Wo hebt sich Adrian Peterson vom Rest der Liga ab?

In weniger als 2% seiner Snaps.

Let me explain.

Die NFL hat in der Saison 2015/16 insgesamt 11.926 „reguläre“ Laufspielzüge angesagt. Das ist eine Zahl, in der alle QB-Kneeldowns, alle QB-Scrambles, alle Two-Point Conversions und alle durch abgelehnte Penaltys ungültigen Spielzüge exkludiert wurden.

Diese 11.926 Run-Plays erzielten insgesamt 49.028 Yards Raumgewinn, oder 4.11 Yards pro Carry. Sie führten 2.593 Mal zu 1st Downs und davon 345 Mal zu Touchdowns. Das ist eine 1st-Down Quote von 21.7% oder eine TD-Quote von 2.9%.

Der Median für Laufspielzüge betrug 3 Yards.

Der Median für Laufspielzüge beträgt jedes Jahr 3 Yards.

Der Median für Laufspielzüge von Rushing-König Adrian Peterson beträgt 3 Yards.

Der negativste „reguläre“ Lauf der NFL-Saison ging für -12 Yards. Damit eröffnete der Panther Corey Brown das zweite Viertel gegen die Green Bay Packers. Den zweitschlechtesten Lauf der Saison hatte Patriots-RB Dion Lewis im ersten Viertel gegen Washington für -11 Yards. Den längsten Lauf der Saison hatte Lamar Miller von Miami beim Kantersieg über Houston. Er ging über 85 Yards. Zweitlängster Lauf des Jahres: Doug Martin beim Kantersieg der Buccs über Philly: 84 Yards.

Aber die Extreme sind nicht das täglich Brot der Runningbacks. Sie bewegen sich in einer bemerkenswerten Konstanz in der Region um die Anspiellinie herum. Wenn wir ein Histogramm dieser 11.926 Rushing-Plays drucken, sehen wir folgende Verteilung:

Verteilung Rushing Plays, NFL 2015

Über 7 von 10 Laufspielzügen bewegen sich im Rahmen zwischen 2 Yards Raumverlust und 5 Yards Raumgewinn. Wir haben nun also die Verteilung des durchschnittlichen NFL-Läufers aufgezeichnet, der kein Quarterback ist und der keine 2pts-Conversion gespielt hat.

Stellen wir dem gegenüber nun also den besten Rusher der Liga: Adrian Peterson von den Vikings, bei dem wir uns phasenweise in dieser Saison einig waren, dass er den Angriff von Minnesota in Ermangelung eines ernst zu nehmenden Passspiels getragen hat:

Adrian Peterson gegen den Rest, 2015

Die Ähnlichkeit ist frappierend. Peterson hatte dieses Jahr 327 Carries für 1.485 Yards (4.5 YPC), 11 Touchdowns (3.4%) und 72 First Downs (22%).

14.2% von Petersons Läufen gingen für Raumverlust (Liga-Schnitt: 11%).
22.2% seiner Runs erzielten null oder weniger Yards (Liga-Schnitt: 21%).
77.8% seiner Runs erzielten 1 oder mehr Yards (Liga-Schnitt: 79.1%).
26.2% seiner Runs erzielten mehr als 5 Yards (Liga-Schnitt: 25.2%).
10.8% seiner Runs gingen für mehr als 10 Yards (Liga-Schnitt: 9.1%).
3.1% seiner Runs erzielten mehr als 20 Yards Raumgewinn (Liga-Schnitt: 2.3%).

Und schließlich: 1.8% seiner Läufe, insgesamt 6, waren richtig große Läufe über 30 Yards. Der durchschnittliche Runningback der Liga schafft das in 0.9% seiner Runs. Damit ist Peterson doppelt so gut wie der durchschnittliche Runningback…

…oder man kann es auch anders sehen: Genau 0.9% der Laufspielversuche unterscheiden den großartigen Peterson von der grauen Liga-Masse. Das sind auf 327 Carries ausgelegt genau 3 Plays über die gesamte Saison.

Nehmen wir eine etwas größere Testmenge und schauen auf die Läufe über 10 Yards, so ist Petersons Vorsprung gegenüber dem durchschnittlichen Runningback 1.6%. Das sind auf 327 Versuche etwa 5 Plays.

Also: Peterson hat im Verlauf einer Saison etwa 3 wirklich großartige Runs mehr als ein durchschnittlicher Back. Und er hat rund 5 sehr gute Versuche mehr als ein durchschnittlicher Back.

Das alles, ohne dass wir Downs, Offensive Lines und Qualität der Gegner angeschaut haben. Wir schauen nur auf die blanken, nicht adjustierten Zahlen. Trotzdem ist der Unterschied zwischen dem anerkannt besten und einem durchschnittlichen Back in der NFL in nicht einmal 2% der Run-Plays ausgemacht. Oder anders: Der Unterschied zwischen einem 14 Mio/Jahr Vertrag und einem 1.29 Mio/Jahr Vertrag.

Aus reiner Laune seien hier noch zwei andere der spektakulären Backs des abgelaufenen Jahres aufgeführt, Doug Martin von den Buccs und Todd Gurley von den Rams. Ganz unten habe ich eine Tabelle zum Vergleich dieser drei Runningbacks und dem Liga-Durchschnitt angeführt.

Doug Martin gegen den Rest, 2015.png

Bei Martin fällt auf, dass sein Modus („Mean“) nicht wie bei Peterson oder dem Liga-Schnitt bei 2 Yards, sondern bei 3 Yards liegt. Sprich: Die meisten der Läufe von Martin gehen für genau 3 Yards. Damit ist seine Spitze leicht gen rechts, also positiv versetzt. Davon ab ist Martin mit Peterson fast 1:1 identisch.

Todd Gurley gegen den Rest, 2015

17% von Gurleys Läufen gehen für 3 Yards. Also auch hier: Sein Modus ist wie bei Martin im Vergleich zur Liga-Masse um ein Yards nach rechts versetzt. Bei Gurley wie bei Martin gehen genau 1/5 der Runs für keinen Raumgewinn oder Raumverlust (Peterson hier wie oben geschrieben 22.2%, also mehr).

Gurley punktet vor allem bei den Big-Runs: Satte 2.7% seiner Läufe gingen für mehr als 30 Yards. Gurley hatte wie Martin oder Peterson 6 Big-Runs über 30 Yards, aber Gurley brauchte fast exakt 100 Versuche weniger als Peterson. Unter diesem Aspekt kann man Gurleys „Rookie-des-Jahres“ Preis auch mit etwas anderen Augen sehen.

Hier noch die Übersichtstabelle, die die einzelnen Backs miteinander vergleicht. Die Ähnlichkeiten zwischen den einzelnen Top-Backs und dem Liga-Schnitt sind schon sehr auffällig:

Übersicht

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11 Kommentare zu “Wo hebt sich Adrian Peterson vom Rest der Liga ab?

  1. Sehr, sehr interessant! Liebe diesen Blog zu lesen. Vor allem die gut recherchierten Daten, Infos und Hintergründe.

    Was das Zahlenspektakel angeht, so ist AP knapp über dem Durchschnitt – hätte ich nicht vermutet. Dennoch finde ich, sind seine 14 Mio im Jahr gerechtfertigt. Denn – nackte Zahlen hin oder her – was AP in Minnesota trägt, vorangeht, pusht & wie sehr er unter Druck steht & was er für eine Strahlkraft besitzt (jede Defense rechnet mit dem Run-Spielzug), performt er ziemlich konstant & ziemlich stark.

    Sein Gesamtpaket für die Vikings beurteile ich daher für ihr Spiel als sehr wirkungsvoll & durchschlagend. Gerade seine Runs über 5 yds & 10 yds, die zwar nur 1% bzw. 1,7 % über dem Durchschnitt liegen, bewerte ich in seiner Lage als signifikant.

    Weill heißen: meiner Meinung nach würde in Minnesota kein Durchschnitts-RB an die Werte von AP rankommen & deswegen hebt er sich trotz ähnlicher Werte von üblichen RBs ab!

  2. Moin, ich finde den Artikel auch sehr interessant. Gibt es eigentlich aussagekräftige O-Line-Statistiken? Da es, je nach Blocking, für einen Runningback ja schon einfacher oder schwerer sein kann.

  3. Es macht imo auch einen Unterschied ob ich den RB oder das Running Game bewerten möchte. Ich halte average Yards per Carry für eine der nutzlosesten Statistiken die es gibt um den RB zu bewerten(wie sich auch grade wieder zeigt).
    footballfocus hatte da von nem Jahr mal ne coole Artikelserie: Take away his x best/worst passes/runs and he is average.

    Müsste ich nen Metrik entwerfen die RBs bewertet würde ich z.B. median aller Läufe >0,1 yards, denn negative Läufe verursacht zu 99% die O-Line, da kann der RB wenig dafür. [Das kann auch locker sinnlos sein, wenn die statistik nur volle yards zählt, dann landet man eh wieder bei 3 yards]
    Außerdem überlege ich ob man nicht die kurzen screenpässe dazuzählen sollte, das sind auch meist als pass getarnte läufe.

  4. Müsste die prozentuale Aufteilung nicht zusammengerechnet 100% ergeben oder bin ich da falsch? 😀

  5. Nein, das habe ich schlecht bzw. gar nicht erklärt.

    Kleiner null + Null + größer Null = 100%, da hier alle Carries enthalten sind.

    Alle anderen Zahlen sagen bloß noch z.B. „Größer 5“ = 25%, also sind implizit 75% kleiner als 5. Die kannst du nicht mehr kumulieren.

  6. @blub: Wenn ich alle negativen Läufe und alle Läufe für 0 Yards exkludiere, lautet der Median für die einzelnen Betrachtungssubjekte wie folgt:

    Ligaschnitt = 4
    Peterson = 4
    Martin = 4
    Gurley = 3

  7. spannend – da muss man ja fast überlegen, ob nicht andere Werte AUsschlaggebender sind bei der Auswahl des Running bakcs -Fumble Anfälligkeit könnte ich mir Vorstellen….

  8. Yeah, hatte ich mir schon gedacht. Für sowas ist die Auflösung nicht gut genug.

    Weitere mögliche Indizien, die ich mir vorstellen kann wie bei den Rundowns die verhältnisse in der Box aussahen. AP läuft sehr häufig gegen eine 8+ Mann Box ohne relevanten QB. Sowas findet man aber auch nirgens.
    Alles nicht so einfach.

  9. Ich finde das Argument von JD sehr interessant, gibt es denn eine Statistik die die Arbeit der O-Line mit einbezieht? Weiß das jemand ?

  10. Eine interessante (sportliche) Beurteilung. Wobei drei Big Plays drei Spiele kippen können und somit der Unterschied bzgl der Playoffs sein können. Auch nicht zu vergessen: Die Einnahmen des Clubs wegen ihres Celebrity RBs: Tickets, Merchandising, etc. Sofern der gute AP nicht gerade negative Schlagzeilen macht…

  11. Pingback: Was ich an der Strategie der Gettleman-Giants schätze | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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