NFL Preview 2020 – Indikatoren für Performance und Regression

Für heute mal ein Übersicht über die Performance- und Zufalls-Indikatoren der 32 NFL-Mannschaften im Vorfeld der NFL-Saison 2020/21. Ob es diese Saison geben wird, wissen wir freilich noch nicht, denn 2020 ist ein Arschloch.

Doch NFL-Football war schon immer ein Sport, der sehr von Zufällen abhing. Du kannst stark spielen, aber 5x Pech haben, und schon bist du statt 12-4 nur 7-9 und raus aus den Playoffs. Glück und Pech gleichen sich in einer kurzen 16-Spiele Saison nicht immer aus – wie das 2020/21 sein wird, wenn viele Kader dezimiert sein werden und es völlig unklar ist, welche Spieler Corona-bedingt kürzer oder länger, freiwillig oder unfreiwillig ausfallen werden, müssen wir erst sehen.

Übersicht

Hier mal die aus den letzten Jahren gewohnte Übersicht – unterteilt in Performance 2020 und Regressions-Indikatoren.

Performance (bessere Indikatoren sind grün markiert, schlechtere rot):

  • W-L = Win/Loss Record 2019
  • One Score = Bilanz in Spielen, die mit maximal 7 Punkten Differenz entschieden wurden
  • Punkte = Punkteverhältnis 2019
  • Wins = Siege 2019
  • Pyth = Pythagorean; er wird aus dem Punkteverhältnis errechnet. Die Zahl spiegelt die „theoretischen Siege“ wieder und gilt als wesentlich besserer Performance-Indikator als Siege.
  • Net SR% = Anzahl an insgesamt positiven Plays für die eigene Mannschaft in Offense und Defense.
  • Net EPA = Netto Expected Points Added in Offense und Defense für das Team.

Regressions-Indikatoren (je grüner, desto mehr Chance auf „natürliche Regression“, je roter, desto mehr Chance auf „negative Regression“):

  • WL vs. Pyth = um wie viele Siege hat die Mannschaft 2019 ihre Bilanz overperformt/underperformt?
  • One Score = %-Anzahl der Siege in engen Spielen, remis wird als 50% gewertet
  • TO = Netto-Turnover Bilanz
  • Hidden ST = Ranking von Football Outsiders
  • Fum% = Fumble-Glück 2019; wie viele Prozent der Fumbles hat die jeweilige Mannschaft in Offense und Defense recovert?
  • AGL = Adjusted Games Lost
  • SOS (F.O.) = Schätzung des Strength of Schedule aus dem Football-Outsiders-Almanac 2020

Siehe hier die Übersicht:

NFL Performance und Regression 2020

Was fällt auf?

Die Dallas Cowboys stechen als ein besonders unglückliches Team 2019 heraus. Sie hatten eine Pythagoreische Erwartung von fast 11-5 Siegen, gingen aber nur 8-8, weil sie alle ihre 5 knappen Spiele verloren. Sie hatten eine Super-Offense und konnten diese nicht nutzen; freilich hatten sie etwas Verletzungsglück, aber sie haben 2020 auch einen der schwächsten Schedules.

Die Cincinnati Bengals hatten mit 2-14 die übelste Saisonbilanz und den #1 Pick. Für heuer sind sie ein gewaltiger Regressions-Kandidat: Ihr Punkteverhältnis ließ bereits ca. 4.3 Siege erwarten, sie hatten -14 Turnovers und verloren alle ihre 7 knappen Spiele. Sie waren unglücklich bei Fumbles, Special Teams und Verletzungen – und spielen jetzt einen einfachen Schedule.

Ach ja, und: Anstatt mit einer Kombination aus Ryan Finley und einem abgesägten Andy Dalton geht man jetzt mit Joe Burrow an den Start. WR A.J. Green kehrt wohl zurück und der 2019-1st Round OT Jonah Williams ist erstmals einsatzfähig.

Die Packers dagegen sind ein Kandidat auf negative Regression: Sie waren 13-3, aber der Pythagorean deutete eher auf 10-6 hin. Sie waren 6-1 in engen Spielen, u.a. gewannen sie nur mit sehr viel Glück zweimal gegen Detroit (einmal mit QB David Blough). Sie waren +10 bei Turnovers, was schwer zu halten sein wird (was interessant ist, denn sie hatten relativ großes Pech bei Fumbles).

Was dabei gar nicht berücksichtigt ist: Dass Headcoach Matt LaFleur wohl eine ineffiziente Run-First Offense vorschwebt.

Spannend ist Washington: Letztes Jahr nach allen erdenklichen Metriken eine miese Mannschaft, aber bis auf das extreme Verletzungspech gibt es gar nicht mal viele Anhaltspunkte, dass es heuer so viel besser wird. Vielleicht muss man einfach hoffen, dass mit dem neuen Headcoach Rivera mehr Solidität zurückkehr, und dass QB Dwayne Haskins im zweiten Jahr den großen Sprung nach vorn macht.

Chargers? Letztes Jahr Pechvögel bei Ballverlusten, obwohl sie bei Special-Teams für einmal außergewöhnliches Glück hatten. Ihre Turnover-Bilanz muss sich einfach verbessern: Es wird nicht noch einmal -17 werden – nicht, weil 35% Fumble-Recovery nahezu unerhört ist, sondern auch weil QB Tyrod Taylor als sehr risikoavers gilt. Das allein sollte helfen.

Die Patriots dagegen sind Kandidaten für eine schwächere Saison – und dabei ist am wenigsten der QB-Wechsel von Brady auf Cam Newton „schuld“. Vielmehr ist es die extreme Turnover-Bilanz von +21, die quasi nicht wiederholbar ist.

Spannend sind die Ravens: Sie waren 14-2 und der Record war mit einem Pythagorean von 13.4 Siegen kein Fake. Selbst wenn eine 5-1 Bilanz in engen Spielen für etwas Glück sprach, gibt es bei Baltimore einige Anhaltspunkte, dass die Mannschaft stabil genug ist um auch 2020 ganz oben mitzuspielen.

Der einzige Faktor, der mich zweifeln lässt, ist die Kombination aus Turnovers und Spielsystem: Baltimore war 2019 häufig mit Vorsprung unterwegs und konnte sich damit auf erhöhtes Risiko beim Gegner verlassen und machte somit +10 Turnovers (u.a. auch 58% Fumble-Luck). Was passiert, wenn sie nicht mehr ständig „von vorne“ spielen können?

11-5 oder sogar 12-4 klingt möglich, aber erneut 14-2? Wäre da sehr vorsichtig.

Denver wird oft als Breakout-Kandidat genannt, weil die Broncos die Offense um QB Drew Lock mit einem potenziell fantastischen Receiving-Corps aufgemotzt haben. Aber die Stats sind eher verhalten: Es gibt kaum klare Hinweise, die für „gratis Regression“ sprechen – eher im Gegenteil. Die Broncos haben den 3t-schwersten Schedule der NFL nach Football-Outsiders, und dass sie noch einmal 59% der Fumbles am Feld recovern, ist auch eher unwahrscheinlich.

Soll die sportliche Bilanz deutlich nach oben gehen, braucht es entweder einen klaren Leistungssprung der Offense oder viel Glück mit Bilanzen in engen Spielen.

Spannend ist der Vergleich von Raiders und Giants: Beide waren fast identisch nach Pythagorean, aber die Raiders holten 7 Saisonsiege, während New York 4-12 ging. Nun hatte Oakland relativ ausgeglichenes Turnover-Glück, während die Giants mit -17 Turnover durchaus hoffen können, nächstes Jahr etwas mehr Fortune mit dem Ballglück zu haben.


So weit eine erste Einführung. Es gibt noch wesentlich mehr Faktoren, die in eine NFL-Projection einfließen. Und nicht vergessen, dass 2020 mit einem möglicherweise sehr volatilen Personal alles besonders muddy sein wird.

2 Kommentare zu “NFL Preview 2020 – Indikatoren für Performance und Regression

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