Samstagsvorschauer – Woche 11

Letzte Woche war der College Football zugepflastert mit hochkarätigen Matchups. Heute sieht der Spieltag etwas ruhiger aus.

Das Playoff-Rennen

Zur Erinnerung hier das Ranking sowie die heutigen Gegner der im Playoff-Rennen verbliebenen Mannschaften (LSU halte ich trotz #7 Ranking für völlig chancenlos hinsichtlich Playoffs):

#1 Alabama (9-0) – 21h30 vs #16 Mississippi State (CBS)
#2 Clemson (9-0) – 2h @Boston College (ESPN)
#3 Notre Dame (9-0) – 1h30 vs FSU (NBC)
#4 Michigan (8-1) – 21h30 @Rutgers (BTN)
#5 Georgia (8-1) – 1h vs #24 Auburn (ESPN)
#6 Oklahoma (8-1) – 21h30 vs Okahoma State (ESPN)
#7 LSU (7-2) – 1h30 @Arkansas (ESPN)
#8 Washington State (8-1) – 21h30 @Colorado (ESPN)
#9 West Virginia (7-1) – 18h vs TCU (FS1)
#10 Ohio State (8-1) – 18h @Michigan State (FOX)

Nur vier Spiele sind in unseren Landen für alle zu sehen – die ESPN-Spiele:

#6 Oklahoma Sooners – Oklahoma State Cowboys (21h30). Das Bedlam-Derby. Es ist das Duell zwischen der Offense von Lincoln Riley (Oklahoma) und Mike Gundy (Oklahoma State), wobei erstere in diesem Jahr ungleich potenter und vor allem wesentlich konstanter spielt. Es ist schon faszinierend, wie Oklahoma seinen Rekord-QB Baker Mayfield als #1-Draftpick in die NFL schickte und dann aus dem Hut den nächsten famosen Super-QB in Kyler Murray zieht. Murray ist fast sicher kein NFL-Material, aber mit seiner Athletik ein fantastischer „Double-Threat“ als Läufer und Passer.

Oklahoma hat nach der Niederlage gegen Texas Mitte Oktober DefCoord Mike Stoops gefeuert, doch wirklich stabil wirkt die Defense noch nicht. Gegen Oklahoma State ist sowas durchaus gefährlich, denn auch wenn die Cowboys nur 5-4 sind: Bis auf zwei völlige Ausreißer nach unten (17 Punkte @Texas Tech und 12 Punkte @K-State) ist der Angriff nicht wirklich das Problem.

Dennoch ist Oklahoma klarer Favorit. Nur wenn den Cowboys ein ganz großes Spiel ausrutscht, haben sie in Lincoln eine Chance. Oklahoma ist im SRS nach Einrechnung des Heimvorteils mit 17.5 Punkten zu favorisieren.


Colorado Buffaloes – #8 Washington State Cougars (21h30). Washington State ist mehr vage Hoffnung als wirkliche Vernunft, wenn man an die Playoffs denkt. Zu schwach ist der Record der Mannschaft von Mike Leach, die keinen wirklich starken Gegner schlagen konnte. Letzte Woche würgte sich Wazzou zu einem 19-13 Last-Minute Sieg gegen die Monster-Defense von Cal.

Das war die schwächste Partie seit Langem von QB Gardner Minshew, der 71% Completion Rate, 397 Pass-Yards/Spiel und 27 TD vs. 7 INT geworfen hat. Heute wartet Colorado in seinem bildhübschen Stadion in Boulder. Gemessen am SRS ist Washington State mit 5 Punkte favorisiert – selbst als Auswärtsmannschaft.


#5 Georgia Bulldogs – #24 Auburn Tigers (21h30). Letztes Jahr war diese Paarung das SEC-Finale, das Georgia souverän 28-7 gewann… drei Wochen, nachdem es damals von Auburn 40-17 an die Wand gespielt worden war. So unterschiedlich können Footballspiele laufen.

In dieser Saison hat Georgia noch nicht ganz die Aura dieses Alabama 2.0 entwickeln können – und dennoch steht man schon jetzt wieder als Fixstarter im SEC-Finale fest. Der Gegner diesmal ist allerdings nicht Auburn, das eine harzige Saison erlebt, und das heute vor allem darum spielt, doch noch ein gutes Gefühl aus der Saison mitzunehmen – in dem man einem Rivalen die Saison versaut.

Auburn ist eine der Universitäten, zu denen ich das vermutlich gespaltenste „Verhältnis“ pflege. Die Tigers haben ganz klar nicht die Ressourcen wie die etwas größere University of Alabama und somit auch ein wenig den Bonus des „ewigen Zweiten“ – doch auf der anderen Seite ist die Boosterschaft in Auburn um das personifizierte Böse Bobby Lowder schon eine sehr eigene Welt mit einem sehr eigenen Weltbild.

Auch wenn Lowder mittlerweile in keiner offizielleren Funktion mehr aktiv ist: Für ihn und Co. sind die Tigers eine Mannschaft, die zwingend jedes Jahr um den National-Title mitspielen muss, wofür sie jahrein, jahraus an die Grenzen des Erlaubten gehen, was Recruiting angeht. Und wofür sie auch bereit sind, einen Coach, der sie vor nur fünf Jahren bis wenige Sekunden vor den National-Title geführt hat, trotz eines 38-Mio$ Buyouts zu feuern.

Die Rede ist von Gus Malzahn, Offensiv-Innovator und im Prinzip erfolgreicher Head Coach. Malzahn hatte 2018 „die Mannschaft“ beisammen, die eigentlich Titelreife besaß. Doch ein brutaler Schedule mit u.a. Clemson, Alabama und 2x Georgia (allesamt Semifinalisten) machte Malzahn die Saison kaputt.

Heuer ist Auburn ein wenig auf 6-3 abgestürzt, auch weil QB Stidham nicht den erwarteten Sprung gemacht hat. Schon steht Malzahn vor dem Aus. Du glaubst, dass die Booster vor so einer Trainerfigur zurückschrecken? Nur mal so als Referenz: Malzahns Vorgänger Gene Chizik gewann 2010 im zweiten Jahr den National Title. 2012 wurde er gefeuert.

Zum Spiel selbst: Georgia ist nach SRS mit 15.5 Punkten zu favorisieren.


#17 Boston College Eagles – #2 Clemson Tigers (02h). Das größte Heimspiel für Boston College seit den Zeiten mit QB Matt Ryan – also locker 10 Jahre. Die Eagles sind 7-2 und befinden sich inmitten der besten Saison in der mittlerweile 6 Jahre dauernden Amtszeit von Steve Addazio, einem disziplinfanatischen OL-Guru, der mit Boston College bislang nie besser war als 7-6.

Zuletzt waren die Eagles jahrelang als Defense-Monster ohne Offense bekannt, doch seit DefCoord Don Brown die Uni verließ und sich nun als landesweit verehrter DefCoord von Michigan einen Namen macht, hat sich das Mannschaftsgefüge eher in Richtung Offense verschoben.

Boston College besticht durch extrem physische Spielweise mit viel knochentrockenem Laufspiel über RB A.J. Dillon, einem der härtesten Runner im Land. Das Eagles-Erfolgsrezept bislang war, mit Dillon den Gegner mürbe zu laufen und zwischendurch auf Big-Plays im Passspiel zu vertrauen. Dabei scheut Addazio nicht vor Heady-Personnel en masse zurück: Formationen mit 2 oder 3 TE sind keine Seltenheit.

Ob dieses Rezept, 1st&10 -> 2nd&6 -> 3rd&2 -> 3rd Down Conversion, gegen Clemson aufgehen kann, ist fraglich. Wenn Clemson mit seiner gefürchteten Defensive Line voller angehender NFL-Prospects eines kann, dann ist es, Physis mit noch mehr Physis zu begegnen. Laufspiel gegen Clemsons D-Line ist eine Herkulesaufgabe, und wenn du denkst, dass du ja zwischendurch einen Pass versuchen kannst, stürmen vier künftige Profis auf dich zu – aus allen Himmelsrichtungen.

Und: Clemson ist in der Offense mittlerweile massiv. Seit QB Trevor Lawrence die Stammrolle übernommen hat, geht die Pass-Offense auch mal tief, was für RB Etienne ganz neue Möglichkeiten eröffnet hat. Clemson fertigt seine Gegner in den letzten Wochen gleich reihenweise in einer Manier ab, dass die Spiele schon Mitte des zweiten Viertels entschieden sind.

Wird es auch diesmal so schlimm? Vermutlich nicht ganz. Denkbar, dass Boston College Mitte drittes Viertel noch irgendwo am Eck herumlungert. Doch in Summe sollte sich der krasse Talentvorteil von Clemson auf lange Sicht durchsetzen. Im SRS ist Clemson selbst auswärts mit 8.5 Punkten favorisiert.

Die anderen Anwärter

Nehmen wir die letzten Jahre als Basis, wird #1 Alabama gegen #16 Mississippi State keine Probleme haben. Ich kann mich an ungewöhnlich schlampige Alabama-Vorstellungen gegen die Bulldogs erinnern, ohne dass Bama jemals Gefahr gelaufen wäre, gegen dieses eigentlich sonst so solide Team zu verlieren. SRS sagt Alabama mit 17.5.

#3 Notre Dame mit Heimspiel gegen FSU. Wichtig: Es fehlt Notre-Dame QB Ian Book mit Verletzung. Also wird wohl wieder QB Brandon Wimbush eingewechselt, der wirklich kein guter Werfer ist. Das dürfte für Notre Dame eine Schwächung sein, aber ist es genug um gegen das bislang so enttäuschende FSU ins Straucheln zu geraten?

SRS sagt „Nein“: Notre Dame genießt Favoritenstatus von 22.5 Punkten.

#4 Michigan könnte in Rutgers auch mit der Ersatzmannschaft antreten. Es würde immer noch mit mindestens 2 TD gewinnen. Michigan ist als Auswärtsteam für das SRS mit 33 Punkten favorisiert.

#9 West Virginia gegen TCU? In Morgantown sind die Mountaineers mit 13.5 Punkten vorne, wenn wir SRS glauben. Doch aufgepasst: Nach einem emotionalen Highlight wie letzte Woche mit dem 2pts-Conversion TD von QB Will Grier gegen Texas passiert es am College häufiger, dass Mannschaften völlig platt ins nächste Spiel gehen.


#10 Ohio State @ #18 Michigan State. Ein schwieriges Spiel für Ohio State, wo Urban Meyer in Mark Dantonio auf einen Gegner trifft, der ihm schon manches Mal Probleme bereitete. Man erinnere sich an die Partie vor drei Jahren, als ein krasser Außenseiter Michigan State nach Columbus fuhr und die Power-Offense um RB Ezekiel Elliott komplett ausschaltete, 17-14 gewann und Ohio State (damals regierender Landesmeister) aus dem Titelrennen warf.

Wir haben heuer dieses Szenario: Ohio State hat keinen mobilen QB, der das Laufspiel unterstützen könnte (Dwayne Haskins). Michigan State hat eine der besten Run-Defenses im Lande (3.4 YPC aufgegeben, #3) und wäre theoretisch gut aufgestellt um das OSU-Running Game zu stoppen.

Was passiert dann? Haskins ist ein starker Werfer, aber die Offense von Urban Meyer braucht ein hervorragendes Laufspiel um ihren QB zu unterstützen. Tritt also der Fall ein, dass Michigan State den Gegner eindimensional machen kann, sind die Spartans nur mehr ein paar Special-Teams Plays von einem Upset entfernt.

Für das SRS ist Michigan State sogar dank Heimvorteil als leichter Favorit anzusehen: 1.5 Punkte Vorteil für die Spartans.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..