Er war der Schattenmann

Die Riege der Fußball-Helden aus der Kindheit wird immer kleiner: Paul Scholes hat heute seinen Rücktritt erklärt.

Das ist insofern eine Nachricht wert, als dass Scholes ganz bestimmt einer der komplettesten Spieler der letzten Jahre war. Und einer der unscheinbarsten. Das Scholes-Zitat aus einer uralten Four-Four-Two-Ausgabe habe ich mir aufbewahrt:

„Morgens Training, die Kinder von der Schule holen, nach Hause. Mit den Kindern spielen, Tee trinken, Kinder ins Bett bringen, Treppe runtergehen, fernsehen.“

Scholes war der rothaarige Fighter. Scholes war der Schattenmann und einer der ersten Spieler, die ich verehrt habe. 1998 zum Beispiel, bei der WM, als die Engländer zum letzten Mal eine richtig begeisternde Mannschaft gestellt haben, inklusive Scholes’ Supertor gegen die Tunesier (ja, miserable Qualität, ich weiß):

Dass Scholes nach der EURO 2004 im Nationaldress aufgehört hat, war schade und mit ein Grund, immer weniger Empathie für die Three Lions zu empfinden.

Dass Scholes drei Jahre nach einer Augenblutung, 2007/08, nicht nur United mit einem tollen Fernschuss ins CL-Finale geschossen hat, sondern dann auch noch im siegreichen Endspiel mitmachen durfte – eine Wiedergutmachung dafür, dass er das Spiel der Spiele – Barcelona 99 – verpasst hatte.

Man hat keine exklusive Meinung, wenn man Paul Scholes vermisst. Bestimmt nicht.

Washington Redskins in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#16 DE Ryan Kerrigan (Purdue)
#41 DT Jarvis Jenkins (Clemson)
#79 WR Leonard Hankerson (Miami)
#105 RB Roy Helu (Nebraska)
#146 S Dejon Gomis (Nebraska)
#155 WR Niles Paul (Nebraska)
#177 RB Evan Royster (Penn State)
#178 WR Aldrick Robinson (SMU)
#213 CB Brandyn Thompson (Boise State)
#217 OT Maurice Hurt (Florida)
#224 DE Markus White (Florida State)
#253 DT Chris Neild (West Virginia)

Exakt ein Dutzend Picks für Washington, ein Viertel davon von den Nebraska Cornhuskers, und wenn auch nur das halbe Dutzend einschlägt, ist es ein sehr guter Draft. Washington hat potenziell viele Lücken im Kader. Die größte ist nach der sinnfreien Enteierung von QB Donovan McNabb nicht angegangen worden (QB, für Ignoranten), dafür haufenweise Einkaufen von Skill Players in der Offense.

Dreimal Wide Receivers (Hankerson, Paul, Robinson in den mittleren Runden) und zweimal Running Backs (Helu, Royster, ebenso mittlere Runden). Robinson und Helu sind mir vom College in positiver Erinnerung: Explosive Spieler, die von Shanahan reinrotiert werden.

Die verheerende Defense wurde am Anfang und Ende mit Line-Spielern und mitten drin mit Defensive Backs angegangen. Die Idee hinter DE Ryan Kerrigan dürfte eine Umschulung auf 3-4 OLB sein, da neben OLB Orapko ein zweites Element für Druck gegen den Quarterback gesucht wird. DT Jarvis Jenkins ist mehr der Edeljoker für die Defensive Line.

Interessant ist die letzte Einberufung, #253 in Runde 7: DT Chris Neild, der als wie geschaffen für die Position des Nose Tackles gilt. Washington hat eine 3-4 Defense, aber keinen Nose Tackle, weil Kemoeatu zu schlecht und Haynesworth zu bockig ist. Nicht ausgeschlossen, dass Neild sofort ausgetestet wird. Der Pick #224, DE/OLB White von der FSU, könnte für die von Shanahan gepredigte Rotation geschmissen werden.

Summa summarum

12 Picks, schön aufgeteilt: Eine Hälfte Offense, die andere Defense. Sehr gute Idee, die Defense in der Front 7 aufzuladen und haufenweise neue Optionen einzukaufen, da mit Haynesworth der gedachte Ankermann gefloppt zu sein scheint. In der Offense haufenweise Skill Players, die ein Jahr eingelernt werden dürften, bis 2012 der Franchise-QB geholt wird – oder?

Ausgetresselt

Man hatte es seit ein paar Wochen riechen können, aber die Meldung ist dann trotzdem eine Überraschung: Ohio States Coach Jim Tressel ist nun doch zurückgetreten (worden). Wie im März berichtet, war Tressels Mitwissen im Falle „Tattoogate“ um QB Terrelle Pryor und Konsorten ein riesiger Aufreger.

Denn Ohio State ist keine simple Uni. Das Programm der Buckeyes hat bisher den Part der Saubermänner im College Football eingenommen, die Konservativen und Traditionalisten pur, mit einem Head Coach Tressel an vorderster Front, immer brav in Strickjacken am Spielfeldrand, um der Welt zu zeigen: „Seht her. Wir halten uns an die Konventionen. Wir sind Ohio State.“

Tressel hatte die Buckeyes in den letzten Jahren konstant an der Spitze der Big Ten und immer wieder ganz hoch gerankt, mit dem Titelgewinn 2002/03 und mehreren Siegen in den großen Bowls. Die Buckeyes sind in Columbus, Ohio daheim und so populär, dass neben den Blue Jackets (NHL) kein weiteres ganz großes Profiteam nebenher eine Chance hat.

Eine Chronik der Ereignisse gibt es bei Dr. Saturday.

Nachtrag: Der Neue ist eine interne Lösung – Interimscoach Luke Fickell, der aber wohl ein sensationelles Jahr brauchen wird, um die übligen Verdächtigen (von Meyer über Gruden zu Pinkel) im Spätherbst zu verhindern. Angesicht der mehreren Sperren (u.a. Pryor) ein eher unwahrscheinliches Szenario.

NFL Rookie-Analyse 2010/11: Ndamukong Suh, Lions

Es geht weiter mit der Rookie-Klasse von 2010. Heute dran:

Pick #2: Ndamukong Suh

Position: Defensive Tackle
College:
University of Nebraska
NFL-Team: Detroit Lions

Der meistgehypte Spieler des Drafts 2010 war Nebraskas Ndamukong Suh. Klar, wenn ein Mann mit diesem Namen übers Feld läuft und dann auch noch spektakuläre Bilder aus seiner College-Zeit im Hinterkopf hängen geblieben sind, dann kann man mit einem gewissen Hype rechnen.

Ich bin eigentlich skeptisch, wenn ein Defensive Liner in der Big 12 Conference dominiert. Die „Big 12“ genießt bei mir nicht den besten Ruf, aber Suh ist mir in seiner Cornhuskers-Zeit natürlich schon aufgefallen. Entsprechend cool, dass „meine“ Lions den vermeintlichen Top-Spieler des Jahrgangs serviert bekamen. Ich habe angesichts der Erwartungen Suh als Rookie des Jahres in der Defense getippt.

Auch wenn am Ende einige widersprechen werden: Ich finde die Kür von Suh zum Defensivrookie des Jahres in Ordnung. CB McCourty genießt bei mir noch nicht den Status, der ihm von vielen Scouts zugeschrieben wird.

Klar ist: Suh ist noch kein überragender Tackle gegen das Laufspiel. Zu Thanksgiving hatten die Patriots mit zunehmendem Spielverlauf immer weniger Probleme, ihre Running Backs über die Mitte zu schicken.

Aber: Suh ist ein explosiver Tackle, der Offensive Lines in der Mitte zerbröselt. 10 Sacks sind für einen DT ein exzellenter Wert, aber noch stärker ist der Eindruck hängen geblieben, dass man häufig zwei Blocker auf Suh abstellen musste. Weil er so dominant war. Dass ein Tackle innen so viel Verwüstung anrichtet – bis auf vielleicht noch Kevin Williams bisher ungesehen. So soll einst in den frühen Jahren Warren Sapp gespielt haben.

Suh war so aggressiv, dass er gegen Chicago seine Mannschaft ungewollt sogar den Sieg gekostet hat, nach einem Ellbogen-Hit gegen QB Cutler. IMHO eine Fehlentscheidung der Referees, bzw. des eigentlich von mir geschätzten Ed Hochuli. Bitte selbst vergewissern:

Ich glaube, dass Suh der Pick ist, der die Detroit Lions über Jahre definieren wird. Noch mehr als Stafford, sollte der denn endlich mal gesund bleiben. Top-Tackle, jetzt in Kombination mit DT Nick Fairley, starke Defense Line und ein Line-Coach, dem ein exzellenter Ruf vorauseilt: Alles Zutaten, die mich daran glauben lassen, dass Detroits Lions diesmal tatsächlich nach oben kommen.

Kansas City Chiefs in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#26 WR Jon Baldwin (Pitt)
#55 G Rod Hudson (Florida St.)
#70 OLB Justin Houston (Georgia)
#86 DE Allen Bailey (Miami)
#118 CB Jalil Brown (Colorado)
#135 QB Ricky Stanzi (Iowa)
#140 LB Gabe Miller (Oregon State)
#199 DT Jerrell Powe (Ole Miss)
#223 RB Shane Bannon (Yale)

Schlüsselwort im Chiefs-Draft 2011: Need. Seit Jahren holt sich Kansas City schrittweise seine Bausteine zusammen und dieser Draft war nur der Höhepunkt. Ich sehe fast ausschließlich need picks.

WR Jon Baldwin wird, sofern er nicht wieder stinkstiefelt, sofort Stammspieler sein, bei dem schwachen Receiver-Trupp abseits vom Topmann Bowe. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der Typ (menschlich wie spielerisch) Baldwin so optimal war, aber Wide Receiver musste irgendwie verstärkt werden. Überraschend höchstens, dass Baldwin der einzige bleiben sollte.

Guard/Center Rodney Hudson wird recht rasch den Posten vom uralten Casey Wiegmann übernehmen dürfen, vielleicht sofort, denn Wiegmann gilt als Kandidat für den Ruhestand.

Für die Defense mit OLB Justin Houston ein weiterer möglicher Schnellstarter, denn abseits vom Topmann Hali ist ähnlich den WRs recht deutlicher Leistungsabfall erkennbar. DE Allen Bailey sollte als eine Art Drohung in Richtung DE Tyson Jackson gedacht sein, denn der teure Jackson gilt bislang als Enttäuschung. DT Jerrell Powe ist Ole Miss‘ einziger Pick im gesamten Draft 2011 und dazu noch sehr spät in Runde #6, aber Powe könnte angesichts seiner Maße (152kg) und der schwach besetzten NT-Position ebenso schneller Stammspieler sein als für Sechstrundenpicks üblich.

Nicht so schnell im Fokus sein wird QB Ricky Stanzi (Iowa), der mittelfristig als Backup gedacht sein dürfte.

LB Gabe Miller gilt als vielseitiger Spieler, der auch Tight End gespielt hat. Linebacker, Tight End? Mike Vrabel, anyone? Vrabel steht in Kansas City altersbedingt kurz vor dem Rauswurf.

Auch FB Shane Bannon sollte angesichts des mäßigen Blockspiels der Chiefs-Running Backs eine Chance auf einen Platz im Kader haben.

Summa summarum

Viele Picks für das sofortige Stopfen von Lücken im Kader. Ich bin mir nicht sicher, ob ausgerechnet der sehr ungeschliffene und lernresistente Baldwin die Optimallösung für die Chiefs-Offense ist. Der Rest des Drafts sieht dagegen recht durchdacht aus und wer weiß, vielleicht kann man auch kurzfristig in der AFC West vorne dabei bleiben.

Künstler gegen Erneuerer

Gleich beginnt das UEFA Champions League Finale 2011. Ein launiges Interview auf Spox mit Raphael Honigstein (u.a. Guardian, Sports Illustrated) und Ronald Reng taugt als letzte Einstimmung, während draußen ringsum die Musikboxen dröhnen. Es ist Wiesenfest-Zeit in Südtirol.

Ich freue mich dagegen, nach Wochen endlich wieder einen Fußballabend verbringen zu können. Und würde es heute tatsächlich beiden vergönnen. Der FC Barcelona ist die einzige Mannschaft, die mich mit Schwalben und Schiri-Diskussionen nicht zum Kotzen, dafür nur auf die Palme, bringt. Wer so sensationell gut mit dem Ball umgehen kann und auf so engstem Raum kombinieren kann, genießt größere Narrenfreiheit.

Bei Manchester United kann man dagegen nicht genug bewundern, wie oft Sir Alex Ferguson immer und immer wieder die Erneuerung im Kader gelingt. Das ist Joe Paternoesk.

Ich glaube aber, dass Barcelona den einen Tick besser ist.

Carolina Panthers in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#1 QB Cameron Newton (Auburn)
#65 DT Terrell McClain (South Florida)
#97 DT Sione Fua (Stanford)
#98 CB Brandon Hogan (West Virginia)
#132 WR Kealoha Pilares (Hawaii)
#166 LB Lawrence Wilson (Connecticut)
#203 C Zachary Williams (Washington State)
#244 OT Lee Ziemba (Auburn)

Bis zu allerletzt hatte ich es nicht geglaubt, aber die Carolina Panthers haben sich unter dem neuen Head Coach Ron Rivera tatsächlich entschieden, gleich zu Beginn die Football-Variante von Russisch Roulette zu spielen. Cameron Newton hat kaum 300 Bälle geworfen und ist nun #1-Pick.

Der Amerikaner sagt dazu: high risk, high reward. Newton ist ein Entwicklungsprojekt für die nächsten Jahre und wird eine sehr speziell auf ihn zugeschnittene Offense brauchen. Carolina hat mit diesem Pick den QBs Matt Moore und vor allem Jimmy Clausen mit beiden Fäusten in die Fresse geschlagen. Der Gedanke hinter diesem Pick ist: Alles oder nichts. Kann zweifellos funktionieren. Aber das Gefühl sagt eher: Nope.

Weil’s so schön ist, dieses wunderbare Stück Beschreibung zum Newton-Pick:

There’s inevitability — almost a sense of obligation — about Newton’s rise to the top of the football universe. We have seen all of this before. Newton was built from the spare parts left over from other prospects – the athleticism of Vince Young, the character questions of Ryan Leaf, the peripatetic college career of Jeff George, the sudden, meteoric arrival of Akili Smith – and anyone who follows football can do a risk-reward analysis in his or her head and reach the same conclusion: uh oh. And yet we sincerely debate his merits and potential, saying things like “character issues aside” and “if he receives strong coaching” as wishful thinking mantras, hoping we can transform the latest handsome, big-armed, fleet-footed time bomb into a franchise quarterback through the awesome power of euphemisms.

Newtonthrew 280 passes for Auburn in 2010. That works out to 20 per game, many of them quick screens to the flat that looked more like option pitches than anything Peyton Manning is asked to do. Scandal preceded him atAuburn: he arrived after a one-year junior college exile (he left Florida under clouds of allegations ranging from academic dishonesty to larceny) and promptly became embroiled in a pay-for-play scandal. After helping Auburn win a B.C.S. championship, most experts considered Newton the third or fourth best quarterback in the draft – the Pro Football Weekly Draft Guide, published before the Combine, ranked him fifth – though everyone acknowledged he might be overdrafted by a team with ticket sales issues (Jaguars, Bills) or an affinity for talented, photogenic troublemakers (Cowboys, Bengals, Cowboys, Cowboys).In the off-season, Newton ran a surprisingly slow 40-yard dash at the Combine, called himself “an icon and a showman,” overthrew a bunch of passes at his pro day, and did all the things that make red alert claxons sound in the minds of sane talent evaluators. Meanwhile, he moved up the draft board, until his status as the first overall selection was all-but-solidified by conventional wisdom.Newtonwas like a pop single: peppy, fun, overhyped, and uninspiring, yet vaulted by groupthink’s invisible hand to the top of the charts. The big difference: pop singles cost $1.29 to download.

Aus: Live-Blog der New York Times zum NFL Draft 2011.

In Runde #3 und #4 wenigstens die geforderten Defensive Tackles für die Panthers: McClain/Fua werden recht unverhohlen schnell in in die Startaufstellung geschmissen werden (müssen), aufgrund fehlender Alternativen.

Dazu für die Secondary CB Hogan und die Linebackers Lawrence Wilson als Alternativen zu halbwegs soliden (DB) bzw. recht ordentlichen (LB) Units.

Für die Offense mit WR Kealoha Pilares (dreimal dürfen sie bei diesem Namen das College erraten) eine Anspielstation, aber Carolinas Receiving Corp ist so derart blutjung, dass ich mich frage, ob man nicht noch ein bisschen Erfahrung einbringen sollte.

Der letzte Pick OT Lee Ziemba ist einer von Newtons Uni-Teamkollegen. Ob Ziemba aus rein sportlichen Gründen gedraftet worden ist?

Summa summarum

Ich kann Carolinas Risiko-Strategie nachvollziehen. Goutieren kann ich sie nicht. IMHO kommt für Newton jeder Einsatz 2011/12 zu früh. Aber: Man muss extra für Newtons Vorzüge die Offense umstellen und neu justieren. Warum also noch ein weiteres Jahr mit dem dead man walking Clausen spielen? Wie vertragen sich überhaupt zwei solche Egos wie Clausen und Newton?

Carolinas Draftees können einschlagen wie sie wollen. Wenn Cam Newton nicht Fuß fasst, wird dieser Draft immer als Fehltritt gelten.

NFL Rookie-Analyse 2010/11: Sam Bradford, Rams

Der NFL Draft 2011 ist vorbei, jetzt darf munter spekuliert werden, wie die Mannschaften ihre Rookies einsetzen werden oder welche Teams ihre Rookies verbrennen werden.

Die Rookie-Klasse von 2010 hat ihr Debütjahr schon hinter sich. Ein Rückblick darauf, wie es einigen Ausgewählten so ergangen ist und wie ihre Zukunft in der NFL gelagert ist, beginnend mit dem Top-Pick Sam Bradford.

(Disclaimer: Natürlich habe ich nicht annähernd genügend Spiele von den meisten dieser Rookies gesehen, als dass diese Reviews „fair“ wären. Sie sind mehr dem persönlichen Interesse geschuldet, was ein Jahr nach dem Draft so alles passiert ist)

Und wer sich nicht durch die in Salamitaktik in nächster Zeit präsentierten Einträge kämpfen will: Auf Spox.com habe ich vor kurzem einen 999 Wörter langen Überblick reingestellt.

Pick #1: Sam Bradford

Position: Quarterback
College:
University of Oklahoma
NFL-Team: St. Louis Rams

Als College-Footballfan war mir Sam Bradford natürlich bereits ein Begriff. Als ich damit begonnen habe, regelmäßig College Football zu schauen, war grad die beste Zeit von Bradford an der University of Oklahoma. Die Spread Offense der Sooners war mächtig mit reihenweise vertikal das Spielfeld runtergebombten Bällen.

Bradford war schon als Sophomore Heisman-Trophy-Sieger und orchestrierte die Sooners ins BCS-Finale, das dann aber recht enttäuschend gegen Florida endete. 2009/10 war Bradford dann schulterverletzt fast die komplette Saison inaktiv.

Nicht nur das: Bradford eilte auch der Ruf voraus, auf der ganz großen Bühne zu versagen, sprich: Die wichtigen Bowls nicht gewinnen zu können.

Trotzdem hatte ich einiges erwartet und Bradford als Rookie des Jahres in der Offense getippt. Erstens, weil Bradford ein bescheidener Jungs ist, was bei erfolgreichen Quarterbacks an so großen Unis nicht immer normal ist. Und zweitens, weil St Louis für einen jungen QB ein guter Ort sein sollte: Keine Medienhysterie, guter junger Coach und Erwartungen vom Kaliber „zwei Saisonsiege sind schon ein Fortschritt“.

Bradford entpuppte sich als Chamäleon von einem Quarterback. Anstelle von Spread und Spektakel Solidität und Fehlerminimierung. Ohne ansprechende Wide Receivers brachte Bradford 18 TD bei 15 INTs zustande und noch viel wichtiger: Er holte Siege. 7-9 ist angesichts der Erwartungen der Rams eine Sensation. Dass dabei nur gegen die Unterklasse der NFL gepunktet wurde – geschenkt. Es war ein solides Rookiejahr für Bradford – gekrönt mit dem erwarteten Rookie-Preis.

Nun ist mit OffCoord Josh McDaniels ein anerkanntes Genie in St Louis am Werkeln. McDaniels ist einer, der auf Running Backs pfeift und lieber seine Quarterbacks bis zum Armbluten werfen lässt. Man kann sich schonmal vorsichtig darauf einstellen, dass Bradford unter diesen Umständen innerhalb von zwei Jahren spektkulärere Zahlen produzieren wird.

Ich sehe keine Ansätze dafür, dass Bradfords guter Einstieg in die NFL eine Eintagsfliege gewesen sein sollte – auch wenn die Vorstellung im einzigen vollen Spiel, das ich von den Rams gesehen habe (SNG gegen Seattle), ein schlechtes Spiel von Sam Bradford war.

Schwupp. Iss das Häschen da

Die Nachricht ist ein paar Tage alt, aber sie bleibt erstaunlich: Die Lingerie Football League hat einen weiteren Trumpf aus dem Zylinder gezogen: Gilbert Brown wird Coach der Green Bay Chill.

Whudat?

Green Bay Chill. Lingerie Football League. Unterwäschefootball. Einst als simple Halbzeitunterhaltung der Superbowl (Lingerie Bowl dürfte ein Begriff sein). Und über die Jahre erfolgreich genug geworden, dass seit 2009/10 eine eigene Unterwäschefootballliga besteht.

Seit neuestem auch mit einer Franchise in Green Bay. Und wer die Connection zu den Packers nach Betrachten des Logos noch leugnen will, sollte möglichst noch morgen früh den Optiker aufsuchen. Und nach dem dreifachen Probowl-Cornerback Hanford Dixon (ex-Browns) in Cleveland dachte, geht nicht mehr besser, der darf sich getäuscht fühlen.

Vergangene Woche haben die Chill den ehemaliger König der Burger, DT Gilbert Brown, als Head Coach vorgestellt. Die Marketingstrategen der LFL sind so ungeschickt nicht. Gilbert Brown war in den 90ern einer der berühmtesten Spieler der NFL, aufgrund seiner etwas, ähem, beleibten Statur und aufgrund seines markanten Sack-Jubels. Sorgte Shawne Merriman zehn Jahre später für den Lights Out Dance, so war es bei Gilbert Brown der Gravedigger Dance (Totengräber-Tanz).

Ich habe auf ORF Sport+ Wiederholungen von Superbowl XXXII (Packers vs. Broncos) gesehen. Brown war köstlich. Schon eingangs des Schlussviertels hatte Brown Mühe, beim Snap überhaupt noch aufzustehen und jeglicher Pass Rush endete, bevor Brown überhaupt den Center berührt hatte. Kultfigur at his best. Anyway.

Am 26. August geht die Saison gegen die ebenfalls neuen Minnesota Valkyrie los. Wie hoch das Potenzial auf eine Lokalrivalität ist, bleibt bis dahin offen.

Nachtrag: Der Fotobeweis, dass es den legendären Gilbert Burger tatsächlich gibt.

Dallas Cowboys in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

 

#9 OT Tyron Smith (USC)
#40 LB Bruce Carter (UNC)
#71 RB DeMarco Murray (Oklahoma)
#110 G David Arkin (SMS)
#143 CB Josh Thomas (Buffalo)
#176 WR Dwayne Harris (East Carolina)
#220 RB Chaun Chapas (Georgia)
#252 G Bill Nagy (Wisconsin)

Seit Jahren dieselbe Leier: Dallas mit Offensive-Line-Sorgen. Aber Dallas ohne hohen Offensive-Line-Pick. 2011 ein Rhythmuswechsel und die Cowboys mit einem etwas überraschenden Pick von OT Tyron Smith an #9. Smith gilt als super-athletisch, aber ungeschliffen, könnte aber dessen ungeachtet sofort (zu früh?) als Left Tackle eingesetzt werden.

Ansonsten bin ich etwas baff ob der Strategie, haufenweise Ergänzungsspieler für die Offense geholt zu haben, aber kaum Defensivmaterial. In Dallas spielen einige ganz große Namen in der Defense. Trotzdem ist die Unit so porös wie madendurchsetztes Unterdach-Gebälk. Die einzigen Defense-Picks sind LB Bruce Carter (2. Runde), der im Herbst nicht mal fit sein wird, und Cornerback Josh Thomas (5. Runde).

Dafür in der Offense zwei Running Backs! Wo die Cowboys-Offense eh schon zur Hälfte aus Running Backs besteht. RB Barber darf sich als abgesägt ansehen und RB Tashard Choice dank 7.-Rundenpick (RB Chapas) zumindest als unter Druck gesetzt. Der zweite neue RB Murray wird einer von einer Handvoll Running Backs sein.

Dazu ein Wide Receiver. Wo Dallas‘ zweite Hälfte des Kaders aus Wide Receivers besteht. Bryant, Williams, Austin und nun Harris. Mehr Gefallen finde ich am Pick von OG Dave Arkin, wenn ich mir das Alter in der „Innenseite“ der Offense Line anschaue.

Summa summarum

Ziemlich opak, was die vielen Skill Players sollen, aber man vertraut in Dallas offenbar auf das Coaching von DefCoord Rob Ryan, wenn es um das Verbessern der Defense geht.

Ein Philosophiewechsel ist auch insofern erkennbar, dass diesmal zum überwiegenden Teil Spieler gedraftet wurden, denen man nachsagt, charakterlich gefestigt zu sein. Charakter > Hype. Neue Zeiten in Dallas, wo man nach dem Hühnerhaufen unter Coach Wade Phillips nun tatsächlich umgedacht zu haben scheint.

Nachtrag: Derfootballchrisse von Dallas Cowboys Fans hat sich genauer auf die einzelnen Rookies hergemacht.

Minnesota Vikings in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#12 QB Christian Ponder (Florida State)
#43 TE Kyle Rudolph (Notre Dame)
#106 DT/DE Christian Ballard (Iowa)
#139 CB Brandon Burton (Utah)
#168 OT DeMarcus Love (Arkansas)
#170 S Mistral Raymond (South Florida)
#172 C Brandon Fusco (Slippery Rock)
#200 LB Ross Homan (Ohio State)
#215 DE D’Aundre Reed (Arizona)
#236 WR Stephen Burton (West Texas A&M)

Zehn Picks für die Vikings, aber der Draft 2011 wird gemessen werden an diesem einen Pick in der ersten Runde: War es Florida States QB Chris Ponder wert, an der #12 gepickt zu werden? Immerhin handelt es sich hierbei um eines der lautesten D’oh!s des Drafts 2011.

Der Ponder-Pick macht insofern Sinn, weil auch ein eingekaufter McNabb teuer gewesen wäre und die Vikes damit einen alten Spielmacher kurz vor der Rente bekommen hätten. Ponder ist grundsolides Material, bescheiden, intelligent, aber Ponder ist verletzungsanfällig und vor allem: Kein Mensch sah ihn so früh off the board gehen. Das absurde Verlangen der Teams nach Franchise-QBs hat nun aber auch Minnesota erwischt.

Angenehm für Ponder: Die Offense wird um Laufspiel gebaut werden und womöglich muss er nicht schon in Woche 1 hinaus ins Getümmel. Und in Runde 2 hat Minnesota mit TE Kyle Rudolph die in der NFL so wichtige Anspielstation für die RedZone eingekauft. Minnesota spielt auffällig häufig mit mehreren Tight Ends. Die Auswahl ist nun groß: Der gute Blocker Kleinsasser, der solide Receiver Shiancoe und der starke Passempfänger Rudolph.

In den späteren Runden dann haufenweise Spieler, die man versuchen wird, ins System einzubauen. DT/DE Chris Ballard zum Beispiel, sicherlich gedacht, womöglich langfristig die Lücke Pat Williams zu schließen. CB Brandon Burton dürfte bei der schwachen Secondary der Vikings bestimmt zu seinen Einsätzen kommen, vor allem, wenn Lito Sheppard vom Schiff gejagt wird.

OT DeMarcus Love wird womöglich irgendwann als Ersatz für den RT Phil Loadholt gedacht sein, mit dem man in den Twin Cities alles andere als zufrieden ist. Ob man allerdings einen Pick aus der sechsten Runde sofort in die Startaufstellung platziert?

S Mistral Raymond? Ein Safety? Einer von zirka zweihundertzweiunddreißig Safetys, die die Vikes in den letzten beiden Jahren eingekauft haben. Gut genug war bisher keiner. Die späten Picks dürften eher dem Konkurrenzkampf um Kaderplätze geschuldet sein, wenn ich sehe, wie viele Defensive Ends und Wide Receivers in Minnesota herumlaufen.

Summa summarum

Im Prinzip ein nachvollziehbarer Draft der Vikings. Ponder gilt als etwas sehr hoch gedraftet, vielleicht nicht das, was man maximum value nennt, aber wenn man sich anschaut, wie schnell auch am Freitag die ersten QBs weggingen, dann ist Frische-Semmel-Ponder an #12 sogar wieder nachvollziehbar. Das nächstliebste nach Frischkohle ist in der NFL ein guter Quarterback.

Jetzt bleibt zu hoffen, dass Ponder schnell integriert werden kann und gesund bleibt. Denn RB Adrian Peterson wird nicht ewig die Offense tragen können und wenn Ponder zu lange braucht, ist Peterson bis dahin verbrannt.

Tennessee Titans in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#8 QB Jake Locker (Washington)
#39 LB Akeem Ayers (UCLA)
#77 DT Jurrell Casey (USC)
#109 LB Colin McCarthy (Miami)
#130 RB Jamie Harper (Clemson)
#142 DE Karl Klug (Iowa)
#175 OT Byron Stingily (Louisville)
#212 DT Zach Clayton (Auburn)
#251 CB Tommie Campbell (Cal/PA)

Die Titans lieben einen speziellen Typus Quarterback: Mobile Scrambler vor dem Herrn, nicht die allerpräzisesten Werfer, aber Leader, denen ausgeprägte Siegermentalität nachgesagt wird. McNair, Young und nun Jake Locker, der Mann von der University of Washington. Eine überraschende Wahl, aber weil sich auch andere Teams wie die Maden im Speck auf die Quarterbacks gestürzt haben, eine im Nachhinein sogar berechtigte Idee. Du willst unbedingt einen QB, also beeil dich.

Bizarr: Titans Offensive Coordinator Chris Palmer studiert JETZT, NACH DEM DRAFT, richtig Videomaterial von Jake Locker:

Palmer says that with no minicamps or organized team activities to prepare for, he’s got nothing to do except watch Locker’s film and get an idea of how his new quarterback fits into his offense.

Ansonsten hat der neue Head Coach Mike Munchak nicht viel in Richtung Offense gemacht. Skill Players sind zur Genüge da, und offenbar vertraut der von der O-Line-Seite kommende Munchak gemeinsam mit der Titans-Legende Bruce Matthews (neuer O-Linecoach) darauf, die fürchterliche Block-Einheit der Titans auch ohne hohe Draftpicks auf Vordermann bringen zu können.

Dafür haufenweise Verteidiger, angefangen von OLB Akeem Ayers, der mir gut gefällt, und LB Colin McCarthy. Zweimal was für die Tiefe im Kader, aber nicht ausgeschlossen, dass diese Rookies schneller als gedacht auf dem Feld stehen werden.

Die Defense Line mit einem Trio an Ergänzungsspielern – ebenso nie eine schlechte Idee.

Summa summarum

Erfolg oder Misserfolg des Drafts 2011 hängen von der Entwicklung von Jake Locker ab. Locker gilt als Entwicklungsprojekt und die Meinungen über seine größten Erfolgschancen gehen weit auseinander. Vielleicht sollten die Titans wieder sowas wie die Triple-Option von 2008/09 spielen, als Young/Johnson phantastischen Offensiv-Football gezeigt haben. Auf alle Fälle gilt es als zu früh, Locker schon jetzt in die Startaufstellung zu schmeißen.

Der Rest ist darauf bedacht, die Defense qualitativ und quantitativ zu erweitern. Die Schwierigkeit wird nun darin stecken, die grottenschlechte Offense Line mit fast unverändertem Personal zu up-graden.

Weshalb der NFL-Arbeitskampf nicht nur groteske, sondern richtig faszinierende Züge entwickelt hat

Zum Einschlafen ein Schmakerl aus dem NFL-Arbeitskampf. Es geht um ein Gesetz von 1932.

Ein Gesetz, das damals von einem jüdischen Auswandererkind aus der Donaumonarchie entworfen wurde. Wir sprechen vom Norris-Laguardia-Act:

 […] Norris-La Guardia Act von 1932, in dessen Zuge ein Gesetz erlassen wurde, das Arbeitsverträge für nicht rechtmäßig erklärte, in denen Arbeiter darauf verzichten mussten, sich gewerkschaftlich zu betätigen.

Für den NFL-Draft Arbeitskampf ist der Norris-LaGuardia-Act eben in diesen Tagen relevant, wie wir aus diesem ebenso fantastischen wie faszinierenden Artikel von Smart Football herauslesen können (Lesebefehl!):

The key language in the Norris-LaGuardia Act prohibits federal courts from issuing injunctions “in a case involving or growing out of a labor dispute.” The Act defines a “labor dispute” to include “any controversy concerning terms or conditions of employment, or concerning the association or representation of persons in negotiating, fixing, maintaining, changing, or seeking to arrange terms or conditions of employment.”

Der Hammer steckte nun in der Argumentation der NFL: Klar, wir verhandeln über Gehälter und Verteilung von Geldern. Damit haben wir „Labor Disput“. Also kann keine Einstweilige Verfügung [gegen die Aussperrung (=Lockout)] verhängt werden.

Technisch gesehen trocken und einwandfrei.

Konter der NFLPA (Spielergewerkschaft): Sie argumentierte, man müsse den Norris-LaGuardia-Act „in einem weiterem Kontext“ sehen, sprich, den historischen Hintergrund der 30er beachten:

The problem the prohibition on injunctions was intended to remedy was that employees would go on strike and employers would frequently file a lawsuit requesting an injunction and often judges, who were perceived to be “in the pocket” of employers, would often grant them without hearings or without much process. Even if overturned later, these injunctions forced employees back to work and destroyed unions’ negotiating leverage.

Zu Deutsch: Die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften war vorher extrem beschränkt gewesen, weil Arbeitgeber bei einem Streik per Einstweiliger Verfügung ganz simpel die Arbeitnehmer zurück an den Arbeitsplatz befördern hatten können. Der Norris-LaGuardia-Act war also dazu angedacht, diese Einstweilige Verfügung zu verhindern.

Oder klar ausgedrückt: Die Richter fungierten als Streikbrecher (so nennt man das doch, oder?)

Nicht vergessen: Das war 1932.

Trotzdem hat dieses Gesetz noch Gültigkeit. Und nun wurde und wird es in einem Arbeitskampf Milliadäre gegen Millionäre als Argument GEGEN DIE ARBEINEHMER eingesetzt, vom Arbeitgeber (NFL), der den Arbeitnehmer (NFLPA) von seinem Arbeitsplatz fernhalten sollte.

Das ist bizarr.

Aber lesenswert.

Der Vollständigkeit halber

Die Entwicklungen der letzten Wochen, weil sie auf diesem Blog so genüsslich ignoriert worden sind: Nein, Richterin Susan Nelson hatte im April dieser Argumentation in erster Instanz der NFL nicht stattgegeben und einen Tag vor dem NFL Draft die Aussperrung sogar gänzlich aufgehoben.

Die NFL hat mittlerweile Berufung dagegen eingelegt und in der Schrift sogar Witzeleien einiger Spieler (Wes Welker: „Lasst uns jedes Jahr eine Aussperrung abhalten“, Ray Lewis: „Endlich mal ein Sommer, in dem ich das machen kann, was ich will“) als Gründe angeführt. Letzte Woche bekam die NFL Unterstützung und die Aussperrung wird vorerst so lange Bestand haben, bis die Berufungsgerichte über diesen fassungslosen Fall „Norris-LaGuardia-Act“ entschieden haben.

Ich beginne, diesen Fall mit anderen Augen zu betrachten. Das ist Slapstick at his worst.

Und als Allerletztes: Darum geht es überhaupt beim Lockout/Aussperrung.

Too many people live through us.

“What we’re going through right now, we’re affecting way more than us,” he said. “Too many people live through us. People live through us. Walk in the streets the way I walk in the streets.”

And according to Lewis, one of the major results of lockout would be an increase of evil, which he says will come in the form of more crime.

“Do this research if we don’t have a season — watch how much evil, which we call crime — watch how much crime picks up if you take away our game.”

Quelle: hotair.com

Ausgerechnet Ray Lewis.

Ausgerechnet ein NFL-Profi.

Indianapolis Colts in der Frischzellenkur

ÜBERBLICK

#22 OT Tony Castonzo (Boston College)
#49 OT Ben Ijalana (Villanova)
#87 DT Drake Nevis (LSU)
#119 RB Delone Carter (Syracuse)
#188 CB Chris Rucker (Michigan State)

Ganze fünf Picks und eine glasklare need-Strategie der Colts, deren vier größte Problemzonen mal eben mit fünf Picks angegangen wurden: Offensive und Defensive Tackles, Running Backs und Cornerbacks.

Die Picks #22 Anthony Castonzo und #49 Ben Ijalana sprechen eine klare Sprache: Die Colts wollen mehr Schutz für den Quarterback. Vielleicht nicht mal so sehr für QB Peyton Manning, der erwiesenermaßen auch schutzlos großartig spielt, aber für Mannings Nachfolger. Ein QB auf Normalmaß würde vor Schiss den Ball beim Snappen nicht mehr festhalten können hinter dieser Offensive Line.

Die Lauf-Defense ist seit ungefähr drei Jahrzehnten die Problemzone in Indianapolis. Selbst Pro Bowler wie Corey Simon oder McFarland haben das Riesenloch in der Mitte der D-Line nicht gestopft. Jetzt mit DT Drake Nevis ein weiterer Versuch. Nevis an #87, aber wohl sicher als Starter eingeplant.

Die Running Backs… Wie viele Backs hat Indy eigentlich hoch gedraftet seit James‘ Abgang? Und 2011 haben wir wieder Probleme, weil Addai altert und Brown floppt. Der Neue am Start: Delone Carter von Syracuse, über den ich mit dem schwachen linken Auge mal was von viel upside gelesen habe.

Spät, ganz spät noch ein CB, Chris Rucker, um die Tiefe in der Secondary anzugehen.

Summa summarum

Ein Draft, so still wie Head Coach Jim Caldwell mit drei Mikros vor der Nase. Und immer, wenn die Colts weniger als drei Skill Players draften, ist es eine Beobachtung wert: Die Colts werden konservativ. Und ich weigere mich, das als schlechtes Zeichen zu sehen.