecker: „Skittles“ #DRINK
[01h38] Denver 0, Seattle 22/Q2 3:21. 69yds-INT Return zum TD für #53 Malcolm Smith. Weia: Manning wird in der Wurfbewegung von einem D-Liner getroffen und der so abgeschwächte Ball fällt Smith in den Schoß. Erste INT = abgefälschter Ball. Zweite INT = abgebrochene Wurfbewegung. Trotzdem eine merkwürdige Entscheidung von Manning, diesen Ball so zu versuchen. Und Demariyus Thomas sah ziemlich passiv aus.
Zuvor recht klare Versuche der Broncos, eine Kurzpassoffense mit vielen Screens aufzuziehen: Angezogenes Tempo, immer wieder quick raus für #80 Demariyus Thomas, der aber gegen eine disziplinierte Defense kaum YAC (yards after catch) machte. Dazu schlimmes Vorblocking der Wideouts der Broncos bei diesen Plays.
[01h29] Erstes 1st-Down für Denver: 3rd-und-1, und Manning übergibt an RB Moreno. Danach schaltet Manning in den No-Huddle Modus.
[01h23] Denver 0, Seattle 15/Q2 12:00. 1yds-Run Lynch. 7 Plays, 37yds, 3:59min. Lynch im zweiten Down, nachdem er wohl schon im ersten drin war (man sehe sich das Nachfassen an).
Seattle mit dem ersten Touchdown, weil CB #32 Tony Carter zuvor eine PI in der EndZone begangen hatte. Seattles große Offense-Waffe Harvin schlug schon wieder bei einem Jet-Sweep zu: Ein Spielzug, bei dem man wunderbar erkennen konnte, wie undiszipliniert DE #91 Ayers war. Hält Ayers sein Containment an den Flanken der Defense Line, passiert nicht viel. Aber Ayers überpowerte, und Harvin hat nun 2 Rushes für 45yds.
[01h19] Stecker: „Beast Mode“ #DRINK
Erstes Viertel
[01h16] Ein Eröffnungsviertel für die Grütze von den Broncos, für die nichts zusammengeht. Beginnend mit dem üblen Safety, aber es ging dann weiter: Noch kein einziges 1st-Down für die Rekordoffense, dafür schon ein Safety plus ein Turnover. 11:41 zu 3:19min Ballbesitz. 148-zu-11yds in der Offense. 22 zu 7 Plays pro Seattle. Aber: Nur acht Punkte Unterschied, weil Seattle sich noch nicht durchwalzen konnte bzw. zu viel Schiss hatte, ein 4th-und-inches auszuspielen.
[01h12] Big Play! 3rd-Down für Manning, eine unruhige Pocket und von hinten rauscht schon der Druck heran. Manning versucht noch einen DL zu überlupfen, aber er überlupft ihn zu stark. Der Ball segelt über alle, auch TE #80 Thomas, hinweg, direkt in die Arme vom Kopfjäger-SS #31 Chancellor.
INT was Cover 1 (man coverage and one deep safety) by SEA and DEN ran their Drag series again. Julius Thomas on deep cross. Bad throw, route
[01h10] Stecker mit QB-Diskussion „Peyton Manning unter den Top-5“. #DRINK #DRINK #DRINK
[01h08] Denver 0, Seattle 8/Q1 2:16. 33yds-FG Hauschka. 13 Plays, 58yds, 6:15min. Seattle kontrolliert bisher die Line of Scrimmage, zieht die langen Drives durch. Das ist nicht die befürchtete boom or bust Offense.
4/5 der Third Downs wurden verwertet. Denver immer wieder mit quicken Blitzes, die Wilson mit schnellen Slants kontert.
Auffällig auf die Hasenfüßigkeit von Wilson: Leisester Anflug von Druck, und Wilson scrambelt sofort los. Auffällig auch: Wilsons Pässe sind nicht allzu präzise. Dann ein massiver Breakup eines Broncos-DB (Irving?) bei einem tollen Ball in die EndZone.
[01h05] John Fox mit einer relativ hoffnungslosen Challenge bei einem Lateral, der doch recht klar ein Vorwärtspass war. Fox hatte auch schon in der Superbowl vor 10 Jahren so eine schlechte Challenge (als er glaube ich einen unmöglichen Spot gechallenged). Übrigens unterirdisch vom World-Feed, den SAT.1 übernimmt: Nur eine einzige, winzige kurze Wiederholung.
[00h53] Die erste ernst zu nehmende Angriffsserie der Broncos endet im Three and Out: Erstes Play als diese Package-Option, die Herrmann in der Preview angesprochen hatte. Manning übergab den Ball an RB Moreno für 2yds. Zweites Play ein quicker Kurzpass für #88 Thomas, aber Chancellor wartete in der Nickel-Formation unmittelbar mit dem großen Hit. Drittes Play, und erneut hyper-aggressive Defense, und keine Yards nach dem Catch.
[00h45] Denver 0, Seattle 5/Q1 10:21. 31yds-FG Hauschka. 9 Plays, 51yds, 4:27min Drive. Der Drive begann exzellent, als #11 Harvin um ein Haar zum TD durchgelaufen wäre: Ein saucooler „Jet Sweep“, den Aikman im Gamepass natürlich als Reverse analysierte… aber Harvin kam „nur“ 30yds weit und trat mit einem Fuß aus dem Spielfeld.
Danach quickes Gewichse der Seahawks. Wilson behielt den Ball einmal bei einem zone read Play (#DRINK), aber wurde kurz im 3rd-Down danach knapp vor dem 1st-Down gestoppt.
Carroll warf die rote Flagge wegen einer 3cm-Entscheidung im ersten Viertel der Superbowl. Hätte ich nicht gemacht, und schon gar nicht so knapp vor der EndZone. Aber was will ich einem Superbowl-Coach erklären…
Great challenge if you weren’t allowed to go for it on fourth down. Since you are, though…
[00h43] #Gefrierschrank New York #Superbowl-Blunder: Offizielle Temperatur bei Kickoff 9.4°C. Temperatur zu Kickoff von Superbowl VI in New Orleans: 3.9°C. Take that, ihr Kritikaster.
[00h40] Fast 64% der Abstimmenden in der Umfrage dieses Blogs sehen einen Superbowl-Sieger Seattle kommen. Das ist in Spread umgerechnet ein 4.5pts Spread pro Seattle.
[00h35]Denver 0, Seattle 2/Q1 14:48. Paukenschlag: Erster Spielzug, während Manning noch einen auf Omaha machen will kommt schon der Snap und der Ball segelt an Manning vorbei in die EndZone. RB Moreno schmeißt sich noch auf den Ball zum Safety. Schnellster Score ever in der Superbowl-Geschichte: Hester brauchte 2007 bei seinem Kickreturn-TD 14 Sekunden.
So Manning's faced the two fastest deficits in Super Bowl history without touching the ball either time. That's so fitting.
[00h28] Seattle gewinnt den Münzwurf von Spaßvogel „Broadway“ Joe Namath und deferred in die zweite Halbzeit. Damit wohl erster Ballbesitz für die Denver Broncos.
[00h23] Nationalhymne von Fleming dauert handgestoppte 2:04min. Also das Under für Las Vegas, aber über 100 Sekunden. #DRINK
[00h19] Raab bei SAT.1:
Fotoball ist ein Sport, der alle vereint. Da können Dicke und Dünne mitmachen!
[00h15] Over/Under für die Hymnenlänge von Renée Fleming ist 2:25min – die Wettbüros erklären sich diese Länge damit, dass sie als Sopranistin eher Opern-like performen wird, und damit eher langsam.
[23h57] Wir sind heute zu dritt. Einer ist für Seattle, Sabine für Denver, und ich kann mich so recht nicht entscheiden. Ich bin gespannt. Ich habe keine Ahnung wie es ist, ein Endspiel zu verfolgen, bei dem ich erst im Lauf des Spiels merke, wem ich die Daumen drücke.
[23h49] Die Superlative sind alle aufgebraucht, die Einwärmphase hat ein Ende, wenden wir uns also dem Essenziellen zu: Dem Spiel, dem sagenumwobenen Gipfel zwischen den Denver Broncos und den Seattle Seahawks. Der Fahrplan bis zum Kickoff lautet wie folgt: Um Mitternacht wird Sabine die Weißwürste auftischen. Um zirka zwanzig nach Mitternacht gibt es die Nationalhymne mit Renée Fleming. Danach den Münzwurf und anschließend gegen halb eins den Kickoff.
[22h35] Damit schließe ich das Vorglühen und wechsel gleich einen Stock tiefer, wo die Gäste schon eingetrudelt sind. In wenigen Minuten gibt es Mitternachtsweißwurst und die Öffnung des Liveblogs fürs Spiel.
[23h27] Wird das positive Bild von New Jersey doch noch getrübt? Die Überbringung von tausenden Fans aus Manhatten hinüber nach East Rutherford soll übelst schleppend vorangehen. Ein ärgerlicher Mob an Fans aus beiden Lagern soll sich gegen Jersey verschworen haben und der Wut via Sprechchören lauthals Luft machen.
Das Stadion ist entsprechend noch halb leer, aber die Fans, die dort sind, sollen in der überwiegenden Mehrheit dem Broncos-Lager angehören. Vermutlich wird sich die Aufregung aber bis Kickoff gelegt haben.
[23h10] Einige letzte Lesetipps als Vorbereitung für die Superbowl seien noch nachgeschoben:
Seattles „unsaubere“ Spielweise ist ein Mythos. Jason Lisk hat bei The Big Lead die Defense der Seahawks unter die Lupe genommen und unüberraschend herausgefunden, dass die Mär von der nur dank „Holding“ so dominanten Seahawks-Defense eben… eine Mär ist.
Better Days Ahead. Michael Tanier nimmt bei Sports on Earth die Zukunft der NFL unter die Lupe. Ein großartiges Stück, das ich einzig im Teil der PED (performance enhancing drugs) stark anzweifeln möchte. Aber auch hier: So viel man an Goodell kritisieren kann, alles zu kritisieren ist auch wieder ungerecht.
[22h10] Das NFL-Network verbringt seine Zeit auch mit sinnvollen Dingen…
Warren Sapp und Michael Irvin mit der Frage der Fragen
[21h52] Nachtrag zu Derrick Coleman, dem gehörgeschädigten Profi von heute in der Superbowl (siehe Post um 17h42): Der MDR resp. Heiko Oldörp hat ein kurzes Interview mit Coleman gefahren („die anderen hänselten ihn, aber Coleman tat das, was ihm am leichtesten fiel: Er hörte nicht hin“): Die Geschichte des gehörgeschädigten Profis Derrick Coleman.
[21h12] Der Filmschauspieler und Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman ist heute überraschend in New York gestorben. Hoffman ist aus Mathletics-Sicht interessant, weil er in der Verfilmung des Buchs Moneyball – The Art of Winning an Unfair Game (zu dem ich eine Recap in der Offseason schreiben werde, versprochen!) die Rolle des störrischen Managers der Oakland A’s, Art Howe, spielte:
[21h02] Kein Tippfehler beim NFL Network. Das war wirklich Brett Favre:
[20h45] Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es nun her, dass John Fox schon einmal eine Mannschaft in der Superbowl angeführt hat: Es war am 3. Februar 2004 im Reliant Stadium von Houston, als Fox der Head Coach der Carolina Panthers war. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich die Superbowl wirklich live im TV verfolgte. In den Jahren zuvor hatte ich nur das Tape gesehen.
Die Panthers waren etwas, das ich heute als Freak-Team bezeichnen würde. Ich würde sie hassen, weil sie meine Advanced-Stats Berechnungen killen. Sie waren ein Team, zwei Jahre entfernt von einer 1-15 Saison. Sie hatten bestenfalls durchschnittliche Offense und bestenfalls unterdurchschnittliche Pass-Offense (deren QB-Coach übrigens: Mike McCoy). Sie konnten nur eines, und das war Defensive Line (das allerdings gewaltig). Es war ein Team, das foxiger war als alles, was John Fox jemals sonst produziert hat. Aber ich liebte dieses Team. 20 Saisonspiele, 14 Mal ein Ende innerhalb eines Scores, und fünfmal Overtime. Am Ende fehlte ein einziger Vinatieri-Kick, und sie hätten eine sechste Overtime erzwungen – diesmal in der Super Bowl.
Die Panthers hatten die beste Defensive Line, die ich bisher gesehen habe. DE Mike Rucker. DTBrentson Buckner. DT Kris Jenkins. DE Julius Peppers. Jenkins und Peppers in einer Defense Line: Besser geht es nicht. Und Defense Line war das einzige, was diese Jungs wirklich besser als der Durchschnitt konnten.
Es war keine Rabauken-Mannschaft. Es war schlicht disziplinierter Fox-Football. Turnovers vermeiden in der Offense. Dieser QB Jake Delhomme, der aus dem Nichts gekommen war, wurstelte sich mit gerade ausreichend Plays durch die Saison. Die Defense legte sich wie Mehltau über den Gegner, aber sie machte keine Fehler.
Das Team gewann irre Spiele. 16sek vor Schluss den Season-Opener. Im zweiten Spiel der Saison rettete ein geblockter PAT (!) gegen den Titelverteidiger Tampa Bay das Spiel in die Overtime (die Carolina gewann). Sie bezwangen die hoch favorisierten Rams in einem All-Time Klassiker in doppelter Overtime in deren Dome, nachdem sie das Powerhouse St Louis immer wieder in der RedZone bei Fieldgoals gehalten hatten. Sie schlugen auswärts die Eagles in einem Spiel, in dem du als neutraler Zuschauer depressiv wirst: 14-3 Endstand, eine Arena, so leblos wie der Zentralfriedhof in Außergrottenberg.
Und dann die Superbowl. Das Spiel der Spiele. Patriots vs Panthers ist bis heute eines der außergewöhnlichsten Sportspiele, die ich verfolgt habe. Ein Hängen und Würgen fast eine Halbzeit lang. Eine Punkteexplosion zur Pause. Ein punkteloses drittes Viertel, und dann ging es im Schlussviertel wie Kraut und Rüben zu. New England bekam am Ende den Ball an der eigenen 40, weil der Panthers-Kicker den Ball ins Aus geschossen hatte. Das half, und Brady orchestrierte die Offense ein letztes Mal zum last-Second Kick das Spielfeld runter. Vinatieri versenkte und wurde zur Legende.
Seither hoffe ich, dass Fox doch einmal eine Superbowl gewinnt – heute oder irgendwann. Es war ein derart begeisterndes Spiel, eine derart gut gecoachte Mannschaft, die zwei Meilen über ihrem Leistungsniveau spielte. Es war fantastisch, und ich hoffe, es wird heute, zehn Jahre danach, noch einmal fantastisch werden.
Die furchtlose Superbowl-Vorschau 2014
[18h45] Lass uns zur Glaskugel kommen. Herrmann lässt folgende Prognose ausrichten:
Ich sehe Seattle knapp vorne. Auf der defensive Seite haben sie das perfekte Peyton-Gegengift: sie können mit ihren vielen pass rusher auch ohne blitzes konstant Druck auf den Quarterback machen und tief nehmen Thomas/Sherman jedes big play weg. Offensiv brauchen sie unbedingt big plays. Mit einem Wilson, der manchmal sechs, sieben oder gar acht Sekunden rumläuft, bevor er wirklich alle pass rushers abgeschüttelt hat gegen die suspekte secondary Denvers sollten Seattle die big plays auch bekommen. Seattle mit ´nem TD, over/under Gesamtpunkte: 41.
Ein überraschend niedriges Over/Under von Herrmann. Seminole sieht es so:
Die Seahawks sind die bessere Mannschaft. Sie sind schneller, jünger, lauter: Sie haben eine in allen Facetten talentiertere Mannschaft. Und gewinnen werden die… Broncos, und zwar mit 23-20. Der Grund ist Peyton Manning. Er ist der beste Spieler am Platz und manchmal reicht es, den besten Spieler am Platz zu haben. Peyton hat einen Auftrag und er wird sich diese vielleicht letzte Chance seiner Karriere nicht entgehen lassen. Pete Carroll wird ihm alles entgegenwerfen was er hat, aber Peyton wird die richtigen Antworten finden und die GOAT Season abschließen. Glaube ich. Hoffe ich. Erwarte ich. Go Broncos.
Ich will mich nicht um eine kurze Einschätzung zu Super Bowl XLVIII drücken. Die ganz fetten Previews hat Alexander Herrmann schon am Freitag und Samstag abgearbeitet, und ich habe glaube ich das meiste, was ich von Denver Broncos vs Seattle Seahawks erwarte, schon im Verlauf der kompletten Saison geschrieben. Vor allem das Matchup der Broncos-Offense gegen die Seahawks-Defense verdient alle Superlative, die es bekommt und von denen wir schon gar nichts mehr hören können, weil wir schon im September dazu tendieren alles hochzujazzen, als wäre es das Größte seit Erfindung der Weißwurst.
Es ist schlicht eines der besten Matchups aller Zeiten, das dieser Sport jemals gesehen hat. Von daher bin ich doch noch fast „froh“, dass wir dieses Matchup nicht für ein Schneetreiben vergeuden, so schön der Schneefall gewesen wäre. Aber gut. Anbei noch einmal die Tabelle mit den Effizienz-Stats, die ich schon im Power-Ranking letzte Woche gepostet habe:
Profile der Superbowl-Teams 2014 (zur Vergrößerung klick mich)
Es ist schlicht und einfach nicht möglich, einen klaren Favoriten ausfindig zu machen. Die amerikanischen Sportwetter haben ihr Statement abgegeben, und es fiel pro Broncos aus: Obwohl Las Vegas mit minimalem Favoritenstatus pro Seattle eröffnete, wanderte die Line unter der Woche ganz langsam gen Denver. Das überrascht mich. Wenn man sich die Previews der hier bekannten US-„Mathleten“ ansieht, sehen sie alle ganz, ganz leicht die Seahawksvorn.
Ich auch. Die Gründe:
Das Matchup zwischen Peyton Manning und der Legion of Boom ist ein sehr transparentes. Peyton macht recht wenig Überraschendes; Seattle macht recht wenig Überraschendes. Das sind keine extrem komplexen Units, sondern zwei Mannschaftsteile, die auf punktgenaue Ausführungsqualität setzen. Jeder weiß, was Peyton Manning macht, aber keiner kann Manning stoppen.
Mannings größte Stärke: Er „manipuliert“ die Safetys, wie die Amerikaner so schön zu sagen pflegen. Insofern wird es heute in allererster Linie das Duell zwischen Manning und dem besten Safety der NFL, #29 Earl Thomas, werden. Das wird das alles dominierende Matchup, nicht WR #88 Thomas gegen CB #25 Sherman.
Auf Empfehlung des großartigen Grantland-Podcasts habe ich mir heute noch einmal ein bissl die Seahawks reingezogen: Sie spielen eine eigenartige Variation der Cover-3 Defense, mit einem Safety Chancellor, der sehr hoch steht, und einem Free Safety Thomas, der im prinzipiell zwei Routen zugleich killt: Seam-Routen und Fade-Route. Das sind die beiden Routen, die in der Cover-3 Defense die anfälligsten sind. Thomas gilt als gut genug, die beiden Routen mit seinem Speed zu verteidigen. Das spart den Seahawks einen ganzen Spieler, und deswegen sind die Seahawks auf „außen“ fast nur tief zu bezwingen. Und das bedeutet: Pässe gegen die Deckungen von Sherman und Jeremy Lane. Ich würde nicht drauf wetten, dass Manning gegen den variationsreichen und tief besetzten Passrush der Seahawks konstant diese Zeit bekommt.
Denver wird vieles versuchen, um #88 Thomas von Sherman wegzuziehen. Es wird ihnen manchmal gelingen, denn Sherman gilt eher als Spieler, der sich auf eine Spielfeldseite zu konzentrieren hat. Aber wen „opfert“ man dann? Decker? Welker? TEJulius Thomas? Das wird zu beachten sein.
Und noch einer: Seattles tiefe Zonen in der Spielfeldmitte dürften für Denver tote Zonen sein; Seattle sah, wie ich unter der Woche las, dieses Jahr acht (!) tiefe Passversuche über die Spielfeldmitte. Nicht „Completions“. Versuche. Im Jahr davor waren es deren 15. Wer war nochmal der beste Safety der Liga?
Auf der anderen Seite wird es spannend zu sehen, wie Seattle versuchen wird, eine zeitfressende Offense auf das Feld zu schicken. In den letzten Wochen mutierten die Hawks immer mehr in Richtung boom or bust Offense: Das Laufspiel sieht über RB Lynch, der mit seinen Dreadlocks immer kämpft wie ein Löwe, immer sehr herzhaft aus, aber überragend effizient ist es nicht – und Denver kann in der Defense eines: Laufspiel abwürgen. DT Knighton („Pot Roast“) ist sicher der Ankermann, aber es braucht nicht einmal einen überragenden Knighton: Das ist eine Defense Line von John Fox; alle Defensive Lines des John Fox sind diszipliniert und vom Laufspiel nicht konstant zu bezwingen – auch nicht, wenn mit Von Miller, Derek Wolfe und Kevin Vickerson drei wichtige Starter fehlen werden.
Das ist das Eine. Das andere ist die von vielen als Schwachstelle ausgemacht Left Guard-Position der Seahawks. Ich bin skeptisch, ob es ein beast mode Spiel wird.
Zum Passspiel. Auch wenn Russell Wilson nicht mehr der ganz große Burner des letzten Jahres und der ersten Saisonhälfte ist, er kann an einem guten Tag jede mittelprächtige Defense schlagen.
Und so brauchbar Denvers Lauf-Defense sein wird, ich fürchte, die Broncos haben nicht genügend Waffen im Passrush um Wilson schnell genug unter Druck zu setzen. Sie haben einen RE Shaun Phillips, und auf der anderen Seite? Ein Rob Ayers? Mincey? Ist irgend einer dieser Jungs schnell genug durch um Wilson unter Druck zu setzen? Ist irgendeiner diszipliniert genug um Russell Wilson nicht losscrambeln zu lassen? Kannst du wirklich einem LB Trevathan (der 4-3 OLB in Denver) die Aufgabe des Spys zuteilen? Viele Fragen, keine überzeugenden Antworten.
Wo ich weniger Sorge habe: Das Defensive Backfield. CB Bailey und CB Rodgers-Cromartie dürften durchaus die Qualität haben um die guten, aber nicht großartigen Wide Receivers der Seahawks – Tate und Baldwin – zu kontrollieren. Aber was ist mit dem X-Faktor: Percy Harvin. Wie fit Harvin ist, weiß niemand.
Welche Pläne OffCoord Quinn mit Harvin hat, ist auch nur vage bekannt. Ich erwarte, dass Quinn analog dem Saints-Spiel sehr schnell versuchen wird, Harvin in Szene zu setzen. Schon allein Harvins Präsenz ist wichtig: Er wird Denvers Defense-Pläne beeinflussen. Und ein Harvin als Kickreturner gegen die üble Kick-Coverage der Broncos? Mismatch hoch drei. (Denvers K Prater hat mit die wenigsten Touchbacks in der Liga)
Und dann kommen die Refs. Terry McAuley ist der Head-Ref, und McAuley hatte schon vor acht oder neun Jahren in der Superbowl zwischen Patriots und Eagles eine bestenfalls durchschnittliche Vorstellung. Denver und Seattle sind die beiden Teams, die mehr Strafen kassieren als alle anderen NFL-Teams. Wie schnell die Refs Kontrolle über das Spiel kriegen, wird wichtig für den Spielverlauf. Wie viel sie im späteren Spielverlauf an Körperkontakt durchgehen lassen, wird möglicherweise mit entscheidend – in die eine oder andere Richtung.
Je länger ich schreibe und darüber nachdenke, desto mehr komme ich zur Überzeugung, dass ich die Seattle Seahawks zurecht schon die ganze Zeit vorne sehe. Es ist kein großer Vorteil; es ist schlicht gefühlt in mehreren Phasen des Spiels ein leichter Vorteil. Denver hat Peyton Manning. Seattle hat ein das bessere, tiefere Gesamtpaket.
Manning kann die Seahawksschlagen, keine Frage. Aber er wird ein extrem gutes Spiel nahe der Perfektion brauchen. John Fox wird seine konservative Ader in der RedZone aufgeben müssen und möglicherweise anstelle von FieldGoals auf Touchdowns gehen (da habe ich echt Angst um Denver) – die RedZone-Units von Denver und Seattle gehören jeweils zu den allerbesten.
All in all: Seattle ist mein leichter Favorit in einem Spiel, in dem ich absolut keine Ahnung habe, wem ich die Daumen drücken werde.
Die Charaktere der Super Bowl 2014
[17h42] Es wird Zeit, auch auf eine weitere sehr bemerkenswerte Geschichte hinzuweisen: Derrick Coleman, Backup-RB bei den Seattle Seahawks, der sich als fast tauber Spieler durchgebissen hat. Coleman hatte schon beim Media-Day einen Auftritt, der die Journaille hellauf begeisterte. Sein Werbe-Video für Duracell hat bereits Legendenstatus:
In 2014, Richard Sherman has made himself known, and we should be thankful for this. His story is a quintessentially American one; it’s banal and heartbreaking to say it couldn’t have happened in any other place or time, but some of what sets Richard apart in his rags-to-riches trajectory is how deeply he wants to be representative of a much larger group of men and women like himself. He is not, as they say, simply along for the ride.
Sherman hat mittlerweile Marshawn Lynch als “Gesicht der Seahawks” abgelöst und ist spätestens seit seiner Pöbelei gegen Michael Crabtree nach dem NFC Championship Game zu einer der ganz heißen Storys der NFL geworden. Der Artikel beschreibt Sherman und seinen Weg von Compton/Los Angeles hoch an die renommierte Stanford University und weiter – allen Anfeindungen seines dortigen Head Coaches Jim Harbaugh (!) zum Trotz – zu den SeattleSeahawks. Sherman, ich betone es noch einmal, gilt als intelligenter Knabe. Er schreibt zum Beispiel bei Sports Illustratedeine Kolumne, die viele „Journalisten“ in den Schatten stellt.
Demariyus Thomas (“The Quiet Man”)
On March 15th, 1999, Demaryius and his family were asleep in their home in Montrose, Georgia, when police officers pounded on their door.
“I got up out of bed and heard a loud noise,” Demaryius told ESPN. “Somebody kicking down the door. I’m just scared at that moment, I didn’t know what to do. I see my mom on the bed, handcuffs behind her back.” Demaryius’ mother, Katina Smith, and grandmother, Minnie Pearl Thomas, had been arrested for manufacture and distribution of cocaine.
The Rumpus erzählt eine Geschichte, die ich noch nicht kannte: Demariyus Thomas wuchs quasi als Waisenkind auf, nachdem seine Mutter und Oma wegen Drogendealerei zu jeweils extrem langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Eric Decker (“The Celebrity”)
Before Eric appeared on the national stage, the most famous thing about Cold Spring may, sadly, be a 2003 shooting at the high school when two students were killed by a 15-year old classmate. Eric was a junior at the time; he knew each of the victims.
Eric avoided the line of fire by hiding in a closet for 45 minutes with several classmates. “Every girl was crying, every guy was trying to stay calm, and when they came and got us, we had to go across the street to the elementary school with our hands up,” Eric told the Denver Post. “That moment, you’ll never forget. It changes your life in a second.”
Decker wurde als Schüler Zeuge eines Amoklaufs an der Schule, bei dem zwei Freunde erschossen wurden.
Russell Wilson (“The Underdog”)
This means that dozens of backup quarterbacks—guys who wander around on the sidelines with a clipboard and a cute stocking cap every Sunday—make more than Russell. The Minnesota Vikings, a team that won five games in 2013, have three quarterbacks on their roster who each made at least double Russell’s salary and had the temerity to cash the checks.
There’s a correlation between Russell’s modest height and modest paychecks. NFL teams want a 5’10” quarterback about as much as Emeril Lagasse wants Flamin’ Hot Cheetos in his gumbo. The knocks are familiar: too fragile, too scrawny, and too short to see over those giant offensive linemen. The last time a 5’10” quarterback even threw as many as 20 touchdowns occurred when Doug “Flutie Flakes” Flutie did it, back when Marcy Playground was tearing up the charts.
Russell Wilson war schon immer ein Mann, der gegen Vorurteile ankämpfen musste. Und dann starb sein Vater und Förderer vor seinen Augen an einem Herzinfarkt…
Peyton Manning („The Auteur“)
The dry, affable everyman he tends to portray off the gridiron belies the fact that Peyton is a phenomenally intense guy who, by his own deliberate design, has become the greatest quarterback of his generation. If Tom Brady is the George Clooney of the NFL (looks, charm, specific skill set) and Tony Romo is the Johnny Depp (underrated risk-taker who often makes disappointing choices) then it’s tempting to call Peyton the Tom Hanks or Daniel Day-Lewis. Yet, that is not the case; what Peyton does is so cosmically innovative that there is no modern-day equivalent. He’s the NFL’s Buster Keaton.
Wie gesagt, es ist jedes Jahr einer der Artikel, auf die ich im Vorfeld der Super Bowl am sehnsüchtigsten warte, und auch dieses Mal hat die Vorschau für Leute, die kein Football kennen, nicht enttäuscht.
Sideline Reporter Drinking Game 2014
[15h58] Das offizielle Drinking Game von Sideline Reporter sei auch wieder angeführt. Nachdem ich letztes Jahr Beschwerden ob Anstiftung zu Alkoholismus bekam, sei das Drinking Game dieses Jahr auf Bier und Shots reduziert. Für Bier empfehle ich Maxlrainer („unsereiner trinkt Maxlrainer“), für Shots geht alles gut, aber in Ehren eines Studienkameraden bleibe ich diesmal beim Obstler.
Ein Schluck Bier
Jedes Mal, wenn ein Kommentator „Superbowl 48“ (in Worten: Superbowl achtundvierzig) sagt
Jedes Mal, wenn Troy Aikman seine Superbowl-Ringe in die Kamera hält.
Jedes Mal, wenn Troy Aikman „you know, Joe“ sagt
Für jede Einblendung von John Elway
Für jede Einblendung von Richard Shermans Rant
Für jede Einblendung eines kaugummikauenden John Fox
Für jede Einblendung eines kaugummikauenden Pete Carroll
Jedes Mal, wenn Peyton Manning und kaltes Wetter in einem Satz erwähnt werden.
Für jede Erwähnung von „New Jersey“
Jedes Mal, wenn Joe Buck „Peyton’s legacy“ sagt
Jedes Mal, wenn Eli Manning und „ein Superbowl-Ring mehr als Peyton“ erwähnt wird
Für jede Erwähnung von Seattles „12th man“
Für jede Einblendung von Eli Manning
Zwei Schluck Bier
Jedes Mal, wenn Troy Aikman „Momentum“ sagt
Jedes Mal, wenn Frank Buschmann „Momentum“ sagt
Jedes Mal, wenn ein Kommentator das kalte Wetter erwähnt
Jedes Mal, wenn Richard Sherman und Stanford in einem Satz erwähnt werden.
Jedes Mal, wenn Marshawn „Beast Mode“ wird
Für jede Erwähnung von Bruno Mars
Drei Schluck Bier
Jedes Mal, wenn Jan Stecker „Momentum“ sagt
Jedes Mal, wenn Jan Stecker „Joe Montana ist der beste QB aller Zeiten“ sagt
Jedes Mal, wenn Jan Stecker „Peyton Manning braucht den zweiten Ring um zu den fünf besten QBs ever zu gehören“ sagt
Wenn Richard Sherman nach Spielende von Erin Andrews interviewt wird.
Ein Shot
Für Münzwurf HEADS
Für Münzwurf TAILS
Für jeden Turnover
Für jeden Punt
Für jeden Pass-Touchdown Peyton Mannings
Für jede Interception Richard Shermans
Für jeden Sack gegen Peyton Manning
Für jeden Wilson-Lauf bei der „read-option“
Für jedes verkickte Field Goal
Für jede gelbe Flagge
Wenn die Seahawks gewinnen.
Wenn die Broncos gewinnen.
Für die erste Overtime
Wenn ein QB MVP wird
Zwei Shots
Wenn die Hymne über 100 Sekunden dauert
Jedes Mal, wenn Pete Carrolls Vergangenheit bei den Jets erwähnt wird
Jedes Mal, wenn Matt Praters Rekord-Kick eingeblendet wird
Für jedes three and out der Broncos-Offense
Jedes Mal, wenn Peyton Manning „Omaha“ audibled
Für jedes Personal-Foul
Für jeden Wes-Welker Drop.
Für jeden Zentimeter Schneefall.
Für die zweite Overtime
Wenn kein QB MVP wird
Drei Shots
Für die dritte Overtime
Für jede Einblendung von Skittles
Wenn dich deine Mitgucker fragen, was Bruno Mars ist
Vier Shots
Jedes Mal, wenn Peyton Manning „Heidi“ audibled
Schnapsflasche auf Ex
Wenn der Extrapunkt im Schnee stecken bleibt
Prost.
Superbowl-Commercials
[15h41] Keine zwei Monate Ruhe vor Tebow. Tebow wird heute einen spektakulären Superbowl-Werbeclip haben, in dem er für T-Mobile wirbt („Everyone thinks I want a contract, but without one, I’ve done so much this year“) – zu sehen bei Youtube. Der Mann ist echt besser dran als Pundit als wenn er sich als Karikatur seiner selbst bei den Backups im Roster rumschlägt. Werbestar auf ewig.
[15h00] Die Superbowl dürfte eines der wenigen Events sein, bei denen sich die Zuschauer bemühen, auch die Werbespots mitansehen zu dürfen. Sie gehören zu den Highlights der TV-Übertragung. Sie spülen dem übertragenden Sender (heuer FOX) in den Staaten Moneten in Rekordhöhen in die Taschen. In diesem Jahr soll FOX pro 30 Sekunden Werbeplatz rund 4 Mio. Dollar kassieren.
Für so viel Geld sind natürlich so gute Werbespots notwendig. Viele der großen amerikanischenKonzerne drehen extra für die Super Bowl ihre besten Spots und präsentieren sie dort dem größten Publikum (rund 100 Mio. sehen sich die Super Bowl in den Vereinigten Staaten im Schnitt über die Sendezeit an!).
Einer meiner großen Favoriten ist auch nach über zehn Ausgaben immer noch der Budweiser-Clip nach 9/11, bei allem Pathos-Gehabe. Kein besserer Weg um die Folgen eines Anschlags mit einem Schluck Bier runterzusaufen. Budweiser lässt auch diesmal nicht von seinen Clydesdalern los, aber der Star eines der diesjährigen Budweiser-Commercials ist ein anderer Knabe:
Der Clip ist seit Mittwoch online und schon mit über 32 Millionen Klicks versehen. Budweiser hat auch einen Clip der Güteklasse „Hero’s Return“ für dieses Jahr, mit einem strahlenden Army-Soldaten, der von den Rössern durch einen Festzug in der Stadt getragen wird… naja.
[14h27] Bestimm kennen viele Leser New York City besser als ich, deswegen auch keine detailliertere Einführung in diese Megastadt. Alles, was es superbowl-mäßig zu sagen gibt, ist die schwierige Vorstellung, dass der zur Superbowl-Meile umfunktionierte Time-Square am Broadway in diesen Tagen noch chaotischer aussieht als normalerweise gewohnt:
Der Time-Square
Da kriegst du selbst als junger Hüpfer Epilepsieanfälle, aber es gilt wie immer der alte Spruch von der Kellys School of Business: Marketing is the mother of all sciences. Insofern kann man die Minuten des Anblicks des Time-Squares nur genießen und hoffen, danach noch geradeaus und nicht im Kreuz zu sehen.
Time-Square
Geschäftstreiben. Taxi, bitte!
Time-Square bei Nacht. Pass auf deine Augen auf
Das berühmte Flatiron Building ein paar Straßen vom Time-Square am Madison-Square
New York ist der Partyteil der Superbowl 48. Hier treffen sich die wichtigen Promis und die Katzenbergers der USA um zu feten. Der sportliche Teil wird über dem Fluss in New Jersey abgewickelt, vom Spiel über die ganze Vorbereitung vor der Woche: Media-Day war in Jersey, die Teams trainierten in Jersey, Spiel und Tailgating-Partys finden in Jersey, dem Garden State, statt. Viele der von mir gelesenen US-Schreiber wie Mike Tanier oder Will Leitch haben im direkten Vergleich dem „Jersey“-Teil der Superbowl einen deutlichen Vorteil gegenüber dem „Broadway“-Teil der Superbowl gegeben.
This has been a New Jersey Super Bowl week with an Empire State Building photobomb. New Jersey has been making all of the effort so New York can strut in and hog all the credit. New Jersey has embraced the Super Bowl. New York swallowed it whole and did not even burp.
The game, of course, is in East Rutherford, N.J. Media Day was in Newark, N.J. Most of the team interviews have taken place in Jersey City, N.J. Both teams practiced in New Jersey facilities.
What did New York do? It broadcasted, like it always does. It hosted expensive parties and feasted on tourist dollars, like it always does. And it provided hotel space, a wonderful thing when you dash off to Manhattan to catch Book of Mormon or do other touristy stuff, but a terrible thing when all the real work is being done in New Jersey. Enjoy the New York-New Jersey commute, exactly backwards of the way otherwise sane people do it, two or three times daily!
Here’s a pretty safe prediction: This will be the last Super Bowl they ever have in New York/New Jersey.
Super Bowl Week, so far, has not been poorly run. The weather is cooperating; it’s even supposed to be sorta warm on Sunday. The Sheraton Times Square hotel has served as an efficient, well-located media hub; Radio Row is the madhouse it always is, but not in any particularly unusual way. Volunteers are helpful, transportation is reliable and all schedules are being vigorously adhered to. It’s all working out. It’s not Atlanta, it’s not Jacksonville, it’s not Detroit. Everything is going fine.
But this will be the last Super Bowl they ever have in New York/New Jersey for one reason: No one in New York seems to notice the Super Bowl is even happening.
Vielleicht ist es nicht so extrem wie Leitch es andeutet. Immerhin wurde der Nabel von Manhattan, der Broadway/Time-Square, zeitweise umfunktioniert, aber im Vergleich zu anderen Städten sieht die Super Bowl trotzdem wie ein relativ marginales Element aus.
Das hört sich alles nicht nach Traumehe “New York und Super Bowl” an. Wie wohl die NFL darüber denkt, dass ihr absolutes Ausnahmeprodukt – die Super Bowl – in der aufregendsten Stadt vergleichsweise untergeht? Verschluckt wird von diesem Moloch mit seinen fünf Stadtbezirken, tausend Kulturen und nochmal hoch tausend Menschen? Die Traumehe „New York und Super Bowl“ scheint das Experiment auf alle Fälle wert gewesen zu sein, und sei es bloß, dass wir nun die Grenzen des Events „Super Bowl“ kennen.
Das MetLife Stadium
[12h17] Super Bowl 48 findet im MetLife Stadium in East Rutherford im Bundesstaat New Jersey statt. Das Stadion selbst ist einer der Hauptgründe, weswegen das Endspiel überhaupt zum ersten Mal seit der „vor-Superbowl“ Ära im Großraum New York stattfindet, da die NFL wie gesagt das Versprechen der Superbowl-Vergabe abgab.
Das Stadion kurz vor der Vollendung 2010 – Bild:Wikipedia
Das MetLife Stadium ist eines der teuersten Stadien der Welt mit einem geschätzten Baupreis von runden 1,6 Milliarden Dollar. Und das, obwohl sowohl Jets als auch Giants bei der Entscheidung darauf verzichteten, ein Dach über den Kopf zu bauen – zu teuer. Somit ist MetLife Stadium der einzige der in den letzten Jahren neu erbauten NFL-Tempel, der noch ganz klassisch im alten US-Way gebaut ist: Riesige Tribünenränge, aber open air.
Das Stadion steht draußen vor den Toren von Newark/NJ und Manhatten/NY, und es ist umgeben von einer seelenlosen Beton- und Asphaltlandschaft. Runde 27.000 Parkplätze soll es um die Arena herum geben, was sensationell für eine Tailgating-Fete im September sein dürfte, aber viel mehr kannst halt sonst nicht machen. Restaurants, Shopping-Malls in erreichbarer Weite zu Fuß? Fehlanzeige. Nur Beton, Highways und über dir pausenlos startende Flugzeuge vom nahe gelegenen Flughafen in Newark.
Auch innen ist die Arena relativ stark in Grau gehalten, denn Grau ist die neutrale Farbe zwischen den blauen Giants und den grünen Jets, die sich die Arena teilen. Das gibt dem leeren Stadion einen recht trostlosen Eindruck. Allerdings gilt das MetLife Stadium auch als eine Arena, bei dessen Planung man sehr darauf bedacht war, jeden Sitzplatz so zu halten, dass er optimale Sicht auf das Spielfeld gibt. Und das trotz der gigantischen Dimensionen dieses Stadions: Man könnte das Giants-Stadium, das früher nebenan stand und 78.000 Leuten Platz bot, komplett in den Innenraum des Metlife Stadiums stellen, und es hätte locker Platz!
Ein Clou am MetLife Stadium ist neben den gigantischen HD-Videoboards im Innenraum auch die Beleuchtung der Außenfassade, die nach dem Vorbild der Allianz Arena gemacht ist: Leuchtpaneele hinter der Aluminiumfassade können das Stadion nach außen je nach Heimspielmannschaft entweder in Blau oder in Grün hüllen.
Noch eine Parallele zum Münchner Stadion: Die Allianz-Gruppe wollte sich die Namensrechte kaufen. Der Versuch scheiterte allerdings, denn die jüdische Gemeinde kam mit ihrem Argument, die Allianz habe zwielichtige Rollen im Dritten Reich gespielt, durch. So kam MetLife zum Zug um sich die Rechte an dieser riesigen 82.000er-Schüssel zu kaufen.
Etwas, das alle dem Stadion bescheinigen: Es ist ein Vorreiter in umweltfreundlichem Bauen. Für ein Land wie die Vereinigten Staaten, in denen Energie sparen noch ein recht zartes Pflänzchen im Wortschatz ist, verbraucht das Stadion relativ wenig Energie (z.B. 30% weniger als das alte Giants-Stadium, das nur halb so groß in den Dimensionen war). Rund um die Arena gibt es haufenweise Solarpaneele, und Recycling wurde schon bei der Planung groß geschrieben.
Und noch etwas: Das MetLife Stadium ist als Footballarena gebaut und wird als solche genutzt. Es unterscheidet sich damit in angenehmer Weise von Vergnügungstempeln wie Arlington/Dallas, sagen die Befürworter. Die Gegner sehen hier eher ein langweiliges, ohne besondere Liebe gebautes, Stadion, das halt gute Sicht aufs Spiel bietet (das ist eh nicht wichtig!). Nachfolgend noch eine kurze Bilderserie vom Blogleser Mike, der ein Jets-Heimspiel besuchte:
Das MetLife Stadium vor einem Jets-Heimspiel auf dem Parkplatz.
Vor dem Stadion.
Zwölf Minuten bis zum Kickoff beim Blick auf die Parkplätze
Das Aufwärmen im sich langsam füllenden Innenraum
Die Nationalhymne
Die riesigen Videoboards
Die Jets-Fans draußen vor der Kantine
Hard Count Podcast
[11h24] Mit Freuden vernehme ich, dass der Hardcount Podcast pünktlich zur Super Bowl ein Comeback feiert: Die Ausgabe #23 beschäftigt sich mit den Coach-Wechseln, Geschichten rund um die Super Bowl, und einer Analyse des Endspiels. Ich hatte noch nicht die Zeit, ihn mir anzuhören, aber hier schon einmal der Verweis auf den Podcast:
Ich halte diesen Podcast für einen sehr, sehr guten, den man sich anhören sollte, wenn man sich näher mit der NFL beschäftigt.
Hall of Fame Class 2014
[10h33] Damit zur Wahl der Hall of Fame-Klasse von 2014. Heuer wurden sieben neue Mitglieder aufgenommen. Es ist eine Klasse ohne die ganz großen Weltstars, unter anderem auch weil keine Quarterbacks dabei sind, aber das heißt nicht, dass sie ganz ohne Kontroverse abgelaufen ist.
DE Michael Strahan gilt als größter Star der Klasse 2014. Strahan ist in den Staaten bekannt als die „große Zahnlücke“ und es ist unschwer zu erkennen, warum. Strahan spielte 15 Jahre lang bei den Giants und war siebenmal Pro Bowler, viermal All-Pro und einmal Defensivspieler des Jahres. Er brachte 142 Sacks zustande. Strahan ist auch deswegen bekannt, weil er den Rekord für die meisten Sacks in einer Saison hält: 22.5. Es ist ein Rekord, der als umstritten gilt, da Strahan im allerletzten Spiel der Saison einen Sack von Brett Favre „geschenkt“ bekommen haben soll. Das Video des Sacks gibt es bei Youtube. Dieser Sack ist eienr der Gründe, weswegen Strahan komischerweise kritisiert wird: Er sei des Rekords nicht würdig.
Strahans letztes Spiel seiner Karriere war die Super Bowl XLII, das gigantische Upset der Giants gegen die Patriots. Es war eine Saison, vor der Strahan eigentlich schon hatte zurücktreten wollen. Er entschied sich zu bleiben, die Giants rauften sich nach anfänglichen Zuständen wie in einem Tollhaus doch noch zusammen und Strahan wanderte mit Ring in den Ruhestand. Heute ist er Studiopundit bei FOX.
OLB Derrick Brooks. Wenn Strahan auch aufgrund seiner medialen Persönlichkeit der bekanntere Name ist, so ist Derrick Brooks mit Sicherheit der Spieler, der als Spieler die größere Stempelmarke hinterließ. Brooks war der OLB, der das Funktionieren der „Tampa-2 Defense“ ermöglichte. Die Tampa 2 ist eine leicht abgewandelte Form der Cover-2 Defense, und sie gab noch mehr Verantwortung in die Hände des OLBs. Sie konnte nur mit einem untersetzten, flinken Linebacker funktionieren – einem Linebacker wie Brooks, der in dem Spielsystem der Tampa Bay Buccaneers zum Giganten wurde. Die Buccs-Defense um die Jahrtausendwende galt nicht als eine der rohen Gewalt, sondern als eine, die sich über Speed definierte – und sie war in der Version 2002 die letzte, die so stark dominierte wie Seattle dieses Jahr.
Brooks war in jenem 2002 der Defensivspieler des Jahres. Die Buccaneers gewannen die Superbowl, und sie gewannen sie mit Stil: Ein kompletter Abschuss der Oakland Raiders, samt 3 TD-Returns aus Interceptions. Die letzte davon machte Derrick Brooks.
Andre Reed. Reed war in den 80ern und 90ern Wide Receiver bei den Buffalo Bills. Er hatte 951 Catches über seine Karriere für 13198ysds und 87 Touchdowns. Die Wahl Reeds gilt als umstritten. Er war ein bekanntes Gesicht in den 90er Jahren, weil die Bills fast jedes Jahr die Superbowl erreichten, aber wenn Leute wie Marvin Harrison (1102 Catches, 14580yds, 128 TD in drei Jahren weniger als Reed) oder Tim Brown (1094 Catches, 14934yds, 100 TD ohne jemals mit einem richtig guten QB gespielt zu haben) wegen Reed draußen bleiben, gehen die Diskussionen los. Reed spielte fast seine ganze Karriere mit dem Hall-of-Fame QB Jim Kelly. Harrison spielte fast immer mit Peyton Manning, aber Harrison halt um Welten dominantere Statistiken. Harrison spielte in einer passlastigeren Ära, aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Harrisons Resümee nur noch von Jerry Rice geputzt wird. Tim Brown spielte ganz einfach… extrem lange. Er war der Mann, der erst ganz zum Ende seiner Karriere einen brauchbaren QB als Teamkollegen hatte: Rich Gannon.
Walter Jones. Jones war Offensive Tackle bei den Seahawks. Er galt als „Berg“, als Hüne mit seinen 1.96m und 145kg Kampfgewicht. Er war von 1997 bis 2009 der Left Tackle der Seahawks, und er war einer der wichtigen Gründe, weswegen die Seahawks Mitte des letzten Jahrzehnts die Superbowl erreichten: Die Hawks-Offense Line galt damals als dominanteste der Liga. Jones und sein Nebenmann Steve Hutchinson formten ein unüberwindbares Pärchen, hinter dem der eigentlich eher als mittelprächtig wahr genommene RB Shaun Alexander NFL-Rekorde aufstellte. Jones war neunmal Pro Bowler, siebenmal All-Pro und gehört zum NFL-Team des Jahrzehnts 2000.
DB Aeneas Williams. Williams war Defensive Backs bei den Arizona Cardinals und St Louis Rams. Er hatte Pech, dass die Cardinals zu seiner Zeit ihre schlimmsten Phasen durchmachten und als Synonym für die Hoffnungslosigkeit in der NFL galten. Williams‘ Profil wurde schon bei PFR herausgearbeitet.
An seiner Wahl gibt es eigentlich nur zu kritisieren, dass an seiner statt der G Will Shields draußen gelassen wurde. Shields war 12x Pro Bowler und 8x All-Pro und wurde nun zum dritten Mal nicht in die Hall-of-Fame gewählt. Also: Mit Shields und Marvin Harrison wurden zwei logische Kandidaten draußen gelassen. Weitere bekannte Leute, die nicht gewählt wurden: Jerome Bettis (RB Steelers/Rams), Tony Dungy (Headcoach Colts/Buccs), Eddie DeBartolo (Owner 49ers). Damit zu den Legenden-Picks, die ja auch immer zwei Plätze von den sieben kriegen.
Ray Guy. Ein Punter! Guy gilt als bester Punter der NFL-Geschichte. Seine Wahl wurde oft genug gefordert, aber immer wieder abgeschmettert mit dem Argument, ein Punter gehöre nicht in die Hall of Fame. Wenn dem so ist, dann sollte man den Punter abschaffen (wäre das wirklich so schlimm?). Da es aber Punter gibt, gibt es keinen Grund, den besten von ihnen draußen zu lassen. Ergo: Gute, längst überfällige Wahl.
Claude Humphrey. Humphrey war Defensive End bei den Falcons und Eagles.
Die NFL-Awards 2013/14
[09h35] In der Nacht auf heute wurden die offiziellen NFL-Awardsder AP-Press für die abgelaufene Saison vergeben. Die Gewinner sind überwiegend keine Überraschungen.
MVP: Peyton Manning. Nach der Rekordsaison gab es praktisch keine Zweifel mehr an Mannings fünfter Wahl zum NFL MVP.
Offensivspieler des Jahres: Manning. Man könnte höchstens überlegen, ob man diesen Award in Zukunft zu einem non-QB Award macht, um herausragenden Leuten auf anderen Positionen eine Chance zu geben.
Defensivspieler des Jahres: Luke Kuechly. Kuechly ist der Inside Linebacker der Carolina Panthers. In einem Jahr, in dem mindestens eine Handvoll Spieler des Award hätten gewinnen können, ist Kuechly wohl so etwas wie ein gemeinsamer Nenner in der Wahl: Spielt für eine der besten Defenses, ist deren Gesicht, hatte schon vor der Saison einen guten Ruf. Persönlich hätte ich Leute wie Watt oder Earl Thomas vorgezogen, aber im Prinzip ist es eh wurscht.
Offensiv-Rookie des Jahres: Eddie Lacy. Lacy ist der Packers-RB, der über 1100yds erlaufen hat und mitgeholfen hat, die Packers halbwegs heil über die Rodgers-lose Zeit zur Saisonmitte zu bringen. Lacy war in meiner Rangordnung ein recht deutliche Nummer zwei hinter dem alles überragenden Chargers-WR Keenan Allen, aber angesichts der Tatsache, dass Lacy in der bekannteren Mannschaft eine bekanntere Rolle spielt, ist seine Wahl nicht überraschend. Sie ist auch nicht unfair. Es war schließlich ein Jahr, in dem keine Rookie-QBs für Aufsehen sorgten und auch ansonsten enorm viele gute, aber nur wenige hervorragende Rookies in die NFL kamen.
Defensiv-Rookie des Jahres: Sheldon Richardson. Richardson ist ein Defensive Liner bei den Jets und eine überraschende Wahl. Richardson galt bei den Beobachtern von PFF fast das ganze Jahr lang als der beste der Rookies aus der Defense, aber er spielt eine wenig beachtete Rolle in der Jets-DL, ergo hatte man ihn nicht unbedingt als Sieger dieser Wahl erwarten können. Richardson gilt als Überraschung. Man hatte ihn vor einem Jahr als sehr ungeschliffenes, aber körperlich wuchtiges Prospect gesehen, dessen große Stärke der Passrush sei. Richardson kam in die NFL und war kein besonderer Passrusher, dafür aber per Knopfdruck einer der besten Line-Spieler gegen das Laufspiel.
Coach des Jahres: Ron Rivera. Der Riverboat Ron, das Mastermind, das die Carolina Panthers mit seinen verblüffenden 4th-Down Entscheidungen ganz nahe an die Super Bowl brachte. Rivera war auch meine Wahl zum Coach des Jahres. Ich bin ehrlich gesagt aber überrascht, dass im offiziellen AP-Poll nicht Andy Reid als Sieger hervor gegangen ist. Ein 2-14 Team zu einem 11-5 Team zu machen, das hätte eigentlich danach geklungen, dass wir einen fast sicheren Sieger Reid sehen werden. Persönlich gehe ich mit der Einschätzung Rivera d’accord.
Comeback-Spieler des Jahres: Philip Rivers. Die Wahl war uns seit zirka zehn Tagen bekannt, und wen hätte man sonst nehmen können? RG3 hatte kein gutes Jahr, Chris Clemons spielte auch zu wenig und das Comeback des Aaron Rodgers kam schlicht zu spät.
[08h45] Guten Morgen zum Superbowl Sunday 2014, dem Tag der Ausgabe 48 des NFL-Endspiels zwischen den Seattle Seahawks und den Denver Broncos. Es wird heute in gewohnter Weise ein langsames Reingleiten in das große Spiel geben, mit all jenen Themen um das große Spiel herum, die noch nicht abgearbeitet wurden. Was wir schon hatten, wird freilich nicht wiederholt:
Es ist das erste Endspiel zwischen den beiden Top-Seeds jeder Conference seit sich 2009/10 die Saints und Colts in Miami duelliert haben. Es ist vor allem aber das erste Freiluftendspiel in der Superbowl-Ära in einer US-Stadt in den nördlichen Gefilden. Die Partie findet im Metlife Stadium in East Rutherford/NJ statt, im Großraum New York, aber über der Staatsgrenze im Bundesstaat New Jersey. Weit weg ist Manhattan aber freilich nicht:
Das Endspiel war ein Geschenk an den Big-Apple, als Quasi-Dank dafür, dass das extrem teure neue MetLife Stadium (Eröffnung 2010) so generös von Bundesstaaten und Bürgern mitfinanziert wurde – wie nicht unüblich, aber eben auch immer umstrittener in den Vereinigten Staaten. Um die Meute ruhig zu stellen, wurde dem medialen Nabel der Welt erstmals die Greatest Show on Earth – die Superbowl – versprochen. Eine Wahl, die von vielen kritisiert wurde, weil es potenziell ein Endspiel in schlechtem Wetter bedeuten hätte können.
Kalt! Es kann kalt werden! Schnee! Wettbewerbsverzerrung! Die armen Leute, die viertausend Euro zahlen um sich bei Minusgraden den Arsch abzufrieren! Wer kommt auf so bescheuerte Ideen wie Superbowl in New York? Yadda Yadda. Weicheier. Jürgen Schmieder von der SZ hat im Big-Show Segment zur NFL in seinem Rant (ab 12:20min) genau die richtigen Töne zu der Motzerei gefunden. Die NFL scheffelt sich die Konten zu mit mehr Schnee als vom Himmel fällt? Wen scheißt’s. Bester Freiluftsport der Welt – bestes Freiluftendspiel der Welt.
Nun wird es zwar kalt, aber nicht eiskalt, und so richtigen Schneefall erwartet man für heute Abend/Nacht auch nicht. Es sollte also ein Endspiel untergewohnten Rahmenbedingungen werden.
Alle reden vor diesem Super Bowl von der „Besten Offense aller Zeiten“ gegen „Legion of Boom“. Aber die Seattle Seahawks (15-3) haben auch eine Offense, so wie die Denver Broncos (15-3) auch eine Defense haben. Höchste Zeit bei T-1 schnell noch einen Blick auf dieses matchup zu werfen.
Seattles Angriff ist ein seltsames, scheinbar willkürlich zusammengeschraubtes Gebäude aus verschiedensten Materialien. Es gibt ein Fundament, auf dem die Offense aufgebaut ist, aber die oberen Stockwerke und vor allem der Balkon dieses Hauses sehen aus wie ein “best of NFL playbooks”.
Aber fangen wir mit dem Fundament an. Das besteht hauptsächlich aus dem Laufspiel. Marshwan “beast mode” Lynch läuft hinter einer mittelmäßgen Offensive Line so gut wie eh und je. Daß es dem run blocking an Stärke mangelt, sieht man vor allem an Robert Turbin, der pro Lauf fast ein Yard weniger als Lynch erreicht.
Besonders die Mitte der Linie um J.R. Sweezey, Max Unger und James Carpenter wird mit dem neu errichten Bollwerk der Defensive Line Denvers größte Mühe haben. Vor allem der monströse Defensive Tackle „Pot Roast“ Terrance Knighton hat sich nach einigen mittelmäßigen Jahren in Jacksonville zu einer echten Macht gemausert. Aber auch die anderen dicken Jungs in der Linie um den sehr jungen Malik Jackson, den neu aufgeblühten Shaun Phillips und den endlich sein Talent ausschöpfenden Robert Ayers machen zusammen eine mittlerweile sehr anständige front four. Defensive Coordinator Jack Del Rio holt aus diesen ehemaligen castoffs und Talentverschwendern wirklich alles raus.
In den letzten sechs Spielen hat Denvers Verteidigung nur einmal mehr als 100 Yards zugelassen. Die Linebackers hinter der Liniesind allesamt keine Offenbarung, aber zumindest Danny Trevathan macht einen recht zuverlässigen Job. Wenn Lynch einmal durch die Linie brechen kann, ist immer mal wieder ein big play drin.
Zum Laufspiel gehört bei den Seahawks auch immer noch die read option. In den letzten Wochen hat Quarterback Russel Wilson zwar fast immer den Ball an seinen Running Back abgegeben, aber wenn die edge players der Broncos am Sonntag nicht högscht diszipliniert sind, könnte der agile Wilson mehrere First Downs mit seinen Beinen rausholen. Sind sie allerdings zu weit “draußen” um den Weg an der Linie vorbei dicht zu machen, dürfte Lynch ein recht freundliches Bild in der Mitte vor sich haben.
Mit ihrem Laufspiel dürfte Seattle also den Ball bewegen können. Aber “moving the chains” ist immer noch etwas anderes als “scoring points”.
Ebenso fest verankert zum Angriff der Seahawks gehört der Slant. Um drives am Leben zu erhalten, läßt Offensive Coordinator Darrell Bevell Slants werfen bis zum Erbrechen, am liebsten zur rechten Seite. Allein: es war in den letzten Wochen sehr hervorsehbar und Wilson hat viele dieser Würfe verpaßt. Sie müssen entweder kreativer werden oder Wilson diese Bälle so genau werfen wie ein ganz Großer.
Zum fertigen Fundament gehört schließlich noch das tiefe Paß von Wilson, nachdem er sich viele Sekunden lang mit seinen Entfesselungskünsten Zeit “erkauft” hat. Man kann das nicht planen, es gibt dafür auch keine richtigen Spielzüge, die Bevell ansagen könnte. Aber weil es Wilsons Spielsstils regelmäßig gelingt, seinen Wide Receivers endlos viel Zeit zu geben, um sich freizulaufen, gibt es in jedem Spiel Seattles einige Möglichkeiten für lange Pässe. Wilson muß sie dann nur nutzen. Glücklicherweise sind die beiden Safeties der Broncos, Duke Ihenacho und Mike Adams, große Wackelkandidaten.
Die WRs Doug Baldwin, Golden Tate und Jermaine Kearse können die schwierigsten Bälle fangen und machen das auch immer mal wieder. Aber sie lassen eben auch immer mal wieder Bälle fallen. Seattle muß zwingend big plays machen, um auf´s scoreboard zu kommen. Ohne big plays haben sie keine Chance.
Diese big plays kommen nicht nur von Lynch und Wilson, sondern auch von den Special Teams. Im Spiel gegen San Francisco war es ein Kick Return von Golden Tate über 70 Yards. Überhaupt war das Spiel gegen die 49ers ein ganz typisches der Seahawks. Ein langer Lauf von Wilson, ein langer Paß von Wilson und ein langer Kick Return waren verantwortlich für 17 der 23 Punkte.
Auf dem Fundament steht dann ein seltsam anmutendes Gebäude. Es wirkt, als hätten mehrere Architekten ihre coolsten Ideen zusammengeworfen. Nur hat es eben keine richtige Struktur, kein System.
Mal 5WRs empty sets, mal eine trips formation hier, mal ein Running Back an der Seitenlinie da und zwischendurch mal etwas ganz Konventionelles. Es wirkt immer willkürlich und beliebig, wenn die Hawks nicht gerade Laufen oder Slants werfen. Wirklich erfolgreich ist das alles nicht. Der junge QB und seine WRs, die auch allesamt noch sehr jung sind, sehen dann oftmals etwas verloren aus. Zumal Denver in Champ Bailey und Dominuque Rodgers-Cromartie zwei erfahrenen und smarte Cornerbacks hat. “Klassisches” Paßspiel verspricht Seattle keinen großen Erfolg.
Um Punkte zu machen, muß irgendwas von diesen Spielzügen funktionieren. Ideal wären für die Hawks zwei, drei ganz neue plays für Percy Harvin, der immerhin so fit ist, daß er das Spiel wird beginnen können. Im Championship Game hat man im ersten Viertel kurz gesehen, wie gefährlich er durch seine Vielseitigkeit und Explosivität ist. Mit einem jet sweep machte er locker ein neues First Down.
Big Plays sind der Schlüssel zum scoreboard für Seattle; viel mehr noch als für die meisten anderen Teams. Ohne big plays werden sie keine 20 Punkte machen und mit weniger als 20 Punkten sollte man einem Peyton Manning nicht gegenübertreten, egal wie gut die eigene Defense ist.
Also: Fundament super, die zwei Stockwerke ganz schön, nur der Balkon hängt da seltsam schief dran. Aber auch von einem schiefen Balkon kann man sehr gut ein Feuerwerk beobachten.
Das Matchup ist bekannt: eine der besten Defenses ever – ever, ever – trifft auf die beste Offense seit Erfindung der Hosenträger. Sheriff Peyton Manning und seine vier Broncos Demariyus Thomas, Eric Decker, Thou Shall Not Be Named Former Patriots Guy Wes Welker und Julius Thomas müssen sich mit Seattles “Legion of Boom!” um Earl Thomas, Richard Sherman, Kam Chancellor, Byron Maxwell und Walter Thurmond rumschlagen. Denver Broncos (15-3) Offense vs Seattle Seahawks (15-3) Defense. Super Bowl XLVIII.
Es gibt derzeit wohl keine bessere receiver combo als Thomas-Decker-Welker-Thomas. Demariyus Thomas ist der Nr.1 WR aus dem Lehrbuch; Decker ein kräftiger WR, der sich aber gerne in der Mitte des Spielfeldes rumtreibt (ein wenig wie Saint Marques Colsten); Welker der Typ, für den die Charaktersierung “a Welker-type of guy” erfunden wurde; und Julius Thomas das neueste Vorzeigemodell aus der Serie matchup nightmare von Tight Ends Inc.
Früher, bei den Indianapolis Colts und zu Beginn seiner Zeit bei den Broncos war Peytons playbook vergleichsweise dünn. Er stand fast durchweg mit drei WRs, einem TE und einem RB auf dem Feld. Die Anzahl der Spielzüge war auch überschaubar. [Chris Brown ausführlich über diese Offense.]
Es gab trotzdem nur selten eine Verteidigung, die diesen Angriff stoppen konnte. Einerseits kann Manning Verteidigungskonzepte schon vor dem snap lesen wie niemand sonst und sich folglich darauf einstellen. Andererseits hat er die perfekten körperlichen Voraussetzungen für einen Quarterback: 1,95m groß, 100kg schwer und einen sehr anständigen Arm. Jeder wußte, was kommen wird, trotzdem konnte es niemand stoppen. Manning weiß immer genau, wer wo offen sein wird und kann dann den perfekten Paß werfen.
Das mit dem Spielverständnis stimmt mehr denn. Allein: körperlich ist er nicht mehr der Alte – weil er körperlich mittlerweile sehr alt ist (und seine Nacken-/Nervenverltzung deutliche Spuren hinterlassen hat). Darum hat er “sein” System mit Hilfe von Offensive Coordinator Adam Gase weiterentwickelt. Es ist jetzt – vor allem in den Formationen – viel variabler und er wirft noch mehr als früher vermehrt über die Mitte. So ist er weniger angewiesen auch milimetergenaue Pässe in kleinste “windows” und vor allem weniger abhängig von Würfen, die viel arm strength verlangen: vor allem deep outs. So nutzt er perfekt die Stärken seiner Wide Receivers. Diese bekommen von Manning den Ball über viele crossing und drag routes in der Mitte des Feldes. Weil Manning diese kurzen Bälle immer noch sehr genau wirft und alle WRs viele yards after the catch (YAC) machen können. Der tiefe Ball bereitet ihm Schwierigkeiten (wenn nicht gerade ein WRs seinen Deckungsspieler überlaufen hat und “oben” keine Hilfte von den Safeties in Sicht ist).
Seattles Defense nun ist das Spiegelbild des alten Mannings. Sie haben ein sehr dünnes playbook – jeder weiß, was kommen wird – und sie haben körperlich die besten Voraussetzungen, um jedem Wide Receiver die Lust am Weiterspielen zu nehmen.
Die Seahawks spielen größtenteils Cover-1 und Cover-3 (und auch immer mal wieder Cover-2, bei denen die Cornerbacks dann nicht tief sinken, sondern plötzlich in der flat zone „sitzenbleiben“ und in kurze Pässe reinspringen) wobei die Cornerbacks press man coverage spielen, ihrem Gegenüber also direkt an der Line of Scrimmage gegenüberstehen und die diese im Idealfall erstmal ordentlich durchrütteln, bevor sie ihre geplante Route laufen können. Sherman mit 1,91m und Maxwell mit 1,85m sind wie gemalt für diese Aufgaben. Der potentielle Schwachpunkt liegt hierbei natürlich in den langen Routen. Wenn die WRs an den CBs vorbeikommen und diese nicht schnell genug aufholen, hat der Quarterback oft eine Chance, den tiefen Ball zu werfen. Es sei denn, irgendwo “in der Tiefe des Feldes” läuft jemand wie Earl Thomas rum.
Der Safety der Seahawks streunt oft scheinbar unbeteiligt im tiefen Nichts umher, aber durch seine Explosivität und seinen speed, wenn er ins Laufen gekommen ist, kann er jeden Receiver, der scheinbar offen ist, erreichen bevor der Ball da ist.
Diese Möglichkeiten für tiefe Bälle sind auch nur vorhanden, wenn der QB Zeit hat. Diese Zeit wird Manning gegen Seattle aber meisten nicht haben. Seattle hat ein scheinbar unendliches Reservoir an starken pass rushers: Cliff Avril, Bruce Irvin, Chris Clemons außen, Michael Bennett und Brandon Mebane meist von den inneren Positionen aus können noch jede Offensive Line zerlegen. Wie wird Denvers Offensive Line dem standhalten können? Wird Peyton regelmäßig einen Running Back oder gar einen Tight End zum Blocken statt auf eine Paßroute schicken?
Das Allerblödeste an pressure im Gesicht in Kombination mit der press man coverage ist aber, daß sie das timing bei den viele kurzen Routen kaputtmacht. Das weiß Manning natürlich und hat passenderweise sein playbook um Spielzüge ergänzt, die just die sich immer weiter ausbreitende Mannverteidigung vor große Probleme stellt. Viele trips formations gehören beispielsweise dazu, bei denen drei WRs so eng beieinander stehen, daß gar nicht jedem ein CB direkt gegenübertreten kann. Zusätzlich spielt gerade Denver unglaublich viele pick plays. Dabei laufen zwei WR aufeinander abgestimmte Routen, bei denen durch das Kreuzen und das Mitziehen der Verteidiger wie beim Basketball ein Block gesetzt (“pick”) wird. Und drittens hat Peyton Manning den screen pass für sich entdeckt wie niemals zuvor. Die Thomas-Thomas-Welker-Combo ist sehr stark im Blocken für Laufspielzüge, und nichts anderes sind screen passes von ihrem Wesen her – nur eben weit weg von den vielen dicken Defensive Linemen. (Und als Schmankerl hat er offenbar Tim Tebows playbook im Keller gefunden und Aufstellungen mit vier WRs auf einer Seite übernommen. Diese komische Formation hab ich bisher nur bei den Denver Tebows 2011 gesehen. Da waren Adam Gase und dessen Vorgänger Mike McCoy übrigens auch schon in Denver, unter Josh McDaniels.)
Aber um mal auf den entscheidenden Punkt zu kommen: auch das alles ist gegen Seattle nur semi-aussichtsreich. Einmal sind die CBs durch press man eben schon sehr nah an der Line of Scrimmage. Aber weil man Sherman oft alleine lassen kann und Thomas so viel Raum alleine abdecken kann, spielt Safety Kam Chancellor oftmals wie ein vierter Linebacker. Bonuspunkte für Chancellor: er sieht auch aus und tacklet wie ein Linebacker. Das bedeutet noch weniger Platz für das unvermeidliche Kurzpaßgestammel. Da sollte man am Sonntag mal drauf achten: es wird einige Spielzüge geben, bei denen zehn (!) Verteidiger Seattles nicht weiter als fünf Yards von der Line of Scrimmage entfernt sind.
Ich würde Seattle hier empfehlen, was ich schon im Championship Game für einen guten Plan der Patriots gehalten hab: gib Manning doch die tiefen Würfe! Im Gegensatz zu den Pats sind die Hawks dafür perfekt aufgestellt.
starker pass rush mit nur vier Mann, ohne blitz? Check.
ein Cornerback, den man alleine lassen kann? Check.
ein Safety, der jedes big play verhindert? Check.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr sehe ich den Vorteil bei Seattles Defense.
Jedenfalls ist das ein wunderbares matchup, das dem Super Bowl zur größten Ehre gereicht. Ich freue mich mehr auf diesen Super Bowl als auf jeden anderen seit der Saison 2007.
Wo wir gerade dabei sind: hat Denver die beste Offense aller Zeiten? Kann gut sein. Aber zum Abschluß noch das:
“Beste Offense aller Zeiten”, Punkterekord, 7,8 net yards/pass attempt, 4,1 yards/rush; gegen New York. Februar 2008.
“Beste Offense aller Zeiten”, Punkterekord, 7,8 net yards/pass attempt, 4,1 yards/rush; in New York. Februar 2014.
Das Matchup für Superbowl XLVIII am 2. Februar 2014 steht: Denver Broncos gegen SeattleSeahawks. Die Ansetzung kommt nicht überraschend. Beide waren schon im Sommer die jeweils größten Favoriten ihrer Conferences, und beide waren auch vor den Halbfinalspielen jeweils favorisiert gewesen.
Die Seattle Seahawks gehen in das Endspiel als Team mit den besten Effizienz-Stats im Power-Ranking. Sie führen trotz ihrer recht wackeligen Vorstellung gegen San Francisco auch vor dem großen Endspiel die Wertung an. Die Denver Broncos sind als bestes Team der AFC die #3 des Rankings. Wir haben also ein Endspiel der beiden jeweils besten Mannschaften jeder Conference – das hatten wir lange nicht mehr.
Und die Endspiel-Quote ist knapp: Das Power-Ranking favorisiert Seattle mit 53% Sieg-Wahrscheinlichkeit hauchdünn gegenüber den Denver Broncos. In Punkt-Spread ausgedrückt heißt das: Die Seahawks gehen als Favorit mit einem Punkt ins Endspiel. Knapper geht fast nicht. Und würdiger für ein Endspiel auch nicht.
Zum Power-Ranking.
NFL-Power Ranking 2013/14, Conference-Finale
WP entspricht der Siegchance der jeweiligen Franchise gegen eine standardisierte, durchschnittliche NFL-Franchise, (LW) ist das Ranking von letzter Woche, E16 ist WP hochgerechnet auf 16 Spiele (WP*16 = E16), SOS ist der bisherige Strength of Schedule, den dieses Modell für die jeweilige Franchise errechnet, Rs die Platzierung des Schedules, W-L die tatsächliche Sieg-Niederlagen-Bilanz jeder Franchise vor der Super Bowl.
Der Extrapunkt
Bevor ich noch einmal auf die Mannschaften und Spieler eingehe, sei kurz eine Nachricht aus dieser Woche andiskutiert, die ich mit Freuden aufgenommen habe: Roger Goodell, NFL-Commissioner und mittlerweile so still, dass er fast in Vergessenheit geraten ist, hat vorgeschlagen, den Extrapunkt (PAT, point after touchdown/try) zu streichen.
Ich warte praktisch seit ich Football verfolge auf diesen Moment. Der PAT war für mich immer ein Ärgernis. Er langweilte mich als Madden-Spieler unendlich. Er langweilte mich als TV-Zuschauer. Ich hasste ihn. Es war erst intuitiv, aber dann rechnest du nach und siehst völlig unüberraschend: 99.5% (oder so) gehen rein. Dieses Jahr sollen es 5 versemmelte PATs unter 1200 gewesen sein (einer davon kam im Schneegestöber von Philadelphia, als der Hold im Tiefschnee misslang).
Wer einem PAT nachtrauert, der soll sich mal die umgekehrte Vorgehensweise vorstellen: Stell dir vor, die NFL vergab bisher stets 7 Punkte für einen TD, aber sie kommt im Jahr 2013 auf die Idee, fünf bis sechs zusätzlichen Werbepausen zu Gunsten einen TD nur mehr 6 Punkte zu werten und dafür einen Extra-Schuss einzuführen, der in 99.5% der Fälle eh rein geht. Das ist doch idiotisch, nicht? Wir würden es hassen.
PATs waren in der Urzeit des Football gerechtfertigt, aber heute sind die Kicker so gut, dass sie fast alles reinnageln. Maximal ein falscher Hold zerstört einen PAT. Mir schweben viele Ideen für einen PAT-Ersatz vor:
Sechs Punkte für den TD. 1 Extrapunkt für einen Versuch von den Goal-Line (oder 2yds-Line). Zwei Punkte für einen Versuch von der 2yds-Line (oder 3yds-Line). 1 Punkt von der 2yds-Line, das liest sich fair: Heute gelingen 48% der 2pt-Conversions (die starten dort) – das ist eine Punkterwartung von fast genau 1 Punkt pro Versuch – fast identisch mit dem PAT.
Sieben Punkte für den TD, aber eine Mannschaft kann für den Einsatz von einem Punkt einen 2pts-Conversion versuchen (von der 1, 2 oder 3yds Line). Gelingt er, kriegste 8 Punkte. Misslingt er, kriegste 6. Versuchst du’s erst gar nicht, kriegste 7 und wir haben eine Werbepause gespart.
Schreibe zwingend eine 2pts-Conversion vor.
Ich habe auch schon von Vorschlägen gehört, die es dem Rugby nachahmen wollen: Der Extrapunkt bleibt als Kick erhalten, soll aber von der Stelle aus erfolgen, von der der Ball die Goal-Line übertreten hat. Viel Spaß dann denen, die über den Pylon reinsegeln.
Oder: Extrapunkt erhalten, aber schießen muss ihn der Spieler, der den TD erzielt hat. Damit gewinnen wir wieder etwas Spannung, bzw. ein Team muss sich schon vor dem TD überlegen, wem es den Ball geben möchte…
Viele Vorschläge, und alle sind sie besser als der PAT, einer der wenigen wirklich lahmen Momente in einem Footballspiel.
Den direkten Vergleich der Effizienz-Stats hatten wir schon letzte Woche, aber als Visualisierung kann man es schon noch einmal hinaushauen (klick mich):
Profile der Superbowl-Teams 2014
Es ist im Grunde ein Duell einer der besten NFL-Offenses der Saison (Broncos) gegen die besteDefense (Seahawks). Wobei die Seahawks über das Jahr durchaus auch eine sehr gute Offense auffahren, und weiterhin sowohl in Pass- als auch Lauf-Effizienz nur minimal unter einer Standardabweichung besser sind als der Durchschnitt. Was auch auffällt: Beide Teams werden mit am meisten bestraft.
Bei den Seahawks fällt rein optisch betrachtet auf, dass dieser orgiastische WOW-Effekt in der Offense mittlerweile abgeht. Das liegt vor allem dran, dass bei QB Russell Wilson die Leichtigkeit des Seins verschwunden ist. Wilson, der vor einem Jahr die Footballwelt in hellste Aufregung versetzt hatte, schleppt sich in den letzten Wochen nur noch durch. Folgender Graph verdeutlicht dies:
QB Russell Wilson 2013/14
Die verwendeten Metriken sind EPA/Play, was soviel misst wie den Beitrag zu Punkten, den Wilson pro Spielzug leistet. „0.24 EPA/P“ liest sich so: Jeder Spielzug über diesen Spieler hat 0.24 Punkte zur erwarteten Punkteausbeute der Mannschaft in diesem Drive beigetragen. EPA („expected points added“) ist dabei die Summe aller Spielzüge. EPA misst alles: Raumgewinn, Downs, Turnovers, Incompletions, Sacks, Touchdowns. Es ist die kompletteste Mess-Metrik für Football-Offense, die ich kenne. Ich nutze dabei die Interpretation von Brian Burke. Burke hat sein EPA-Konzept hier präzise erklärt.
Ein Spieler allein macht keine Mannschaft, auch kein QB. Aber man kann trotzdem recht gut abschätzen, wie Wilsons Saison verlaufen ist: Dem famosen Auftakt folgte ein eher durchwachsener Oktober, gefolgt von einem sensationellen November, in dem die Seahawks zeitweise unschlagbar aussahen. Aber dann änderte sich irgendetwas nach dem Kantersieg über die Saints. Wilsons quält sich seither mit sterilen Leistungen durch.
Vor allem seine SR% (Success-Rate) litt bedeutend. Seit mehreren Wochen hat Wilson nur noch 3 oder maximal 4 erfolgreiche Plays auf 10. Das ist extrem wenig, und es wäre schon gegen die 49ers fast schief gegangen, wäre er am Ende nicht von zwei massiven Big-Plays im Passspiel heraus gerissen worden.
Das Power-Ranking war letzte Woche 2-0, weil beide Heim-Teams gewonnen haben. Beide Tipps waren auch gegen den Vegas-Spread richtig. Bei Seattle-San Francisco war der vom Power-Ranking vorgeschlagene Spread von 6 Punkten sogar auch der Endstand des Spiels.
Damit ist das Ranking in den Playoffs bei 7-3 korrekten Tipps. Über die Saison liegt es bei nunmehr 128-73 richtigen Tipps (63.7%). Für die Super Bowl habe ich es schon in der Einleitung geschrieben: Eine Favoritenstellung von sage und schreibe einem Punkt, oder 53%, für die Seattle Seahawks.
Viel knapper geht es nicht, auch wenn wir just in den letzten Jahren einige solcher Matchups hatten: Green Bay (2010/11) und die New York Giants (2011/12) waren jeweils Favoriten in echten Münzwurfen: Beide hatten vor ihren Superbowls gegen Pittsburgh bzw. New England nach diesem Ranking eine Favoritenstellung von unter 50.5%.
Das Wetter ist diesmal eine komplette Unbekannte, aber es ist nur ein weiterer X-Faktor in einem Spiel, in dem man schlicht ins Dunkle greifen muss um sich mit einem Siegertipp ans Licht zu wagen.
Super Bowl XLVIII findet in der Nacht von Sonntag, 2. Februar auf Montag, 3. Februar 2014 statt. Die beiden Kontrahenten sind die Seattle Seahawks und die Denver Broncos. Kickoff der Partie ist um 0h30 MEZ. Austragungsort ist zum ersten Mal in der Superbowl-Geschichte der Großraum New York, wobei das MetLife Stadium nicht im Bundesstaat New York, sondern überm Fluss in East Rutherford/New Jersey steht, in den Meadowlands in der Nähe eines großen Flughafens. Es ist die erste Freiluft-Superbowl in einer Kaltwetterstadt. Das gute Wetter von heute kommt leider noch zirka zehn Tage zu früh:
Die Allzweckwaffe für Superbowl-Übertragungen ist im Internet wie immer der kostenpflichtige NFL-Gamepass, der rund um die Uhr über sein NFL-Network übertragen wird (Gamepass-Infos hier), und dann das Spiel im Original-FOX Broadcast überträgt. Die Kommentatorenduo ist allerdings ein schauriges: Joe Buck und Troy Aikman werden mich mit offenen Armen zu anderen Alternativen treiben.
In Deutschland wird die Super Bowl auf mehreren Kanälen übertragen: SAT.1 ist in der Nacht von 2.2. auf 3.2. ab 0h05 live auf Sendung. Die Kommentatoren mit viel Momentum werden Frank Buschmann und Jan Stecker sein. Ich betone noch einmal, dass ich selbst als zum „Hardcore“-Fan abgekapselter Football-Fan durchaus angetan bin von dem, was SAT.1 aus seinen NFL-Übertragungen gemacht hat.
SAT.1 streamt auch im Internet mit, im ran.de-Stream.
Auch der Pay-TV Sender SPORT1 US wird die Super Bowl live übertragen (ab Mitternacht MEZ). Kommentieren werden Günther Zapf und Florian Berrenberg. Günther Zapf dazu bei Sportradio360 im Interview. Bei Radio Sport1.fm soll es Vor- und Nachberichterstattung geben.
In Österreich überträgt PULS 4 mit seiner extrem gelobten Football-Mannschaft. PULS 4 ist ab 23h15 auf Sendung mit Vorberichterstattung und allem Drum und Dran. Kommentierender weise werden Walter Reiterer und Michael Eschlböck das Spiel begleiten – ein Duo, das überwiegend exzellente Noten bekommt.
In der Schweiz ist SPORT1 US natürlich am Start, aber im Free-TV bin ich nur im Bilde, dass der französisch-sprachige Öffi RTS-Deux das Spiel überträgt. Im TV-Programm vom deutschsprachigen SRF ist (noch?) nichts zu finden.
In Italien sind zwei Sender drauf: Italia 2 und das erst im Dezember neu aufgemachte FOX SPORTS 2, der quasi-Nachfolger von ESPN America. Die Kommentatoren bei Italia 2 werden Guido Bagatta und Gabriele Cattaneo sein.
Ein paar wissenswerte Dinge zur Superbowl 2014: Okay, erste Superbowl im Freien und Möglichkeit von Schneefall yaddayadda, aber auch ansonsten dürfte vieles los sein im größten US-Medienmarkt. Die Arena in East Rutherford ist eine von gigantischen Ausmaßen, trotz „nur“ 82.000 Zuschauerplätzen dürfte das rein von den Raum-Maßen eines der größten Stadien weltweit sein.
Die Teams kommen allerdings beide aus den westlichen Zeitzonen der Staaten. Die Denver Broncos sind dabei durchaus eine Hausnummer (zweifacher Superbowl-Sieger in den 90ern), und bieten in Peyton Manning eine Quarterback-Legende im Herbst seiner Karriere auf. Die Seattle Seahawks dagegen sind ein eher unbeschriebenes Blatt. Jahrelang ein Mitläufer, war man 2005/06 mal im Superbowl, wurde dort allerdings leicht verpfiffen und verlor unglücklich. Wären da nicht RichardSherman und seine Legion of Boom zuhause, man würde die Hawks nicht wirklich wahrnehmen.
Die Hymne wird von der Opernsängerin Renee Fleming gesungen. Die Halbzeitshow haben diesmal Bruno Mars und die Red Hot Chili Peppers über – wobei: Wieviel Notfallplan es für den Fall eines Blizzards gibt, ist noch nicht bekannt.
Bei den Werbespots dürfte FOX einen neuen Rekord aufstellen: Für 30sek-Spots könnte zum ersten Mal die Marke von 4 Mio./30sek geknackt werden. Wirtschaftskrise? Null problemo.