Houston Texans in der Sezierstunde

Stat Line 2012

Record        12-4    DP
Enge Spiele    5-0 
Pythagorean   10.2    (8)
Power Ranking   .578  (7)
Pass-Offense   6.6   (12)
Pass-Defense   5.8    (8)
Turnover       +12

Management

Salary Cap.
Free Agents.

Da spielst du die beste Saison deiner noch jungen Clubgeschichte (12-4, ein Playoffsieg) und doch sind irgendwie alle latent enttäuscht – Willkommen bei den Houston Texans dieser Tage. Die sehr schaumgebremste Freude über den zweiten Divisions- und Playoffsieg lässt sich für meinen Geschmack an drei Dingen festmachen:

  1. Die Laxheit, mit der man am Saisonende einen höheren Seed in der AFC vergeigte.
  2. Die drückende Überlegenheit der Patriots im Divisional-Playoffspiel.
  3. Die Erkenntnis, dass man ausgerechnet auf der QB-Position gut, aber eben nicht exzellent besetzt ist.

Und so hängt man in Houston momentan zwischen der Hoffnung, dass man noch drei Jahre „Fenster“ fürn Erfolg offen hat und der bangen Skepsis, dass dieses Team zu wenige Playmaker besitzen könnte um den Schritt nach ganz oben zu schaffen. Positiv zu vermerken: Auch 2012/13 hielt sich das Schreckgespenst Gary Kubiak mit Fehlentscheidungen im laufenden Spiel zurück.

Die Offense

Seit Kubiak den Kinderschuhen entwachsen ist, predigt der Mann eine Zonenblock-basierte Laufoffense, die auf Finesse aufbaut. Und genau so ist Houstons Offense mittlerweile gebaut: Die Offensive Line ist nach vielen unterirdischen Jahren mittlerweile eine der besten in der NFL, obwohl nur wenige hoch gedraftete Star-Athleten im Kader stehen. Kubiak baut eben auf intelligente, fußflinke Leute, die pfeilschnell eine Spielzugentwicklung lesen können. Letztes Jahr machte man allerdings eine Baustelle auf, entließ RT Eric Winston, der nicht angemessen ersetzt werden konnte. Houston wird auf dieser Position nachbessern müssen.

Die Running Backs dahinter sind gesetzt: Arian Foster ist nach seiner (zu?) teuren Vertragsverlängerung von 2012 auf Jahre an die Texans gebunden, und als Abwechslung fungiert Backup Ben Tate. Ersatz ist vorerst nicht gebraucht.

Das Passspiel ist immer noch um den nicht altern wollenden WR Andre Johnson gebaut, einen prototypisch gebauten 1,96m-Bolzen. Johnson ist aber auch gleichzeitig der einzige verlässliche Ballfänger (abgesehen vielleicht noch von TE Daniels). Houston machte über die Jahre quasi gar nix, um die Superwaffe Johnson umwas ähnliches wie einen „Receiving-Corp“ zu ergänzen. Wo Johnson jetzt die 30 überschritten hat, wird Nachbesserung zur Pflichtaufgabe für die Texans – und das nicht bloß in einfacher Ausführung.

Unangetastet dürfte der Quarterback bleiben: Matt Schaub. Schaub ist wirklich kein schlechter Mann und der Weg, den er gemacht hat, ist aller Ehren wert. Aber zuletzt wurden die Limits des Matt Schaub immer deutlicher: Kann das Spiel wohl nicht komplett allein in die Hand nehmen und hat auch nicht alle Würfe bis ins kleinste Detail drauf. Trotzdem ist Schaub die mit Abstand sinnvollste Alternative für Houston – ein hochbezahlter Einkauf oder ein Top-Rookie empfände ich als unnötigen Luxus. Gescheiter, du machst was, um in Titelnähe zu bleiben, solange dieser Spielerkern noch beisammen ist, und gibst Schaub ein paar Waffen und eine starke Defense.

Backup ist der junge T.J. Yates, der noch limitierter ist, aber zumindest die ganz großen Bolzen vermeidet und immerhin ein bisschen Erfahrung (sogar 2 Playoffspiele!) aufweisen kann.

Die Defense

Die sehr straighte 3-4 Abwehr von DefCoord Wade Phillips ist mittlerweile komplett um die Einmann-Abrissbirne DE #99 J.J. Watt gebaut, dessen Weltklassesaison einige Geschichtsbücher neu schrieb. Watt griff von der eigentlich unscheinbaren, weil reinen Wühlerposition „3-4 DE“ nicht nur häufig indirekt ins Geschehen innerhalb der Pocket mit ein, sondern er machte alles: Tackles für Raumverlust (u.a. ca. 20 Sacks), zu Boden geschlagene Pässe, provozierte Fumbles, QB-Hits, QB-Hurrys… Brian Burke verglich Watts „big play“-Impact auf das Spiel mit denen seiner Positionskollegen in der NFL:

Big Play-Impact der Defensive Ends 2012/13

Big Play-Impact der Defensive Ends 2012/13

Ohne Worte.

So genial Watt ist, so sehr fehlt es den Texans immer noch am Nose Tackle, der eine Offense Line in der Spielfeldmitte in Angst und Schrecken versetzen kann. Mit Jon Jenkins oder Jesse Williams gibt es dieses Jahr vielleicht zwei mögliche Kandidaten am Ende der ersten Runde im Draft.

Bei den Linebackers ist nach dem nicht enden wollenden Verletzungssorgen des ILBs Cushing und dem Abgang des zuletzt enttäuschenden OLBs Barwin Handlungsbedarf angesagt. Bei den OLBs ist man mit jungen Leuten wie Reed oder Mercilus nicht übel aufgestellt, aber ein dynamischer Allzweckathlet wäre schon was Feines.

Im Defensive Backfield verlor man zwar den grundsoliden S Quin, aber nach dem Einkauf des S Ed Reed sollte man zumindest gleichwertigen Ersatz haben, auch wenn man abwarten muss, inwiefern Reeds „Freelance“-Fähigkeiten überhaupt zu einem Wade Phillips passen. Der zweite Safety ist Danieal Manning, und vielleicht sollte Houston für die Zeit nach Reed schonmal via Draft einen jungen Zögling nachziehen. Cornerbacks sind maximal in der Breite zu verbessern.

Ausblick

Weil das Quarterback-Problem, das man an der Backe hat, kein richtiges Quarterback-Problem ist, bleibt den Texans in erster Linie das eine: Sie müssen den Kader um Schaub aufmotzen. Das bedeutet nach einer dezent zurückhaltenden Free Agency für den Draft:

  • Wide Receiver
  • Wide Receiver
  • Nose Tackle
  • Inside Linebacker

Weil Houston ein insgesamt sehr gutes Team besitzt, Kubiak zuletzt seine hirnlosen Play-Callings in der Crunch-Time aufgab und die AFC South eine erneut wachsweiche Angelegenheit zu werden scheint, dürfte Houston mal wieder als hoher Divisionsfavorit antreten und, obwohl etwas schwächer aufgestellt als in den letzten beiden Jahren, das Playoff-Ticket fast schon gelöst haben.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..