Im College Football ist momentan die Zeit der Frühjahrscamps. Zeit, einen schalen Blick auf die South Carolina Gamecocks von HeadCoach Steve Spurrier zu werfen, die noch bis Mitte April ihr Trainingslager abhalten. South Carolina, das ist jene Mannschaft aus der SEC, die seit ein paar Jahren ein nicht zu unterschätzender Player im Recruiting geworden ist und sportlich ganz oben mitmischt, ohne dafür größere Beachtung in den Medien zu bekommen.
Dabei durfte man 2011/12 mit 11-2 Siegen erneut als Erfolg werten, und das trotz etlicher Probleme auf (Verletzungsserie) und neben des Spielfeldes (Knalltüte als Quarterback, lustloser Wide Receiver). Die Gamecocks („Kampfhähne“) wurden von einer faszinierenden Front Seven in der Defense im Spiel gehalten, hatten allerdings das Pech, dass Rivale Georgia mit dem viel einfacheren Spielplan die SEC-East gewinnen konnte.
Nun ist QB Stephen Garcia bereits seit Saisonmitte entsorgt und wurde durch den QB Connor Shaw ersetzt. Shaw ist flott bei Fuß und wirkte nach den ersten holprigen Spielen gleich eine Spur wiffer zum Saisonschluss (ca. 75% Completions Rate in den letzten Spielen). Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Offensive Line der Gamecocks durchaus löchrig genug war, um sie als die eklatante Schwachstelle in der Mannschaft zu deklarieren. Und dann war da noch der WR Alshon Jeffery, eigentlich einer meiner Favoriten, dem jedoch neben einer fürchterlichen Einstellung zum Spiel auch Butterfinger nachgesagt wurden. Jeffery wird in wenigen Wochen im NFL-Draft einberufen werden, aber von der ursprünglich prognostizierten „Top-10“ ist Jeffery nach zahlreichen Drops weit entfernt.
Shaw dürfte jedoch im Herbst von der Rückkehr des Marcus Lattimore profitieren. Lattimore ist nach den angehenden Profis Richardson/Alabama und James/Oregon der Running Back schlechthin im College Football. Man muss jedoch befürchten, dass diese unglaubliche Agilität nach einem Kreuzbandriss etwas verloren gegangen ist. Nichtsdestotrotz: Mit einem Lattimore in der Aufstellung eröffnen sich in der lauflastigen SEC ganz neue Möglichkeiten.
Denn bereits in der abgelaufenen Saison war man trotz aller Offensivprobleme voll konkurrenzfähig. Grund dafür: Eine Pracht-Defense. Nun ist mit Ellis Johnson (HC Southern Miss) der Co-DefCoord weg, jedoch sprach man hinter vorgehaltener Hand dem „anderen“ DefCoord, Lorenzo Ward, ohnehin den größeren Part des Verdiensts zu. Ward hat die Unit nun allein unter seinen Fittichen und kann trotz zweier hochkarätiger Abgänge (DE Melvin Ingram, CB Stephen Gilmore) auf massiven Bestandteilen aufbauen.
Prunkstück ist die Defensive Line um DE Jadeveon Clowney. Ich habe im vergangenen Jahr den Recruiting-Prozess etwas intensiver verfolgt; als die Pundits über Clowney erzählten, triefte der Speichel förmlich aus den Mundwinkeln, dass die erstbeste Handlung ein Anruf in der ESPN-Zentrale mit Bitte um eine Packung Tempo gewesen wäre. Clowney wird ein exzellentes „Rookie“-Jahr (ergo „Freshman-Jahr“) nachgesagt. Weil die Front Seven neben Clowney drei weitere Starter zurückbringt, kann man von einer fortgehenden Dominanz ausgehen.
Das Defensive Backfield dürfte ein Knackpunkt werden. Gilmore galt jahrelang als nicht vollends eingelöstes Versprechen, jedoch dürfte sein Abgang eine Lücke reißen, da die Gamecocks vieles machten, nicht aber höherklassige Cornerbacks zu rekrutieren. Mit Swearinger/Holloman gibt es ein gutklassiges Safety-Duo, allerdings dürfte es während der Trainingslager Schachspielchen geben, nachdem sogar spekuliert wurde, Linebackers in die Safety-Positionen zurückzuschieben, um die Safetys zu Cornerbacks konvertieren zu können.
Spurrier wird „dran“ bleiben. South Carolina hat allerdings im kommenden Herbst im Vergleich zu Georgia erneut einen eher ungünstigen Schedule zu absolvieren: Obwohl die Bulldogs nach Columbia kommen müssen, trifft man auf vier knallharte Lose: Mizzou, Arkansas und @LSU sowie @Florida. @Florida mag mit „knallhart“ übertrieben beschrieben sein, aber wer die Gator-Defense in der Saisonendphase sah, dem musste mit Ausblick auf die Zukunft schon etwas mulmig werden.
Anyhow: Wir können davon ausgehen, dass South Carolina in den Preseason-Polls Anfang August irgendwo zwischen #8 und #15 eröffnen wird.