Zweiter Teil der Rückschau auf die Vorschau, diesmal mit den „grauen Mäusen“, die ich im September im unteren Mittelfeld der NFL erwartet hatte – die Ciao im Dezember Fraktion.
Indianapolis Colts
Division AFC South Tipp 2013 Zweiter Ergebnis Erster (11-5)
Ich schrieb:
Die feel good-Geschichte von 2012 waren die Colts, die in einer extrem einfachen Division den sensationellen Sprung vom schlechtesten Team der Liga in die Playoffs schafften. Die Playoffs sollten auch in diesem Jahr nicht komplett außer Reichweite sein; dafür sorgen die maue AFC und die noch viel mauere AFC South. Aber es gibt genügend Hinweise darauf, dass Indianapolis dieses Jahr einen Rückschlag hinnehmen wird müssen.
Größter Faktor dürfte der simple Faktor „Regression zur Mitte“ in engen Spielen sein: Indy gewann letztes Jahr neun von zehn Spielen innerhalb eines Scores Differenz – eine Bilanz, die nicht zu halten ist. Die Colts waren nach meinem Power-Ranking (und nicht nur meinem) leistungsmäßig im unteren Drittel der NFL zu verorten (#26) und spielten einen extrem einfachen Schedule (den einfachsten der Liga). Trotzdem wurde man mit 357-387 Punkteverhältnis um 30 Punkte „outgescort“. Die Defense war horrend auf allen Ebenen und in der Offense war das Laufspiel nur mittelmäßig überzeugend.
Wenn Indianapolis dieses Jahr annähernd sowas wie die 11-5 Bilanz wiederholen möchte, wird noch mehr Druck auf die Schultern vom sensationellen QB Andrew Luck geladen werden müssen. Luck musste letztes Jahr eine Hardcore-Version der downfield-Offense spielen, schaffte ergo auch nur 54.5% Completion-Rate. Luck hatte 18 Interceptions und zudem die meisten gedroppten potenziellen INTs in der NFL. Mit der Installation des OffCoords Pat Hamilton kriegt Luck einen alten Vertrauten aus College-Zeiten beigestellt; die Offense wird kurzpasslastiger werden, mit mehr Einbeziehung der Tight Ends Allen und Fleener, mit mehr Laufspiel und Play-Action.
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Insgesamt sind die Colts sicher besser aufgestellt als vor der letzten Saison. Gleichermaßen dürfte es aber schwer sein, den 11-5 Record zu wiederholen: Die Würfel in engen Spielen werden nicht mehr alle pro Colts fallen und den einfachsten Schedule der Liga spielt man auch nimmer (NFC West!). Obwohl: AFC South, AFC West plus Bengals und Dolphins – sieht immer noch nach einem machbaren Schedule aus… Ich sehe ein 7-9 oder 8-8 kommen. Und das ist schon ein Tribut an den einzigartigen Andrew Luck.
Die Colts waren in etwa so wie ich sie erwartet hatte: Bei Zeiten sehr gute Offense, insgesamt schwache Defense, und vor allem unkonstant. Sie waren allerdings erneut extrem gut in engen Spielen, gewannen schon wieder sechs von sieben dieser Dinger (exklusive Playoffs) und gewannen mit 11-5 Bilanz ihre (zugegeben kinderleichte) Division. Trotzdem sind sie ein komisches Team: Der Franchise-QB Andrew Luck passt. Die Wide Receiver und Tight Ends passen. Aber sonst liegt im Kader noch einiges im Argen, und man hat dank des Richardson-Trades keinen 1st-Rounder für 2014.
Was aus der Vorschau traf ein? Die Offense wurde kurzpasslastiger und mehr „Power“-orientiert. Probleme in der Defense trafen wie erwartet relativ genau ein (eine einzige Stärke: OLB Mathis). Turnover-Bilanz verbesserte sich (von -12 auf +13) – allerdings dramatischer als man vorhersehen konnte. Es war einer der wichtigsten Gründe für die überraschend gute Colts-Bilanz.
Was traf nicht ein? Simpel gesagt: Die Sieganzahl. Die Colts holten drei oder vier Siege mehr als ich erwartet hatte (obwohl viele Effizienz-Stats auf ein komplett durchschnittliches Team hindeuten). Es gab zumindest 2013 keine Regression in den engen Spielen (man war erneut 6-1). Dass die Offense kurzpasslastiger wurde, entpuppte sich wider Erwarten als schlecht; die Colts sollten schleunigst wieder auf downfield-Offense switchen. Reggie Wayne… ja, er war bis zu seiner Verletzung schwächer, aber nicht um viel. Indy war ähnlich verletzungsgeplagt wie 2012 (ich glaube, über 70 verschiedene Starter).
Was wird sich noch als korrekt herausstellen? Die schlechten Einkäufe wie Walden, Jean-Francise oder Toler.
Miami Dolphins
Division AFC East Tipp 2013 Zweiter Ergebnis Dritter (8-8)
Ich schrieb:
Das Frühjahr der Dolphins war ein extrem ereignisreiches: Großeinkauf Wallace, Ellerbe, Clabo, Wheeler, Abgang Long, Bush, Burnett, Dansby und Smith, Megatrade für Jordan – GM Jeff Ireland blieb nach der x-ten Mittelmaß-Saison (7-9 in 2012) nicht untätig, sondern versuchte, aggressiv die Baustellen im Kader zu schließen. Ich bin lange nicht überzeugt, dass es gelungen ist.
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Ich sehe die Weiterentwicklung in Miami nicht. Der Kaderumbau sieht für mich nicht aus, als hätte da jemand mit allzu großer Weitsicht gebaut, sondern eher Gerümpel hin und her geschoben. Die Fins sehen unaufgeräumt aus. Wenn sich Tannehill entwickelt, ist dank durchwachsener Conference ohne weiteres eine Bilanz der Güteklasse 8-8 bis 10-6 drin. Aber man macht es ihm trotz großer Transferaktivität nicht bedeutend einfacher als es letztes Jahr war – und schafft nebenher noch Salary Cap-Probleme über 2014 hinaus.
Sportlich eine Saison im Rahmen des Erwarteten, aber durch die unappetitliche Mobbing-Geschichte rund um Incognito und Jonathan Martin bleibt ein fader Beigeschmack. Ein Teil des Front-Office wurde rasiert. Also insgesamt keine gute Saison für die Dolphins, die die Playoffs im letzten Abdrücker noch verpassten, und das nicht irgendwie: Man wurde im letzten, entscheidenden Saisonspiel von einer gurkigen Jets-Mannschaft in Grund und Boden gespielt.
Was aus der Vorschau traf ein? Kader-Umbau war… eben ein Umbau, keine Verbesserung. WR Mike Wallace wirkte im Dolphins-Spielsystem etwas verloren. Willkürliche Schwächung der Offense Line entpuppte sich als die Sollbruchstelle schlechthin und ruinierte letztlich die Saison. Rookie-DE Jordan hatte quasi null Impact. Das Linebacker-Problem schlug durch.
Was traf nicht ein? Die Lauf-Defense war wider Erwarten eine der schwächsten nach Success-Rate (#27 mit 54%). Dafür war die Secondary besser als erwartet. CB Grimes blieb relativ verletzungsfrei.
Was wird noch zum Problem werden? Die Einkaufspolitik des mittlerweile geschassten GM Ireland. Miami hat heuer guten Cap-Space, aber ab nächstem Jahr sieht es nicht mehr so rosig aus.
Minnesota Vikings
Division NFC North Tipp 2013 Vierter Ergebnis Vierter (5-10-1)
Ich schrieb:
Die Vikings waren vor der letzten Saison ein klarer Kandidat für eine aufsteigende Kurve gewesen (u.a. 2011: 2-9 in engen Spielen). Dieses Jahr, nach dem überraschenden 10-6 inklusive Playoffqualifikation, wird es eher schwierig, die Siegbilanz zu wiederhlen (u.a. 2012: 5-1 in engen Spielen; „Siege in engen Spielen sind ein Zeichen von Qualität!“).
Der Hauptfaktor, weswegen Minnesota dieses Jahr eher enttäuschen wird, ist das mehr als suspekte Passspiel in der Offense: QB Christian Ponder stagniert auf niedrigem Niveau (5.3 NY/A, #30 der NFL) und verleiht dem kompletten Angriff einen blässlichen Eindruck (Backup Cassel ist solide, aber nicht mehr). Die Reaktion aus dem Front-Office: Man gebe ihm Hilfe. Via Draft wurde recht aggressiv WR Cordarrelle Patterson geholt, in der Free-Agency stieß der als präziser Routenläufer bekannte Greg Jennings dazu – zwei Moves, zweimal nicht schwer zu erraten, wem sie gelten.
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Ich bin trotzdem skeptisch. Ponder ist das Eine. Das andere ist Percy Harvins Abgang: Klar schaffte man es letztes Jahr auch ohne Harvin in die Playoffs, aber der Angriff war ohne ihn deutlich lahmer, und Harvin war auch der einzige nennenswerte längerfristigere Ausfall (Minnesota war #2 nach AGL, nur 30.9 Spielausfälle). Wenn da der Teufel etwas grausiger zuschlägt (gilt auch für die Defense)…
Gepaart mit einem knackigen Schedule (NFC North, AFC North, NFC East plus Panthers und Seahawks) ergibt das bei den Vikes das Gesamtbild einer Mannschaft, die eher eingehen wird: Sowas wie 6-10 oder 7-9.
Schwache Saison für die Vikings, die mittlerweile gecheckt haben dürften, dass sie ein QB-Problem zu lösen haben. Drei Erstrundenpicks und der einher gehende win now Modus garantieren noch lange keinen Erfolg.
Was aus der Vorschau traf ein? Die Vikings enttäuschten die Erwartungen. Dass Passspiel-Problem schlug eklatant durch. Peterson konnte seine wahnsinnigen „Per Carry“-Stats von 2012 nicht halten. Erneut wenige INTs für die Vikings (diesmal 1.9% INT-Quote). Mehr Verletzungspech.
Was traf nicht ein? Die Secondary war keine Stärke, sondern zweitgrößte Schwäche nach Quarterback.
Was hätte ich rückwirkend tun sollen? Ich wollte die Vikings aus tiefstem Herzen heraus in die schlechteste Fraktion setzen, aber ich brachte es nicht übers Herz, sie gegen die Chargers oder Browns auszutauschen. Rückwirkend waren die Signale so klar, dass ich es hätte tun sollen.
St Louis Rams
Division NFC West Tipp 2013 Dritter Ergebnis Vierter (7-9)
Ich schrieb:
Warum glaube ich nicht an eine lineare Fortsetzung des Aufwärtstrends? Da wäre zum ersten der Schedule: Die eigene Division ist vermutlich erneut hammerhart, dazu mischen sich NFC South und Cowboys sowie Bears als Conference-Gegner. Dazu wird man kaum erneut so gesund durch die Saison kommen (2012 war man #6 nach AGL, nachdem man 2011 #32 gewesen war). Und es gibt immer noch etliche Fragezeichen in der Offense.
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Ich stehe den Rams und der Arbeit von Jeff Fisher sehr positiv gegenüber. Ich glaube trotzdem, dass 2013 noch zu früh kommt. Der letzte Herbst bot nen steilen Aufstieg, aber die Historie zeigt: Solche steilen Aufstiege erleben fast immer ein Unterbrechung, eine Phase der Stagnation. S’normale Leben geht auch nicht immer gerade nach oben. Die üble Division tut ihr übriges. Rams 2013: Graues Mittelmaß als Maxime, und das ist in diesem Fall keine ganz schlechte Maxime.
Die Saison startete für die Rams relativ verheerend, als man in den Effizienz-Stats im untersten Bodensatz herumgurkte. Aber nach der Bye-Week wurde das Team immer besser, schloss in einer schwierigen Division beachtlich mit 7-9 Siegen ab. Nicht vergessen: Die Rams haben eine sensationell gute Defensive Line und sonst… nichts. Nada. Das ist einer der schwächsten Kader der Liga – immer noch. Man kann gar nicht oft genug drüber schreiben, wie dringend die Rams die ganzen von den Redskins erworbenen 1st-Round Picks brauchen. Angesichts des QB-Problems ist mir schleierhaft, weswegen momentan niemand einen QB im Draft zu den Rams gehen sieht.
Was aus der Vorschau traf ein? Defensive Line war sensationell, vielleicht sogar besser als erwartet.
Was traf nicht ein? Ich war zu positiv gegenüber Bradford. Bradford ist kein Katastrophen-QB, aber er ist a) nur Mittelmaß und damit b) seinen Megavertrag nicht annähernd wert. Ich habe jegliches Vertrauen verloren, dass es mit Bradford noch was wird. Secondary war noch nicht so gut wie ich es erwartet hatte.
Dallas Cowboys
Division NFC East Tipp 2013 Vierter Ergebnis Zweiter (8-8)
Ich schrieb:
Eines der lautesten NFL-Teams – und eines der mittelmäßigsten. Die Cowboys geistern seit einigen Jahren nahe der .500-Grenze durch die Liga, immer ein paar knappe Niederlagen von den Playoffs entfernt, und immer das Gefühl vermittelnd, ihr Potenzial wegzuschmeißen. Vor allem die Offense kann an guten Tagen alles an die Wand spielen, aber an schlechten mit Fumbles und Interceptions alles in die Scheiße reiten. Die Defense ist nicht mehr als guter Durchschnitt, litt aber letzten Herbst unter extrem vielen Verletzungen (AGL der Cowboys: #28 ligaweit).
Als Reaktion wurde der durchgeknallte DefCoord Rob Ryan durch den zirka einhundertundsieben Jahre alten Methusalem Monte Kiffin ersetzt. Kiffin ist der Erfinder der Tampa-2 Defense, und er wird in Dallas nach gefühlt drei Jahrzehnten der 3-4 Defense nun ein 4-3 System einführen. Das bedeutet als allererstes: DeMarcus Ware wird künftig als Defensive End spielen, mit den Händen im Dreck, und er wird somit weniger Deckungsaufgaben übernehmen müssen, was ihm zugute kommen wird. Ware als bestem Spieler der Defense sollte der Systemwechsel helfen. Das ist aber auch alles.
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Dem Kurzbeschrieb von Stärken und Schwächen folgt der negativste Punkt: Ich hab etwas Angst um Dallas. Potenzial ist da um die mittelmäßige NFC East zu gewinnen. Aber a) hat das Team nicht genügend Tiefe um ein, zwei verletzte Schlüsselspieler zu ersetzen, b) ist der neue OffCoord und PlayCaller in Bill Callahan nicht unbedingt ein Mann, der bisher durch zuviel Spielgefühl aufgefallen wäre. Und c) wird der Head Coach-Kontroverse das ganze Jahr über Dallas schweben. Jason Garrett ist angesägt, und Owner/GM Jerry Jones versucht schon gar nicht mehr, Garrett irgendwie den Rücken zu stärken indem er einfach mal die Fresse hält. Quasi gefeuerter Cheftrainer, Assistenztrainer mit Denke aus den 90ern: Puuuhhh.
Deswegen wird der Saisonstart extrem wichtig: Ein paar Siege, eine halbwegs ordentliche Bilanz Mitte Oktober, und es kehrt etwas Ruhe ein. Aber man stelle sich vor, es hagelt wieder knappe Niederlagen in den ersten Wochen; Dallas ist 2-5 und 1-4 in engen Spielen: Jones wird ungeduldig, Medien werden bissig, und Garrett überlebt das Jahr nicht. Weil Dallas ein Faible für enge Spiele hat (2010: deren elf, mit 3-8 Bilanz, 2012: deren zwölf, mit 7-5 Bilanz), und deren Ausgang schwer kontrollierbar ist, besteht durchaus die Gefahr einer Implosion für eine Franchise, die prinzipiell mehr Potenzial haben sollte. Das erste Pulverfass wartet bereits diesen Sonntag mit den New York Giants: Ebenso unberechenbares Team, und ein Divisionsgegner…
Typische Cowboys-Saison: Man ist zu gut besetzt um komplett abzustürzen und den längst fälligen Neubau zu starten. Man ist zu wenig tief besetzt, um dauerhaft nach oben zu kommen. Dazu schafft man sich durch einen inkompetenten General Manager (Owner Jerry Jones) permanent das eigene Grab in Sachen Salary-Cap (millionenschwerer Siebenjahresvertrag für einen Kicker – hallo?). So war’s am Ende wie immer: Zeitweise sah man gut aus. Zeitweise sah man mittelmäßig aus. Und man verwurstelte mal wieder ein Divisions-Endspiel in typischer Cowboys-Manier: Ordentlich gespielt, aber verloren. NYG / WAS / PHI: Dreimal en suite im Entscheidungsspiel gegen jedes andere Divisionsteam. Dreimal verloren. Immerhin: Ich hatte sie ja am Ende der Division gesehen…
Was aus der Vorschau traf ein? Die Einstellung von Monte Kiffin war der Anti-Move des Jahres. Wertvollste Defense-Ressourcen wurden verschwendet. Die nonexistente Kadertiefe in der Defense riss die Saison in den Abgrund. Gewaltig viele missed tackles bei Ernie Sims (zumindest relativ zur Snap-Anzahl). Secondary war das erwartete Riesenfass (u.a. 7.0 NY/A, #30). Tony Romo bekam wieder viel auf die Fresse. Jason Garrett gehört weiterhin zu den schlechtesten Coaches. Dallas hat als eines dieser Durchschnittsteams weiterhin ein Faible für viele enge Spiele (2013 waren es zehn).
Was traf nicht ein? Man war besser als „Platz vier in der NFC East“. Die INT-Quote verbesserte sich wie erwartet (auf 2.4%). Offense Line war auf der rechten Seite besser als befürchtet. Rookie-Center Frederick soll viel besser ausgesehen haben als befürchtet. Die totale Implosion wurde verhindert.
Unentschieden: Die Coach-Kontroverse. Inwiefern sie wirklich ein Thema war, ist schwer zu beurteilen, aber es gab durchaus immer mal wieder ein Statement von Jerry Jones, das dezente Spuren von Sägespäne bei Garretts Stuhl freigab. Garrett durfte bleiben. Damit bleibt auch das Coaching-Theater.
Philadelphia Eagles
Division NFC East Tipp 2013 Dritter Ergebnis Erster (10-6)
Ich schrieb:
Kelly steht vor einem spannenden Jahr: Zum ersten will jeder sehen, wie „seine“ Offense in der NFL aussieht. Zum zweiten geben die Zahlen hinter den Eagles viele Gründe, an eine schnelle Verbesserung der Saisonbilanz zu glauben. Also: Die Eagles kollabierten 2012 komplett. Andy Reid war schnell dead man walking, aber immer wenn solche Teams so schnell einbrechen wie Philly 2012, geht es im Jahr darauf wieder bergauf. Dafür ist seit vielen Jahren zu viel Talent im Kader vereint. Zum zweiten: Die Eagles hatten unglaubliches Pech bei Fumble-Recoverys (nur 35%). Und sie hatten die schlechteste Turnover-Bilanz der Liga (u.a. wegen der Fumbles und der viertschlechtesten INT-Quote in der Defense).
Das sind Faktoren, die für Regression zur Mitte schreien. Kelly lässt eine eher NFL-unorthodoxe Offense spielen, in der relativ viel gelaufen wird, was schon mal qua Spielplanung zu weniger Turnovers führt. Quarterback für dieses Jahr ist erstmal Michael Vick, der mit seinen zwei Zusatzdimensionen „Mobilität“ und „Monsterwurfarm“ durchaus kompatibel sein sollte. Vick wird mit Sicherheit nicht völlig von der Leine gelassen werden.
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Ich glaube trotzdem, dass es kein unterirdisches Jahr zu Kellys Einstand werden wird. Von 8-8 wird Philadelphia keine Lichtjahre entfernt sein, und im Draft 2014 kannste dann auf die Suche nach deinem Franchise-QB gehen.
Sehr, sehr gutes Einstandsjahr für Chip Kelly in Philadelphia. Die Offense machte nach ersten Eingewöhnungsproblemen schnell „klick“, die Defense spielte eine zeitlang akzeptabel genug um die Saison nicht zu zerstören. Es wurde am Ende ein unerwarteter Playoffeinzug. Ich schrieb, Philly sei nicht weit weg von 8-8, aber ich hatte sie wenn, dann eher drunter erwartet. Kurz gesagt: Ich hätte mir im Sommer niemals erträumt, dass die Eagles in einem Playoff-Heimspiel gegen New Orleans zu favorisieren seien.
Was aus der Vorschau traf ein? Weniger Pech bei Turnovers (von -24 auf +12), das sind 36 (sechsunddreißig!!!) Ballverluste Unterschied – das allein sind locker 4 der 6 Siege Verbesserung wert. Das ist mehr als Regression zur Mitte. Das ist kompletter Swing. Die Offense Line wurde per Knopfdruck zu einer der besten… okay, vielleicht war sie nicht eine der besten, aber sie war massivst viel besser als der durch Verletzungen zerstörte Trümmerhaufen von 2012. Die boom or bust-Theorie bei LeSean McCoy traf voll ins Schwarze.
Was traf nicht ein? Ich hatte zwar in einem Sportradio360-Podcast korrekt vorhergesagt, dass Vick die Saison nicht als Starter überleben würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass ihn Nick Foles ersetzen würde, und dass er es so gut machen würde. (Ich erwarte aber auch künftig Probleme bei Foles)
Dann schrieb ich „Philadelphia wäre für mich durchaus ein Playoffkandidat, wäre da nicht die Defense“. Die Defense war aber besser als befürchtet. Nicht gut, aber halbwegs okay.
Was wird kaum eintreffen? Momentan ist nicht unbedingt zu erwarten, dass Chip Kelly im Mai einen Franchise-QB draften wird.
Washington Redskins
Division NFC East Tipp 2013 Zweiter Ergebnis Vierter (3-13)
Ich schrieb:
Der Knackpunkt wird sein, wie lange Washington mit dem suboptimalen Spielermaterial auf Wide Receiver durchkommt. Es können ganze Bücher darüber geschrieben werden, wie Washingtons Spielzugdesign seine durchschnittlichen Receiver freigelaufen bekommt (siehe auch obigen Link), aber es ist die NFL, und da dauert es oft nicht lange, bis die Reaktion der Defense kommt. Garcon, Hankerson, Moss: Wenn die Jungs auf ihre Skills angewiesen sind und nicht auf den Play-Action Pass, sehe ich schwarz mit erneut über 7.0 NY/A im Passspiel.
[…]
Trotz der Rückkehr der beiden besten Spieler RG3/Orakpo, trotz des soliden Backup-QBs Cousins, trotz pipapo: Die genannten Punkte ergeben mir ein zu ungewisses Bild, als dass ich mit viel Selbstvertrauen einen Divisionsfavoriten Washington ausrufen möchte. Ich sehe ein ungemütliches Jahr auf die Skins und den Shanaclan zukommen. Die Playoffs wären selbst in der durchaus machbaren NFC East eine Überraschung.
Schrotthaufen. Dass es keine Playoffs werden würden, davon konnte man ausgehen, aber dass die Redskins so abkacken würden, kommt dann doch überraschend. Retrospektiv hätte man das furchtbare Defensive Backfield noch stärker ins Gewicht fallen lassen müssen, und dass die Offense um RG3 auch nur mehr ein Schatten ihrer selbst sein würde… naja. Vielleicht hätte man ein wenig Regression erwarten sollen. Washington war auch neben dem Spielfeld eine Soap-Opera, die sich vor der ganzen Nation lächerlich machte.
Was aus der Vorschau traf ein? Weniger Verletzungen. Aber die Verletzungen, die da waren, rissen aufgrund der besagt schlechten Kadertiefe trotzdem alles den Bach runter.
Was traf nicht ein? Die Offense schmierte deutlich übler ab als befürchtet. Die Rückkehr von Brian Orakpo hatte wenig Einfluss (trotz prognostizierter 10 Sacks für Orakpo).
Baltimore Ravens
Division AFC North Tipp 2013 Dritter Ergebnis Dritter (8-8)
Ich schrieb:
Der Titelverteidiger als Wackelkandidat für die Playoffs? Soll vorkommen, und war in den letzten Jahren immer mal wieder ähnlich. Baltimore geht als relative Unbekannte in diese 2013er Saison: Letztes Jahr stellte man bis zu den Playoffs eine eher unterdurchschnittliche Mannschaft, die sich nur mit Biegen und Brechen durch die Regular Season quängelte, nur um im Jänner wie eine Bombe einzuschlagen und auswärts die Topfavoriten gleich serienweise zu meucheln.
[…]
Insofern dürfte der Ravens-Kader noch immer die Qualität und das Coaching besitzen, um in Playoffnähe mitzuspielen. Aber es wird viel mehr als in der Vergangenheit auf Flaccos Schultern lasten, und das macht angesichts von Flaccos Vergangenheit Sorgen. Es sei denn, der Mann hat ab sofort die Weisheit geerbt. Aber solche Breakouts waren geschichtlich eher selten langfristig, und als Regelfall muss man eher annehmen, dass Flacco nach diesem „Outlier“ (Außreißer nach oben) wieder näher an seine „wahre Stärke“ zurückfällt. Baltimore sieht mir nach einem .500-Team aus, selbst in der mäßigen AFC.
Baltimore spielte eine höllisch unansehnliche Offense, die aus gefühlt 70% Incompletions eingestreut mit zwei 40yds-Bomben plus fünf 60yds-Fieldgoals bestand. Es reichte lange Zeit, weil die junge, verbesserte Defense die Mannschaft trug und weil QB Flacco in mehreren Crunch-Times gerade genügend Plays machte, aber am Saisonende, als die ersten Pundits schon wieder begannen, die Ravens als Sleeper zu hypen, schmierte das Team so ab wie es die Advanced-Metrics (Baltimore als viertschlechtestes Team der Saison!) schon lange vorhergesagt hatten.
Was aus der Vorschau traf ein? Es gab keinen „Playoff-Flacco“ mehr. Die Skill-Player waren in etwa so katastrophal wie erwartet. Beide Tackle-Positionen in der Offense Line erwiesen sich als erwartete Sollbruchstellen. Baltimore war genau ein .500 Team nach Siegbilanz.
Was traf nicht ein? Nichts. Alle Vorhersagen zu den Ravens trafen ins Schwarze.