Jamaal Charles und die Weisheit der Vielen

Pro Football Focus‘ Sam Monsen hat in einem Artikel erklärt, warum Chiefs-RB Jamaal Charles trotz 1509yds Laufspiel und 5.3 Yards/Lauf über die Saison nicht in der Liste der Top-101 Spieler von 2012/13 aufscheint.

Jamaal Charles - welchen Anteil hat der Running Back am Erfolg des Laufspiels?

Jamaal Charles – welchen Anteil hat der Running Back am Erfolg des Laufspiels?

Monsen geht detailliert auf diverse Aspekte der Saison des Jamaal Charles ein:

  • Breakaway Percentage – Charles erzielte 42% seiner Yards in ganzen 19 Läufen: Das sind die big play-Läufe. Nur Adrian Peterson hatte noch mehr.
  • Elusive Rating – Charles hatte wenige missed tackles, als wenige Läufe, in denen er Verteidiger aussteigen ließ.
  • Damit zusammen hängt die Offensive Line der Chiefs, deren Lauf-Blocking laut Monsen ein völlig unterschätzter Faktor in der vergangenen Saison war.
  • Charles hatte kein gutes Jahr als Ballfänger und sein Pass-Blocking ist schwach.

Das richtige Lehrstück steckt im Schwall an Kommentaren, den Monsen damit auslöste: Alles gute Punkte und Gegenpunkte, die zum Teil die gleichen Behauptungen beweisen und widerlegen. Einer der Kern-Kritikpunkte, die ich unterschreiben würde: Es ist fast unmöglich, den Erfolgsanteil von Back und Line an einem Laufspielzug gerecht aufzuteilen.

Charles ließ wenige Verteidiger ins Leere greifen? Vielleicht rannte er dafür einfach an ihnen vorbei! Charles als ehemaliges Weltklasse-Sprinttalent von der Leichtathletikschmiede Texas würde man es zutrauen. Charles brach wenige Tackles? Wenn der Verteidiger mit zu viel Schwung ins Backfield rauscht, viel Spaß beim Brechen von Tackles, wenn du selbst noch nicht auf 180 bist.

Charles hatte die allermeisten Yards vor dem ersten Kontakt mit einem Abwehrspieler? Kann an exzellenter Arbeit der Offensive Line liegen, aber auch an exzellenter „Vision“, also dem Screening des Spielfeldes: Wo öffnen sich Lücken? Wo lohnt es sich, hineinzurennen? Das ist eine extrem unterschätzte Fähigkeit bei Running Backs; Chris Johnson bzw. die Titans können ein Lied davon singen. Wenn der Mann wenigstens in der Hälfte der Carries ein bissl nachdenken würde, bräuchten wir uns in der Diskussion „bester Runnning Back der NFL nicht weiter zu unterhalten“. Macht er nicht.

Ich weiß nicht, welche Argumente oder Gegenargumente bei Charles zutreffen oder nicht; der Punkt ist mehr, dass es schwer ist, die beiden Kernkomponenten am Laufspielzug, Offense Line und Running Back, zu isolieren. Und von den beiden Faktoren Play-Call und Defensiv-Aufstellung reden wir noch nicht.

Pro Football Focus macht bewundernswerte Arbeit und viele ihrer eingeführten Statistiken (wie Elusive Rating oder Breakaway Percentage fürs Laufspiel) schärfen gewisse Aspekte von Individualleistungen, aber wir sind meilenweit davon entfernt, den Impact des Individuums zur Gänze zu erfassen – mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es in einem hochkomplizierten Spiel wie Football nie gänzlich möglich sein, obwohl ein jedes Down im Vergleich zu anderen Sportarten ein relativ „geschlossener“ Vorgang ist.

Der Play-by-Play Bericht der Gamebooks diverser Anbieter (offizielle NFL-Gamebooks, aber auch PFF oder PFR) lässt statistische Auswertungen zu, die den Erfolg der gesamten Offense als Einheit (inklusive Play-Call des Coaches oder Quarterbacks) messen; diese Messung der Effektivität der Einheit hat richtige Aussagekraft. Jede Individualbewertung oder jeder Schluss aus Individual-Statistiken (mit Ausnahme vielleicht bei Quarterbacks) ist zu einem beträchtlichen Teil mit Vorsicht zu genießen, weil sie stark von anderen Dingen abhängt (natürlich hängt auch unsere Sicht auf die Offense Line von der Leistung des Running Backs ab).

Es ist also wie beim Draft-Scouting: Die Weisheit der Vielen (engl. wisdom of crowds) kann man als guten Maßstab hernehmen – ein Gesamtbild, das sich aus der Summe von Augentest, diversen Statistiken und simplem „Gefühl“ formt.

sportamerica?

dogfood (Allesaussersport.de) – Leser MalikShabazz hatte drauf hingewiesen – schrieb gestern darüber, dass Sportdigital letzte Woche (21.5.) einen Antrag für einen neuen TV-Sender gestellt hat. Der Sender soll „sportamerica HD“ sein, und die Namensähnlichkeit mit dem vom Ableben bedrohten ESPN America dürfte intentional sein, auch wenn es bezüglich der erhältlichen und bezahlbaren Rechte im US-Sport noch viele Fragezeichen gibt. Seit März ist offenbar auch sportamerica.de als Domain reserviert (aber nur die .de-Version). Für Erektionen ist es freilich noch viel zu früh, aber zumindest bewegt sich etwas.

Vertiefende Informationen und Spekulationen zum Thema in dogfoods Screensport am Mittwoch von gestern, Sektion „Screensport Zwo“. (das Logo ist natürlich nur auf dogfoods Mist gewachsen)

Siehe auch diese Diskussion.


ESPN Player wird aufrecht erhalten

Was als sicher gilt: ESPN wird in Europa auf alle Fälle den ESPN Player erhalten, womit zumindest ein Teil der Übertragungen im College-Sport gesichert bleiben dürften. Zwei kleine Häkchen bleiben: Die richtig guten SEC-Spiele gehören CBS und wurden vom ESPN-Player nie übertragen (von ESPN America schon). Die FOX-Spiele (Top-Partien aus der Pac-12 und Big 12) gehören ebenso nicht zum Repertoire vom ESPN-Player.

Der ESPN-Players ist außerdem für zwei europäische Staaten weiterhin nicht freigeschaltet: Russland und Italien. Was das italienische Staatsgebiet angeht, schweigen sich die normalerweise gut informierten Quellen noch aus, was eine eventuelle Freischaltung angeht.


ESPN America und die schwarzen Zahlen

ESPN America – das wurde immer wieder bestätigt – hat schwarze Zahlen geschrieben. Aber schwarze Zahlen reichen in diesem Hause nicht. ESPN und all seine Tochtergesellschaften gehören dem Disney-Konzern, und der hat Profitmaximierung at his worst als Maxime vorgegeben, dass einem Fredmund Malik die Haare zu Berge stehen würden. Vergangene Woche wurden Massenentlassungen in der ESPN-Gruppe bekannt, die vor allem ältere (und damit besser bezahlte) Mitarbeiter betrafen, die mittelfristig durch jüngeres (und dadurch relativ billiges) Personal ersetzt werden. ESPN Americas schwarze Zahlen dürften unter dem Aspekt der verschärften Profitmaximierung schlicht „nicht mehr ausgereicht haben“; die Renditen waren wohl im Verhältnis zum Aufwand der Aufrechterhaltung von ESPNA zu klein.

Disneys Aktienkurs war übrigens erst vor drei Wochen auf einem Allzeithoch. Die Pressemitteilung dazu liest sich übrigens wie wir sind besser als jemals zuvor. Sie sind gefeuert!

Für die Zugfahrt 100 Tage vor dem Saisonstart: Hard Count Podcast, zweite Ausgabe

Flo Zielbauer und Benni Köpfle vom Hardcount-Blog haben die zweite Folge des Hard Count Podcasts herausgegeben [RSS][Direktlink]. Themen sind diesmal unter anderem folgende:

  • Michael Crabtree und die Auswirkungen seines Achillessehnenrisses auf die Offense der San Francisco 49ers.
  • Tony Romo und seine Vertragsverlängerung: Warum er vorerst lieber trainiert als mit heißen Schnitten rumhängt.
  • Die neue Offense der Philadelphia Eagles: Wie passt Matt Barkley da rein?
  • Die neue Defense der New Orleans Saints: Was kann Rob Ryan, was Steve Spagnuolo nicht gerissen (bzw. zerrissen) hat?
  • Die neue Defense der Dallas Cowboys: Entdeckt Monte Kiffin den Jungbrunnen?
  • Over/Under-Wett-Tips für die AFC North: Warum die Bengals nicht zu unterschätzen, und die Browns nicht zu überschätzen sind.

Für mein Dafürhalten eine sehr gelungene Ausgabe, da diesmal auf ein exzessives Schalten der Moras und Dolls dieser Welt verzichtet wurde. Nochmal: HCP #2 – Nur noch 100!

Lions-Draft von 2011: Zwei sind noch da

Vor zwei Jahren hatten die Detroit Lions ganze fünf Draftpicks: Einmal in Runde eins, zweimal in Runde zwei und zwei späte Picks aus den letzten Runden. Bei letzteren erwartet man grundsätzlich nie allzu viel Output, insofern ist an den gescheiterten Karrieren nicht viel zu beklagen, aber auch bei den frühen Picks ist nach zwei Jahren eine gemischte Zwischenbilanz zu ziehen. Weiterlesen

Gedanken zum Champions League-Endspiel 2013

Es war ein geiles Spiel. Instant Classic ist vielleicht die richtige Beschreibung. Es war so wie fast alle der letzten Bayern-Endspiele in der Champions League: Alle anderen sind längst vergessen. Die Bayern-Finals aber sind Legenden, im Guten wie im Schlechten. Für den FC Bayern war es diesmal wieder Geschmacksrichtung „guter Ausgang“, und der Sieg war verdient. Die ersten 20, 25 Minuten waren geprägt von Unkonzentriertheit, das Team war nervös, irgendwas stimmte nicht. Dortmund spielte aggressiv, aber es war klar, dass diese Pace keine 90 Minuten halten würde. Bayern berappelte sich spätestens nach einer halben Stunde, und spätestens zum Ende der ersten Halbzeit war es ein ausgeglichenes Spiel. Halbzeit zwei gehörte zum überwiegenden Teil dem FCB, der dann auftrat wie der FBC 2012/13.

Das Endspiel war fassungslos intensiv, ein Kampf auf Biegen und Brechen, und beide probierten selbst konditionell schwer angeknockt, in der Schlussphase nach vorne zu spielen. Offenes Visier in einem Spiel, in dem sich der deutsche Fußball in fantastischem Zustand präsentierte. Es gab selbst im italienischen Fernsehen nur Lobeshymnen auf das Spiel, auf beide Mannschaften; Arrigo Sacchi ist bekannt dafür, dass er offensivstarke Mannschaften gerne rühmt, aber so leuchtende Augen habe ich bei Sacchi (der mit Milan in den 80ern und 90ern einen ähnlichen und für Italien revolutionären Fußball spielen ließ) noch selten gesehen.

Es tut auch ganz gut, nach den herzzerreißenden Endspielpleiten der letzten Jahre mal wieder auf der Sonnenseite zu stehen. Sagt, was ihr wollt, aber sagt nicht, dass der Bayern-Fan nicht leidensfähig sein muss. Gibt es irgendwelche Mannschaften, die zwei so brutale Endspielpleiten kassierten wie Bayern anno 99 und 2012? Ein finanzieller Kollaps eines Clubs ist größtenteils eigenverschuldet, aber wenn die Bälle statt ins Tor nur an den Pfosten gehen und der Gegner zwei seiner drei Chancen verwertet, bist du machtlos.

Heynckes geht nun zum zweiten Mal nach 1998 direkt nach einem CL-Sieg mehr oder weniger unfreiwillig von Bord. Er kann es mit erhobenem Haupt machen. Ich zog schon in den letzten Wochen meinen Hut, hatte dem FC Bayern diese Saison nicht zugetraut. Wo liegt der FC Bayern von 2012/13 im Ranking der Allzeitgrößen? Sicherlich einen Zacken unter dem FC Barcelona von 2010/11, aber das ist keine Schande. Vielleicht noch knapp unter dem ungekrönten FC Barcelona von 2009/10. Aber danach? Ich sehe zumindest den dritten, eher den zweiten Platz unter den besten Mannschaften der letzten 10, 15 Jahre.


Ich habe es schon oft geschrieben, aber noch mal: Respekt an Dortmund. Es gibt wenige Mannschaften, für die ich mich mehr begeistern konnte als für dieses Team, das Klopp in den letzten drei, vier Jahren dort gezimmert hat. Fantastisch. Reus machte zum Beispiel wieder eine gigantische Partie. Das ist kein Spieler für einzelne Angriffs-Aktionen, für zwei, drei Episoden im Spiel á la Ronaldo. Reus ist einer, der in jeder Aktion einen Fuß mit drin hat. Wie viel hat Reus gekostet? 17 Millionen? Das ist Schnäppchen hoch drei.

Dortmund war nicht weit weg. Man hatte den FC Bayern näher an der Wand als alle anderen bisher – der BVB zeigte, was eh schon alle wussten: Er stand völlig zurecht im Endspiel, als unbestritten zweitbestes Team der Welt. Das muss dich als Fan stolz machen; es freute sogar mich insgeheim, obwohl ich zwischendurch Angst vor einer dritten Finalpleite en suite haben musste. Dass es am Ende für Schwarz-Gelb nicht ganz für oben reichte, lag an Kleinigkeiten – und wir wissen, wie viel reinstes Spielglück bei so wenig Qualitätsunterschieden mit dabei ist.

Die Bayern-Tore waren endspielwürdig. Das 1:0 eine feine Aktion der Mannschaft, Ribery für Robben, der Torwart Weidenfäller ausspielte und für Mandzukic quer legte; es war etwas dilettantisch verteidigt von Dortmunds Abwehr, insbesondere Hummels, und nur Schmelzer (?) ging konsequent mit. Italiens Studiopundits gaben Weidenfäller Mitschuld am Gegentreffer, aber ich bin anderer Meinung: Kriegt der Mann den Zeh zwei Zentimeter weiter zum Ball, fälscht er ihn ungefährlich ab und alles ist paletti. Das 2:1 war eine famose Individualleistung Robbens, deren Genialität man erst in der Zeitlupe erkennt und zu schätzen lernt. Erneut: Zu passive Verteidigung, und wieder kann man Hummels hinterfragen. Überhaupt Hummels: Ich sehe den Mann nicht so schlecht, aber Sacchi dachte laut darüber nach, ob Hummels in irgend einer anderen europäischen Spitzenmannschaft Starter wäre – und bekam keine Antwort.

Es bleibt ein einziger Wermutstropfen, der mich noch beschäftigt: Lewandowski. Ich glaube, Henry war der letzte Stürmer, den ich so abgöttisch geliebt habe wie Lewandowski, und dürfte ich dieses Jahr den Goldenen Ball für den Weltfußballer ausgeben, ich würde ihn Lewandowski geben, nicht Ribery, Robben oder Schweinsteiger. Für so grandios halte ich das, was dieser Angreifer fabriziert. Aber was er sich gestern in der Schlussphase leistete, trieb mir ein ganz tiefes Schlucken in den Hals. Es passiert immer wieder, dass Spieler im Affekt ungehalten auf eine Provokation reagieren. Ribery ist ein Chaot. Suh wie provoziert wie kein zweiter. Zidane ist ein Wahnsinniger. Bei denen jungs weißt du, was du bekommst. Lewandowski aber hatte drei Sekunden zum Nachdenken, und er tat es trotzdem (Tritt auf Boatengs Knöchel). Ich halte die Aktion nach der Aufzeichnung noch immer für Absicht, und ich kann es nicht fassen. Gegen einen am Boden liegenden Gegner bei Bewusstsein absichtlich nachzutreten, ist schändlich, und trübt mein Bild von diesem bisher als astreinen Sportsmann wahrgenommenen Spieler doch beträchtlich.

Lewandowski kündigte (via Heynckes) bei Sky und (via Teamkollege Hummels im Interview) auch im italienischen Privatfernsehen mehr oder weniger direkt einen „baldigen“ Wechsel zum FC Bayern an. Will ich Lewandowski, den Stürmer, im Bayern-Dress sehen? Immer. Den Treter? Hmm… Vielleicht komme ich drüber hinweg. Erstmal ist Erholung von der Siegesfeier angesagt.

Wembley bebt: Vor dem deutschen Endspiel der UEFA Champions League 2012/13

Es mag Ironie der Geschichte sein, dass im Endspiel der Champions League 2012/13, das die UEFA dem englischen Fußballverband zum 150ten Geburtstag schenkte, ausgerechnet zwei deutsche Vereine im Wembley Stadium aufeinander treffen. Bayern gegen Dortmund, das ist vermutlich das Horrorszenario für Englands Fußball, und es wäre nichtmal so, dass die beiden Finalkontrahenten von ihren Auslandsimporten leben. Nein: Einige der Schlüsselspieler auf beiden Seiten mögen zwar Einkäufe aus Frankreich, Spanien, Brasilien, Polen sein, aber im Kern steht sich heute Abend das Gerüst der deutschen Nationalmannschaft gegenüber.


Vor einem Jahr bemängelte ich in der Vorschau zum CL-Finale 2012 den mangelnden Entwicklungstrieb beim FC Bayern und äußerte die Befürchtung, dass er möglicherweise in der Verwaltungsabteilung stecken bleiben würde. Ein Jahr später kann man diese Befürchtung in die Tonne kloppen. Die Vereinsführung zog aus der letzten Saison genau die richtigen Schlüsse und machte gelungene Einkäufe, darunter drei geniale:

  • Dante als technisch feiner Innenverteidiger für den Spielaufbau.
  • Martinez als passsicherer, spielintelligenter Sechser mit herausragenden Defensivqualitäten.
  • Mandzukic als selbstloser, laufstarker Mittelstürmer, mit dem Offensivpressing und somit Verteidigung begonnen werden kann.

Dieses Trio ist genau das, was ich einst gefordert hatte. Dazu der quirlige Shaqiri als Kampfgnom von der Bank. Ein Jahr nachdem dem Bayern-Kader jegliche Tiefe abging, kann die Mannschaft locker die Langzeitausfälle von Jungs wie Badstuber oder Kroos kompensieren, rein zufällig zwei der großen, wenn auch oft unterschätzten Mannschaftsstützen.

Der FC Bayern 2012/13 funktioniert wie eine Maschine, sämtliche Automatismen greifen. Das Offensivpressing beginnt bereits ganz vorne mit dem fleißigen Mandzukic, und dahinter sieht die gesamte Mannschaft sehr kohärent, sehr einheitlich gepolt aus. Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so konsequent, so zeckig presste wie Bayern – selbst ohne Mandzukic – im ersten Spiel gegen den FC Barcelona, dem wie auch Juve mit dieser aggressiven Spielweise komplett der Zahn gezogen wurde.

Die Flanken der Bayern dürften mittlerweile europaweit konkurrenzlos sein: Wenn du vorne Leute wie Ribery und Robben hast, die dahinter von einem Lahm oder einem Alaba nicht bloß abgesichert, sondern volle Pulle nach vorn unterstützt werden, und in Mandzukic und/oder dem zentralen Mittelfeld-Pärchen Schweinsteiger/Martinez beziehungsweise im Halbstürmer Müller jederzeit zwei bis drei mögliche Abnehmer haben, bringst du jeden Gegner in Zugzwang.

Dass die Mannschaft so stark greift, kann sich Jupp Heynckes ganz fett auf die Stirn kleben. Heynckes hat es geschafft, und ich hatte es nicht wirklich für möglich gehalten. Wenn ein Manuel Neuer (!) als sowas wie der „Schwachpunkt“ der ersten Garnitur ausgemacht werden kann, stehst du nicht mehr ganz zufällig zum dritten Mal in vier Jahren im Endspiel.

Vielleicht reicht die Bayern-Ausgabe 2012/13 qualitativ nicht ganz an die epische Barcelona-Mannschaft von 2010/11 heran, aber auch wenn diese Bayern nicht so extrem passsicher sind und keinen Messi haben: Sie sind einen Tick athletischer, kraftvoller, dynamischer, und treffen in meinem Fußballgaumen damit sogar den besseren Geschmack.


Bayerns Vorgänger als beste Mannschaft Deutschlands (Europas?) ist Borussia Dortmund, seit Jahren mein heimlicher, wenn auch viel zu früh gescheiterter, Titelfavorit. Nach zwei Meisterschaften und einem Aus in der CL-Gruppenphase, der Freak-Charakter besonderen Ausmaßes hatte (sagen wir: Das Anti-Malaga), ist der BVB 2012/13 wohl nicht mehr ganz so ausgefeilt, so Rad-in-Rad-greift-ineinander wie noch in den letzten beiden Jahren. Trotzdem ist das Werk des Jürgen Klopp nicht hoch genug einzuschätzen: Klopp hat da einen schwarzgelben Riesen gebaut, der es zuletzt regelmäßig schaffte, Bayern den Nerv zu rauben.

Die Mannschaft ist ein kleiner Gegenentwurf zu den FCBs: Im Herzen eine Spur passiver, weniger dominant, aber bei Ballgewinn überfallartig und mit den technisch feinen Einzelspielern im Vorwärtsgang nur schwer zu verteidigen. Götze, Reus, Lewandowski – das sieht an guten Tagen sogar noch dynamischer aus als beim FCB. Nun fällt allerdings ausgerechnet Götze allem Anschein nach aus; gleichwertigen Ersatz gibt es nicht – im Football würde man sagen, Klopp muss da mit wie „scheming“ antworten.

Ich sehe zwei große Fragezeichen: Das Spiel aus der Abwehr heraus krankt, weil insbesondere Subotic keinen sauberen flachen Ball über 10m hinkriegt, und das reine Rausdreschen gegen Bayern nach zwei Ballverlusten pro fünf Spielminuten riecht. Sollte Hummels tatsächlich ausfallen oder nur halbfit auflaufen können, wäre das eine extreme Schwächung insbesondere für das Dortmunder Aufbauspiel.

Zweites Problem ist die Zusammensetzung der Mittelfeldzentrale: Der sehr komplette Gündogan muss gesetzt sein, aber daneben gibt es für Klopp nur eindimensionale Optionen: Bender und Großkreutz mögen Kämpen sein, aber sie fallen spielerisch meterweit ab. Sahin ist die defensivschwächste Option; Kehl hat Routine und Abgewichstheit, aber ist zu langsam.

Die Lehren aus den bisherigen Saisonduellen waren: Klopp ist vorsichtiger geworden, als ob er plötzlich die Überlegenheit der bayrischen Ballkreisel anerkennen würde. Dortmund war im Vergleich zu den letzten Jahren in Sachen Einstellung und Körpersprache kaum wiederzuerkennen, wenn es gegen Bayern ging. Wird Klopp auch heute so zurückhaltend aufstellen? Das spräche gegen Sahin, für den zerstörerischen Bender.


Noch nicht vergessen oder verheilt - Das sollte Motivation genug sein.

Noch nicht vergessen oder verheilt – Das sollte Motivation genug sein.

Das Spiel hat das look’n’feel eines Ereignisses, die möglicherweise die Sichtweisen auf zwei Vereinsepochen definiert. Vor allem für den FC Bayern steht und fällt die Saison, ja die Ära Heynckes, mit dem Ausgang dieses Endspiels: Bei Sieg winkt ein Jahr nach dem Vize-Triple das „echte“ Triple, also jenes mit den Pokalen in der Vitrine. Bei Niederlage war die Rekordsaison viel gimmick, Hoeneß und Enttäuschung am Kulminationspunkt. Dortmund hat weniger zu verlieren: Das Endspiel ist, obwohl es sich für die Mannschaft wie der richtige Ort anfühlt, für den Verein und seine Fans schon etwas ganz Großes. Klopp hat da bereits mehr draus geformt als man von einem Club wie dem BVB erwarten konnte.

Die Fallhöhe für den FC Bayern ist natürlich eine ganz andere. Heynckes wirkt aber seit Montaten – spätestens seit der Bekanntgabe des Guardiola-Deals – extrem entschlossen. Da ist ein Mann on mission, will es allen nochmal zeigen. Möglicherweise wird es Jupps zweiter unfreiwilliger Abgang direkt nach dem Gewinn der Champions League (Madrid, 1998). Die Vorzeichen stehen gut: Im Gegensatz zu den letzten beiden Finals der Bayern sind diesmal keine Spieler zu Unrecht gesperrt (siehe: Ribery, Alaba).

Ich bin Bayern-Fan. Ich hatte in den Wochen vor diesem Endspiel lange das merkwürdige Gefühl, dass ich mit einem CL-Sieger „Borussia Dortmund“ keine Probleme hätte. Ich hätte es zugegeben immer noch nicht, aber mit jeder Minute, die der Kickoff näher rückt, wird klarer: Bayern muss diesmal den Pokal gewinnen. Die Kombination aus dem Katastrophenpotenzial einer weiteren CL-Endspielniederlage und dem Thrill, die beste Saison der Vereinsgeschichte gegen den größten innerstaatlichen Rivalen zu fixieren, macht dieses Spiel so einzigartig.

Von einem knappen BVB-Sieg bis zu einem Kantersieg der Bayern halte ich vieles für möglich. Spielen wir die Partie zehnmal aus, gewinnt Bayern – sagen wir – siebenmal.

NFL-Franchises im Kurzporträt, #18: Arizona Cardinals

Was kaum einer weiß: Die Cardinals sind die älteste Franchise der NFL. Bis sie aber überhaupt in der Wüste gelandet sind, musste sie Ortswechsel, Dürreperioden und viel, viel Spott über sich ergehen lassen.

That’s not maroon!

In einem Viertel von Chicago formierte sich 1898 der Morgan Atletic Club, ein Amateur-Ballsportverein. Seit 1901 heißt man „Cardinals“. Grund: Die Amateure bekamen einen Trikotsatz spendiert. Der war jedoch nicht braun (maroon), sondern kardinalrot. Deswegen „Cardinals.“

Man war bald ein Profiteam, das in den Anfangsjahren arge Probleme hatte, adäquate Gegner zu finden, weswegen die „Profis“, auch aufgrund von Krankheitsserien und Weltkriegen, eigentlich nur Teilzeitprofis waren. Bis in die 20er, als man in die blutjunge NFL eintrat. Profi-Football, zur damaligen Zeit in etwa so bedeutend wie die ostfriesische Frauenboßelmeisterschaft. Immerhin: 1925 gewann man per Liga-Dekret den Titel, den ersten von zweien in der Vereinsgeschichte.

Die Cardinals waren danach ein verspottetes Verliererteam, das nur Ende der 40er Erfolge einheimsen konnte: Je einmal Titelgewinn und Finalniederlage gegen die Eagles, doch in den 50ern war man so schlecht, dass die Zeitungen nicht mal mehr über die Mannschaft berichteten und entsprechend schlechte Zuschauerquoten eingefahren wurden. Die Ownerfamilie Bidwell sah sich genötigt, gen Westen auszuwandern.

Cardiac Cardinals

„Gen Westen“ heißt: Sie blieben am Tor zum Westen hängen. In St Louis. Dort gab es dummerweise bereits eine Baseball-Mannschaft namens St Louis Cardinals (soll es by the way heute noch geben) und trotzdem gab es keine Umbenennung. Verwunderlich, dass es gerade in Amerika keine Klage von Seiten der einen oder anderen Mannschaft gab, die das alleinige Namensrecht für sich beanspruchte.

Anyhow, die Cardinals waren zwar eine bessere Mannschaft und deutlich lieber gesehen als in Chicago, aber viele Playoffs gab es nicht. In den 70ern machte man sich aber einen Namen als Cardiac Cardinals – als Team, das für spektakulär knappe und spannende Spiele stand – mit einem Ausgang mal pro, mal contra. Das Contra kam aber stets vor der Superbowl.

Wenn du nicht gewinnst, schaut dir im Land der Amerikaner über kurz oder lang keiner zu. So auch in St. Louis. 1988 setzte Bidwell nach dem 28jährigen Zwischenstopp in St Louis seine Reise gen Westen fort und zog weiter nach Phoenix, Arizona.

In der Wüste

Ob als Phoenix Cardinals oder ein paar Jahre später als Arizona Cardinals: Man stand für die Niederungen der NFL. Ob der Verbleib in der NFC East und der dadurch hohe Reiseaufwand mitschuldig war? Da waren zwar attraktive Gegner (Dallas, Washington, Philadelphia), aber die Reisekosten, baby. Verheerend auch: Der eigene Markt und der zweite Zielmarkt New Mexico waren als Cowboys-Terrain verschrien. Das eigene Stadion war meistens dreiviertel leer, Folge: Keine Übertragungen im Heimatmarkt Phoenix, was natürlich auch bedeutet: Keine Sau weiß, dass es dich überhaupt gibt.

Keine Zuschauer, keine Erfolge. Man stand für Tristesse. Einzig der Lokalheld QB Jake Plummer sorgte für etwas Erheiterung und führte Arizona 1998/99 mit seinem spektakulären Spielstil mal in die Playoffs, wo – bitte festhalten – die Cowboys (!) auswärts (!!) in Grund und Boden (!!!) gespielt wurden. Man kann sich vorstellen, wie fürchterlich es um eine Franchise steht, wenn man sich an so einem einzigen wunderbaren Tag jahrelang aufrichten muss.

Rising up

Auch die 2000er begannen fad, bis 2004 um WR Larry Fitzgerald ein echter Kern gedraftet wurde, auf dem sich aufbauen ließ. Ein Jahr später kam der schon als verbraucht geltende QB Kurt Warner, der einst sensationell die Rams zum Titel ge-quarterbackt (oder so) hatte und nur noch zwei Gehirnerschütterungen vom Karriereende entfernt war, ein weiteres Jahr später der Heiland: QB Matt Leinart.

2008, und der uralte Warner zeigte dem Jungspund Leinart, wo der Hammer hing, führte die Mannschaft erstmals seit Äonen wieder in die Playoffs. Und dort spielte sich Unglaubliches ab: Arizona siegte (Atlanta) und siegte (Carolina) und siegte (Philadelphia) und stand in der Super Bowl. Arizona! Die Cardinals!

Super Bowl XLIII wird als eines der besten NFL-Spiele aller Zeiten angesehen. Arizona verlor, 23-27. Aber das war nicht der Punkt, denn wenn du so spielst, dann kannst du mit erhobenem Haupte gehen. Irgendjemand, der noch weiß, wer 1982 die Meisterschaft gewann? Nein? Aber jeder weiß, wer sie 2008 verlor. Und niemand wird es je vergessen.

Im Jänner 2010 sorgte man mit einem spektakulären, quasi ohne Verteidigungen gespielten 51-45 gegen Green Bay für einen Playoff-Punkterekord. Eine Woche später trat Warner nach einem Bodycheck, der ihm alle Extremitäten vom Körper riss, zurück. Seither ist Arizona auf der Suche nach einem neuen Quarterback.

Das Stadion

University of Phoenix Stadium

University of Phoenix Stadium – Bild: Wikipedia.

Arizona mag als eher langweilige Franchise daherkommen, aber das Stadion ist großartig – das University of Phoenix Stadium (63.000 Plätze), seit 2006 in Betrieb und eine futuristische Arena mit verschließbarem Dach und ausfahrbarem Rasen. Kurios: Die Uni von Phoenix ist weder Besitzer der Arena, noch hat sie eine Footballmannschaft. Sie ist einzig Namenssponsor. Obwohl noch so jung, dass man immer noch den Lack aufm eigenen Sessel riechen kann, hat das Stadion schon die ganz großen Spiele erlebt, an die man sich noch in 150 Jahren erinnern wird: Super Bowl XLII (Manning to Tyree) und Fiesta Bowl 2007 (das unvergessene Boise-State-vs-Oklahoma-Spiel).

Rivalitäten

So richtige Rivalitäten haben die Cardinals trotz einer extrem langen Historie nicht entwickeln können. Gründe könnten das sportliche Siechtum sein und in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten der hohe Lebensstandard in Phoenix: Den Leuten geht es dort einfach zu gut, um sich mit so unwichtigen Dingen wie Footballrivalitäten auseinanderzusetzen. Am ehesten haben sich die Duelle mit den San Francisco 49ers in den letzten Jahren zu heißen Auseinandersetzungen entwickelt.

Gesichter der Franchise

  • Larry Fitzgerald – WR, und was für einer. Dürfte schon jetzt als bester Spieler der ansonsten wenig ruhmreichen Clubgeschichte gelten.
  • Pat Tillman – patriotischer Safety. Meldete sich, obwohl Pro Bowler und kurz vor einem schweren Millionenvertrag, freiwillig zum Kriegsdienst in Afghanistan, wo er durch friendly fire ums Leben kam.
  • Kurt Warner – QB und Gutmensch. Ich werde Warner so schnell nicht vergessen. Vor allem die Playoffs 2008/09 waren absolut fantastisch. Kein Spieler, der so cool gegen den Pass Rush spielt, obwohl er schon fuffzich Mal mit Brummschädel im Bett liegen musste. Eine ausführlichere Warner-Story habe ich schonmal früher geschrieben.

korsakoffs Highlight

Super Bowl XLIII – Ein Spiel mit fantastischen individuellen Leistungen und einem richtig tollen Schlussviertel. Ich habe es glaube ich schon ein halbes Dutzend Mal gespostet, aber es ist so grandios, dass ich es immer wieder bringen muss: Der Mitschnitt der ORF-Kommentierung von Christopher D. Ryan und Michael Eschlböck beim Touchdown Larry Fitzgeralds zur zwischenzeitlichen Führung von Underdog Arizona im letzten Viertel: Touchdown Arizona.

Eckdaten

Gegründet: 1898 als Morgan Athletic Club
Besitzer: Bill Bidwell (Hauptberuf Erbe)
Division: NFC West
Erfolge: Superbowl-Verlierer 2008, NFL-Champ 1925, 1947, 8x Playoffs (5-6)

Audiotipp für die Offseason: Hard Count Podcast, Debütausgabe

Verweis auf ein neues deutsches Podcast-Projekt zur National Football League: Der Hard Count Podcast von Flo Zielbauer und Benni Köpfle vom uns bereits bekannten Blog Hardcount. Die beiden diskutieren in der Debüt-Ausgabe über diverse Offseason-News (Pro Bowl, Verlegung des NFL-Drafts), ausgiebig über den NFL-Draft und schließlich über Sportwetten (win totals).

Zum RSS-Feed, wo sich der Podcast auch herunterladen lässt, geht es hier.

 

(Fast) alles DB in Tampa

Die Tampa Bay Buccaneers – ich schrieb es schon in der Sezierstunde – hatten 2012/13 genau eine große Schwachstelle: Die Pass-Verteidigung, und die war wirklich schwach. Die Pass-Defense besteht im Kern aus zwei Teilen: Passrush und Passdeckung. Die Buccs gingen in der Offseason vor allem letzteres an. Die Secondary wurde ihrem Namen nicht gerecht, denn sie war die Primary.

Die Einkäufe sind massiv: CB Darrelle Revis für einen Erstrundenpick (und zwei weitere Picks), mit Sechsjahresvertrag über 96 Millionen Dollar ohne Handgeld ist einer der größten Trades der letzten Jahre, vielleicht noch höher einzuschätzen als der Harvin-Trade nach Seattle. Revis gilt als bester Manndecker der letzten 10-15 Jahre, als einer, der auf der Höhe seines Schaffens eine ganze Saison lang jeweils den Top-WR des Gegners kaltstellen kann. Revis war der wichtigste Spieler in der Defense der Jets, nein, er war der definierende Spieler der Jets-Defense, der Mann, der möglich machte, was Rex Ryan sich mit seinen gewagten Zone-Blitzings traute. Revis kommt von einer Knieverletzung, aber er dürfte im Herbst wieder voll wiederhergestellt sein und ist dann immer noch erst 27. Es gibt in der Secondary keine schnellere sofortige Verbesserung als Revis einzukaufen.

Via Free Agency wurde der Hitter Dashon Goldson, ein Strong Safety, vom Superbowl-Verlierer San Francisco eingekauft. Goldson war teuer, aber ein Billigteam wie Tampa kann sich den einen oder anderen überbezahlten Spieler leisten. Um aller guten Dinge gleich drei zu machen, kam im Draft dann auch noch CB Johnthan Banks von Mississippi State in der zweiten Runde. Banks‘ größter Negativpunkt war sein fehlender Highend-Speed, alles andere an diesem Prospect soll schon sehr fortgeschritten sein.

Eine Starter-Reihe CBs Revis/Banks und Safetys Mark Barron/Goldson kann sich schon sehen lassen. Die Backups Eric Wright und Myron Lewis könnten auch schlechter besetzt sein. „Vorne“ wurde der Abgang von Passrush-Spezialist Michael Bennett eher schulterzuckend hingenommen. Man scheint darauf zu hoffen, dass die jungen DEs Da’quan Bowers und Adrian Clayborn in ihrem jeweils dritten Jahr endlich ihre Verletzungsprobleme abschütteln und ihrem Draft-Status gerecht werden.


Etwas kurios war im Angriff die Einberufung von QB Mike Glennon in der dritten Runde. Was für ‘n Signal sendet das denn bitte? Es war eh schon bekannt, dass HC Schiano nicht der größte Freund vom Starter Josh Freeman ist und dass man probierte, über diverse Kanäle einen Ersatzmann aufzutreiben (Mallett, anyone?). Persönlich halte ich Freeman für mittlerweile massiv unterschätzt: Die Offense der Buccaneers bringt immer wieder großartige Effizienz-Stats trotz niedriger Completion-Rate zustande, also what? Der Angriff ist um Freemans Monsterarm und die pfeilschnellen WRs Jackson/Williams konzipiert, also warum holt man sich im Draft mit einem recht wertvollen Pick (der ein 3rd-Rounder zweifellos ist) eine unfertigere, schlechtere Kopie Freemans, die jener als offene Kampfansage aus dem eigenen Trainerstab interpretieren muss? Die Einberufung Glennons gehört zu den unkonventionelleren Draftpicks in diesem Jahr.

Frischkellykur in Philadelphia mit Blick auf die Offense

Der erste Eagles-Draftpick dieses Jahr war an #4 in der ersten Runde OT Lane Johnson, der super-athletische Blocker von den Oklahoma Sooners. Ein Pick wie eine Impersonalisierung Chip Kellys: Hünenhaft, kann mithelfen, aus einem potenziellen Fragezeichen im Eagles-Kader eine potenzielle Stärke zu machen. Eine Tackle-Combo Peters/Johnson mit einem Backup Herremans oder Dennis Kelly liest sich im schlechtesten Falle „okay“, im besten aber „exzellent“. Eine extrem athletische Line als Basis des Angriffs. Wenn der bisher gescheiterte OG Watkins es doch noch packt – und neben einem Athleten wie Johnson ist das nicht ausgeschlossen – umso besser.

Die angedachte neue Eagles-Offenseline sieht wohl erstmal so aus:

LT Peters  LG Mathis  C Kelce  RG Herremans  RT Johnson

Für den Moment ist das ein “schwebendes Verfahren”, da vier von den Jungs gerade alte Verletzungen auskurieren und der fünfte in Johnson ein Rookie ist. Peters gilt in fittem Zustand als Granate und vollkommen sicherer Pro Bowler, aber ein Achillessehnenriss ist nix zum Spaßen. Kelce kuriert auch eine alte Verletzung aus und Evan Mathis wurde erst Anfang Mai operiert. Stand heute ist davon auszugehen, dass alle Jungs zum Saisonstart halbwegs wiederhergestellt sein werden.

In den ersten Trainingslagern durfte statt Mathis Danny Watkins spielen, der mittlerweile 28jährige Erstrundenpick von 2011. Watkins gilt als Bust, aber man hält ihm zugute, bisher falsch aufgebaut und trainiert worden zu sein. Watkins gilt vom Körperbau her als fast reiner Lauf-Blocker, aber die Eagles waren unter Andy Reid überwiegend eine Pass-Offense. Es erwartet jeder, dass dies unter Kelly anders sein wird, und das könnte die letzte Chance für Watkins sein, sich zu beweisen.

Konkurrenzkampf bei den Ballfängern

Die Block-Schemen in der Offense Line sind integraler Bestandteil jeder Kelly-Offense, aber damit nicht genug: Kelly verlangt von allen, auch seinen Skill-Players, dass sie beim Blocken mithelfen. Die ersten Trainingseinheiten sollen bereits Block-Schulungen für die Wide Receiver beinhaltet haben. Bisher quasi gescheiterte Existenzen wie der aus Tampa eingekaufte Arrelius Benn dürften sich auf solchen Gebieten profilieren können.

Benn ist ein Mann, gesegnet mit allen Talenten der Welt, aber verfolgt vom Verletzungspech. Am College wurde der Superathlet Benn in einer fast reinen Lauf-Offense verschenkt, und bei den Buccs schlug der Verletzungsteufel zu schnell zu. Benn sagt man ungebrochenen Kampfgeist und Bereitschaft zum Ausführen der schmutzigen Dinge wie eben Blocken nach. Dass sich Leute wie Avant, Maclin oder DeSean Jackson in der Vergangenheit zu schön für solche Dinge waren, könnte einem Benn auf seiner zweiten und vielleicht schon letzten Karrierestation entgegen kommen. (Avant soll von Belichick Kelly zuletzt sogar ins Defensive Backfield versetzt worden sein!)

Kelly überging im Draft die Möglichkeit, Tavon Austin zu holen. Weil der Slot für einen Chip aber immer von Wichtigkeit ist, kam in der zweiten Runde TE Zach Ertz. Ertz ist nicht unbedingt ein Vertreter der „neuen“ TE-Generation, aber gilt als ausreichend solider Ballfänger und vor allem als physischer Vorblocker, mit dem Kelly am College oft genug Bekanntschaft machte (Ertz stapfte beim großen Oregon-Konkurrenten Stanford über das Feld).

Ertz ist 100%ig auch als wichtiger Fänger eingeplant, aber noch mehr wird er Bedeutung für das Lauf-Blocking haben. Möglich, dass Ertz daher sehr viele Snaps sehen wird, da er geschliffener als Benn ist und die anderen wie eben geschrieben nicht als große Vorblocker vor dem Herrn gelten.

Ein X-Faktor könnte Ifeanyi Momah werden, so ein Zwitterwesen zwischen extrem schnellem Tight End und butterfingrigem Wide Receiver. Momah ist ein Hüne und vielleicht nur für die Special Teams angedacht, aber Momah ist im Prinzip genau der Typ Athlet, den Kelly in seine flexible Offense eingebauen könnte. Man sei nicht überrascht, wenn WR/TE Momah es bei Kelly packt und dafür ein Avant rausfliegt.

Einen Superbowl für den Reißverschluss

Heute soll die Entscheidung über den Austragungsort von Super Bowl L (also die Jubiläumsausgabe 50) fallen. Dabei tritt Miami/FL als krasser Außenseiter gegen die Bay Area (San Francisco/Silicon Valley) an, obwohl Miami neben New Orleans vielleicht die klassischste Superbowl-Stadt überhaupt ist und es im Grunde keinen „logischeren“ Ort für die 50te Ausgabe gäbe. Aber Miami hat Probleme, die Finanzierung für dringend notwendige Stadion-Upgrades sicherzustellen. Öffentliche Gelder zur Sanierung des Sun Life Stadiums gibt es längst nicht in dem Ausmaß wie sich die Eigentümerfamilie der Miami Dolphins es wünschen würde, und so ist mehr als ungewiss, ob bis Februar 2016 (dann findet SB 50 statt) alle Verbesserungen am Stadion durchgeführt sein werden.

Die Alternative steht bereits mit ausgestrecktem Arm da und ruft ganz laut „hier!“: Santa Clara, die Heimat der San Francisco 49ers, wo im nächsten Sommer ein hochtechnologisiertes neues Stadion eröffnet wird. Die Stadionbetreibergesellschaft gab vor zehn Tagen den neuen Namen des Stadions bekannt: Levi’s Stadium, benannt nach einem großen Jeans-Hersteller. Einzelheiten des Deals hat die Mercury News abgehandelt; im Kern ist es ein 20-Jahres-Deal über 220 Mio. Dollar.

Die Gesamtkosten vom Levi’s Stadium betragen geschätzte 1,2 Milliarden US-Dollar – eine wahnsinnige Summe für ein Stadion mit 68.500 Sitzplätzen. Die Arena ist als Aushängeschild für die komplette Region (das Silicon Valley) gedacht, inklusive WiFi im gesamten Gebäude, Nutzung von Solarenergie und stark „grün“ angehauchtem Daumen. Der Fan soll ohne Bargeld im Stadion alle Bedürfnisse abgedeckt bekommen und muss nur noch zum Klogang von seinem Sitz aufstehen. Es ist ein offenes Stadion ohne Dach, um die kalifornische Sonne genießen zu können, und um dem Besucher einen möglichst spektakulären Rundblick auf die umgebenden Technologiehochburgen zu bieten.

Diese Arena – bzw. etwas genereller das Thema „neues 49ers-Stadion“ – war viele Jahre lang ein Streitobjekt an der Bucht. Der Name San Francisco 49ers hat aufgrund der sehr erfolgreichen Zeit in den 80er und 90er Jahren mit attraktivem Offensivfootball und vielen charismatischen Charakteren eine Strahlkraft, die weit über die NFL-Welt hinaus geht, und ein solches Team aus der Heimatstadt abziehen zu sehen, fühlt sich ein bissl „falsch“ an. Zumal Santa Clara kein Steinwurf von San Francisco und auch nicht von deren bisherigem Stadion (Candlestick Park) entfernt ist. Die Stadt liegt eine knappe Autostunde (in Stoßzeiten deutlich mehr) südlich, bildet gemeinsam mit dem Nachbarn San José das Epizentrum des Silicon Valley, jener Technologiehochburg, die einer guten halben Million Menschen auf engstem Raum Arbeit verschafft.

Microsoft, Apple, HP, Google, eBay, Nvidia, Intel, Yahoo!, Cisco und wie sie alle heißen – sie alle haben in der Umgebung ihre Firmenhauptsitze. Allein Cisco ist so groß wie eine Kleinstadt. Santa Clara ist zwischen den ganzen gigantischen Firmen noch einer typischen amerikanischen Stadt am ähnlichsten. Auf dem Weg runter von Palo Alto teilt die Autobahn immer wieder die amerikanischen Mittelstandswohnungen von den großen Industriebetrieben und Flughäfen, und erst als man an der Stadt Sunnyvale vorbeigefahren ist und links nur noch Sumpf und Mohr zu sehen ist, nähert man sich dem Stadiongelände, das im Norden von Santa Clara liegt.

Das Stadion wird derzeit in unmittelbarer Nähe der 49ers-Geschäftsstelle (ist schon seit ein paar Jahren in Santa Clara) gebaut. Es ist Teil einer großen Freizeit- und Unterhaltungszone. Vor dem Stadion wird man von Norden kommend erstmal von einer gigantischen Parkplatz-Landschaft begrüßt, und beim Rundgang trifft man auf haufenweise Fußball- und Tennisplätze, einen Golfplatz hinter dem Stadion, und im südlichen Teil einen riesigen Freizeitpark mit Namen „California’s Great America“. Da drinnen stehen u.a. acht Achterbahnen, von denen allerdings keine einer Silver Star das Wasser auch nur annähernd reichen kann (die achte ist derzeit in der Testphase, sieht aber auch nicht furchterregend aus).

Der Stadionbau selbst ist soweit, dass alle Tribünen bereits stehen. Man kann den Baufortschritt im Internet quasi live miterleben, da aus mehreren Perspektiven Webcams zur Verfügung stehen: Levi’s Stadium Baufortschritt live. Im Zeitraffer nachvollziehen, wie so ein Ding hochgezogen wird, geht übrigens auch.

Der Stadionbau dürfte spätestens im Hochsommer 2014 abgeschlossen sein (scheint mir ein realistischer Termin). Etwas unangenehm könnten Montagnacht- oder Donnerstagnachtspiele werden, obwohl die Parkplatzsituation trotz der vielen potenziellen Attraktionen in der unmittelbaren Umgebung gut ist: Vielmehr ist es so, dass der Kickoff bei „Nachtspielen“ an der Westküste in etwa halb sechs Uhr Ortszeit ist, also mitten im Feierabendverkehr. Ich kann mir vorstellen, dass die NFL für die 49ers künftig vorsichtig sein wird, wenn es ums Vergeben von Primetime-Spielen an Werktagen geht. Die Super Bowl selbst ist bekanntlich an einem Sonntag (Ortszeit) und dürfte insofern ein „kleineres Übel“ darstellen.

Das Levi’s Stadium hat zwar grad auch für diese Region einen bizarren Namen, sollte aber auf alle Fälle ein würdiger Rahmen für die Jubiläums-Superbowl sein. Noch ist nicht ganz abzuschreiben, dass Miami nicht doch noch die Sensation schafft, aber es soll unwahrscheinlich sein.

Der Verlierer der Abstimmung für Superbowl 50 tritt dann heute im Anschluss in der Abstimmung über den Austragungsort für Superbowl 51 gegen das wunderschöne Reliant Stadium von Houston (zuletzt Anfang 2004 Superbowl-Austragungsort) an. Auch hier gälte Miami nur als Außenseiter.

The Countdown, T-minus 115: Colorado Buffaloes

Paul Myerberg ist in seinem College Football Countdown bei der #115 angelangt, den Colorado Buffaloes aus der Pac-12 Conference. Colorado war in den 90ern eine ganz große Nummer im College Football, gewann u.a. in der Saison 1990/91 die National Championship und später eine Heisman Trophy, war dank vieler ambitionierter Spielansetzungen auch eines der landesweit meist gezeigten Teams im Fernsehen. Die letzten Jahre waren ein permanenter Niedergang, vor allem in der Zeit unter dem Head Coach Dan Hawkins, dem Architekten des kleinen Footballwunders Boise State, der 2006 nach Colorado wechselte, dessen Ära aber unter keinem guten Stern stand, Stichwort culture clash. Vor zwei Jahren wurde der Schritt zurück ins Heimelige gemacht, und ein Coach „aus dem Volk“ ernannt. Ich schrieb schon damals:

Ähnlich schlecht ist die Stimmung beim neben Utah zweiten Neuzugang der Pac-12, den Colorado Buffaloes. Nach Jahren der Kontroversen wurde Head Coach Dan Hawkins abgesägt und mit Jon Embree nun ein neuer Mann – ein Colorado Man – eingestellt. Täuscht es, oder ist die Qualifikation „kennt die Uni und das Umfeld“ immer mehr ein Qualifikationsmerkmal für Head Coaches? Embree hat nicht einmal Erfahrung als Coordinator, trotzdem gilt der Mann als Messias. Es soll eine neue, bodenständige Offense eingeführt werden, ganz klassisch mit Fullback und Quarterback mit Händen am Arsch des Centers, anstelle von Shotgun Spread.

Zwei Jahre später ist Embree weg, nachdem er die einst stolzen Colorado Buffaloes in Grund und Boden gecoacht hatte. Die letzte Saison war der tiefste aller möglichen Tiefpunkte, mit Schlappen sogar gegen Teams aus der FCS und Niederlagen und einer 1-11 Bilanz. Der neue Coach ist Mike MacIntyre, der von San Jose State kommt; über MacIntyre schrieb ich letzten Sommer in der Preview von San Jose:

Über den Chefcoach Mike MacIntyre hört man nur Gutes: Der Mann soll seiner Mannschaft voll vertrauen und die Mannschaft gibt entsprechend Herz, Lunge und Seele für hingebungsvollen Football.

MacIntyre hat in seiner Vita wenig Glanz und Glorie gesehen, dafür umso mehr Erfahrung gemacht mit schwierigen Aufbauprogrammen. Im starken Solid Verbal Podcast von Ty Hill und Dan Rubenstein, seit Jahren dem besten Podcast über College Football, war MacIntyre letzte Woche zu Gast und machte einen extrem guten Eindruck.

MacIntyre kommt zugute, dass er drei Jahre Erfahrung in Kalifornien (San Jose liegt im Silicon Valley) sammeln konnte und sich dort einen guten Ruf erarbeitete. Das ist insofern wichtig, weil Kalifornien neben dem Heimatstaat Colorado und Texas der wichtigste Ort für das Recruiting der Buffaloes ist, oder wie es MacIntyre im Podcast formulierte „Texas und Kalifornien sind so riesig, dass sie für jeweils zwei oder drei Staaten zählen“.

MacIntyre kann mit einem attraktiven Programm werben: Trotz allem Niedergangs hört man nur Gutes über den Heimatort der University of Colorado, Boulder, wo es auf luftiger Höhe das ganze Jahr über viel zu erleben gilt; Colorado hat einen guten Namen, gehört immer noch zu den meist gesehenen Footballprogrammen im landesweiten Fernsehen, und solche Unique Selling Positions möchte er nutzen.

Er hat auch ansonsten einen Plan: Möchte eine Spread Offense installieren, die schnell spielt. Hat dabei schon daran gedacht, die Seitenlinien mit Sauerstoff-Tanks zu verbauen. Möchte für die Defense nur schnelle, wendige Linebacker und Nickelbacks rekrutieren, weil du sonst in der wieselflinken Pac-12 Conference kein Land siehst.

MacIntyre arbeitete im vergangenen Jahrzehnt mal drei Jahre bei den Dallas Cowboys als Assistenzcoach von Bill Parcells. Nach eigener Aussage soll das so was wie ein dreijähriges Trainee-Programm gewesen sein, in dem er drei Dinge lernte, die er nie vergessen wird:

  1. Trainingsplanung.
  2. Evaluierung von Spielertalenten.
  3. Motivation von Spielern.

MacIntyre gilt als die Sorte Coach, die sich auch über das Spielfeld hinaus um ihre Spieler kümmert, da sie der Ansicht ist, ein Mensch vertraut dem anderen nur dann voll, wenn er spürt, dass er ihm was wert ist. Schon bei San Jose hörte man immer wieder, wie gerne sein Team doch für ihn spielte, und Hand aufs Herz: In den Spielen zeigte sich das. Völlig limitierte Mannschaft, die aber biss und fightete bis zum Umfallen.

MacIntyres Ziel für diesen Herbst ist Aufbauarbeit und mehr Konkurrenzfähigkeit. Die Buffs wollen in möglichst vielen Spielen nicht schon zur Pause abgeschossen sein, denn das macht zweierlei: Du verlierst, und zwar hoch, und du bist gedanklich nur eine Halbzeit mit drin. Um für die Zukunft zu arbeiten, musst du aber versuchen, dich auch und vor allem im Kopf vorzubereiten.

Ob Colorado mit MacIntyre wieder zu alten Höhen finden wird, ist natürlich noch komplett in den Sternen, aber es scheint immerhin ein Ruck durch die Community gegangen zu sein, und MacIntyre ist da offensichtlich erheblich dafür mitverantwortlich.

Frischkellykur in Philadelphia: Eine Statue für Chip

Denken wir nochmal dran zurück, was wir von Chip Kelly bereits wussten: Er gilt als Meister der schnellen Offense, liebt groß gewachsene Athleten und hybride Defensiv-Aufstellungen. Was wir nicht in Betracht gezogen hatten: Chip Kelly kann einen reinrassigen Pocket-Passer holen.

Vor lauter Fokussierung auf die wendigen Quarterbacks auf flinken Füßen hatte ein Move wie die Einberufung von QB Matt Barkley mit dem ersten Pick der vierten Runde (98ter Pick overall) völlig ausgeschlossen geschienen. Kelly begründete Barkley mit lieber einen gescheiten Pocket-Passer als einen lauwarmen Scrambler. Ein Move, der total unerwartet kam, aber was wissen wir schon, wie die Eagles ihre Offense tatsächlich gestalten werden. Den Reaktionen nach zu urteilen hatten die Eagles Barkley als Top-50 Spieler gesehen und ergo an #98 erfreut zugegriffen. Pocket-Passer und No-Huddle schließen sich ja nicht grundsätzlich aus.

Das Quarterback-Karussell

Der Move für Barkley schiebt Michael Vick in Philadelphia gewaltig ins Abseits. Bisher hatte es so ausgesehen, als sei QB Nick Foles, Drittrundenpick im letzten Jahr, die lame duck, als eher hüftsteifer Werfer ohne große Scramble-Fähigkeiten. Mit der Ankunft von Barkley und dem nicht passierten Verkauf von Foles sendete Kelly ein Signal: Keine prinzipielle Abneigung gegen die Statuen. Vick ist maximal noch Statthalter, bis sich die beiden Jungen den Starter untereinander ausgeschnapst haben.

Das dürfte kein großes Problem sein. Vick gilt als menschlich gereift und es ist unwahrscheinlich, dass ein Vick im Kader zu einem Krebsgeschwür á la McNabb wird. Die Mitspieler lieben Vick und den Support, den er in den letzten Jahren auch von der Bank gab. Sollte Kelly bereits kurzfristig ohne Vick planen, könnte dessen Entlassung dank dessen billigen Vertrags immer noch erfolgen.

Vick ist 33 und hatte zuletzt zwei extrem fehleranfällige Jahre. Er ist noch flott bei Fuß und seine Rakete von Arm ist noch intakt, aber da Vick nie wirklich lernte, wie man Defenses liest, und stets auf seine herausragende Athletik baute, sind kleinste Alterserscheinungen tödlich für so einen QB-Typus. Vick ist ein brutal harter Knochen, der nicht zurückstecken wird. Mann kann ihm alles vorwerfe, aber nicht, dass er nicht immer vollen Einsatz bringt. Trotzdem ist er maximal die Gegenwart, aber gewiss nicht die Zukunft bei den Iggles.

Kelly liebt es, im Training Konkurrenzkampf zu schüren. Mit Dennis Dixon gibt es noch ein dark horse als vierten Mann, ein ehemaliger Oregon Duck, der einst kurzzeitig bis zu einer schweren Verletzung für den damaligen OffCoord Kelly gespielt hatte. Würde ich raten, so hat Barkley als der Kelly-Mann von 2013 einen leichten Kreditvorsprung, aber gleich dahinter kommt Foles als möglicher Erbe Vicks.

Matt Barkley

Matt Barkley - Bild: Wikipedia

Matt Barkley – Bild: Wikipedia

Für Barkley selbst dürfte Philadelphia eines der bestmöglichen Szenarien sein. Er kann sich sicher sein, dass sein Coach besser als die meisten anderen um seine Stärken und Schwächen weiß, schließlich musste sich Kelly am College einmal pro Jahr auf Barkley und seine USC Trojans vorbereiten.

Barkley ist kein unreifer Jüngling, der mit überzogenen Erwartungen in die NFL kommt. Spätestens der letzte Herbst dürfte ihm die Illusionen von einem beschwinglichen Leben als Profi genommen haben, aber Barkley hatte schon vorher einen Haufen Scheiße gesehen. Wenn du ans College kommst und plötzlich ist da nicht mehr „dein“ Coach, der dich rekrutiert hat, sondern ein beratungsresistenter Windhund wie Lane Kiffin dein Vorgesetzter, ist das eines. Wenn aber dann deiner Mannschaft Dutzende Stipendien und der BCS-Traum aberkannt werden und du wider Erwartungen zwei Jahre außer Konkurrenz in der Anonymität (ein relativer Begriff für USC, ich weiß) spielen musst, ist das schon was anderes.

Wenn du deines Traumes vom BCS National Championship willens dein letztes Jahr am College bleibst und einen Status als quasi fixer Top-10 Pick aufgibst, und dann mit deinem hochgejazzten Footballteam auf die Grausige abschmierst und in die vierte Runde des Draft fällst, weißt du, dass dir fortan nichts mehr geschenkt wird.

Matt Barkley dürfte ein reifer Mann sein. Er ist auf alle Fälle gewandt im Umgang mit den Medien, den er an einem der hitzigsten Colleges besser als alle anderen erlernen durfte – da ist USC sicher die beste Schule dafür. Und guter Umgang mit den Medien ist in einem Haifischbecken wie Philadelphia niemals eine zu unterschätzende Voraussetzung.

Dass Matt Barkley als Workaholic gilt, kann ihm im Ansehen des Trainerstabs nicht schaden; Kelly liebt Arbeiter, und er versuchte schon am College, auch für die besten Spieler gute Schüler als Backups zu rekrutieren, um den Konkurrenzkampf immer und immer wieder neu zu beleben. Und Konkurrenzkampf dürfte in Philly mit dieser QB-Situation durchaus massiv sein.

Das heißt nicht, dass Barkley es schaffen wird, oder dass er schon dieses Jahr der Starter sein wird. Es heißt bloß: Die erste Profistation hätte für Barkley eine weitaus schlimmere sein können. Barkley ist kein Wurftalent wie Luck oder RG3, seine besten Eigenschaften sind die, die ich eben beschrieb, und sie sind nicht direkt Football-lastig.

Aber ich würde doch mehr als ein paar Cents drauf wetten, dass Kelly mit Barkleys Football-Voraussetzungen – schneller Release, gute Wurfpräzision auf Mittel- und Langdistanzen, Spielintelligenz – etwas anzufangen weiß, das einem Eagles-Quarterback Barkley zumindest eine gute Chance zum Erfolg gibt.

The Countdown, T-minus 119: Texas-San Antonio Roadrunners

Paul Myerberg ist mittlerweile schon bei der #119 im Countdown angelangt, und es handelt sich dabei um ein interessantes Projekt aus dem texanischen San Antonio, einer Stadt mit einem seit seinem Bau fast brach liegenden Stadion, dem 60.000 Zuschauer fassenden Alamodome. Seit zwei Jahren ist dort ein neues FBS-Programm im Aufbau, die Roadrunners von der University of Texas, San Antonio (UTSA).

Die Jungs debütierten letztes Jahr in der FBS und fuhren gleichmal zum Einstand einen 8-4 Record ein! Okay, sie spielten viermal gegen die FCS und gewannen davon viermal, und von den vier Siegen gegen die FBS waren zwei Siege gegen die Debütantenkollegen von South Alabama und Texas State sowie gegen zwei Gurkentruppen, die zusammen 2-22 waren, aber wen kratzt’s? Die Roadrunners sind nicht soooo übel wie man meinen würde. Und weil sie viele Ressourcen haben und offensichtlich potente Booster, wechseln sie schon gleichmal diesen Herbst in die Conference USA, die deutlich über die Qualität der aufgelösten WAC einzustufen ist.

Head Coach ist mit Larry Coker kein unbekannter Name: Coker war vor einem Jahrzehnt der Cheftrainer der Miami Hurricanes, deren 2001er-Mannschaft als vielleicht beste aller Zeiten im College-Football gilt. Cokers Teams brachten Superstars wie Ed Reed, Andre Johnson, Vince Wilfork, Jonathan Vilma, Clinton Portis oder Willis McGahee in die NFL (die Liste ist noch länger!). Coker galt allerdings nie als Mann, der ein Team aufzubauen vermag, sondern mehr der Typ Mourinho, der aus einem fast fertigen underachiever einen Champion formt. Bei UTSA beweist Coker gerade das Gegenteil, denn auch wenn die meisten Siege nur gegen inferiore Konkurrenz kamen: Es sind beachtliche Erfolge für eine Mannschaft, die ganze 22 (!) Spiele in ihrer Geschichte bestritten hat.

Ich habe Coker mal bei ESPN im Interview gehört und er meinte sinngemäß: Es ist eine geile Aufgabe, ein Programm von null auf aufzubauen. Das schwierigste ist am Anfang, eine Philosophie, eine Kultur zu schaffen. Das dauert. Du musst deinen Trainerstab darauf einschwören, das ist nicht einfach. Es werden nicht alle Spieler mitziehen und du hast am Anfang erfahrungsgemäß viel personellen Turnover (also Abgänge), aber damit musst du leben.

Das zweitschwierigste ist, dass du keine erfahrenen Recken hast, die die Youngster führen. Das ist nicht zu unterschätzen, denn die Jungs sind keine Dummies. Sie sehen genau, was vorgeht und wenn es ihnen nicht in den Kram passt und sie nicht von Kumpels geführt werden, machen sie Sachen, die sie nicht sollten. Wenn du deine Arbeit aber gut machst, beißen sie sofort an.

Es ist zwar schwierig vorstellbar, dass ein traditionsloses Programm aus dem Nichts komplexer ist als, sagen wir, aus den Alabama Crimson Tide ein Angriffsmonster zu basteln, das statt 13-7 nun eben 54-51 gewinnt, aber das ist nicht der Punkt. Coker hat in Texas riesige Footballbegeisterung und einen unerschöpflichen Pool an Talenten aus den Highschools, dass die großen Player wie Texas-Austin, Texas A&M oder Oklahoma gar nicht genug abgreifen können, als dass nicht noch ein paar gute Spieler für die Roadrunners abfallen.

Für 2013 sollte man von Texas-San Antonio erneut keine Wunderdinge erwarten, aber es gibt zwei positive Dinge: QB Eric Soza ist ein wirklich ansehnlicher Mann, der brutal gut scrambeln kann, ein Näschen dafür hat, Sacks zu vermeiden und erstaunlich wenige Turnovers produziert. Zum anderen soll die neue Recruiting-Klasse gut sein, auch weil einige gute Jungs aus den Junior-Colleges (JUCO) gekommen sind.

Texas-San Antonio spielte bisher ganze acht Spiele gegen FBS-Konkurrenz. In diesem Jahr werden es allein zwölf sein. Eine erneute 8-4 Bilanz ist nicht nur unrealistisch, sondern komplett ausgeschlossen, und trotzdem wird die Mannschaft eine bessere sein als letztes Jahr.


Der Coach der #118 im Countdown hat am selben Tag Geburtstag wie der NFL-Rekordhalter an Catches bis zum Jahre 1995, nur in einem anderen Jahr.

(Tipp: Besagter Rekordhalter könnte Art Monk gewesen sein, der 1995 zurücktrat; Monk hat am 5. Dezember Geburtstag. Jim Tressel hat lt. Datenbank am 5.12. Geburtstag, ist aber derzeit a) nur als Berater angestellt und zwar bei Akron, das b) schon im Countdown vorgekommen ist)

Frischzellenkur rewind: Der Seahawks-Draft von 2010

Die Wurzeln des Seahawks-Aufstiegs sind Ende der Saison 2009/10 zu finden, als der Besitzer der Seahawks, Paul Allen, den Head Coach Jim Mora jr., der schon in Atlanta einen schlechten Job gemacht hatte, und GM Tim Ruskell rauswarf und sich anschickte, die seit Jahren dümpelnden Hawks wieder auf Vordermann zu bringen. Allen installierte den neuen GM John Schneider aus dem Personalbüro der Green Bay Packers, und holte Pete Carroll zurück vom College in die NFL. Für Carroll war das damals nicht bloß die Chance, es nach einer nur mäßig erfolgreichen Zeit in den 90ern noch einmal der NFL zu beweisen, sondern auch willkommene Gelegenheit, die University of Southern California rechtzeitig zu verlassen, bevor ein halbes Jahr später der Hammer der NCAA im Fall Reggie Bush zuschlug.

Erster großer Auftritt der neuen Seahawks-Leitung war der NFL-Draft 2010 – und drei Jahre später kann man ein exzellentes Zeugnis für diese Draftklasse ausstellen. Zugegeben, mit dem ersten Erstrundenpick (Pick #6) konnte Seattle damals nix falsch machen. Die Mannschaft war ein Scherbenhaufen, es gab keine „würdigen“ Quarterbacks (obwohl Tebow aufm Tablett war) und Seattle holte sich den Muskelberg LT Russell Okung von der Oklahoma State University. Die Tackle-Klasse von 2010 hatte als massiv gut besetzt gegolten, und Okung war auf den meisten Boards der höchstbewertete Tackle gewesen; als Washington an #4 OT Trent Williams zog, war eigentlich allen klar: Seattle würde in der Lotterie Okung ziehen. Es war ein einfacher Pick, den jeder Holzkopf geschafft hätte, und alle konnten die Logik nachvollziehen. Okung hatte in der NFL zwar viele Zipperlein, weil immer wieder Muskeln rissen und die Wade zwickte, gilt aber unisono anerkannt als einer der besten seiner Zunft.

Wenn du eine Draftklasse von Prädikat ganz groß haben willst, musst du auch ein wenig Glück haben. Seattle hatte das in Form eines letzten Geschenks des alten Regimes, das anno 2009 via Trade mit dem grünschnäbeligen Head Coach Josh McDaniels (Denver Broncos) einen Erstrundenpick für einen Zweitrundenpick generieren konnte! So durften die Hawks 2010 auch noch an #14 picken – und sie schlugen zu: S Earl Thomas von der University of Texas ist heute ein dynamischer Playmaker, einer meiner Lieblingsspieler, der an die besten Zeiten des besten Safetys ever, Ed Reed, erinnert. Thomas ist ein Freelancer und begeht als solcher naturgemäß viele Fehler – gescheiterte Blitzes, schlechte Coverage – macht das aber mit dem wett, was Scouts range nennen: Der Mann ist so schnell, so flink, dass er vom Gegner als ständige Bedrohung wahrgenommen wird, der man extra Aufmerksamkeit in der Vorbereitung schenken muss.

Der Thomas-Pick war seinerzeit nicht ohne Nebengeräusche, da alle Welt von Carroll erwartet hatte, dass er „seinen“ Schützling vom College, S Taylor Mays, mit diesem Pick holen würde. Das ist so ein gängiges Gerede vor dem Draft: Coach X holt Spieler Y, weil er den am College unter seinen Fittichen gehabt hatte. Stimmt manchmal, oft aber nicht: Carroll kannte die Schwächen des undisziplinierten Mays und überging die Sentimentalitäten. Es ist eine vergleichbare Situation mit der Nassib/Marrone-Geschichte bei den Bills dieses Jahr. Mays ging dann übrigens in der zweiten Runde nach Cincinnati, wo man seither versucht, ihn irgendwie ins System einzubauen.

Mit dem Zweitrundenpick (#60) bekamen die Seahawks WR Golden Tate, dessen berühmteste Szene bisher sicher der Freak-Touchdown bei der Hail Mary gegen Green Bay war. Niemand hält Tate heute für den besten Receiver der Liga, aber in einem kompletten WR-Corp ist Tate durchaus ein wertvoller Baustein, ein Spieler, für den es sich lohnt, einen so hohen Draftpick zu investieren.

Was beim Blick auf die Seahawks-Klasse von 2010 auffällt, ist, dass sie viele Trades machten: Nur der Okung-Pick war einer, der ursprünglich den Hawks gehört hatte; alle anderen wurden entweder gegen andere Picks eingetauscht oder von der NFL in Form von Compensatory Picks geschenkt. So hatte Seattle keinen Drittrundenpick, was in der Retrospektive nicht übel ist, da die dritte Runde von 2010 nur wenige wirklich herausragende Spieler produzierte (LB Bowman und TE Graham sind die mit Abstand besten).

Der dritte Tag des Drafts 2010, also ab vierte Runde, tut in der Rücksicht etwas weh, da die Seahawks Granaten wie DT Geno Atkins oder TE Aaron Hernandez verpassten, obwohl beide Positionen als große Needs gegolten hatten. Gerade ein Hernandez hätte wunderbar in die Carroll-Philosophie gepasst, Spieler zu holen, die alles Potenzial der Welt hatten, aber charakterliche Zeitbomben sind. Man lasse sich heute nicht davon täuschen: Hernandez war ein Knallkopf, der allerhand Probleme mit der Justiz hatte und sich mehr als einmal die Woche die Birne zukiffte. Aber er hatte auch als fantastisches sportliches Prospect gegolten, fiel dann aber wohl wegen der Bedenken in die vierte Runde. New England sagte danke. Seattle holte seinen Tight End erst in der sechsten Runde in Form von TE Anthony McCoy, und der war ein Carroll-Schützling vom College; McCoy ist kein Mann, um den du deine Offense baust, aber das verlangt von einem Sechstrundenpick auch niemand.

Seattle verpasste Hernandez also in der vierten Runde, und das gleich zweimal (Seattle hatte zwei 4th-Rounder). Mit dem ersten Viertrundenpick holte das Front-Office CB Walter Thurmond, der auch ins Schema des Carroll passte: Eigentlich ein Talent für die höheren Runden, aber ein großes Verletzungsfragezeichen nach einer horrenden Knieverletzung mit mehreren Bänderrissen. Thurmond ist drei Jahre später ein wertvoller Cornerback für die Rotation. Starter ist er keiner, da die Hawks ein Jahr später Browner und Sherman vom Schrotthaufen aufklaubten, und bei den Jungs muss sich keiner grämen, wenn er nicht dran vorbei kommt. Der andere Viertrundenpick der Seahawks war DE E.J. Wilson, ein längst vergessener Mann.

Die Klasse ist bisher schon sehr gut, aber das Kronjuwel fehlt noch: SS Kam Chancellor, der in der fünften Runde mit dem 133ten Pick kam und im Grunde eine Markt-Ineffizienz offen legte. Die NFL war zu dieser Zeit gefangen in ihren immergleichen Deckungssystemen, und Chancellor war so ein Spieler, der nirgendwo richtig reinpasste: Zu klein für einen Linebacker, zu groß für einen Safety, zu wenig Spezialist, zu viel Generalist. Der Typ Spieler, den du in den letzten Runden draftest eben. Oder auch nicht.

Es mag Zufall sein, und vielleicht waren Carroll und DefCoord Gus Bradley überrascht, dass Chancellor so gewaltig einschlug, aber es ist schwierig zu leugnen, dass Carroll/Bradley einen Plan für ihre Defense hatten. Der Plan legte wert auf Aggressivität und Physis an der Anspiellinie. Aggressivität, Physis und superbe Lauf-Defense sind die größten Assets des Kam Chancellor, der gern auch mal über die Strenge schlägt und nicht weit davon entfernt ist, das Label des nächsten großen Hard Hitters übergestülpt zu bekommen. Für den Gedanken, dass sie einen Plan hatten, steht auch die Einberufung von CB Richard Sherman ein Jahr später: Sherman war ein ähnlicher Spielertyp und kam in der fünften Runde.

Chancellor war also in gewissem Sinne auch ein Trendsetter. Heute, nur drei Jahren später, werden solche Spielertypen in der zweiten und dritten Runde gedraftet, sind also sehr viel teurer. Die Pioniere profitierten noch vom ineffizienten Markt.

(Man muss an der Stelle allerdings auch anmerken, dass die überwiegende Mehrzahl der Pioniere mit ihren unkonventionellen Ideen scheitert und nur die paar wenigen gelungenen Neuerungen wie eben Chancellor am Ende herausragen. Der Draft 2010 hatte auch ein bekanntes Negativbeispiel: Tim Tebow)