NFL und die Zebras

Heute ein Verweis auf eine Kolumne von Seahawks-CB Richard Sherman auf der NFL-Seite von Sports Illustrated, MMQB (Monday Morning Quarterback): Four Ways to Fix Officiating. Sherman, kein Mann der Zurückhaltung, schreibt darin über die aus seiner Sicht notwendigen Veränderungen um die Schiedsrichterleistungen in der NFL zu verbessern.

Vorausgeschickt: Es ist kein Rant über die Refs. Sherman schlägt im Prinzip vier Dinge vor:

  1. Mehr Klarheit im Regelwerk.
  2. Erweiterung des Referee-Teams um ein achtes Mitglied, das vollzeitangestellt sein sollte.
  3. Veränderung in der Aufstellung der Referees am Platz.
  4. Mehr Kommunikation zwischen Refs und Spielern.

So oder so: Die Schiedsrichterei wird ein Thema bleiben. Das Regelwerk der NFL ist extremst aufwändig und kompliziert. Man kann es an der Catch-Regel ablesen, die Woche für Woche für erregte Gemüter sorgt. Der Vorschlag einiger, die Regel „klarer“ zu schreiben, wird unweigerlich zu mehr Juristendeutsch und noch mehr Streit führen, weil Juristendeutsch immer zu „unlogischen“ Entscheidungen führen wird.

Ein nicht von Sherman angesprochener Punkt ist das Instant Replay, das nach Meinung einiger (z.B. Belichick) ausgeweitet werden sollte. Auf der anderen Seite blähen die vielen Reviews die Übertragungen brutal auf. Du bist heute froh, wenn eine NFL-Partie in 3h15 durch ist – denn das ist selten genug der Fall.

Ebenso nicht zu vergessen ist die Aufstockung bzw. Professionalisierung der Schiedsrichter-Crews, die sich spätestens seit der CBA-Verhandlung im Referee-Lockout von 2012 schwierig gestaltet. Sprich: Die Top-Refs haben kein Interesse an einer Professionalisierung und haben sich fix in den Vertrag schreiben lassen, dass es auch künftig nicht mehr als 17 Ref-Teams geben darf.

Die NFL glaubte vor drei Jahren, ihre Schiedsrichter einfach aussperren zu können und sie durch Backups nach drei Trainingseinheiten ersetzen zu können. Das endete im Fiasko. Seither hat man sich geeinigt, aber die Beziehung zwischen Liga und Referees bleibt merkwürdig. Es wirkt noch immer so, als befänden sich die beiden Seiten nicht auf der gleichen Seite im Regelbuch.

8 Kommentare zu “NFL und die Zebras

  1. Hauptproblem ist meiner Meinung nach die fehlende Konstanz. Die Catch rule scheint von SPiel zu Spiel unterschiedlich gelöst werden. Die Crews ahnden Vergehen unterschiedlich und man muss mal darauf achten, wie wenig oft am Spielende gecallt wird – da darf dann oft nach herzenslust geholded werden. ….

    Refree ist ein schwerer Job – aber diese Saison war manche Leistung… Und es ist eigentlich kein Hexenwerk hier nachzusteuern => Proffesionalisierung

  2. Ich sehe das insgesamt sehr ähnlich wie du korsakoff. Grade die Forderung das Regelwerk „einfacher“ zu gestalten ist in meinen Augen reiner Populismus. Das hört sich super an und kann man jede Woche im TV als Analyst bringen, der Bud Light-nippende Footballkonsument fühlt sich dadurch natürlich in seinem Unverständnis einer Entscheidung nur zu gerne bestätigt.

    Aber konkrete Vorschläge wie man es vereinfachen könnte fehlen da durch die Bank. Grade die Catch-Regel. Ja, problematisch in vielen Situationen, aber was soll man reinschreiben, damit es besser wird? Denn die klassische Forderung besagter Analysten nach „if the people at home think it’s a catch, then it should be a catch“ wird auch nicht zu nachvollziehbareren Entscheidungen führen. Ganz im Gegenteil.

    Ich denke, dass man einiges verbessern kann, aber grade auf das Regelwerk bezogen muss einer der das einfordert auch mit ganz klaren Punkten daherkommen und Vorschläge machen, wie die bessere Variante auszusehen hat, sonst braucht man da gar nicht darüber diskutieren.

    Sherman’s Forderungen da sind schon okay, aber auch irgendwie komisch. Er will – wie eh alle – dass die Entscheidungen besser und konsistenter werden. Auf der anderen Seite glaubt er das erreichen zu können, in dem er fordert, dass die Entscheidungsfindung schneller gemacht werden soll. Das ist inhaltlich Blödsinn in meinen Augen. Grade bei den klassischen „Judgement Calls“ sollen sie doch bitte 15 Sekunden diskutieren, wenn dann die Entscheidung dafür passt. Stichwort DPI: in ganz vielen Situationen wird da die Flag geworfen, ein anderer sieht aus seinem Winkel aber, dass der Pass nicht fangbar ist – Flagge aufheben ist die korrekte Entscheidung, kann aber nur getroffen werden, wenn sie diskutiert wird. Da hilft dir keine „Vereinfachung des Regelbuchs“ der Welt. Und mit einem zusätzlichen Official wird es da nur noch mehr Redebedarf geben. Gut so in meinen Augen, auch wenn es natürlich die TV-Stations nicht gerne sehen, weil es den profitablen Zweischritt von Action & Werbung unterbricht.

    Und zur Nummer 4, der Kommunikation, das schreibt Sherman eh selber. Man braucht sich nur anschauen wie viele Spieler und vor allem Coaches auf die Schiris zugehen und mit ihnen „reden“ (um einen Euphemismus zu bemühen). Da verwundert es nicht, dass irgendwann dann auch die Motivation fehlt diesen Herren sinnlose Erklärungsversuche zu machen, welche die eh nicht hören wollen, weil ihre Meinung eh vorher feststeht. Und insgesamt sind die Schiris in der NFL eh extrem resistent was Aggressionen ihnen gegenüber betrifft. Bei einem Fußballschiri würde kein NFL-Coach der Welt mehr auf der Seitenlinie stehen.

    @panthers:
    Dass am Ende eines Spiels, sofern dieses schon entschieden ist, nicht mehr aller Kleinmist gecalled wird finde ich schon okay. Keinen Grund ein bereits entschiedenes Spiel noch unnötig in die Länge zu ziehen, da reicht’s dann wirklich wenn man die schweren Vergehen bestraft.

  3. Ich bin beim vereinfachen der regeln nicht ganz eurer Meinung. Würde zB die Catch-Regel so umformuliert werden, dass es nicht mehr um einen Football-Move oder um den Wechsel zum Runner geht, sondern auf etwas, dass objektiv einigermaßen genau zu bewerten ist, wäre in vielen Situationen allen Beteiligten geholfen.
    Das einfachste wäre es ja einen Ball als gefangen zu geben, sobald er sich in den händen des recievers nicht mehr bewegt, allerdings würde das zu einer größeren Zahl Catches führen und noch zu einer viel größeren bei den Fumbles, das ist also nicht zielführend.
    Mein Vorschlag: Es ist ein catch wenn der ball so lange unter kontrolle bleibt, bis die abwärtsbewegung des torsos des recievers eindeutig beendet ist.
    Das wäre einfacher zu verstehen, einfacher zu kontrollieren und einfacher konsistent zu pfeifen.

    Bei den Pass Interference Geschichten bin ich mit den Vorschlägen Shermans prinzipiell auf einer linie: das geht so schnell und ist in der Regel nicht wirklich präziser zu formulieren, da hilft es mehr, den Refs eine bessere Chance zu geben, die Situation richtig zu erkennen

  4. Wie gesagt, ich glaube es wäre viel getan, wenn man mehr schiedsrichter im Pool hat – auch mal eine Pause geben kann und zweitens viel mehr Schiri coaching stattfindet – gemeinsam Videos schauen gemeinsam beurteilen und somit mehr vereinheitlichte calls……

    Mit den Calls am SPielende meinte ich eigentlich, dass bei Engen Spielen am Ende nichts mehr gecallt wird aus Angst, ein Spiel (fehl) zu entscheiden. Das ist aber eher ein Gefühl, als dass ih das überprüft hätte. Aber nach augenschein, wird gegen Ende gerne mal Holding der Oliner, oder auch Pass Interference der DBs übersehen.

  5. Finde ich interessant, denn bei engen Spielen finde ich – ebenfalls rein nach Gefuehl – ziemlich genau umgekehrt. Zu oft werden mir solche Spiele durch fragwuerdige PIs oder Holdings entschieden, anstatt – wie in den Playoffs ueblich – den Spielern mehr Freiheit zu geben und wirklich nur die klaren Sachen zu callen.

  6. Wenn 7 Schiedsrichter mehrere Minuten brauchen um zu klären, welches Down (1/2/3 oder 4) ist, läuft was falsch.http://deadspin.com/nfl-demotes-officiating-crew-after-screwups-in-cardinal-1745456717
    Dann werden sie abgesägt, damit sie sich nicht in Prime-Time blamieren und zu einem anderen Spiel verlegt, in welchem sie 8 false starts eines Teams übersehen.
    http://www.csnphilly.com/football-philadelphia-eagles/refs-apparently-missed-8-eagles-false-starts-vs-patriots (Philadelphia Quelle).

    Und sie haben immernoch ihren Job.

  7. Mit „Abwärtsbewegung des Torsos“ meine ich dass der Ball gehalten werden muss, bis sich der Spieler sich wieder aus eigener kraft auf den Beinen hält oder der länge nach aufm boden gelandet ist.
    Bei der Situation im Januar bei der Dez Bryant war es ja so, dass er zwar seine Füße voreinander gesetzt hat, also mit den Beinen schon wieder am laufen war, aber wenn man sich den Oberkörper anguckt, dann war er durchgehend in einer Abwärtsbewegung, also nach meiner Definition noch am Landen und noch nicht am Laufen auch wenn sich die beine schon wieder in der laufbewegung waren.

    Zu den Refs: Ja, mehr Crews wären besser, allerdings ist das ja aus vertraglichen Gründen nicht machbar.
    Was ich mir gut vorstellen könnte sind die größeren Crews und Refs die im ständigen Funkkontakt miteinander stehen um die Absprachen zu beschleunigen und das Aufheben der Flaggen zu verringern.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..