Sektion „Ciao im Dezember“ im Rückspiegel

Zweiter Teil der Rückschau auf die Vorschau, diesmal mit den „grauen Mäusen“, die ich im September im unteren Mittelfeld der NFL erwartet hatte – die Ciao im Dezember Fraktion.

Indianapolis Colts

Division   AFC South
Tipp 2013  Zweiter
Ergebnis   Erster (11-5)

Ich schrieb:

Die feel good-Geschichte von 2012 waren die Colts, die in einer extrem einfachen Division den sensationellen Sprung vom schlechtesten Team der Liga in die Playoffs schafften. Die Playoffs sollten auch in diesem Jahr nicht komplett außer Reichweite sein; dafür sorgen die maue AFC und die noch viel mauere AFC South. Aber es gibt genügend Hinweise darauf, dass Indianapolis dieses Jahr einen Rückschlag hinnehmen wird müssen.

Größter Faktor dürfte der simple Faktor „Regression zur Mitte“ in engen Spielen sein: Indy gewann letztes Jahr neun von zehn Spielen innerhalb eines Scores Differenz – eine Bilanz, die nicht zu halten ist. Die Colts waren nach meinem Power-Ranking (und nicht nur meinem) leistungsmäßig im unteren Drittel der NFL zu verorten (#26) und spielten einen extrem einfachen Schedule (den einfachsten der Liga). Trotzdem wurde man mit 357-387 Punkteverhältnis um 30 Punkte „outgescort“. Die Defense war horrend auf allen Ebenen und in der Offense war das Laufspiel nur mittelmäßig überzeugend.

Wenn Indianapolis dieses Jahr annähernd sowas wie die 11-5 Bilanz wiederholen möchte, wird noch mehr Druck auf die Schultern vom sensationellen QB Andrew Luck geladen werden müssen. Luck musste letztes Jahr eine Hardcore-Version der downfield-Offense spielen, schaffte ergo auch nur 54.5% Completion-Rate. Luck hatte 18 Interceptions und zudem die meisten gedroppten potenziellen INTs in der NFL. Mit der Installation des OffCoords Pat Hamilton kriegt Luck einen alten Vertrauten aus College-Zeiten beigestellt; die Offense wird kurzpasslastiger werden, mit mehr Einbeziehung der Tight Ends Allen und Fleener, mit mehr Laufspiel und Play-Action.

[…]

Insgesamt sind die Colts sicher besser aufgestellt als vor der letzten Saison. Gleichermaßen dürfte es aber schwer sein, den 11-5 Record zu wiederholen: Die Würfel in engen Spielen werden nicht mehr alle pro Colts fallen und den einfachsten Schedule der Liga spielt man auch nimmer (NFC West!). Obwohl: AFC South, AFC West plus Bengals und Dolphins – sieht immer noch nach einem machbaren Schedule aus… Ich sehe ein 7-9 oder 8-8 kommen. Und das ist schon ein Tribut an den einzigartigen Andrew Luck.

Die Colts waren in etwa so wie ich sie erwartet hatte: Bei Zeiten sehr gute Offense, insgesamt schwache Defense, und vor allem unkonstant. Sie waren allerdings erneut extrem gut in engen Spielen, gewannen schon wieder sechs von sieben dieser Dinger (exklusive Playoffs) und gewannen mit 11-5 Bilanz ihre (zugegeben kinderleichte) Division. Trotzdem sind sie ein komisches Team: Der Franchise-QB Andrew Luck passt. Die Wide Receiver und Tight Ends passen. Aber sonst liegt im Kader noch einiges im Argen, und man hat dank des Richardson-Trades keinen 1st-Rounder für 2014.

Was aus der Vorschau traf ein? Die Offense wurde kurzpasslastiger und mehr „Power“-orientiert. Probleme in der Defense trafen wie erwartet relativ genau ein (eine einzige Stärke: OLB Mathis). Turnover-Bilanz verbesserte sich (von -12 auf +13) – allerdings dramatischer als man vorhersehen konnte. Es war einer der wichtigsten Gründe für die überraschend gute Colts-Bilanz.

Was traf nicht ein? Simpel gesagt: Die Sieganzahl. Die Colts holten drei oder vier Siege mehr als ich erwartet hatte (obwohl viele Effizienz-Stats auf ein komplett durchschnittliches Team hindeuten). Es gab zumindest 2013 keine Regression in den engen Spielen (man war erneut 6-1). Dass die Offense kurzpasslastiger wurde, entpuppte sich wider Erwarten als schlecht; die Colts sollten schleunigst wieder auf downfield-Offense switchen. Reggie Wayne… ja, er war bis zu seiner Verletzung schwächer, aber nicht um viel. Indy war ähnlich verletzungsgeplagt wie 2012 (ich glaube, über 70 verschiedene Starter).

Was wird sich noch als korrekt herausstellen? Die schlechten Einkäufe wie Walden, Jean-Francise oder Toler.

Miami Dolphins

Division   AFC East
Tipp 2013  Zweiter
Ergebnis   Dritter (8-8)

Ich schrieb:

Das Frühjahr der Dolphins war ein extrem ereignisreiches: Großeinkauf Wallace, Ellerbe, Clabo, Wheeler, Abgang Long, Bush, Burnett, Dansby und Smith, Megatrade für Jordan – GM Jeff Ireland blieb nach der x-ten Mittelmaß-Saison (7-9 in 2012) nicht untätig, sondern versuchte, aggressiv die Baustellen im Kader zu schließen. Ich bin lange nicht überzeugt, dass es gelungen ist.

[…]

Ich sehe die Weiterentwicklung in Miami nicht. Der Kaderumbau sieht für mich nicht aus, als hätte da jemand mit allzu großer Weitsicht gebaut, sondern eher Gerümpel hin und her geschoben. Die Fins sehen unaufgeräumt aus. Wenn sich Tannehill entwickelt, ist dank durchwachsener Conference ohne weiteres eine Bilanz der Güteklasse 8-8 bis 10-6 drin. Aber man macht es ihm trotz großer Transferaktivität nicht bedeutend einfacher als es letztes Jahr war – und schafft nebenher noch Salary Cap-Probleme über 2014 hinaus.

Sportlich eine Saison im Rahmen des Erwarteten, aber durch die unappetitliche Mobbing-Geschichte rund um Incognito und Jonathan Martin bleibt ein fader Beigeschmack. Ein Teil des Front-Office wurde rasiert. Also insgesamt keine gute Saison für die Dolphins, die die Playoffs im letzten Abdrücker noch verpassten, und das nicht irgendwie: Man wurde im letzten, entscheidenden Saisonspiel von einer gurkigen Jets-Mannschaft in Grund und Boden gespielt.

Was aus der Vorschau traf ein? Kader-Umbau war… eben ein Umbau, keine Verbesserung. WR Mike Wallace wirkte im Dolphins-Spielsystem etwas verloren. Willkürliche Schwächung der Offense Line entpuppte sich als die Sollbruchstelle schlechthin und ruinierte letztlich die Saison. Rookie-DE Jordan hatte quasi null Impact. Das Linebacker-Problem schlug durch.

Was traf nicht ein? Die Lauf-Defense war wider Erwarten eine der schwächsten nach Success-Rate (#27 mit 54%). Dafür war die Secondary besser als erwartet. CB Grimes blieb relativ verletzungsfrei.

Was wird noch zum Problem werden? Die Einkaufspolitik des mittlerweile geschassten GM Ireland. Miami hat heuer guten Cap-Space, aber ab nächstem Jahr sieht es nicht mehr so rosig aus.

Minnesota Vikings

Division   NFC North
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Vierter (5-10-1)

Ich schrieb:

Die Vikings waren vor der letzten Saison ein klarer Kandidat für eine aufsteigende Kurve gewesen (u.a. 2011: 2-9 in engen Spielen). Dieses Jahr, nach dem überraschenden 10-6 inklusive Playoffqualifikation, wird es eher schwierig, die Siegbilanz zu wiederhlen (u.a. 2012: 5-1 in engen Spielen; „Siege in engen Spielen sind ein Zeichen von Qualität!“).

Der Hauptfaktor, weswegen Minnesota dieses Jahr eher enttäuschen wird, ist das mehr als suspekte Passspiel in der Offense: QB Christian Ponder stagniert auf niedrigem Niveau (5.3 NY/A, #30 der NFL) und verleiht dem kompletten Angriff einen blässlichen Eindruck (Backup Cassel ist solide, aber nicht mehr). Die Reaktion aus dem Front-Office: Man gebe ihm Hilfe. Via Draft wurde recht aggressiv WR Cordarrelle Patterson geholt, in der Free-Agency stieß der als präziser Routenläufer bekannte Greg Jennings dazu – zwei Moves, zweimal nicht schwer zu erraten, wem sie gelten.

[…]

Ich bin trotzdem skeptisch. Ponder ist das Eine. Das andere ist Percy Harvins Abgang: Klar schaffte man es letztes Jahr auch ohne Harvin in die Playoffs, aber der Angriff war ohne ihn deutlich lahmer, und Harvin war auch der einzige nennenswerte längerfristigere Ausfall (Minnesota war #2 nach AGL, nur 30.9 Spielausfälle). Wenn da der Teufel etwas grausiger zuschlägt (gilt auch für die Defense)…

Gepaart mit einem knackigen Schedule (NFC North, AFC North, NFC East plus Panthers und Seahawks) ergibt das bei den Vikes das Gesamtbild einer Mannschaft, die eher eingehen wird: Sowas wie 6-10 oder 7-9.

Schwache Saison für die Vikings, die mittlerweile gecheckt haben dürften, dass sie ein QB-Problem zu lösen haben. Drei Erstrundenpicks und der einher gehende win now Modus garantieren noch lange keinen Erfolg.

Was aus der Vorschau traf ein? Die Vikings enttäuschten die Erwartungen. Dass Passspiel-Problem schlug eklatant durch. Peterson konnte seine wahnsinnigen „Per Carry“-Stats von 2012 nicht halten. Erneut wenige INTs für die Vikings (diesmal 1.9% INT-Quote). Mehr Verletzungspech.

Was traf nicht ein? Die Secondary war keine Stärke, sondern zweitgrößte Schwäche nach Quarterback.

Was hätte ich rückwirkend tun sollen? Ich wollte die Vikings aus tiefstem Herzen heraus in die schlechteste Fraktion setzen, aber ich brachte es nicht übers Herz, sie gegen die Chargers oder Browns auszutauschen. Rückwirkend waren die Signale so klar, dass ich es hätte tun sollen.

St Louis Rams

Division   NFC West
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Vierter (7-9)

Ich schrieb:

Warum glaube ich nicht an eine lineare Fortsetzung des Aufwärtstrends? Da wäre zum ersten der Schedule: Die eigene Division ist vermutlich erneut hammerhart, dazu mischen sich NFC South und Cowboys sowie Bears als Conference-Gegner. Dazu wird man kaum erneut so gesund durch die Saison kommen (2012 war man #6 nach AGL, nachdem man 2011 #32 gewesen war). Und es gibt immer noch etliche Fragezeichen in der Offense.

[…]

Ich stehe den Rams und der Arbeit von Jeff Fisher sehr positiv gegenüber. Ich glaube trotzdem, dass 2013 noch zu früh kommt. Der letzte Herbst bot nen steilen Aufstieg, aber die Historie zeigt: Solche steilen Aufstiege erleben fast immer ein Unterbrechung, eine Phase der Stagnation. S’normale Leben geht auch nicht immer gerade nach oben. Die üble Division tut ihr übriges. Rams 2013: Graues Mittelmaß als Maxime, und das ist in diesem Fall keine ganz schlechte Maxime.

Die Saison startete für die Rams relativ verheerend, als man in den Effizienz-Stats im untersten Bodensatz herumgurkte. Aber nach der Bye-Week wurde das Team immer besser, schloss in einer schwierigen Division beachtlich mit 7-9 Siegen ab. Nicht vergessen: Die Rams haben eine sensationell gute Defensive Line und sonst… nichts. Nada. Das ist einer der schwächsten Kader der Liga – immer noch. Man kann gar nicht oft genug drüber schreiben, wie dringend die Rams die ganzen von den Redskins erworbenen 1st-Round Picks brauchen. Angesichts des QB-Problems ist mir schleierhaft, weswegen momentan niemand einen QB im Draft zu den Rams gehen sieht.

Was aus der Vorschau traf ein? Defensive Line war sensationell, vielleicht sogar besser als erwartet.

Was traf nicht ein? Ich war zu positiv gegenüber Bradford. Bradford ist kein Katastrophen-QB, aber er ist a) nur Mittelmaß und damit b) seinen Megavertrag nicht annähernd wert. Ich habe jegliches Vertrauen verloren, dass es mit Bradford noch was wird. Secondary war noch nicht so gut wie ich es erwartet hatte.

Dallas Cowboys

Division   NFC East
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Zweiter (8-8)

Ich schrieb:

Eines der lautesten NFL-Teams – und eines der mittelmäßigsten. Die Cowboys geistern seit einigen Jahren nahe der .500-Grenze durch die Liga, immer ein paar knappe Niederlagen von den Playoffs entfernt, und immer das Gefühl vermittelnd, ihr Potenzial wegzuschmeißen. Vor allem die Offense kann an guten Tagen alles an die Wand spielen, aber an schlechten mit Fumbles und Interceptions alles in die Scheiße reiten. Die Defense ist nicht mehr als guter Durchschnitt, litt aber letzten Herbst unter extrem vielen Verletzungen (AGL der Cowboys: #28 ligaweit).

Als Reaktion wurde der durchgeknallte DefCoord Rob Ryan durch den zirka einhundertundsieben Jahre alten Methusalem Monte Kiffin ersetzt. Kiffin ist der Erfinder der Tampa-2 Defense, und er wird in Dallas nach gefühlt drei Jahrzehnten der 3-4 Defense nun ein 4-3 System einführen. Das bedeutet als allererstes: DeMarcus Ware wird künftig als Defensive End spielen, mit den Händen im Dreck, und er wird somit weniger Deckungsaufgaben übernehmen müssen, was ihm zugute kommen wird. Ware als bestem Spieler der Defense sollte der Systemwechsel helfen. Das ist aber auch alles.

[…]

Dem Kurzbeschrieb von Stärken und Schwächen folgt der negativste Punkt: Ich hab etwas Angst um Dallas. Potenzial ist da um die mittelmäßige NFC East zu gewinnen. Aber a) hat das Team nicht genügend Tiefe um ein, zwei verletzte Schlüsselspieler zu ersetzen, b) ist der neue OffCoord und PlayCaller in Bill Callahan nicht unbedingt ein Mann, der bisher durch zuviel Spielgefühl aufgefallen wäre. Und c) wird der Head Coach-Kontroverse das ganze Jahr über Dallas schweben. Jason Garrett ist angesägt, und Owner/GM Jerry Jones versucht schon gar nicht mehr, Garrett irgendwie den Rücken zu stärken indem er einfach mal die Fresse hält. Quasi gefeuerter Cheftrainer, Assistenztrainer mit Denke aus den 90ern: Puuuhhh.

Deswegen wird der Saisonstart extrem wichtig: Ein paar Siege, eine halbwegs ordentliche Bilanz Mitte Oktober, und es kehrt etwas Ruhe ein. Aber man stelle sich vor, es hagelt wieder knappe Niederlagen in den ersten Wochen; Dallas ist 2-5 und 1-4 in engen Spielen: Jones wird ungeduldig, Medien werden bissig, und Garrett überlebt das Jahr nicht. Weil Dallas ein Faible für enge Spiele hat (2010: deren elf, mit 3-8 Bilanz, 2012: deren zwölf, mit 7-5 Bilanz), und deren Ausgang schwer kontrollierbar ist, besteht durchaus die Gefahr einer Implosion für eine Franchise, die prinzipiell mehr Potenzial haben sollte. Das erste Pulverfass wartet bereits diesen Sonntag mit den New York Giants: Ebenso unberechenbares Team, und ein Divisionsgegner…

Typische Cowboys-Saison: Man ist zu gut besetzt um komplett abzustürzen und den längst fälligen Neubau zu starten. Man ist zu wenig tief besetzt, um dauerhaft nach oben zu kommen. Dazu schafft man sich durch einen inkompetenten General Manager (Owner Jerry Jones) permanent das eigene Grab in Sachen Salary-Cap (millionenschwerer Siebenjahresvertrag für einen Kicker – hallo?). So war’s am Ende wie immer: Zeitweise sah man gut aus. Zeitweise sah man mittelmäßig aus. Und man verwurstelte mal wieder ein Divisions-Endspiel in typischer Cowboys-Manier: Ordentlich gespielt, aber verloren. NYG / WAS / PHI: Dreimal en suite im Entscheidungsspiel gegen jedes andere Divisionsteam. Dreimal verloren. Immerhin: Ich hatte sie ja am Ende der Division gesehen…

Was aus der Vorschau traf ein? Die Einstellung von Monte Kiffin war der Anti-Move des Jahres. Wertvollste Defense-Ressourcen wurden verschwendet. Die nonexistente Kadertiefe in der Defense riss die Saison in den Abgrund. Gewaltig viele missed tackles bei Ernie Sims (zumindest relativ zur Snap-Anzahl). Secondary war das erwartete Riesenfass (u.a. 7.0 NY/A, #30). Tony Romo bekam wieder viel auf die Fresse. Jason Garrett gehört weiterhin zu den schlechtesten Coaches. Dallas hat als eines dieser Durchschnittsteams weiterhin ein Faible für viele enge Spiele (2013 waren es zehn).

Was traf nicht ein? Man war besser als „Platz vier in der NFC East“. Die INT-Quote verbesserte sich wie erwartet (auf 2.4%). Offense Line war auf der rechten Seite besser als befürchtet. Rookie-Center Frederick soll viel besser ausgesehen haben als befürchtet. Die totale Implosion wurde verhindert.

Unentschieden: Die Coach-Kontroverse. Inwiefern sie wirklich ein Thema war, ist schwer zu beurteilen, aber es gab durchaus immer mal wieder ein Statement von Jerry Jones, das dezente Spuren von Sägespäne bei Garretts Stuhl freigab. Garrett durfte bleiben. Damit bleibt auch das Coaching-Theater.

Philadelphia Eagles

Division   NFC East
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Erster (10-6)

Ich schrieb:

Kelly steht vor einem spannenden Jahr: Zum ersten will jeder sehen, wie „seine“ Offense in der NFL aussieht. Zum zweiten geben die Zahlen hinter den Eagles viele Gründe, an eine schnelle Verbesserung der Saisonbilanz zu glauben. Also: Die Eagles kollabierten 2012 komplett. Andy Reid war schnell dead man walking, aber immer wenn solche Teams so schnell einbrechen wie Philly 2012, geht es im Jahr darauf wieder bergauf. Dafür ist seit vielen Jahren zu viel Talent im Kader vereint. Zum zweiten: Die Eagles hatten unglaubliches Pech bei Fumble-Recoverys (nur 35%). Und sie hatten die schlechteste Turnover-Bilanz der Liga (u.a. wegen der Fumbles und der viertschlechtesten INT-Quote in der Defense).

Das sind Faktoren, die für Regression zur Mitte schreien. Kelly lässt eine eher NFL-unorthodoxe Offense spielen, in der relativ viel gelaufen wird, was schon mal qua Spielplanung zu weniger Turnovers führt. Quarterback für dieses Jahr ist erstmal Michael Vick, der mit seinen zwei Zusatzdimensionen „Mobilität“ und „Monsterwurfarm“ durchaus kompatibel sein sollte. Vick wird mit Sicherheit nicht völlig von der Leine gelassen werden.

[…]

Ich glaube trotzdem, dass es kein unterirdisches Jahr zu Kellys Einstand werden wird. Von 8-8 wird Philadelphia keine Lichtjahre entfernt sein, und im Draft 2014 kannste dann auf die Suche nach deinem Franchise-QB gehen.

Sehr, sehr gutes Einstandsjahr für Chip Kelly in Philadelphia. Die Offense machte nach ersten Eingewöhnungsproblemen schnell „klick“, die Defense spielte eine zeitlang akzeptabel genug um die Saison nicht zu zerstören. Es wurde am Ende ein unerwarteter Playoffeinzug. Ich schrieb, Philly sei nicht weit weg von 8-8, aber ich hatte sie wenn, dann eher drunter erwartet. Kurz gesagt: Ich hätte mir im Sommer niemals erträumt, dass die Eagles in einem Playoff-Heimspiel gegen New Orleans zu favorisieren seien.

Was aus der Vorschau traf ein? Weniger Pech bei Turnovers (von -24 auf +12), das sind 36 (sechsunddreißig!!!) Ballverluste Unterschied – das allein sind locker 4 der 6 Siege Verbesserung wert. Das ist mehr als Regression zur Mitte. Das ist kompletter Swing. Die Offense Line wurde per Knopfdruck zu einer der besten… okay, vielleicht war sie nicht eine der besten, aber sie war massivst viel besser als der durch Verletzungen zerstörte Trümmerhaufen von 2012. Die boom or bust-Theorie bei LeSean McCoy traf voll ins Schwarze.

Was traf nicht ein? Ich hatte zwar in einem Sportradio360-Podcast korrekt vorhergesagt, dass Vick die Saison nicht als Starter überleben würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass ihn Nick Foles ersetzen würde, und dass er es so gut machen würde. (Ich erwarte aber auch künftig Probleme bei Foles)

Dann schrieb ich „Philadelphia wäre für mich durchaus ein Playoffkandidat, wäre da nicht die Defense“. Die Defense war aber besser als befürchtet. Nicht gut, aber halbwegs okay.

Was wird kaum eintreffen? Momentan ist nicht unbedingt zu erwarten, dass Chip Kelly im Mai einen Franchise-QB draften wird.

Washington Redskins

Division   NFC East
Tipp 2013  Zweiter
Ergebnis   Vierter (3-13)

Ich schrieb:

Der Knackpunkt wird sein, wie lange Washington mit dem suboptimalen Spielermaterial auf Wide Receiver durchkommt. Es können ganze Bücher darüber geschrieben werden, wie Washingtons Spielzugdesign seine durchschnittlichen Receiver freigelaufen bekommt (siehe auch obigen Link), aber es ist die NFL, und da dauert es oft nicht lange, bis die Reaktion der Defense kommt. Garcon, Hankerson, Moss: Wenn die Jungs auf ihre Skills angewiesen sind und nicht auf den Play-Action Pass, sehe ich schwarz mit erneut über 7.0 NY/A im Passspiel.

[…]

Trotz der Rückkehr der beiden besten Spieler RG3/Orakpo, trotz des soliden Backup-QBs Cousins, trotz pipapo: Die genannten Punkte ergeben mir ein zu ungewisses Bild, als dass ich mit viel Selbstvertrauen einen Divisionsfavoriten Washington ausrufen möchte. Ich sehe ein ungemütliches Jahr auf die Skins und den Shanaclan zukommen. Die Playoffs wären selbst in der durchaus machbaren NFC East eine Überraschung.

Schrotthaufen. Dass es keine Playoffs werden würden, davon konnte man ausgehen, aber dass die Redskins so abkacken würden, kommt dann doch überraschend. Retrospektiv hätte man das furchtbare Defensive Backfield noch stärker ins Gewicht fallen lassen müssen, und dass die Offense um RG3 auch nur mehr ein Schatten ihrer selbst sein würde… naja. Vielleicht hätte man ein wenig Regression erwarten sollen. Washington war auch neben dem Spielfeld eine Soap-Opera, die sich vor der ganzen Nation lächerlich machte.

Was aus der Vorschau traf ein? Weniger Verletzungen. Aber die Verletzungen, die da waren, rissen aufgrund der besagt schlechten Kadertiefe trotzdem alles den Bach runter.

Was traf nicht ein? Die Offense schmierte deutlich übler ab als befürchtet. Die Rückkehr von Brian Orakpo hatte wenig Einfluss (trotz prognostizierter 10 Sacks für Orakpo).

Baltimore Ravens

Division   AFC North
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Dritter (8-8)

Ich schrieb:

Der Titelverteidiger als Wackelkandidat für die Playoffs? Soll vorkommen, und war in den letzten Jahren immer mal wieder ähnlich. Baltimore geht als relative Unbekannte in diese 2013er Saison: Letztes Jahr stellte man bis zu den Playoffs eine eher unterdurchschnittliche Mannschaft, die sich nur mit Biegen und Brechen durch die Regular Season quängelte, nur um im Jänner wie eine Bombe einzuschlagen und auswärts die Topfavoriten gleich serienweise zu meucheln.

[…]

Insofern dürfte der Ravens-Kader noch immer die Qualität und das Coaching besitzen, um in Playoffnähe mitzuspielen. Aber es wird viel mehr als in der Vergangenheit auf Flaccos Schultern lasten, und das macht angesichts von Flaccos Vergangenheit Sorgen. Es sei denn, der Mann hat ab sofort die Weisheit geerbt. Aber solche Breakouts waren geschichtlich eher selten langfristig, und als Regelfall muss man eher annehmen, dass Flacco nach diesem „Outlier“ (Außreißer nach oben) wieder näher an seine „wahre Stärke“ zurückfällt. Baltimore sieht mir nach einem .500-Team aus, selbst in der mäßigen AFC.

Baltimore spielte eine höllisch unansehnliche Offense, die aus gefühlt 70% Incompletions eingestreut mit zwei 40yds-Bomben plus fünf 60yds-Fieldgoals bestand. Es reichte lange Zeit, weil die junge, verbesserte Defense die Mannschaft trug und weil QB Flacco in mehreren Crunch-Times gerade genügend Plays machte, aber am Saisonende, als die ersten Pundits schon wieder begannen, die Ravens als Sleeper zu hypen, schmierte das Team so ab wie es die Advanced-Metrics (Baltimore als viertschlechtestes Team der Saison!) schon lange vorhergesagt hatten.

Was aus der Vorschau traf ein? Es gab keinen „Playoff-Flacco“ mehr. Die Skill-Player waren in etwa so katastrophal wie erwartet. Beide Tackle-Positionen in der Offense Line erwiesen sich als erwartete Sollbruchstellen. Baltimore war genau ein .500 Team nach Siegbilanz.

Was traf nicht ein? Nichts. Alle Vorhersagen zu den Ravens trafen ins Schwarze.

Sektion „Ciao im November“ im Rückspiegel

Lass uns mal zurückschauen auf meine Saison-Prognosen Anfang September, beginnend mit der Fraktion der von mir damals zu den acht größten Außenseitern deklarierten Teams. Der Fraktion, zu der ich schrieb, es sei die Gruppe, die sich in erster Linie um die Preise Clowney und Bridgewater balgen wird und die Lombardi Trophy nur vom Hörensagen kennt. Der Ciao im November Fraktion.

Oakland Raiders

Division   AFC West
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Vierter (4-12)

Ich schrieb (Auszug):

Die Oakland Raiders sind der einfachste Ausschlusskandidat zur Frage „Wer wird dieses Jahr die Superbowl gewinnen?“ Die Gründe sind einfach zu sehen: GM Reggie McKenzie rückte in der Offseason mit Schubkarre und Mistgabel an, schmiss alles, was nicht niet- und nagelfest an die Franchise gebunden war, raus und vollzog damit die seit vielen Jahren überfällige Generalsanierung. So kommt es, dass in diesem talentarmen Kader der teuerste Spieler nur als Geist in Form von Al Davis des berüchtigten dead moneys existiert, das weit mehr als ein Drittel des Gehaltsbudgets der Raiders für sich beansprucht. So notwendig die Generalüberholung war, so sehr kastriert sie Oakland für diese Saison.

[…]

Es ist nicht alles hoffnungslos. Allen wird aus seinen Fehlern im ersten Jahr als Cheftrainer lernen und kann – allem Anschein nach – zumindest noch dieses Jahr relativ ungestört arbeiten. Der Schedule ist eher einfach, die Division AFC West auch. In einer Liga, in der jedes Team tendenziell gen .500 strebt, sind auch fünf, sechs Saisonsiege für Oakland nicht ausgeschlossen. Das wäre dann aber vielleicht nicht so erstrebenswert, denn das bedeutete wohl ein Verpassen des #1-Draftpicks, und damit wohl auch kein Clowney oder Bridgewater.

Die Raiders waren einen Tick besser als befürchtet. Die Defense sah in der ersten Saisonphase sogar recht akzeptabel aus, und es gab Momente, in denen hatte man sogar das leise Gefühl, der unkonventionelle QB Terrelle Pryor tauge möglicherweise zum Franchise-QB. Am Ende bleibt festzuhalten: Die Raiders sind noch meilenweit entfernt vom Liga-Mittelmaß. Der Kader war schlicht zu schwach, er hatte keine Tiefe und die paar erfahrenen Recken in der Defense konnten es nicht alleine herausreißen.

Was aus der Vorschau traf ein? RB McFadden verletzte sich. D.J. Hayden spielte relativ wenig. QB Pryor scrambelte zwar für mehr als (O-Ton) „zwei“ Spiele, aber viel länger nicht. Missed-Tackle bei den Linebackers. Schwache Secondary bei schwachem Passrush.

Was traf nicht ein? Rookie-QB Tyler Wilson, von dem ich relativ viel gehalten hatte, wurde schon vor dem ersten Spiel gecuttet.

Jacksonville Jaguars

Division   AFC South
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Dritter (4-12)

Ich schrieb:

Die lebloseste NFL-Franchise zuckt seit eineinhalb Jahren wieder ansatzweise. Seit der Halb-Pakistani Shadid Khan und seine Gefolgschaft die Jaguars für wenig Kohle übernommen haben, regt sich einiges, von Wembley über Advanced-Stats hin zu neuen Coaches. Der neueste davon ist der glatzköpfige Head Coach Gus Bradley, ein Energiebündel, das aus Seattle zu den Jaguars stieß und mit dem x-ten Neuaufbau beauftragt wurde. „Neuaufbau“ ist dann auch das Stichwort, das Jacksonville am besten schnell beschreibt.

Der erste Hoffnungsschimmer für 2013: Bradley ist nicht von Anfang an lame duck wie es das Versuchskaninchen Mike Mularkey letztes Jahr war. Bradley bringt eine Reputation mit, und er begann, diese gemeinsam mit dem exzellenten jungen GM David Caldwell schnell umzusetzen. Im Draft holte man in Ermangelung eines potenziellen Nachfolgers für den QB-Bust Blaine Gabbert einen Offense Tackle in Luke Joeckel, und sollte somit auf Jahre die Grundlage für gute Protection gesichert haben.

[…]

Es sind einfach zu viele Fragezeichen, und die Befürchtungen, dass QB Gabbert es nicht packen wird, sind berechtigt. Jacksonville muss die Saison als Aufbaujahr sehen. Es wird garantiert nicht wieder ein 2-14. Die natürlichen Verbesserungen („schlimmer kanns nimmer werden“, Pythagorean von 3.3 Siegen), die einfache Division und die Regression in Sachen Verletzungen (2012 war man #31 in Sachen Adjusted Games Lost mit 99 verpassten Starts, acc. Football Outsiders) kann man als positive Elemente am Firmament ausmachen.

Klarer Fall: Schwächstes Team der Liga. Man schaffte in der einfachsten Division der NFL nur mit viel Glück vier knappe Siege, nachdem man mehr als eine Saisonhälfte lang Angst haben musste, das zweite 0-16 Team der NFL-Geschichte zu werden. Man darf nicht an erster Stelle draften, aber man war das schlechteste Team der Saison.

Was aus der Vorschau traf ein? Gabbert entpuppte sich endgültig als Bust. Jacksonville holte mehr als zwei Saisonsiege.

Was traf nicht ein? DT Alualu schaffte den Breakout nicht. Leistungsmäßig sind die vier Saisonsiege unverdient; man war schwächer als prognostiziert trotz mehr Siegen.

Buffalo Bills

Division   AFC East
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Vierter (6-10)

Ich schrieb:

Seit vielen Jahren werden die Bills gelobt für ihr kluges und geduldiges „Team-Building“, aber viel zu lange wurde darüber hinweg gesehen, dass solide Grundlagenarbeit ohne die Addition von echten Playmakern ein Muster ohne Wert bleiben. Buffalo hat seit Jahren ordentliche Statistiken, mit zwei negativen Ausreißern: Lauf-Defense und Quarterback. Beide sorgen dafür, dass die generische 7-9 Bilanz nun auch offiziell „Buffalo Bills Season“ getauft wurde: Gut, aber für den Durchbruch zu wenig.

[…]

Tut mir leid um Buffalo. Ich mag diese sympathische kleine Franchise. Ich mag auch den Head Coach. Ich mag Underdogs generell. Ich bin auch ein stiller Anhänger E.J. Manuels, wenn er denn mal das Spielfeld betritt. Aber dieses Jahr ist Buffalo näher an Clowney oder Bridgewater als an leisen Playoff-Ambitionen. Und das behaupte ich, obwohl ich weiß, dass Buffalo letztes Jahr eher ein underachiever war, der wohl besser als seine Bilanz war.

Die Bills krebsten sich durch die Saison ohne wirklich zu begeistern und schlossen mal wieder eine klassische 6-10 Saison. Man hatte eine wirklich fabulöse Defense (u.a. mit 5.3 NY/A die drittbeste Pass-Defense), aber in der Offense mit so vielen verletzten QBs wie andere in zehn Jahren nicht haben hatte man große Probleme. Aber: Die Basis passt. Die QB-Position bleibt das einzige Fragezeichen.

Was aus der Vorschau traf ein? Buffalo hatte niemals realistische Playoff-Chance. QB Manuel bleibt ein Fragezeichen. RB Spillers Effizienz-Stats gingen mit höherer Workload zurück. Offense Line bleibt ein großes Fragezeichen.

Was traf nicht ein? Lauf-Defense (am Ende #14 nach Success-Rate) war besser als befürchtet.

Tennessee Titans

Division   AFC South
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Zweiter (7-9)

Ich schrieb:

Wenn man die Aussichten einer Franchise an ihrem Glamour-Faktor festmachen möchte, sind auch die Titans ein hoffnungsloser Fall. Gibt es eine Franchise, die momentan weniger Sex-Appeal versprüht? Ein greiser Owner Bud Adams, ein nahezu völlig unbekannter Head Coach Mike Munchak, dessen Football-Philosophie so schwammig ist wie die Wurftalente des jungen QBs Jake Locker. Immerhin verspricht der unausweichliche Clash der beiden „DefCoords“ Jerry Gray und Gregg Williams unterhaltsam zu werden.

[…]

Es ist zu befürchten, dass es nicht reichen wird. Ohne eine extreme Steigerung Lockers – die eher unwahrscheinlich ist – geht da nicht viel, und sämtliche Advanced-Metrics lassen nicht drauf schließen, dass wir es hier mit schlafenden Riesen zu tun haben. Selbst in der schlimmen AFC South wird das nix.

Die Titans waren eine zeitlang ein wirklich unangenehm zu bespielendes Team. Sie versprühten zwar keinen Sexappeal, aber sie zogen mehrere Gegner, u.a. den späteren Superbowl-Champ Seattle, zu sich herunter und würgten knappe, unverdient anmutende Siege heraus. Dann verletzte sich QB Jake Locker und die Saison ging nach und nach den Bach runter. Am Ende stehen zwar sieben Siege, aber es sind sieben Siege in einer Gurken-Division.

Was aus der Vorschau traf ein? Sehr gute Skill-Positions.

Was traf nicht ein? Es gab keinen Clash der OffCoords, weil Gregg Williams von Anfang an das Sagen hatte. QB Locker war besser als befürchtet, zeigte in den Wochen, in denen er fit war, teilweise richtig ansprechende Leistungen, und könnte 2014 erneut eine Chance bekommen. WR Kenny Britt war kein Faktor.

New York Jets

Division   AFC East
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Zweiter (8-8)

Ich schrieb:

Wir kommen zum ersten Team, das zumindest Unterhaltung verspricht. Die Jets um ihren kultigen Head Coach Rex Ryan werden – so sehr sie Beispiel für alle klassischen Managementfehler in der NFL sind – immer Schlagzeilen produzieren, egal wie gut oder schlecht sie spielen werden. Die Zeichen stehen übrigens eher auf „schlecht“.

[…]

Die Advanced-Metrics lassen nicht auf einen Sleeper schließen. Der Trainerstab ist angesägt und der eher unbekannte GM John Idzik getraut sich nicht, klare Statements abzugeben. Die drohende QB-Controversy verspricht nicht nur Spannung, sondern auch negativen Einfluss auf die Mannschaftsleistung, und im schlimmsten Fall nicht nur die Verbrennung von QB Sanchez, sondern auch jene von QB Smith.

Es wurde eine 8-8 Saison, mit der jeder Jets-Fan im Sommer zufrieden gewesen wäre. Es wurde aber auch eine 8-8 Saison, die irreführend sein kann. Die Effizienz-Stats der Jets sind eine Katastrophe: Man wurde oft abgeschossen, man ist nach Pythagorean eher ein Team, das normalerweise 5 Siege holt (5-1 in engen Spielen). Rex Ryan durfte bleiben, weil er eine einmal mehr famose Defense auf das Feld schickte, aber stehen die Zeichen damit wirklich so positiv?

Was aus der Vorschau traf ein? Eigentlich fast alles. Die Jets waren relativ einfach vorhersehbar.

Was traf nicht ein? Die Defense hab ich ein wenig unterschätzt.

Arizona Cardinals

Division   NFC West
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Dritter (10-6)

Ich schrieb:

Die Cards sind insgesamt gewiss etwas verbessert, weil sie vor allem die brutalsten Schwachpunkte in der Offense eliminierten. Es ist halt die Frage, ob es reicht. Der Schedule ist knüppelhart in der NFC West und NFC South sowie Eagles und Lions als Positionsspiele. Vor allem der Spielplan zur Saisoneröffnung ist so heftig, dass selbst ein 0-8 zur Bye Week nicht völlig überraschen würde. Das Loch, in das sich Arizona die letzten Jahre gegraben hat, war tief. Ich bin trotz einiger gelungener Einkäufe in der Offense nicht überzeugt, dass die Cards weit nach oben fliegen werden.

Der erste klare Fehlschlag in dieser Auflistung. Die Cardinals stellten vor allem dank ihrer erstklassigen Defense zum Saisonende eine Mannschaft, gegen die niemand gerne in den Playoffs gespielt hätte. Sie schlugen auswärts Seattle trotz vier Interceptions der eigenen Offense. Ihre größte Problemzone bleibt die Offense Line, ein Ort, an dem man für die kommende Saison nicht bloß einen möglichen Erstrundenpick 2014, sondern auch den Erstrundenpick 2013 (G Jonathan Cooper) quasi als Neuzugang vermelden kann.

Was aus der Vorschau traf ein? Die neu geholten Skill-Player in der Offense waren zwei bis drei Klassen besser als ihre Vorgänger. Das Problem der Offense war, dass QB Palmer zu wenig Zeit für die vertikale Offense bekam.

Was traf nicht ein? Die Erfolge von Bruce Arians deuten darauf hin, dass ich zu negativ war. Tyrann Mathieu war besser als erwartet. Der befürchtete Saisonstart von 0-8 Siegen mutierte in einen Saisonstart mit 4-4 Siegen, weil man schneller als erwartet aus den Startlöchern kam.

San Diego Chargers

Division   AFC West
Tipp 2013  Dritter
Ergebnis   Dritter (9-7)

Ich schrieb:

Die Chargers sind ein merkwürdiges Team: 2012 waren sie konkurrenzfähiger als man vielleicht denken möchte, mit 7-9 Saison und mehreren Halbzeitführungen gegen gute Teams; sie ersetzten den allgemein als schlechten „in game“-Manager angesehenen Norv Turner durch McCoy. Auf der anderen Seite wirkt das Team reif für einen richtigen Umbruch. Es wäre eigentlich sogar ein Sleeper für den Top-Draftpick 2014, wenn da nicht der Faktor Rivers ist. Rivers ist vermutlich zu gut – und die AFC West zu schwach – dass San Diego nicht trotzdem wenigstens sechs, sieben Spiele irgendwie gewinnt und den ganz hohen Draftpicks aus dem Weg geht. Eigentlich ist das fast schade. Aber andererseits: Sollte Rivers noch mal heißlaufen, geht es in dieser AFC auch ganz schnell nach oben…

Die Chargers waren definitiv ein Team, das über meinen Erwartungen spielte. Die Mannschaft überzeugte vor allem mit einer revitalisierten Offense um den fantastischen QB Rivers (7.5 NY/A) und zog verdientermaßen in die Playoffs ein. Mike McCoy machte angesichts des unterirdischen Spielermaterials in der Defense viel mehr aus dem Kader als man ihm zugetraut hatte. Von wegen Sleeper für den Top-Pick.

Was aus der Vorschau traf ein? Rivers war unter gegebenen Umständen ein produktiver QB. Die Checkdown-Option Woodhead war eine wichtige Komponente der Offense. Die Defense war eine Katastrophe, zumindest bis hinein in den Dezember – danach erfing man sich wenigstens halbwegs.

Was traf nicht ein? McCoy und Whisenhunt sind zwar nicht Offensivgeister mit den identischsten Weltanschauungen, aber das Produkt, das man aufs Feld schickte, spricht für sich: Es war fantastisch. Rivers war besser als erwartet. Keenan Allen war besser als erwartet. Die Offense Line war besser als erwartet. RB Mathews fiel keine fünf Spiele aus.

Cleveland Browns

Division   AFC North
Tipp 2013  Vierter
Ergebnis   Vierter (4-12)

Ich schrieb:

Genau betrachtet sind die Cleveland Browns schon seit geraumer Zeit eine Franchise vor dem Durchbruch. Dass davon niemand Notiz nahm, ist hausgemacht, weil sich alles auf die Streitereien im Front-Office konzentrierte. Dass man den Durchbruch nie schaffte, ist in erster Linie die bisher gescheiterte Suche nach einem echten Franchise-QB: Cleveland ist allein diesen von der Relevanz entfernt (2012 mit 5.7 NY/A nur das 25t-beste Passspiel).

[…]

Weedens Standing in Cleveland leidet zudem darunter, dass mittlerweile im bei mir völlig verhassten GM Michael Lombardi ein Manager am Wursteln ist, der Weeden letztes Jahr als TV-Pundit komplett in den Senkel stellte. Lombardi gilt als Machtmensch, und das tut den aufgewühlten Strukturen in Cleveland eher nicht gut. Da haben wir zum einen einen neuen Besitzer, der sich zwar anfangs wie ein junger Vater um sein neues Kind kümmerte, aber mittlerweile keine Zeit mehr dafür hat, weil er mitten im Schulden- und Korruptionssumpf steckt und womöglich sein Kind zur Adoption freigeben muss. Zum anderen haben wir den von Lombardi installierten Head Coach Rob Chudzinski, aus Carolina gekommen, ein ehemaliger Schüler Norv Turners. Dieser Turner ist mittlerweile auch in Cleveland, als Assistent Chudzinskis. Und es gibt in Ray Horton einen neuen DefCoord, der zuletzt in Arizona aus dem Trainerstab geekelt wurde.

[…]

Die großen Fragezeichen sind im Angriff zu finden: Weeden hat null Rückhalt, muss aber mangels Alternativen (Campbell anyone?) schnell liefern. RB Trent Richardson ist zwar ein Supertalent, das einen eher schwierigen Einstand hatte, aber er ist eben nur ein Running Back und hat erneut Verletzungssorgen. WR Josh Gordon ist erstmal zwei Spiele gesperrt. Und so viele Ballfänger von Format gibt es in Clevelands Kader nicht.

Die Division ist auch schwer genug. Ich glaube schon lange an einen Aufwärtstrend, weil wie gesagt nur die Passoffense noch eine echte (wenn auch ernst zu nehmende) Schwachstelle war (5.7 NY/A, #25), und auch weil die Browns dieses Jahr nicht wieder solches Verletzungspech wie im letzten Jahr haben sollten (lt. Football-Outsiders #27 der Adjusted Games Lost-Liste). Trotzdem: Die Kombination aus viel Neuem, schwerer Division und QB-Fragezeichen lässt mich die Browns schweren Herzens für ein hoffentlich letztes Mal in diese unterste Kategorie setzen.

Totalschaden. Nicht, dass die 4-12 Bilanz so katastrophal war – man hatte sie zumindest befürchtungsweise noch einmal kommen sehen können. Aber was nach Saisonende folgte, spottete jeder Beschreibung. Die Entlassung des Headcoaches Chudzinski nach nur einem Jahr zerstörte jedes Vertrauen in ein Front-Office, das nur wenige Wochen später rasiert wurde, weil es keinen Head Coach finden konnte (auch wenn man gerüchteweise an Jim Harbaugh (!) dran war). Jetzt also ein Neustart. Mal wieder.

Was aus der Vorschau traf ein? Weedens Zeit ist abgelaufen. Michael Lombardi tat den Strukturen in Cleveland nicht gut (das war die einfachste Prognose der Saison). Menschliche Seifenoper: Check. Die Defense war stark (u.a. mit 5.5 NY/A die #4 im Passspiel).

Was traf nicht ein? Rookie-OLB Mingo war Lichtjahre vom DROY-Award entfernt, auch wenn er lichte Momente hatte. Insgesamt ist die Browns-Preview trotz der niedrigen Einstufung eine Spur zu optimistisch geraten. Ach ja, und: RB Richardson und „Supertalent“ in einem Satz erwähnen, wird künftig mit Gefängnisstrafe nicht unter zwei Jahren geahndet.

Der verbale Combine-Nachklapp: Die Offense

Die NFL-Combine 2014 ist Geschichte, und es gibt viel zu erzählen – zumindest für die Betreiber vom Scouting-Blog Der Draft, Roman John (maschemist) und Christian Schimmel (koblenzer), die in ihrem 77-minütigen Draftcast #14 die Geschehnisse der Offensiv-Positionen (Combine am Samstag und Sonntag) aufgearbeitet haben und erste Bewertungen der Leistungen und Nicht-Leistungen abgegeben. Ein durchaus detailliertes Stimmungsbild von einer nicht immer unumstrittenen Veranstaltung mit nicht gänzlich unumstrittener ARD-like verquatschter Übertragung durch das NFL Network. Der Direktlink führt straight in den Podcast hinein.

Für morgen ist das Erscheinen des nächsten Draftcasts angekündigt; dann soll es um die Defense-Positionen gehen, die mit Front-Seven am Montag und Secondary am gestrigen Dienstag dran waren.

NFL-Power Ranking 2013/14 – Die finale Version

Mehr als drei Wochen nach der Titelvergabe der NFL-Saison 2013/14 sei die letzte Version des Power-Rankings nachgereicht. Ich kann vorwegnehmen, dass sich nicht mehr überaus viel geändert hat, außer, dass sich die Dominanz der Seahawks noch einmal mehr manifestiert hat.

Die Seattle Seahawks werden mit ihrer 13-3 Bilanz, ihrem SRS von 13.0, ihrer Punktedifferenz von 186 Punkten in der Regular Season sowie einem Pythagorean von 12.9 Siegen als eines der besten Teams der Superbowl-Ära in die Geschichtsbücher eingehen. Auch ihre Endspielvorstellung war fantastisch. Aber es gibt Mannschaften, die in der Superbowl-Ära (also seit 1966/67) noch mehr herausgeragt haben.

Nachfolgend eine Tabelle mit der Auflistung einiger massiver Superbowl-Champs. Kriterium Nummer 1 ist der Record, der zwar nicht immer die wahre Stärke einer Mannschaft wiedergibt, aber in der Wahrnehmung des GOAT-Teams das wichtigste Kriterium ist. Dazu SRS (explained here), Punktdifferenz (PtDiff), Pythagorean (Erklärung hier; Pyth) und die Differenz in NY/A Passspiel zwischen der eigenen Offense und Defense (d.h. ein 2.2 Wert bedeutet, dass die eigene Offense pro Passspielzug 2.2 NY/A mehr zustande brachte als die eigene Defense zuließ):

Beste Superbowl-Champs ever

Beste Superbowl-Champs ever

Das letzte Team, die Patriots von 2007, ist der einzige Endspielverlierer. Die gesamte „Best Team Ever“-Diskussion wäre erledigt gewesen, hätten die Patriots ihre Superbowl gewonnen. Haben sie nicht, deswegen sind andere Teams mit vorn dabei.

Die beiden besten Profile haben die Chicago Bears von 1985, bekannt als Monsters of the Midway mit vielen Charakterköpfen und – für viele überraschend – die Washington Redskins von 1991/92, die relativ unbekannt sind, vielleicht auch, weil sie keinen großartig epischen Franchise-QB hatten und keine legendäre Defense um die man tausend Geschichten („wir haben bis 6 Uhr gesoffen und am Nachmittag den Super Bowl Shutout gemacht“) spinnen könnte.

Die Seahawks von 2013 sind irgendwo dabei unter den Top-10, aber ich würde sie definitiv unter den Bears und Redskins und vielleicht auch unter einem der 49ers-Teams sowie den ungeschlagenen 72er Dolphins ranken. Sie gehören irgendwo in die Nähe der Patriots von 2004. Was allerdings für die Seahawks spricht, ist ihre überragende Endspielvorstellung, mit der einige andere Mannschaften in der Liste nicht mithalten können.

Und die Seahawks sind noch ein junges Team. Ihr Quarterback spielte erst das zweite Jahr. Ihre Secondary und Linebackers sind fast alles junge Spieler mit maximal drei oder vier Jahren Spielerfahrung. Die Mannschaft wird auch in Zukunft vorne dabei bleiben – ob sie noch einmal so dominieren wird wie 2013/14, bleibt abzuwarten, aber sie wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen kompletten Einbruch in absehbarer Zeit erleben.

Das Power-Ranking gibt aber auch das andere Ende der Skala frei und zeigt noch einmal in aller Härte auf, wie weit abgeschlagen die Jacksonville Jaguars, das schlechteste Team der Saison (wenn auch nicht per Siegbilanz), sind. Selbst die Oakland Raiders, vor der Saison als größter Trümmerhaufen gehandelt, sind relativ weit von den Jaguars entfernt. Und relativ brutal ist auch das Ranking der Baltimore Ravens, immerhin der Titelverteidiger, der böse, sehr böse abstürzte.

NFL Power Ranking 2013/14 - Finale Version

NFL Power Ranking 2013/14 – Finale Version

WP entspricht der Siegchance der jeweiligen Franchise gegen eine standardisierte, durchschnittliche NFL-Franchise, (LW) ist das Ranking von letzter Woche, E16 ist WP hochgerechnet auf 16 Spiele (WP*16 = E16), SOS ist der bisherige Strength of Schedule, den dieses Modell für die jeweilige Franchise errechnet, Rs die Platzierung des Schedules, W-L die tatsächliche Sieg-Niederlagen-Bilanz jeder Franchise zum Ende der Playoffs. Fettgedruckte Teams waren für die Playoffs qualifiziert.


Nachfolgend sei auch die finale Version der Effizienz-Stats nachgeschoben:

Finale Effizienz-Stats 2013/14 (klick mich zum Vergrößern)

Finale Effizienz-Stats 2013/14 (klick mich zum Vergrößern)


Das finale Divisionsranking ist folgendes:

  1. NFC West .600
  2. AFC North .522
  3. NFC North .515
  4. AFC West .513
  5. NFC East .503
  6. NFC South .496
  7. AFC East .474
  8. AFC South .378

Wenig überraschend ist die komplette Dominanz der NFC West, die Division, die so lange so ausgelacht wurde, aber in den letzten zweieinhalb Jahren fantastisch aufgeigt und drei der besten Teams der Saison beheimatete. Etwas überraschend ist die AFC North an #2 gereiht, vor allem, weil die Metriken die Bengals so lieben.

Verblüffend scheint auch, dass die NFC East vor der NFC South gereiht ist, was aber vor allem daran liegt, dass die South-Division dieses Jahr zwei Totalschaden durchleben musste. Die beiden Topteams der South-Division waren Titelkandidaten.

Weit, weit abgeschlagen ist die AFC South.

Die NFC gewinnt den Conference-Vergleich mit einem durchschnittlichen Teamwert von .528, was fast sechs Prozentpunkte besser ist als die AFC.


Das Power-Ranking schloss die Saison mit einer 129-73 Bilanz in den Siegertipps ab. Das entspricht 63.8% und ist damit eher am unteren Ende des 63-70% Ranges, den ich im Oktober vorhergesagt hatte. Es war eine schwierig zu tippende Saison, keine Frage, auch wenn am Ende der Playoffs die besten Teams übrig blieben.

In den Playoffs hatte das Ranking acht von elf Tipps richtig; das ist besser als in den letzten Jahren. Die einzigen Upsets waren San Diego in Cincinnati sowie die beiden „fast-Münzwürfe“ der Saints in Philadelphia sowie der 49ers in Carolina.

Was noch aussteht: Eine Spread-Analyse. Wie gut schnitt das Power-Ranking gegen den Spread (Fachbegriff: ATS/against the spread) ab? Ich habe im Dezember mal einen Zwischenstand ausgewertet, der roughly bei 50/50 lag wenn ich mich recht erinnere. Dazu wird es in absehbarer Zeit einen Nachschub geben.

Das Cluster in deinem Kopf

Andy Goldschmidt nimmt bei Football is Sex, Baby! ein Ranking der besten Quarterbacks 2013/14 unter die Lupe. Die dabei verwendete Methode ist ein „k-means Algorithmus“, eine relativ intuitive Methode (sofern Intuition auf diesem Gebiet überhaupt noch eine Rolle spielt) zur Bestimmung von Zugehörigkeiten zu Clustern.

Schön finde ich vor allem, wie Footballissexbaby die Methode und ihre Stärken und Schwächen beschreibt. Wessen Uni-Skript also aufgrund zu vieler Formeln und Zeichen á la {S(i)=Σ||xΘ||} für i*=1…k zu unsympathisch geworden ist, der sollte sich so einfach zu erfassende Beschreibungen wie die seinige anschauen. Man kann es auch einfach sagen.

Und man kann damit Cluster bilden: Quarterbacks 2013 – In die Schublade gesteckt.

 

 

Safetys vor der Combine 2014

Die Safety-Position in der NFL ist eine, die immer mehr an Wert gewinnt. Die 2014er-Draftklasse hat für meinen Geschmack drei potenzielle Größen: Calvin Pryor, Ha-Ha Clinton Dix und Lamarcus Joyner. Sie werden heute in den Workouts dran sein, und schonmal ein paar Gedanken meinerseits zu diesen Spielern.

Pryor von der University of Louisville ist keine 100kg schwer, kommt aber auf 1.88m und gilt als geschwindiger Spieler. Das sind Gardemaße für einen NFL-Safety. Bei Pryor sieht es sehr wuchtig aus, wenn er aus der Tiefe des Spielfelds kommt und die Ballträger attackiert. Guter Tackler. Geht kompromisslos gegen den Mann. Das sind glänzende Voraussetzungen, aber die Negativen hört man bei Pryor auch alsbald: Kein reifer Spieler, fliegt oft im falschen Winkel daher, muss sich manches dreimal sagen lassen bevor er es dem Trainer abnimmt. Das klingt danach, als ob Pryor für einige Trainer (vor allem unerfahrene) eher eine Pest ist, aber für welche mit guten Defense-Coaches möglicherweise ein nur zu schleifender Rohdiamant.

Clinton-Dix kommt von Alabama, fiel dort aber nicht weiter auf außer seinem Spitznamen („Ha-Ha“) bei dem man sich schnell mal vor Lachen verschluckt. Er gilt als rundum guter Spieler ohne eklatante Schwachstelle – nie die schlechteste Voraussetzung für einen Safety, aber auf der anderen Seite soll er auch keine besonderen Stärken haben. Überall „gut“, nirgendwo „hervorragend“. Kein episches Talent, um den herum du eine ganz neue Art von Defense kreieren kannst. Das klingt nach Ende erste Runde bis Anfang dritte Runde.

Der spannendste Safety sollte Lamarcus Joyner vom National-Champion Florida State sein. Ich habe oft genug betont, wie sehr ich Joyner, den College-Spieler, vergötterte. Für die NFL-Aussichten gibt es ein Problem: Seinen Körperbau. Joyner ist mit nur 86kg auf 1.73m ein Winzling für Profi-Verhältnisse, was bestimmt etliche Teams abschreckt – vielleicht nichtmal zu Unrecht: Wenn du so manches Monster auf Tight End siehst, möchtest du den nicht gegen einen zwei Kopf kleineren Joyner angesetzt sehen.

Auf der anderen Seite ist das einer der furchterregendsten Verteidiger, die der College-Football die letzten Jahre gesehen hat. Joyner ist schnell, ein gefürchteter Tackler, der keine faulen Tricks braucht um einen Gegenspieler zu sich herunter zu ziehen. Er ist vielfältig einsetzbar, da er ursprünglich als Cornerback zu FSU kam, später auf Safety umgeschult wurde, weil sie Seminoles so viele erfahrene exzellente Cornerbacks im Kader hatten (von denen einige wie Minnesotas Xavier Rhodes mittlerweile Profis sind). Joyner gilt zudem als guter Manndecker, kann auch im Slot eingesetzt werden.

Ist Joyner so sehr anders als der Honey Badger, der auch als zu klein galt und zu wild, und so on? Der Honey-Badger, der auch in der dritten Runde vom Tablett ging, trotz einer Vita voller Drogen- und Charakterprobleme. Trotz der Tatsache, dass er ein ganzes Jahr raus aus dem Football war. Joyner hat diese Fragezeichen nicht. Er gilt als höchst professionell und ließ sich auch von seinem Einsatz am Spielfeld und im Training nie etwas zu Schulden kommen, zumindest nicht, dass es zu mir durchgedrungen wäre.

Joyner ist aufgrund seiner körperlichen Limits wohl kein 1st-Rounder, aber ich wäre nicht überrascht, wenn er in der zweiten oder dritten Runde ginge und dann in einem Jahr als große Überraschung gefeiert würde.

Clowney, Nix und die Defense Front-Seven von 2014

Heute ist Tag der Defensive Front Seven in den Workouts der NFL-Combine 2014 und damit das Einsteigen des Superstars, DE Jadeveon Clowney, der schon eine monströse Sprintzeit angekündigt hat. Ein Blick auf ein paar Prospects. Hauptinformationsquelle: Ein Podcast mit Greg Cosell bei Midday 180.

Jadeveon Clowney – Clowney war schon beim National Signing Day vor drei Jahren ein landesweites Gesprächsthema, weil als once in a lifetime Talent gefeiert. Oft ist es bei solchen Prospects der Fall, dass sie die überhypten Erwartungen nicht erfüllen können, aber Clowney war das Gegenteil: Er übertraf sie sogar noch, zumindest in jener fantastischen Saison 2012 als er alles in Grund und Boden spielte. In seiner letzten College-Saison 2013/14 wurde er aber eher als Enttäuschung gesehen. Er soll nicht voll durchgezogen haben, soll halb verletzt gespielt haben, soll nicht fokussiert genug auf den Sport gewesen sein. Red Flags, wo man hinschaut. Es ist nicht ganz klar, wie viel davon Medienstory ist und wieviel wirklich dran ist.

Cosell sieht wie alle in Clowney erstmal einen hervorragenden Athleten („good size, shows explosion, shows quickness…“ fasel laber), alle Ingrendienzien für einen NFL-Superstar sind da. Aber Cosell warnt davor, dass Clowney nicht „tief“ genug an der Anspiellinie steht und in der Folge zu aufrecht spielt. Das ist am College gegen unterklassige Gegenspieler ein eher marginales Problem, weil die Kraft trotzdem ausreicht um damit durchzukommen, aber in der NFL siehst du fast nur starke Offense Tackles, und da wirst du – so Cosell – gern herumgeschoben. Einige Male soll Clowney das auch schon am College passiert sein.

Das sind so die kleinen technischen Unsauberkeiten, die Cosell bei Clowney beschreibt. Coaches müssen sich fragen, ob man dies aus einem Spieler „herauscoachen“ kann. Auf alle Fälle ist athletisch unbegrenztes Potenzial da, aber der „Football Skill Set“, den Cosell, Mayock und einige andere so oft beschreiben – naja, der müsse sich bei Clowney erst noch offenbaren.

Was Cosell nicht zu beantworten imstande ist: War Clowney ein Freelancer, d.h. hat er sich am College nicht an die Assignments seiner Coaches gehalten, sondern eigenhändig das Big-Play gesucht (etwas, das Coaches hassen / etwas, das einige dem Clowney vorwerfen)? Das wisse nur der Coaching-Staff von South Carolina.

Cosell zweifelt auch ob Clowneys Commitment zum Sport. Dass er verletzt war, zähle für ihn nicht, denn Einsatz musst du auch in halbfittem Zustand bringen. Zum Thema „quält sich nicht genug für unseren Sport“ wird seit gestern auch Clowneys Übungseinheit im Bankdrücken gehören: Clowney hob die Gewichte nur 21 Mal, was ein eher unterirdischer Wert ist.

Festzuhalten bleibt: Clowney war optisch einer der dominierenden Spieler der letzten Jahre. Persönlich stach für mich letztmals Ndamukong Suh in der Defense Line so als Einzelspieler heraus wie Clowney bei South Carolina. Auffällig war in einigen Spielen, wie gegnerische Coaches ihr Spiel von Clowneys Abwehrseite weg konzipierten – ein untrügliches Zeichen, wer hier als die Superwaffe ausgemacht worden war. Wie ist so etwas auf die NFL transferierbar? Wir werden darüber noch vieles hören.

Clowney ist nach Common-Sense momentan nicht mehr der uneingeschränkte Top-Pick, und weil das #2-Team St Louis keinen wirklichen „Need“ in der Defense Line hat, weil das #3-Team Jacksonville und #4-Team Cleveland keine 4-3 Defense spielen und darüber hinaus dringend einen Quarterback brauchen, ist momentan noch nicht abzusehen, wo Clowney vom Tablett gehen wird.


Anthony Barr – Viel Presse bekam in den letzten Monaten OLB Anthony Barr von UCLA, der erst seit kurzem eine OLB-Position im Football spielt. Cosell bescheinigt ihm wie Clowney superbes athletisches Potenzial und einen gewissen, für OLBs ungewöhnliche Speed beim Geradeauslaufen, aber er hat Angst, dass Barr zu wenig flexibel als Passrusher ist. Auch Barr spielt etwas zu aufrecht. Seine technische Arbeit mit den Händen ist teilweise unterirdisch, teilweise aber schon ansehnlich.

Es wird bei ihm offenbar besonders geduldiges Coaching brauchen, eine gewisse Einlernzeit, in der er anfangs nur situativ in 3rd-und-lang oder so eingesetzt wird um Erfolge für die Motivation zu sammeln und sich nicht in der Lauf-Defense aufzureiben. Cosell gibt Barr eine gute Chance, ein Mega-Passrusher zu werden, sieht ihn aber noch als sehr unfertiges Prospect.


C.J. Moseley – weil es (glaube ich wenigstens) auch in der NFL schon einen CJ Mosley gibt, hat man stets das Gefühl, dieser Moseley ist schon tausend Jahre dabei, derweil ist er nur ein Mann, der in Alabama zweieinhalb Jahre als Starter auf dem Feld war. Cosell lobt Moseleys Entwicklung im abgelaufenen Herbst, er soll sich extremst verbessert haben. Moseley ist für ihn ein kompletter Linebacker: Hat die Spritzigkeit, hat den Grundspeed, hat das Gefühl, in die richtigen Gaps reinzuschießen, kann sich horizontal zwischen beiden Seitenlinien bewegen und wird nicht von den schnelleren Tight Ends überlaufen, kann sehr schnell die Richtung ändern, guter Deckungsspieler, und so weiter.

Der Vergleich, der Cosell einfällt, ist monströs: Lavonte David von den Buccs, einer der besten Abwehrspieler der abgelaufenen Saison. Für Cosell wird Moseley mit hoher Wahrscheinlichkeit ein richtig exzellenter Profispieler werden. Er ist sofort einsatzbereit (O-Ton „plug and play“). Er ist allerdings kein überragender Passrusher, und das könnte ihn einen Top-10 Draftpick kosten.


Khalil Mack – Mack ist für Cosell der kompletteste Spieler im Draft, beim Aufzählen seiner Stärken fällt man allerdings schnell in altbekannte Schemen zurück (athleticism, plays fast laber fasel…). Er ist kein Mega-Passrusher, aber weil er so intensiv spielt, so wenige mentale Fehler begeht, immer eingesetzt werden kann, gilt Mack (der von Buffalo aus der MAC kommt) als sicherer Top-10 Pick.

Mayock ließ im Laufe des Wochenendes übrigens sogar verlauten, dass Mack für ihn der beste Spieler im Draft 2014 sei, über Clowney, über Bridgewater, über Sammy Watkins. Was auch immer diese Superlative wert sind, sie zeigen ein gewisses Standing dieses Linebackers. Mack soll Ähnlichkeiten in der Spielanlage mit Von Miller haben, als 3-4 OLB oder als 4-3 SAM (Strongside Linebacker) spielen können.


Cosell diskutierte danach noch kurz den OLB von Georgia Tech, Jeremiah Attaochu, der als reinrassiger Passrusher für die 3-4 OLB gilt. Er soll ein großes Talent sein, aber wenn du ihn einsetzt, musst du dir bewusst sein, dass er eindimensional wie eine Scheibe Toastbrot ist und dich in der Run-Defense verbrennen wird.


Ein Defensive Tackle, bei dem ich sportlich noch nicht viel einzuordnen vermag, der aber definitiv eine Persönlichkeit ist: Louis Nix III von der Notre Dame University. Nix hat einen umtriebigen Twitter-Account. Ganz famos war sein Auftritt auf der Pressekonferenz der Combine – da kann noch ein Manziel mithalten, aber sonst keiner:

Was von Olympia 2014 an Eindrücken übrig bleibt

Das Eishockeyfinale der Herren (heute 13h MESZ) zwischen Kanada und Schweden steht noch als letzter Höhepunkt der Olympischen Winterspiele 2014 aus – eine Ansetzung, mit der man durchaus rechnen konnte. Beide schlichen sich recht unauffällig durch das Turnier. Kanada würgte Finnland mit einer starken Abwehrleistung nieder und schlug die USA in einem sehr temporeichen, intensiven Spiel. Die Schweden sind extrem spielstark, hatten aber gegen die Finnen mit zunehmender Spieldauer einige Probleme. Am Ende erwies sich der schwedische Abwehrblock aber als extrem souverän und ließ trotz etlicher Strafminuten die finnische Offensive überhaupt nie mehr sowas wie aufkommen. Beide Teams kommen trotz famoser Einzelspieler vor allem über Kollektiv. Ingrendienzien für ein Super-Finale sind gegeben.

Wenn das Herren-Endspiel annähernd das bringt, was das Frauen-Finale USA vs Kanada geliefert hat, wird es automatisch ein instant classic. Was die Frauen lieferten, war ganz beeindruckender Sport. Dieses Tempo und diese Intensität haben mich überrascht. Das war schon extrem ansprechend, ohne all die Spannungsbögen zu berücksichtigen.

Ich wusste natürlich, dass der Zwischenstand +2 pro US-Girls über den wahren Spielverlauf hinweg täuschte und dass er auch die Kommentatoren im TV blendete. Ich weiß um die Zufälligkeit des Spieles „Eishockey“. Das Schussverhältnis zwischen beiden Teams war ausgeglichen. Trotzdem hatte es irgendwo nicht mehr den Anschein, dass den kanadischen Mädels noch eine solche Schlussphase glücken würde… unterstützt natürlich von einem US-Pfostenschuss auf ein leeres kanadisches Tor… zustande gekommen durch eine Schiedsrichterbehinderung einer Kanadierin… du brauchst nicht weiter zu schreiben. Wir haben die Message verstanden.

Von denen, die zusammen gewinnen und verlieren zu denen, die so allein sind wie niemand anderes: Die Eiskunstläufer.

Eiskunstlaufen… ich habe durchaus ein Herz für die Ästhetik dieser Sportart. Dieses sanfte Gleiten zu dramatischer, ruhiger oder flotter Musik hat etwas Erwärmendes. Keine Sportart ist extremer, was diese Kombination aus „allein auf glattem Untergrund vor einer Menschenmasse“ angeht. Bei den Frauen noch krasser als bei den Männern. Es kommt nicht von irgendwo her, dass sie alle nach Ende der Show weinend zusammenbrechen.

Auf der anderen Seite habe ich tief in mir drin innigste Abneigung gegen alle Sportarten, die auf Bewertungsschemata fußen.

Ich habe trotzdem während des Hockeyfinals der Frauen immer wieder rübergeschaltet zur Kür der Damen – Carolina Kostner und dem Betteln meiner Liebsten zuhause sei Dank. Ich gestehe, die letzten Kürläufe waren fantastisch. Sie haben meine Aufmerksamkeit von einem Mannschaftssport (von Hockey!) weg geleitet. Der Daumen zum Wegschalten am Knopf, aber ich konnte nicht.

Und dann sah ich die Entscheidung, und ich wusste wieder, warum ich mir die Eis-Show ganz gerne Freitagnacht gebe, aber bei Olympia sonst nie hinein schalte. Was für eine Verarsche. Ich wusste es. Ich wusste es.

Trotzdem: Kudos für die Koreanerin Kim. Ihre Kür war einer der faszinierendsten Momente dieser Spiele. Ich liebe diesen Sport so sehr wie ich ihn verabscheue. Und ich befürchte, dass ich beim nächsten Mal wieder zuschauen werde.


Bobfahren ist für mich auch immer eines der Highlights bei Olympischen Winterspielen. Nicht, weil ich Cool Runnings gesehen habe, aber Bobfahren ist mit seinen urigen Typen noch ein richtig bodenständiger Sport. Und sie scheinen sich den Erfolg gegenseitig zu gönnen. Ich hab schon wieder den Namen des Siegers vergessen und könnte nur noch sagen, dass der Schweizer Medaillengewinner den Vornamen „Beat“ trug, aber beim Männerbob bereue ich hinterher niemals auch nur eine Sekunde, die ich zugeschaut habe.

Dass auch das Steuern durch den Eiskanal durchaus schwierig ist, siehst du bei den Frauen, die doch deutlich öfter gegen die Banden knallen und im 45°-Winkel dahersegeln. Das Frauenrennen bot die interessante Facette, dass Athletinnen wie die Hürdensprinterin Lolo Jones oder die ehemalige 100m-Weltmeisterin Williams als Anschieberinnen fungierten – eine recht originelle Idee, wie ich fand, auch wenn vor allem der Einsatz der Lolo – durch ihr Bekenntnis zur Jungfräulichkeit zu einem Sexsymbol geworden – in den Staaten durchaus auch kritische Stimmen hervorrief.

Die Heldinnen für mich waren aber die holländischen Bobpilotinnen: Vor dem letzten Lauf Fünfte, holten sie noch einen Platz auf und wurden am Ende Vierte. Die Steuerfrau, eine Ärztin, freute sich wie Bolle drüber. Ihre schwarze Anschieberin lag ihr heulend und schluchzend vor Freude im Arm. Wer sich so freut über einen vierten Platz bei Olympia, ist mit sich selbst bestimmt im Reinen, dass es ein Traum ist.

„Olympischer Moment“ ist auch Freude, und die Kombination aus der spannenden Entscheidung und dem Jubelknäuel der deutschen Mannschafts-Skispringer war diesbezüglich durchaus einer der besten Momente. Skispringen ist durch seine Unübersichtlichkeit und sein undurchsichtiges Bewertungssystem immer mehr unwatchable geworden, aber die Mannschaftsentscheidung fesselte mich an den Schirm bis zum Ende.

Dass Mario Matt den Slalom gewinnen konnte, freut mich ungemein. Ich habe Matt stets als echten Sportmann wahrgenommen, der irgendwie nicht in diese ORF-Hypemaschine passte. Dass Matt mit Hirscher einen meiner anderen Favoriten (Stichwort Preisgeld-Spende für Erdrutschopfer in Südtirol 2012) schlug – geschenkt. Hirscher wird noch Chancen bekommen. Matt ist mit 35 Lenze am Ende der Fahnenstange angekommen.

Ach ja, Tina Maze. Jahrelang das Symbol der unglücklichen Verliererin, die nahezu jede Weltmeisterschaft mit vier Hundertstelsekunden Rückstand auf dem Silberplatz beendet, waren diesmal die Hundertstel auf ihrer Seite: Ex-aequo Sieger in der Abfahrt, sieben Hundertstel im Riesenslalom ins Ziel gerettet. Glück und Pech gleichen sich im Leben aus, wenn man es nur lange genug versucht – zumindest meistens.


Was bleibt sonst?

Neue Sportarten, die ich gut finde. Skicross ist etwas, das ich mich aus blanker Angst nicht mehr aktiv auszuüben traue, aber die Crosser in Sochi hatten was. Da ist viel mehr Action drin als im x-ten Kombinationswettbewerb bei den Alpinen. Wo kann man die 17384m-Distanz im Eisschnelllauf rauswählen für mehr Skicross-Bewerbe?

Skicross > Slopestyle. Slopestyle lebt ähnlich wie der Eiskunstlauf von einer willkürlichen Siegerentscheidung, aber man hatte bei den Beteiligten wenigstens nicht das Gefühl, dass es ihnen mit Nachdruck um eine Medaille ging. Ich hab den 720 backflip Grabb gemacht, was kümmert mich die Silbrige? Vor allem bei den Herren war das atemberaubend und X-Games würdig.

Mein letzter Star ist das russische Publikum, vor allem in der Eishockey-Arena. Das Turnier endete für die Russen in einer kolossalen, aber nicht komplett unvorbereiteten, Enttäuschung, aber diese Stimmung in den ersten Tagen im Hockey-Stadion werde ich nicht vergessen. Es lief nicht alles rund für die Sbornaja, aber ein Publikum, das so bedingungslos hinter seiner Mannschaft steht ohne auch nur den leisesten Mucks obwohl es sportlich haperte, ist man als Hardcore-Konsument der amerikanischen Profiligen (booooooooooooooooooooo) oder der immer weicher gekochten Fußball-Atmosphäre im Spitzensport fast nicht mehr gewohnt. Der amerikanische College-Sport kommt noch nahe hin, aber danke, liebe Russen.

Das finale Ranking vor dem Finale

  1. Holländischer Damen-Bob.
  2. Kim Yu-na.
  3. T.J. Oshie und Russland vs USA
  4. Short-Track 500m Herren (Victor An)
  5. Damenfinale Hockey.
  6. Ski-Cross across the board.
  7. Snowboard-Slopestyle Herren
  8. Mannschafts-Skispringen Herren
  9. Michaela Shiffrin (Slalom Damen)
  10. Mario Matt (Slalom Herren)

Rein von der Unterhaltung waren es durchaus unterhaltsame Spiele… oder so.

Tight Ends im Jahr 2014

Bei Philadelphia Eagles.com gibt es ein wunderbares, kurzes und knackiges Vierminuten-Video mit vielen bekannten Experten wie Greg Cosell, Mike Mayock oder Charles Davis über den Wandel in der Tight End-Position über die letzten Jahre. Keine Frage: Diese Position hat sich stark verändert in den letzten Jahren.

Früher war der Tight End ein – eben – tight end, am Rande der Offensive Line aufgestellt, mit der Hauptaufgabe als Blockunterstützung zu wirken und gelegentlich mal als Ballfänger in Aktion zu treten. Das waren die 115kg schweren, 1.93m großen Bolzen, gebaut wie etwas athletischere Offensive Tackles. Schwere Jungs, die gegen Linebacker gegenhalten konnten. Sie haben fraglos auch heute noch ihren Platz im Footballsport, aber der Hauptfokus auf dieser Position hat sich über die letzten Jahre hin zu den fangstärkeren TE gewendet – Leute, die gerne mal auch in klassischen, früher ausnahmslos Wide Receivern vorbehaltenen Plätzen aufgestellt werden.

Leute wie Tony Gonzalez, Antonio Gates, Jimmy Graham oder Rob Gronkowski sind in erster Linie große, schlaksige Athleten, die Bälle wie ein Wide Receiver fangen können, aber zeitgleich noch gut genug als Blocker sind um damit ein Upgrade über jeden konventionellen Wide Receiver zu sein. Blocken ist immer noch für die meisten Tight Ends eine wichtige Aufgabe, die sitzen muss, aber in der Pass-Liga NFL ist die Eigenschaft des Fangens mittlerweile höher eingestuft als die des Blockens.

Wie man einen jungen, groß gewachsenen Tight End mit guten Fanhänden einsetzen kann, zeigt das Video anhand des jungen Eagles-TE #86 Zach Ertz: Ein Mann, der zu groß ist für einen Safety oder Cornerback und zu schnell für einen Linebacker. Das sind genau die Mismatches, die die Coaches von heute suchen – nicht, dass der Mann zwangsläufig jedes Spiel zehn Catches für 150yds machen muss, nein: Er muss „nur“ eine zusätzliche Option stellen, für die der gegnerische Coaching-Staff wertvolle Vorbereitungszeit investieren muss.

Ein fangstarker Tight End mit einigermaßen brauchbaren Block-Skills hat heutzutage eine gute Chance, in der ersten oder zweiten Runde gedraftet zu werden. Ein bockstarker Blocking-TE mit mäßigen Fanghänden geht dagegen garantiert nicht mehr vor der dritten oder vierten Runde vom Tablett.

Die bekanntesten Tight Ends der 2014er-Klasse sind allesamt zuallererst Ballfänger und somit Pass-Mismatches und erst in zweiter Linie Blocker:

  • Jace Amaro (Texas Tech)
  • Eric Ebron (UNC)
  • Austin Seferian-Jenkins (Washington)
  • Arthur Lynch (Georgia)
  • Colt Lyerla (Oregon)

Vor allem letzterer ist ein faszinierendes Prospect: Lyerla ist ein Monstrum von Mann, ein 1.96m-Schlaks mit 108kg mit allen Anlagen, die Liga im Sturm zu nehmen, aber es gibt Abschreckendes über sein Leben neben dem Footballfeld zu berichten: Er spielte nur wenige Spiele in der abgelaufenen Saison, soll wegen Drogenbesitzes kurzzeitig sogar eingebuchtet worden sein und das Team nach einem Monat aus mehr oder weniger freien Stücken verlassen haben. Lyerlas Stats lesen sich nicht überragend, aber Chip Kelly setzte ihn bei Oregon extremst oft in der RedZone ein. Lyerla klingt ein bissl wie das Prospect, das wegen persönlicher Probleme erstmal durch die Draft-Boards fällt, aber durchaus sportlich einen hohen Pick wert sein könnte.

Amaro und vor allem Ebron sind exakt oben beschriebene „neue“ Tight Ends. Ebron ist mir in der Bowl-Season aufgefallen, aber ich wäre im ersten Moment nicht drauf gekommen, dass es ein Tight End ist, so schnell, so fluid, so fangsicher. Er ist aber Tight End, denn er soll auch noch vorzüglich blocken können – enie Art neuer Gronkowski.

Der mehr oder weniger einzige der „alte Schule“-Tight Ends mit Aussichten auf einen Pick in den mittleren Runden ist Georgias Arthur Lynch: Er gilt als zu langsam um in die Elite gezählt zu werden, aber man sagt ihm höllische Härte nach, den Willen, in die engen Deckungen zu gehen. Er gilt als Spieler für alle Downs, kann als Blocker vollends eingesetzt werden, ist vielseitig, aber eben im wichtigsten Punkt – dem Fangen – nicht so gut wie die anderen… sagen zumindest die Experten.

Heute sind die Tight Ends in ihren Workouts bei der Combine dran.

Quarterbacks vor der Combine 2014

Ein paar Zeilen zur Einführung, mit was für Typen wir es bei den Quarterbacks im NFL-Draft 2014 zu tun haben werden, habe ich schon unter der Woche verfasst. Heute mal ein Blick auf die spielerischen Fähigkeiten der Herrschaften, die die neuen Franchise-Gesichter werden sollen – das meiste ungefragt übernommen von Greg Cosell, dessen Podcast bei Sportstalk 790 for Houston mit Lance Zierlein ich unter der Woche gehört habe.

Cosell sagt keinem der Quarterbacks in diesem Jahrgang die „Würdigkeit“ des Top-Draftpicks nach, schiebt aber auch ein, was nicht bedeuten muss, dass kein QB an #1 gezogen wird. Zu wichtig ist die Position. Zu oft wurden schon üblere Prospects ganz hoch oben gezogen, weil sie eben Quarterbacks waren (Paradebeispiel: Mark Sanchez, bei dem auch jeder wusste, dass das maximal ein Durchschnittsspieler war).

So schlimm ist das auch nicht, wenn die QBs nach oben gespült werden; es zeigt schlicht: Der Pass gewinnt in der NFL. Jeder weiß das bzw. sollte das wissen. Und bei 32 Teams ist es nicht möglich, für jede Mannschaft gleichzeitig einen richtig guten QB aufzutreiben, also gehen manche Mannschaften halt mal „all in“ und riskieren einen Griff nach einem potenziellen Flop.

Die Senior-QBs habe ich schon vor einem Monat im Eintrag über die Senior Bowl kurz vorgestellt. Heute der Blick auf drei aussichtsreiche Junior-QBs („Junior“ = erst drei Jahre aus der Highschool, hätte noch ein oder zwei Jahre College Football spielen können).


Johnny Manziel – laut Cosell ist Manziel ein see it, throw it Spielertyp, was nichts anderes heißt, als dass Manziel nicht antizipiert. Die großen QBs der Gegenwart wie Manning, Brady oder Rodgers sind meisterhaft darin, den Wurf schon anzubringen, wenn der Ballfänger noch nicht frei gelaufen ist, weil sie schlicht wissen, wo er im Moment sein wird, in dem der Ball den ihm zugedachten Raum am Spielfeld erreicht. Manziel zeigt diese Tendenz für Cosells Geschmack zu wenig.

Manziel soll zu ungeduldig sein. Sieht er nicht sofort das Bild vor sich, das er sehen möchte, ist er schnell versucht loszuscrambeln. So zumindest Cosells Gefühl nach dem ersten Videostudiums. Persönlich hatte ich im November ein anderes Bild von Manziel:

Schwierig zu sagen, wie die NFL auf Manziel reagiert.
Positiv ist auf alle Fälle, dass er sich vom Druck des Gegners nicht verunsichern lässt und sich sehr “sicher” in der Pocket bewegt. Manziel ist auch kein Scrambler in erster Linie, sondern versucht IMHO schon zuerst, den Ball zu werfen. Augen immer downfield gilt IMHO für Manziel wie für Bridgewater –> sehr positives Zeichen.
Weitere Pluspunkte könnten die enorme Improvisationsstärke sein; wenn Spielzüge zu kollabieren drohen ist Manziel am besten, und er ist zumindest im College-Football gegen die besten Defenses am besten bzw. nicht einzubremsen. Trotz der Tatsache, dass er der Alleinunterhalter seiner Aggies-Offense ist. Und er ist mit 21 extrem jung.
Zweifel wird die NFL sicher wegen der nur 1,80m anbringen. Wurfstil ist durchaus unorthodox, Flugbahnen sind ziemlich “eierig” und im Vergleich zu, sagen wir einem Cutler oder Stafford, richtige Bogenlampen. Das ist gewiss keine NFL-Spitzenklasse.

Keine Ahnung, wie der Mensch Manziel von der NFL aufgenommen wird. Im Team scheint er trotz seiner exponierten Stellung eine herausragende Stellung einzunehmen und beliebt zu sein. Gegen Alabama (?) am Spielfeldrand trieb Manziel seine Jungs z.B. richtig an – das ist ein Bild, das mir von Manziel immer bleiben wird, nachdem man bei einem Mensch mit so vielen Eskapaden eigentlich nicht erwartet, dass er sich 120% ins Zeug legt und auch bei quasi aussichtslosem Spielstand noch volle Tube reinhängt.

Also:
Prototypischer NFL-QB sieht eigentlich anders aus, aber wenn ein Tebow in der ersten Runde gehen konnte…

Cosell bescheinigt Manziel allerdings, dass er die meisten seiner Big-Plays als Werfer aus der Pocket machte, und nicht wie man vielleicht denken würde im Scrambling und Wurf im Lauf.

Cosell merkt allerdings auch an, dass die NFL-Coaches sich gut überlegen müssen, ob Manziels Improvisationsgeschick sich auf die NFL übertragen lässt bzw. in welcher Form. Ist ein Spielsystem mit einem Instinktspieler wie Manziel dauerhaft haltbar? Das Problem bei solchen Spielern war in der Vergangenheit, dass sie sich zu sehr auf ihre individuelle Klasse verließen, versuchten, aus dem System auszubrechen um auf eigene Faust Plays zu generieren – das ging manchmal mit spektakulärsten Plays und Spielen gut, aber auf Dauer war es doch weniger erfolgreich als bei den „langweiligen“ Maschinen wie Brady und Manning. Frag nach bei Michael Vick

Cosell nennt das im Podcast „wide variation“ in Manziels Spielanlage. Wie gesagt: Das erwies sich in den letzten Jahren oft als Problem. Auf der anderen Seite muss Manziel was draufhaben, so wie er quasi im Alleingang die best eingeschätzten Defenses des College-Football, jene aus der SEC, zerlegte.

Manziel wird bei der Combine übrigens nicht werfen.


Blake Bortles – Cosell ist nicht überschwänglich, wenn er über Bortles spricht („The more I watched him the more I thought there were some positives“). Some Positives. Naja. Laut Cosell ist Bortles kein großartiger Werfer, der dich baff hinterlässt und abspritzen lässt. Seine Wurfbewegung gilt als nicht lupenrein, denn Bortles stößt den Ball ein weniger anstatt ihn zu werfen. Das muss nicht unbedingt negativ sein: Philip Rivers hat eine ähnliche Anlage und war in San Diego jahrelang ein phänomenaler QB.

Cosell merkt an, dass Bortles näher am NFL-Prototyp ist als ein Manziel. Er ist ein Pocket-Passer, der aber mobil genug ist um einige rudimentäre Bootleg-Plays auszuführen. Bortles‘ Unerfahrenheit soll sich bemerkbar machen, aber er soll besser antizipieren als Manziel. Seine Fußarbeit soll aber noch sehr ungeschliffen sein und viel Arbeit brauchen – zu häufig wirft er ohne Gleichgewicht.

Das spricht dafür, dass Bortles einen erfahrenen QB-Coach braucht um nicht in hellen Flammen unterzugehen. Wie viele QB-Gurus sitzen in verantwortungsvollen Positionen als OffCoords oder Headcoaches in der NFL und haben aktuell dringendes QB-Need? Tampa Bay mit Jeff Tedford, dem Lehrmeister des Aaron Rodgers, und ansonst?

Klingt jedenfalls nicht völlig überragend für Bortles. Bortles wird in den Combine-Workouts wie Manziel nicht an den Wurftrainings teilnehmen, und es gibt Beobachter, die ihm nachsagen, damit seine Aktien zu verbessern (sic!). Wie gesagt: Noch habe ich Bortles‘ Kandidatur nicht ganz begriffen.


Teddy Bridgewater – für Cosell ist das zweifellos das QB-Prospect, das am weitesten in seiner Entwicklung ist. Er ist mobil genug und wirft einen gepflegten Ball. Sein Gefühl in der Pocket hat Cosell überzeugt. Kann sehr gut antizipieren, hat ein Gefühl, den Pass im rechten Moment anzubringen, traut sich, in enge Deckungen reinzuwerfen. Cosell lobt Bridgewaters pre snap“-Wissen, mit dem er schon am College die gegnerischen Safetys „manipulieren“ konnte. Er erinnert Cosell an Russell Wilson – das wäre eigentlich per Knopfdruck den Top-Pick wert.

Aber: Cosell erwartete, dass Bridgewater in der Combine nicht als größter QB ever gemessen wird, sprach etwas von ca. 1.84m Körperbau, was für einen Quarterback nicht überaus Gardemaß ist. Es muss kein Problem sein, aber gepaart mit seinem fragilen Körperbau und seinem sehr starken, aber nicht epischen Wurfarm könnte das Bridgewater vom Top-Pick runterbuchsieren.

Ich bin kein Scout, aber wenn ich von meiner Laien-Warte aus die Top-Anwärter miteinander vergleiche, ist Bridgewater für mich mit meilenweitem Abstand die sicherste Tüte. Ich schrieb schon oft darüber, dass mit das Selbstverständnis bei Bridgewater, sein Selbstvertrauen, auch tiefe Pässe anzubringen, sehr gefällt. Er lässt sich nicht vom Passrush beeindrucken. Er ist sehr smooth in seinen Bewegungen. Er ist kein Scrambler der ersten Güte, sondern versucht immer, zuerst den Pass anzubringen. Möglicherweise ist Bortles von seinen Bewegungen her sogar der bessere Scrambler als der Schwarze Bridgewater.


Cosell bestätigt diese meine Eindrücke aus den letzten zwei Jahren. Ich bin momentan davon überzeugt, dass es Bullshit wäre, Bortles ernsthaft in Bridgewaters Nähe zu schreiben. Bortles gilt momentan als möglicher Top-10 Pick, aber es gibt in keiner einzigen Beschreibung dieses QBs einen Anhaltspunkt, der dies rechtfertigen würde. Wenn du ihn spielen siehst, siehst du kein Indiz für einen sehr hohen Pick. Aber Bortles hat die Schnitte an seiner Seite, er hat das Grinsen für die Werbung, er taugt womöglich medial zumindest für einige Wochen dazu, als eine Art dark horse Gegenspieler für Teddy Bridgewater aufzubauen.

Oder sehe ich Bortles zu negativ? Als nächstes gilt es, Mike Mayocks Meinungen während der Combine aufzusaugen.

Mit Steuerung-C und Steuerung-V: Die NFL-Combine 2014

NFL-Scouting Combine in Indianapolis – diese Woche von Mittwoch, 19.2. bis nächsten Dienstag, 24.2., alljährlich der wirkliche Start zu einer zirka zweimonatigen Hype-Maschine im Vorfeld des NFL-Drafts, wo die künftigen NFL-Profis von ihren Teams ausgewählt werden. Ich habe oft darüber geschrieben, warum ich es trotz allem immer wieder faszinierend finde, mich mit der Draft-Materie zu befassen, aber dieses Jahr bin ich draftmäßig so unbeleckt wie lange nicht mehr. Ich hab auch gerade ein bissl „emotionales Tief“ nach der langen Footballsaison. Kann an der Winterolympiade liegen. Kann am Studium liegen. Kann auch schlicht am Overkill liegen.

Aber Combine ist Combine. Ich habe wenig Zeit, aber ein paar Minuten oder Stunden NFL-Network zur Combine sollten drin sein. Sie sollten schon allein wegen des einen Mannes drin sein, der die Draft-Berichterstattung prägt wie kein anderer: Mike Mayock, der Experte vom NFL-Network, der mit so sensationeller inhaltlicher Tiefe Bericht erstattet, dass es immer wieder helle Begeisterung bei allen auslöst, die ihm zuhören.

Mayock und das NFL-Network: Ab Samstag fast 24/7 on Air. Die ersten Tage sind wie immer eher seichtes Reingleiten mit Team-Interviews und ein bissl Abtasten. Ab Samstag geht es dann auch auf dem Feld los. Gratis streamt auch NFL.com, aber ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen, dass das immer die originale NFLN-Übertragung ist (in den letzten Jahren wurde teilweise zweigleisig gefahren)

[Es folgt der Copy’n’Paste Absatz, den ich jedes Jahr quasi Eins-zu-Eins übernehmen kann, weil er immer gültig ist]

Die Kernelemente der NFL-Combine hatte ich bereits vor einem (mittlerweile drei) Jahr(en) erklärt: Ausgewählte Athleten, die in den Draft gehen, werden in vier Tagen an Ort und Stelle im Beisein von zahlreichen Experten, Teamoffiziellen und Scouts auf Herz, Nieren und Hirn getestet. Das Schema F ist +/- folgendes:

  • Tag 1: Anreise, Vorbereitung zum Medizincheck, Kennenlernen
  • Tag 2: Abnahme der Körpermaße, Medizincheck, Medien-Session, Wonderlic-Test, Vorstellungsgespräche
  • Tag 3: Treffen mit der NFLPA, Wonderlic, Vorstellungsgespräche
  • Tag 4: Workouts, Abreise

Plus ein Drogentest, bei dem immer mal wieder ein Bauernopfer durchfällt. Die Workouts gliedern sich in haufenweise positionsspezifische und allgemeine Übungen auf. Die allgemeinen Tests sind der Sprinttest („40 Time“), der Agilitätstest („Cone Drill“), der Hochsprung aus dem Stand („Vertical Jump“), der Weitsprung aus dem Stand („Broad Jump“) und der Test für die Kraftlackel („Bench press reps“).

Die einzelnen Tests haben dabei je nach Ermessen der Scouts für die unterschiedlichen Positionen unterschiedliche Gewichtung – meistens viel zu viel Gewichtung, wofür vor Jahren der Terminus des „Workout Warriors“ kreiert wurde: Athleten, deren hoher Draftstatus in einem großartigen Combine begründet wurde, die dann aber in der NFL erstmal Probleme hatten (die beiden Vernons fallen da als erstes ein: Vernon Davis und Vernon Gholston).

Etwas detaillierter habe ich das Prozedere letztes (also mittlerweile vorletztes) Jahr und die verschiedenen Einheiten vor zwei (also: drei) Jahren erklärt. Bei NFL.com erklärt der Draftguru Mike Mayock die verschiedenen athletischen Tests und ihre Bedeutung für den Scouting-Prozess anschaulich: Combine Workouts.

[Copy’n’Paste Ende]

Was ich dieses Jahr nicht simuliert habe: Den Wonderlic-Test, den Intelligenztest, mit dem die NFL die Lern- und Aufnahmefähigkeit der künftigen Prospects testen will. Die Testergebnisse werden nicht offiziell veröffentlicht, aber was man so von den unter dem Tisch den Medien zugespielten Ergebnissen den letzten Jahren ablesen kann ist so etwas wie „Korrelation = 0“ mit den zukünftigen Profi-Aussichten der Prospects. Aber gut: Wonderlic = Gesprächsthema. Und Gesprächsthema = Interesse.


[Copy’n’Paste Modus an]

Die Combine, das Sichtungs-Trainingslager, ist eine Veranstaltung, die extrem von Stereotypen lebt. Mike Tanier von Sports on Earth hat dazu eine höchst lesenswerte Einstimmung geschrieben:

Es ist nicht alles in den Senkel zu stellen. Der Vorteil der Combine ist, dass die Talente mehr oder weniger unter gleichen Voraussetzungen in verschiedenen Trainingseinheiten vor Scouts ihre Stärken demonstrieren können, dass sie sich mit NFL-Coaches treffen können und medizinisch durchgecheckt werden können.

[Copy’n’Paste aus]


Die Stars von 2014

Die Draftklasse 2014 ist rein von den Talenten und den „Leuchttürmen“, den Quarterbacks, durchaus eine, mit der man sich schonmal länger befassen kann. Es gibt einen recht kompletten, mobilen und spielintelligenten Quarterback von Louisville, einen Schwarzen mit Namen zum Knuddeln im Bett, Teddy Bridgewater, der als Jahrgangsbester gilt.

Für die Storyline „Zweikampf“ wird derzeit der ehemalige Quarterback von Central Florida, Blake Bortles, aufgebaut, ein stattlicher 2m-Hüne mit Zahnpastgrinsen, bei dessen Qualitätsbeschreibungen man schnell bei der besseren Hälfte landet. Zumindest die Google-Bildersuche spuckt bei Bortles mehr Titten als Touchdowns aus:

Google Blake Bortles!

Google Blake Bortles!

Auch beim QB A.J. McCarron („He just wins football games“) vom x-fachen National Champion Alabama ist die Puppe an der Seite das bekanntere Subjekt.

Da ist man doch um einen Rabauken wie Johnny Manziel („Johnny Football“) heilfroh, den Quarterback der Texas A&M Aggies, einen Knaben, der mit seiner wilden Lebens- und Spielweise in kein Bilderbuch passt und auf dem Platz durch die Landschaft scrambelt als hätte er sämtliche Duracell-Häschen auf einmal aufgefressen. Manziel braucht keinen perfekten Wurfstil. Er braucht kein berühmtes Internet-Sternchen zum Schimmern. Manziel ist ein Anarch, den Stand heute sich kein Experte einzuschätzen getraut: Top-10 oder Fall in die zweite Runde?

So viele coole Quarterbacks, ein episches Abwehrtalent in DE Jadeveon Clowney, einen gigantischen WR in Sammy Watkins, aber der Superstar der Combine 2014 dürfte ein anderer sein: DE/OLB Michael Sam von der University of Missouri, ein Kandidat für die mittleren bis späten Draft-Runden. Sam galt bisher eigentlich als leicht blässliches Prospect, aber das änderte sich letzte Woche schlagartig, als Sam als erster „Aktiver“ seine Homosexualität bekannt gab.

Das Outing löste altbekannte Beiß-Reflexe von den obligatorischen anonymen Quellen in NFL-Kreisen aus, die Sam eine schwere Anfangszeit in der NFL und ein Fallen seiner Draft-Aktien prophezeien. Aber es gab auch viele Solidaritätsbekundungen aus NFL und Gesellschaft für Michael Sam, der sich in der ultimativen Testosteronhochburg, dem Gebilde „NFL“, mit einem immer noch sensiblen Thema an die Öffentlichkeit wagte.

Outsports hat die Geschichte detailliert nachzuzeichnen versucht.

Draft-Overkill

Um wieder in den STRG+V Modus zu verfallen: Ich werde wie immer Draft-nahes bringen. Aber bitte keine Scouting-Reports oder Mock-Drafts erwarten. Ich hab im Zuge des Draft-Overkills meine eigenen Prioritäten. Hier ein paar der wertvollsten Informationsquellen in englischer und deutscher Sprache:

  • Mike Mayock, wenn er wieder voll in die Berichterstattung einsteigt: Videos und Artikel. Mike Mayock ist Gesetz, denn Mike Mayock ist Gott.
  • Greg Cosell. Wo auch immer er heuer seine Podcasts machen wird: Er ist Mini-Mayock. Cosell führt auf seinem Twitter-Account Protokoll seiner Aktivitäten.
  • Matt Waldman und sein Rookie Scouting Portfolio ist zumindest bei den Skill-Players das beste Material.
  • Draft-Breakdown hat ein fassungsloses Video-Archiv zu hunderten Prospects zusammengestellt.
  • Tony Pauline und sein Draft-Insider.
  • Er schreibt „nur“ für die Homepage der Dallas Cowboys, und er schreibt nicht nur über den NFL-Draft: Bryan Broaddus, ehemaliger Draft-Stratege für mehrere gute NFL-Teams. Und immer lesenswert.

In deutscher Sprache und mit regelmäßigen, sehr ausführlichen Podcasts widmet sich Der Draft mit Christian Schimmel („koblenzer“) und Roman John („maschemist“) der Scouting- und Draft-Materie. Die letzten beiden Ausgaben #11 und #12 beschäftigen sich intensiv mit der Combine 2014.


Insgesamt ist das Scouting im Draft-Umfeld ein recht „abgeschlossener“ Bereich mit relativ gleichem Informationsstand für alle. Große Unterschiede zum Stichtag Draft (heuer: 8. Mai bis 10. Mai) hin sind relativ selten. Vieles, das man während der zwei Monate Scouting aggregiert, wird hernach auf dem NFL-Feld widerlegt, aber nie mehr auf seine Korrektheit überprüft. Trotzdem hat der Draft-Jazz seine Berechtigung, denn so intensiv befasst man sich später nie wieder mit dem Individuum „NFL-Spieler“.

College Football und NFL = Team. Draft = Individuum. Deswegen ist auch ein Michael Sam eine Story. Und die Combine ist immer ein guter Kickoff für zwei Monate Draft-Groove.

Winterolympia 2014: Die erste Woche

Erste Woche Olympische Spiele ist um. Ein erstes Zwischenfazit mit Schwerpunkt auf das Hockey-Turnier.

Das Spiel der Spiele im Eishockey-Turnier 2014 fand bereits am Samstagnachmittag statt: Russland vs USA. Es war nur ein Vorrundenspiel und alles, was der Sieger (USA) damit gewonnen hat, ist ein Freilos für die Zwischenrunde und die direkte Viertelfinalqualifikation. Aber vom Tempo, von der Intensität war das vor allem im ersten Drittel das beste Hockeyspiel, das ich diese Saison gesehen habe. Das Spiel hatte auch sonst alles: Führung, Ausgleich, Führung für die andere Mannschaft, schneller Gegenschlag zum Ausgleich. Ein Penaltyschießen, in dem der bis dato eher unbekannte T.J. Oshie mit einer Orgie an Versuchen (vier von sechs gingen rein) Kultstatus erreichte und diese auch sportpolitisch und –historisch („Miracle on Ice“) klingende Ansetzung entschied. Sie hatte nur eines nicht: Großartige Bedeutung. Es war ein Vorrundenspiel in einer Vorrunde, in der keine Mannschaft ausscheidet.

Die Russen sind ihrerseits noch nicht voll im Turnier angekommen. Slowenien war kein Gradmesser, die USA-Pleite war auch etwas unglücklich. Im dritten Spiel, als man aus eigener Kraft hätte die Viertelfinalqualifikation schaffen können, quälten sich Ovechkin und Co. erneut durch die Verlängerung. Erst im dritten Viertel gab es sowas wie Lebenszeichen von den Russen, die viel versuchten, aber zu wenig Struktur drin hatten und nicht richtig eingespielt wirkten.

Trotzdem scheint die Stimmung im Eispalast in Sochi extremst positiv zu sein. Es gab nicht einen Pfiff zu hören. Der „Russia“-Schlachtruf dominiert die Szenerie, auch wenn es keine Volksfeststimmung zu sein scheint. Ganz merkwürdig, aber das russische Publikum hat bei mir schon mächtig Sympathiepunkte ergattert.

Die Viertelfinal-Qualifikationsrunde wird am morgigen Dienstag ausgespielt (Zeiten in MEZ):

18.2.   9h    Slowenien - Österreich
18.2.  13h30  Norwegen – Russland
18.2.  18h    Lettland - Schweiz
18.2.  18h    Tschechien – Slowakei

Slowenien gegen Österreich… da kommt tatsächlich eine der zwei vermutlich schwächsten Turniermannschaften in das Viertelfinale. Die Slowenen konnten ihr Standing aber dank eines Überraschungserfolg über zu Turnierbeginn indisponierte Slowaken steigern. Österreich hatte wie erwartet ein viel zu desorganisierte und langsame Defense um gegen die NHL-gespickten Finnen und Kanadier auch nur den Hauch einer Chance zu spüren. Aber gegen den ersten Gegner auf Augenhöhe Norwegen sah man gut aus und konnte den erhofften Sieg feiern.

Auf der anderen Seite muss einer der „Brüder“, Tschechien oder die Slowakei, schon vor dem Viertelfinale nach Hause. Die Tschechen habe ich erst in Zusammenfassungen gesehen. Die Slowaken sind mir noch ein komplettes Rätsel. Gegen die USA wurde man in einem zweiten Viertel mit sechs Gegentoren abgeschossen, die 1:7-Pleite war deutlich zu hoch um sie nicht in einer Freak-Kategorie zu stecken. Aber dann gegen Slowenien verlieren, nur um einen Tag danach mit einer richtig gut organisierten Defensivleistung die Russen vor schier unlösbare Probleme zu stellen? Hier halte ich alles für möglich.

Lettland gegen die Schweiz wird 1:0 enden, so wie alle bisherigen Ergebnisse der Schweizer (1:0 gegen Lettland, 0:1 gegen Schweden, 1:0 gegen Tschechien). Im Vorrundenspiel gegen die Letten fiel der Schweizer Siegtreffer acht Sekunden vor Spielende.

Fürs Viertelfinale, das am Mittwoch ausgespielt wird, sind bereits fix qualifiziert: USA, Kanada, Finnland, Schweden.

Ein gefühltes Ranking nach der Vorrunde würde so aussehen:

  • Die Überzeugenden: Kanada, Schweden, USA. Die Kanadier brennen noch nicht das ganz große Feuerwerk ab, aber man hatte stets das Gefühl, dass sie noch Luft nach oben haben. Bei den Schweden gibt es nix zu kritisieren, allerdings wird Zetterberg für den Rest des Turniers ausfallen. Die USA waren gegen die Russen mindestens auf Augenhöhe, und lösten den ansonsten einfachen Spielplan locker.
  • Die Ungemütlichen: Finnland, Schweiz. Ich lästere über die finnische Offensive und dann machen sie 14 Treffer in den ersten beiden Spielen – allerdings nur gegen bessere Laufkundschaft. Gegen Kanada war man ein Drittel lang komplett an die Wand gespielt, erfing sich danach. Die finnische Defensive ist rundum überzeugend. Das ist auch jene der Schweizer, die einfach mal 3x 60 Minuten mit vier Mann plus Goalie den eigenen Kasten verriegelt und dann hofft, dass vorne ein Schuss reingeht. Drei Schweizer Vorrundenspiele, drei 1:0-Ergebnisse.
  • Das Fragezeichen: Russland. Wie geschrieben: Es läuft noch nicht richtig rund, aber wenn eine Mannschaft über Nacht zu explodieren imstande ist, sind es die Russen. Und wer weiß, wenn der amerikanische Goalie Quick nicht sein Tor aus Versehen verschiebt, gewinnen die Russen das Mega-Spiel und alles ist paletti.
  • Die Enttäuschenden: Tschechien, Slowakei. Bei beiden regierte die blanke Torhüter-Panik. Der slowakische Goalie Halak wurde im ersten Spiel auf die Bank gesetzt, aber sein Backup konnte gegen Russland überzeugen. Beide haben Offensiv-Probleme.
  • Die Exoten: Österreich, Slowenien, Norwegen, Lettland. Keiner aus diesem Quartett konnte sich besonders abheben. Die Slowenen schafften eine Überraschung gegen anfangs indisponierte Slowaken. Österreich und Norwegen sind roughly auf Augenhöhe, und die Letten… okay, die darfst du mit ihrem fantastischen Goalie nicht abschreiben. Wenn die Letten die Schweiz rauswerfen, wäre ich nicht mehr völlig verblüfft.

Also nix Unerwartetes bisher.


Power-Ranking der besten Momente aus Woche 1 in Sochi:

  1. USA vs Russland (Hockey Männer), 3:2 nach Penaltyschießen.
  2. Snowboard-Slopestyle Männer. Was für ein fantastischer Parcours. Bei uns gibt es in tausend Skigebieten vielleicht insgesamt drei solche Sprünge wie der Sochi-Lauf in einem einzigen Run hatte. Was für Sprünge der Teilnehmer! Als am nächsten Tag die Frauen dran waren, merkte man einen krassen Unterschied (aber auch der Frauen-Bewerb hatte seine Reize).
  3. Julia Mancuso holt Bronze in der Abfahrt. Ich bin verknallt in Julia Mancuso.
  4. Frauen Super-G. Die Kurssetzung fand ich bemerkenswert und gewagt. Zuerst ärgerte ich mich darüber, dass man in einem Olympia-Rennen einen so speziellen Kurs setzt. Aber er machte das Rennen zu dem was es war. Sieben der ersten acht Läuferinnen flogen raus, u.a. auch eine Schwedin, die möglicherweise gewonnen hätte. Der Siegerin Anna Fenninger ist jedes Olympiagold zu vergönnen, und wie großartig war die Reaktion von Maria Riesch im Anschluss an das Rennen?
  5. Biathlon-Verfolgung Herren. Der Skibruch des Kanadiers LeGuellec sowie die Faust des späteren Siegers Fourcade werden prägende Momente der Spiele bleiben, zumindest für mich.

Angenehm ist das stets schöne Wetter nach den Schlechtwetterspielen von Vancouver sowie die beschriebene gute Stimmung in und um die Wettkampfstätten herum. Die Stadien scheinen auch nicht überdimensioniert zu sein. Es ist nicht übervoll, aber es sieht nirgendwo leer aus. Du kannst zur Vergabe und dem Bauwahn in der Region stehen wie du willst, aber die Bauwerke selbst und die Skipisten sind immerhin richtige Schmuckkästchen.

Die Olympische Hockey-Vorschau für Gelegenheitszuschauer, Gruppe C

Heute geht es los: Das Olympische Eishockeyturnier der Männer mit so viel NHL-Power, dass du gar nicht mehr weißt wohin du schauen musst. Gruppe A und Gruppe B hatte ich, aber weil in der Welt alles logisch sein muss, beginnt in Sotschi die Gruppe C das Turnier. Live ist man bei SPORT1 im TV oder bei deren Streams mit dabei. Gruppe C besteht aus folgenden Mannschaften:

Tschechien
Schweden
Schweiz
Lettland

Tschechien

Die Tschechische Republik ist verantwortlich für mein erstes großes Hockey-Erlebnis, 1998 in Nagano, als sie im Endspiel sensationell die Russen bezwangen. Im Mittelpunkt stand damals der Hexer, Dominik Hasek, der Inbegriff des Hockey-Goalies, der Russland in jenem Spiel komplett zur Verzweiflung brachte. Seither sind die Tschechen stets ein Titelkandidat, aber den ganz großen Wurf haben sie nur mehr selten geschafft.

Diesmal geht ihnen etwas die Sexyness und der ganz große Star-Rummel ab. Klar, Right Winger und Nationalsymbol Jaromir Jagr ist auch mit seinen 41 Lenze noch mit dabei, aber es ist kein Zufall, dass Jagr zuletzt kaum mehr länger als vier Monate für eine Franchise in der NHL spielte, ehe er weiterverschifft wurde. Jagr ist ein Techniker vor dem Herrn, aber mit vier Jahrzehnten auffm Buckel eben nur mehr so schnell wie man von einem 41jährigen befürchtet.

Immerhin: Seine Nebenleute in den ersten beiden Reihen gelten als hochklassig und vielseitig genug, um die tschechische Mannschaft gegen jeden Gegner im Spiel zu halten: Voracek kann alles außer abschließen. Die beiden Center Plekanek und Hanzal gehören zu den defensivstärksten Mittelstürmern, und auf links freut man sich immer den torhungrigen Michalek in Aktion zu sehen. Die Frage ist, was Michalek dieses Jahr drauf hat: Seine NHL-Saison wird als desaströs bezeichnet, er gilt als völlig verunsichert (was „völlig verunsichert“ bei einem Hockey-Crack bedeutet, kann jeder selbst für sich beantworten). Ach, und: Den steinalten RW/C Patrick Elias hat man nun auch lange genug gesehen um zu wissen, dass das ein ganz abgebrühter Hund ist.

Es gab allerdings Kritik in Tschechien, weil der Coach eine ganze Latte an brauchbaren weiteren Stürmern draußen ließ, und vor allem, weil D Jan Hejda aus Colorado nicht mitgenommen wurde. Denn: Die Abwehr ist einer der Schwachpunkte. Nur die Routiniers Zidlicky und Michalek sind noch echte NHL-Stammspieler aus den tschechischen Defensivreihen. Eine halbwegs solide Abwehr wird essenziell für die Tschechen, denn anders als vor 16 Jahren mit Hasek im Kasten gilt die Goalie-Situation diesmal als verheerend: Pavelek will man in Winnipeg fast jede Woche ersetzen und wenn man sieht, was andere Contender für Torhütersituationen vorfinden, muss man die Tschechen ob der Ihrigen schon fast bemitleiden.

Schweden

Schweden war der Olympiasieger von 2006, scheiterte aber in den Ausgaben 2002 und 2010 jeweils schon überraschend im Viertelfinale an den Medaillenhoffnungen. Das Dreikronen-Team von 2014 als ganz großer Gold-Favorit – übertreibe ich, wenn ich die Schweden im Head-to-Head minimum auf Augenhöhe mit den Kanadiern sehe, darauf pfeifend, dass mit Henrik Sedin ein ganz wichtiger Offensivspieler wegen Rippenverletzung für die Spiele ausfällt? Let me explain.

Schweden, das ist in allererster Linie ein Hockey-Synonym für die komplette Mannschaft. Das war schon immer so, und auch diesmal gibt es selbst nach dem Sedin-Ausfall kaum Schwachstellen im Kader. Alles fängt damit an, dass die Abwehr so wendig ist, dass sie pfeilschnell nach Puck-Eroberung nach vorne eröffnen kann. Den schwedischen Verteidigern geht zwar nach dem Rauswurf von Verteidiger Hedman die allerletzte Physis ab, aber dafür spielen diese Jungs so schnell, dass du als Gegner nie unvorsichtig angreifen kannst.

Im Kasten steht Henrik Lundqvist, der bei den Rangers immer mal wieder in die Kritik gerät, aber mit dem Adler auf der Brust mit drei Kronen am Kopf ist Lundqvist fast nur als unbezwingbarer Block bekannt. Legendär sind seine Paraden beim Goldwurf 2006 in Turin.

Der ganze Defensiv-Block mit seiner schnellen Spieleröffnung ist das Getriebe der Schweden für ihre famose, famose Offensive. Ein Sedin fehlt, aber der andere ist noch da. Henrik Zetterberg war schon ein Superstar als ich noch ein kleines Kind war, und ist immer noch „erst“ 33, was mich verblüfft hinterließ. Der neue Zetterberg ist auch schon im Kader, der 21jährige Gabriel Landeskog von Colorado, der schon in seinem zweiten NHL-Jahr zum Team-Kapitän gewählt wurde.

Die schwedischen Winger werden in erster Linie angespielt von ihrem Center, Nicklas Backström von den Caps. Backström verglühte im Dezember fast vor Spielfreude, aber schleppte danach erstmal eine kleine Formkrise mit sich und ist seit 15 NHL-Spielen ohne Tor. Bloß: Einen Backström misst du nicht allein an Treffern. Ein Backström ist da, eine Unzahl an Assists vorzulegen (3t-meiste der NHL-Saison), sodass Sedin, Zetterberg, Landeskog, Alfredsson und wie sie –bergs und -ssons alle heißen nur noch einschieben brauchen.

Im Eishockey ist bei dieser Leistungsdichte in der absoluten Spitze natürlich extrem viel Zufall mit im Spiel, aber: Aufgestellt ist nur eine Mannschaft am besten für Gold – und das ist für meinen Geschmack Schweden. Es ist die einzige Mannschaft ohne auch nur einen Anflug von Schwäche im Kader. Und sie ist immer flott anzusehen.

Schweiz

Die Schweiz… die beste Nati ever soll Headcoach Sean Simpson da unter seinen Fittichen haben. Letztes Jahr marschierten die Schweizer sensationell ins WM-Finale und erst dort mussten sie sich den Schweden geschlagen geben. Ein WM-Endspiel ist immer eine feine Sache, auch wenn eine WM aufgrund vieler NHL-Abwesenheiten längst nicht den Stellenwert eines Olympiaturniers besitzt.

Von allen Mannschaften außerhalb der „Big-7“ (Schweden, Kanada, Russland, Tschechien, Finnland, USA, Slowakei) dürften die Schweiz über den mit Abstand besten Kader verfügen, und vor allem: Über den komplettesten, tiefsten. Sie haben in praktisch allen Mannschaftsteilen richtig gute Leute, die auch in Amerika Begehren erwecken.

Das beste von allen: Goalie Jonas Hiller, der seit vielen Jahren eine feste Größe in der NHL ist und auch dieses Jahr als Anwärter auf die Vezina Trophy als bester Torhüter der Saison gilt. Hiller ist der Ankermann einer Schweizer Mannschaft, die vor allem auf ihre Abwehrstabilität baut. Zum Beispiel mauerte man sich letztes Jahr mit nur 11 Gegentoren aus den ersten neun Spielen (inkl. nur insgesamt einem in Viertel- und Halbfinale) ins WM-Endspiel, und erst dort brachen die Dämme.

Eine Klasse schwächer, aber immer noch durchaus respektabel, ist man im Angriff besetzt. Damien Brunner von den New Jersey Devils ist als Center der einzige Spieler von Weltformat. „Der einzige“ liest sich negativer als es für eine Schweizer Mannschaft klingen sollte. Aber hinter Brunner ist die Tiefe eher mittelmäßig, zumindest vergleichen mit den Topnationen.

TV-technisch sehe ich relativ viel Hockey aus der Schweizer Liga, da ich SRF empfange und häufig zur Wochenmitte und um die UEFA-CL Berichterstattung herum einiges Hockey gezeigt wird. Natürlich ist eine NHL eine andere Welt, aber für meinen Geschmack ist die Schweizer Liga, was Tempo und Physis angeht, in Europa schon eine Hausnummer. Da wird erstklassiges Hockey gespielt. Wenn man das mit Hockey in Göteborg oder so vergleicht (und die schwedische Liga hat einen exzellenten Ruf), ist die National League in der Schweiz nicht weit weg.

Insofern: Nicht enttäuscht sein, wenn es zu keiner Medaille reicht; dafür sind die Arrivierten wohl noch zu weit weg. Aber den einen oder anderen Nadelstich traue ich dieser Schweizer Nati schon zu – vielleicht gelingt gegen die Tschechen sogar eine Überraschung.

Lettland

Lettland ist als #11 der Weltrangliste höher gerankt als zum Beispiel Österreich oder Slowenien, aber die Jungs von Coach Ted Nolan gelten trotzdem als klare Außenseiter in diesem Turnier. Die Auswahl der Letten setzt sich zusammen aus mehr oder weniger dem gesamten Kader von Dinamo Riga plus dem einen oder anderen NHL-Import.

Ich kenne keine Einzelspieler, aber von den letzten Weltmeisterschaften ist eine sehr quicke, wendige Defense in Erinnerung, die nach Puck-Gewinn nicht lange zaudert, sondern das Ding recht schnell via Kombinationsspiel nach vorne treibt. Das Problem ist allerdings, dass man zu wenige Bälle erobert. Die Letten kassieren viel zu viele Schüsse aus guten Positionen, und zusammen mit relativ unerfahrenen Goalies summiert sich das gegen spielstarke Offensiven wie Tschechien oder Schweden schnell mal auf 5-6 Gegentreffer; sprich: Man ist chancenlos gegen solche Gegner.

Gegen Mittelklasse-Gegner reicht die lettische Defense meistens aus, und dann kann man auch recht flink nach vorn spielen, wo der Center der Buffalo Sabres, der blutjunge Zamgus Girgensons (2012 in der ersten Runde gedraftet), wartet. Girgensons spielt mittlerweile auch in Buffalo unter seinem Nationalcoach Nolan, der dort Mitte der Saison als Interimscoach eingesprungen ist.

Es ist nicht zu erwarten, dass den Letten eine Überraschung in der Gruppe gelingt – am ehesten gegen die Eidgenossen, aber hm… nein. Es braucht dazu schon eine so disziplinierte Leistung ohne Penaltys, und das von einer so jungen, unerfahrenen Mannschaft, dass ich nicht dran glaube. Aber selbst ohne große Ambitionen für Medaillen ist das eine Mannschaft, die mir mit ihrem beherzten Spiel bei den letzten Weltmeisterschaften durchaus ans Herz gewachsen ist – vielleicht springt ja ein Punktgewinn für die Balten heraus.


Spieltage (alle Uhrzeiten MEZ)

  1. Am 12.2.: Tschechien – Schweden (18h), Lettland – Schweiz (18h)
  2. Am 14.2.: Tschechien – Lettland (9h), Schweden – Schweiz ( 13h30)
  3. Am 15.2.: Schweden – Lettland (18h), Schweiz – Tschechien (18h)

Stabilität

Vor 13 Monaten war Mike Holmgren Team-Präsident, Tom Heckert GM und Pat Shurmur Head Coach in Cleveland. Dann wurde dieses Trio gegangen. Es wurde Rob Chudzinski als neuer Head Coach eingestellt. Dann wurde Michael Lombardi in das Front-Office geholt und später zum General-Manager bestellt. Joe Banner wurde als CEO eingestellt. Die neue Stabilität der Cleveland Browns wurde proklamiert.

Cut.

Ein Jahr später wurde Chudzinski entlassen. Dann suchte Lombardi einen Monat lang einen neuen Coach. Vom Trümmerhaufen der letzten Hoffenden wurde Mike Pettine aufgegabelt. Gestern wurden Banner und Lombardi gefeuert. Der neueste GM ist Roy Farmer, according to ESPN.

Es soll mir niemand sagen, ich hätte jemals freiwillig ein gutes Wort über Michael Lombardi verloren [1][2][3]. Gratulation, liebe Browns.

Die Olympische Eishockey-Vorschau für Gelegenheitszuschauer, Gruppe B

Zweiter Teil der großen Eishockey-Vorschau für die Olympischen Spiele 2014 mit der Gruppe, die folgende vier Teams umfasst:

Kanada
Finnland
Norwegen
Österreich

Beginnen wir mit dem Titelverteidiger.

Kanada

Eishockey ist in Kanada Nationalsport Nummer 1. Als ich vor eineinhalb Jahren in Toronto war und die Toronto Argonauts in der eigenen Stadt das Endspiel in der immer noch populären Canadian Football League vor Augen hatten, war die NHL gerade in der Lockout-Pause. Gesprächsthema waren nicht die Argos. Gesprächsthema waren die möglichen Neueinkäufe der Toronto Maple Leafs für den Fall, dass die NHL doch irgendwann weitergehen würde. Deutschland = Fußball. Österreich = Skifahren. Kanada = Hockey.

Entsprechend hoch wird das fantastische Olympia-Finale von 2010 gegen die USA in der kanadischen Sporthistorie wohl auch gereiht sein:

Die “Ahornblätter” bringen eine ganze Latte an Stars mit, und es ist nur bezeichnend, dass das Team trotz des Ausfalls des torgefährlichsten Centers der Welt, Steven Stamkos von den Tampa Bay Lightning (Schienbeinbruch), noch immer als einer von zwei Topfavoriten gehandelt wird. Besser: Sogar das kanadische Ersatzteam gälte als Gold-Anwärter.

Der kanadische Sturm dürfte auch nach Stamkos‘ Ausfall der tiefstbesetzte aller Olympia-Teams sein (Stamkos wird ersetzt durch Martin St Louis). Sidney Crosby ist nur der Superstar und bekannteste Name. Es wird häufig diskutiert, wie schwierig es für einen Spieler ist, Crosbys Nebenmann zu geben, aber Punkt ist, wenn du mit so einem versierten, aggressiven, vielseitigen Mann spielst, dann darf das kein Problem sein. Die Frage ist eher, welchen Spielertyp die Kanadier Crosby zur Seite stellen? Ist es ein „echter Winger“ wie der mittlerweile fast schon zu hüftsteife Rick Nash oder setzt man eher auf verkappte Center wie Patrice Bergeron oder Jonathan Toews?

In den ersten gemeinsamen Trainingseinheiten sollen die Kanadier folgende Reihen getestet haben:

    • Jeff Carter – Crosby – Chris Kunitz
    • Sharp – Toews – Nash
    • Tavares – Getzlaf – Perry

Plus eine Powerplay-Unit mit der Blueline Sharp und Keith, sowie Crosby mit Kunitz und Tavares vorn.

Besser geht kaum. Die Auswahl ist gigantisch. Du kannst minimum drei hochkarätige Reihen mit den kanadischen Angreifern bilden. Du hast extremen Speed, egal ob du Crosby und Toews einwechselst oder auf Leute wie Marleau oder Duchene setzt.

Die Frage wird sich eher darauf konzentrieren, wie sich die Defensive zusammensetzt. Es gibt mit Subban, Weber, Drew Doughty (ein fabulöser Skater) und vor allem Duncan Keith minimum vier Weltklasse-Verteidiger für exzellentes Umschalten, aber Leute wie Vlasic oder Hamhuis gelten als potenzielle „Schwachstellen“, weswegen viele erwarten, dass Kanadas Gegner vornehmlich über Vlasics Seite (häufig die linke Abwehrseite) attackieren werden.

Tja, und dann sind da die Goalies – ein permanentes kanadischens Gesprächsthema ähnlich der „T-Frage“ in Deutschland. Es ist seit ich denken kann das erste Olympiaturnier ohne die Goalie-Legende Martin Brodeur, der schon vor vier Jahren von Roberto Luongo verdrängt wurde. Luongo konnte seinen Platz behalten, gilt aber als Unsicherheitskandidat. Von den Stats her ist der Goalie der Montreal Canadiens, Carey Price, dieses Jahr der souveränste kanadische Tormann, wobei man bei Price stets die wenig sattelfeste Habs-Defense beachten muss. Nicht ausgeschlossen, dass es eine erneute Wachablöse gibt.

Also: Das ist der logische Topfavorit vieler.

Finnland

Ein permanenter Geheimfavorit ist Finnland, der Bronzemedaillengewinner von Vancouver. Die Finnen bauen seit Jahren stets primär auf ihren kompakte Defense und exzellentes Goaltending. Die Offense hat fast schon traditionell nicht die allergrößte Feuerkraft, aber mit ihrer zeckigen Spielweise sind die Finnen nicht einfach zu bespielen.

Im Tor wird vermutlich der Bruins-G Tuukka Rask (92.8% Save-Quote) die meiste Spielzeit gegenüber Antti Niemi bekommen; Rask hat die meisten Shutouts in der NFL dieses Jahr. Auch Niemi ist kein schlechter: Letztes Jahr wurde er zum zweitbesten Goalie der NHL gewählt, und sein Name steht seit 2010 auch in der Siegerliste des Stanley Cups.

Die Frage bei Suomi ist mehr: Wer soll die Tore schießen? Mikko Koivu und Valterri Filppula fallen beide mit Knöchelverletzungen für die Spiele aus; Mikkos älterer Bruder Saku hat mit 39 Lenze keine Lust mehr auf Olympia. Da lacht die 43jährige Stürmerlegende Teemu Selänne, der noch immer in der dritten oder vierten Reihe aufläuft. Selänne wird in der NHL in Anaheim nur noch sporadisch eingesetzt und muss nicht mehr jede Auswärtsfahrt mitmachen, aber als Joker und für die Erfahrung gilt dieser Methusalem noch immer als wertvoll.

Erfahrung ist auch etwas, was den Finnen sonst abgeht. Mehrere Spieler sind jung; etliche verdienen ihre Sporen im eigenen Land oder in der russischen KHL und wollen sich für die NHL empfehlen. Mit diesem Team ist aber zu rechnen. Sie werden dich nicht 8:3 aus dem Stadion schießen, aber vielleicht ein 2:1 heraus wringen, das dann die großen Titelfavoriten (mal wieder) ratlos hinterlässt.

Österreich

Zugegeben: Ausgerechnet die österreichische Mannschaft ist mir nicht überaus bekannt, da ich die EBEL aus diversen Gründen kaum verfolgen kann. Die Österreicher waren zuletzt 2002 für Olympia qualifiziert, und sie haben ein recht junges, gutes Team. Und vor allem: Eines, das beißt. Die Qualifikation für Sotschi schaffte man als #15 der Weltrangliste und ohne die beiden großen NHL-Stars, die Winger Vanek (linker Flügel) und Grabner (rechter Flügel) von den New York Islanders. Auch der dritte der aktuell drei österreichischen NHL-Profis ist offensiver Flügelspieler: Michael Raffl von den Flyers. Allerdings könnte die eklatante Center-Not die Österreicher dazu bewegen, Raffl in die Mitte zu schieben; Raffl hatte dieses Jahr auch in Philadelphia durchaus einige Minuten Einsatz als Ersatz-Center. Aber diese Offense-Fragen sind bei Rot-Weiß-Rot eher angenehme Fragen.

Denn: Die Probleme der Österreicher sind eher in der Defensive zu verorten, wo einige der Verteidiger im Olympiakader schon in der heimischen EBEL manchmal eher maue Kritiken bekommen. Dazu gelten die Stürmer nicht als allergrößte Abwehrbeißer vor dem Herrn. Der einstige NHL-Profi Pöck hat als Verteidiger die größte Stärke im schnellen Aufbauspiel, aber die Frage ist halt, ob du gegen die Crosbys überhaupt zu einem schnellen Aufbauspiel kommst oder eher schauen musst, nicht abgeschossen zu werden. Auf alle Fälle offenbarte das Testspiel gegen Dänemark letzte Woche teilweise gravierende Abwehrlücken. Immerhin gelten die Goalies als erfahrene Recken, die sich nicht nervös machen lassen, wenn Kanada im ersten Drittel gleich mal einen Hattrick einschenkt.

Ich bin gespannt. Rein personell und vom Speed her dürfte die Mannschaft nicht allzu weit über Slowenien einzuordnen sein. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Österreicher die Fachwelt überraschen, indem sie einem Arrivierten den einen oder anderen Punkt abluchsen. Alles andere als ein Aus vor dem Viertelfinale müsste allerdings als Sensation gewertet werden.

Norwegen

Auch die Norweger kommen als (mir) eher unbekanntes Team daher. Sie gelten international als schwächste der Big-3 in Skandinavien (Schweden, Finnland, Norwegen), aber knapp über Dänemark angesiedelt. Sie gelten auch als leicht favorisiert gegenüber dem „anderen“ Zwerg in dieser Gruppe, Österreich.

In Erinnerung dürften die Elche wohl vor allem den deutschen Eishockeyfans sein: Von vor zwei Jahren ist noch ein 12:4-Abschuss aus der WM-Vorrunde in Erinnerung. Überhaupt gaben diese Jungs bei jener WM Gas: 8 Spiele, sage und schreibe 35 Treffer!

LW Mats Zuccarello von den New York Rangers ist der einzige NHL-Profi im Kader. Zuccarello ist aktuell der Scoring-Leader bei den Rangers und natürlich gesetzt. Aber um ihn herum hat der stockkonservative Coach Roy Johansen endlos viele Optionen, da es zwar keine herausragenden Spieler, aber viele gleichwertige geben soll. Eine Option als Center könnte Thorensen sein, der in St. Petersburg spielt. Es gilt auch als wahrscheinlich, dass Johansen schön durchmischt – es wird schwierig, sich taktisch auf diese Offensive einzustellen.

Die Blueline gilt als geschwindig, aber zu wenig physisch um gegen die NHL-Cracks gegenzuhalten. Die Erfahrung in den ersten zwei Reihen ist gegeben, aber Erfahrung kompensiert dir halt nicht für alles. Goalie soll keine Problemzone darstellen, aber keiner der Keeper hinten wird dich aus der Scheiße retten.

Klingt ein wenig wie Überraschungsfreiheit in dieser Gruppe: CAN > FIN > NOR > AUT, wobei ich den Österreichern durchaus ein Upset gegen Norwegen zutraue.