Der Playoff-Run der Baltimore Ravens ist auch in den Power-Rankings schnittig. Die reinen Effizienz-Stats der Ravens in Jänner und Februar schauen wie folgt aus:
Offense
Pass 8.3 NY/A Lauf 39.3 % Interceptions 0.0 % Fumbles 1.5 %
Defense
Pass 6.0 NY/A Lauf 51.9 % Interceptions 3.2 % Fumbles 1.3 %
Penaltys
Penaltys 0.35 Yards per Play
Das hätte über die komplette NFL-Saison für einen Ranking-Wert von .705 gereicht, und wäre der beste in der NFL diese Saison gewesen. Aber der Playoff-Lauf der Ravens war nicht der beste aller Teams, denn die San Francisco 49ers erreichten dank ihrer unglaublichen Pass-Offense eines Quarterbacks namens Kaepernick einen „Playoff-Wert“ von .713, was die Ravens-Playoffs knapp schlagen würde (u.a. dank Kaepernicks sensationeller 9.0 NY/A im Passspiel). Nicht zu vergessen hierbei: Die Testmenge ist mit vier bzw. drei Spielen dabei jeweils ziemlich klein.
Bevor die Ravens allerdings die Kuhglocken herausholten, um im Winter mächtig Lärm zu veranstalten, waren sie – wie oft diskutiert – ein mittelmäßiges Team. Der Superbowl-Champion Baltimore Ravens schaffte zwar in den vier Wochen Playoffs einen ordentlichen Satz nach vorne, landet im finalen Ranking aber trotzdem immer noch „nur“ auf Position #10. Die Ravens-Werte über alle ihre 20 Saisonspiele:
Offense
Pass 6.6 NY/A Lauf 39.2 % Interceptions 1.6 % Fumbles 0.8 %
Defense
Pass 6.1 NY/A Lauf 55.5 % Interceptions 2.5 % Fumbles 1.1 %
Penaltys
Penaltys 0.49 Yards per Play
Was lernen wir draus? Die Differenz in den Playoffs kommt weniger von Seiten der Defense um den Heldenfootballer Ray Lewis, sondern war neben der deutlich verbesserten Disziplin vor allem einer: QB Joe Flacco und seine Pass-Armada. Keine Turnovers, dafür ein Weltklassewert von 8.3 NY/A im Passspiel. Die tiefen Bomben killten Baltimores Gegner, und auch wenn ein oder zwei der langen Bälle etwas glücklich waren: Das war massiv. Dafür haben die Amerikaner den Begriff des „torchings“ erfunden.
Wie sind die Ravens also zu sehen? Als einer der Teams, das simpel gesagt einen unheimlichen Lauf zum haargenau richtigen Zeitpunkt hatte. Der Run war nicht vorherzusehen. Aber selbst Teams wie beispielweise Detroit oder Cleveland hatten in den letzten Jahren solche Läufe – die passten halt leider in der Regular Season, woe es kein Schwein merkt. San Francisco wäre vor dem nächsten Aufeinandertreffen erneut gegen Baltimore favorisiert, aber die Ravens schlossen die Lücke Woche für Woche.
Auch die 49ers waren eine sensationelle Mannschaft in den Playoffs, vor allem dank Kaepernicks Wundertaten. Aber San Francisco hatte ein Problem: Die Pass-Defense kollabierte. War man in der Regular Season mit 5.3 NY/A noch eine der besten Units gewesen, ließ man in drei Playoffspielen 7.8 NY/A zu – ein Wert in Regionen, wo nur noch die New Orleans Saints annähernd “mithalten” können. Die Verletzung des Defensiv-MVPs Justin Smith und der dadurch schwer beeinträchtigte Pass Rush könnten da tatsächlich übel reingespielt haben.
Trotzdem: Über die komplette Saison gewinnen die 49ers den heimlichen Preis für die beste Mannschaft, da sie quasi im allerletzten Drücker die Denver Broncos noch überholen konnten. Kaufen können sie sich dafür nix, aber es bleibt festzuhalten, dass die San Francisco 49ers bestens für die Zukunft aufgestellt sind. Wie auch die Seattle Seahawks, obwohl diese ihren DefCoord Gus Bradley verlieren.
Das Power-Ranking zeigt weiters: Letzten Endes waren wohl die richtigen Teams in den Playoffs: Neun Playoffmannschaften schließen in den Top-10 der Rankings ab. Nur die Bengals, Vikings und Colts fallen etwas ab – die Colts aufgrund ihrer pathetischen Vorstellung in Baltimore sogar ziemlich deutlich (Rückfall auf #26).
Die Breakout-Kandidaten für 2013 bleiben Carolina (3.0 Siege unter ihrer Erwartung), Detroit (4.3 Siege unter ihrer Erwartung), Philadelphia (2.8 Siege unter ihrer Erwartung) und Cleveland (1.8 Siege unter der Erwartung). Eher – gemessen an der dieses Jahr geweckten Erwartung – enttäuschende Jahre würde ich jetztigen Zeitpunkt für Vikings und Colts aus bekannten Gründen erwarten.
Also: Hier sind die finalen Power-Rankings der Footballsaison 2012/13:
WP entspricht der Siegchance der jeweiligen Franchise gegen eine standardisierte, durchschnittliche NFL-Franchise, (LW) ist das Ranking von letzter Woche, E16 ist WP hochgerechnet auf 16 Spiele (WP*16 = E16), SOS ist der bisherige Strength of Schedule, den dieses Modell für die jeweilige Franchise errechnet, Rs die Platzierung des Schedules, W-L die tatsächliche Sieg-Niederlagen-Bilanz jeder Franchise zum Ende der Playoffs. Fettgedruckte Teams waren für die Playoffs qualifiziert.
Das Power-Ranking schließt derweil mit einer Vorhersage-Genauigkeit von 150-68 korrekten Tipps ab, was 68.8% entspricht. In den Playoffs war es 7-4, wobei drei der Fehltipps gegen die Baltimore Ravens waren und ein vierter im Krimi von Atlanta gegen Seattle.
Mein Gefühl war unpräziser: Über den selben Zeitraum wie das Power-Ranking hatte ich nur 144 korrekte Tipps, also sechs weniger. Über die komplette Saison tippte ich 172 Spiele korrekt, was 64.7% entspricht – also doch deutlich unter dem, was mathematisch möglich war.
Ich hoffe, in der Offseason das mathematische Modell etwas verfeinern zu können und in Blogeinträgen zu erklären, wie eine Mannschaft das Ding schlagen kann. Außerdem arbeite ich dran, einen Weg zu finden, die Special Teams einzubauen; garantieren kann ich noch für nix, da die Special Teams viel zu kleine Datenmengen hergeben und daher a) sehr volatil sind und b) ihr Effekt schwer messbar ist. Wie bewerte ich einen Punt von der eigenen 17 im Vergleich zu einem von der gegnerischen 41. Letzterem zwei Ron-Rivera-Gedächtnispunkte abziehen?
Erst mal steht aber wieder Unterricht an: Die Sezierstunden warten.