Christtagsvorschau 2016

Eine spoilerfreie Vorschau auf den heutigen Spieltag am Christtag.


Wir haben heute zwei Partien: 22h25 mit Pittsburgh Steelers (9-5) vs Baltimore Ravens (8-6) und um 2h30 mit Kansas City Chiefs (10-3) vs Denver Broncos (8-6).

Die Ausgangslage ist klar: Wenn gestern Miami (bis letzte Woche 9-5) gewonnen hat, müssen die Ravens und Broncos bereits zwingend gewinnen um nicht schon heute aus dem Playoffrennen eliminiert zu sein. Hat Miami in Buffalo aber verloren, bleiben beide rechnerisch auch mit einer Niederlage im Rennen.

Gewinnt Pittsburgh, gewinnen die Steelers die AFC North. Gewinnen die Chiefs, bleiben sie ein Big-Player in der AFC West und erhalten sich eine Chance auf den Top-Seed der AFC. Gewinnt Baltimore, ziehen die Ravens an den Steelers vorbei, halten den Tie-Breaker und können nächste Woche die AFC North gewinnen. Für Denver ist im besten Fall noch ein Wildcard-Platz drin.

Pittsburgh Steelers – Baltimore Ravens

22h25, live DAZN, Gamepass und PULS 4

Eine der besten Rivalitäten in “meiner” NFL-Zeit war stets das black&blue-Duell zwischen den Pittsburgh Steelers und den Baltimore Ravens, die sich seit über einem Jahrzehnt stets physische, defense-lastige Derbys leisten, die häufig über den Ausgang der AFC North entscheiden und mehrmals in den Playoffs ausgespielt wurden. Unvergessen ist vor allem das AFC-Conference Finale 2008/09 zwischen der #1 und der #2 Defense im Lande, als mehrere Offensivspieler ausgeknockt wurden ehe die Steelers mit einem knackigen 23-14 die Super Bowl erreichten.

In den letzten Jahren verlor Steelers vs Ravens etwas an Intensität, da beide Franchises ihre Wechseljahre durchmachten. Heute geht es zum ersten Mal seit etwa fünf Jahren wieder direkt im den Gewinn der Division – und pünktlich zum Kickoff haben beide Mannschaften wieder ihre Defenses in Schwung gebracht.

Die Ravens 2016 haben die beste Run-Defense der NFL mit einer Success-Rate von fast 65%. Starke Run-Defense ist gegen die Steelers immer ein wesentlicher Faktor, denn Pittsburgh baut seit der Rückkehr von RB #26 LeVeon Bell ganz massiv auf dessen Talente bei wuchtigen Läufen über die Mitte bzw. als Ballempfänger von Kurzpässen. Bell macht fast 150yds/Spiel und sieht in jeder Partie an die 30 Bälle. Im Prinzip kannst du in den letzten Wochen den Trend erkennen, dass die Steelers, wenn sie mit mindestens sieben Mann an der Offense Line stehen (5 OL + 2 TE), sehr gerne laufen.

Pittsburghs in den letzten Jahren so gigantisches Passspiel ist nicht mehr so dominant: QB Roethlisberger bringt zwar 6.9 NY/A an den Mann, aber Roethlisberger leistet sich doch immer wieder unmotivierte Fehlpässe und wirft 2.3 INTs auf 100 Pässe. Dazu ist man dieses Jahr wieder viel eindimensionaler und von WR #84 Antonio Brown abhängig: Brown wurde in 143 der 535 Passversuche der Steelers angespielt.

Brown hat 96 Catches für 1188yds und 11 TD. Dann kommt RB Bell mit 72/601/1. Erst danach kommen die nächsten Wide Receivers mit Rogers und deep threat Coates, die beide aber keine 500 Yards gemacht haben. Insbesondere Coates ist in erster Linie kaum mehr als ein Drohmittel Marke „ich kann jederzeit tief werfen und dich verbrennen“ – nur 18 Catches, aber 20.7yds/Catch. Aber auch viele INTs bei langen Bällen für Coates.

Pittsburgh erlebte im „Hinspiel“ vor ein paar Wochen in Baltimore ein Offense-Fiasko, als man drei Viertel lang keine Punkte machte und von einer aggressiven Ravens-Defense 12 Drives lang komplett abgewürgt wurde, keine 80 Yards machte. Erst als man bereits hoffnungslos mit 3 TD zurücklag, brachte Roethlisberger etwas Schwung in die Offense. Die Hoffnung ist, dass jene aseptische Vorstellung damals vor allem einem damals lädierten Roethlisberger zuzuschreiben ist und der QB heute wieder zu großer Form aufläuft.

Bei den Ravens konzentrieren sich die Fragen in der Offense vor allem auf die Balance zwischen Lauf und Pass: Fast 63% der Spielzüge sind Pässe, und selbst bei klaren Führungen wie zuletzt gegen Miami lässt Interims-OffCoord Marty Mornhinweg gern munter werfen. Da fragst du dich, wieso zur Saisonmitte Mornhinwegs Vorgänger Trestman gefeuert wurde, dem man vor allem zu viel Passfetisch nachgesagt hatte.

Es wäre nicht so, dass Baltimores Laufspiel komplett tote Hose ist: Die Ravens haben sich um RB #28 West und #30 Dixon erfangen und machen über 4yds/Carry. Die jungen Offense Liner um LT Stanley haben ihre Stärken vor allem im Run-Blocking, aber trotzdem wichst Mornhinweg eine Passorgie erster Güte über das Feld – und es sieht selten schön aus: QB Flacco mit 64% Completion-Rate, aber tiefe Pässe sind eine Rarität.

Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Partie entwickeln wird. Die Ravens wurden vor zwei Wochen in New England an die Wand gespielt, haben aber theoretisch eine Defense, die Pittsburghs größte Stärke – RB Bell – aus dem Spiel zu nehmen vermag. Pittsburgh hat seinerseits die Waffen in Offense und Defense um Baltimores Stärken komplett aus dem Spiel zu nehmen. Misch die „Must-Win“ Situation auf beiden Seiten sowie die Rivalität mit rein und du hast eine Partie mit echtem Playoff-Feeling.

Kansas City Chiefs – Denver Broncos

2h30, live DAZN und Gameplass

Spiel der vielleicht schon letzten Chance für den amtierenden Superbowl-Champ Denver, und das gegen die Chiefs, gegen die man vor ein paar Wochen auf bizarre Art und Weise schon einmal verloren hat. Jene Niederlage könnte sich jetzt als tödlich für die Playoff-Aspirationen erweisen.

Denver stellt zwar die ligaweit beste Pass-Defense (4.9 NY/A), die sogar letzte Woche New England dominierte, hat aber ein Offense-Problem von groben Ausmaßen. Es hakt in Lauf und Pass. Im Prinzip fängt die Scheiße bei den Broncos mit der schwachen Offense Line an: QB Siemian sieht schnell Pass Rush durchkommen, und wo ein Manning auch in seiner schwachen letzten Saison immerhin cool gegen den Druck blieb, wird der Grünschnabel Siemian zu schnell nervös: Siemian kassiert zu viele Sacks (7% Sack-Quote) und ist in Druck-Situationen extrem interceptions-gefährdet.

Und obwohl die Broncos mit ihrer Top-Defense kaum Punkte zulassen und die Spiele stets eng sind, muss Siemian häufig als Werfer antreten, da das Laufspiel der noch schwächere Part der Offense ist. #22 Anderson ist im Vergleich zu den letzten Jahren nicht wiederzuerkennen. Sein Backup #20 Booker sieht optisch nicht schlecht aus, aber auf dem Stat-Sheet schreibt Booker mickrige 3.4 YPC an. Gary Kubiaks so gefürchtetes Laufspiel ist mausetot.

Die Chiefs stehen ihrerseits zwar bei 10-3 inklusive zwei Siegen über den AFC-West Krösus Oakland, leisten aber sich dennoch immer wieder unerklärliche Ausrutscher wie letzte Woche gegen Tennessee und zuvor Tampa.

Sie haben ähnlich wie Denver Schwachstellen in der Run-Defense, aber sie haben eine famose Pass-Defense mit extrem gutem Passrush, der Siemian das Leben zur Hölle machen kann. Gefährlich werden die Chiefs auch durch ihre neu entdeckte „tiefe“ Dimension im Passspiel, wo QB Alex Smith zuletzt mehrfach den geschwindigen WR #10 Hill suchte und fand. Im Herzen ist Smith aber risikoavers wie eh und je geblieben: Smith wird sich keinen tiefen Pass entlocken lassen, wenn er nicht 100%ig sicher ist, das es keine INT gibt.

So läuft es bei diesem Spiel darauf hinaus, dass es nicht allzu viele Punkte geben wird. Die Partie wird der gewinnen, der die paar Big-Plays in Offense, Defense und Special Teams aushaut, die es zum Sieg braucht. Einiges wird davon abhängen, wer früh in Führung geht und wer in den „Catch-Up“ Modus schalten muss. Dank der kompletteren Mannschaft und dank Heimvorteil würde ich meine Jetons eher auf Kansas City denn auf Denver setzen.

10 Kommentare zu “Christtagsvorschau 2016

  1. CJ Anderson steht schon seit mehreren Wochen auf IR. Die Broncos verpflichteten dafür Wandervogel Forsett.
    Die Chiefs stehen dank ihrer Niederlage gegen die Titans nur bei 10-4 und haben heute ebenfalls Druck, wollen sie den AFC West Titel noch holen.

  2. Hey,
    Wir überlegen kommende Saison ein Spiel in London zu sehen und schwanken zwischen Cards vs Rams oder Saints vs Dolphins. Hat jmd Tips, warum eines der Spiele geiler ist/ welches wir sehen sollten? Und ob es generell noch etwas zu beachten gibt?
    Grüße und danke!

  3. Beides mist spiele,aber rams vs cards wäre besser kann sein das die rams sich im draft gut verstärken dann wäre das spiel ansehnlicher.

  4. Ja, das AFC Championship 2009 war das brutalste Spiel ever. Ich erinnere mich an Willis McGahee regungslos am Boden, ich dachte im ersten Moment, der steht nie wieder auf.

    Das wird auch heute kein Weihnachtsfest, die steeelers haben eine der besten Defenses in der zweiten Saisonhälfte. Shazier wird ein Monster gegen den Lauf und Flacco wird ein schweres Leben haben gegen die Passing Defense.

  5. Ich hab mal ne Frage an euch. Wenn die Lions morgen gegen Dallas gewinnen, ist es dann tatsächlich in Week 17 das Entscheidungsduell um die NFC North zwischen Detroit und Green Bay oder ist dann doch schon alle gegessen? Green by könnte ja nur noch von der Bilanz her ausgleichen ne?! Oder sind sie dann mit einem Sieg besser? Und was geschieht, wenn die Lions morgen verlieren?

    Fragen über Fragen 😀

  6. Unabhängig vom Ausgang des Spiels in Dallas wird DET vs GB nächsten Sonntag über den Gewinn der NFC North entscheiden, da bei Punktgleichstand die Packers das direkte Duell gewinnen.

    Detroit kann sich morgen mit einem Sieg oder Remis aber zumindest das Playoff-Ticket als Wildcard-Team sichern.

    Detroit verliert sein Playoff-Ticket mit folgenden Ausgängen:
    – Niederlage morgen in Dallas
    – Heimniederlage gegen Green Bay am 1. Jänner
    – Heimsieg Washington gegen Giants am 1. Jänner

  7. Pingback: Es weihnachtet: Pittsburgh Steelers – Baltimore Ravens im Liveblog | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  8. Ahhh danke. Das bedeutet also, dass wir auch noch mit 2 Niederlagen in die Playoffs einziehen können, sollten die Giants in Week 17 gewinnen :)?

  9. @Zillasch: Ja.
    Zu bedenken ist, dass die Giants ihr Ticket sicher haben. Sie können ihre Division nicht mehr gewinnen. Sie sitzen aktuell im #5 Seed. Sie würden diesen bei Punktgleichheit mit Detroit halten. Den Tie-Breaker mit Green Bay würden man verlieren. Für die Giants gibt es also noch etwas zu verlieren, wenn sie nach Washington fahren.

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