Die beiden #1 Seeds wurden am Sonntag eliminiert – es waren auf die #1 und #2 in meinem Power-Ranking.
Wir erleben am 3. Februar also das Endspiel zwischen den New England Patriots und den Los Angeles Rams. Beide setzten sich in knappen Halbfinals durch, die auch gerne anders ausgehen hätten können.
Doch beide sind keine Zufalls-Finalisten. Die Rams waren lange Zeit in dieser Saison der Favorit auf den NFC-Top Seed, und über die Patriots, bei all ihren Flauseln im abgelaufenen Herbst, haben wir vor Jahren gelernt, dass sie abzuschreiben der Kardinalsfehler ist, den es zu vermeiden gilt (ich bin letzte Woche drauf reingefallen, im Semifinale nicht mehr).
Hier die Trendlinien der beiden Mannschaften mit den Werten im Power-Ranking über den Verlauf der Saison:
Das eine fällt natürlich sofort auf: Während die Heißstarter der Rams nach ihrer Blüte Mitte November merklich abgekühlt sind, laufen die Patriots zur richtigen Zeit in Hochform auf und sind mit ihren Monster-Performances gegen Chargers und Chiefs in den Playoffs so gut drauf wie das ganze Jahr noch nicht.
Das Power-Ranking sieht sie heute sogar als den Favoriten für das Endspiel an – und zwar genau als Favorit mit 0.1 Punkten! New England 50.3% Sieg-Wahrscheinlichkeit, L.A. Rams 49.7%. Das ist nicht die knappste Superbowl-Paarung, die wir hatten:
- Super Bowl 2011 Packers vs. Steelers (Packers mit 50.00004%)
- Superbowl 2012 Giants vs. Patriots (Giants mit 50.008%)
- Superbowl 2019 Patriots vs. Rams (Patriots mit 50.3%)
Es wird ein Endspiel der Gegensätze: Die 66-jährige Headcoach-Legende Belichick gegen den halb so alten Jungspund Sean McVay, der trotz horrender 4th-Down Strategie als Rollenmodell für gegenwärtige aufstrebende Coaches gilt. Der 41-jährige QB Brady, einst aus der 6ten Runde Draft zum Superstar geworden, gegen den 24-jährigen QB Jared Goff, #1-Draftpick 2016, der seine Brötchen als funktioneller „System-QB“ McVays verdient.
Es ist auch das Aufeinandertreffen zweier Chamäleon-Offenses: Die Patriots können alles und sich jede Woche neu erfinden, sind dieses Jahr aber auf 21-Personnel und schwereres Personal fokussiert, während die Rams fast das ganze Jahr aus 11-Personnel (letzte Woche 31% aus 12-Personnel) operieren, die Spielzüge dabei allerdings bis zum allerletzten Moment gleich aussehen, ehe sie sich urplötzlich verformen.
Offensiv-Trend: Los Angeles Rams
Schauen wir nachfolgend einen Moment auf den Saisonverlauf von Rams und Patriots – in jeweils zwei Graphen für Offense und Defense der beiden Teams. Der jeweils erste Graph markiert die Success-Rates, der jeweils zweite die EPA/Play. Die blaue Linie markiert dabei das Passspiel, die orange das Laufspiel. Gestrichelte Linien sind die lineare Trendlinie.
Die zugehörigen Tabellen mit weiteren Werten wie Total-Offense, Anzahl der Snaps und Yards/Play habe ich unten im Anhang reingepackt.
Bei den Rams sehen wir tatsächlich einen leichten Rückgang der Effizienz mit zunehmendem Saisonverlauf. Dieses Effizienzproblem ist eher auf das Passspiel denn auf das Laufspiel zurückzuführen.
Auffallend an den Leistungskurven: Lauf und Pass kompensieren sich recht gut. In Spielen mit schlechter Passing-Offense glänzt die Rushing-Offense, und umgekehrt. So steril die Offense seit Dezember oft wirkte, gab es im Prinzip nur ein richtig verwachstes Spiel – das Sunday Night Game in Chicago kurz vor Weihnachten.
Offensiv-Trend: New England Patriots
Die Kurve der Patriots-Offense sieht wilder aus, doch ihr insgesamter Trend zeigt relativ deutlich nach oben. Das kennen wir bereits aus den letzten Jahren: Langsamer Saisonstart, doch mit zunehmendem Spielverlauf findet sich die Offense immer besser.
New England hatte nur drei desaströse Offensiv-Auftritte: Im Tennessee-Spiel und im jeweils zweiten Buffalo- und Miami-Spiel (dem mit dem Wunder-Return). In den Playoffs waren die Patriots dann zwar lauflastig unterwegs, aber nach Passing-Effizienz trotzdem jeweils über ihrem Saisonschnitt von 0.20 EPA/Pass.
Defensiv-Trend: Los Angeles Rams
Als recht aufschlussreich könnte man den Defense-Graph der Rams bezeichnen: Die Rushing-Defense wurde mit zunehmendem Saisonverlauf immer stabiler, lieferte in den Playoffs zwei fantastische Performances mit jeweils unter 3 Yards/Carry und Success-Rate größer als 64% ab, was exzellente Werte sind. Die Passverteidigung hat einen wilderen Ritt hinter sich: Bis Saisonmitte war man sehr heiß/kalt. In den letzten Wochen stabilisierte sich die Pass-Defense auf mittelgutem Niveau.
Der Trend das Passverteidigung ist insgesamt relativ stabil, doch der heimliche Star ist die Lauf-Verteidigung, die 5 ihrer besten 6 Vorstellungen in den letzten acht Wochen hatte.
Defensiv-Trend: New England Patriots
Wenn du mir so einen Graphen wie jenen der Patriots-Defense gibtst, dann würde ich aus ihm herauslesen: Gelingt der Gameplan – super. Misslingt er – scheiße. Das klingt banaler als es ist. Die Performance-Kurven von Pass- und Laufdefense gehen erstaunlich synchron Hand in Hand. Ist die Passing-Defense stark, ist auch die Rushing-Defense stark, und umgekehrt.
Was in den Playoffs fantastisch funktionierte: Die Passverteidigung, die die beiden Monster-Offenses von Chargers und Chiefs erstaunlich gut in Schach halten konnte.
Damit zum Power Ranking – nicht vergessen, unten im Anhang habe ich noch die Leistungstabellen drangehängt.
Und so liest sich das ganze: Die erste Sektion (WP | E16) beschreibt die Stärke der jeweiligen Mannschaft. WP entspricht der Siegchance der jeweiligen Franchise gegen eine standardisierte, durchschnittliche NFL-Franchise, E16 ist WP hochgerechnet auf 16 Spiele (WP*16 = E16). Die zweite Sektion (SOS | Rs) beschreibt die Stärke des Schedules und die Platzierung des Schedules. OFF ist die Platzierung der Offense, DEF die Platzierung der Defense. Fett gedruckte Teams stehen noch in den Playoffs.
Hier noch die Übersichten der vier großen Units in der Superbowl 2019 Woche für Woche in tabellarischer Form:
Ich verstehe gerade nicht, warum die Rams eine niedriger WP haben,aber sonst in allen Bereichen besser sind als die Pats.
@Klappflügel: Strafen und Special Teams