Von der Hackordnung in der SEC: Georgia Bulldogs sind ein besserer Job als Alabama

Die Georgia Bulldogs haben seit dem zweiten Weltkrieg genau eine National Championship im College Football gewonnen. Alabama hat allein in den letzten 15 Jahren sechs geholt. Trotzdem kommen Andy Staples und Ari Wassermann in einem wirklich interessanten Podcast zum einstimmigen Schluss: Georgia ist der attraktivere Programm. Warum?

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Bowl-Season am Freitag, 27.12.2019 – Texas A&M, USC, Oklahoma State und ein Kampf der Kulturen

Fortsetzung der Bowl-Season heute mit der ersten Ballung wirklich größerer Namen wie Texas A&M, USC Trojans oder Oklahoma State Cowboys. Wir sehen schon: Es geht langsam ans Eingemachte.

Die Preview darauf ist wie schon in den letzten Tagen als Frage/Antwort-Runde mit den beiden Experten Jan Weckwerth (@giannivanzetti / Triple Option Blog) und Christian Schimmel (@Chris5Sh / u.a. Der Draft) gestaltet. Viel Spaß. Weiterlesen

Rivalry-Saturday Preview 2019

Letzter Großkampftag der College-Footballsaison 2019/20, ehe nächste Woche nur noch die Conference-Finals und vereinzelte Abschlussspiele stattfinden. Weiterlesen

College Football 2019 Preview: Southeastern Conference (SEC)

Disclaimer: Der Andrew-Luck Rücktritt hat meinen Zeitplan auf diesem Blog durcheinander gebracht. Ich musste gestern einfach darüber schreiben. Jetzt folgt die große SEC-Preview. Sezierstunde zu den Patriots folgt dann in den nächsten Tagen.


Die Southeastern Conference (SEC) ist die Königsklasse des College Football. Sie ist seit vielen Jahren in Spitze und Breite die am besten besetzte Conference. Auch vor der anstehenden Saison hat sie wieder die meisten Contender aller Power-5 Ligen. Weiterlesen

Thanksgiving 2016 Preview

In den USA wird heute das Erntedankfest („Thanksgiving“) gefeiert, das landesweit größte Familienfest. Traditionell wird Thanksgiving von American Football aus der NFL begleitet. Die alljährlichen Spiele in Dallas und Detroit gehören zu diesem Feiertag wie Truthahn mit Sauce.

Thanksgiving ist auch der Auftakt zum massivsten Football-Wochenende des Jahres, denn am morgigen „Black Friday“ starten in den USA nicht nur die Weihnachtsvorverkäufe, sondern auch das letzte große Wochenende im College Football: Das „Rivalry Weekend“. Weiterlesen

Die Königsklasse: SEC West | 2015/16 Preview

Die Western Division der Southeastern Conference (SEC) gilt als absolute Parade-Division im College Football. Der hier gespielte Football ist der schnellste und härteste landesweit und hat die meisten Ähnlichkeiten mit dem Profifootball, auch wenn es die Provinzler im US-Süden niemals zugeben würden. Weiterlesen

Bowl-Season 2014 am Montag

Die Bowl-Season 2014 macht bisher mehr Spaß als es die Matchups vermuten ließen. Ab sofort werden auch die Namen klangvoller. Heute drei Begegnungen:

20h   Liberty           Texas A&M – West Virginia
23h30 Russell Athletic  #17 Clemson – Oklahoma
03h   Texas             Arkansas - Texas

Auskommentierte Previews in verschriftlichter Form gibt es nach dem Sprung. Auskommentierte Beobachtungen zur Bowl-Season und NFL-Draft 2015 hat Der Draft zu bieten: Draft-Cast #25/2. Weiterlesen

Southeastern Conference | Vorschau 2014/15

Die Southeastern Conference (SEC) gilt seit gut einem Jahrzehnt als Königsklasse im College-Football, auch wenn sie in der letzten Saison nach sieben Jahren Regentschaft erstmals nicht den Landesmeister stellte. Am Selbstverständnis der Menschen wird sich deshalb aber fürs erste wenig ändern: Die SEC ist die Liga, in der der schnellste College-Football gespielt wird, in der die meisten Zuschauer ins Stadion strömen, und wo die Folklore gelebt wird wie nirgendwo sonst. College-Football ist in der Region im US-Südosten Ersatzreligion und ein Medium, die Komplexe gegenüber den urbaneren Regionen im Norden zu bewältigen.

Zu Beginn der gewohnte Rundumblick zur besseren Einordnung der einzelnen Mannschaften: Auburn ist der Titelverteidiger, Auburn spielte im BCS-Endspiel, aber auch wenn Alabama in den offiziellen Polls nur als viertbeste SEC-Mannschaft gerankt war, nach SRS stellten sie wenig überraschend die potenteste Mannschaft.

Blick auf die Saison 2013/14 in der Southeastern Conference

Blick auf die Saison 2013/14 in der Southeastern Conference

Record = Bilanz in allen Saisonspielen
Conf. = Record in Conference-Spielen
AP-Poll = finale Platzierung im AP-Poll
SRS = Simple Ranking System 2013/14
SRS-Rank = Platzierung im SRS 2013/14 Weiterlesen

Silvesterbowls 2013 Preview: Abschied von Johnny Football?

Traditionell gibt es an Silvester mehrere Bowls als Jahresabschluss. Heute leider nur der ESPN-Player, da SPORT1 US nix überträgt. Folgende Ansetzungen sind geplant:

MEZ    BOWL                TEAM 1            TEAM 2
18h30  AdvoCare V100       Boston College    Arizona
20h    Sun                 Virginia Tech     UCLA
22h    Liberty             Mississippi State Rice
02h    Chick fil-A         Texas A&M         Duke

Achtung: Die Sun Bowl läuft nicht im ESPN-Player, sondern nur auf irgendwelchen nicht offiziell lizensierten Seiten. Zu den einzelnen Spielen im Detail. Weiterlesen

Akademische Viertelstunde nach der Rückkehr der Giganten

Kollegin Seminole ist noch immer berauscht vom Kantersieg „ihrer“ Florida State Seminoles beim Schlager der Woche in Clemson (ein 51-14 Sieg), durch den die Noles auf #3 in der Erstausgabe der BCS-Rankings 2013 vorrückten. So berauscht, dass die Akademische Viertelstunde heute ausnahmsweise von mir geschrieben wird.

Recap: Clemson Tigers – Florida State Seminoles

Clemsons Fans wollten einen neuen Rekord für Lautstärke in Footballstadien aufstellen, aber das Death Valley war schon zur Halbzeit selbiges: Tot. FSU führte zur Pause unangefochten 27-7, und nur dank eines späten Touchdowns konnte Clemson das Endergebnis kurz vor Schluss mit 51-14 ein Tüpfelchen erträglicher gestalten. Der Blowout fühlte sich wie ein Klassenunterschied an. Die Tigers wurden gekillt.

Wie schrieb Andy Staples von Sports Illustrated so schön?

An entire generation of college football fans has come of age with no recollection of when Florida State was the baddest team in the universe, when Sanders and Charlie Ward and Warrick Dunn and Peter Warrick and Peter Boulware steamrolled nearly every team they played. It has been 13 years since the Seminoles finished a season ranked in the top five of the AP Poll. Within the ACC, the fear of Florida State dissipated with each random loss to NC State or Wake Forest. People forgot how thoroughly a fully realized Florida State team can destroy a quality opponent. On Saturday, when Florida State receiver Rashad Greene put a finger to his lips when he reached the terminus of a 72-yard second-quarter touchdown pass and the Clemson crowd complied with silence, the memories came flooding back.

Quelle: FSU looks like dominant ‚Noles teams of past in rout of Clemson, Andy Staples|SI.com.

Was bleibt vom Spiel? Ein sensationeller QB #5 Jameis Winston, der nicht nur großartige Stats lieferte, sondern vor in der Königsdisziplin brillierte: Unter Druck. Clemson-DefCoord Venables war schon in Oklahoma für fröhliches Blitzen bekannt und blitzte auch Winston munter, aber Winston verbrannte jeden einzelnen Blitz. Das war eine der besten Vorstellungen, die ich von einem College-QB bisher gesehen habe. Und Winston ist erst Freshman. Scary, scary shit.

Es war nicht nur der künftige Top-Draftpick Winston (444 Passyards) in der Offense: TE O’Leary und WR Greene jeweils mit über 150yds und krassen Yards-nach-dem-Catch Läufen, aber den Catch des Tages hatte mit Kelvin Benjamin ein anderer. Benjamin scorte den ersten TD auf spektakuläre Weise im Eck am Pylon. Dass der Catch in der NFL nicht gezählt hätte, spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Die FSU-Defense war beeindruckend, hielt den hoch gehandelten QB Tajh Boyd bei 17/37 komplettierten Pässen und praktisch null downfield-Passspiel. Gefühlt ging nicht ein einziger Ball über 20yds. Überragender Mann war ein Altbekannter, und ich muss schon wieder in Lobeshymnen verfallen bei einem Mann, den ich für schlicht nicht genügend gewertschätzt halte: Defensive Back-Allrounder #20 Lamarcus Joyner war der Schlüsselspieler, nicht nur wegen der beiden früh forcierten Fumbles, die den Blowout einleiteten und wegen der INT später. Joyner wird praktisch nie als potenziell hoher Draftpick genannt. Das verstehe, wer will. Ich verehre Joyner seit Jahren abgöttisch, und weiß nicht wie oft ich das auf diesem Blog geschrieben habe: Das ist einer der besten Verteidiger, die ich im College-Football kenne. Flexibel, vielseitig, pfeilschnell. Was ist das Problem bei Joyner? Sein Zwergenwuchs?

Jedenfalls hat FSU die erste richtig schwere Aufgabe der Saison mit Bravour gelöst. Es gibt noch große Gegner im Schedule: Die Miami Hurricanes werden am 2. November empfangen, und am 30.11. muss man zu den Florida Gators nach Gainesville fahren – tja, und dann kommt wohl noch das ACC-Finale, wo man erneut Miami/FL vorgesetzt bekommen könnte.

Ein gefährlicher Gegner für FSU ist FSU selbst: Unter Jimbo Fisher vergeigten die Noles noch in jeder Saison ein Spiel gegen einen Kleinen. Den Statement-Sieg haben sie eingefahren. Nun wird es wichtig, gegen die „Jausengegner“ nicht nachzulassen. Nächste Woche kommt NC State. Gegen die verloren die Seminoles letztes Jahr.

Upsets, soweit das Auge reicht

Die Favoriten fielen wie die Fliegen: Fünf Teams aus den Top-10 kassierten Pleiten, insgesamt 8 Pleiten gerankter Teams gegen niedriger eingestufte Gegner. Gehen wir mal die Liste durch (die Nummern in diesem Abschnitt stehen für die AP-Rankings vor Woche 7):

  • #3 Clemson mit besagter 14-51 Klatsche gegen #5 FSU.
  • #6 LSU in letzter Sekunde 24-27 gegen Ole Miss verloren. QB Mettenberger mit 3 INT, und Ole Miss zeigte das, was man von Ole Miss vor der Saison erwartet hatte: Noch nicht gut genug, um eine ganze Saison auf Topniveau durchzuspielen, aber durchaus mit genügend individueller Klasse um ein Topteam an einem guten Tag zu schlagen. Tja, und mit einem fehlerlosen QB Bo Wallace. Das reichte, um per Last-Second Field Goal zu gewinnen.
  • #7 Texas A&M verliert 41-45 gegen Auburn. QB Manziel zwar mit erneut über 500 Total-Yards by himself, aber mit 2 Turnovers und am Ende sogar ausgeknockt. Auburn mit 60 (!) Laufspielzügen und 379 Laufyards und einem RB Tre Mason in Weltklasseform. Ich habe Auburn dieses Jahr noch nie komplett gesehen, aber mehrmals teilweise: Gus Malzahns Jungs sind nicht fehlerfrei, aber sie sind potenziell gut genug, um uns eine eventuell spannende „Iron Bowl“ Ende November gegen Alabama zu bescheren. Auf alle Fälle ist Auburn 6-1 und damit bereits bei doppelt so vielen Siegen wie in der kompletten letzten Saison.
  • #8 Louisville kassierte schon am Freitag eine 38-35 Heimpleite gegen den einzigen halbwegs nennenswerten Gegner im Schedule, Central Florida.
  • #9 UCLA verliert in Stanford 10-24. Dritte Niederlage für UCLA innerhalb von elf Monaten gegen #13 Stanford. Stanfords Pass-Defense machte den Unterschied, hielt den NFL-kompatiblen QB Brett Hundley bei 4.9 NY/A. Ich kann das Duell Stanford @ Oregon nicht erwarten: Da trifft eine der besten Offenses auf die vielleicht beste Defense im College-Football. Bei Stanford ist mir einzig die Offense in manchen Momenten zu pathetisch. UCLA kriegt nächste Woche auswärts das heftigste Los der Saison: @Oregon.
  • #11 South Carolina mit einer 21-23 Pleite in Tennessee dank Field Goal mit auslaufender Uhr. Ich habe das Spiel nicht zur Gänze gesehen, aber der Grund, weswegen die Gamecocks die Partie verloren haben, dürfte in den 2 Turnovers liegen. South Carolina ansonsten in allen statistischen Kategorien etwas besser als Tennessee. QB Shaw wurde ausgeknockt. Für Tennessee natürlich ein geiler, geiler Tag, der erste „Statement-Sieg“ der Ära Butch Jones; die Vols kommen immer besser in Schwung: Teil 1 des brutalen Schedules wurde noch verschissen (u.a. der Abschuss gegen Oregon), aber zuletzt Georgia in die Overtime getrieben und nun South Carolina geschlagen – aller Ehren wert! Bei den Gamecocks spielt übrigens wieder DE Jadeveon Clowney mit, den manche schon abschreiben wollten. Bullshit. Das ist der beste Abwehrspieler nach Suh (und noch klar vor Lamarcus Joyner), den ich im College-Football jemals gesehen habe. Clowney hatte dann zur Krönung auch mal wieder so einen Hit, der in den Highlight-Reels rauf und runter genudelt werden kann.
  • #14 Mizzou#22 Florida (Endergebnis 36-17 pro Mizzou) ist technisch gesehen kein Upset, aber es fühlt sich wie eines an. Mizzou marschierte mit einem komplett unbekannten Backup-QB Maty Mauk an und fuhr über Florida drüber: 500 Offense-Yards. Florida mit sagenhafte schlechtem Output im Angriff: 151 Yards aus 60 Spielzügen (unter 3yds/Spielzug!). Mizzou bleibt ungeschlagen. Das Simple Ranking System sieht Mizzou als eines der drei besten Teams des Jahres.Die Skill-Player in der Offense von Mizzou sind richtige Granaten. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass nicht South Carolina, Georgia oder Florida die SEC-East gewinnen, sondern Mizzou? Sicher höher als zu Saisonbeginn angenommen. Und sowohl Georgia als auch Florida haben die Tigers schon geschlagen. Next Up: Mizzou vs South Carolina, nächsten Samstag.
  • Nächste Pleite für #15 Georgia (27-31 gegen Vanderbilt). Bei Georgia schlagen die extrem vielen Verletzungen für die Schlüsselspieler immer böser durch, und auch die Kadertiefe ist längst nicht mehr die, die ein BCS-Anwärter haben sollte. Georiga führte schon mit 13 Punkten, wurde aber in der zweiten Halbzeit komplett platt gemacht. QB Murray nur mit 14/28 für 114yds/1 INT.
  • #20 Washington, bei denen man sich vor zwei Wochen noch fragte, ob sie „for real“ sind, ging böse, böse bei Arizona State unter: 24-53. Washingtons hoch gelobter Angriff mit -5 (!) Rushing-Yards. Sacks zählen im College als Laufyards, aber trotzdem… Arizona State ist übrigens auch so ein Team wie Ole Miss: Zu unkonstant, zu wenig tief besetzt für eine richtig krasse Saison, aber immer für einen Ausreißer nach oben zu haben und deswegen nie zu unterschätzen.

Weitere Favoriten taten sich schwer: #10 Miami/FL kämpfte schon am Donnerstag mit den bisher so enttäuschenden UNC Tar Heels und kam mit einem blauen Auge davon. #17 Texas Tech tat sich schwer gegen das unberechenbare West Virginia. #4 Ohio State mühte sich gegen Iowa.

Da lobt man sich #1 Alabama (52-0 über Arkansas), #2 Oregon (62-14 gegen Washington State) oder #12 Baylor (71-7 gegen Iowa State), die ihre Pflichtaufgaben ohne Pipapo lösten. Zwei Bemerkungen dazu:

  • Das BCS-Rennen vorne wird zum Knüller: Alabama, Oregon, FSU und Ohio State sind ungeschlagen und derzeit „Front-Runner“ (Ohio St vor allem wg. mauem Schedule). Baylor und Mizzou als ungeschlagene Alternativen, deren Hauptproblem die Akzeptanz ist: Man traut diesen kleinen Unis nicht so recht.
  • Nochmal Baylor: Die Bears sind der absolute Hammer. Klar, die Gegner bisher waren keine „Juggernauts“, aber trotzdem: 69-70-70-73-35-71. Keine Lottozahlen ohne Zusatzzahl, sondern die Punktausbeute der Bears-Offense in den ersten sechs Saisonspielen. Oklahoma und Texas kommen noch, aber Baylor empfängt beide zuhause.

Drama für Wisconsin: Die Badgers stehen bei 5-2 und werden in den Rankings zurückgehalten, weil sie ein Spiel gegen Arizona State wegen eines Referee-Aussetzers verloren. Das ist schade. Wisconsin könnte durchaus höher gerankt sein. Wenn man vergleicht, dass Michigan ähnlich gut eingeschätzt wird… Wisconsin würde ich gegen Michigan mit zwei Touchdowns nehmen.

BCS-Rankings, Erstausgabe 2013

Wie setzt sich das BCS-Ranking zusammen? Wie ich schon in den letzten Jahren schrieb, besteht das sagenumwobene BCS-Ranking aus drei Teilen:

  • Coaches Poll von USA Today: Zirka 60 Headcoaches stimmen dort ab. Hauptkritikpunkt ist der Interessenskonflikt der Coaches, die natürlich nur allzu gerne das eigene Team oder Teams aus der eigenen Conference in die Richtung klassieren, die ihnen selbst am meisten hilft.
  • Harris Poll: Ein Retorten-Poll, das 2005 gegründet wurde, weil das AP-Poll aus der BCS austrat. Im Harris-Poll stimmen einige Experten, Altstars und Journalisten ab. Es gab in den letzten Jahren immer wieder Skandälchen, Stichwort Bias und Zuneigung von Votern für Teams aus ihrer Region, und einige der Voter gaben unumwunden zu, den College-Football so genau eigentlich gar nicht zu verfolgen.
  • Computer-Rankings: Die künstliche, pseudoneutrale Ansammlung von 10 Computer-Algorithmen, bei denen jeweils das beste und das schlechteste Ranking jeder Mannschaft eliminiert wird, und daraus ein Durchschnitt kalkuliert wird. Großer Kritikpunkt dieses Rankings: Es darf keine „Margin of Victory“ (Höhe des Sieges) berücksichtigen. Nicht alle Rankings sind (meiner Erinnerung nach) transparent, es konnten bei den wenigen transparenten in den letzten Jahren immer wieder Rechenfehler bzw. falsche Ergebniseingaben (!) nachgewiesen werden. Als „pseudoneutral“ bezeichne ich diese Rankings deswegen, weil ihre Algorithmen im Laufe der Jahre immer weiter angepasst wurden, um den beiden „menschlichen Polls“ möglichst nahe zu kommen – mit all ihren inherenten Befangenheiten.

Jeweils zu gleichen Teilen (ein Drittel) werden diese Rankings für das umfassende BCS-Ranking verwendet. Die #1 spielt im Jänner gegen die #2 im BCS-Championship Game. Notre Dame kriegt eine garantierte Einladung in eine BCS-Bowl, wenn es in den Top-8 klassiert ist. Der beste Champion einer Mid-Major Conference kriegt eine automatische Einladung in eine BCS-Bowl, wenn er an #12 oder besser klassiert ist bzw. zwischen #12 und #16, wobei er in letzterem Szenario auf jeden Fall besser klassiert sein muss als zumindest ein Champion aus einer BCS-Conference.

Generell bleibt festzuhalten, dass die Ranking-Kriterien schwer zu definieren sind: Du musst Sieg/Niederlagen berücksichtigen, ebenso wie Stärke der Gegner; beeindruckende Siege musst du höher einzustufen als knappe usw. Am Ende hat jeder ein ähnliches, aber kein komplett gleiches Bild der Rankings im Kopf.

Sicher ist ein SRS (Simple Ranking System) näher an der „Wahrheit“ als die Pseudo-Computerrankings, die für die BCS-Liste zählen, weil das SRS die Höhe der Siege berücksichtigt, die ihm erst die Vorhersage-Genauigkeit gibt. Aber: Die BCS-Liste soll nicht in die Zukunft schauen, sondern möglichst die „verdientesten“ Finalteilnehmer aussuchen.

War Notre Dame letztes Jahr eines der zwei besten Teams des Landes? Nein, aber das wussten wir alle schon vor dem BCS-Finale. Trotzdem ging die Finaleinladung gefühlt in Ordnung, weil Notre Dame gegen einen respektablen bis schwierigen Schedule ungeschlagen durchkam. Und darum geht es im Sport: Spiele zu gewinnen. Nicht darum, das Torverhältnis (im Football besser: das Punktverhältnis) über 12 Spiele zu optimieren.

Letzteres kann ein Indikator für die „wahre Stärke“ sein; aber im College-Football wird eben nicht immer der stärkste belohnt, sondern eine derjenigen sieben, acht Mannschaften der Saison, von denen man jede nominieren könnte. College-Football würfelt sich in Ermangelung einer besseren Methode aus sieben, acht würdigen Titel-Kalibern zwei glückliche Finalisten aus, die sich den Meister ausspielen.

Ist der Meister immer der beste? Nein, aber auch der Fußball-Weltmeister ist nicht immer die beste Mannschaft der Welt.

No.  TEAM                W-L     SRS
#1   Alabama             7-0    25.8
#2   Florida State       6-0    34.3
#3   Oregon              7-0    28.4
#4   Ohio State          7-0    15.9
#5   Missouri            7-0    23.0
#6   Stanford            6-1    18.7
#7   Miami/FL            6-0    15.0
#8   Baylor              6-0    30.1
#9   Clemson             6-1    16.5
#10  Texas Tech          7-0    12.7
#11  Auburn              6-1    13.8
#12  UCLA                5-1    16.1
#13  Louisiana State     6-2    18.9
#14  Virginia Tech       6-1    10.3
#15  Oklahoma            6-1     8.6
#16  Texas A&M           5-2    14.6
#17  Fresno State        6-0     3.7
#18  Northern Illinois   7-0     4.9
#19  Oklahoma State      5-1    12.7
#20  Louisville          6-1    15.3
#21  South Carolina      5-2    12.9
#22  Michigan            6-1     9.3
#23  Central Florida     5-1    11.1
#24  Nebraska            5-1     7.5
#25  Oregon State        6-1    11.1

Ich gebe zu, ich bin einigermaßen überrascht, dass die Seminoles dank der Computer-Rankings an Oregon vorbeiziehen, nachdem sie in beiden Polls hinter Oregon zurückliegen. Baylor ist in Coaches- und Harris Poll jeweils an #5 klassiert, aber bei den Computer nur an #12, fällt dadurch auf #8 im BCS-Ranking zurück. Allerdings kriegt Baylor noch gute Gegner in Oklahoma und Texas, und damit Möglichkeiten auf einen besseren SOS. Gefühlt würde ich ganz vorne sagen: FSU > Oregon > Alabama.

Von den Mid-Majors haben im Prinzip nur noch Fresno State und Northern Illinois BCS-Busterchancen. Beide haben allerdings schlechte SRS-Werte. Fresno ist mit seinem Punte-Rating von 3.7 über dem durchschnittlichen FBS-Team nichtmal in den Top-50 des SRS gerankt! Wenn die Bulldogs im MWC-Finale noch einmal auf Boise State treffen, wären sie nach SRS selbst mit Heimvorteil Außenseiter!

Nach SRS sind auch andere Teams in diesem BCS-Ranking überbewertet: Miami/FL und Texas Tech gehören zwar ins Ranking, aber nicht in die Top-10. Oklahoma schaut nicht wie ein Big-12 Favorit aus. Fresno und NIU hatten wir. Michigan und Nebraska sind auch eher untere Kategorie. Dagegen ist das nach SRS sechstbeste Team des College-Football, Arizona State (+19.9), nicht in den ersten BCS-Rankings vertreten (Sun Devils sind 5-2).

Spielerstreik bei Grambling State

Zum Abschluss ein Ausflug weg von der Glitzerwelt der FBS, denn auch in der zweiten und dritten Division wird College-Sport betrieben – und folglich ist auch folgende Geschichte College-Football.

Aus der FCS, der zweiten Ebene des College-Footballs: Die Spieler von Grambling State haben am Wochenende gestreikt. Der Grund liegt lt. Associated Press in den horrenden Bedingungen, unter denen die Spieler arbeiten müssen: Da ist von Schimmel in den Facilities die Rede, von verunreinigter Spiel-Ausrüstung, die zu bakteriellen Infekten in Teilen der Mannschaft führte. Die Sportabteilung ist quasi pleite, die Spieler müssen selbst ihre Ausrüstungen bezahlen, und bekommen keinen Schluck Gatorade mehr gratis. Das Fass zum Überlaufen soll dann die Entlassung vom Head Coach Doug Williams (Ehemaliger der Uni, Superbowl-Champ als erster schwarzer Starting-QB mit Washington) letzte Woche gebracht haben.

Grambling State ist keine unbekannte Uni: Als HBCU (historisch gewachsene Uni für Schwarze) spielt man in der SWAC (Southwestern Athletic Conference) mit, einer Conference, die sich nicht an den FCS-Playoffs beteiligt. Vor zwei Jahren stand Grambling State im SWAC-Finale, wurde bei ESPN America gezeigt. Dieses Jahr war man 0-7, und ist jetzt 0-8, da das bestreikte Spiel gegen Jackson State mit 0-1 gewertet wurde – dem Ergebnis, das im Football als einziges neben „1-1“ technisch unmöglich zu erreichen ist, sobald es angestoßen wird.

Die Akademische Viertelstunde, Woche 3: Geschlagen mit den eigenen Waffen

Das Spitzenspiel in Woche 3 war zweifelsohne #6 Texas A&M Aggies gegen #1 Alabama Crimson Tide auf dem Campus von Texas A&M in College Station. Es war das Revanche-Spiel für die Alabama-Demontage im November 2012, als die Aggies Alabama schlugen und damit mehrere Dinge heraufbeschwörten:

  • Heisman Trophy für Johnny Manziel.
  • Spannende Endphase im Rennen um die B.C.S., in der Alabama am Ende doch noch durch die Hintertür ins Finale schlüpfte.
  • Diskussion darüber, ob der Manziel-Football über kurz oder lang Nick Saban ablösen würde.

Saban stellte damals offen provokativ die Frage „ist das, was Manziel und Texas A&M spielen, das, wie der Football zukünftig aussehen soll? Ist es wirklich das, was wir wollen?“ Und er gab am Samstag selbst die Antwort. Saban sprach nicht viel, aber das Gebotene auf dem Feld sprach eine klare Sprache: Ja. Zumindest hatte Saban eingesehen, dass er Manziel nicht mit seiner Defense schlagen konnte, sondern nur mit seiner eigenen Medizin: Offense.

Am Ende gewann Alabama 49:42 in einem spannenden Spiel, in dem es lange Zeit hin und her ging. Die Highlights in GIF-Formaten hat die USA Today zusammengeschnitten. Manziel eröffnete mit zwei Touchdowns, aber danach beging er zwei böse Fehler und Alabama machte lupenrein fünf TD hintereinander. Ab dem Ende des dritten Viertels war das Spiel ein Katz-und-Maus Rennen, immer Alabama zwei TD vorne, A&M mit der Verkürzung auf einen TD, und wieder Bama auf zwei TD davongezogen.

Alabama war körperlich überlegen und drückte seinen Willen im Notfall im Alleingang durch. A.J. McCarron, der Quarterback, musste nur die einfachen Würfe nehmen ohne große Böcke abzuschießen, und beendete den Tag mit einwandfreien Werten. Der wahre Star ist aber die Offensive Line. Diese ist konkurrenzlos in diesem Lande.

Johnny Manziel verlor. Aber es ist trotzdem eine tolle Augenweide, diesem Spieler zuzuschauen. Seine Improvisationskünste sind unerreicht, und nur weil das geordnete Chaos auf dem Feld in zwei vermeidbaren Fehlern endete, verlor Texas A&M. Manziel wird auch diesen Herbst nicht im B.C.S.-Finale spielen, und er wird am Ende des Jahres in die N.F.L. gehen. Ob er dort den Durchbruch schaffen kann, steht natürlich noch in den Sternen.

Die Top Ten

#2 Oregon hatte mit den Tennessee Volunteers überhaupt keine Probleme und gewann mit 59:14 so klar, dass es in der Heimatstadt der Vols, Knoxville, schon wieder um den Kopf des Trainers geht. Der hohe Sieg ist für Oregon auch deswegen wichtig, weil er gegen ein mittelklassiges S.E.C.-Team kam. Das ist gut für die Glaubwürdigkeit der Ducks.

#4 Ohio State hatte mit California auch ohne den Quarterback Braxton Miller keine Probleme und gewann 52:34. #5 Stanford war gegen die Army nur in der ersten Halbzeit in Schwierigkeiten und gewann am Ende locker 34:20.

Glanzlose Siege holten #7 Louisville (27:13 gegen Kentucky) und #8 L.S.U. (45:13 über Kent State), und die #10 Florida State Seminoles konnten erneut auf ihren QB Jameis Winston vertrauen, der eine fast fehlerlose Leistung beim 62:7 gegen Nevada beisteuerte.

Upset der Woche

#11 Michigan zog beim 28:24 gegen Akron in letzter Minute noch den Kopf aus der Schlinge und rettete sich vor einer peinlichen Niederlage. Dafür verlor #20 Wisconsin sein Auswärtsspiel bei den Arizona State Sun Devils, nicht allerdings ohne ein denkwürdiges Ende. Das ist sogar eine Übertreibung, denn das Finish in diesem Spiel, das 32:30 pro Arizona State endete, gehört zu den skurrilsten, die es bisher gab.

Die Ausgangslage: Zwei Punkte Führung für die Sun Devils, aber Wisconsin ist in der allerletzten Spielminute in der Nähe für ein Field Goal. Und dann passierte folgendes:

Die Abwehr wollte einen Fumble gesehen haben (Ball vom Quarterback vorsätzlich auf den Boden gelegt), aber das Knie vom QB Joel Stave war am Boden gewesen. Während die Referees noch mit dem auf dem Ball liegenden Abwehrspieler diskutierten, rannte die Uhr runter. Die Spielverzögerung der Defense war am Ende entscheidend. Hauptschuldig an dem Desaster sind die Schiedsrichter, die sich in Diskussionen verstricken ließen. Eine wirklich sehr spezielle Szene.

Drei andere Ergebnisse ragen noch heraus: Das 44:23 von #25 Mississippi gegen Texas. Das ist technisch gesehen kein „Upset“, weil Ole Miss höher gerankt war, aber allein von der Reputation der beiden Colleges ist nicht nur der Sieg überraschend, sondern auch und vor allem die Höhe. #24 T.C.U. verlor 10:20 gegen Texas Tech. Angesichts der hohen Erwartungen vieler an T.C.U. ein unerwartetes Ergebnis. Tja, und #16 UCLA mit seinem 41:21 gegen #23 Nebraska ist ein „Upset“, weil Nebraska im Coaches-Poll höher gerankt gewesen war (Nebraska war im Coaches-Poll die #17 gewesen, UCLA dort die #15).

Stiller Protest der Woche

Es ist kein Geheimnis, dass Lane Kiffin, der Head Coach der U.S.C. Trojans, in Los Angeles alles andere als beliebt ist. Kiffin gehört zu der Sorte Mensch, bei denen es nicht schwer fällt, sie zu verachten: Kind eines bekannten und reichen Mannes, vorlaut und mit steiler Karriere in jungen Jahren. Demut ist etwas, das Lane Kiffin nicht kennt, dafür lieber offen andere Menschen beleidigt. Das geht dann nach hinten los, wenn die Erfolge ausbleiben. Dann schlägt der Neid in Spott um.

Stillen Spott erntete Lane Kiffin am Samstag beim Heimspiel gegen Boston College in Form von ausbleibendem Publikum: Das Los Angeles Coliseum, in dem Southern Cal seine Heimspiele austrägt, fasst über 90.000 Menschen. Gegen Boston College war es nur zu einem Viertel oder einem Drittel gefüllt. In einem so großen Stadion kommt dann schnell Geisterstimmung auf, und das war es auch, das die Trojans in diesem Spiel fühlten. Die Atmosphäre glich jener auf dem Zentralfriedhof. Das ist die Quittung der U.S.C.-Fans für die schlechten Leistungen unter Lane Kiffin: Missachtung.

Schock der Woche

Minnesotas Head Coach Jerry Kill ist Epileptiker. Jeder weiß das, und auch das Programm der Golden Gophers wusste das bei seiner Anheuerung als neuer Cheftrainer zur Saison 2011. Das Unangenehme an der Situation: Kill hatte schon mehrere epileptische Anfälle unter Stress während eines Spiels. Am Samstag war es erneut soweit, und Kill musste kurz vor der Halbzeit zum vierten Mal in zwei Jahren ins Krankenhaus abtransportiert werden. Jedes Mal aufs Neue sind diese Bilder erschreckend, und die Frage, ob sich ein Mann das antun muss, kommt auf.

Inspiration der Woche

Rutgers ist keine Uni, an die man beim Gedanken an College-Football sofort denkt. Sie liegt in New Jersey, einem Staat, in dem man sich zu allererst für Profisport interessiert. Der Unisport kommt erst auf Seite fünf, und selbst dort sind die Meldungen eher klein. Am Samstag war das anders, denn Rutgers lieferte eine emotionale Geschichte mit der Ehrung von Eric LeGrand. Der ist ein ehemaliger Spieler der Universität, und bekannt wurde er, weil er in einem Spiel gegen Army vor wenigen Jahren schwer verletzt wurde, so schwer, dass er querschnittgelähmt zurückblieb.

LeGrand tourt seither als eine Art Maskottchen durch das Land, als Symbol für unbändigen Willen. Sein ausgemachtes Ziel ist es, bald wieder erste Gehversuche zu unternehmen. LeGrand wurde im letzten Jahr sogar von Greg Schiano in einem symbolischen Akt ein Eintagesvertrag bei den Tampa Bay Buccaneers in der NFL gegeben. Schiano war der Rutgers-Trainer von LeGrand in jenem Schicksalsspiel gewesen. Am Samstag wurden Videobotschaften unter anderem von Greg Schiano im Stadion von Rutgers abgespielt, als die Uni zum allerersten Mal eine Trikotnummer zu Ehren eines Spielers sperrte. Zu Ehren von Eric LeGrand.

Das AP Poll nach Woche 3

Die neuen Top Ten im AP Poll lauten nach den Ergebnissen vom letzten Wochenende wie folgt:

#1  Alabama Crimson Tide      2-0
#2  Oregon Ducks              3-0
#3  Clemson Tigers            2-0
#4  Ohio State Buckeyes       3-0
#5  Stanford Cardinal         2-0
#6  Louisiana State Tigers    3-0
#7  Louisville Cardinals      3-0
#8  Florida State Seminoles   2-0
#9  Georgia Bulldogs          1-1
#10 Texas A&M Aggies          2-1

Das kommende Wochenende bringt für diese Mannschaften nur langweilige Spiele. Denkt man. Denn im College-Sport ist ein Upset immer und gerade bei scheinbar schlechten Ansetzungen möglich.

College Football 2013/14, Week 3 Preview

Vorab: Ich habe beschlossen, erstmal auf den genauen Sendeplan des ESPN-Players zu verzichten. Letzte Woche versuchte ich mich erstmals seit Längerem wieder daran, den ESPN-Schedule zu posten. Mein „Redaktionsschluss“ war der Freitag, aber was sich dann im Laufe des Samstags abspielte, entbehrte allen guten Gepflogenheiten, und ESPN kickte Spiel um Spiel aus dem Player und addierte nur noch Begegnungen aus der FCS und Division-II. Angesichts der Unzuverlässigkeit von ESPN fliegt der Schedule wieder, und es gibt heute nur eine generelle Vorschau auf die Spiele, die im ESPN-Player laufen könnten.

SPORT1 US bekleckerte sich auch alles andere als mit Ruhm, brachte auch nicht die angekündigten Spiele. Eine Chance gebe ich dem Gestümpere noch: Der Sendeplan ist aber ohne Gewähr, und wenn es wieder solche Diskrepanzen zwischen Sendeplan und Sendungen gibt, fliegt auch SPORT1 US. Die senden dieses Mal lt. Plan folgendes (bitte melden, wenn es wieder Abweichungen gibt): Weiterlesen

The Countdown, T-minus 7: Texas A&M Aggies

The Countdown

#7 Texas A&M Aggies.
SEC, Western Division.
2012: 11-2.

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden: Die Texas A&M University vollzog nach langem Hickhack 2012 den überfälligen Wechsel in die Southeastern Conference (SEC), und ist nur ein Jahr später eines der strahlenden Kinder des College-Football: Das Debütjahr im Kronjuwel aller Conferences gelang, man ist plötzlich wer und sexy genug, dass landesweit die Teenies anstehen und für die Aggies spielen wollen. Mit dem frisch gebackenen HeismanTrophy Sieger QB Johnny Manziel („Johnny Football“) hat man die heißeste Ware im College Football, und einen, von dem sich die halbe weibliche Anhängerschaft schwängern lassen möchte.

Ich hatte einen dermaßen souveränen Einstand das Aggies in der SEC nicht erwartet, wenn ich auch häufig darüber schrieb, dass Texas A&M letztes Jahr massiv unterschätzt worden war (2011 war man mit 7-6 Siegen zirka drei bis vier Siege zu schlecht weg gekommen). Aber es kam dann alles noch den Tick besser als beschrieben: Der neue Head Coach Kevin Sumlin, eine coole Socke mit seinen Sonnenbrillen am Seitenrand, machte aus einem Kader, der zuvor deutlich unter den Erwartungen geblieben war, über Nacht einen Giganten, der zum Saisonhöhepunkt die Festung von Alabama stürmte und die hoch gelobten Crimson Tide in deren Hütte platt machte. Die einzigen beiden Niederlagen waren knappe Dinger gegen Florida und LSU, als jeweils der Freshman Manziel Lehrgeld zahlte und sich verarschen ließ.

Johnny Football

Johnny Manziel - Bild: Wikipedia.

Johnny Manziel – Bild: Wikipedia.

Überhaupt Manziel: Das ist der legitime Nachfolger des Brett Favre, ein unbekümmerter Spaß-Footballer, der sich nicht um Konventionen schert, sondern einfach drauflosspielt, -scrambelt und -wirft, und mit unterhaltsamen Tweets ein gefundenes Fressen für den Boulevard ist. Manziel kam aus einer wohlhabenden Familie, beeindruckte im ersten Sichtungstrainingslager und groovte sich blitzschnell in die Mannschaft. Manziel ist mit seinen knapp 1,80m kein typischer Quarterback, hat keine typische Wurfbewegung, ist kein überirdischer Sprinter, aber er ist wuselig und hat ein Näschen dafür, im rechten Moment loszulaufen, und wenn dieser „rechte Moment“ die letztmögliche Zehntelsekunde in einer zusammenklappenden Pocket ist.

Ob es für die NFL reicht, da reden wir in ein paar Jahren nochmal drüber. Manziel könnte am Saisonende in die NFL wechseln. Erstmal ist abzuwarten, ob die Rakete Manziel überhaupt noch ein zweites Mal zündet, nachdem die Gegner aktuell gerade fleißig am Studieren seiner Tapes sind.

Oder ob sie zünden darf: Manziel steckt mittendrin in Anschuldigungen um bezahlte Autogrammstunden – ein No Go in der Welt der NCAA. Es ist das alte Manziel-Problem: Der Junge ist neben dem Feld so, wie er drauf ist. Es gibt für ihn kein Morgen. Kein langes Überlegen. Ich lebe hier und jetzt und ich mache, was ich will. Ob es Feten auf dem Campus vom Erzfeind Texas, lustige Twittereien oder ein Sauforgie mit Nachwehen beim „QB-Camp“ der Manning-Brüder ist, oder eben Autogramme – Manziel schert sich nicht um Konsequenzen. Ich beleidige meine eigene Universität? Weil ich es will!

Der Rest im Aggieland

Für Sumlin und Manziel gilt es, die Abgänge von OffCoord Kliff Kingsbury (wird Chefcoach bei Texas Tech), LT Joeckel, RB Michael und WR Swope zu kompensieren. Bei ersterem tappe ich im Dunkeln, weiß nicht, was zu erwarten ist; Sumlin hatte auch ohne Kingsbury großartige Offenses unter seinen Fittichen. Zweiteres wird nicht schwierig, nachdem mit OT Jake Matthews ein weiterer Tackle im Kader steht, der im NFL-Draft in den Top-10 vom Tablett geht. Auch das dritte dürfte machbar sein: RB Ben Malena trug schon letztes Jahr die meiste Last, und in der Hinterhand wartet mit RB Trey Williams einer der spektakulärsten Spieler, die ich bisher gesehen habe. Williams war ein „five star recruit“, d.h. gehörte zur begehrtesten Gruppe an Jungs aus der Highschool. Damit nicht genug: Selbiges 5-Star Talent ist auch der andere Backup-RB, Brandon Williams, auch Sophomore, auch ein Williams. Zwei der heißesten Backs des Landes, und beide sind Backups!

Bei den Receivern muss sich Texas A&M größtenteils auf unerfahrene Jungspunde stützen. Der erfahrenste der angedachten Starter ist mit WR Mike Evans ein Sophomore (Junge, der ins zweite Jahr geht). In der breit aufgestellten Spread-Offense von HC Sumlin aber normalerweise kein allzu großes Problem.

Die Fragezeichen beschränken sich neben dem bangen Warten, ob Manziel seine Form halten kann, vor allem auf die Defense: Es gibt fast keine Defensive Tackles mit Spielpraxis, und in Damontre Moore ist der wichtige „hybrid-DE/OLB“ weg. A&M spielt eine interessante 3-4 Defense mit vielen Aufstellungen mit vier Mann in der Line, und lebt davon, mit maximal drei, vier Leuten Druck zu machen. Wenn du aber so wenig Tiefe im Kader hast, biste spätestens nach den ersten zwei Verletzungen auf den Felgen beziehungsweise möchtest du keine sieben, acht Spiele bestreiten, in denen es bis fünf Minuten vor Schluss spannend ist.

Texas A&M hat eine spannende Mannschaft, die möglicherweise zu viele Flauseln (WR, LB) und zu wenig Kadertiefe für den BCS-Titel hat. Der Schedule sagt, du musst Alabama (daheim, am 14. September!) und LSU (auswärts) schlagen, willst du einen Freischuss auf die Kristallkugel. Wenn Manziel so unbekümmert bleibt und die Offense von Anfang an „klickt“ und die Defense zumindest akzeptable Form zeigt, ist alles drin. Auf der anderen Seite ist die Mannschaft einen Fetzen schlechter aufgestellt als letztes Jahr und man sollte von keinem Spieler erneut ein Saison von „Manziel 2012“-Kaliber erwarten – warten wir die Entwicklung einfach mal ab.

College Football übers Wochenende

Die Bowl Season neigt sich dem Ende zu: Am Montag gibt es das BCS-Championship Game, aber bis dahin haben wir noch drei Bowls und Football aus der FCS.

Cotton Bowl Classic

Texas A&M Aggies – Oklahoma Sooners

Die Cotton Bowl Classic (aus Arrington/TX) sieht zwei Topteams aus Big 12 und SEC und wäre eigentlich ein attraktives Spiel: Texas A&M (10-2) – Oklahoma (10-2), aber es gibt es bei uns leeeeider nicht im TV zu sehen und ich habe auch keine Tapes bei Eurosport 2 gefunden. Mit dabei sind viele wichtige Draftees Weiterlesen

College Football 2012- Simple Ranking System nach Woche 11: Aggieland

SRS

Whut dat?

Nach einem gestrigen Spieltag mit wichtigen BCS-Implikationen heute ein Blick auf die „Stärke“ der Teams im College Football, die nicht gleichzusetzen ist mit dem BCS-Ranking, das Stärke und „Verdienst“ auf verworrene Art und Weise zu kombinieren versucht.

Das Simple Rating System eignet sich für künftige Spielprognosen (Differenz zwischen den SRS zweier Mannschaften kann als Spread herangezogen werden) und ist ergo ein einfaches Tool zum „Power-Ranking“ im College-Football. Weil es ein Punktdifferenz-basiertes Ranking ist und Sieg/Niederlage prinzipiell nicht beachtet, eignet es sich natürlich nicht für die BCS, die natürlich das wichtigste Ergebnis eines Spiels, das Endresultat, berücksichtigen muss.

NR. UNIVERSITÄT         SRS     W-L
#1  Alabama            28.3     9-1
#2  Oregon             27.5    10-0
#3  Kansas State       24.5    10-0
#4  Texas A&M          23.0     8-2
#5  Oklahoma           20.9     7-2
#6  Florida            20.3     9-1
#7  Georgia            18.5     9-1
#8  Notre Dame         18.4    10-0
#9  Louisiana State    17.3     8-2
#10 South Carolina     17.1     8-2

Alabama bleibt also #1 im Simple Rating System, aber die Spitze wird enger: Oregon nur noch 0.8 Punkte zurück. Bemerkenswert ist der Aufstieg der Texas A&M Aggies, schon im vergangenen Jahr ein Liebling des SRS (an #14 im Endranking trotz 7-6 Bilanz), was damals daran lag, dass sie extrem viele hauchzarte Niederlagen kassiert hatten. Primär auf jenem Ranking hatte ich die Aggies als größten Sleeper vor dieser Saison gesehen und geschrieben:

The dark horse. Und die Aggies haben eine interessante Mannschaft. 2011 mit 7-6 völlig abgeschmiert, aber das waren bis auf eine einzige Niederlage richtig krasse Dinger, Kollapse, verschossene Field Goals, alles war dabei, und eine 1-5 Bilanz in engen Spielen (und vier davon mit maximal vier Punkten). Excel rankte Texas A&M bei mir auf den 14ten Platz.

Reaktion: Head Coach Mike Sherman wurde in die NFL entlassen und durch den aufstrebenden Kevin Sumlin aus Houston ersetzt. Für Sumlin ist das ein Traumszenario: Kann auf einem potenziell gigantischen Sleeper aufbauen und die Hardware (Siege) einsacken, die der Vorgänger aufgebaut hatte.

Ich war skeptisch gewesen, was die sofortige SEC-Kompatibilität anbelangte, aber dank einiger famoser Einzelspieler (Manziel an vorderster Front) plus einer extrem physischen Offensive Line scheinen sich diese Bedenken als unbegründet zu erweisen.

Im Conference-Ranking dienen die Durchschnittswerte der jeweiligen Conference-Mitglieder als Basis für das Ranking. Wie schon in der vergangenen Saison führt die Big 12 Conference das Feld an:

NR. CONFERENCE       SRS   BESTES TEAM  RK
#1  Big 12          10.6   Kansas St     3
#2  SEC             10.1   Alabama       1
#3  Pac-12           8.2   Oregon        2
#4  Big Ten          4.0   Ohio St      18
#5  ACC             -0.4   Florida St   12
#6  Big East        -1.5   Cincinnati   43
#7  MWC             -5.2   Fresno St    28
#8  Sunbelt         -6.0   ULM          59
#9  WAC             -6.5   Utah St      20
#10 C-USA           -9.1   UCF          45
#11 MAC             -9.3   NIU          31

    Independents     2.7   Notre Dame    8

Als Erklärung hierfür sei die „Kopflastigkeit“ der SEC genannt: Yup, gleich sechs Teams scheinen in den Top-10 auf, aber dahinter wird das Feld schnell ausgedünnt: Mizzou an #33 ist der nächste, danach folgen Mississippi State (#38), Ole Miss (#44), Vanderbilt (#46), Tennessee (#51) und Arkansas (#55) im Mittelfeld auf, während die beiden bodenlos schwachen Teams von Auburn (#80, SRS -4.2) und Kentucky (#88, SRS -8.1) in den Niederungen rangieren, wo sich Troy, East Carolina und Texas State tummeln.

Schaut man sich die Ergebnisse der Mittel- und Unterklasse der SEC in out of conference-Spielen an, so lässt sich die verlorene Spitzenposition dieser stolzen Conference als Gesamtes verstehen.

Die Big 12 mag trotzdem leicht überschätzt sein, was an der Offensivlastigkeit dieser Conference liegt (das SRS favorisiert ganz leicht offensivorientierte Conferences). Auf der anderen Seite sprechen wir beim Leader Kansas State von einer eher defensivorientierten Mannschaft, was deren SRS von 24.5 noch eindrucksvoller ausschauen lässt.

Die Big 12 ist weniger top-heavy, dafür aber sind alle Teams außer Kansas (#79 mit SRS -4.1) in den Top-50 gerankt – wobei die große Überraschungen ist, dass Iowa State (#36) vor West Virginia (#49) gerankt ist.

Weiters fällt auf, dass nur vier Conferences einen im Schnitt positiven SRS haben, die ACC schon leicht negativ ist und die BCS-Conference Big East erneut abgrundtief schlecht abschneidet: Das durchschnittliche Team der Big East ist gegen das durchschnittliche Team der kompletten FBS (Division I-A) mit 1.5 Punkten Außenseiter, das beste Team mit Cincinnati nur an #43 gerankt.