Date am Donnerstag – Week 8

Letzte Woche hatten wir ein großartiges Donnerstagsspiel. Die heutige Ansetzung klingt nicht so wirklich sexy: Baltimore Ravens (3-4) vs Miami Dolphins (4-2). Für mich die Chance, auf zwei bislang auf dieser Seite wenig beleuchtete Teams von 2017 zu schauen.


Die Ravens machen in dieser ersten Saisonhälfte in etwa den erwarteten Eindruck: Die Defense gehört zu den besseren im Lande, während es im Angriff ruckelt und hustet. Baltimore 2017 ist ein Case-Study „wie spiele ich NFL-Offense ohne Wide Receivers“.

WR Perriman und WR Wallace (beide Gehirnerschütterung) und WR Maclin (Schulter) konnten zuletzt nicht spielen und sind heute ebenso fraglich – und so blieben den Ravens zuletzt Starting-WRs wie Moore und Allen, die kein Mensch kennt. Hinter einer Offense Line, die durch Abgänge (RT Wagner) und schwere Verletzungen (OG Yanda) komplett dezimiert wurde, spielt QB Joe Flacco einen unappetitlichen Krampf zusammen, der in der ersten Saisonhälfte zu bislang 4.2 NY/A im Passspiel reicht – das Schlagwort dafür ist „unansehnlich“.

Das liegt auch am ultrakonservativen Playcalling von OffCoord Mornhinweg, der Flacco kaum mehr tief gehen lässt. Flacco macht dieses Jahr 8.2 Yards pro Completion – der mit weitem Abstand schlechteste Wert der Liga und ganze 1.2 Yards/Completion schlechter als die #31… der heutige Gegner, Miami. Viel „sicherer“ ist das Passspiel damit nicht: Flacco hat schon 8 INTs geworfen, eine brutale Quote von 3.4%.

Die Ravens überleben aktuell noch mit ihrer brauchbaren Defense, aber auch die wird ihre 4.8% INT-Quote nicht halten können. Gegen Minnesota am Sonntag brach dann trotz Rückkehr von DT Brandon Williams auch noch die Run-Defense zusammen, was zum kompletten Kollaps führte.

Das schlimmste an den Ravens: Sie spielen an schlechten Tagen so lethargisch, da ist es spannender, einer Spinne beim Hochkraxeln der Wände zuzuschauen als Football am Sonntagabend. Head Coach John Harbaugh genießt noch immer einen exzellenten Ruf unter NFL-Insidern und Fans, aber das Spiel der Ravens sowie das völlige Desinteresse dieser lethargischen Mannschaft an mehr als einem Spiel dieses Jahr schreien eigentlich aus jeder Pore nach nach „Entlasse! Entlasse!“

Soweit ist es beim Gegner sicher noch nicht. Denn bei den Dolphins mausert sich Chefcoach Adam Gase zum Spezialist für knappe Spielen: Miami ist trotz negativem Punktverhältnis dieses Jahr 4-2, hat vier knappe Spiele gewonnen, eines davon per Comeback (vs Atlanta), ein anderes dank verschossenem Fieldgoal beim Gegner (Chargers), eines dank INT des Gegners in der Crunchtime (Jets) und eines gegen Matt Cassels Tennessee Titans.


Die Dolphins hatten vor der Saison viele als mögliche Playoffteilnehmer auf dem Zettel, was vornehmlich an ihrer überraschend starken 10-6 Saison im letzten Jahr lag. Ich hatte bereits gewarnt, dass jene Bilanz das Leistungsvermögen der Dolphins massiv überschätzt hat. In den ersten Wochen fühle ich mich trotz positivem Record bestätigt.

Die Offense wirkte unter dem als Notnagel eingekauften QB Jay Cutler komplett shot. Wie bei den Ravens gehen die Dolphins selten tief, machen kaum Yards/Completion. Cutler ist nun mit angeknacksten Rippen weg, und wer die Jubelstürme bei der Einwechslung von MATT MOORE, dem ewigen Backup, der sich einst noch nichtmal gegen einen kaputten Jimmy Claussen durchsetzen konnte, gesehen hat, der kann ungefähr erahnen, wie groß die Ernüchterung der Dolphins-Fans diese Saison trotz gutem Record bereits war.

Aber es ist nicht allein das triste Passspiel (5.1 NY/A, besagte 9.4yds/Completion) allein. Auch Laufspiel kommt kaum in die Gänge. Ich würde das nicht allein am eigentlich dynamischen RB Ajayi ausmachen, sondern auch an der oft löchrigen Offense Line.

Star der Dolphins ist die Defense um den MVP-Kandidaten DT Ndamukong Suh, die bislang vor allem gegen das Laufspiel extrem dominiert und mehr als 2/3 der Läufe für negative EPA plattmacht. Jene Defense konnte sich unter der Woche sogar leisten, den einst teuer eingekauften CB Maxwell zu feuern. Die Front-Seven ist auch ohne den zuletzt meist inaktiven Maxwell gut genug und bei den Cornerbacks hat sich Tankersley bereits einen Namen als exzellenter Deckungsspieler gemacht.

Wenn man das alles aber liest, darf man heute keinen Leckerbissen erwarten. Baltimore hat Heimvorteil und das wohl etwas bessere Team. Aber Miami hofft ein auf kurzfristiges Aufflammen des Passspiels unter Moore, von dem es kaum Tape gibt und der vielleicht einen kurzen Überraschungseffekt bringen kann.

12 Kommentare zu “Date am Donnerstag – Week 8

  1. Nicht so, dass Perriman gross helfen würde, wenn er da wäre. Für mich (als optimist) ein sicherer Bust. So leid es mir tut

  2. In Full Speed (also ohne auf slow Motion zu schalten) war der Hit meiner Meinung nach schon sehr physisch, aber der Aufschrei ist nicht gerechtfertigt. Flacco läuft bei 3rd-10 soweit wie möglich und beginnt seinen slide erst, als LB Kiko Alonso schon kurz vor dem Einschlag ist. Wenn ich bei 3rd-10 als Verteidiger einen QB an die line-to-gain rennen sehe, dann halte ich da auch voll rein (wenn man den QB schonmal hitten darf – weil er in dem Moment Runner ist). 😀

  3. Ich gehöre auch zu den wenigen unglücklichen Nachteulen, die sich das Spiel angetan haben 🙂

    Aber ich hab mich während seines runs schon gefragt, was zur Hölle macht Flacco da, warum geht er dieses Risiko? In der red zone ist man selten besonders lange allein unterwegs, da sind 10y ne ganze Menge. Erst recht für einen Joe Flacco, der – gefühlt – sowas eh selten probiert. Klar 3rd & 10, aber Baltimore führte 13:0, mit Fieldgoal 16:0. Die Dolphins waren noch dazu völlig überfordert und strahlten null Gefahr aus. Die ganze Aktion bleibt mir einfach unverständlich…

  4. Ich bin auch eher der Meinung das es eine Mischung aus Bad Luck und schlechter Entscheidungsfindung von Flacco gewesen ist, die zu dem Tumult geführt hat.

    Was mich aber noch viel mehr irritiert hat, und das nicht zum ersten Mal, das die NFL noch immer relativ wenig macht um austickende Spieler vom Feld zu stellen. Ich würde es begrüßen wenn man den Replay Officials da eine Handhabe geben würde um Spieler des Feldes zu verweisen wenn sie meinen Handgreiflich zu werden, oder Unsportlichkeiten begehen.

    Ja, ich denke an Dich Vontaze Burfict; und auch ja dazu das ich als Steelers Fan weiß, das es auch dort einige gibt, die über das normale Maß an Aggressivität hinausgehen.

  5. wow das flacco überhaupt mal läuft ist ja schon ein wunder, der Hit war aber voll in Ordnung, flacco war noch nicht komplett am Boden deshalb rannte kiko voll rein.

  6. Cam, (ich weiss, es ist Erbsenzählerei, aber) Flacco war minimal vor dem Einschlag am Boden. Leider aber eben sehr sehr spät. Da kann der LB nicht mehr zurückziehen. Trotzdem wirkt es auf mich, als könnte man da vom Tackling her weniger aggressiv reingehen.
    Ich muss ehrlicherweise dazusagen, mich hat die allgemeine „Spiel“-weise von Miamis Defense massiv genervt: Suh geht Mallett an die Gurgel, DE Hayes steckt Finger in gegnerische Augen, und dann noch Alonso. Da bewerte ich Miami-Spieler vielleicht zu hart. Kann gut sein, dass Ihr mit Eurer Beurteilung näher an der richtigen Auslegung dran seid.

  7. Würde auch eher auf legaler Hit setzen…
    Auch relativ sauber- Helm geht nicht direkt auf den Helm von Flacco; denke es ist die Schulter…. aber wie abgesprochen recht hart – wie es dir aber auch jeder Defense Coach immer und immer wieder eintrichtern wird.

    Die Frage ist aber wie die nfl langfristig damit umgehen will. Ein Regeländerung würde hier wohl wenig ändern, weil wie gesagt die Reaktionszeit einfach nicht mehr ausreichend ist… aber mittelfristig wird eine Liga, in der dir Stars regelmäßig mit concussion ausfallen, insbesondere die qbs… deutlich an Interesse verlieren…

    Mal abgesehen davon, das es auch die medizinischen Bedenken nährt…

  8. @Dizzy: bei Brady würde ich mich evtl aufregen, das stimmt. Trotzdem aus Defense Sicht geht Kiko mit der Schulter rein. Dass sein Ziel nach unten geht und dadurch die Einschlags-Zone nicht Brust/Schulter ist, sondern eher Schulter/Kopf ist auf jeden Fall unglücklich.
    Meine Intention war auch nicht, Miami Spieler zu verteidigen. Suh ist eh ein A*******. Fand es eher schön, dass Miami kassiert hat – nachdem Großkotz Jarvis Landry vorige Woche den Reporter anschreit: „Tell ‚em Stop doubting us!“ 😄

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