Das Wort zum Sonntag

Guten Morgen,

die Schlagzeilen unter der Woche schrieben sich bei den Fällen Reuben Foster und Kareem Hunt von allein. Der Unterschied in diesen beiden Fällen ist der gleiche Unterschied wie zwischen den begnadigten Frauenschlägern und dem Hymnenprotestler Colin Kaepernick: Die NFL reagiert nur dann, wenn ihr wirtschaftlicher Schaden droht.

Und der droht genau dann, wenn Trump auf die Agenda kommt oder sich Teile der Bevölkerung von ihrem Produkt abwenden. Kaepernicks provozierter Aufschrei war laut genug, dass die NFL reagierte. Frauenschläger dagegen finden (wie auch der Kinderschläger Adrian Pederson) zu wenig oder keine abweisende Resonanz – doch der Fall Foster war immerhin stark genug um im Fall Hunt eine Entlassung zu erzwingen.

Was das alles über die NFL aussagt, denke ich wissen wir – genauso gut, wie wir wissen, dass sich die NFL ohne Druck von außen nicht ändern wird. Doch wir können alle mal einen Moment darüber nachdenken, was die Handlungen der NFL über uns aussagen – insbesondere dann, wenn die NFL wie oft betont nur rational ihre Rechnung macht – und dabei richtig rechnet.

Die Lösung, die NFL zum Umdenken zu zwingen, liegt auf der Hand: Nichts mehr kaufen, am Sonntagabend nicht mehr einschalten, die NFL zu ignorieren. Doch wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir alle, dass wir das nicht mehr tun werden. Und so sind wir alle kleine Räder in dieser unappetitlichen Geschichte.

Die offenen Fragen in dieser Geschichte für mich sind andere: Man verlangt von der NFL, investigativer vorzugehen. Doch ist nicht diese Vorstellung noch beängstigender – dass ein privater Apparat sich Daten erkaufen kann, die nur die Judikative was angehen sollten? Und warum hat diese, die in Form der Polizei von Cleveland vor Ort war, nichts unternommen?

Es gibt jedoch die eine Hoffnung: Fälle wie Ray Rice, Foster und Hunt sorgen dank derber Bilder dafür, dass dieses alltägliche Problem „Gewalt an Frauen“ präsent bleibt. Nur so lässt sich der Prozess der fortschreitenden, verbreiteten Ächtung der Schläger fortsetzen. Jeder kleine Aufschrei ist ein kleiner Schritt zur Verbesserung der Situation.

Spiele von heute

  • Atlanta Falcons – Baltimore Ravens (19h)
  • Cincinnati Bengals – Denver Broncos (19h)
  • Detroit Lions – Los Angeles Rams (19h)
  • Green Bay Packers – Arizona Cardinals (19h)
  • Miami Dolphins – Buffalo Bills (19h)
  • New York Giants – Chicago Bears (19h)
  • Tampa Bay Buccaneers – Carolina Panthers (19h)
  • Jacksonville Jaguars – Indianapolis Colts (19h)
  • Houston Texans – Cleveland Browns (19h)
  • Tennessee Titans – New York Jets (22h05)
  • Oakland Raiders – Kansas City Chiefs (22h05)
  • New England Patriots – Minnesota Vikings (22h25)
  • Seattle Seahawks – San Francisco 49ers (22h25)
  • Pittsburgh Steelers – Los Angeles Chargers (02h20)

Was sollte man angesichts der unappetitlichen Geschichten rundherum über den Spieltag heute noch schreiben? Die 19h-Schicht bringt zwei attraktive Paarungen in Atlanta-Baltimore und Houston-Cleveland, wo drei der jungen QB-Wilden auflaufen – Lamar Jackson (Ravens), Deshaun Watson (Texans) und Baker Mayfield (Browns).

Ab 22h spielen die sehr effizient blitzenden Minnesota Vikings in New England, wo man QB Tom Brady in dieser Saison eine neue Schwäche gegen jegliche Form des Blitzes nachsagt. Und die Chiefs laufen in Oakland erstmals ohne Starting-RB Hunt bei den Raiders auf – viel merken wird man von der Absenz höchstwahrscheinlich nicht. Vielmehr könnte sich die Hunt-Entlassung langfristig für die Chiefs sogar auf makabrere Weise lohnen, da sie nun nicht mehr in die Bedouille geraten, mit ihrem Runningback teuer zu verlängern.

Das Nachtspiel ist Steelers vs. Chargers – QB Roethlisberger gegen QB Rivers, die beiden Star-QBs aus dem NFL Draft 2004. Man kann an der Stelle noch einmal erinnern, dass auch Roethlisberger im Laufe seiner Karriere die eine oder andere unschöne Frauengeschichte geschrieben hat. Dem Vernehmen nach hat sich Big Ben zu einem grundsoliden Bürger entwickelt.

Playoffs galore

Wichtig am heutigen Tag auch: Die Entscheidung über das Playoff-Quartett im College-Football. In den letzten Jahren war die Verkündung des Komitees stets zwischen 17 und 18 Uhr – rechtzeitig vor dem NFL-Start.

Ich spoilere an dieser Stelle keine Ergebnisse von heute Nacht. Ich möchte aber ankündigen, dass Christian Schimmel und Kollegen einen Google-Hangout veranstalten, in dem mehrere deutsche Football-Podaster die möglichen Szenarien durchdiskutieren werden. Der Hangout wird gegen 12h beginnen und auf dem Der-Draft Kanal abgehalten.

5 Kommentare zu “Das Wort zum Sonntag

  1. Besser als Steve Keim vor ein paar Jahren kann man es nicht zusammenfassen: https://twitter.com/Cardschatter/status/590962616522002432

    Den meisten Fans und Zuschauern ist die Unterhaltung leider wichtiger als die Ethik hinter der Maschinerie, sei es die NFL, der Weltfußball oder meinetwegen auch das IOC, allerdings sehe ich auch nicht, dass sich das in näherer Zeit ändern könnte, die wenigsten sind so konsequent, dass sie auf den Sport verzichten.

  2. Das ist wohl zutreffend und mal ehrlich, wer schaltet hier nicht mehr ein aus genau diesem Grund? Weder der Autor noch die Kommentatoren.

    Ich bin allerdings auch der Meinung, dass die NFL sich besser verhalten könnte und nicht nur reaktionär bei Druck. Ihre jetzige Haltung wird sich irgendwann rächen (die NBA kennt das aus den 60ern/70ern). Es hilft nicht ewig gutes Image zu predigen.

    Wie immer fängt der Fisch am Kopf an zu stinken. Das betrifft Goodell genauso wie einige Owner. Ekelhaft wie da um einen Wichser wie McNair getrauert wird.

    Es ist ja nicht nur dieser Fall wo sich die NFL immer wieder dämlich anstellt. Das gilt genauso für Drogen, Doping, CTE, Menschenrechte. Man schafft es immer schlecht auszusehen und noch dämlicher als alle anderen Ligen.

  3. Wird nicht umsonst von amis als national felon leage genannt. Die nationale verbrecher liga produziert wohl die meisten Schläger und Drogensüchtige als die anderen profi Ligen.

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