Date mit Corona, Date mit alten Bekannten – NFL Woche 5

Das zweite NFL-Saisonviertel beginnt heute mit dem Donnerstagnachtspiel Tampa Bay Buccaneers (3-1) @ Chicago Bears (3-1), Brady gegen Foles (da war doch mal was?), aber die Schlagzeilen im Vorfeld gehören einem anderen Thema.

Coronavirus und die NFL, Woche 5

Und zwar mal wieder Corona bzw. Covid. Die Tennessee Titans kommen nicht zur Ruhe. Gestern wurde ein unerlaubtes gemeinsames Training einiger Titans-Spieler am 30. September bekannt. Die Einheit wurde nicht auf dem Titans-Komplex abgehalten, sondern auf dem Footballplatz einer nahen Privatuni in Nashville und sie fand statt, während das Titans-Headquarter wegen mehrerer Corona-Fälle abgeschottet wurde.

QB Ryan Tannehill soll auf jeden Fall dort gewesen sein. Die Details gibt es hier. So bedeckt wie sich die Verantwortlichen geben, könnte da noch mehr folgen. Bis jetzt wurde keine aktive Rolle bei Headcoach Mike Vrabel nachgewiesen, auch wenn es schwerfällt zu glauben, dass eine solche Aktion gänzlich ohne Wissen der Coaches stattfinden konnte.

Es ist noch nicht ganz klar ob die NFL das verschobene Spiel gegen die Steelers jetzt am grünen Tisch entscheidet und den Titans weitere Strafen in Form von Salary-Cap-Abzügen oder Streichung von Draftpicks aufoktroyiert. Es ist ein Präzedenzfall, aber ohne ein Statement öffnet die NFL die Büchse der Pandora – und bislang wurde niemandem aus der Teamführung etwas nachgewiesen. Nur den Spielern.

Bis jetzt wurde öffentlich weniger auf jene Team-Leitung, mehr auf die Spieler (und den Journalisten Paul Kuharsky, der es aufgedeckt hat) draufgehackt. Dabei bleibt die Rolle der NFL mit ihrem Hick-Hack um Stattfinden oder Absage der Titans-Partie am Sonntag 04.10. auch ein bissl suspekt. Spielen ohne Training ist auch schwierig. Man hätte das Spiel frühzeitig absagen sollen, wenn Training eh verboten war.

Kuharsky hier in einem Interview wie er damit umgeht, dass die Fans ihm nun die Hütte abfackeln, das Verhalten der Spieler öffentlich gemacht zu haben.


Corona – die nächste: Pats-CB Stephon Gilmore ist der nächste Star, der positiv auf Covid getestet wurde. Die nächsten Patriots-Spiele stehen damit auf der Kippe – Cam Newton befindet sich ja noch in Quarantäne. Und vielleicht zieht das Ding noch weitere Kreise: Gilmore wurde u.a. am Sonntag beim Umarmen von Patrick Mahomes fotografiert… der Verschwörungstheoretiker vermutet bereits next Level Belichick:

Es werden jetzt immer mehr Rufe nach einer Unterbrechung der Saison laut, bzw. nach einem Strecken der Saison – mit eingebauten Bye-Weeks um eventuelle Corona-Ausbrüche besser abfangen und kompensieren zu können. Wie genau der NFL-Plan lautet, ist noch nicht bekannt.

Was dagegen gestern bekannt wurde: Den Miami Dolphins wurde auf Anordnung des republikanischen Florida-Gouverneurs Ron De Santis, einem Trump-Spezl, ab sofort wieder volle Stadionkapazität für Heimspiele erlaubt: 65.000 Fans pro Spiel. Interessanterweise kündigte das Team aber sogleich an, beim nächsten Heimspiel am 25. Oktober trotzdem nur 1/5 der Karten auszugeben.

Hurrikan vom Montag

In der Region um New Orleans braut sich ein Hurricane zusammen, weswegen das Monday Night Game der Saints gegen die Chargers möglicherweise nach Indianapolis verlegt werden könnte.

Spiel von damals, Spiel von heute

Also ab 2h20 Bears – Buccs. Zwei Teams mit 3-1 Bilanz, aber sie könnten sich nicht unterschiedlicher anfühlen. Während Tampa Bay in den bisherigen Spielen den Eindruck hinterließ, dass man sich zwar manchmal schwertut, aber dass da jederzeit ein Gang hochgeschaltet werden kann, wurstelten sich die Bears zu drei Siegen gegen unterirdische Defenses, inklusive eines bereits vollzogenen Quarterback-Wechsels von Mitchell Trubisky auf Nick Foles.

Das Spiel ist das erste Wiedersehen von Foles und Tom Brady seit der atemberaubenden Superbowl 2018, als sich die beiden den epischen Shootout lieferten, der heute rückwirkend auch eine Art Kickoff für „Analytics als Massenphänomen“ steht.

Analytics, oder früher noch Mathletics genannt, war schon in den 10-15 Jahren davor in vielen Kreisen bekannt und auch in der NFL genutzt. Doch mit jener Superbowl und den beiden hyper-aggressiven Teams explodierte zumindest in meiner Blase das Interesse für Analytics raus aus einer Randgruppe.

Vorher wurdest du zumeist verspottet, wenn du Early-Down Passing und ausgespielte 4th Downs gefordert hast. Jetzt bist du abgestempelt, wenn du Analytics verspottest – und am letzten Sonntag lieferte Scott Hansen im Redzone Channel einen Vortrag, warum man nach Verkürzen auf 8 Punkte Rückstand eine 2-pts Conversion ausspielen sollte. Mehr Mainstream für ein freakiges Rand-Thema geht fast nicht mehr:

Egal, was Brady und Foles in ihrem Leben sonst geleistet haben: Jene Superbowl 52 allein hätte für mich gereicht für meine kleine persönliche Hall of Fame. Kurz danach kam das NFLscrapR Package heraus – ein Analytics-Startschuss für den Mainstream, der zahlreiche neue Minds wie Sean Clement, Timo Riske/PFF_Moo oder Daniel Houston zutage brachte und die eh schon starken Analytics-Departments in einigen Front-Offices und Medienzentralen aufmischte und ergänzte. Die Welt ist seither eine bessere.

Aber ich schweife ab. Zurück zum heutigen Spiel.

Bears – Buccaneers

Die Buccs sind noch ein bissl schwierig zu greifen. Ihre Defense ist die #2 nach EPA/Play, aber wir können noch nicht so viel auf diese Metrik geben. Viel mehr lässt sich über die Offense sagen:

Man kann langsam feststellen: Es ist keine Tom-Brady-Offense, sondern eine Bruce-Arians-Offense. Steven Ruiz hat es schon runtergebrochen: Look&feel und Routenkonzepte sind dieselben wie in der Vergangenheit. Und auch wenn Brady schon zwei Pick-Sixes geworfen hat, spielt er eine bislang sehr gute Saison.

Ganz einfach hatte es Brady bis jetzt auch noch nicht: Der eine Superstar-WR Chris Godwin fehlt seit Wochen und wird auch heute Nacht wenn überhaupt, dann angeschlagen spielen. Der andere, Mike Evans, war am Sonntag merklich limitiert – scheint aber trotzdem bereits eine gute Connection zu Brady zu haben. Und jetzt verletzte sich auch noch TE O.J. Howard und fällt mit Achillessehnenriss wohl den Rest der Saison aus.

Bradys Receiver-Corps für heute Nacht damit: Howard auf IR, Godwin/Evans/Gronkowski/Scotty Miller/Watson/Fournette alle questionable.

Ob das den Bears hilft? Ihr eigener #1 WR Allen Robinson spielt eine phänomenale Saison, aber das Quarterbacking ist zu inkonstant. Dass nun Foles anstelle von Trubisky spielt, ist nur gut, doch Foles ist wie wir wissen ein „streaky QB“: Mal läuft er heiß, mal läuft er gar nicht.

Weil die Bears mit einem limitierten Defense-Leader Khalil Mack heute Nacht nicht viel Spielraum für Fehler haben, muss Foles zwingend einen seiner guten Tage auspacken, wollen die Bears hier eine Chance haben.

Das sehen auch die Wettbüros so: 3.5 Punkte Favoritenstellung für Tampa – und das als Auswärtsteam.

2 Kommentare zu “Date mit Corona, Date mit alten Bekannten – NFL Woche 5

  1. War ne enge Kiste im Sinne, dass die eine Defense etwas mehr Druck ausüben konnte wie die andere und den entscheidenden Anteil zum Sieg beitrug.

  2. Spoiler:








    Buccs überlegen bei 4th&1 und 16-17 Rückstand noch nichtmal, ob sie ausspielen sollen, sondern schießen überzeugt ein Fieldgoal. Und verdienen sich nicht nur damit, aber *vor allem damit* die Pleite.

    Es war eine extrem vermeidbare Pleite.

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