NFL Power Ranking 2018 – Woche 12: Die „Hue Line“

Power Ranking 2018 nach Woche 12 – heute mit einer neuen Übersicht: Der „Woche für Woche“ Performance einzelner ausgewählter Mannschaften.


Die Baltimore Ravens bleiben – wie vor einigen Wochen prognostiziert – dick im Playoff-Rennen. Die Ravens-Defense bleibt in meinem Ranking die #1 der NFL. Die Offense sieht mit Lamar Jackson auf QB auch bedeutend besser aus, wobei sich diese Besserung weniger in Pass-Yards ausdrückt, sondern vielmehr im Rushing:

  • Vor Jacksons Starting-Debüt: 44% Run-SR (#8), -0.05 EPA/Run (#24), 4.1 YPC (#28)
  • Seither: 54% Run-SR (#2), 0.16 EPA/Run (#5), 5.6 YPC (#6)

Jackson wirft mit 6.4 NY/A in seinen beiden Spielen als Starter. Flacco hatte nur 6.0 NY/A zustande gebracht. Jacksons größtes Problem ist seine mit 5.4% hohe INT-Quote, aber es gilt für alle Jackson-Stats: Kleine Testmenge. Wird sich einpendeln.

Hier eine neue Übersicht aus meinem Excel – die Übersicht Woche für Woche: Wie hat das Passspiel und Laufspiel über die einzelnen Spiele der Saison performt – in Anzahl der Plays, Yards/Versuch, Success-Rate und EPA/Play.

Bei den Ravens sehen wir in den letzten beiden Wochen einen extremen Anstieg der Run-Plays (logisch mit einem QB Jackson), aber gleichzeitig auch beschriebene deutlich bessere Success-Rate im Laufspiel.

Baltimore Ravens Offense - Week by Week 12

Dieselbe Mappe können wir uns übrigens für die Indianapolis Colts ansehen – und nachvollziehen, warum die Colts in den letzten Wochen im Power-Ranking mittlerweile im Mittelfeld der NFL angekommen sind.

Die Colts hatten in ihren ersten sechs Spielen nur zweimal positive EPA/Play. Seither in jedem ihrer fünf verbliebenen Spiele. QB Luck spielt seit Wochen „on fire“ – was angesichts dreier durchaus knackiger Defenses wie Buffalo, Jacksonville oder Tennessee nicht völlig selbstverständlich ist.

Indianapolis Colts Offense - Week by Week 12

Du willst es doch auch wissen: Wie sieht die Offense-Formkurve der Cleveland Browns vor und nach der Entlassung von Star-Coach Hue Jackson aus?

Hier ist die Antwort – rot markiert: Die „Hue Line“, der Zeitpunkt, als Cleveland sich von Jackson und OffCoord Todd Haley trennte und das Zepter an den neuen Coordinator Freddie Kitchens übergab: Acht Spiele mit HUE: 2-5-1 Bilanz und nullmal positive EPA/Play.

Drei Spiele ohne HUE: 2-1 Bilanz und dreimal deutlich positive EPA/Play. Natürlich waren Chiefs, Falcons und Bengals keine weltbewegenden Gegner, aber verglichen mit den unterirdischen Offensiv-Vorstellungen der Browns waren die letzten drei Wochen großartige Verbesserung.

Wir sehen auch: QB Baker Mayfield musste in den beiden Siegen gegen Atlanta und Cincinnati nur selten werfen (21 bzw. 26 Mal). Weil Mayfield dabei so effizient war und Cleveland sich damit eine frühe Führung erspielen konnte, brauchten die Browns hernach nicht mehr lange „Ich-fang-dich“ spielen und einem Rückstand nachlaufen. Vor allem in 1st Downs sind die Browns unter Kitchens eine Granate: 12.4 NY/A im 1st Down-Passing, 71% Pass-SR.

Die Browns sind somit eines der weiteren Teams, die nicht „establish the run“, sondern „establish the lead“ als ihr neues Mantra entdeckt haben. Und somit haben sie sogar eine kleine Außenseiterchance auf die Playoffs: Aktuell sind sie nur 1.5 Spiele von der letzten Wildcard entfernt. Der Restspielplan bleibt happig. Aber mit neu gewonnener Offensivstärke schließe ich nichts mehr aus.

Cleveland Browns Offense - Week by Week 12.png

Ein paar Bemerkungen zu anderen Teams

Jacksonville feuerte innerhalb weniger Tage OffCoord Nathaniel Hackett und setzte QB Blake Bortles auf die Bank. Bei Hackett weiß ich nicht genau, was ich von ihm halten soll. Ich schätzte Hackett eigentlich zwischendurch immer wieder recht gut ein, weil er aggressive Mentalität an den Tag legte, als der ineffiziente RB Fournette mit Zipperlein auf der Bank saß. Eines von Hacketts besten Spielen kam in den letzten Playoffs in Pittsburgh, als er mutig zu Werke ging und die Partie damit wesentlich pro Jacksonville beeinflusste.

Doch dann callte Hackett auch wieder Bullshit-Spiele wie im AFC-Finale in New England eine Woche später oder vor 10 Tagen gegen Pittsburgh, als er mit Führung in der Crunch-Time einen 1st-Down Run nach dem anderen in die Mauer jagte und seine Offense damit vor unlösbare Probleme stellte.

Doch Hackett ist vermutlich nicht das Hauptproblem in Jacksonville. QB Blake Bortles ist es. Bortles ist nicht bloß der Meister der Garbage-Time. Er war in den letzten eineinhalb Jahren auch der „Jason Garrett“ von Jacksonville: Gerade gut genug um sich auf seinem Posten halten zu können, aber am Ende das Problem, das den Durchbruch verhinderte.

Ich gebe zu: Jacksonville hielt so lange wider jeglicher Logik an Bortles fest, dass ich nicht mehr mit einem Benching rechnete – obwohl es seit minimal eineinhalb Jahren unausweichlich schien. Dass Jacksonville in der Offseason nicht bloß die Suche nach einer QB-Alternative mied, sondern mit Bortles auch noch mit fetten Eiern verlängerte, grenzte schon damals an Wahnsinn. Und ist es mit heutigem Wissen noch mehr.

Hindsight-Bias? 100% Nope.

Alle wussten es. Nur Coughlin und GM Caldwell nicht. Und damit verschenkten die Jacksonville Jaguars sehenden Auges ein goldenes Playoff-Fenster. Dass sie nun bei 3-8 und mit QB Cody Kessler als Top-Option eher dem Top-Pick als einer Wildcard in die Augen schauen: Wohl bekomm’s. Oder Recht geschieht.


Eine der wahnwitzigen Partien am Wochenende war Carolina vs. Seattle. Die Seahawks gewannen 30-27 durch ein Last-Second Fieldgoal, doch das grenzt ob der Statistiken hinter der Partie fast an einen Treppenwitz. Die Statistiken zur Pause:

  • CAR-Passing: 79% SR, 11.4 NY/A, 0.76 EPA/Pass
  • CAR-Rushing: 40% SR, 5.1 YPC, -0.31 EPA/Run
  • SEA-Passing: 50% SR, 7.4 NY/A, 0.23 EPA/Pass
  • SEA-Rushing: 21% SR, 3.6 YPC, -0.13 EPA/Run

Und Carolina führte… 13-10. Fünf Trips in die gegnerische Redzone, darunter vier innerhalb der gegnerischen 10 Yards Line, führten zu insgesamt 13 Punkten und einer viel zu knappen Führung. Im Fußball heißt es „wer die Buden vorne nicht macht, wird hinten bestraft“. Das Footballgesetz ist ein ähnliches. Carolina ließ zig Chancen liegen und wurde am Ende bitterlich bestraft.

Die Niederlage ist keine simple. Sie drückt Carolina auf 6-5 und hebt Seattle im gleichen Zug auf 6-5. Seattle hält nun den Tie-Breaker, und während Carolina noch zwei Partien gegen das Monster Saints hat, darf Seattle drei Spiele gegen 49ers/Cardinals und insgesamt vier Heimspiele bestreiten.


Woche 12 ist übrigens die Woche, in der die Buffalo Bills die rote Offense-Laterne abgeben. Buffalo ist nun die #31 Offense, u.a. weil QB Josh Allen hervorragend scrambelt und das Team im Passspiel zumindest in Tebow-Zone geführt hat: Buffalo bringt nun 4.8 NY/A an den Mann. Noch immer der schlechteste Wert der NFL, aber wenigstens keine „Peterman-Zone“ mehr.


Der Contender, von dem das Power-Ranking nach wie vor nicht überzeugt ist: Houston (8-3). Die Texans sind voll im Rennen um eine AFC-Direktqualifikation für das Divisional Playoff, aber nach den Effizienz-Metriken sieht das Power-Ranking die Texans nur auf Platz 14.

Es kreidet den Texans dabei vor allem den extremen Wischi-Waschi Schedule an, den vierteinfachsten der NFL. Ein schwacher Schedule allein wäre kein Breaker, wenn du ihn klar dominierst. Aber Houston ist mit 7.0 NY/A Passspiel in der Offense nur die 9t-beste Passing-Offense und hat eine der ineffizientesten Running-Offenses, fast 300 Yards gegen Tennessee hin oder her.

Den Texans wird’s eher wurscht sein: Ihr verbleibender Spielplan ist mit Browns, Colts, @Jets, @Eagles und Jaguars relativ günstig gelegen. Ein Sieg über die Colts – und der Divisionssieg ist fast sicher in der Tasche (man hätte dann drei Spiele plus Tie-Breaker Vorsprung).


Was viele auch nicht denken würden: Das beste AFC-Team für das Power-Ranking sind die Los Angeles Chargers, nicht die Kansas City Chiefs. Zugegeben: Der Unterschied zwischen den beiden AFC-West Rivalen ist eher gering. Aber nicht bloß schätzt das Ranking die Philip-Rivers Offense als fast gleich gut ein wie die Mahomes-Offense von Andy Reid.

Sondern es ist von der Chargers-Defense (#14 der NFL) deutlich mehr angetan als von der wackeligen Chiefs-Defense, die nur an #26 rausläuft. Und: Los Angeles bekommt seinen mutmaßlich besten Verteidiger, DE Joey Bosa, rechtzeitig zur heißen Saisonphase wieder zurück.

Aktuell liegen die Chargers nur ein Spiel hinter den Chiefs. Trotzdem wird es mit dem Gewinn der AFC West schwierig, denn der Schedule meint es nicht gut mit Los Angeles im Dezember: Es stehen noch Spiele @Pittsburgh (kommendes Sunday Night Game), @Chiefs, @Broncos und vs Ravens an. Vor allem das @Chiefs-Spiel wird Los Angeles Sorgen machen.

Dagegen Glück für die Chiefs, die noch zweimal gegen die Raiders randürfen und gegen Los Angeles im direkten Duell ein Heimspiel haben (das Hinspiel hat man in Woche 1 @Chargers gewonnen).

Zum Ranking.

NFL Power Ranking 2018 - Woche 12

NFL Power Ranking 2018 – Woche 12

Und so liest sich das ganze: Die erste Sektion (WP | E16) beschreibt die Stärke der jeweiligen Mannschaft. WP entspricht der Siegchance der jeweiligen Franchise gegen eine standardisierte, durchschnittliche NFL-Franchise, E16 ist WP hochgerechnet auf 16 Spiele (WP*16 = E16). Die zweite Sektion (SOS | Rs) beschreibt die Stärke des Schedules und die Platzierung des Schedules. OFF ist die Platzierung der Offense, DEF die Platzierung der Defense.

Einige weiterführende Übersichten

 

Wahrscheinlichkeiten für Woche 13

Letzte Woche: 11-4 für das Power-Ranking. Damit ist das Ranking dieses Jahr 70-27, also 72.2% Preview-Genauigkeit.

Für die kommende Woche sieht das Ranking fünf Spiele über 10 Punkte Differenz. Aber es gibt auch das bislang knappste Matchup des Jahres: Pittsburgh vs. LA Chargers. Wir müssen in die vierte Nachkommastelle gehen um zu entdecken, dass Pittsburgh mit 0.0003 Punkten favorisiert ist.

Zuletzt war die Super Bowl 2010/11 zwischen Packers und Steelers knapper, wenn ich die Metriken dieses Rankings als Grundlage nehme.

Wahrscheinlichkeiten - Woche 13

7 Kommentare zu “NFL Power Ranking 2018 – Woche 12: Die „Hue Line“

  1. Bitter für Carolina, ja.

    Aber die Seahawks haben eine exzellente 3-Down-Defense und sind auch in der Redzone gut. Carolina hat ja nicht freiwillig auf die Punkte verzichtet. Das finde bei solchen Analysen immer kritisch. Denn das Scheitern des einen ist ja auch in vielen Fällen die Stärke des anderen.

    Und was man auch nicht vergessen darf: Wilson hat eine perfekte zweite Halbzeit gespielt. Und anders als bei Newton, wo kaum ein langer oder schwieriger Wurf dabei war, sondern viel beneidenswert gutes Kurzpass-Gewichse, hat Wilson sämtliche Clutch-Throws gemacht. Der Touchdown auf Moore, der vom Corner gehalten wurde, fiel dem Receiver nach über 40 Yards in der Luft in die Armbeuge der Außenschulter. Seattle Defense hielt nicht, aber: Seattle hat die letzten fünf Ballbesitze gescort Auswärts. Ich finde, natürlich geblendet von der Parteilichkeit: das war ein krachender Sieg. Den Seahawks sich alleine deshalb verdient haben, weil sie mehrmals einen Rückstand drehten und – nicht zu vergessen – zweimal gegen die Rams nur um Haaresbreite verloren.

    Zwei Key-Learnings:

    Carolina hat geile Plays. Ich war nie ein Newton-Fan, aber der war bis auf eine Ausnahme echt gut. Selten so ein kreatives Laufspiel gesehen. Bin immer noch begeistert.

    Ich hoffe, dass der Sieg die Carroll und Schrotty etwas für den Pass sensibilisiert: Wilson muss früher werfen. So ist jeder Pass von ihm – gefühlt – Do or die im dritten Down.

    Ansonsten: Wie immer ein Genuss, der morgendliche Besuch bei dir im Blog.

  2. Ganz unten bei den Wahrscheinlichkeiten für Woche 13 steht Tennessee gegen die Giants. Die spielen allerdings gegen die Jets.

    Ist das nur ein Schreibfehler oder ändert sich dadurch etwas bei den Siegwahrscheinlichkeiten?

  3. du hast bei den Wahrscheinlichkeiten zweimal die Giants drin:D
    müssten wohl einmal die Jets sein oder?

  4. Pingback: Frühstückseier am Freitag | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  5. Die 9ers auf 27 haben spannende Effizienz Zahlen (ich nehme wg. leichterer Einordnung die Ranks, nicht die direkten Stats btw %)
    Off (Pass/Run): 19/19
    Def (Pass/Run): 12/4

    Off (Int/Fumb): 28/32
    Def (Int/Pen): 32/32

    Die regressionsanfälligen Statistiken im Keller und die Offense mit schlechtem BackUp-QBs im Mittelfeld. Das sieht in deinem Power-Ranking besser für die Niners aus, als sichs gerade angefühlt hätte.
    Nächster Draft bitte: DE, CB, CB, DE oder +1 WR nach Trade down.
    Mit McKinnon und Jimmy GQ wird das Passpiel belebt.

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